bei Dictyostelium discoideum .“
Dissertation
zur Erlangung des akademischen Grades des Doktors der Naturwissenschaften
an der Universität Konstanz Mathematisch
Naturwissenschaftliche Sektion Fachbereich Biologie, vorgelegt von Sandra Thal.
Tag der mündlichen Prüfung: 23.02.2005 Referent: Prof. M. Groettrup
Referentin: Privatdozentin C. Schlatterer
1. Einleitung
11.1.
Dictyostelium discoideum 11.2 Differenzierungszyklus
21.3. Chemotaxis: Orientierung der Zellen in einem Gradienten, Ausbildung einer stabilen Zellpolarität und Adaptation
4
1.4 Chemotaktische Signalkaskaden
51.4.1. Die cAMP regulierten Signalwege
51.5. Rolle des Calcium bei der Chemotaxis
91.6. Plasmamembran Calcium ATPase
101.7. Zellbewegung
111.7.1. Pseudopodienbildung
111.7.2. Ablauf der Zellbewegung
121.7.3. Zytoskelettproteine
122. Ziel der Dissertation
143. Material und Methoden
153.1. Allgemeine Liste
153.1.1. Chemikalienliste
153.1.2. Geräteliste
163.1.3. Verbrauchsmaterialien
173.2. Physiologische Lösungen und Medien
183.2.1. Dictyostelium Medium und Differenzierungspuffer
183.2.2. Dictyostelium Differenzierungsplatten
183.2.3. ImmunohistochemischeLösungen
183.2.4. cAMP induzierte FAktinakkumulation
193.2.5. PinozytoseLösung
193.2.6. PhagozytosteLösung
203.2.7. D. discoideum Stämme
203.2.8. E. coli Stämme
203.3. Molekularbiologische Puffer, Medien und Reagenzien
203.3.1. Luria Broth Medium
203.3.2. LBPlatten
203.3.3. Puffer
213.3.4. Southern BlotLösungen
213.4. Physiologische Methoden
233.4.1. Zellanzucht von D. discoideum
233.4.2. Einleitung des Differenzierungszyklus
233.4.3. Sporengewinnung
243.4.4. Einfrieren vegetativer Zellen
243.4.5. Simultane Untersuchung des Differenzierungsverhalten von „Enigma“ und „Ganko“ im Vergleich zum Wildtyp
25
3.4.6. Detailuntersuchung des Aggregationsverhaltens von
„Enigma“ und Wildtyp
25
3.4.7. Selektionsverfahren zur Anreicherung von
Zellpolaritätsmutanten
26
3.4.8. Bestimmung des Wachstumsverhaltens in
Suspensionskultur
29
3.4.9. PinozytoseExperiment
303.4.10. PhagozytoseExperiment
313.4.11. cAMP induzierte FAktinakkumulation
323.4.12. Untersuchung der Lichtstreuungsoszillation
333.4.13. Untersuchung von Dunkelfeldwellen
333.4.14. Chemotaxis mit einer cAMP gefüllten Glaskapillare
343.4.15. Immunohistochemische Nachweis der FAktinlokalisation
343.4.16. Immunohistochemische Kernfärbung
353.5. Molekularbiologische Methoden
363.5.1. PCRAnsätze
363.5.2. PCRProgramme
373.5.3. Primer für Sonden und PCRProdukte
373.5.4. Primer für Sequenzierungen
393.5.5. DANNPräparation von D.discoideum
403.5.6. RNAPräparation von D. discoideum
413.5.7. cDNASynthese
423.5.8. RTPCR
423.5.9. REMIMutangenese
433.5.10. “REMIRescue”
433.5.11. Homologe Rekombination von “Ganko” und “Enigma”
443.6. Allgemeine molekularbiologische Methoden
453.6.1. Southern Blot
453.6.2. Standardtechniken
464. Ergebnisse
474.1.2. Zellvolumen und Differenzierung
484.1.3. Chemotaktisches Verhalten
494.1.4. Änderung der Zellgestalt bei autonomer cAMP
Segregation: Lichtstreuungsoszillation und Dunkelfeldwellen
51
4.1.5. Zytoskelettuntersuchungen
544.1.6. Kernzahl, Zellteilung und Endozytose
564.1.7. Molekularbiologische Analyse der REMIMutante
574.1.8. Homologe Rekombinante: „ Wildtyp/“Ganko
+“
624.2. Untersuchung der REMIMutante: „Enigma“
644.2.1. Selektion der Zellpolaritätsmutante
644.2.2. Zellvolumen und Differenzierung
654.2.3. Änderung der Zellgestalt bei autonomer cAMP
Segregation: Dunkelfeldwellen und Lichtstreuungsoszillation
67
4.2.4. Zytoskelettuntersuchungen
704.2.5. Chemotaktisches Verhalten
724.2.6. Kernanzahl, Zellteilung und Endozytose
734.2.7. Molekularbiologische Analyse
744.2.8. Homologe Rekombinante: Wildtyp/“Enigma
+“
774.3. Identifizierung und Klonierung einer möglichen
Plasmamembran Calcium ATPase aus D. discoideum
79
4.3.1. Identifizierung und Lokalisierung
794.3.2. Proteinanalyse der möglichen dPMCA
804.3.3. Molekularbiologische Analyse
865. Diskussion
895.1. Die REMIMutante: „ Ganko“
895.2. Die REMIMutante: „ Enigma“
935.3. Die mögliche dPMCA
956. Danksagung
967. Inhalt der CD´s Filmlegenden
9798
Diese Arbeit beschreibt zum einem die Isolation von zwei REMI
Zellpolaritätsmutanten („Ganko“, „Enigma“) sowie die Charakterisierung ihrer Phänotypen und die molekularbiologischen Analysen der REMIIntegrationen.
Zum anderen beschreibt die Arbeit die Isolierung eines Gens für eine möglichen Plasmamembran Calcium ATPase aus Dictyostelium und seine molekularbiologische Charakterisierung.
Bei der ersten REMIMutante „Ganko“ konnte erstmalig für Dictyostelium gezeigt werden, dass der 3´UTR Bereich von Aktin 8 für die Bildung eines normalen F
Aktinzytoskeletts in den Pseudopodien benötigt wird. Dabei beeinflusst die
Integration des REMIVektors 293 bp nach dem Stopkodon und 283 bp bzw. 277 bp nach den beiden Polyadenylierungssignalen nicht die Expression von Aktin 8 in der Mutante. Dennoch konnte „Ganko“ aufgrund dieser Integration sich im
Selektionsassay durch 1.2 µm große Filterporen entlang eines niedrigen cAMP
Gradienten bewegen und bewies auch im Chemotaxisassay mit einer 10 µM cAMP gefüllten Glaskapillare, dass er sensitiver auf cAMP als der Wildtyp reagierte. Bei den cAMP stimulierten FAktin Anreicherungsassays wurde unter Standardbedingung (10 µM cAMP) wie bei Stimulation mit 1 µM cAMP bei „Ganko“ weniger FAktin, als bei dem Wildtyp akkumuliert. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass FAktin in der Mutante genauso wie im Wildtyp in den Pseudopodien lokalisiert war, allerdings mit einer anderen Verteilung. Bei „Ganko“ bildet das FAktinnetzwerk kein schmales Band wie beim Wildtyp, sondern verteilte sich diffus in den Pseudopodien. Anhand gleicher Belichtungszeiten bei den Bildern der FAktinfärbung konnte gezeigt werden, dass die Intensität der FAktinfärbung bei „Ganko“ deutlich niedriger war als beim Wildtyp. Veränderungen in der Differenzierung, des Zellvolumens, der
Wachstumsrate, der Endozytose oder die Änderung der Zellgestalt bei autonomer cAMPSegregation in Suspensionskultur bzw. auf Festmedium konnten gegenüber dem Wildtyp nicht festgestellt werden.
Die Untersuchungen der Homologen Rekombinante Wildtyp/ „Ganko + “ zeigte, dass nur die Integration des REMIVektors für den Phänotyp verantwortlich war.
Anhand dieser Ergebnisse wird vermutet, dass der 3´UTR Bereich für die Regulation der posttranskriptionelle Prozessierung benötigt wird. Die Integration des REMI
Modell, dass auf den Daten des Phänotyps basiert, diskutiert.
Bei der zweiten REMIZellpolaritätsmutante „Enigma“ konnte auch über Homologe Rekombination gezeigt werden, dass die Integration des REMIVektors
verantwortlich war, für den beschrieben Phänotyp der Mutante. Die Integration des Vektors erlaubte „Enigma“ sich im Selektionsassay in sehr kurzer Zeit chemotaktisch durch 1.2 µm große Filterporen entlang eines cAMPGradienten zu bewegen. Auch besaß diese Mutante wie „Ganko“ eine Veränderung im FAktinzytoskelett, wobei der relative Gehalt der FAktin Anreicherung nach cAMP Stimulation genauso hoch war wie beim Wildtyp. Diese Veränderung im FAktinzytoskelett resultierte bei „Enigma“
in der Ausbildung von Filopodien statt Pseudopodien. Des Weitern besaß „Enigma“
eine flacher Zellgestalt als der Wildtyp und Veränderung in der Differenzierung.
