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(1)Yin-shan cheng-yao Iii

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Yin-shan cheng-yao Iii: ^ iE. ^

Bemerkungen zum Werk von Paul D. Buell und

Eugene N. Anderson'

Von Herbert Franke, Gauting

Das umfängliche Werk von Buell und Anderson ist ein innerlich wie äußer¬

lich gewichtiger Beitrag zur Kulturgeschichte der Yüanzeit. Den Schwerpunkt

bildet eine reich kommentierte Ubersetzung des 1330 fertiggestellten Yin-shan

cheng-yao, einer für den Mongolenhof verfaßten medizinisch-diätetischen En¬

zyklopädie, die in einem genauen mingzeitlichen Faksimilenachdruck auf uns

gekommen ist. Besonders lobenswert ist, daß der gesamte Text dieses Werkes

von den Autoren reproduziert worden ist. Dadurch kann die Übersetzung

leicht überprüft werden. Derartige extenso-Übersetzungen sind heutzutage

leider etwas aus der Mode gekommen. Dabei erinnert man sich vielleicht auch

an den Ausspruch der großen Sino-Turkologin Annemarie v. Gabain, die

einmal gesagt hat: „Machen Sie nie eine extenso-Übersetzung, denn dann

kann jeder Esel Ihnen Fehler nachweisen!" Ich selbst (H.F.) habe nicht vor,

mich unter die besserwisserischen Esel einzureihen, wenngleich im folgen¬

den hier und da einige wenige Korrekturen zu offensichtlichen Übersetzungs¬

fehlern, wie sie jedem unterlaufen können, vorgeschlagen werden. Eine über¬

triebene Beckmesserei wäre im übrigen angesichts der großen Leistung von

Buell und Anderson nicht angemessen. Die Autoren haben sich ja nicht

auf eine kommentierte Übersetzung des Yin-shan cheng-yao beschränkt, son¬

dern ein ungemein reichhaltiges Material über die Nahrung und Getränke bei

den Steppenvölkern, insbesondere den Mongolen, sowie im Nahen Osten vor¬

gelegt und dies mit den chinesischen Eßgewohnheiten kontrastiert. Nicht we¬

nige der Rezepte im Yin-shan cheng-yao haben sie im Selbstversuch getestet,

anscheinend mit kulinarischem Erfolg und ohne Risiken und Nebenwirkun¬

gen. Ein besonderes Lob verdient, daß für Pflanzen und Tiere jeweils immer

' Paul D. Buell/Eugene N. Anderson: A Soup for the Qan; Chinese Dietary Medi¬

cine of the Mongol Era as Seen in Hu Szu-hui's Yin-shan cheng-yao. Introduction, Transla¬

tion, Commentary and Chinese Text. Appendix by Charles Perry. London/New York:

Kegan Paul International 2000. Xlll, 715 S. £ 150,-.

(2)

auch die moderne wissenschafthche Nomenklatur angegeben wird. Das ist

überaus nützlich, denn die botanische Identifikation von Pflanzennamen in

chinesischen Texten ist oft eine Crux. In der älteren Sekundärliteratur trifft

man nämlich für ein und dieselbe Pflanze auf die verschiedensten Ubersetzun¬

gen bzw. Deutungen, was zu großer Verwirrung führen kann.

Die Bibliographie (S. 639-664) ist von imponierender Ausführlichkeit.

Hinzufügen könnte man vielleicht noch die Münchener völkerkundliche Dis¬

sertation von Teruko Takamiya Beiträge zur Geschichte der Nahrung und

der Nahrungsbereitung bei den Hirtenvölkern Mittel- und Innerasiens (Mün¬

chen 1978, 376 S.). Dort hat die Verfasserin nämlich auch des öfteren Mate¬

rial aus dem Yin-shan cheng-yao verwertet. Der reiche Inhalt des Buchs von

Buell/Anderson wird durch einen sehr ausführlichen Index (S. 665-715)

erschlossen, der freilich nicht gerade benutzerfreundlich gestaltet ist.

Bekanntlich ist es manchmal problematisch, nichtchinesische Worte und

Namen aus der Schreibung mit chinesischen Schriftzeichen rekonstruieren

zu müssen. Auch Buell/Anderson haben zahlreiche, namentlich mongo¬

lische und türkische Worte aus dem Wortlaut des Yin-shan cheng-yao zu

deuten versucht. In vielen Fällen haben die Autoren zugegeben, daß die Re¬

konstruktion eines mongolischen oder türkischen Wortes „highly tentative"

o. ä. ist und vorsichtshalber solche Formen mit einem Sternchen ("") gekenn¬

zeichnet. Aber auch so sind nach meiner Ansicht nicht wenige „ghost words"

entstanden, die allein schon deshalb nicht so stehen gelassen werden sollten,

weil das Buch selbst den Rang eines Standardwerks hat und möglicherweise

durch ungewarnte Leser falsche Rekonstruktionen weiter verbreitet werden

könnten. In manchen Fällen sind einwandfrei chinesische Worte als Um¬

schriften eines mongolischen oder türkischen Wortes gedeutet worden. Im

folgenden wird versucht, solche Fehler richtigzustellen. Häufiger zitierte

Nachschlagewerke sind wie folgt abgekürzt:

DKJ Morohashi Tetsuji: Dai Kanwa Jiten. 13 Bde. Tokyo 1955

DTS W. M. Nadeljaev et al.: Drevnetjurkskii slovar'. Leningrad 1969

HF Herbert Franke: „Additional Notes on Non-Chinese Terms in the

Yüan Imperial Dietary Compendium Yin-shan cheng-yao." In: Zen¬

tralasiatische Studien 4 (1970), 7-16

J H.A. Jäschke: A Tibetan-English Dietionary. London 1934

Kov J.fi. Kovalevski: Dictionnaire mongol-russe-frangais. 3 Bde. Kazan

1848-1849. Nachdruck Tientsin 1941

L Ferdinand D. Lessing: Mongolian-English Dietionary. Berkeley 1960

Tzy Tz'u-yüan. 4 Bde. Peking 1979-1983

YJ Wang Te-i et al.: Yüan-jen chuan-chi tzu-liao so-yin. 5 Bde. Taipei

1972-1982

YS Yüan-shih. Ed. Chung-hua shu-chü, Peking 1976

(3)

Die folgenden Bemerkungen beziehen sich jeweils auf die Seitenzahlen im Text.

15 Die chinesischen Zeichen für -li und -yu in den Namen der Regierungs¬

perioden T'ien-li und Yen-yu sind verdruckt. Richtig T'ien-li ^ /f und

Yen-yu

45 Zu den Übersetzungen aus Meng-ta pei-lu und Hei-ta shih-lüeh ver¬

gleiche auch die deutschen Übersetzungen in Meng-ta pei-lu und Hei-ta shih-

lüeh. Chinesische Gesandtschaftsberichte über die frühen Mongolen 1221

und 1237, nach Vorarbeiten von Erich Haenisch (t) und Yao Ts'ung-wu

herausgegeben und kommentiert von Peter Olbricht und Elisabeth

Pinks. Wiesbaden 1980 (Asiatische Forschungen. 56.), 58- 59 und 110-111.

61 Zu dem in Anm. 125 erwähnten Autor Chia Ming siehe auch die in YJ

3, 1631 angeführten Quellen.

