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Ein neuer Kanton entsteht : Jura libre

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Academic year: 2022

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(1)Ein neuer Kanton entsteht : Jura libre. Autor(en):. Währen, Sabine. Objekttyp:. Article. Zeitschrift:. Akzent. Band (Jahr): - (2016) Heft 3:. Jura : unser Nachbar im Westen. PDF erstellt am:. 31.01.2022. Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-843022. Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch.

(2) Ein neuer Kanton entsteht. Jura libre Delémont - den deutschen Namen Delsberg Zwei Jahrtausende liegen zwischen den alten Rauwollte in jenem Augenblick niemand in den Mund rachern und dem jungen Kanton, der aber nicht der nehmen - herrschte Hochstimmung. Von den Kirchen erste jurassische Staat ist. Eingang in die hiesigen läuteten die Glocken, die Autofahrer drückten auf die Geschichtsbücher fand der Jura allerdings erst mit 1815. Dabei hatte Hupen, begeisterte Jugendliche schwenkten die rot- dem Anschluss an Bern im Jahre Geschichte achthundertjährige eine bereits damals «Le er weissen Fahnen und tanzten auf den Strassen. Seit der sich. hinter Fürstentum bischöfliches als das Jura est libre.» Im Juni 1974 hatten die Jurassier der residierte Römerreichs des Referendum über die Bildung eines eigenen Kantons Christianisierung 618 zog Raurica. in Rauracher Augusta der Bischof mit «oui» beantwortet. er in die aufblühende Stadt Basel und wurde 999 des Jura: Der Name aus keltischer Vorzeit bezeichnet ein weltlicher Herrscher. In der Weltuntergangsstimmung Jahrtausends christlichen ersten waldbedecktes Bergland, ein Land der langen Winter, zu Ende gehenden Bischof der Frühlingssehnsucht, ein Land der Utopisten und schenkte König Rudolf III. von Burgund dem Fortan Herrschaftsgebiet. Poeten. «La Rauracienne», die Hymne der Jurassier, von Basel ein weltliches Schicksal, ein eigenes erinnert an das Land der Rauracher, die als Bundesgenossen erlebte der Bischofsstaat Frankreich. der Helvetier nach der Niederlage bei Bibracte eingeklemmt zwischen Deutschem Reich und ihre früheren Heimstätten wieder aufbauen mussten. Mit der dreihundert Jahre später gegründeten Übrigens: Ihre Nachfahren nannten den jüngsten eidgenössi- Eidgenossenschaft war man vielfältig verbunden. indirekt Entstehung Die Schweizerfahne verdankt ihre schenTeilstaat aber nicht nach dem historischen, Tapferkeit ihre für dem Fürstbistum: Als Auszeichnung sondern nach dem umfassenderen geografischen Begriff: erhielten an der Seite fürstbischöflicher Gruppen «Republik und Kanton Jura». Wer die Weiden der 1289, zwei Jahre vor dem Rütlischwur, die Bauernland. Schwyzer in einem sich wähnt Freiberge durchwandert, Banner. Doch der Schein trügt. An die frühere Erzausbeutung ein silbernes Kruzifix auf ihr blutrotes erinnern die Eisenwerke von Choindez. Leitindustrie in Basel wurde der Bischof von war die Uhrmacherei. Im 18. Jahrhundert setzten sich Nach der Reformation den Stadtbürgern zumTeufel gejagt. Er und seine immer mehr Bauern an die Werkbank, bastelten Gesellschaft Gefolgschaft Messen sich im katholisch gebliebenen Uhren, ersannen Utopien für eine freiheitliche Mundartartikel Städtchen Pruntrut nieder (vgl. dazu den die 1872 und machten Weltgeschichte, als sie von Beat Trachsler). Als paradoxe Folge marxistische Internationale ablehnten und eine der Bischof künftig über ein weitgehend herrschte «antiautoritäre Internationale» gründeten. Moutier wurde Gebiet, zu dem Basel nicht ein europäisches Zentrum für die Herstellung von französischsprachiges mehr gehörte. Obwohl seinTerritorium nach wie vor Drehbänken, in Delsberg stellte man Schweizer Biel reichte, beschränkte sich die Souveränität Armeemesser her und der Automobilbauer Chevrolet bis nach des Fürstbischofs faktisch auf den katholisch wuchs in Bonfol, in der Ajoie, auf. gebliebenen Nordjura. Die südlichenTäler und die Stadt ihm zwar de jure Untertan, standen aber Im Jura lebte der «erste Schweizer»: 1955 wurde bei Biel waren dem Einfluss der Gnädigen Herren von unter facto de Saint-Brais ein vierzigtausend Jahre alter Schneidezahn schloss den Südjura in Eidgenossenschaft Die Bern. gefunden; er stammte von einem Neandertaler, der nördliche während ein, Neutralitätsschutz ihren der hier während der letzten Eiszeit gehaust hatte. Der Reich Deutscher Römischen noch Heiligen zum auch Teil erste «Jurassier», von dem ein vollständiger Lebenslauf Nation gehörte, als sich die Eidgenossenschaft bekannt ist, ist Sankt Hymerius, der dem ihm gelöst hatte. 1648 von südjurassischen Ort Saint-Imier den Namen gab. Er kam in Zeit der Lugnez bei Pruntrut zur Welt. Lange vor der Heilige Nach der Französischen Revolution wurde 1793 der ins Pilgerfahrt eine Kreuzritter unternahm er katholische Nordjura von französischenTruppen einer Land, wo er der Legende nach die Bewohner besetzt und schliesslich als neues «Departement du befreite. Insel von einem Ungeheuer, einem Greif, einverleibt. Der reformierte Südjura Mont-Terrible» Heimat, wo Hymerius nahm eine Greifenklaue mit in die einstweilen eidgenössisch. Doch 1798, nach blieb Reformationszeit sie als Reliquie verehrt wurde. In der der Alten Abtei Eidgenossenschaft, kamen dem Untergang die allerdings zerstörten Bieler Bilderstürmer Herrschaft. Man französische Biel Heiligen. und unter auch er des St. Immer und verbrannten die Gebeine jetzt wieder vereint, allerdings unter französiDie legendäre Greifenklaue wurde nach Delsberg war gebracht - heute gilt sie als verloren.. [sw]. ilder Mann mit m Wappen der. 'assischen Hauptadt Delsberg. In. 7.