„Enigma“ entwickelte sich genauso wie der Wildtyp bis zum Übergang zwischen dem multizellulären Aggregat und dem „mound“Stadium. Bei diesem Übergang kam es bei der Mutante zu einer veränderten Regulation der ZellZellkontakte. Dies führte zu einem Auseinanderbrechen des multizelluläre Aggregat in unterschiedliche große Einzelstücke. Diese Einzelstücke differenzieren sich dann zeitverzögert über Bildung der „slug“ und „mexicanhat“Stadien zu Fruchtkörpern. Insgesamt benötigte
„Enigma“ 30 Stunden und der Wildtyp 24 Stunden bis zur Kulmination.
Bei der chemotaktischen Bewegung unter Standardbedingung wurden bei „Enigma“
mehr laterale Pseudo bzw. Filopodien ausgebildet als beim Wildtyp, doch konnte kein Unterschied bei der chemotaktischen Geschwindigkeit zwischen den beiden Zelllinien ermittelt werden. Diese Mutante besaß gegenüber dem Wildtyp noch eine gesteigerte Pinozytose.
Effekte auf die Wachstumsrate oder Änderung auf der Zellgestalt bei autonomer cAMPSegregation in Suspensionskultur bzw. auf Festmedium konnten nicht festgestellt werden.
Die Genetische Grundlage für diesen Phänotyp konnte nicht analysiert werden, da die genomische Sequenz aus dem religierten und sequenzierten REMIPlasmid keinem bekannten Gen oder intergenischen Sequenz zugeordnet werden konnte.
Vermutet wird, dass die veränderte Regulation eines Gens aus der RhoFamilie
Dictyostelium discoideum identfiziert werden. Die Analyse der Proteindomänen lässt vermuten, dass es sich um eine PMCA handelt. Die Sequenz der mögliche dPMCA konnte über Sequenzierung von PCRAmplifikate und eines cDNA Klons aus einer cDNABank (Tsukuba) fast vollständig isoliert werden. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass die mögliche dPMCA nur als einzelne Kopie im Genom enthalten ist.
Über eine Expressionsstudie wurde gezeigt, dass die mögliche dPMCA in allen Entwicklungsstadien gleichbleibend exprimiert wird. Die Daten des Dictyostelium
genomprojekts erlaubten die Lokalisation der möglichen dPMCA auf dem Chromosom 5.
Hiermit erkläre ich, Sandra Thal, dass die vorliegende Dissertationsarbeit mit dem Titel: „ Untersuchung zur chemotaktischen Signalkaskade bei Dictyostelium
discoideum“ von mir selbständig verfasst wurde. Bei der Erarbeitung und Verfassung der Dissertationsarbeit wurden keine Quellen oder Hilfsmittel, als die angegeben benutzt.
Sandra Thal
Indische Sprichwort
1. Einleitung
1.1. Dictyostelium discoideum
Dictyostelium discoideum gehört zu der Familie der Dictyostelidea und wurde anfänglich zu der Ordnung der Ascrasiomycetes klassifiziert.
Aufgrund ribosomaler RNA und AminosäureAnalyse des Elongationsfaktors EF1α (Baldauf 1997) kam es zu einer neuen Positionierung der Dictyostelidea zwischen den Pilzen und Pflanzen als eigene Gruppe der Mycetozoa.
Die erste Spezies aus der Familie der Dictyostelidea wurde 1869 von Brefeld (Brefeld 1869) aus Pferdemist isoliert und als Dictyostelium mucoroides klassifiziert. Er prägte den Begriff Dictyostelium der sich aus Dicty (Netzartig) und stelium (Turmartig)
zusammensetzt. Die Auswahl dieser beiden Wörter basierte auf der Beobachtung des netzförmigen Aggregationsstadiums und turmförmigen Fruchtkörpers. Erst 1930 war es möglich Mitglieder der Dictyostelidea labortechnisch zu kultivieren. Der anfängliche LaborstammDictyostelium discoideum (NC 4) wurde 1935 in North Carolina aus Waldboden isoliert. Der in dieser Arbeit verwendete Laborstamm Ax 2 ist eine Derivat von Ax1. Beide können aufgrund zweier Punktmutationen in
axenischem Medium kultiviert werden.
Was macht die Verwendung von Dictyostelium discoideum so interessant für die Grundlagenforschung ?
Zum einen die gute Kultivierbarkeit, das haploide Genom mit 40 Mbp und der
ungewöhnliche Differenzierungszyklus: dabei differenzieren sich einzelne Amöben zu einem multizellulären Fruchtkörper (Abb. 1). Aufgrund dieses Differenzierungszyklus ist es möglich an einem Organismus das Zellverhalten von Einzelzellen bei der Pino, Phagozytose, Zellteilung, ZellZellkommunikation, Zellpolarität und Chemotaxis zu untersuchen. In den multizellulären Stadien kann die Differenzierung des
multizellulären Aggregats zu einem Fruchtkörper, die Apoptose von Zellen, Zell
Zellkommunikation, Zellsortierung, Phototaxis und Chemotaxis untersucht werden.
1.2. Differenzierungszyklus
Der Entzug der Nahrungsquelle, z.B. der Bakterien oder des Nährmediums induziert den Differenzierungszyklus (Abb.1). Nachdem die einzelnen Amöben ungefähr 4 Stunden gehungert haben, beginnen einzelne Zellen mit der Ausschüttung von 3´
5´zyklischen Adenosinmonophosphat (Watson, Westwick et al.), welches andere Amöben chemotaktisch stimuliert. cAMP dient den Zellen nicht nur als
chemotaktischer Lockstoff, sondern führt auch zur Synchronisation der Zellen basierend auf Änderungen der Genexpression (Oyama and Blumberg 1986).
Nicht nur die Zellen im Inneren des späteren Aggregationszentrums schütten cAMP (6 Minuten Intervall) (Otto and Kessin 2001) aus, sondern auch Zellen die auf das Zentrum zuströmen, was zu einer Verstärkung des Anfangssignals führt.
Nachdem das multizelluläre Aggregat (10 5 Zellen) (Otto and Kessin 2001) gebildet wurde, kommt es über das „mound“Stadium zur Weiterdifferenzierung zum
Pseudoplasmodium. Das Pseudoplasmodium ist ca. 12 mm groß und bewegt sich in einer Schleimhülle auf dem Substrat fort. Aufgrund seiner morphologischen
Ähnlichkeit mit einer Nacktschenke wird dieses Stadium auch als „slug“Stadium bezeichnet (Raper 1952). Im „slug“ ist eine morphologische Heterogenität erkennbar, wobei die Sortierung der unterschiedlichen Zelltypen bereits im „mound“Stadium cAMPabhängig stattgefunden hat (Dormann, Vasiev et al. 2000). Im anterioren Ende des „slug´s“ sind die Prästielzellen (20 %) lokalisiert und im posterioren Ende
befinden sich die Präsporenzellen (80%) (Raper 1940) mit den sogenannten anterior like cells (ALC) (Sternfeld 1982). Die ALC´s sind in der Lage bei einem Ausfall der Prästielzellen deren Aufgaben zu übernehmen. Sie sorgen dann auch für die
Aufrechterhaltung des 1:4 Verhältnisses von PrästielzuPräsporenzellen (Abe, Early et al. 1994).
Bevor der „slug“ sich weiterdifferenziert kann er auf dem Substrat wandern, wobei er sich phototaktisch und thermotaktisch orientiert (Bonner, Clarke et al. 1950) oder sich direkt zum „mexican hat“ differenziert. Nach dem „mexican Hat“ Stadium kommt es zur Kulmination, wobei der Fruchtkörper gebildet wird. Dieser besteht aus einem Sporenkopf, einem Sporenträger und einer Zellscheibe, die als Basis dient.
Unter natürlichen Bedingungen erfolgt die Verbreitung der Sporen durch Wasser,
Luftfeuchtigkeit und besserem Nahrungsangebot kommt es zur Keimung der Sporen und damit zu einem Neubeginn des Lebenszyklus .
Abb. 1: Differenzierungszyklus von Dictyostelium discoideum. Sporenkeimung
Vegetative Zellen
Aggregations
stadium
Mound
stadium Slugstadium
anterior
posterior
Kulminations
stadium
Fruchtkörper
1.3. Chemotaxis: Orientierung der Zellen in einem Gradienten, Ausbildung einer stabilen Zellpolarität und Adaptation
Grundlage für die Bildung des multizellulären Organismus ist das chemotaktische Zusammenströmen der Amöben. Bevor es zur chemotaktischen Zellbewegung kommt orientieren sich die Zellen entlang des asymmetrischen Lockstoffgradienten und bilden nachfolgend eine stabile Zellpolarität aus.
