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Arten-Porträt Nashornvögel

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WWF Deutschland &

TRAFFIC Europe-Germany Rebstöcker Straße 55 60326 Frankfurt a. M.

Tel.: 0 69/7 91 44-0 Durchwahl -180, -183 -212, -168

Fax: 069/617221 Info@wwf.de www.wwf.de www.traffic.org

Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).

TRAFFIC ist das gemeinsame Programm von WWF und IUCN zur Kontrolle des Handels mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.

Hintergrundinformation

November 2007

Nashornvögel

(Familie Bucerotidae)

Steckbrief

Systematische Einordnung

Die Familie der Nashornvögel (Bucerotidae), auch häufig Hornvögel genannt, gehört mit den Eisvö- geln, den Bienenfressern und den Wiedehopfen (engste Verwandte) zur Ordnung der Rackenvögel (Coraciiformes). Die Familie umfasst mindestens 11 Gattungen mit insgesamt etwa 55 Arten sind bekannt. Obwohl die mit den Spechten verwand- ten Tukane (Rhamphastidae) Lateinamerikas den Hornvögeln ähnlich sehen, sind sie doch nicht näher mit diesen verwandt.

Merkmale

Ihren Namen verdanken die Nashornvögel ihren auffallend großen, meist gebogenen Schnäbeln, die sehr oft einen leisten-, helm- oder hornförmi- gen Aufsatz tragen. Der häufig bunte Schnabel und das Horn sind trotz ihrer Größe in der Regel sehr leicht, da das Horn entweder hohl ist oder nur aus lockerem Knochengebälk besteht. Eine Aus- nahme bildet der Helmvogel (Rhinoplax vigil) mit seinem massiven Hornschnabel. Er hat, im Ver- hältnis zum restlichen Vogelkörper, einen der schwersten Vogelköpfe: Mit 300 Gramm ent- spricht dieser etwa einem Zehntel seines Gesamt- gewichtes. Einen der bizarrsten Schnäbel trägt wohl der Rhinozerosvogel (Bucerors rhinoceros).

Auf seinem 30 Zentimeter langen und gelb- schwarzem Schnabel erhebt sich ein wuchtiges Horn, dessen Spitze oft nach hinten eingerollt ist.

Auffallend bei allen Nashornvögeln sind auch die nackten, gefärbten Hautteile an Kopf und Hals, kurze und breite Flügel, kurze Beine und ein lan- ger Schwanz mit zehn Federn. Infolge der gerun- deten Flügel ist der Flug der Nashornvögel etwas schwerfällig. Das Gefieder jener 34 Arten, die bevorzugt in Wäldern leben, ist eher dunkel ge- färbt (oft mit Metallglanz). Bei den elf in Steppen vorkommenden Arten überwiegen eher hellere, bräunliche sowie graue bis weiße Farbtöne. Männ- chen und Weibchen sind häufig verschieden ge- färbt. Die Weibchen sind zudem meist auch klei- ner in Gestalt, Schnabelgröße und -aufsatz.

Das Größenspektrum der Nashornvogelarten reicht von Amsel- bis Truthahngröße. Der kleinste Nashornvogel ist der Zwergtoko (Tockus camurus) aus Afrika mit einer Körperlänge von 37 Zentime- tern und etwa 300 Gramm Gewicht. Zu den größ- ten Arten zählen der Doppelhornvogel (Buceros bicornis) aus Asien mit 130 Zentimetern Größe und bis 3,4 Kilogramm Gewicht sowie der auf Sumatra und Borneo beheimatete Helmvogel mit einer Länge von bis zu 165 Zentimetern – dank seines knapp einen Meter langen mittleren Schwanzfedernpaares, das beim Fliegen das Ge- gengewicht zu dessen schweren Kopf bildet. Der Helmvogel wird bis zu drei Kilogramm schwer.

Nashornvögel können bis zu 15 Jahre alt werden.

Sozialverhalten und Fortpflanzung

Alle Nashornvögel leben paarweise, sind aber häufig in Gruppen anzutreffen. Besonders bei der Nahrungsaufnahme ist das bei einigen afrikani-

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Hintergrundinformation

November 2007 · Nashornvögel

2 schen Arten zu beobachten. Diese fühlen sich

offenbar auch in Gesellschaft anderer Tierarten wohl. Beispielsweise findet man den Weißschopf- Hornvogel (Tropicranus albocristatus) zusammen mit Affen. Aus einem praktischen Grund: Von der lärmenden Affenhorde aufgescheuchte Insekten sind eine leichte Beute für die Weißschopf- Hornvögel.

