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Archiv "Kosten der Kostentransparenz" (09.09.1976)

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hergestellten, mit Umdruckprägun- gen und maschinell lesbaren Co- dierzeilen ausgerüsteten Versicher- tenausweise kosten ein mehrfa- ches gegenüber dem schlichten Krankenschein aus Papier.

Verwaltungsvereinfachung nicht das wichtigste Ziel?

Je mehr zum Versichertenausweis gesagt wird, desto stärker verdich- tet sich der Eindruck, daß die be- hauptete Verwaltungsvereinfa-

schinell geführten Bestand der Ausweise und bringt somit einen ersten Schritt zu einer Zentralisie- rung von Versichertendaten in ei- ner Sozialversicherungsdatei.

..,.. Die Frage des möglichen Nut- zens und möglicher Gefahren die- ser sehr weitgehenden Planungen sind bislang keineswegs offen und ausreichend diskutiert.

Der ganze Komplex von Datenhäu- fung und Datenaustausch ist un- heimlich. Die "zentrale Daten-

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Jüngst in Bonn der Presse vorgestellt: der geplante "Versi- chertenauswels"

aus steifem Plastikmaterial mit Umdruck- prägungen und maschinell lesbaren Codier- zeilen {hier

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VERSICHERTENAUSWEIS

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chung hier nur ein Ziel neben an- deren ist, und möglicherweise nicht das wichtigste. Der Versi- chertenausweis soll nach Meinung der Verantwortlichen auch die Möglichkeiten bieten, medizinische Leistungsdaten der Patienten, spä- ter auch Diagnosen personenbezo- gen zu erfassen und mit Daten aus der Rentenversicherung und der Arbeitsverwaltung innerhalb der Träger der sozialen Sicherung zusammenzuführen.

Der Versichertenausweis hat also nicht nur als Träger von Patienten- namen, Adressen und Krankenkas- sen zu dienen, sondern als Daten- träger, mit dessen Hilfe es möglich

werden kann, alle Daten der Versi- cherten auf Knopfdruck verfügbar zu machen. Dabei erscheint die einheitliche Versichertennummer als Voraussetzung für einen ma-

121456 A ...

gültig bis

als Muster etwa in Originalgröße wiedergegeben)

bank", auf der alles elektronisch registriert wird, läßt den freiheitlich denkenden Bürger um seinen per- sönlichen Intimbereich bangen. Wer weiß schon, was bereits heute alles elektronisch registriert ist!

!> Der Rechtsausschuß des Deut-

schen Bundestages hat am 25. Mai 1976 in einer Stellungnahme zum Entwurf des Datenschutzgesetzes festgestellt, daß die Entwicklung, Einführung und Verwendung von Numerierungssystemen, die eine einheitliche Numerierung der Be- völkerung ermöglichen (Personen-

kennzeichen), unzulässig seien.

..,.. Auch der Versichertenausweis muß im Zusammenhang mit sol- chen ernsten Überlegungen gese- hen werden. Das scheint der Zen- tralpunkt in der Diskussion um die- se Sache zu sein. DÄ/W-S

Die Information:

Bericht und Meinung

DIE GLOSSE

Kosten der

Koste· ntransparenz

Zu den vielen kursierenden Zau- berformeln, mit denen von Wissen- den und Unwissenden die Diskus- sion um die Gesundung der vom Kostenfieber geschüttelten Kran- kenversicherung überschwemmt wird, gehört ein offenbar schon durch seine Verwendung magisch wirkendes Wort: Die Kostentrans- parenz.

Diese Formel wurde wieder einmal geboren, als jüngst bei der Vor- stellung des geplanten "Versicher- tenausweises" vor der Bonner Presse aus dem Teilnehmerkreis schlicht die Frage nach dem Sinn des Ganzen gestellt wurde. Dabei ging es nicht etwa um den "mo- dernen Krankenschein", um das so handliche, gefällige Aussehen des Plastikkarten-Ausweises mit der - offenbar gewollten - Ähnlich- keit zur American-Express- und Diners-Club-Karte. Es ging auch nicht um die Frage der Karten- kosten, zu der man lesen und hö- ren konnte, das neue Plastikver- fahren sei in etwa genauso teuer wie die bisherige Ausgabe von Krankenscheinen, - vorausgesetzt, die Inanspruchnahme der Ärzte durch die Patienten steige nicht strunghaft in die Höhe. Es ging vielmehr darum, wozu die immens teure Maschinenlesbarkeit des Ausweises und seiner Formular- umdrucke eigentlich dienen soll, einschließlich der vom Arbeitsmini- sterium nachdrücklich empfohlenen maschinenlesbaren Eintragungen aller Leistungsdaten und möglichst auch aller sonstigen Daten in die über eine Miliarde Belege pro Jahr allein in der kassenärztlichen Ver- sorgung:

..,.. Jede Spritze, jeder Verband, je- des Medikament soll diesen Vor- stellungen zufolge zukünftig perso-

DE"UTSCHES ARZTEBLATI' Heft 37 vom 9. September 1976 2289

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Die Information:

Bericht und Meinung Versichertenausweis

nenbezogen, für jeden Versicher- ten und Mitversicherten der gesetz- lichen Krankenversicherung in rie- sigen, noch zu errichtenden Re- chenanlagen gespeichert werden.

Darin liegt der technische Zweck der mit bislang über 6,1 Millionen DM Steuergeldern geförderten Ent- wicklung des maschinenlesbaren

„Versichertenausweises".