87 Zu Anm. 11: Die Namen der Wassermelone arbus etc. werden ausführ¬

lich diskutiert von Pelliot in T'oung Pao 37 (1942), 86-90. Nach P. ist das

Wort letztlich auf eine Sanskritform zurückzuführen.

93 Das chinesische ch'ou-fen ^ wird als Wiedergabe von uig. chop auf¬

gefaßt (vgl. auch S. 112 und 283), u.a. auch weil ch'ou im Ahmandarin einen

Auslaut auf -p gehabt habe. Das ist unrichtig. Die phonetische Reihe, zu der

ch'ou gehört, hatte niemals einen labialen Auslaut (vgl. Bernhard Karl¬

gren: Grammata Serica Recensa, Reihe 132, S. 55). Ebenso abwegig, weil

phonetisch unmöglich, erscheint die Deutung von chin. shui-hua ^Y- M als

Wiedergabe eines türkischen salma.

94 Als mongolisches Wort für „Jujube" ist cicigina angegeben was in der Tat,

wie in Anm. 28 mitgeteik, die Form im Hua-i i-yü ist. Auch die Geheime Ge¬

schichte der Mongolen bietet diese Orthographie (Haenisch: Wörterbuch, 27).

Der Text des Yin-shan cheng-yao schreibt aber chin. ch 'ih-ch 'ih-ha-na # #

was auf mong. ciciqana deutet. Dies ist sicherlich verwandt mit cicaryana „Ber¬

beritze" (L 175/b und Kov 3, 2173/a). Vielleicht hängt dieser Pflanzenname mit

mong. cicigür „Dorn" zusammen, denn die Berberitze ist ein dorniger Strauch.

95 Die Autoren schreiben für „Pilz" durchweg möög. Dies ist die mo¬

derne Lautung des schriftmongolischen mögü (L 545/b). Sie vermuten auch,

daß das chinesische mo-ku W- ^ ein Lehnwort aus dem Mongolischen sei

(S. 580, Anm. 162). Eine Entlehnung in umgekehrter Richtung scheint je¬

doch auch möglich.

Das mongolische Wort für „chinesischer Stör" wird als qilam rekonstru¬

iert. Der Text (S. 480) schreibt jedoch ch'i (alt ki)-li-ma £ jf^.. Das Wort

(4)

ist mittelmongolisch belegt als kileme (Geh. Gesch.) und schriftmongolisch

als kilime (Kov 3, 2531/b und L 466/b), also dreisilbig und nicht zweisilbig

wie das nicht nachweisbare qilam.

'^jasa'a „Mountain Oysters [of a ram?]" kommt in Rezept no. 73 (S. 310)

vor und soll nach Anm. 32 mit chin. cha-che-erh ^.MSL umschrieben sein.

Ein Wort jasa'a ist jedoch mongolisch nicht nachweisbar. Das betreffende

Wort ist rein chinesisch und zu übersetzen als „gebratenes aufgeschnittenes

Fleisch, Haschee".

96 'jingtei „heavy, weighty" wird als mongolisch angesehen (Anm. 33). Sicher

heißt mon%. fingtei „schwer" (L 1058/b). Aber der Text bietet chin. ching-tai

^, was keinesfalls eine Wiedergabe von mong. jingtei sein kann, weil im M.Jahr¬

hundert ching noch keinen palatalisierten Anlaut hatte und etwa ging lautete.

Das chin. t'u-su i wird in Anm. 34 als Wiedergabe von mong. tosnn

„Fett" gedeutet. Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Vermutlich ist t'u-su i

zu lesen, was nach Tzy 1, 585/a-b ein lokales Milchprodukt (Käse?) bezeich¬

net und bereits in Texten der T'ang- und Sungzeit belegt ist. Eine weitere

Bedeutung ist „Rübe", was auch bereits sungzeitlich belegt ist.

■'qurim „feast, common ritual meal" soll nach Anm. 35 mit chin. ho-lien

umschrieben sein. Der Name des Rezeptes no. 90 (S. 316) ist ho-lien tou-tzu

ii. ffe was a.a.O. übersetzt ist mit: '■Qurim „Bonnets" [i.e., boqtas].

Das ist recht fraglich, denn die zweite Silbe von ho-lien „Lotus" hatte im

Altmandarin keinen Auslaut auf -m, sondern -n. Ich fasse den Ausdruck als

rein chinesisch auf. Das Rezept scheint mir eher auf eine Art Pudding in

Bechern zu deuten, der die Form einer Haube wie eine Lotusknospe hatte.

Chin. t'ieh-pa ^ g wird in Anm. 36 als Wiedergabe von mong. tahay

„Tablett, Teller o. ä." (L 769/b) gedeutet. Dagegen spricht vor allem der Vo¬

kalismus von t'ieh, der bei Umschriften auf te- oder tä- führt. Ich glaube

vielmehr, daß t'ieh-pa ^-^G zu lesen ist, was nach DKJ 11, 643/III „Bambus¬

rechen aus Eisen" bedeutet.

Chin. t'ieh-lo ist eine Crux. Das Wort erscheint in den Rezepten 49

und 94 als Maßeinheit für Wasser. In Anm. 37 wird es gedeutet als mong.

tetir „basket for feeding an animal (used as a measure for water)". Phonetisch

überzeugt das nicht. Die chin. Zeichen können übersetzt werden als „eiser¬

nes Netz" o. ä., aber auch das gibt keinen rechten Sinn für eine Maßeinheit.

Jedenfalls kann ich den Ausdruck nicht erklären.

108 Zu „mastajhi (Tu. from Ar.)", also Mastix, heißt es in Anm. 53, daß es

eine „heavily palatalized Turkic form" sei. Nun war aber der Anlaut von chi

# im 14. Jahrhundert noch nicht palatalisiert sondern guttural (ki), so daß

das Wort als mastaki zu rekonstruieren ist.

(5)

Der Ausdruck „Korn aus Ho-hsi" ho-hsi mi H ^ ^ bedeutet nach

Anm. 55 Hartweizen. Dagegen ist sicher nichts einzuwenden, jedoch ist es ab¬

wegig, darin eine phonetische Wiedergabe des arabischen qamh sehen zu wol¬

len. Die Autoren gehen dabei davon aus, daß hsi ein Versuch sei, „to reproduce

the guttural sounds of the original word". Das kann nicht stimmen, weil im

Altmandarin das Wort si lautete, also keinen gutturalen Anlaut hatte.

HO Das ursprünglich türkische qima (DTS 442/a) ist auch ins Mongoli¬

sche entlehnt worden als kim-a „raw flesh of deer or fish" (L 467/b).

111 In Anm. 59 wird versucht, aus chin, su-ch'ien ^ ^ ein türkisches Wort

■'süttigen zu machen, worin angeblich das tü. süt „Milch" stecken soll. Das ist

phonetisch unmöglich, denn im Altmandarin lautete ch'ien etwa ts'iem.

In Anm. 60 wird behauptet, das chin. a-ts'ai M ^ sei eine Wiedergabe

von tü. achchiq (dies ist übrigens eine moderne neuuigurische Form) „sauer".

Im Alttürkischen ist die Form des Wortes aciy, vgl. DTS 4/b.

