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Qualifikation: Ungelernt standpunkt

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Academic year: 2022

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Q u a l i f i k a t i o n : U n g e l e r n t

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Erika Szwed ist Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin, Freischaf- fende Sozialwissenschaftlerin in den Bereichen Bildung, Sozial- arbeit, Gleichstellungsarbeit.

Von Erika Szwed

Fast 100% der Arbeitskräfte an einem der wichtigsten gesellschaftlich notwendigen Arbeitsplätze sind ungelernt.

Gemeint ist die Haus- und Familienarbeit.

Was habe ich mich als Sozialarbeiterin und Sozialpädago- gin um Haushalt, um Haus- und Familienarbeit zu kümmern? Sozialarbeit / Sozialpädagogik befasst sich hauptsächlich mit sozialen Problemen, mit deren Präven- tion, Konstruktion, Reproduktion, mit den problemati- schen Sachverhalten selbst und ihren weitreichenden Folgen.

Soziale Probleme sind Sachverhalte, die von Individuen und Gruppen als für die Gesamtgesellschaft proble- matisch bezeichnet werden. Ausgangspunkt sozialer Prob- leme sind problematische Lebenssituationen von Individuen und Gruppen. Lebenssituationen sind proble- matisch, wenn oder weil menschliche Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Es muss deshalb ein Anliegen der Sozialarbeit sein, dass für die Befriedigung von Grundbe- dürfnissen beste Bedingungen vorhanden sind. Dabei gilt es zu fragen, welches diese Grundbedürfnisse sind und an welchen gesellschaftlichen Orten solche Bedingungen hergestellt werden.

Ich bin mir bewusst, dass die menschlichen Grundbe- dürfnisse als hingehend bekannt betrachtet werden.

Dennoch werde ich weiter unten auf sie eingehen, da sie kaum je in ihrer Komplexität dargestellt werden.

Ebenso ist die gesellschaftliche Verortung der Herstellung der Grundbedingungen für deren Befriedigung zu wenig genau bestimmt. Zu oft hören wir von «politischen Rahmenbedingungen», von «Schule» und «Berufsbil- dung», welche die Menschen zur Teilnahme an der Gesellschaft bzw. zur erfolgreichen Integration in den Ar- beitsmarkt vorbereiten sollen. Dass diesen sowie «der Wirtschaft» in Bezug auf die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse eine wichtige Rolle zukommt, ist unbestritten. Welcher Bereich fehlt nun aber in der Be- stimmung des Orts der Reproduktion, Sozialisation, Regeneration der Mitglieder unserer Gesellschaft? Es fehlt der Bereich der Haus-Wirtschaft, in dem mindestens ebenso viele Stunden (vorwiegend unbezahlt) für die Haus- und Familienarbeit geleistet werden, wie in der Er- werbswirtschaft insgesamt.

Im vollen Bewusstsein, dass die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse nur in Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Bereichen möglich ist, be- haupte ich, dass der Hauswirtschaft eine weitaus grösse- re Bedeutung zusteht, als ihr gemeinhin zugesprochen wird. Es sei hier ein Merkmal herausgegriffen, nämlich

die seiner Wichtigkeit nicht entsprechende Position des Fachs Hauswirtschaft im Bildungsdiskurs.

Haus- und Familienarbeit als Gesellschaft konstituierende Tätigkeit

Haus- und Familienarbeit wird hier verstanden als die Arbeit, die es braucht, sich selbst und andere umfassend zu versorgen.

Erst durch die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Gesellschaftsmitglieder werden die für das Funktionieren einer Gesellschaft notwendigen Staatsbürger/innen, Hausarbeiter/innen, Erwerbsarbeiter/innen, Konsument/- innen hervorgebracht. Haus- und Familienarbeit ist erste Instanz der Konstitution, Reproduktion, Regenera- tion und Sozialisation der Gesellschaft und ihrer Mit- glieder. Welches sind nun aber die Grundbedürfnisse der Menschen? Bei der folgenden Aufzählung stütze ich mich auf eine Systematik sozialer Problemlagen von Staub-Bernasconi (Dimensionen Sozialer Arbeit; unveröf- fentlichtes Typoskript, 1994).