Das Brutverhalten der Nashornvögel ist einmalig in der Vogelwelt: Mit Ausnahme der Hornraben (Bucorvus ssp.), werden die brütenden Weibchen in einer Baumhöhle fast vollständig eingemauert.

Mit einem Gemisch aus Erde, Kot, Pflanzenteilen und Speichel verschließen die Männchen dann den Eingang zur Baumhöhle so weit, bis nur ein klei- nes Verbindungsloch zur Außenwelt offen bleibt.

Das Einmauern dient als wirksamer Schutz gegen Nesträuber wie Affen und Schlangen. In Trocken- gebieten wirkt die Regenzeit als Auslöser für den Brutbeginn. Dann gibt es genügend Schlamm als Baumaterial und nach dem Schlupf der Jungen ausreichend Nahrung. Das Weibchen legt, je nach Art, ein bis sechs taubeneigroße (Rotschnabelto- ko) bis gänseeigroße (Hornraben) Eier. Nach der Brutzeit von etwa 28 Tagen bleiben die Jungen der kleinen Tokos noch ein bis eineinhalb Monate, die der großen Arten zweieinhalb bis drei Monate im Nest. Durch das Versorgungsloch werden das Weibchen und die Jungen die ganze Zeit vom Männchen mit Nahrung versorgt. Bis die Jungen flugfähig sind, bleibt das Weibchen mit ihnen in der Bruthöhle und verliert während dieser Zeit fast sämtliche Federn. Die Jungen werden auch nach dem Flüggewerden und der wieder geöffneten Bruthöhle weiter von den Eltern gefüttert und bleiben noch bis zur Geschlechtsreife, nach zwei bis drei Jahren, im Familienverband. Ein Brutplatz wird meist viele Jahre beibehalten, denn im Ge- gensatz zu den Spechten zimmern die Nashornvö- gel ihren Brutplatz nicht selbst, sondern sind auf alte Bäume mit Höhlen angewiesen.

Geografische Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der heute lebenden Nas- hornvögel erstreckt sich von Afrika südlich der Sahara, Südwestarabien, Südasien bis zu den Phi- lippinen und den Salomonen.

Lebensraum

Nashornvögel bewohnen tropische und subtropi- sche Wälder sowie Steppengebiete.

Sie benötigen alte, große und dicke Bäume mit Höhlen, die sie zum Brüten nutzen können. Die heute lebenden Formen sind Baumvögel; am Bo- den bewegen sich die meisten Arten eher unge- schickt. Eine Ausnhame bilden die Boden bewoh- nenden Hornraben in den Savannen und Steppen südlich der Sahara.

Nahrung

Die Nahrung der größeren Nashornvögel besteht hauptsächlich aus zuckerreichen Waldfrüchten, besonders begehrt sind Feigen. Die kleineren Nas- hornvogelarten ernähren sich auch von Insekten.

Die Boden bewohnenden Hornraben wiedeurm bereichern mit kleineren Wirbeltieren wie Nagern, Fröschen, Eidechsen, Jungvögeln, Schnecken und manchmal auch Aas ihre Speisekarte.

Bestandsgröße und Gefährdungsstatus Die Größe des Gesamtbestandes aller Nashornvo- gelarten ist nicht bekannt. 55 Arten der Nashorn- vogelfamilie werden von der Weltnaturschutzuni- on IUCN in der Roten Liste der bedrohten Arten geführt. Dabei sind zwei Arten (Panayhornvogel, Suluhornvogel) „vom Aussterben bedroht“, zwei Arten (Mindorohornvogel, Tariktikhornvogel)

„stark gefährdet“, fünf Arten (z. B. Nepalhornvo- gel) „gefährdet“ und bei 46 Arten ist eine „Ge- fährdung anzunehmen“.

Sieben Gattungen der Nashornvögel sind im Wa- shingtoner Artenschutzübereinkommen CITES im

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Hintergrundinformation

November 2007 · Nashornvögel

3 Anhang II gelistet. Alle Arten dieser Gattungen

dürfen für eine geordnete wirtschaftliche Nutzung unter wissenschaftlicher Kontrolle gehandelt wer- den. Das heißt, dass der Verkauf lebender Vögel des Anhangs II oder deren Produkte möglich ist.