112 Zu ''chöp (Tu.) „noodles": Das alttürkische cöp bedeutet ursprünglich

„Stückchen, Bissen" (DTS 155/b) und wird auch als Bezeichnung für kleine

Nudeln verwendet. Aber eine phonetische Herleitung aus dem chinesischen

Text des Yin-shan cheng-yao scheint unmöglich. In Rezept no. 12 (S. 283)

hat der Text chin. ch'ou-fen ^ „geroUte Nudeln", was in Anm. 32 als uigu¬

risch angesehen wird. Ich halte den Ausdruck für rein chinesisch.

Auch das türkische ishkänä „Suppe mit Brotbröckchen" wird in Anm. 66

als phonetische Wiedergabe eines chinesischen Ausdrucks, nämlich wei-

hsiang Ü fl- aufgefaßt. Dagegen spricht vor allem, daß die alte Aussprache

von hsiang im 14. Jahrhundert noch siang war. Die Gleichung geht also pho¬

netisch nicht auf. Wie jedoch wei-hsiang in Rezept no. 33 (S. 295-296) zu

deuten sei, vermag ich nicht zu sagen.

Zu -'jis kehah (Tu. from Pr.) „kebabs, piece of meat roasted on a skewer"

und Anm. 67: Diese Rekonstruktion wird als „highly tentative" bezeichnet,

was noch sehr milde ausgedrückt ist, denn das bekannte türkische Gericht

sis kebab hat mit dem chinesischen Wort, das zugrunde liegen soll, und der

Sache selbst überhaupt nichts zu tun. Im Text von Rezept no. 24 (übersetzt

S. 290) heißt es chih-chiapien-shih T S was die Autoren übersetzen als

„finger-nail tablet-food" und dazu bemerken „This makes no sense and seems

to be a transcription". Die Schreibung von pien-shih ist jedoch eine ortho¬

graphische Variante für pien-shih ^ Dieses Wort entspricht dem bekann¬

ten chinesischen Gericht chiao-tzu -fö. ^, einer Art Ravioli mit Fleischfüllung,

vgl. Tzy 2, 1201/b. Das Lexikon von Mathews (no. 5228) übersetzt das Wort

mit „meat dumplings", also Fleischklößchen. Der Ausdruck in Rezept no. 24

(6)

ist also rein chinesisch uud bedeutet „Fleischklößchen in Teig von der Größe eines Fingernagels". Eine Deutung als türkisch ist daher abwegig.

113 Ahnlich verhält es sich mit J'jüzmä (Tu.) a flat pancake noodle filled

with onions and meat". Der betreffende Ausdruck kommt in Rezept no. 17

vor (Ubersetzung S. 285) und lautet im chinesischen Text chüeh-mien 1% ls.

Dazu bemerken die Autoren in Anm. 68, daß das Wort „makes no sense and

must be a transcription". Es macht aber doch Sinn, denn nach DKJ 5, 390/11

hat chüeh die gleiche Bedeutung wie das ohne Radikal Hand geschriebene

chüeh, nämlich „abschneiden, zerschneiden". Der ganze Ausdruck ist also zu

übersetzen als „abgeschnittene Nudeln". Außerdem scheitert die türkische

Etymologie daran, daß im Altmandarin das Wort einen Anlaut auf ts- hatte.

Zu y/'manta (Tu. from mamata}) stuffed bread, breaded meat": Der chinesi¬

sche Text hat man-t'ou U sf, wozu in Anm. 69 ausgeführt wird, daß dieses

Wort, welches eine Art Dampfnudel bezeichnet, nichts mit dem Gericht im

Yin-shan cheng-yao zu tun habe. Das mag sein, aber die vorgeschlagene Herlei¬

tung von türkisch mamata wirkt phonetisch nicht sehr überzeugend. Zudem

scheint es sich bei diesem mamata um eine Verwechslung mit dem schon bei

Mahmud al-Kasgari he\e%xen jamata zu handeln. In DTS 231/a wird jamata

übersetzt mit „eine Art Teig". Das chinesische man-t'ou ist als Lehnwort in

andere Sprachen übergegangen, so z.B. ins Mongolische als mantau (L 528/a).

Das alttürkische qaz'i wird in Anm. 71, ferner in der Ubersetzung von Re¬

zept 57 auf S. 305 und der dortigen Anm. 83 in Verbindung gebracht mit chin.

ch'ien-tZH ^ ^. Die in dem Rezept beschriebene Speise ist eine Art Wurst in

Schafsmagen, also etwas ähnliches wie das schottische Gericht Haggis. Zu qazi

siehe DTS 439/a sowie Gerhard Doerfer: Türkische und mongolische Ele¬

mente im Neupersischen Bd. III (Wiesbaden 1967), 359-360 („eine Art Wurst").

Das Wort kann aber nicht mit chin. ch'ien-tzu „flacher (Bambus)streifen" um¬

schrieben sein, denn ch'ien, altes ts'iem, hatte keinen gutturalen Anlaut. Die

behauptete „phonological similarity" ist also nichtexistent.

114 Zu „quruq kima (Tu.) chopped, parched meat" wird in Anm. 72 auf

chin. chiao-jou ch'i-ma % ^ ^ verwiesen, wo angeblich „the first two

characters translate meaning as well transliterate". Sicher bedeutet chiao-jou

„geröstetes Fleisch", aber von einer Transliteration kann nicht die Rede sein,

denn die erste Silbe lautete im Altmandarin tsiao, was in keiner Weise zu

einem türkischen qu- führen kann.

''Shilön (Tu. from Mongolian) „soup": Die Herleitung aus mong. sülen

„Suppe" ist zumindest zweifelhaft. Vgl. dazu auch HF 14.

Ch'o-lo t'o-yin ,|| S ist, wie der Text des Rezeptes no. 44 besagt, der

Name eines uigurischen Gerichts. Vgl. dazu Anm. 74 und die Ubersetzung

(7)

S. 300. In diesem Ausdruck wollen die Autoren ein türkisches ''Shoyla Toyym

mit der Bedeutung „Porridge Abundance" sehen, u. a. deshalb, weil sie die erste

Silbe des Ausdrucks als shuo lesen, was gleichfalls möglich ist, wenngleich in

den chinesischen Transkriptionen der Yüanzeit das Zeichen immer den Laut¬

wert ch'o hat. Wie in Anm. 74 ausgeführt, ist im Neuuigurischen soyla der

Name eines Breis aus Reis, Fett, Fleisch und Möhren. Das zweite Wort sei

„cleariy" das kasachische Wort toyyim „Uberfluß". Meine eigenen früheren

Vorschläge zur Deutung in HF 9 kann ich nicht aufrecht erhalten. Vor allem ist

übersehen worden, daß chin. t'o-yin in der Yüanzeit die Standardumschrift für

uigurisches und mongolisches toyin „buddhistischer Mönch" ist und ich sehe

keinen Grund, das Wort hier anders aufzufassen. Was aber soll man aus ch'o-lo

bzw. shuo-lo machen? Liest man das Zeichen mit anlautendem s-, käme man

vielleicht auf alttürkisches sor, was nach DTS 524/b „salzig" bedeutet. Warum

aber ein Gericht „salziger Mönch" heißen sollte, bleibt weiterhin rätselhaft.

Zu „'''Salma (Tu.) small thin soup noodles": Auf S. 93 versuchen die Au¬

toren, dieses Wort in chin. shui-hua ^Jc wiederzufinden. Das ist mehr als

fraglich weil phonetisch nicht überzeugend.