Die Orientierung der Zelle innerhalb eines externen asymmetrischen
Lockstoffgradienten wird durch die Stimulation der Lockstoffrezeptoren vermittelt, wobei die Lockstoffrezeptoren uniform über die Zelloberfläche verteilt sind und auch bleiben. Die Transduktion der Rezeptorbesetzung am Ort der höchsten
Lockstoffexponierung führt zu einer lokalen Anreicherung von Signalmolekülen an der Zellmembran am Ort der höchste Rezeptorbesetzung. Diese Anreicherung führt zu lokalen Aktivierungen von nachgeschalteten Signalwegen (s.u.) die zu einer Polarisierung führen kann.
Die Polarisierung von Zellen äußert sich in einer asymmetrischen Veränderung der Zellgestalt mit einem erkennbaren anterior und posterior Bereich. Der anterioren Bereich oder „leading egde“ wird gebildet durch Anreicherung von filamentösem Aktin sowie den Aktinbindeproteine. Im posterioren Bereich kommt es zu
Anreicherung von Myosion II, Cortexillin und deren Bindeproteinen (Devreotes and Zigmond 1988; Manahan, Iglesias et al. 2004).
Doch nicht nur über die anteriore Anreichung von FAktin und posteriore
Anreicherung von Myosin wird eine Zellpolarität etabliert sondern z.B. auch über einen PIP3Gradienten und einen CalciumGradienten innerhalb der Zelle (s.u.).
Bei einer Positionsveränderung der Lockstoffquelle wird die asymmetrische Zellgestalt aufrechterhalten, indem sich der anteriore Zellbereich zur höchsten Lockstoffkonzentration bewegt. Dieses Verhalten basiert auf einer erhöhten
Sensitivität und einer erhöhten AktinZytoskelettaktivität in diesem Bereich der Zelle.
Beide Faktoren ermöglichen eine schneller Bewegung in Richtung der Lockstoffquelle.
Bei einer Positionsveränderung der Lockstoffquelle mit einem sehr steilen
aufgehoben werden, wobei es zur Ausbildung einer neuen anteriorposterior Achse kommt (Devreotes and Janetopoulos 2003).
Neben der Zellorientierung und Etablierung einer stabilen Zellpolarität ist auch die Adaptation der Zellen essentiell für die Chemotaxis. Die Zellen reagieren auf die Veränderung der Rezeptorbesetzung und adaptieren daran, wenn die Besetzung konstant gehalten wird. Wenn die Rezeptorbesetzung erhöht wird kommt es zu einer erneuten Zellreaktion in Richtung der Stimulation und die Zellen bewegen sich auf die Lockstoffquelle zu. Unabhängig davon, ob sie sehr weit oder sehr nah von der Quelle entfernt sind. Die Abnahme des Lockstoffstimulus führt zu einer
Desensibilisierung und erlaubt eine Neuorientierung der Zellen. So ist es möglich, dass sich die Zellen innerhalb eines 2%igen Gradienten orientieren können.
1.4. Chemotaktische Signalkaskaden
Welche Komponenten sind für die Ausbildung einer chemotaktischen Bewegung verantwortlich bei Dictyostelium discoideum ?
Die Induktion des RezeptorZytosolSignalwegs durch cAMPBindung an den heterotrimer gekoppelten GProteinRezeptor führt zu Aktivierung multipler
Signalkaskaden (Abb. 2) die für die Zellorientierung, die Etablierung der Zellpolarität, den Adaptationsprozeß, Zellbewegung und Verstärkung des cAMPSignals
verantwortlich sind. Diese Signalkaskaden setzten sich aus PI3Kabhängigen, MAPK und ACAabhängigen Signalwegen zusammen. Hinzu kommen Signalwege, die durch sekundäre Botenstoffe wie IP3 (Inositol1,4,5trisphosphat), cGMP
(zyklisches Guanosinmonophosphat) und Calcium gesteuert werden.
1.4.1. Die cAMP regulierten Signalwege
Dictyostelium verfügt insgesamt über 4 spezifische cAMPRezeptoren (cAR1, cAr2, cAR3,cAR 4), die zu unterschiedlichen Differenzierungszeitpunkten expremiert werden: cAR1 in der Aggregationsphase, cAR3 bei der „Mound“Bildung, cAR2 im Übergang vom „Slug“ zum Kulminationsstadium und cAR4 in der späten
Kulminationsphase (Parent and Devreotes 1996).
Die Bindung von cAMP an cAR1 zu Beginn der Aggregationsphase induziert die chemotaktische Bewegung der Einzelzellen, die mit der Bildung des multizellulären Aggregats endet.
An cAR 1 können mindestens 2 unterschiedliche heterotrimer GProteine binden, zum einen Gα2βγ zum anderen Gα9βγ. Die Induktion der multiplen Signalkaskaden erfolgt nach heutigem Wissenstand über die Gβγ Untereinheit von α2.
PIP3Kaskade
Die GβγUntereinheit aktiviert die PI3Kinase, diese wandelt Posphatidylinositol4,5
Bisphosphat (PIP2) in Posphatidylinositol3,4,5 Triphosphat (PIP3) um, dabei wird bei PIP3 die Bindestelle für die PHDomän (PleckstringHomology) tragenden Proteine (Crac, AktB/PKB, PhdA, PTEN) zugänglich gemacht.
Diese regulatorischen Proteine translozieren sekundenschnell durch Bindung der PHDomäne an unterschiedliche Bereiche der Zellmembran, was anhand von GFP
Markierung nachgewiesen werden konnte (Meili, Ellsworth et al. 1999; Dormann, Weijer et al. 2002; Iijima and Devreotes 2002). Beispielsweise Crac (cytosol regulator of adenylyl cyclase) oder PhDA (PHDomän tragendes Protein A) welche beide nach der Stimulation an das Vorderende der Zelle (Parent, Blacklock et al. 1998)
translozieren. Crac wird benötigt für die Aktivierung der Adenylylzyklase (ACA), welche hauptsächlich für die Synthese von cAMP verantwortlich ist (s.u.). PhDA wird für die FAktinOrganisation am sogenannten „leading egde“ benötigt. Im Gegensatz dazu führt die Fusion der Akt/PKB (Protein Kinase B) PHDomänen zur direkten Stimulation und Translokalisation der PKAa (Protein Kinase A alpha) an das Hinterende der Zelle. Dort inhibiert die PKAa die MHCKA (Myosin schwere Kette Kinase A) und führt dort zur Anreicherung von Myosin (Chung and Firtel 1999).
Gegenspieler der PI3Kinase ist die PI3Phosphatase (PTEN) (Iijima and Devreotes 2002), die nach cAR 1Induktion vom Zytosol an das Hinterende der Zelle
transloziert und sich dort in die Plasmamembran anlagert. Dort dephosphorylisiert PTEN PIP3 und der PIP3Gardient wird ausgebildet (Comer and Parent 2002).
MAPKaskade
Bei der MAPKaskade kommt es nach Phosphorylierung von cAR 1 zu einem Zusammenspiel der MAPKinase ERK1 und einer Vielzahl von interagierenden
Proteinen wie z.B. der MHCK, der PKA, der Guanylyzyklasen, Mitgliedern der kleinen GProteinfamilie wie Ras und RacGTPasen und letztlich den Proteinen des
Zyktoskeletts. Beispielsweise führt die transiente Aktivierung der Guanylyzyklasen (GCase) zur Bildung von cGMP, welches wiederum bei der Regulation der MLKK (Myosin leichte Kette Kinase) beteiligt ist (Yumura 1993; Liu and Newell 1994). Die Phosphorylierung der leichten Myosinkette äußert sich in einer Translokalisierung der Myosinkette innerhalb des Zytoskeletts zu den sog. „foci“. Dort kommt es zur
Phosphorylierung der schweren Myosinkette und somit zur Dissoziation des Myosins vom Zytoskelett (Berlot, Spudich et al. 1985).
Adenylylzyklase (ACA) und die Phosphodiesterasen (PDE)
cAMP wird nicht nur als chemischer Lockstoff für die Bildung des multizellulären Aggregats benötigt, sondern dient auch zur ZellZellkommunikation. Dafür muß zum einen cAMP ausgeschüttet und zum anderen cAMP extra wie intrazellulär abgebaut werden.
Für die Segregation von cAMP ist eine Adenylylzyklase (ACA) verantwortlich die bei der Aggregation von der spontane cAMPSegregation aktiviert wird. Die ACA
regulierte Ausschüttung von cAMP zu benachbarten Zellen und der ursprüngliche cAMPPuls wandert dann als spiralförmige oder konzentrischen cAMPWelle durch die Zellpopulation (Siegert 1991).
