Assimilation
Zur Erinnerung:
“perfect memory” -Beispiel
Reduktionen und Assimilationen in fließender Rede durch Verdeckung/Überlappung
Aber stärkere Überlappung sicher nicht der einzige Mechanismus
Von welchen Faktoren hängt es ab, ob eine Bewegung mehr oder weniger vollständig ausgeführt wird?
Beispiel: Untersuchung von Jaeger & Hoole (2011; J. Phonetics 39, 413-428).
Auswirkung von
! Artikulationsmodus
! Worthäufigkeit
bei Assimilation von alveolaren Konsonanten an Wortgrenzen
Zielkonsonant nasal (/n/)
Frequenz hoch .. dann kann ..
Frequenz niedrig .. Zahn kann ..
Zielkonsonant oral (/t/)
Frequenz hoch .. statt kommende ..
Frequenz niedrig .. Blatt kann ..
6 8 10 12 14 16 18 20 22 24
−25
−20
−15
−10
−5
Tip vertical position (mm)
Tip horizontal position (mm)
Speaker 1. Velar C2
Oral Low Oral High Nasal Low Nasal High
lower limit:
alveolar+alveolar control
upper limit:
velar+velar control
6 8 10 12 14 16 18 20 22 24
−25
−20
−15
−10
−5
Tip vertical position (mm)
Tip horizontal position (mm)
Speaker 1. Velar C2
Oral Low Oral High Nasal Low Nasal High
5 10 15 20 25
−15
−10
−5 0 5
Tip vertical position (mm)
Tip horizontal position (mm) Speaker 2. Velar C2
Oral Low Oral High Nasal Low Nasal High
10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
−15
−10
−5 0 5
Tip vertical position (mm)
Tip horizontal position (mm) Speaker 3. Velar C2
Oral Low Oral High Nasal Low Nasal High
10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
−10
−8
−6
−4
−2 0 2 4 6 8 10
Tip vertical position (mm)
Tip horizontal position (mm) Speaker 4. Velar C2
Oral Low Oral High Nasal Low Nasal High
Reduktionen besonders häufig/stark bei nasal und/oder hochfrequent (d.h v.a. bei der Phrase “dann kann”).
Offensichtlich kein “alles-oder-nichts”-Prozeß
===> Reduktion/Assimilation lässt sich nicht als einfache Regel formulieren wie “/n/ wird zu /N/, wenn /k/ folgt”
Es finden sich durchaus Fälle, die von einer rein velaren Sequenz wie “lang kann” vielleicht nicht zu unterscheiden wären (unterhalb der unteren waagrechten Linie), aber viele Fälle die zwischen den waagrechten Linien liegen (= Bewegung abgeschwächt aber noch vorhanden).
Warum stärkere Bewegungsreduktion bei /n/ als bei /t/?
Artikulationsstelle ist akustisch weniger deutlich bei Nasalen als bei Plosiven
====>Sprecher “wissen”, dass es für den Hörer weniger auffällig wirkt, wenn sie die Artikulationsstelle eines Nasals
ändern.
Warum stärkere Bewegungsreduktion bei hochfrequenten als bei niederfrequenten Wörtern?
u.a. hochfrequente Wörter oft besser aus dem Kontext erschließbar.
methodische Konsequenz: Genauso wie in der Psycholinguistik muss die Häufigkeit bei Untersuchungen zum Ausprägungsgrad von Sprachlauten (egal ob akustisch oder artikulatorisch)
berücksichtigt werden.