115 Ob '''Samsa tatsächlich phonetisch mit suan-tzu ^ ^ zusammengebracht

werden kann, scheint zweifelhaft, suan hatte keinen alten Auslaut auf -m.

Zu ,^'sürmä (Tu. from Ar. sharbaftj}), liquor, in the YSCY brandy": Auch

DTS 518/a bringt die Form sürmä. Nach Doerfer, op. cit. 3, 249-250 ist

die richtige Vokalisierung jedoch sorma (vgl. auch dazu Peter Zieme in

CAJ 14 [1970], 234). Nach Sir Gerald Clauson: An Etymological Dietio¬

nary of Pre-Thirteenth Century Turkish (Oxford 1972), 852/b soll sorma

von dem Verbum sor- „saugen, lutschen" abgeleitet sein. Eine Herleitung aus

dem Arabischen ist jedenfalls unwahrscheinlich.

Zu '''suyqafshj (Tu.) „square soup noodle": Das Wort ist neuuigurisch und

dürfte phonetisch kaum mit dem chinesischen ch'i-tzu i$ ^ zusammenhängen.

„'''tngri (Tu.) here a variety of Qaraqojha wine": Siehe dazu auch Anm. 79

und die Übersetzung S. 539: „Tngri Wine is the best [Qarakhoja Wine]".

Der chinesische Text hat t'ien-ti chiu Sf 14 >@ „Wein von Feldern auf dem

Land". Es scheint abwegig, chin, t'ien-ti als Umschreibung des türkisch¬

mongolischen tngri „Himmel" aufzufassen.

Es ist nicht einzusehen, warum das chin. t'u-t'u-ma-shih 5^ 5^ in Re¬

zept no. 40 (übersetzt S. 298-299) hier mit Tutum Ash wiedergegeben wird. Zu¬

grunde liegt sicher das bekannte türkische Wort tutmac „Nudeln" (vgl. DTS

592/b sowie HF 15). Daß die chin. Umschrift auf -s auslautet und nicht auf -c,

besagt nicht viel. Es gibt auch sonst Fälle, wo ein auslautendes türkisches -c im

Chinesischen mit einem Auslaut auf -s wiedergegeben wird (eventuell durch

(8)

mongolischen Einfluß?). So erscheint z.B. der türkische Name Sävinc als chin.

Hsiao-yün-shih »h $ ;5, Sävins. Siehe dazu Louis Ligeti: „Sur quelques tran¬

scriptions sino-ouigoures des Yuan" in UAJ 33 (1961), 240.

116 Zu „'^Yuhqa (Tu.) pot cooked bread stuff^ed with meat and onions" in

Rezept no. 86 (übersetzt S. 314-315): Sicher ist yubqa (neutürkisch yufka)

der Name eines türkischen Gerichts, vgl. dazu insbesondere DTS 281/b

yupqa mit vielen anderen Orthographien. Der chin. Text hat hier su-p'iyen-

tzu ^ Die Autoren fassen in Anm. 83 chin. yen-tzu als phonetische

Wiedergabe von türk. yubqa auf, was aber höchst unwahrscheinlich ist. Wo

soll denn der Guttural -qa herkommen?

''yapinchi (Tu.) „skin with the fur turned out used as a rain wear". Bei der

Beschreibung des Wolfes im Yin-shan cheng-yao (Text S. 467) heißt es in der

Übersetzung S. 546 „Wolf's Skin can be tanned and made into ''yapinchi. It

is very warm." In Anm. 85 wollen die Autoren das gut bezeugte alttürkische

Wort yapinci „Mantel" als mit chin, fan-p'i # phonetisch umschrieben

deuten („a problematical but still acceptable transcription"), fan-p'i kann

etwa mit „barbarisches Fell" übersetzt werden und es besteht kein Grund,

darin die Wiedergabe eines nichtchinesischen Wortes zu sehen.

191 Die Kaiserin, die im Vorwort des Yü Chi erwähnt wird, ist Budasiri

aus dem Stamme der Onggirad, verheiratet 1324 mit dem späteren Kaiser

Wen-tsung und ca. 1340 gestorben (YS ch. 114, 2877-2878). Über sie vgl.

auch John W. Dardess: Conquerors and Confucians (New York und Lon¬

don 1973), 172 und passim.

„When the book was ready, the Governor of Tai-tu (minister) Chin chieh-nü,

disseminated the work. [The Emperor] ordered (minister) [me, Yü] Chi to

write a preface at its head." Richtiger: „Als das Buch fertiggestellt war, über¬

mittelte der Gouverneur von Tai-tu, der Untertan Chin-chieh-nu mir, dem

Untertan (Yü) Chi einen kaiserlichen Befehl, ein Vorwort zu verfassen."

193 sha-chin [stone]. Nach DKJ 6, 994/1 V ist sha-chin r}/- ± die Bezeich¬

nung für aus Sand gewonnenes Gold. Sandgold wurde in der Yüanzeit in

Yünnan am Goldsandfluß (Chin-sha chiang) gewonnen (YS ch. 61, 1464).

Der Text meint also Becher aus Gold.

„... to reply to a myriad and one liberal benefits". Besser: „... zu einem

winzigen Teil die großzügige (kaiserliche) Gnade zu vergelten".

194 „We humbly anticipate Your Majesty's anger at our madness, and his con¬

sideration of our stupid loyalty, fiere, in the capital city, we follow the example"

etc. Eher: „Demütig hoffen wir auf Eurer Majestät Nachsicht für unsere Ver¬

wegenheit und Euer Verständnis für unsere schlichte Loyalität. Hier bei der

(9)

Gelegenheit der (kaiserlichen) Bankette folgen wir dem Beispiel" etc. yen *

heißt hier Festmahl, Bankett und bezieht sich nicht auf die Hauptstadt Peking.

„We accord with the ch'i of the time and hope to gather fruit from barren

waste." Richtiger: „Wir folgten den klimatischen Verhältnissen der jeweili¬

gen Jahreszeit und haben das fortgelassen was leer ist und wählten aus, was

substantiell ist."

Zu Chang Chin-chieh-nu f& ^ ^ ix.: Die Silbe -nu ist schon S. 191 falsch

umschrieben als -nü. Chang (geb. 1296) war der Sohn von Chang Chiu-ssu ^

& (1242-1302), wurde 1330 Gouverneur von Tai-tu (Peking) und später j«-

ch'eng der Provinz Ho-nan. Siehe über ihn YS ch. 169, 3981 und YJ 2, 1173.