Eine erste, eher weit gefasste Definition von Grund- bedürfnissen könnte lauten: Menschliche Grundbedürf- nisse sind die physische und psychische Unversehrtheit (und kompetente Betreuung bei Krankheit und In- validität) sowie gesunde, die menschliche Entwicklung fördernde soziale, kulturelle und politische Umwelten.

Daraufhin stellt sich die Frage: Welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein?

Bedingungen für die körperliche Unversehrtheit:Be- kömmliche Nahrung und massvoller Umgang damit (Prä- vention von Fehlernährung); genügende, situationsge- rechte Bekleidung; Möglichkeiten zur Erfahrung von Sinnlichkeit und Sexualität; umfassende räumliche Sicherheit (ökologische Bauweisen, genügend Raum in- nen und aussen, Luftreinhaltung etc.); reflektierte Selektion von Genussmitteln und massvoller Umgang da- mit (Prävention von Suchtkrankheiten).

Bedingungen für die psychische Unversehrtheit:Möglich- keit zur Entwicklung wahrnehmungsbezogener, emotio- naler, normativer, kognitiver und psychomotorischer Kompetenzen; Möglichkeit der Entwicklung von Ich-, Rol- len- und Berufsidentität (Prävention von psychischem Leiden, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen).

Förderliche soziale Umwelt: Anerkennung von Selbst, Rol- le und Status; Gruppenzugehörigkeit; Austausch- und Unterstützungs-Netzwerke, z.B. Freundeskreis, Nachbar- schafts- und Familienbeziehungen (Ermöglichung der An- eignung sozialer Kompetenzen; Prävention von Isolation,

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Deklassierung, Vereinsamung, Beziehungsunfähigkeit).

Förderliche kulturelle Umwelt: Möglichkeit zur Aneignung der individuell und gesellschaftlich notwendigen Kulturtechniken; Möglichkeit zur Entwicklung je eines individuell und sozial unproblematischen Welt-, Gesellschafts- und Menschenbildes; Möglichkeit zur Ent- wicklung einer individuell und sozial unproblematischen Wertorientierung und, damit verbunden, Fähigkeit zur Teilnahme, aber auch zur Übernahme von Verantwortung;

Erfahrung von Sinnhaftigkeit und die Möglichkeit zum Aufbau realistischer Zukunftsperspektiven (Präven- tion von Anomie-Erfahrungen, Verantwortungslosigkeit, Gewalthandlungen, Ohnmachtsgefühlen etc.).

Förderliche politische Umwelt:Strukturen, die von Ein- haltung der Menschenrechte, von Partizipation, Chancengleichheit, Dialog, Demokratie und Fairness ge- prägt sind (z.B. Abwesenheit von interpersoneller, familiärer, interethnischer, rassistischer, klassistischer, sexistischer und kriegerischer Gewalt); Strukturen, die ein Gleichgewicht an Rechten und Pflichten aufweisen.

Ich habe weiter oben festgestellt, dass die Herstellung all dieser Bedingungen nur in Wechselwirkung aller gesellschaftlichen Bereiche bzw. Institutionen möglich ist. Zu präzisieren ist hier jedoch, dass diese Bedin- gungen zuallererst im Haushalt, dem Ort der Haus- und Familienarbeit erfüllt sein müssen. An diesem Ort findet die Primärsozialisation der meisten unserer Gesell- schaftsmitglieder statt. Und es ist im Prozess dieser Primärsozialisation, in dem die Grundlagen für die späte- re Teilnahme eines Individuums am gesellschaftlichen Leben (bzw. der allseits gepriesenen und geforderten Handlungskompetenz) aufgebaut und entwickelt wird.

Soll die Herstellung, Wahrung und Nutzung der Bedingun- gen im Haushalt – in ihrer ganzen Komplexität – auch in Zukunft den in der Haus- und Familienarbeit mehr- heitlich ungelernten Haus-Arbeitskräften, den Hausfrauen und -männern, den Eltern, überlassen werden? Als Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin sage ich entschie- den: Nein! Ohne die grossen und verantwortungsvoll er- brachten Leistungen vieler Haus- und Familienarbei- ter/innen abwerten zu wollen, postuliere ich: Es braucht hauswirtschaftliche Bildung, die auf die Bewältigung der wichtigen, komplexen und äusserst anspruchsvollen Haus- und Familienarbeit vorbereitet. Es braucht sie nicht zuletzt, um sozialen Problemen, die unbefriedigende Sozialisations- bzw. Entwicklungsbedingungen zur Ursa- che haben, entgegenzuwirken.