An der positiven Regulation der ACA sind neben Crac, „Aimless“, Erk2 , das
zytosolische Protein „Pianissimo“ und möglicherweise RasC beteiligt (Chen, Insall et al. 1996; Insall, Borleis et al. 1996) .
Für den cAMP Adaptationsprozess wird eine negative Regulation der ACA benötigt, wobei die einzelnen Komponenten dieses Regulationsweges noch nicht bekannt sind. Es wird vermutete, dass die Gα9Untereinheit daran beteiligt ist (Abb. 2) (Brzostowski, Parent et al. 2004).
Die intrazelluläre wie extrazelluläre Degradation von cAMP wird von
Phosphodiesterasen übernommen, die in drei funktionelle Gruppen aufgeteilt sind.
Die erste Gruppe (Pde 1, Pde 4) baut das extrazelluläre cAMP ab. Mitglieder der zweiten (Pde2/RegA, Pde6/GbpB/PdeE) und dritten Gruppe
(Pde3,Pde5/GbpA/PdeD, Pde6/GbpB) bauen intrazelluläres cAMP und cGMP ab (Manahan, Iglesias et al. 2004).
Abb. 2: Zusammenfassung unterschiedlicher Signalkaskaden in Anlehnung an (Chung, Funamoto et al. 2001; Kimmel and Parent 2003; Brzostowski, Parent et al.
2004). Abkürzungen und Erklärung siehe Text bzw. = bestätige Signalwege,
= vermutete Signalwege, = Inhibierung des Signalwegs.
1.5. Rolle des Calcium bei der Chemotaxis
Es ist bekannt das Calcium in unterschiedlichen Zellsystemen als „second
messenger“ dient und bei der Chemotaxis von Dictyostelium ein Calciumgradient in den Zellen aufgebaut wird (Schlatterer, Gollnick et al. 1994; Yumura, Furuya et al.
1996). Des Weiteren wird Calcium für den Auf und Abbau des Zytoskeletts benötigt (Taylor, Condeelis et al. 1977; EuropeFinner and Newell 1986; Newell, Malchow et al. 1995), dennoch ist die Rolle von Calcium bei der Chemotaxis sehr kontrovers diskutiert. Beispielsweise können sich menschliche Neutrophile polarisieren und chemotaktisch bewegen ohne, dass es zu einer messbaren Änderung des zytosolisch freien Calciums kommt (ALMohanna 1990; Elsner 1996). Bei
Dictyostelium wurde von Traynor et al.(Traynor, Milne et al. 2000) der iplARezeptor (IP3Receptorlike) über homologer Rekombination von IP3Rezeptorsequenzen deletiert. Anhand seiner Studien mit dieser Mutante postulierte Traynor, dass Calcium keine Rolle spielt bei der Etablierung von Zellpolarität und der
chemotaktischen Bewegung. Gestützt wird diese These durch Untersuchung einer Mutante bei der eine Plasmamembran Calciumpumpe (PMCA) aus menschlichen Erythrozyten in Dictyosteliumzellen überexpremiert wurden (Cubitt, Reddy et al.
1998). Trotz einer veränderten CalciumHomeostase bewegten sich die Zellen mit gleicher Geschwindigkeit, wie die Kontrollzellen auf die cAMPQuelle zu. Allerdings entwickelte sich diese Mutante nur bis zum „Mound“Stadium.
Anderseits ist bekannt, dass viele zytoskeletale Prozesse durch Calcium reguliert werden so z.B. wird ein 34 kdProtein, welches Calciumreguliert ist, für die
Vernetzung der FAktinfilamente benötigt (Furukawa, Maselli et al. 2003). Ein anderes Beispiel ist die Tatsache, dass Zellen die mit dem Calciumchelator EGTA über eine „scrape loading“Technik beladen wurden und nur noch eine verminderte chemotaktische Reaktion zeigen (Unterweger and Schlatterer 1995).
Calcium und IP3
Die Regulation der Calciumhomeostase wird durch die Bildung von IP3 induziert, nachdem der cAR1Rezptor cAMP gebunden hat und es zur Aktivierung der Gα2 Unterheit gekommen ist. Dies aktiviert die PhospholipaseC, welche die Spaltung von PIP2 zu IP3 und Diacylglycerol (DG) veranlasst. Die Bindung von IP3 an IP3Rezeptor
Kanäle führt zur Freisetzung von Calcium aus internen Speichern (EuropeFinner and Newell 1986; Jayaraman, Ondriasova et al. 1995; Nebl, Kotsifas et al. 2002).
In Dictyostelium findet sich neben den IP3 sensitiven Speicher auch ein sog.
acidosomaler Calciumspeicher, welcher durch Bindung von Arachidonsäure aktiviert wird (Flaadt, Jaworski et al. 1993; Schaloske, Sonnemann et al. 1998).
Die Freisetzung von Calcium aus internen Speichern führt im Gegenzug zu einem Einstrom von Calcium über die Plasmamembran, der als Kapazitativer
Calciumeinstrom bezeichnet wird. Für das Absenken der Calciumkonzentration auf die basale Calciumkonzentration stehen der Zelle die Calciumpumpen in den
internen Speichern und in der Plasmamembran zur Verfügung. Wie Schlatterer et.al (Schlatterer, Happle et al. 2004) zeigen konnte, scheinen die Plasma
membranpumpen für die Calciumregulation sehr wichtig sein. So wird z.B. bei
Induktion des kapazitativen Calciumeinstroms gleichzeitig der Ausstrom von Calcium über die Plasmamembran Calciumpumpen inhibiert und nicht der Einstrom von Calcium über die Plasmamembran hochreguliert.
1.6. PMCA
PlasmamembranCa 2+ ATPasen (PMCA´s) gehören zu der P2 (Subtyp 2B)
Unterfamilie der PTyp Ionen transportierenden ATPasen. Das ubiqitäre Vorkommen der PMCA´s innerhalb der Eukaryoten führte zu der Modellvorstellung, dass sich die PMCA´s aus 10 Transmembransegmenten zusammensetzen (Abb. 3), wobei die NH2 und COOH Enden der PMCA im Zytosol lokalisiert sind.
Der größte Teil der Proteinmasse befindet sich im Zytosol und wird in 3 Segmente untereilt: Einer intrazellulären Schleife zwischen dem Transmembransegement 2 und 3 (Transduktionsdomäne); der großen katalytischen Domäne mit der ATP
Bindungstelle zwischen den Transmembrandomänen 4 und 5; einem langen Schwanzteil nach der letzten Transmembrandomäne (regulatorische Domäne) (Strehler and Zacharias 2001) (Abb. 3).
Abb. 3: Schematische Darstellung der eukaryotischen ModellPMCA und ihrer Transmembranregionen (TM) mit den einzelnen Domänen. In Anlehnung an (Strehler and Zacharias 2001).
1.7. Zellbewegung
1.7.1. Pseudopodienbildung
Die Bewegungsentstehung bei Dictyostelium wird anhand von mehreren unterschiedlichen Modellen diskutiert. Beispielsweise gibt es Befürworter des frontalen Kontraktionsmodells (Rubino, Fighetti et al. 1984)( Abb. 4, A), wobei die Vorwärtsbewegung der Zelle auf einer Interaktion von FAktin mit dem
unkonventionellen Myosin beruht. Gestützt wird diese These durch das Vorhandensein einer Myosin I Isoform in frisch gebildeten Pseudopodien.
Abb. 4: Bewegungsmodelle (A) frontales Kontraktionsmodell und (B) kortikales Expansionsmodell.
A B
Myosin I
Verankerte Aktinfilamente
Verankerte Aktinfilamente
Oder das kortikale Expansionsmodell (Condeelis, Jones et al. 1992; Stites, Wessels et al. 1998) (Abb. 4, B) welches auf der Verbindung zwischen FAktin und Membran verankerten Aktinfilamenten basiert, ohne Beteiligung von Myosin I.
1.7.2. Ablauf der Zellbewegung
Nachdem die Zelle die Richtung des chemotaktischen Lockstoffs lokalisiert hat kommt es zur Ausbildung eines Pseudopodiums. Dieses sendet ein Adhäsionssignal in die Zellen und es kommt zum Aufbau der Kontraktionskraft, welche der Zelle die Bewegung zur Pseudopodienspitze ermöglicht. Mit dieser Bewegung kommt es zum Ablösen des Uropods vom Substrat und einer Verkürzung der Zelle (Condeelis 1998).
Die Geschwindigkeit der chemotaktischen Zellbewegung liegt bei D. discoideum zwischen 10 15 µm/min (Varnum and Soll 1984).
1.7.3. Zytoskelettproteine
Das Zytoskelett von Dictyostelium setzt sich aus den beiden Hauptkomponenten Aktin und Myosin und deren Regulatoren so wie aus Monomeren Bindeproteinen (Cofilin, Cap, Profilin I, Profilin II) und FAktin Auf und Abbauproteine (Severin, Protovlin,Cap 32/34) zusammen (Ludwig 1999).