In Kapitel 2 des Yin-shan cheng-yao wird in der Beschreibung eines beson¬

ders guten Brunnenwassers auch Chang Chin-chieh-nu erwähnt. In der Über¬

setzung dieser Stelle (S. 395) heißt es „He (der Kaiser) consequently ordered

[Ch'ang] Buralgi and the Dynastie Duke Chin-chieh-nü-to-erh-chih to make

tea." Richtig: „(Der Kaiser) befahl dem Herzog Buralgi, Chin-chieh-nu und

Dorji, Tee zu berehen." In Anm. 27 behaupten die Autoren: „Possibly Kun-

rgya rdo-rje. The name is clearly Tibetan as was, most likely, Chin-chieh-nü

(lies -nu) himself. Note that his name is given in its full form here, and not in

a sinicized manner, as in the introduction." Das heißt, sie betrachten To-erh-

chih als zum Namen Chin-chieh-nu gehörig und glauben, daß Chang Tibeter

gewesen sein könnte. Das ist sicher nicht der Fall, ganz abgesehen davon, daß

auch Chinesen, Mongolen oder üiguren den Namen Dorji (skr. Vajra) tragen

konnten, denn sein Vater Chang Chiu-ssu war ein Chinese aus der Gegend

von Peking, wie wir aus seiner Biographie in YS ch. 169,3980-3981 sowie YJ 2,

1106 (mit vielen Literaturhinweisen) wissen. Sein persönlicher Name Chin-

chieh nu „Diener der Goldwelt" ist buddhistisch und gehört zu dem häufigen

Namenstyp auf -nu „Diener, Sklave", was den Sanskritnamen auf -dasa und

den uigurischen Namen auf -quli entspricht. Es dürfte hier zugrunde liegen

der Ausdruck Chin-se shih-chieh ^ ^ -fr „Goldfarbene Welt", was nach

DKJ II, 467/III und Soothill-Hodous: Diet, of Chinese Buddhist Terms

283/b die jenseitige goldene Welt des Bodhisattva Mafijusri bedeutet.

211 Der Bildtitel 18B ist irrtümlich mh „Carp and Granes" angegeben.

Wie die chinesische Bildaufschrift sagt, handeh es sich um Karpfen und

Pfauen. Die Übersetzung S. 268 ist jedoch richtig „carp and peacocks".

212 Der mh „Geese and Dogs" betitehe Holzschnitt 19B ist reproduziert in

R.H. VAN Gulik: Chinese Pictorial Art as viewed by the Connoisseur (Rom

1958), 233. Die chinesische Bildlegende übersetzt van Gulik zutreffend mh

„A pregnant women should look at flying hawks and running dogs". Buell/

Andersons Übersetzung S. 268 hat auch das falsche „one should view flying

(10)

wild geese". Im übrigen ist von Interesse, daß van Gulik a. a. O. nachweist,

daß die Mingausgabe des Yin-shan cheng-yao von 1456 eine genaue Faksimi¬

lekopie des nur fragmentarisch erhaltenen Yüandrucks ist.

259 „He (Fu-hsi) succeeded to Heaven". Eher (nach brieflicher Mitteilung

von Igor de Rachewiltz): „He received Heaven's Will." - „He made his

capital at Ch'en-shih." Richtig: „Zu der Zeit (shih) als er Ch'en zu seiner

Hauptstadt machte."

278 Rezept no. 3 „Bal-po Soup. This is the name of a Western Indian

food." Das Wort „Western" in der Ubersetzung ist überflüssig, denn Hsi-

t'ien ist eine gängige chinesische Bezeichnung für Indien. In Anm. 22

wird Bal-po richtig als der tibetische Name von Nepal bezeichnet (vgl. dazu

auch J 367/b). Der chinesische Text schreibt jedoch Pa-erh-pu A. jJ, ^. Zwar

kann -erh- manchmal auch -1- wiedergeben, doch dürfte das hier nicht der

Fall sein. Nepal erscheint in YS ch. 203, 4545 mit der Umschrift Pa-lu-pu

■% was wohl auf das mongolische Balbu (L 80/a) zurückgeht. Ich ver¬

mute, daß das Pa-erh-pu unseres Textes nicht die Wiedergabe eines Länder¬

namens ist, sondern von tib. par-hu „Almosenschale, Eßschale (skr. patra)"

(J 323/b). Das Gericht hieße demnach also „Almosenschale-Suppe".

281 Rezept no. 9 „Russian Olive [Fruit] Soup". Ich bin nicht sicher, ob die

in Anm. 281 gegebene Interpretation richtig ist. Im chinesischen Text steht

als Name des Gerichts sha-t'ang Vielleicht steht das erste Zeichen für sha

„grob, roh".

283 Rezept no. 13 „River Pig Broth". Der chinesische Name ist ho-t'un

keng >°r ft Es handelt sich um eine Suppe mit gefüllten Klößen, von de¬

nen es in Anm. 33 heißt: „They are supposed to look like ,river pigs', i.e.

fresh water porpoises, swimming in the soup." Süßwasserdelphine können

aber hier nicht gemeint sein, vielmehr ist ho-t'un die chinesische Bezeich¬

nung für den Kugelfisch, bei uns besser bekannt unter dem japanischen

Namen Fugu. Seine Leber ist überaus giftig und alljährlich sterben in Japan

eine Anzahl Menschen an unrichtig zubereitetem Fugu. Die Klöße schwim¬

men also in der Suppe wie Kugelfische, d.h. sie sind rund, ho-t'un ist in

der Ubersetzung auf S. 561 richtig als „Puffer" (Fugu) gedeutet und nicht

wie auf S. 283 fälschlich als Süßwasserdelphin. Im Cho-keng #J1#^|; (ed.

Ts'ung-shu chi-ch'eng), einem 1366 verfaßten Text, wird ch. 9, 145 ausführ¬

lich über den Fisch berichtet und in ch. 10, 149 werden Gegenmittel gegen

das Gift aufgeführt sowie Speisen, mit denen Fugu sich nicht verträgt. Zum

Autor T'ao Tsung-i (ca. 1320 bis nach 1401) siehe namentlich Frederick W.

(11)

Mote: „Notes on the Life of T'ao Tsung-i", in Silver Jubilee Volume of the

linbun-Kagaku-Kenkyusyo Kyoto University (Kyoto 1954), 279-293.

293 Anm. 54 behandelt den chinesischen Schnittlauch chiu (Ii), der nicht

identisch mit dem europäischen Schnittlauch, sondern eine andere Art von

Lauch ist. Dabei wird die ahchinesische Aussprache kiög in Verbindung ge¬

bracht mit mong. yoyud (L 358/a: kind of wild leek, allium lineare, allium

odorum). Aber schon um ca. 500 n.Chr. hatte das chinesische Wort keinen

gutturalen Auslaut mehr (kidu), sodaß eine Entlehnung ins Mongolische nicht

sehr wahrscheinlich ist. Das im fünfsprachigen Wörterspiegel des 18. Jahr¬

hunderts Wu-t'i Ch'ing-wen chien (jap. Ausgabe Bd. I, Kyoto 1966, no. 14205)

für Lauch angegebene tibetische Wort giu ist sicher eine späte Entlehnung aus

dem Chinesischen. Das übliche tibetische Wort für Lauch ist jedoch sgog-pa

Q 116/b), was durchaus mit dem altchinesischen Wort urverwandt sein dürfte.

Siehe dazu Walter Simon: „Tibetisch-chinesische Wortgleichungen" in Mitt.

des Sem. für Oriental. Sprachen, Ostasiat. Studien 1929,166, no. 30.

295 „Roast Wolf Soup". Hierzu bemerken die Autoren in Anm. 58, daß ein

Hofkoch der Yüanzeit sich wohl gesträubt hätte, einen frisch geschlachteten

Wolf zuzubereiten, „since Islam forbids eating canines, and north Chinese

had probably lost the dog-eating habit by this time". Siehe aber die IJberset¬

zung S. 540, wo Hundefleisch ausdrücklich gelobt wird - bekannthch werden

in China Hunde auch heute noch gegessen. Ferner heißt es auf S. 545 zum

Wolfsfleisch „The flavor is superior to that of fox or dog meat". Inwieweit es

am Yüanhof überhaupt islamisehe Köche gegeben hat, muß fraglich bleiben.