Dieser Zweck ist sicherlich beein- druckend, allerdings auch nicht ganz billig: Bereits 1973 hat ein Kenner der Materie die dafür notwendigen Investitio- nen und die Betriebskosten für die kommenden 10 Jahre auf 10 Milliarden DM geschätzt! Nun, das ist (für die Planer) natürlich nicht zu viel Geld, wenn man den enor- men Nutzen bedenkt, den das Ar- beitsministerium sich davon ver- spricht: mehr Kostentransparenz.

Jetzt „endlich" wird also die Grund- lage geschaffen, jedem Versi- cherten und Mitversicherten, vom Rentner-Urgroßvater bis zum Ur- enkelkind, jährlich zum Jahresende einen Computerausdruck auf den Tisch zu legen, aus dem jeder zu entnehmen vermag, wieviel er von seinen zugegebenermaßen nicht niedrigen Beiträgen verbraucht hat ...

Nur einen kleinen Haken hat die Sache: Bei dem gesundheitspoliti- schen Gespräch, das die FDP kürz- lich in Bad Nauheim unter Herrn Mischnick veranstaltete, wurde zu diesem Thema schon festgestellt, daß über 80 Prozent der Versicher- ten dann entdecken werden, daß sie viel zu wenig an Leistungen für ihr teures Beitragsgeld verbraucht haben. Und sollte es unter der Min- derheit, die mehr verbraucht hat als den eigenen Beitrag, einige we- nige geben, die sich von der von ihnen erzeugten „Ausgabenflut"

dennoch beeindrucken lassen, so würde deren Sparwille allein durch die zusätzlichen Porti und Verwal- tungskosten der Krankenkassen von jährlich weit über 100 Millionen DM ad absurdum geführt werden.

„Kostentransparenz" ist eben nicht dasselbe wie Kosten der „Transpa- renz". fws

Rauchen

bleibt Rauchen

Nun ist sie da, die Zigarette für den ängstlichen Raucher, der gern ge- sund bleiben will — trotz seiner immer noch so geliebten Qualme- rei. Welch ein Widersinn! Raucher sind anfälliger für Bronchialasth- ma, Lungenkrebs, Herzinfarkt und manches andere mehr.

Das „gesunde Raucherlebnis" ist also ein schlimmes Märchen.

Die neue Zigarette sei die leich- teste der Welt, sagt der Herstel- ler, denn dank zweieinhalbjähri- ger Forschung unter Einsatz eini- ger Zigtausender sei es nun gelun- gen, aus speziellen naturgewach- senen Tabaken und einem beson- ders gewickelten Filter einen Glimmstengel anzubieten, der die Natur überlistet. Die freien Nerven- enden im Rachenraum des Rau- chers sprechen nämlich ganz deut- lich auf Nikotin an. Eine Zigarette ohne Nikotin ist daher für den Rau- cher so etwas wie eine Suppe ohne Salz.

Das große Raucherlebnis soll nun die neue Zigarette mit dem garan- tierten Bestand von 0,1 mg Nikotin und 1 mg Kondensat sein. Die frei- en Nervenenden sollen also in die- ser allerneuesten Kreation aus Ta- bak, Papier und Filter Nikotin auch da schmecken, wo ganz we- nig nur ist.

Der Hersteller geht gar so weit, zu sagen, daß ein normaler Raucher mit seiner neuen Zigarette 530 Jah- re lang qualmen könne, bis er den gesundheitlichen Schaden habe, den ihm eine normale Zigarette bei 7 bis 14 mg Kondensat bereits nach 40 Jahren zufügen würde.

Ein Arzt empfiehlt seinen rauch- tabakgeschädigten Patienten stets:

Hören Sie auf mit dem Rauchen, und er rät niemals: Steigen Sie mal auf Leichte um. Denn Rauch ist Rauch. Da nützen auch die al- lerleichtesten Sargnägel im Ange- bot der mehr als 200 Zigaretten- marken nichts. Dieter Schmidt

NACHRICHTEN

Honorare für

Musterungen werden angehoben

Der Bundesminister der Verteidi- gung hat auf Antrag der ärztlichen Organisationen und Verbände ver- fügt, daß die Tagespauschalsätze für Musterungsvertragsärzte und für Vertragsärzte im Rahmen des Annahmeverfahrens mit Wirkung vom 1. Oktober 1976 an angehoben werden. Nach einem Erlaß vom 2.

August 1976 erhalten von Oktober an Musterungsvertragsärzte als Tagespauschalsatz 210 DM, Ärzten, die ausschließlich als Hauptmuste- rungsärzte Verwendung finden, wer- den 230 DM vergütet. Für den Un- kosten-Ersatz, der nur niedergelas- senen Ärzten zugestanden wird, wurde die Tagespauschale auf 80 DM festgesetzt. ver/BÄK

KKH: Mehr als 600 000 Mitglieder

Der Kaufmännischen Krankenkas- se (KKH) sind im ersten Halbjahr 1976 über 30 000 neue Mitglieder beigetreten. Damit hat sich die Mit- gliederzahl der KKH auf mehr als 600 000 erhöht. Einschließlich der mitversicherten Familienangehöri- gen werden von den über 1700 KKH-Niederlassungen im Bundes- gebiet einschließlich West-Berlin jetzt fast eine Million Versicherte betreut. Nach der Zahl der Mitglie- der steht die KKH derzeit an fünf- ter Stelle der über 1400 Kranken- kassen der gesetzlichen Kranken- versicherung. DÄ

Zweijährige

Umschulungsdauer

Die Beschränkung der Dauer der Umschulung im Rehabilitationsver- fahren auf zwei Jahre ist nach Auf- fassung der Bundesregierung grundsätzlich vertretbar, wie aus dem amtlichen Bericht über die Auswirkungen des Rehabilitations- angleichungsgesetzes hervorgeht.

2290 Heft 37 vom 9. September 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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