1. Signal 2. Pseudopodienbildung 3. Adhäsion
4. Kontraktion 5. Ablösung
Abb. 5: Wichtige Schritte bei der Pseudopodienbildung.
Erklärung siehe Text, erstellt in Anlehnung an (Condeelis 1998)
Aktin
Der Gesamtgehalt von Aktin beträgt ca. 8 % der gesamten zellulären Proteinmasse und besteht in unstimulierten Zellen aus einem Gleichgewicht von G und FAktin.
Der Aktinpool wird nicht durch ein einziges Gen gespeist, sondern von einer Aktin
Superfamilie. Diese setzt sich aus 1720 unterschiedlichen Genen zusammen (McKeown 1978; Patricia Romans 1985), ähnlich der AktinSuperfamilie der Mammalia (Vandekerckove 1979; Buckingham, Alonso et al. 1986).
Die Unterscheidung der einzelnen Isoformen in beiden AktinSuperfamilien erfolgt nur über die 5´ wie 3´untranslatierten Sequenzen, da aufgrund der hohen
Sequenzkonservierung keine Unterscheidung im kodierenden Bereich möglich ist.
Nach cAMPStimulation kommt es innerhalb von 35 Sekunden zu einer Erhöhung um 50 60 % des FAktingehalts in den Zellen (McRobbie 1985a). Nicht nur die Anreicherung von FAktin nach einer Stimulation und die Ausbildung der stabilen asymmetrischen Polarisierung ist entscheidend für die Zellbewegung, sondern auch der Aufbau eines stabilen 3dimensionalen Aktinnetzwerkes. Dabei werden die
gebildeten Aktinfilmante über sog. Vernetzungs und BündelungsProteine (αAktinin, Interaptin, Fimbrin etc.) stabilisiert und über Membranankerproteine (Ponticulin, Talin, Comitin, Interaptin und Hisactophilin) mit der Zellmembran verbunden (Noegel and Luna 1995).
Myosine
Dictyostelium besitzt neben diversen unkonventionellen Myosinen (Myosin I
Isoformen) ein konventionelles Myosin, Myosin II.
Myosin II ähnelt in seiner Struktur sehr dem Mammalia Myosin und setzt sich aus einer paarigen Myosin Schweren Kette (Schwanzregion) und zwei regulatorischen Leichten Ketten (Kopfregion) zusammen (Warrick 1987). Wie in der Skelett
muskulatur wird die Schwanzregion für die Zusammenlagerung der Myosionketten benötigt. Die Zusammenlagerung der Myosionketten ist von der Phosphorylierung der Schweren Ketten durch eine spezifische Schweren Kette Kinase abhängig.
Diese Phosphorylierung wird benötig für die Stabilisierung der Zellpolarität und unterdrückt gleichzeitig die Bildung von lateralen Pseudopodien im posterioren Bereich der Zellen. Dies ermöglicht den Zellen direkt entlang des Gradienten zu wandern (Stites, Wessels et al. 1998).
Nach cAMPStimulation konzentriert sich Myosin entlang des gesamten Zellkortex und führt zu einer Änderung der Zellgestalt bei der sich die Zelle abrundet. Mit Ausbildung von Pseudopodien wird die Myosinkonzentration im Kortex aufgehoben und es kommt zur Anreicherung von Myosin im posterioren Bereich. Die Deletion von Myosin II führt zu einem Wachstumsdefekt, der verhindert dass die Zellen in
Supensionskultur wachsen können (De Lozanne and Spudich 1987).
Aufgrund ihrer Struktur wird vermutet, dass die unkonventionellen Myosine als Motorportein agieren, was aber noch nicht eindeutig bestätigt werden konnte.
Lokalisiert ist Myosin I im „leading egde“ von chemotaktisch aktiven Zellen, Filopodien und dem Zellkortex. Die Deletion der unkonventionellen Myosin I
Isoformen myoA und myoB führt z. B. zu einer Reduktion der chemotaktischen Geschwindigkeit, wobei myoBNullzellen mehr laterale Pseudopodien bilden, als die Wildtypzellen (Titus, Wessels et al. 1993; Jung 1996).
2. Ziel der Dissertation
Obwohl in den letzten Jahrzehnten viel über die Komponenten wie PTEN (Comer and Parent 2002; Iijima and Devreotes 2002) oder Crac (Segall 1999) und deren Signalwege bekannt wurde, gibt es immer noch unbekannte Komponenten in den einzelnen Signalkaskaden. So ist z.B. wenig bekannt über den genauen Ablauf der zeitlichen und räumlichen Kontrolle der Chemotaxis (Iijima, Huang et al. 2002) oder wie die einzelnen Signalwege untereinander reguliert werden.
In dieser Dissertation sollten unbekannte Komponenten der chemotaktischen Signalkaskaden isoliert und ihre Bedeutung für die Chemotaxis untersucht werden.
Dafür sollten REMIMutanten mit einer veränderten Zellpolarität über einen Selektionsassay isoliert und der Phänotyp dieser Mutanten, in Bezug auf die Chemotaxis charakterisiert werden. Die veränderte genetische Struktur dieser Mutanten sollte über REMIRescue identifiziert und molekularbiologisch analysiert werden.
Ein weiterer Teil der Dissertation sollte sich mit der Identifizierung von PMCA´s aus dem Dictyosteliumgenom beschäftigen. Dafür sollte zuerst geklärt werden wie viele PMCA´s vorhanden sind und ihre Proteinstruktur analysieren. Des weitern sollten diese PMCA´s molekularbiologisch isoliert, kloniert, sequenziert und charakterisiert.
3. Material und Methoden
3.1. AllgemeineListen
3.1.1. Chemikalienliste AgarAgar [Invitrogen]
Ampicillin [Roth]
Koffein [Fluka]
KCl [Riedelde Haën]
Blasticidin S [ICN] Maleinsäure [Merck]
CaCl2 [Riedelde Haën] NaCl [Roth]
Camp [Boehringer] NaOH [Riedelde Haën]
DEPC [Sigma] Natriumacetat [Merck]
DMSO [Merck] Natriumcitrattribasisch [Riedelde Haën]
EDTA [Roth] Paraformaldeyhd [Riedelde Haën]
Essigsäure [Roth] Pikrinsäurelösung [Fluka]
Formaldehyd [Riedelde Haën] Pipes [Sigma]
Formamiddeionisiert [Sigma] Proteinase K [Sigma]
Fötales Kälberserum [Gibco] RNAseZap[Sigma]
Glycin [Sigma] Streptomycin [Roth]
HCl [Riedelde Haën]
EGTA [Fluka]
Trizmabase [Sigma]
Trizol [Sigma]
Hefe Typ II [Sigma] Zitronensäure [Merck]
HEPES [Sigma]
Hoechst 33285 [Fluka]
KH2CO4 [Riedelde Haën]
KHCO2 [Riedelde Haën]
3.1.2. Geräteliste
8KanalDichtemeßgerät [Uni. Konstanz]
Brutschrank 37 º C [Heraeus]
DNAMeßgerät: Ultrospec 3000 [Pharmacia, Biotech]
Chemotaxiskammer [Uni. Konstanz]
Elektroporator [Biorad]
Eppendorfschüttler I: Mixer 5432 [Eppendorf]
Eppendorfschüttler II: MSD Minishaker [IKA]
Feinwaage: HM202 [AND]
Filmentwickler: Konica SRX2001
FluorimeterWasserbad: Paratherm Ft1electronic [Julabo]
Fluorimeter: Fluorescence Spectrophotometer 65010 S [PerkinElmer]
Fluorimeterlampe: XenonPowerSupply 150 [PerkinElmer]
Fluorimeterschreiber: BBC Goerz
Folienschweissgerät: Vacupack 2 Plus [Krups]
Kamera I: M35 [Zeiss]
Kamera II: JC II [Zeiss]
Kapillarengerät: Micropipette Puller Model P87 [Saffer Instrumente Co. ] Magnetrührer MR 3001 [Heidolph]