296 „'''Chöppün Noodles", chin. ch'un-p'an mien ii, d. i. „Frühlingsteller-

Nudeln". Die Autoren hahen in Anm. 61 das Wort wie auch das Gericht für

uigurisch (so schon früher S. 112 mit Anm. 63). Nun ist aber „Frühlingsteller"

ein seit der T'angzeit gebräuchlicher Name für eine Schale mit ausgesuchten De¬

likatessen, die zu Frühlingsanfang gereicht wurde (Tzy 2, 14I9/b) und es scheint

näherliegend, anzunehmen, daß auch im Yin-shan cheng-yao diese Bedeutung

vorliegt und man das Wort also nicht als uigurisch zu interpretieren braucht.

301 In Rezept 46, eine Art Reis- oder Hirsebrei, wird che-mi -t/r ^l^. nur

umschrieben und nicht übersetzt. Ich halte es für sicher, daß der Ausdruck

verschrieben ist aus che-mi ^. Dies ist, wie aus dem Text IB auf S. 450

hervorgeht, „Chekiang-Korn", nach der Übersetzung S. 513 eine Hirseart,

„Foxtail Millet".

302 Rezept 49: ,;''Seu [Pomegranate] Soup. This is the name of a West Indian

Food". In Anm. 74 sehen die Autoren in dem Rezept, welches eine Art

(12)

Suppenkonserve beschreibt, einen starken iranischen Einfluß, nehmen jedoch

an, daß der Name mit tib. seu „Granatapfel" zusammenhängt. Zu dem tib.

Wort vgl. J 575/b se-bru, seu. Der chinesische Name des Gerichts ist sa-su

t'ang . Es ist aber phonetisch kaum möglich, in sa-su ein tib. seu sehen

zu wollen. Außer dem anlautenden s- haben die Wörter nichts gemeinsam.

Eine andere, gleichfalls tibetische Etymologie scheint mit plausibler, und zwar,

was die erste Silbe betrifft, eine Zurückführung auf za-(ba), bza „food, meat,

victuals" (J 485/a) oder auch zas „food, meat" (J 487/a). Die zweite Silbe des

chinesischen Ausdrucks deute ich als Wiedergabe von tib. zug/gzug „principal

pieces of cut-up meat, quarters of an animal" (J 488/a). Für diese Erklärung

spricht auch, daß das Rezept ja ein Fleischgericht beschreibt, für das zwei Keu¬

len, der Kopf und ein Satz fiufe benötigt werden. Das paßt recht gut zu tib.

gzug, was ja eine große Fleischportion, nämlich ein ganzes Viertel bedeutet.

Demgegenüber fallen die rund 600 Gramm (ein chiri) Granatäpfel nicht so ins

Gewicht, daß das Gericht danach benannt sein könnte.

310 Rezept no. 70 „Fine ''chizig, chin. hsi ch'i-ssu-ko im ^ Ä- -f. Auf S. 112

schreiben die Autoren zu *chizig „dish made from sheep's tail fat and flour"

und verweisen in Anm. 65 auf Doerfer, op. cit. 3, 3-4, wo das türkische

ciziy mit „Fettschwanz, gebratenes Fett" übersetzt wird. Das ist sachlich

einleuchtend und auch phonetisch akzeptabel. Das Rezept verlangt als Zu¬

taten eine Schafskeule und einen Schafschwanz, die in ganz kleine Stücke

aufzuschneiden sind. Es besteht jedoch noch eine andere Möglichkeit, das

ch'i-ssu-ko des chinesischen Textes zu deuten, nämlich als Wiedergabe des

mongolischen keseg oder kesig „Stück, Abschnitt, Teil". Vgl. dazu L 458/a

und 1205/b, ferner Erich Haenisch: Wörterbuch zur Geh. Gesch. (Leipzig

1939), 99. Stimmt man dieser Deutung zu, wäre der Name des Gerichts etwa

„kleine Stückchen" und bezöge sich auf das in Stücke zerschnittene Fleisch.

314 In Rezept 86 wird als Zutat genannt jha'uqasufnj, „a kind of lily root".

S. 37 und 94 wird als botanischer Name Lilium concolor angegeben. Das

mongolische Wort kommt bereits in der Geheimen Geschichte vor, siehe

Haenisch: Wörterbuch 87 (ja'uhasu, „Wurzel des Berg-Rot-Krauts"). Die

chinesische Glosse zur G. G. schreibt shan-tan ken Ja ^ De Rache¬

wiltz übersetzt den Ausdruck mit „wild lily bulbs" {Papers on Far Eastern

History 4 [1971], 135). Nach Tzy 2, 919/b blüht die Pflanze shan-tan rot und

hat eine Zwiebel, die medizinisch verwendet wird.

385 Rezept 114 „Tabilqa Cakes". Auf S. 95 und 124 wird tabilqa übersetzt

mit Spiräe (Spiraea media). Im Schriftmongolischen erscheint das Wort als

tabilyu, siehe L 781/a („meadowsweet. Spiraea") und Kov 3, 1598/b („la

(13)

spiree [spiraea crenata], Spierstrauch"). Aber der Text auf S. 326 Tafel 6A

schreibt t'a-pi-na ^ ■>L was nichts mit tabilyu zu tun hat. Im Text des Re¬

zepts heißt es in der Übersetzung der Autoren „Tabilqa (two ch'ien); finely

powdered; the same as ts'ao-lung-tan" . Mit anderen Worten, t'a-pi-na und

ts'ao-lung-tan sind dasselbe. Letztere Pflanze ist der Enzian bzw. eine En¬

zianart, siehe DKJ 12, 113I/IV (s.v. lung-tan) und vor allem das Pen-ts'ao

kang-mu (Peking 1959), Bd. 2, 67-68, wo ausdrücklich t'a-pi-na und lung-

tan als identisch bezeichnet werden. Vgl. ferner auch HF 15. Enzianwurzel

wird in China auch medizinisch verwendet und dient in unseren Alpen¬

ländern zur Herstellung eines leicht bitteren Schnapses. Soweit ich feststel¬

len kann, kommt ''tahina im Schriftmongolischen nicht vor. Daß das Wort

mongolisch ist, scheint mir jedenfalls sicher.

391 Von den verschiedenen Arten von Tee, die im Text des Yin-shan cheng-

yao angeführt sind, werden einige auch im YS in dem Abschnitt über das

Teemonopol erwähnt (YS ch. 94, 2394). Siehe dazu die Übersetung in Her¬

bert Franz Schurmann: Economic Structure of the Yüan Dynasty (Cam¬

bridge, Mass. 1956), 199: „Conceming [such] other [types of tea] as Fan tien

shuai tea, Tibetan (Hsi-fan) 'large-leafed' tea, and k'ua tea of Chien-ning,

there was no way to learn of their history, hence we have not recorded them

here." Dazu bemerkt Schurmann in Anm. 20 auf S. 202, daß es sich bei

dem großblätterigen Tee um solchen für Tibet handele, da in Tibet selbst

kein Tee angebaut wurde. Vergl. dazu die Angabe zum „Tibetan Tea" im

Yin-shan cheng-yao no. 139 (S. 392), wo gesagt ist, daß dieser Tee aus „un¬

serem Land" (pen-t'u) ;^ i käme. Die Übersetzung mit „It comes from

Tibet" scheint fraglich. „Mr. Fan Tien-shuai's Tea" kommt auch unter no.