(3) Bild unten in Delsberg. scher Fuchtel. Die Eigenossenschaft hingegen wurde zur «Helvetischen Republik».. Am Wiener Kongress 1815 erhielt Bern, entgegen seinen Forderungen, seine ehemaligen Herrschaften im Aargau und im Waadtland nicht zurück. Als Kompensation wurde Bern der grössteTeil des ehemaligen Fürstbistums, das nach derTrennung von Frankreich zum «herrenlosen Gebiet» geworden war, zugeschlagen. Die Berner empfanden «das Geschenk» nur als kleinesTrostpflaster für ihre verlorenen Gebiete. Sie klagten, sie hätten für den Aargauer Kornspeicher und den Waadtländer Weinkeller lediglich einen jurassischen Holzschopf erhalten.. «Als französische Citoyens lernten die Jurassier die revolutionären Ideen - Liberté, Égalité, Fraternité - kennen.}} Und so wurden aus französischen Citoyens, welche die revolutionären Ideen - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - und ein fortschrittliches Zivilrecht, den Code Napoléon, kennengelernt hatten, Untertanen des bernischen Restaurationsregimes. Der Anschluss wurde von Anfang an als problematisch empfunden. Der Ruf «Los von Bern!» erschallte in Zeiten konfessioneller, wirtschaftlicher und sprachlicher Spannungen. Gelegentlich schicken die Berner sogar ihreTruppen in den Jura, um Remedurzu schaffen. Die jurassischen Bestrebungen nach Unabhängigkeit werden durch einen «Rütlischwur» markiert, den drei Patrioten 1826 auf dem Mörsberg im Elsass, nahe der Schweizer Grenze, leisteten. Sie wollten den Jura «von der bernischen Oligarchie befreien».Tatsächlich behandelte das mächtige, protestantische, deutschsprachige und konservative Bern den so ganz anders gearteten Jura mehr als einmal schlecht. Es gab ungeschickte und kränkende Germanisierungsversuche, und die Mischung aus Hochmut und Gleichgültigkeit, mit der man den Jura von den politischen Entscheidungen des Kantons ausschloss, schuf Verbitterung und böses Blut.. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Eklat. Das Berner Kantonsparlament verweigerte dem Jurassier Georges Moeckli ein Regierungsamt mit der. Begründung, er sei «französisch». Zwar bequemte Quellen Aubry Geneviève, Die Kehrseite der Medaille, Agecopresse sich der Kanton 1950 nach dem Entrüstungssturm Tavannes,Tavannes 1977 dazu, dem Norden mehr politische Rechte, eine eigene Piuffuso Carla und Rieger Hans Jörg, Jurafrage ungelöst. POCH Verlag, Zürich 1981 diese aber undTeilautonomie zu gewähren, Fahne http://www.nzz.ch/jura/zweihundert-jahre-aufsaessigkeit Konzessionen kamen zu spät. Die überparteiliche (Autor: Christophe Büchi) Rassemblement Jurassische Sammlungsbewegung, http://www.hls-dhs.dss.ch (Autor: Jean Claude Rebetez) Jurassien, wurde gegründet, um die «Tatze des Berner Dessen Jugendorganisation, Bären» abzuschütteln. die «Béliers» (Rammböcke), suchte auf ihre Art, das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. Es kam zu Prügeleien, Schmierereien an Hauswänden, Ausbrüchen von Fremdenhass und Beleidigungen bis hin zu grobenTätlichkeiten. Familien spalteten sich über der Frage «Jura libre - oui ou nein» (Vgl. dazu Artikel «Wie die <Béliers> für einen eigenen Kanton kämpften»). Den Behörden des Kantons Bern und des Bundes wurde klar: So geht es nicht weiter, die Jura-Frage muss vors Volk. Eine Mehrheit der Stimmenden in den sechs jurassischen Distrikten sprach sich am 23. Juni 1974 für die Loslösung von Bern aus. Die Freude blieb nicht ungetrübt. Der «arglistige Verfassungszusatz Berns» (so Roland Béguelin, der Generalsekretär des Rassemblements Jurassien) ermöglichte eine Kaskade weiterer Plebiszite, vor denen auch unabhängige Beobachter gewarnt hatten. Und tatsächlich: Die AntiSeparatisten in den drei südlichen Bezirken mehrheitlich verlangten eine zweite Abstimmung und der bernisch gesinnte Südjura löste sich aus dem. und Gebiet des grundsätzlich beschlossenen Kantons bis stimmte für einen Verbleib im alten Kanton. Aber heute gibt es einzelne Gemeinden, wie etwa Moutier, «Berliner Art eine als in welchen man die Kantonsgrenze Mauer» empfindet, sodass uns die «Jura-Frage» wohl noch eine Weile erhalten bleibt.. 9.

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