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Die Rolle des Hausarztes während der Corona-Pandemie

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Bayerisches Ärzteblatt 11/2020

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Bei gesundheitlichen Beschwerden ist der wohnortnah niedergelassene Hausarzt im Regelfall die erste Anlaufstelle für Patientin- nen und Patienten. Dies gilt auch und gerade während der Corona-Krise. Angesichts der breiten Palette an Erwartungen an Hausärz- tinnen und Hausärzte stellt sich die Frage, was eigentlich deren spezifische Rolle wäh- rend der Pandemie ist – auch mit Blick auf die Vor- und Nachsorge der Patienten. Über dieses Thema debattierten Professor Dr. Jo- chen Gensichen MPH, Dipl. Päd., Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Ludwig- Maximilians-Universität München, Professor Dr. Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Univer- sität München, sowie Dr. Marianne Koch, Fachärztin für Innere Medizin, Anfang Okto- ber im Musiksaal der Evangelischen Akade- mie Tutzing.

„Die Beziehung zwischen einem Hausarzt und seinem Patienten ist in Deutschland wahrschein- lich langlebiger als eine Ehe. Wir kennen unsere Patienten sehr gut und sind oft ihre ersten An- sprechpartner in gesundheitlichen Fragen“, er- klärte Gensichen eingangs. Deshalb hätten sich die Hausärzte zu Beginn der Pandemie in einem Kraftakt auf den bevorstehenden Ansturm von COVID-19-Verdachtsfällen vorbereitet. So seien Praxismitarbeiter mit Bezug auf die neuartige Krankheit geschult und Räumlichkeiten speziell für Patienten mit Verdacht auf eine Infektion reserviert worden. Außerdem hätten die Hausärz- te in Eigenregie medizinische Schutzkleidung zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtspa- tienten eingekauft – aufgrund eines damals man- gelhaften Angebots in der Bundesrepublik oft auf dem internationalen Markt.

Seitdem hätten die Hausärzte viele verunsicher- te Patienten über das Coronavirus und eventu- elle Symptome aufgeklärt, eine große Anzahl an COVID-19-Abstrichen in ihren Praxen durchge- führt und zahlreiche am Virus erkrankte Patienten betreut – neben dem normalen Praxisbetrieb. Dass die Hauptlast der Pandemie von den Hausärzten getragen werde, zeige sich auch daran, dass derzeit 19 von 20 Patienten mit einer COVID-19-Infektion von diesen behandelt werden würden.

Der bisher glimpfliche Ablauf der Pandemie in Deutschland sei neben der exzellenten und breit aufgestellten Intensivversorgung in deutschen Krankenhäusern insofern auch den Hausärzten zu verdanken. Denn Letztere hätten die Bugwelle der COVID-19-Verdachtsfälle getestet und leicht bis mittelschwer Infizierte behandelt. „Die meis- ten Corona-Patienten können durch hausärztli- che Unterstützung, Schmerzbehandlung, Ruhe und langsamen Aufbau von Aktivität gesunden“, so Gensichen.

Dieser „Schutzwall der Hausarztpraxen um die deutschen Krankenhäuser“ habe dazu beigetra- gen, dass sich relativ wenige Menschen in Kliniken aufgrund von Kontakten zu sogenannten „Super- spreadern“ mit dem Coronavirus angesteckt hät- ten. Außerdem sei es den stationären Strukturen ermöglicht worden, ihre Ressourcen vollkommen auf schwere Krankheitsverläufe zu konzentrieren.

Eine weitere Aufgabe der Hausärzte während der Pandemie sei die Behandlung der Folgen von Corona. So würde ein geringer Prozentsatz der Infizierten noch mehrere Monate nach der Er- krankung unter Müdigkeit und Atemnot leiden.

Des Weiteren hätte sich nach einer internationa- len Meta-Analyse die Zahl der Depressionen und Angststörungen seit Beginn der Pandemie drama- tisch erhöht. Grund hierfür sei nach Gensichen und Koch unter anderem eine Zunahme des Gefühls der Einsamkeit in Folge von coronabedingten Kontaktbeschränkungen mit Familienmitgliedern und Freunden. „Hausärzte haben auch die wichti- ge Funktion, diese psychischen Auswirkungen bei ihren Patienten zu erkennen und Möglichkeiten

aufzuzeigen, dem entgegenzuwirken“, so Koch.

Je länger die Pandemie andauere, desto mehr verstärke sich dieses Problem.

Zunehmende Bedeutung von Telemedizin und Prävention

Mit Bezug auf die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen ergänzte Jauch, dass die seit Beginn der Pandemie deutlich stärker nach- gefragte Videosprechstunde vielen Ärzten dabei geholfen habe, Patienten zu behandeln, welche aus Angst vor einer Infektion persönliche Besu- che bei ihrem Arzt nicht auf sich nehmen wollen.

Allerdings sollte vor einer Behandlung via Video bereits ein realer Arzt-Patienten-Kontakt erfolgt sein und ein Vertrauensverhältnis bestehen: „Ein Hausarzt, der seit langer Zeit einen Diabetiker betreut, kann mit diesem auch via Telemedizin in Kontakt treten. In einer anderen Konstellation ist es schwieriger, da man virtuell im Regelfall weni- ger Informationen über seinen Patienten erhält als bei einem Präsenzgespräch“, so Jauch.

Einig waren sich die drei Diskussionsteilnehmer, dass Hausärzte ihren Patienten während der Pan- demie immer wieder die Bedeutung der Prävention verdeutlichen sollten. Denn gesunde Ernährung, Sport sowie das Vermeiden von Übergewicht könn- ten zu einer Verbesserung der generellen gesund- heitlichen Konstitution jedes Einzelnen beitragen und einen milderen Verlauf einer Coronavirus- Infektion nach sich ziehen.

Florian Wagle (BLÄK)

Die Rolle des Hausarztes

während der Corona-Pandemie

Professor Dr. Jochen Gensichen, Professor Dr. Karl-Walter Jauch, Dr. Marianne Koch und Moderator Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing (v. li.).

Foto: ma eat archiv

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