136 in unserem Text vor und es heißt, er käme aus dem Bezirk Ch'ing-yüan

lu in Chiang-che. In dem Personennamen Fan Tien-shuai je. ^ ^ ist Tien-

shuai ein Titel „Palastkommandeur". Mit diesem Titel wird oft bezeichnet

der frühere Sung- und spätere Yüangeneral Fan Wen-hu je. X. /&. Er ver¬

teidigte für die Sung Hsiang-yang (Hupei), kapitulierte aber 1275 und trat

in den Dienst der Yüan (gest. kurz nach 1281). Er hat weder im YS noch im

Sung-shih eine eigene Biographie, wird aber in YS häufig erwähnt. Zu Quel¬

len über ihn siehe z.B. YJ 2, 283. Daß eine Teesorte aus Chiang-che nach

Fan Wen-hu benannt wurde, könnte damit zusammenhängen, daß Fan nach

1275 eine Zeitlang Generalgouverneur der Che-Provinzen war.

Der K'ua-Tee ^ wird im Yin-shan cheng-yao (Übs. S. 392, no. 142)

ohne das Klassenzeichen 130 geschrieben und dazu gesagt, daß er wie

die zwei Teesorten 140 und 141 aus Ssuch'uan käme. Das steht im Wider¬

spruch zu der Angabe in YS, wonach diese Sorte aus Chien-ning, also aus

(14)

der Provinz Fukien käme. Diese Präfektur war beeits in der Sungzeit für

ihre Teeproduktion bekannt. Ergänzend kann noch auf folgendes hingewie¬

sen werden: Als 1127 die Sung zusammen mit einem Begleitschreiben Ge¬

schenke an die Chin übermittelten, tauchen in der Liste neben anderen

Teesorten auch zehn Packungen k'ua-tzu cheng-pei ch'a ^ ^ SL-lf% ^ auf.

Siehe dazu die Dokumentensammlung Ta-Chin tiao-fa lu -K^^ ^ (ed.

Ts'ung-shu chi-ch'eng, Bd. 3904), ch. 2, 62. Der Kusdr-ackpei-ch'a „Tee rö¬

sten" kommt bereits bei dem T'angdichter Po Chü-i vor (Tzy 3, 1927/b).

392 no. 137 „Purple Shoots Sparrow Tongue Tea". Dies sind zwei verschie¬

dene Sorten, die bereits in Texten der T'angzeit erwähnt werden. Zu tzu-sun

t ^ siehe Tzy 3, 2419/c und zu chiao-she ch'a ^ -g- ^ Tzy 4, 3302/b.

no. 138 Nü-hsü-erh Tea -k- SL^- Siehe dazu auch HF 12 für eine

mögliche chinesische Erklärung des Ausdrucks. Die Übersetzer sagen in

Anm. 24, es sei fast sicher, daß das Wort mit dem neumong. tsuur, schrift¬

mongolisch coura und cuyur (L 199/a und 206/a) verwandt sei. Sie identifi¬

zieren diese Pflanze als Dasiphora fructicosa. L a. a. O. gibt die Bedeutung

mit „hemlock", also Schierling an, ebenso Kov 3, 2199/b.

393 no. 145 „Warm Mulberry Tea". Die Übersetzung von dieser Stelle sagt

„It comes from dark valleys (hei-yü)." Ich vermute, daß Hei-yü % hier

ein Ortsname ist, und zwar der Name eines Marktfleckens in der Provinz

Honan. Vgl. dazu das geographische Lexikon Chung-kuo ku-chin ti-ming

ta tz'u-tien (Shanghai 1930), 994/IV.

no. 148 „Orchid Paste (lan-kao Bl "f")"- Dieser Ausdruck ist bereits sehr

früh belegt, nämlich in den sog. Elegien von Ch'u; siehe die Übersetzung

von David Hawkes: Ch'u Tz'u. The Songs of the South (Oxford 1959), 106:

„Bright Candles of Orchid-perfumed fat".

394 no. 153 „Well Splendor Water". Der Text beschreibt eine Quelle mit be¬

sonders gutem Wasser „taken, as a rule, from the Chou Shop (chin. Tsou-tien

J%)". Besser „from the Tsou Inn", da tien soviel wie Herberge, ünterkunft

und nicht nur Laden bedeutet. „Liu Forest" ist Liu-lin ^f:^^, der Name eines

Jagdparks östlich von Peking, wo sich ein kaiserlicher Jagdpark mit einem

Reisepalast befand (YS ch. 28, 630; ch. 50, 1067 und ch. 167, 3935). „... asked

the Empress to go with him to view the [forest]". Eher „to view the [hunt]".

399 Zitate aus taoistischen Sehriften: Zu dem Zitat aus Lieh hsien-tzu über

den Heiligen Ch'ih-sung-tzu vgl. die abweichende Fassung im Lieh-hsien

chuan, übersetzt in Max Kaltenmark: Le Lie-sien tchouan (Paris 1953),

35-42, und zum Shen-hsien chuan H ii* den fast gleichlautenden Text in

der Ausgabe Shuo-k'u, ch. 10, 4a.

(15)

401 Zu Wo Ch'üan im Lieh-hsien chuan vgl. die Übersetzung bei Kalten¬

mark: 53-55 („Yo Ts'iuan").

402- 403 Die „Story of How the Adept took Solomon's Seal and Became

an Earth Immortal" stammt aus dem Chi-shen lu von Hsü Hsüan % iei,

^ Dieser lebte 917-992. Siehe den Text in der Sammlung Chiu hsiao-

shuo (Shanghai 1930), Bd. 9, 818.

403- 404 „The Method for the Spirit Pillow" (no. 158) ist gleichfalls taoisti¬

schen Sehriften entlehnt; vgl. die um 1025 kompilierte taoistische Enzyklo¬

pädie Yün-chi ch'i-ch'ien S" It -t ^, ed. Ssu-pu ts'ung-k'an, ch. 48, llb-I3b.

Dieser Text zitiert das Shen-hsien chuan von Ko Hung, jedoch ist die Ver¬

sion in der Ausgabe Shuo-k'u (ch. 5, la) gegenüber der Enzyklopädie ge¬

kürzt. - Zu dem „Recipe for the Spirit Pillow": Im Yin-shan cheng-yao heißt

es gemäß der Übersetzung „Each row should have 49 holes. There should be

147 holes altogether". Die Enzyklopädie spricht von 40 bzw. 120 Löchern.