Diese Verkäufe sind jedoch streng kontrolliert.

Ausnahmen bilden drei Arten sowie eine weitere Art einer anderen Gattung, die unter Anhang I fallen. Arten im Anhang I sind vom kommerziel- len internationalen Handel ausgeschlossen.

Bedrohungsfaktoren

Handel

Der in Südostasien heimische Helmvogel wird wegen seines massiven Hornaufsatzes bejagt und liefert der einheimischen Bevölkerung seit Gene- rationen Rohstoff für kunstvolle Schnitzereien wie Gürtelschnallen, Zierpferdchen und Schnupf- fläschchen. Das „Vogelhorn“ wird auch als Medi- zin und Liebeszauber genutzt, ähnlich dem Horn von Nashörnern und dem Geweih von Hirschen.

Zu Zeiten der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) war dieses Nashornvogel-Elfenbein sogar viel begehr- ter als Elefanten-Elfenbein. Nashornvögel sind auch beliebte Zootiere und werden relativ häufig von Privatpersonen gehalten. In den späten achtzi- ger und Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde vor allem eine große Anzahl des Runzelvogels (Aceros corrugatus) und des Orienthornvogels (Anthracocerus albirosris) in den Handel gebracht.

Weitere Bedrohungen

Nashornvögel haben in ihrer natürlichen Umge- bung kaum Feinde, da ihr starker Schnabel auch von größeren Raubvögeln gefürchtet wird. In eini- gen Teilen Afrikas gelten die Tiere als heilig.

Fleisch, Knochen und Fett werden aber gelegent- lich von Einheimischen als Mittel gegen Tollwut, Wundheilung wie auch für Zeremonien wie zum Beispiel für das „Regenmachen“ verwendet. Die

dafür der Natur entnommene geringe Anzahl von Vögeln bedroht allerdings kaum den Fortbestand der wildlebenden Populationen.

Dagegen rauben heute Waldrodungen und der wachsende Bedarf an landwirtschaftlichen Nut- zungsflächen den Nashornvögeln ihren natürlichen Lebensraum und drängen sie auf immer kleinere Waldgebiete zurück. Von großer Bedeutung ist insbesondere der Verlust von alten, großen Bäu- men, die dick genug sind, um den Nashornvögeln einen Platz für ihre Bruthöhle zu bieten. In den schnell wachsenden, vergleichsweise jungen Bäu- men von Plantagen können die Nashornvögel kei- ne Höhle für ihr Nest und die Aufzucht ihrer Jun- gen anlegen.

WWF- und TRAFFIC-Projekte

TRAFFIC, das gemeinsame Artenschutzprogramm des WWF und der Weltnaturschutzunion IUCN, hilft Staaten bei der Überwachung der Regelungen zum Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

So dokumentierte TRAFFIC beispielsweise den lokalen Bedarf der Nashornvogelarten für medizi- nische Anwendungen der einheimischen Bevölke- rung. Der WWF rät darüber hinaus Unternehmen und Regierungen in Afrika, ihre Wälder, nach den Kriterien des FSC (Forest Stewardship Council) zu bewirtschaften. Diese garantiert eine naturge- mäße Waldwirtschaft, bei der unter anderem auch für Nashornvögel geeignet alte Bäume stehen ge- lassen werden. Auch setzt sich der WWF seit vie- len Jahren in vielen Verbreitungsstaaten der Nas- hornvögel dafür ein, dass die wahllose Abholzung der Wälder gestoppt wird. Seit dem Jahr 2004 verstärken wir dieses Engagement auf Borneo.

Dort setzen wir uns durch intensive politische Lobbyarbeit besonders für die nachhaltige Nut- zung von Produktionswäldern ein. Darüber hinaus unterstützen unsere Mitarbeiter vor Ort die Natio- nalparkverwaltungen mehrerer Schutzgebiete in ihrem Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag und die Wilderei.

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Hintergrundinformation

November 2007 · Nashornvögel

4 Weitere Informationen

WWF Fachbereich Biodiversität, Artenschutz und TRAFFIC; Tel: 069 79144 -180, -183, - 212, -168; Fax: 069 617221

www.wwf.de oder www.traffic.org

Über eine Spende würden wir uns freuen!

Frankfurter Sparkasse Konto: 222 000

BLZ: 500 502 01

Stichwort: ARTENSCHUTZ

Referenzen

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