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Stellungnahme Gericht

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Academic year: 2022

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Prof. Dr. Wolfgang M

Arzt für Neurologie und Psychiatrie Arzt für Psychotherapeutische Medizin Psychotherapie. Psychoanalyse (OPV. IPV)

Herrn

Prof. Dr.-Ing. Aris Christidis Pestalozzistr. 68

35394 Giessen

35435 Wettenberg, den 18.7.11

Fachärztliche Stellungnahme zur Vorlage bei Gericht

Herr Prof. Dr.-lng. Aris Christidis, wh. Pestalozzistr. 68 in 35394 Giessen befindet sich seit detn 7.6.2010 \Vegen einer Anpassungsstörung (ICD 10 F43.2) in n1einer Behandlung.

hn Zusa1n1nenhang n1it seiner Ehescheidung und den1 Streit un1 das Sorgerecht tlir seine beiden Söhne \var es zu erheblichen psychischen Problen1en geko1n1nen: Herr Christidis reagierte auf die als sehr sehtnerzlieh und verletzend etnpfundenen Auseinandersetzungen bei der Ehescheidung und besonders die Trennung von seinen Söhnen und die zunehn1ende Entfretndung von diesen tnit einer akuten depressiven, reaktiv aggressiven und ängstlichen Sytnptotnatik, die diagnostisch als Anpassungsstörung (Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD 10 F43.2) eingeordnet werden kann.

Bei den Anpassungsstörungen handelt es sich u1n Zustände von subjektivein Leiden und en1otionaler Beeinträchtigung, die soziale Funktionen behindern und \vährend des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung auftreten. Die Belastung kann auch die Unversehrtheit des sozialen Netzes betroffen haben wie bei der Auflösung seiner Fan1ilie. der sich eskalierenden konflikthaften Trennung von seiner Ex-Ehefrau und detn subjektiv en1pfundenen Verlust der Söhne. ,,Die Anzeichen sind unterschiedlich und un1fassen depressive Stitntnung, Angst, Besorgnis

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(oder eine Mischung von diesen), ein GefühL unn1öglich zurechtzukoininen, vorausplanen oder in der gegenwärtigen Situation fortfahren zu können, ferner eine Einschränkung bei der Bewältigung der alltäglichen Routine.'"' Diese Sy1npto1ne wurden bei Herrn Christidis offensichtlicher oder auch hintergründiger bei seinen Konsultationen für n1ich deutlich.

Die Anpassungsstörung wäre ohne die akute Belastung nicht aufgetreten, anatnnestisch hatte Herrn Christidis zuvor auch nie eine schwerere psychische Krise oder war auch nietnals in psychiatrischer oder psychotherapeutischer Behandlung.

Bei ihtn vvar die Ursache für die Belastungsreaktion der Verlust der beiden Söhne, die er nur noch selten und dann gar nicht Inehr sehen konnte und deren Erziehung er nicht 1nehr zu beeinflussen zu können glaubte. Nach den Vorstellungen seiner Fa1nilientradition ist er aber als Vater dafür verantvvortlich. Die darauf folgende Überaktivität in1 Kan1pf un1 die Kinder ist ein typisches Zeichen der akuten Belastungs re ak t i on.

Hinzu kmn eine besondere Kränkung, die nur bei Würdigung seines besonderen Gerechtigkeitssinnes und Nationalbe\vusstseins eintuhlbar und verständlich ist. Die Kränkungen tuhrten ihn in1n1er vvieder. in psychische Zustände von psychischer Not die er versuchte durch Aktivitäten zu ko1npensieren.

Die in 1neinen1 Auftrage durchgetuhrte psychologische Testung 1nit de1n Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R), der Hainilton-Anxiety-and-Depression-Scale (HADS- D), einetn Fragebogen zur Erfassung von Aggressivitätsfaktoren (FAF) und der Kurzforn1 des Fragebogens zu Dissoziativen Syn1pto1nen (FDS-20) zeigten zusmn1nenfassend das Bild eines Menschen, der sozial sehr ko1npetent und besonders sozial orientiert ist und der seiner Utnwelt keineswegs 1nißtrauisch gegenüber tritt. Es besteht eine Aggressionshen1n1ung, wobei eigene aggressive Anteile eher verleugnet werden. In seiner Selbsteinschätzung zeigen nur 2o/o der Allge1neinbevölkerung noch weniger spontane Aggression als er. Detn entspricht eine geringe Offenheit, offensichtlich n1uss er sich besonders schützen. Lediglich 29o/o der Allgen1einbevölkerung sind noch vveniger offen. In seinein Selbstbild ist er eher überhöht 1nit hohen Ansprüchen und vern1inderter Selbstkritik. Er erkennt aber z.B.

