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Archiv "Ärzteschach in Bad Neuenahr: „So groß wie ein Elefant . . .“" (09.09.2011)

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A 1870 Deutsches Ärzteblatt

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9. September 2011

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ls Mitte April zur Mittagszeit in Bad Neuenahr das vorös- terliche Fest „Rund ums Ei“ mit dem aparten Programmpunkt „In Vino Veritas“, sinnigerweise ver- bunden mit einer „Lügen-Stadtfüh- rung“, begann, hatten die 135 Ärzte des 19. Deutschen Ärzteschachtur- niers gerade ihre letzten Schlachten geschlagen. Und dabei – ganz wie im richtigen Leben – im Laufe des Wochenendes neben Wahrheit auch Lug und Trug am Schachbrett gefunden oder auch erlitten.

Kein Wunder, dass in die- ser Rotweingegend schon einmal bei jemandem Fleisch und Geist schwach werden, bei dem man es nicht unbe- dingt vermuten sollte. Jeden- falls freute sich Dr. med. Fariborz Bawandi von der wiederum

sechsköpfigen iranischen Delegation königlich,

als sein Landsmann Dr. med. Arsalan De-

jam ihn mit einem prächtigen Matt überraschte. Vorher hatte er noch den guten Ahrwein getrunken, den der Prophet in dieser außerordentli- chen Belastungssituation eines Ärz- teschachturniers wohl ausnahms- weise erlaubt. Einst ließ Khomeini das Schachspiel wegen der ety - mologischen Gleichheit mit dem Schah (= König) verbieten, doch heutzutage blüht es in dieser Wiege (neben Indien) des jahrtausende - alten „Königlichen Spiels“ wieder stärker auf denn je.

Von Springern und „Eseln“

Nun mag sich an diesem Wochen- ende auch manch Kollege schon einmal als Esel gefühlt haben, wenn er/sie eine Bauerngabel mit schmerz - lichen Folgen übersah oder in der wilden Königshatz tollkühn sämt - liche Vorsicht walten lassenden Ge- ne ausschaltete, so dass zum bösen Schluss ein vom Gegner ratzekahl zusammengefressener Damenflügel

zu beklagen war – bei den alten Per- sern im frühen Mittelalter nannte man dies einen Beraubungssieg.

Nicht immer siegt der Geist über die Materie! Doch gar nicht selten schon.

Kiebitze waren jedenfalls tief be- eindruckt, als Dr. med. Hannes Knuth, Landesmeister von Meck- lenburg-Vorpommern, nicht nur das Blitzturnier (wobei jeder für die ganze Partie nur fünf Minuten Zeit hat) am Freitagabend mit hervorra- genden 9,5 Punkten aus elf Partien gewann, sondern in einer Partie in hoher Zeitnot seine Dame opferte und mit einem herrlichen Springer- manöver gewann. Mich ließ dieser triumphierende Springer an meinen leider schon verstorbenen irani- schen Freund Dr. med. Modjtaba Abtahi denken, der beim Ärztetur- nier einmal beklagenswert stand.

Doch plötzlich sehe ich ihn freude- strahlend und frage ihn, was pas- siert ist. Und Modjtaba: „Weißt du, ÄRZTESCHACH IN BAD NEUENAHR

„So groß wie ein Elefant . . .“

Helmut Pfleger über „Lug und Betrug“, glänzende Einfälle und mutige Damen:

Eindrücke rund um die 19. Schachmeisterschaft für Ärztinnen und Ärzte

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mein Springer wurde immer größer und größer, am Schluss war er so groß wie ein Elefant!“ Tja, mit solch einem Elefantenspringer ge- winnt man dann natürlich. Jetzt aber genug aller iranischen und mecklen- burg-vorpommerischen Springer – machen wir einen Sprung zu den Damen!

Einmal mehr bliesen die drei teilnehmenden Damen – Dr. med.