Mikroskop I: Zeiss IM [Zeiss]
Mikroskop II: Axiovert 100 TV [Zeiss]
Mikrotitermeßgerät: Anthos Labtec HT2 PCRGerät: iCycler [BioRad]
pHMeter: Präzisions pHMeter E510 [Metrohm Herisau]
Power Supply 2197 [LKG Bromma]
Reinraumbank I: Lamin Air HBB2448 [Holten]
Reinraumbank II: Laflow [Dicto Bosch]
Stereolupe: Stemi 2000 [Zeiss]
Turboblotter [Schleicher & Schuell]
Videokamera Stereolupe: CCD Kamera [AVT Horn]
Videokamera II: CCD [Panasonic]
Waage: PE 3600 [Mettler]
Wasserbad I: Köttermann
Wasserbad II: 1420 Thermomix [B.Braun]
Wasserbad II: E52t [Haake]
Wasserbad III: K4 Electronic [mgw Louche]
Zählkammer [Neubauer]
Zentrifuge I: Kühlzentrifuge [Sorvall]
Zentrifuge II: Minispin [Eppendorf]
Zentrifuge III: RC5 Superspeed [Sorvall]
Zentrifuge IV: Minifuge 2 [Heraeus]
3.1.3. Verbrauchsmaterialien Blotpapiere [Schleicher & Schuell]
Borosilikat Glas Kapillaren [KwikFil]
Deckgläser ( 18 x18 mm ) [KnittelGläser]
Eppendorfgefäßesteril (1.5 und 2 ml) [Eppendorf]
Nitrocellulosefilter (0.45 µm, 25 mm BlackHAPB [Millipore, Mostein, Frankreich]) Nitrocellulosefilter (1.2 µm, 25 mm BlackHAPB [Millipore, Mostein, Frankreich]) Nylon Membran positiv geladen [Roche]
Objektträger (18 x 100 mm) [ MenzelGläser]
PCRGefäßesteril [Peske]
Petrischalen ( 5.4 cm, 9 cm , 14 cm) [Greiner]
Pipettenspitzen ( 0.110 µl, 2200 µl, 1001000 µl) [Peske]
RNAsefreie Pipettenspitzen ( 0.110 µl, 2200 µl, 1001000 µl) [Eppendorf]
Sterilfilter ( 0.45 µm, 0.25 µm ) Zentrifugenröhrchen (50 ml) [TPP ]
3.2. Physiologische Lösungen und Medien
3.2.1. DictyosteliumMedium und Differenzierungspuffer Axenisches Medium
28.6 g Bacto Pepton No. 3 [Becton & Dickinson]
12.2 g Bacto Hefe Extrakt [Becton & Dickinson]
2.56 g Na2HPO4 x 2 H2O [Riedelde Haën]
0.97 g KH2PO4 [Riedelde Haën]
36 g Maltose [Acros, Organics]
ad. 2 l H2Obidest pH 6.7
SørensenphosphatPuffer (SPPuffer) 13 mM KH2PO4
4 mM Na2HPO4 x 12 H2O
Mit KH2PO4 auf pH 6.0 ad. 1 l H2Obidest
3.2.2. Differenzierungsplatten
SørensenphosphatAgar Platten 1.5 mM Koffein Platten 500 ml SPPuffer mit 1.5 % (w/v)
AgarAgar; autoklaviert bei 120 ºC
100 ml SPPuffer, 1.5 mM Koffein mit 1.5 % (w/v) AgarAgar;
autoklaviert bei 120 ºC
3.2.3. ImmunohistochemieLösungen
10 % Paraformaldehydlösung Fixierlösung
0.4 g Paraformaldehyd 2 ml Paraformaldehydlösung (10 %)
6 ml H2O 5 ml 20 mM Pipes pH 6.0
10 µl 2 M NaOHLösung 1.5 ml gesättigte Pikrinsäurelösung Lösen bei 50 ºC, pH 6.0 180 µl 0.4 M NaOH
1320 µl H2O
PBS PBS/Glycin
137 mM NaCl 1x PBS
2.7 mM KCl 50 mM Glycin
10 mM Na2HPO4
2 mM KH2PO4
ad. 1l H2O pH 7.4
PBG PhalloidinFärbelösung
10 ml BSA (5%) [Sigma ]
1 ml Fischgelatine (10 %) [Sigma]
ad. 100 ml PBS
100 µg/ml TRITCPhalloidin [Sigma]
gelöst in MeOH 1: 200 in PBG verdünnt.
3.2.4. cAMP induzierte FAktinakkumulation
FITCStammlösung Stoplösung
100 µg/ml FITCPhalloidin [Sigma] in 1 ml MeOH gelöst, gelagert bei –20 ºC.
0.1 % Triton x100 20 mM KH2PO4 10 mM Pipes 5 mM EGTA 2 mM MgCl2
3.7 % Formaldeyhd
pH 6.8 gelagert bei –20 ºC 0.25 µM FITCPhalloidin
3.2.5. PinozytoseLösungen FITCDextran
Lösung
PhosphatPuffer I PhosphatPuffer II
50 mg/ml FITC
Dextran [Sigma]
in 1 ml SPPuffer
50 mM Na2HPO4
ad. 1 l pH 9.3
PhosphatPuffer I 0.1 % Triton x100
3.2.6. PhagozytoseLösungen
TRITCHefen TrypanblauLösung
5 g Hefe (Typ II) 2 mg/ ml Trypanblau
PBSPuffer 20 mM Citrat
SPPuffer 150 ml NaCl
50 mM Na2HPO4 pH 9. 2 ad. 50 ml pH 4.5 2 mg TRITC [Sigma]
3.2.7. D. discoideumStämme Wildtypstamm Ax2 Klon 214
REMIStämme Derivate Ax 2 Klon 214 (siehe Diplomarbeit: Katja Drews)
3.2.8. E.coliStamm DH5α [Invitrogen]
3.3. Molekularbiologische Puffer, Medien und Reagenzien 3.3.1. Luria Broth (LB)Medium
10 g Trypton [ Gibco BRL]
5 g Hefeextrakt [Gibco BRL]
5 g NaCl
pH 7.5; ad. 500 ml H2Obidest
3.3.2. LBPlatten
500 ml LBMedium und 1.5 % AgarAgar (w/v).
3.3.3. Puffer
50x TAEPuffer GelelektrophoresePuffer
242 g TrisBase 1x TAE 1l
57.1 ml Essigsäure 10 µl Ethidiumbromid (25 mg/ ml) 100 ml 0.5 M EDTA pH 8.0
ad. 1 l H2Odeionisiert
TEPuffer SOCPuffer
10 mM TrisHcl pH 7.4 1mM EDTA pH 8.0
20 g Trypton 5 g Hefeextrakt ad. 250 ml H2Obidest 0.5 g NaCl
10 ml 0.25 M KCl 5 ml 2 M MgCl2
20 ml 1 M Glukose pH 7.0 ; ad. 1 l H2Obidest
3.3.4. Southern BlotLösungen
Depurinierungslösung Denaturierungslösung
250 mM HCl 0.5 N NaOH
ad. 1 l H2Obidest, steril 1. 5 mM NaCl
ad. 1 l H2Obidest autoklaviert bei 120 ºC
Neutralisierungslösung 20x SSC
0.5 M Tris HCl pH 7.5 3 M NaCl
3 M NaCl 300 mM NaCitrat
ad. 1 l H2Obidest autoklaviert bei 120 ºC pH 7.0
ad. 1 l H2Obidest , autoklaviert bei 120 ºC Prähybridisierungslösung Hybridisierungslösung
10 ml DIG Easy Hyb [Roche] 10 ml DIG Easy Hyp [Roche]
Denaturierte Sonde (10 Minuten kochendes Wasserbad, danach +4 Cº für 10 Minuten)
Waschlösung I Waschlösung II
2x SSC 0.5x SSC
0.1 % SDS (10%) 0.1 % SDS (10 %)
Waschlösung III BlockLösung I
100 mM Maleinsäure 5 ml Blockingreagenz (10 x) [Roche]
150 mM NaCl ad. 50 ml Waschlösung III
pH 7.5 ad. 1 l H2Obidest autoklaviert
BlockLösung II Detektionspuffer I
15 ml BlockLösung I
1:30000 DIG FABAntikörper [Roche]
100 mM TrisHCl pH 7.5 100 mM NaCl
pH 9.5; ad. 1 l H2Obidest autoklaviert bei 120 ºC
Detektionspuffer II 500 µl Detektionspuffer I 4 Tropfen CDPStar [Roche]
3.3.5. Kits
PCRKits RTPCRKit DNAseKit
ProofPCR Kit [Qiagen]
HotStart PCRKit [Qiagen]
Omniscript RTPCR [Qiagen]
DNAsefree [Ambion]
ExTaqKit [Takara]
PlasmidaufreinigungsKits KlonierungsKits SondenMarkierungs Kits [Roche]
FastPlasmid Purification Kit [Qiagen]
TopoTA cloning Kit [Invitrogen]
DNALabelingKit [Roche]
FastPlasmid [Eppendorf] Topocloning Blunt
End Kit [Invitrogen]
PCRLabeling Kit [Roche]
3.3.6. Restriktionsenzyme Cla I [Roche]
Bcl I [Roche]
Bam H I [Roche]
Nde I [Roche]
Bcl I [Roche]
3.3.7. DNAPräparation von D. discoideum: Lysepuffer 10 mM MgAcetat
10 mM NaCl 2 % NP40
10 % Saccharose 30 mM TrisHCl pH 8.5
ad. 1 l H2Odeionisiert ; autoklaviert, Lagerung bei+ 4 ºC
3.4. Physiologische Methoden
3.4.1. Zellanzucht von Dictyostelium discoideum
Sporen von Dictyostelium discoideum und der REMIMutanten wurden in 30 ml axenischem Medium bzw. in BASMedium ( Blasticidin S 10 µg/ml, Ampicillin 100 µg/ml, Streptomycin 40 µg/ml) inokuliert und bei 23 ºC, 150 rpm im abgedunkelten Kulturraum kultiviert, bis eine Zelldichte von 0.5 – 1.5 x 10 7 Zellen/ml erreicht war.