Haus- und Familienarbeit als Zielpunkt haus- wirtschaftlicher Bildung

Die Herstellung der angeführten Bedingungen beinhaltet ein grosses Spektrum an notwendigen Tätigkeiten. Dies in den Bereichen Ernährung, Wohnen, Bekleidung, Be- treuung und Erziehung, Gestaltung sozialer Netzwerke und partnerschaftlicher Haushaltführung. Und damit die- se Tätigkeiten erfolgreich bewältigt werden können, kommt dem Bereich Organisation und Führung eine wichtige Rolle zu. Aber nicht genug: In all diesen Berei- chen müssen zusätzlich ökonomische, ökologische, technisch-handwerkliche, planerische, kulturelle/inter-

kulturelle, soziale, gleichstellungsrelevante, gesundheitli- che und gesellschaftspolitische Aspekte berücksichtigt werden.

Bisher ist davon ausgegangen worden, dass sich die Fähigkeiten zur erfolgreichen Haus- und Familienarbeit in den Haushalten selbst reproduzieren, und zwar vorwiegend via Weitergabe der Kenntnisse der Mütter an ihre Töchter. Zusätzlich werden an den Schulen für die oberen Klassen (Mädchen und Jungen) ein paar Stun- den Hauswirtschaftsunterricht angeboten. Dessen Schwergewicht liegt im Bereich Nahrung und vielleicht noch im Bereich Bekleidung. Dort, wo die Hauswirtschaft im Rahmen der allgemeinbildenden Fächer unterrichtet wird, werden zusätzliche Aspekte (z.B. Umwelt, Konsum, Zeit) berücksichtigt. Zwar erstreckt sich der Unterricht hierbei über mehrere Schuljahre, aber immer noch im Rahmen einiger weniger Stunden oder eingebettet in an- dere Lernbereiche.

Hauswirtschaftliche Bildung als Grundstein für erfolgreiche Lebensbewältigung und Prävention sozialer Probleme

Ich behaupte, dass die heutige Regelung des hauswirt- schaftlichen Unterrichts nicht genügt, um die jungen Menschen zur kompetenten Haus- und Familienarbeit zu befähigen. Ich stelle ausserdem fest, dass das Fach Haus- wirtschaft nicht die seiner grossen Bedeutung angemes- sene Stellung im Bildungssystem innehat. Ich fordere, dass diese Stellung verbessert und die hauswirtschaftli- che Bildung im Sinne der oben angeführten Anforderun- gen sowohl thematisch wie auch zeitlich und schulstufen- bezogen ausgeweitet werde. Ich fordere, dass die Expo- nent/innen der Bildungspolitik ihren «PISA-Blickwinkel»

erweitern und sich überlegen, ob nicht auch eine umfas- sende Befriedigung der Primärbedürfnisse zu besseren Resultaten in den als wichtig betrachteten Fächern füh- ren könnte. Ich appelliere an die Fachlehrer/innen und an die Ausbildungsstellen derselben. Es gilt, die der ge- sellschaftlichen Relevanz angemessene Position ihres Be- rufsstandes zu erkämpfen. Die folgenden strategischen und operativen Ziele könnten sich hierzu als hilfreich er- weisen:

• Intensivierung der interkantonalen Vernetzung und Ko- operation

• Einrichtung einer fachspezifischen Forschungsstelle und Realisierung entsprechender Forschungsprojekte

• Umfassende und systematische Zusammenstellung der für die erfolgreiche Bewältigung der Haus- und Familien- arbeit erforderlichen Kompetenzen

• Formulierung entsprechender Bildungsziele und -stan- dards

• Entwicklung eines Modells für hauswirtschaftliche Bil- dung unter Berücksichtigung disziplinärer, interdiszipli- närer und weiter delegierbarer Bildungsinhalte

Einige dieser Ziele sind bereits formuliert und in ihrer Umsetzung fortgeschritten. Als Sozialarbeiterin und Sozi- alpädagogin wünsche ich, dass deren Realisierung gelin- gen möge. Als Sozialwissenschaftlerin unterstütze ich so- wohl die Zielformulierungen wie auch deren Umsetzung.

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