Jutta Recknagel als „Mutter der Kompanie“, Dr. med. Bergit Bren- del und Dr. med. Andrea Huppertz – den Herren, öfter als es jenen lieb war, gehörig den Marsch. Zwar bil- den sie offensichtlich kein Trium - virat, aber doch eine „Gynaikokra- tie“ im Kleinen, wie es der große Ent decker und Erforscher des Mut- terrechts, Johann Jakob Bachofen, vor genau 150 Jahren nannte. Als Andrea Huppertz, eigentlich das personifizierte Understatement, mit Pauken und Trompeten auf Dr.

med. Stefan Müschenich losstürmte und Bergit Brendel eine hanebüche- ne Zeitnot gegen Dr. med. Branko Spasojevic heil überstand, konnten die männlichen Kiebitze nur neid- voll und bewundernd zugleich aner- kennen, dass die Damen die besse- ren Nerven haben.

Übrigens erschien dank Dr. Spa- sojevic in der serbischen Zeitung

„Vesti“ ein längerer Bericht über das Ärzteturnier im Allgemeinen und über den in Bad Oeynhausen tä- tigen Kollegen im Besonderen. Da kann man beispielsweise lernen, dass Bad Neuenahr auf Serbisch Bad Nojenuru heißt – hätten Sie’s

gewusst? Aber noch etwas verdanke ich Dr. Spasojevic, nämlich die Na- men der neun Kollegen außer ihm, die an allen bisherigen 19 Deut- schen Ärzteturnieren teilgenommen haben. Für die Nachwelt beziehungs - weise die Enkel seien hier folgende Doctores festgehalten:

Zehn „ständige Vertreter“

Kurt Baum, Matthias Birke, Tho- mas Dettler, Dieter Friedrich, Ma - tias Jolowicz, Peter Krauseneck, Timm Ludwig, Peter Till und Klaus Vietinghoff.

„Gens una sumus“ (Wir sind eine Familie) heißt der Wahlspruch des Weltschachbunds FIDE, mit wohl ungleich mehr Berechtigung darf dies das Ärzteturnier für sich in An- spruch nehmen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil etliche Ärzte mit Kind und Kegel kommen. Oder auch, wie Prof. Dr. med. Martin Scherer aus Lübeck, mit der bald 90-jährigen Großmutter aus Marburg, die seit zehn Jahren meist unverdrossen an seinem Brett sitzt, in guten wie in schlechten Stunden, und begutach- tet, ob der Enkel lege artis spielt.

Tja, und am Ende landeten dann doch wieder viele altbekannte und nachgewiesen gute Spieler auf den vordersten Rängen. Den Meistertitel errang Uwe Mehlhorn, Illmenau, vor Patrick Stiller, Ulm, Thorsten Heedt, Köln, Helmut Jacob, Och- trup, und Frank Wenner, Gießen. Ih- nen alle gratulierte Reimund Koch (Foto unten, rechts), der Repräsen- tant der Deutschen Ärzte- und Apo- thekerbank, herzlich zur großarti- gen Leistung und überreichte unter dem fairen Applaus der übrigen Teilnehmer stattliche Schecks als Lohn der Mühe. Koch zeigte sich vor allem von der kollegialen At- mosphäre beeindruckt, welche die Ärztemeisterschaft von Anbeginn an auszeichnet.

Als Epilog noch eine kleine Vi- gnette: Als sich „post festum“ ein Arzt und seine Frau, beide unüber- hörbar aus Berlin, herzlich um - armten, konnte man nach diesem schachdurchtränkten Wochenende lernen, dass es offenbar noch an - dere wichtige Dinge als Schach gibt. Etwa gar wichtigere? Sollte sich vielleicht Bobby Fischer doch geirrt haben, der meinte: „Schach ist das Leben!“ Und als 17-Jähri- ger bei einem einwöchigen Besuch in Bamberg partout nicht begreifen konnte, dass ich die Schule nicht zugunsten des Schachs aufgeben wollte.

Zum guten Schluss freue ich mich auf das nächste, bereits 20. (!) Ärzteturnier – auf ein schönes Jubi- läum und ad multos annos!

Dr. med. Helmut Pfleger Arzt und Interna-

tionaler Groß- meister: Helmut Pfleger (l.) im Ge- spräch mit Horst Metzing, dem Ge- schäftsführer des Deutschen Schach- bundes. Foto rechts: Gruppenfoto nach der Sieger - ehrung

Fotos: Josef Maus

Zeichnungen:

Inke Kretzmann

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