Diese Kultur wurde als Vorkultur zum Animpfen der Hauptkulturen (30 oder 300 ml) verwendet und bei 4 º C, 100 rpm bis zum Gebrauch aufbewahrt. Es wurde für jede Versuchswoche eine eigene Vorkultur angelegt und verwendet.
3.4.2. Einleitung des Differenzierungszyklus
Für die Einleitung der Differenzierung wurden die Zellen in der exponentiellen
Wachstumsphase (0.51.2 x 10 7 Zellen/ml) abzentrifugiert (2 Minuten, 2000 rpm) und danach vom axenischen Medium abgetrennt. Das Zellpellet wurde in 100 bzw. 20 ml kaltem SPPuffer, abhängig vom Ausgangsvolumen, resuspendiert und
abzentrifugiert. Das Waschen des Zellpellets erfolgte 3mal, bevor die Zelldichte auf 2 x 10 7 Zellen/ml in SPPuffer eingestellt wurde. Die Ausgangszelldichte wurde über eine mikroskopische Bestimmung anhand einer NeubauerZählkammer ermittelt.
Der Zeitpunkt nach Abtrennung des axenischen Mediums wurde als t0 (t = Zeitpunkt,
x = Stunde) definiert. Alle Medien , Wasch und Zellüberstände von genetisch veränderten Dictyosteliumzellen wurden entsprechend der geltenden Richtlinien autoklaviert und entsorgt. Für die Differenzierung in Suspensionskultur wurden die Zellen bei 23 ºC, 150 rpm im abgedunkelten Kulturraum inkubiert.
Für die Differenzierung auf Festmedium (SPPlatten; Nitrocellulosefilter) wurden 300 µl gewaschene Zellsuspension (Ø 5.4 cm, 25 mm) oder 1 ml (Ø 9 cm) auf
getragen. Nach 10minütiger Sedimentation der Zellen wurde der Pufferüberstand entfernt. Die Festmedien wurden anschließend 20 Minuten bei geöffnetem Deckel, für die Trocknung der Oberfläche bei RT inkubiert. Anschließend wurden diese bei 23 ºC im abgedunkelten Kulturraum inkubiert.
3.4.3. Sporengewinnung
Für die Sporengewinnung wurden die Zellen unter sterilen Bedingungen vom axenischen Medium abgetrennt, gewaschen und auf eine Zelldichte von 2 x 10 7 Zellen/ml eingestellt. Jeweils 1 ml der Zellsuspension wurde auf eine SPAgarplatte (Ø 9 cm) aufgetragen. Die Sedimentation der Zellen und Trocknung der Oberfläche erfolgte, wie oben beschrieben. Die Platten wurden 1 Woche bei 23 ºC abgedunkelt im Kulturraum inkubiert. Die Sporen wurden mit einer sterilen Impföse abgetragen und in einem Eppendorfgefäßsteril in 1 ml SPPuffer aufgenommen. Diese
Sporengefäße wurden bei –70 ºC bis zum Gebrauch eingefroren.
3.4.4. Einfrieren vegetativer Zellen
Die Zellen wurden in der exponentiellen Wachstumsphase vom axenischem Medium, wie oben beschrieben, unter sterilen Bedingungen abgetrennt und gewaschen. Das Pellet wurde im letzten Schritt in der Lösung Ikalt, bestehend aus 75 % Medium und 25 % fötalem Kälberserum auf Eis resuspendiert und dabei wurde Zelldichte von
4 x 10 7 Zellen/ml eingestellt. Im gleichen Volumen wurde die Lösung IIkalt (55 % Medium, 25 % fötales Kälberserum, 20 % DMSO) zugegeben und vorsichtig gemischt. Je 1 ml dieser Mischung wurde in 2 ml Eppendorfgefäßensteril aliquotiert und bei –20 ºC für 24 Stunden gelagert. Die Endlagerung erfolgte bei –70 ºC bis zum Gebrauch.
3.4.5. Simultane Untersuchung des Differenzierungsverhalten von „Enigma“ und
„Ganko“ im Vergleich zum Wildtyp
Bei Erreichen einer Zelldichte von 0.51.0 x 10 7 Zellen/ml wurden die Zellen,
Mutanten wie Wildtypzellen, zeitgleich gewaschen (s.o.) und auf eine Zelldichte von 2 x 10 7 Zellen/ml eingestellt. Für eine simultane Beobachtung der Differenzierung wurde eine Agarplatte (Ø 5.4 cm) mit einer Trennscheibe halbiert. Auf jede Hälfte der Platte wurden 6 x 10 6 Zellen aufgetragen. Die Trennscheibe wurde erst entfernt, nachdem die zwei Zellpopulationen sedimentiert und die Oberflächen der Platten getrocknet waren. Die Platte wurde umgekehrt auf einem Durchlichttisch des Stereomikroskops platziert und von einer Kaltlichtquelle beleuchtet. Die
Differenzierung wurde videotechnisch alle 30 Minuten über eine CCD Kamera mittels AxionVisionSoftware [Zeiss] aufgezeichnet. Der Film Enigma 1 wurde mit dem QuickTime Programm (Vers. 6.0) erzeugt (siehe Filmlegenden).
3.4.6. Detailuntersuchung des Aggregationsverhalten von „Engima“ und Wildtyp Nach Erreichen der exponentiellen Wachstumsphase wurden die Zellen gewaschen und auf eine Zelldichte von 2 x 10 7 Zellen/ml eingestellt (s.o.). Nachdem 1 ml
Zellsuspension auf einer SPAgarplatte sedimentiert und getrocknet war, wurden die Platten bis zur Bildung von Aggregationsströmen im Dunkeln bei 23 ºC inkubiert. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Platten umgekehrt auf dem Durchlichttisch der
Stereolupe platziert und die Differenzierung der Zellen bis zur Bildung von Pseudoplasmodien videotechnisch mit einer CCDKamera mittels AxionVison
Software [Zeiss] alle 15 Minuten dokumentiert. Die Filme Wildtyp 4, Enigma 2 und Enigma 3 wurde mit dem QuickTime Programm (Vers. 6.0) erzeugt (siehe
Filmlegenden).
3.4.7. Selektionsverfahren zur Anreicherung von Zellpolaritätsmutanten
Die grundlegende Methode für die Selektion von Zellpolaritätsmutanten beruht auf der Verwendung einer Chemotaxiskammer (Abb. 6), wie sie von Segall (Segall, Fisher et al. 1987) beschrieben wurde. Im Gegensatz zur Originalapplikation wurden Zellen selektiert die bereits 4 Stunden differenziert hatten, die Filteranzahl (57 Filter, Filterdicke 150 µm) verändert, die Porengröße (1.2 µm) reduziert und die
Experimentdauer (4590 Minuten) verändert. Als chemischer Lockstoff wurde cAMP verwendet, statt der beschriebenen Folsäure.
Die Selektion der Zellpolaritätsmutanten gliederte sich in unterschiedliche
Selektionsstufen (Abb. 7, Übersicht ). Die Selektionsstufe 1 diente der Anreicherung von Zellpolaritätsmutanten. Die beiden nachfolgenden Stufen dienten der
spezifischen Selektion von Zellpolaritätsmutanten, wobei die Schwerpunkte der Selektionsstufe 2A auf cAMP sensitiveren Zellen und die Selektionsstufe 2 B auf Zellen mit einer gesteigerten Motilität lagen.
Abb. 6: Übersicht über den Aufbau der Chemotaxiskammer und der Bestimmung der Zellzahl.
16 Stunden
Magnetfisch Netz
Dichtungsring F5 +
F4 +
F3+
F2 +
F1 +
F0
F1
F2
F3
Magnetic fish Modul 1
Modul 2
Modul 3
Zellzahl bestimmung
Abb. 7: Schematische Übersicht über den Aufbau der Selektion und den einzelnen Selektionsstufen. Gezeigt ist der Ablauf der Selektion die für die Isolierung der Zellpolaritätsmutanten „Ganko“ und „Enigma“ benötigt wurden. ( x a ) Zahl der Anreicherungsselektionen, (x b ) unabhängige Selektionswiederholungen.
Die Chemotaxiskammer setzte sich aus drei Komponenten, bestehend aus einer unteren wie oberen Pufferkammer und einer Überwurfmutter, zusammen (Abb. 6).
