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Archiv "20 Jahre Thure-von-Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin: Dualismus von Körper und Geist" (22.02.2013)

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A 306 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 8

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22. Februar 2013

20 JAHRE THURE-VON-UEXKÜLL-AKADEMIE FÜR INTEGRIERTE MEDIZIN

Dualismus von Körper und Geist

Thure von Uexküll († 2004) gilt als Pionier und Nestor der psychosomatischen Medizin.

Sein Konzept der „Integrierten Medizin“ wollte die biopsychosoziale Dimension des Menschen in die Spezialgebiete der Medizin zurückzubringen.

E

in Dualismus, der Körper und Geist voneinander trennt, herrscht seit vielen Jahren in der naturwissenschaftlichen Medizin.

Einfache Ursache-Wirkungs-Mo- delle gehen von linearen Zusam- menhängen aus, die aber vielen komplexen und chronischen Er- krankungen oft nicht gerecht wer- den. Denn warum wird ein Mensch krank? Und warum gerade jetzt?

Diese vermeintlich einfachen Fra- gen offenbaren das ganze Dilemma ärztlicher Heilkunst und stellen je- den Praktiker vor eine große Her - ausforderung. Nur ein umfassendes Verständnis für die körperlichen, seelischen und sozialen Belange des Patienten ermöglicht es, seine Beschwerden richtig zu deuten und zu behandeln.

Thure von Uexküll (1908–2004) erkannte die Bedeutung dieser Zu- sammenhänge und verband für sein Modell einer integrierten Medizin

Konzepte der Biosemiotik, des Konstruktivismus und der System- theorie miteinander. Symptome sind nach diesem Ansatz Zeichen im Sinne von Indizien, die keine festgeschriebene, sondern eine zu- gewiesene Bedeutung haben und daher von Patient und Arzt gemein- sam interpretiert werden müs - sen. Der vom Patienten beklagte Schmerz kann demnach ein Hin- weis auf eine organische Störung,

aber beispielsweise auch ein Sym- bol für Traurigkeit und Verlust sein.

„Über dieses gemeinsame Deuten entsteht bestenfalls eine neue ge- meinsame Wirklichkeit“, sagt Dr.

Sven Eisenreich, Oberarzt am Hos- pital zum Heiligen Geist in Frank- furt am Main und Vorstand der Thu- re-von-Uexküll-Akademie für Inte- grierte Medizin. Darüber hinaus ist Krankheit in erster Linie kein aus- schließlicher Funktions-, sondern vielmehr ein Passungsverlust oder eine Passungsstörung. So muss bei- spielsweise der junge Typ-I-Diabe- tiker durch das regelmäßige Blut - zuckermessen und Insulinspritzen nicht nur auf der körperlichen Ebe- ne eine Anpassungsleistung erbrin- gen, sondern auch psychisch die Er- krankung integrieren und in seinem sozialen Leben berücksichtigen.

Der Arzt wiederum muss erkennen, auf welcher Ebene unter Umstän- den noch keine hinreichende Pas- sung besteht oder diese bedroht ist.

Thure von Uexküll gilt seither als Pionier und Nestor der psychosoma- tischen Medizin in Deutschland, ob- wohl er selbst die Eigenständigkeit des Faches eher kritisch sah. Viel-

mehr trat er dafür ein, diese grund- sätzliche Art ärztlichen Denkens in alle Fachdisziplinen hineinzutragen.

Integrierte Medizin war für ihn im- mer und ausdrücklich auch psycho- somatisch. Er gründete 1992 ge- meinsam mit Freunden und Kolle- gen die „Akademie für Integrierte Medizin (AIM)“. Das Ziel war es, den Dualismus zu überwinden und die verloren gegangene oder unter- präsentierte biopsychosoziale Di-

mension des Menschen in die Spezi- algebiete der Medizin zurückzubrin- gen. Die Akademie hat heute etwa 180 Mitglieder, vornehmlich Ärzte, Psychologen und Pflegekräfte, aber auch Physiotherapeuten oder Kör- pertherapeuten. Es finden regelmä- ßige Treffen in den Regionalgrup- pen statt, die gewissermaßen die Keimzelle integrierter Medizin dar- stellen. Fallbesprechungen aus dem klinischen Alltag laufen vor dem Hintergrund des theoretischen Mo- dells ab, um dadurch neue Verste- hensansätze zu schaffen. Auf den Jah- restagungen und in Modellwerkstät- ten gibt es einen intensiven interdis- ziplinären Austausch, nicht nur in- nerhalb der Medizin, sondern auch mit anderen Fachgebieten wie zum Beispiel den System- oder der Kom- munikationswissenschaften. So solle das ursprüngliche Modell Thure von Uexkülls stetig weiterentwickelt werden, damit „der Patient wieder im Vordergrund ärztlichen Denkens und Handelns steht“, fordert Eisen-

reich.

Dr. phil. Marion Sonnenmoser

@

www.int-med.de Thure von Uexküll,

hier 1999, gründete vor 20 Jahren die Akademie für Integrierte Medizin.

Foto: dpa

Der vom Patienten beklagte Schmerz kann ein Hinweis auf eine organische Störung, aber auch ein Symbol für Traurigkeit und Verlust sein.

P O L I T I K

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