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an, dass er zu viel arbeitet und leicht aus der Ruhe gebracht wird, wenn er angegriffen

\Vird. Anzeichen für eine depressive Erkrankung oder eine Trauinafolgestörung konnte ich nicht objektivieren.

Zur Frage einer paranoiden Persönlichkeitsstörung (!CD 10 F60. 0:

Die paranoide Persönlichkeitsstörung ist u.a. gekennzeichnet durch übertriebene Einpfindlichkeit bei Rückschlägen und Zurücksetzung, Neigung zu ständigein GrolL vvegen der Weigerung. Beleidigungen, Verletzungen oder Mißachtungen zu verzeihen und Mißtrauen rnit einer starken Neigung Erlebtes zu verdrehen. Die paranoide Persönlichkeitsstörung. die auch die querulatorische Persönlichkeitsstörung n1it einschließt, gehört diagnostisch nach ICD 10 zu den spezifischen Persönlichkeitsstörungen. Hier liegt erne schwere Störung der charakterlichen Konstitution und des Verhaltens vor. die rnehrere Bereiche der Persönlichkeit betrifft.

Für die Diagnosestellung tnüssen die allgen1einen diagnostischen Leitlinien für die spezifischen Persönlichkeitsstörungen erfüllt sein: Dazu gehört unter anderetn:

• Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und in detn Verhalten in n1ehreren Funktionsbereichen \vie Affektivität, Antrieb, hnpulskontrolle.

Wahrnehtnungen und Denken sowie in den Beziehungen zu anderen.

• Das auffällige Verhalten ist andauernd und gleichfönnig.

• Das auffallige Verhalten ist tiefgreifend und in vielen persönlichen und sozialen Situationen eindeutig unpassend.

• Die Störungen beginnen itntner in der Kindheit oder Jugend und tnanifestieren sich auf Dauer irn Ervvachsenenalter.

• Die Störung fuhrt zu deutlichein subjektiven Leiden, n1anclunal jedoch erst itn späteren Verlauf.

• Die Störung ist tneistens tnit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden.

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Die ICD 1 0 weist dann noch eintnal ausgesprochen darauf hin~ dass in unterschiedlichen Kulturen besondere Kriterien in Hinsicht auf soziale Nonnen~

Regeln und Verpflichtungen beachtet werden tnüssen.

Bei n1e1ner klinischen Langzeitbeobachtung konnte ich keine Hinweise für etne paranoide Persönlichkeitsstörung finden. Auch die Persönlichkeitsstestung erbrachte diesbezüglich keinen Befund.

Selbst wenn ein pathologisches Misstrauen als Zeichen einer paranoiden Persönlichkeitsstörung vorliegen w·ürde, so bezieht sich dieses allenfalls auf die Ehescheidung und tuhrte itn Laufe der langjährigen Käinpfe uin das Sorgerecht zu einer ängstlichen Erwartung, doch die Rechte als Vater aberkannt zu bekotntnen.

Diese tnögliche Störung wäre aber nur auf einen Lebensbereich begrenzt und hat keine Wurzeln in Kindheit und Jugend. Es besteht auch keine Unausgeglichenheit in den Einstellungen und in dein Verhalten in mehreren Funktionsbereichen, das Verhalten ist nicht gleicl?förnzig und geht nicht mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit einher. Die subjektiv in dein Scheidungs- und Sorgerechtsverfahren erlebten vielen narzißtischen Kränkungen führten - tur tnich einfühlbar - zu einer besonderen kän1pferischen Haltung.

Aufgrund meiner diagnostischen Untersuchung und der therapeutischen Arbeit mit Herrn Prof. Dr. A. Christidis ist die Diagnose einer paranoid- querulatorischen Persönlichkeit nicht entsprechend den Kriterien, die die Internationale Klassifikation psychischer Störungen vorgibt. Aus therapeutischer Sicht empfehle ich eine Moderation mit allen Beteiligten.

Mit freundlichen Grüßen

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