Die untere Pufferkammer wurde mit SPPuffer gefüllt und ein Dichtungsring auf der Traverse platziert. Jeweils 3 befeuchtete Nitrocellulosefilter (F1—3) wurden auf die Traverse der Pufferkammer gesetzt. Auf den nachfolgenden Filter wurden 5 x 10 6 Zellen pipettiert (Fo), die bis t4 differenziert waren. Dieser Zellfilter wurde in der ersten Selektionsstufe mit fünf befeuchteten Filtern (F15+) überschichtet. Auf den letzen Filter wurde wiederum ein Dichtungsring platziert und die obere Pufferkammer aufgesetzt. Die Verbindung der beiden Pufferkammern erfolgte mit der dritten Komponente, mit der die beiden Kammern fest miteinander verschraubt wurden.
Selektionsstufe 2A (3x a ) Selektionsstufe 2B (3x a ) Selektionsstufe 1 (2x a )
22 Klone der Selektionsstufe 2A (1x b ) 18 Klone der Selektionsstufe 2B (1x b )
„REMIRescue „ „ REMIRescue“
„ Ganko „ (3x b ) „ Enigma“ (3x b)
Selektionsstufe 1: Anreicherung von REMIZellpolaritätsmutanten
Insgesamt wurden in der ersten Selektionsstufe 6 separat hergestellte REMI
Zellpopulationen (ungefähr 5000 Klonen) selektiert.
Die obere Kammer wurde in der ersten Selektionsstufe mit 50 µM cAMP gefüllt. Für die Ausbildung eines stationären cAMPGradientens wurden in die Pufferkammern jeweils ein Magnetfisch gegeben. Die Chemotaxiskammer wurde für 90 Minuten bei ständiger Durchmischung (Magnetrührer 200 rpm) bei RT für 90 Minuten inkubiert.
Nachdem der Pufferüberstand aus der oberen Kammer entfernt war, wurden die oberen 3 Filter (450µm, 600 µm, 750 µm Distanz) in separate Medienschalen (Ø 5.4 cm, 5 ml Medium) überführt. Für den Wildtyp wurde axenisches, für die REMI
Mutanten (REMIZellpopulation, REMIKlone) wurde axenisches Medium mit
Antibiotikazusatz (BAS, s.o.) verwendet. Die Medienschalen wurden 16 Stunden bei 23 ºC in Dunkelheit inkubiert, danach wurde die Zellzahl mikroskopisch bestimmt.
REMIMutanten des obersten Filters wurden in Medienvolumina von 10 ml, 20 ml und 30 ml kultiviert. Anschließend wurde für eine Anreicherung von REMIZellpolaritäts
mutanten eine erneute Selektion durchgeführt, insgesamt 2mal (Abb. 7, Übersicht).
Selektionsstufe 2: Selektion von sensitiven (2A) und hochmotilen REMI
Zellpolaritätsmutanten (2B) aus der Selektionsstufe 1
Mutanten die sensitiver auf einen geringeren cAMPGradienten reagieren sollten als der Wildtyp wurden selektiert, indem die cAMPKonzentration auf 25 µM verringert wurde (Selektionsstufe 2A).
Mutanten mit einer höhere Motilität (Selektionsstufe 2B) als der Wildtyp wurden selektiert, indem die Selektionszeit auf 45 Minuten reduziert wurde und gleichzeitig die Distanz d.h. die Filteranzahl auf 7 erhöht wurde, was einer Distanz von 1050 µm von F0 ausgehend entsprach.
Bei beiden Selektionsansätzen wurde die Zellzahl der oberen 3 Filter bestimmt, indem die Filter in axenischem Medium (Ø 5.4 cm, 5 ml Medium) inokuliert und die Zellzahl nach 16 Stunden mikroskopisch ermittelt wurde.
Für eine Anreicherung von REMIZellpolaritätsmutanten wurden die Zellen des obersten Filters weiterkultiviert (siehe Selektionsstufe 1) und 3mal selektiert.
Als Kontrolle wurden alle Selektionsansätze mit Wildtypzellen 3mal unabhängig durchgeführt.
Klonierung der REMIZellpolaritätsmutanten „Enigma“ und „Ganko“ aus den Selektionsstufen 2A und 2B
Die REMIPopulationen aus den angereicherten Selektionsstufen 2A und 2B wurden in 30 ml BASMedium inokuliert und bis zu einer Zelldichte von 5 x 10 6 Zellen/ml bei 23 ºC, 150 rpm im Kulturraum kultiviert. 1 ml Zellsuspension wurde anschließend auf eine Zelldichte von 23 Zellen/ml verdünnt und jeweils 150 µl in eine Mikrotiter
vertiefung (96er Mikrotiterwellplatte) pipettiert und diese Platten bei 23 ºC im
Kulturraum kultiviert. Alle drei Tage wurde das Wachstum kontrolliert und nach ca. 3 Wochen einzelne Klone in eine 24Mikrotiterwellplatte (2 ml BASMedium) überführt.
Die einzelnen Klone (Selektionsstufe 2A: 22 Klone, Selektionsstufe 2B: 18 Klone) konnten nach ca. 2 Wochen in Petrischalen (Ø 9.4, 10 ml, 30 ml BASMedium ) und nachfolgend in 30 ml BASMedium (100 ml Kolben) inokuliert werden (23 ºC, 150 rpm). Jeder Klon wurde 1mal unabhängig in seiner Selektionsstufe selektioniert und das Zellanreicherungsprofil der 3 oberen Filter bestimmt. Nur Klone mit einer
aufsteigende Zellzahl z. B. Selektionsstufe 2 A F5<F6<F7, wurden für das „REMI
Rescue“ (Selektionsstufe 2A: 3 Klone, Selektionsstufe 2B: 8 Klone) kultiviert.
3.4.8. Bestimmung des Wachstumsverhaltes in Suspensionskultur
Eine Hauptkultur (30 ml bzw. 300 ml) wurde mit einer bestimmten Zellzahl
(5 x 10 5 Zellen/ml) inokuliert und bei 23 ºC, 150 rpm im abgedunkelten Kulturraum kultiviert. In regelmäßigen Zeitintervallen wurde die Zellzahl der einzelnen Kulturen bestimmt und die Verdopplungszeit in der exponentiellen Wachstumsphase
berechnet. Insgesamt wurden von den einzelnen Zelllinien (Wildtyp, „Ganko“,
„Enigma“) mindestens 3 unabhängige Wachstumskurven aufgezeichnet und die Verdopplungszeit ermittelt.
3.4.9. PinozytoseExperiment
Für die Untersuchung zur Flüssigkeitsaufnahme wurden Wildtyp wie Mutantenzellen mit einem fluoreszierenden Farbstoff, der an Dextran gekoppelt war, inkubiert. Die Methode des PinozytoseExperiments beruht auf den Experimenten von Schreiner et.al (Schreiner, Mohrs et al. 2002) .
Die Zellen wurden bei einer Zelldichte von 1 5 x 10 6 Zellen/ml abzentrifugiert und mit SPPuffer gewaschen (s.o.). Die Zelldichte wurde nach dem letzten Waschschritt auf eine Dichte von 5 x 10 6 Zellen/ml in 5.5 ml eingestellt. Die Zellsuspension wurde 15 Minuten bei 23º C, 150 rpm im abgedunkelten Kulturraum inkubiert, bevor die Nullprobe (500 µl) entnommen wurde. Die 500 µl wurden 1:10 mit kaltem SPPuffer (4. 5 ml) verdünnt und abzentrifugiert (5 Minuten, 2000 rpm). Nach Abnahme des Überstandes wurde das Zellpellet in 1 ml kaltem SPPuffer resuspendiert und erneut abzentrifugiert (60 Sekunden, 13000 rpm). Nach Abnahme des Überstands wurde das Pellet in 1 ml 50 mM Na2HPO4 gelöst und anschließend sedimentiert (60
Sekunden, 13000 rpm). Die Zellen wurde nach Abnahme des Überstands in 2 ml 50 mM Na2HPO4 mit 0.1 % Triton lysiert.
Die lysierten Zellen wurden bis zur fluorimetrischen Messung in Dunkelheit bei RT inkubiert.
Nach Abnahme der Nullprobe wurden 200 µl FITCDextran (2 mg/ ml) zugegeben und alle 1520 Minuten über einen Zeitraum von 120 Minuten eine Probe
entnommen.
Die Menge des aufgenommen Fluoreszenzfarbstoffes, wurde mit 1 ml der aufgearbeiteten Proben bei Extinktion 480 nm und Emission 520 nm an einem Fluorimeter bestimmt. Für eine Quantifizierung des aufgenommen
Fluoreszenzfarbstoffes in Bezug auf die Proteinmenge wurde von den
aufgearbeiteten Proben eine Proteinbestimmung nach Bradford (Sambrook 2001) durchgeführt. Für die Normierung wurde die Fluoreszenzintensität von 1 µg Protein des Wildtyps nach 120 Minuten als 100 % definiert.