M E D I Z I N
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A3138 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 47½½½½23. November 2001
❃ Psychomotorische Geschwindig- keitstests mit Anteilen von Arbeitsge- dächtnis und Kodierungslernen, die in Normstichproben starke Alterstrends aufweisen,
❃ Tests zu Exekutivfunktionen (des Frontalhirns), wobei Umstellungsfähig- keit und sequenzielle Planungsfähigkeit etwas schwächer und mit weniger kon- sistenter Replikation betroffen sind.
Das schwierigste Problem bei der neuropsychologischen Beurteilung an- haltender Schäden durch MDMA ist die Bewertung der Intelligenz. Der prä- morbide (Verbal-)IQ wird bei schweren Ecstasykonsumenten oftmals niedriger eingeschätzt als bei Konsumenten an- derer Drogen, wie zum Beispiel Canna- bis (möglicherweise im Sinne einer prä- morbiden Zugangsselektion). Außer- dem werden deutliche Reduktionen der fluiden Intelligenz bei Ecstasykonsu- menten beschrieben (20). Darüber hin-
aus werden moderierende Einflüsse der prämorbiden Intelligenz auf die Mani- festation neurotoxischer Folgeerschei- nungen im gedächtnisabhängigen Lei- stungsbereich berichtet, was im Sinne einer höheren „neuronalen Reserve“
bei intelligenteren Personen interpre- tiert wurde (6).
Überzeugende direkte Zusammen- hänge der relevanten neuropsycholo- gischen Parameter mit den untersuch- ten biologischen Variablen wurden beim Menschen bisher nicht in repli- zierter Form berichtet (37). Allerdings bestehen indirekte Hinweise auf sub- stanzielle Zusammenhänge zwischen neuropsychologischen Befunden und psychiatrisch diagnostischen Ergebnis- sen, vor allem zum drogeninduzierten amnestischen Syndrom (75, 80).
Insgesamt weisen die neuropsycholo- gischen Ergebnisse zunehmend in Rich- tung einer durch wiederholten Ecstasy-
konsum verursachten dosisabhängigen Minderung neurokognitiver Leistungen als Ausdruck neurotoxischer Läsionen kortikaler und subkortikaler Systeme.
Es bleibt hingegen unklar, inwieweit prä- disponierende Faktoren, im Sinne eines Vulnerabilitätsmodells, das Ausmaß der Läsionen bedingen, beziehungsweise psychologische Risikofaktoren die be- schriebenen Störungen prägen (14).
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2001; 98: A 3132–3138 [Heft 47]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Jost Obrocki Kreiskrankenhaus Elmshorn Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Agnes-Karll-Allee
25337 Elmshorn
Staphylococcus aureus zählt zu den häufigsten bakteriellen Erregern von endemischen und epidemischen Infek- tionen im Krankenhaus. Infektionen durch diesen Erreger, der bei bis zu 80 Prozent der gesunden Bevölkerung zu- mindest intermittierend in der Nase nachweisbar ist, zeichnen sich durch ei- ne hohe Morbidität und Letalität aus.
In einer multizentrischen Studie wurden unmittelbar nach dem Nach- weis von S. aureus aus dem Blut Nasen- abstriche entnommen. Bei Nachweis von S. aureus auch aus der Nase wurden die Bakterienisolate molekular typi- siert und, falls vorhanden, zusätzlich auch mit den S.-aureus-Stämmen, die vom vermuteten klinischen Fokus der Infektion kultiviert wurden, verglichen.
Insgesamt wurden 723 S-aureus-Isolate von 219 Patienten mit einer S.-aureus- Bakteriämie in die Studie einbezogen und mithilfe der Pulsfeld-Gelelektro- phorese genotypisiert. Eine Analyse der Ergebnisse zeigte, dass bei 180 die-
ser 219 Patienten (82,2 Prozent, 95 Pro- zent-Konfidenzintervall: 76,4–87,1 Pro- zent) die Isolate aus dem Blut klonal identisch mit denen aus den Nasenab- strichen waren. Darüber hinaus waren die Blutkultur-Isolate auch zu 94,3 Pro- zent identisch mit den Isolaten, die vom vermuteten Fokus der Infektion kulti- viert wurden.
In einem zweiten, monozentrischen Studienansatz wurden S.-aureus-Isola- te aus Nasenabstrichen über einen Zeit- raum von fünf Jahren gesammelt. Diese wurden mit Blutkultur-Isolaten von Pa- tienten verglichen, die zu einem späte- ren Zeitpunkt eine Bakteriämie mit S. aureus entwickelten. Bei 14 von ins- gesamt 1 278 Patienten, die mit S. aure- us nasal besiedelt waren, wurde im Fol- gezeitraum (bis zu 60 Wochen nach nachgewiesener nasaler Besiedlung) ei- ne Bakteriämie mit S. aureus festge- stellt, wobei bei zwölf von diesen Pati- enten (85,7 Prozent, 95 Prozent-Konfi- denzintervall: 57,1–98,2 Prozent) ein
klonal identischer Stamm zunächst vom Nasenabstrich, später aus der Blutkul- tur nachgewiesen werden konnte. Un- ter Berücksichtigung der Ergebnisse beider Studienansätze lässt sich ab- leiten, dass ein substanzieller Anteil der S.-aureus-Bakteriämien endogenen Ur- sprungs zu sein scheint. Diese Ergebnis- se stützen Strategien zur Verminderung nachfolgender systemischer Infektio- nen durch Eliminierung der nasalen Kolonisation mit S. aureus. Inbesonde- re Interventionsstudien sind nun erfor- derlich, um geeignete Präventionsstra- tegien auszuarbeiteten und umzuset-
zen. eif
von Eiff C et al.: Nasal carriage as a source of Staphylo- coccus aureus bacteremia. N Engl J Med 2001; 344:
11–16.
Priv.-Doz. Dr. Christof von Eiff, Institut für Medizini- sche Mikrobiologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Domagkstraße 10, 48149 Münster, E.-Mai:
eiffc@uni-muenster.de
Nasale Besiedlung als Quelle der Staphylococcus-aureus-Bakteriämie
Referiert