405 Zu „wang-ts'ao [unidentified]" und" fan-shih [unidentified]": Hier

ist das Zeichen wang eine falsche Lesung. Richtig: kang Die Pflanze

kang-ts'ao wird bereits im Shan-hai ching erwähnt als weiß blühendes

malvenartiges Gewächs, dessen Früchte genossen bewirken, daß man nicht

verblödet. Siehe dazu DKJ 9, 726/1 und Tzy 4, 2672/a und das dort ange¬

gebene Zitat aus dem Shan-hai ching. Das Teichen fan im Text des Yin-shan

cheng-yao (19A, S. 339) ist eine Vulgärschreibung für das in der Enzyklopä¬

die voll ausgeschriebene fan M-, „Alaun". - „Recentiy, Ch'un, a Taoist of Ku

City ..." Der Text hat dafür Ch'un-yü kung )^ -f -i^, also „Herr Ch'un-yü",

denn Ch'un-yü ist ein zweisilbiger Familienname. Die Stelle bezieht sich

vielleicht auf Ch'un-yü 1 '/$ ^ lt, einen Arzt und Wunderheiler der Han¬

zeit. Siehe über ihn jetzt Michael Loewe: „The Physician Chun-yu Yi and

his historical background", in Jacques Gernet et al. (Hrsg.): En suivant la

Voie royale (Festschrift Vandermeersch, Paris 1997), 297-313.

407 Zum ersten Zitat aus dem Jih-hua tzu „Lotus and Begonia". Für „Be-

gonia" steht im Text shih-lien ^5 Dies sind nach DKJ 8, 335/1 Lotus¬

früchte, die im Herbst hart wie Stein werden.

418 Rezept no. 175 „Chinese Yam T'o". Es ist nicht ersichtlich, warum hier

t'o jtt nicht übersetzt, sondern nur umschrieben wird. Das Wort bedeutet

„Knödel, Bulette", siehe DKJ 12, 378/1 V.

527 „Lamb Liquor", chin. yang-kao chiu >@. Dieses Getränk wurde aus

Klebreis und fettem Schaffleisch hergestellt, vgl. Tzy 3, 2491/c und 2494/b, wo

das Rezept nach dem Pen-ts'ao kang-mu ch. 25 genauer beschrieben wird.

(16)

„Olnul .Navel' Liquor". Es ist m.E. nicht nötig, wie in Anm. 29 vorgeschla¬

gen, hier das Koreanische heranzuziehen, wa-na ffi. bedeutet auch im Chi¬

nesischen „Seehund", vgl. DKJ 9, 352/IV. Diese Bedeutung dürfte jedoch eher

sekundär sein, denn wa-na heißt soviel wie „fett" und kommt in diesem Sinne

bereits in der Dichtung der T'angzeit vor. Vgl. dazu in einem Gedicht von P'i

Jih-hsiu (834-883) die Zeile „Gibbons sleep, fat and soft" in der Ubersetzung

von William fi. Nienhauser, Jr., P'i Jih-hsiu (Boston 1979), 100, Zeile 21.

529 Zu den verschiedenen Arten von Traubenwein: Für „Tibetan Wine"

sagt der Text (6B, S. 455), es sei Wein aus Hsi-fan ö Dies ist ein ganz

allgemeiner chinesischer Ausdruck für die Gebiete westlich des eigentlichen

Chinas, Westlande, und hat hier mit Tibet nichts zu tun, ganz abgesehen

davon, daß in Tibet wohl keine Weintrauben angebaut wurden. Eine Wein¬

lieferung aus Qaraqojo in Hsi-fan an den Hof wird für 1330 in YS 34, 755 be¬

richtet. Uberhaupt werden für die Jahre I330-I332, also die Regierungszeit

von Wen-tsung, in den Annalen des YS ch. 34-36 recht häufig Geschenke

von Traubenwein seitens der zentralasiatischen Prinzen des Kaiserhauses er¬

wähnt. - „Wine of P'ing-yang and Wine of T'ai-yüan". Beide Ortschaften

liegen in der heutigen Provinz Shansi. Dortiger Weinbau ist bereits für 1261

bezeugt (YS ch. 4, 71). Die Bereitung von Traubenwein in P'ing-yang und

T'ai-yüan wurde auf Befehl des Kaisers 1296 eingestellt (YS ch. 19, 402). -

Zu dem „""Tngri Wine" siehe oben meine Bemerkungen zu S. 115.

„Arajhi Liquor [Brandy]": Siehe zu Weinbrand in China jetzt H. Franke:

„Feuerwasser im China der Yüanzeit. Eine Prosadichtung von Chu Te-jun",

in Helwig Schmidt-Glintzer (Hrsg.): Das andere China. Festschrift für

Wolfgang Bauer zum 65. Geburtstag (Wiesbaden 1995), 209-235, insb. zu

araki S. 209-212.

535 Die drei Arten von Stutenmilch bzw. deren Gärungsprodukten sind nach

Buell/Anderson Cige'en, Qongqor und "'Caqa'an. Sicher ist mong. cigefnj

nach L 179/a „mare's milk, kumiss". Aber im chin. Text (9B, S. 458) heißt es

sheng-chien ^ gr, was keinesfalls als Wiedergabe von cigejnj gelten kann. Das

umschriebene Wort ist vielmehr singgen „hell, klar"; siehe dazu HF 14 sowie

L 712/a und Kov 2, 1464/a. Zu Qongqor oder auch qongyur „hellbraun, falb-

farben", chin. huang-ho-erh St vgl. HF II und L 962/a sowie Kov 2,

873/a (Farbe von falben Pferden). Die Deutung von ''Caqa'an als Umschrift

von chin. ch'uang-wu % TL (oder auch eventuell ch'uang-yüan ^ tc zu lesen),

ist m.E. unmöglich. Die chinesische Umschrift könnte etwa mong. ''congyu

oder ''congyun wiedergeben. Siehe dazu HF 10, wo mit großem Fragezeichen

auf Kov 3, 2I93/b verwiesen wird, nämlich congqor „les premices offerts en

sacrifice". Eine andere Möglichkeit wäre es, an mong. congyur zu denken, was

(17)

nach L 198/a „uneven, rugged, rough (of terrain or a road)" bedeutet. Da es

sich bei ch'uang-wu bzw. ch'uang-yüan um die dritte niedrigste Qualität von

Kumiss handelt, ist diese Deutung nicht ganz von der Hand zu weisen.

541 „Yangtse Porpoise [,River Pig']". Dies ist eine Art Süßwasserdelphin.

Daß er im Yin-shan cheng-yao im Text zur Abbildung, die eine Wildsau zeigt

(15A, S. 463), genannt wird, ist sehr komisch, denn ein Delphin hat mit dem

Wildschwein außer dem Namen chiang-chu >x. H nichts gemeinsam. Der Au¬

tor ging also anscheinend von dem Grundsatz „Schwein ist Schwein" aus.

542 Zu „Otter Skin" heißt es in der Übersetzung „If a fish bone sticks in

the throat, one rubs below the neck with otter [skin]. The fish bone will

come out." Der Text besagt aber: „... nehme man eine [Otter]kralle und

kratze sich damit unten am Hals."

543 In dem Absatz über „[Snow] Leopard Meat" wird im Text zitiert

ein kommentiertes Pen-tj'<«o-Werk der T'angzeit. Siehe dazu Paul ü.

ünschuld: Pen-ts'ao. 2000 Jahre traditionelle pharmazeutische Literatur

Chinas (Gräfelfing 1973), 41-45.

549 Zu „Mute Swan" heißt es: „When it flies the wings echo." Eher: „... ist

das Geräusch wie von einer [Pfeil]-Feder."

Zu „Oriental Swangoose [Meat]" wird Meng-Shen zitiert. Meng Shen

^1§t, der von 621-713 lebte, wird das pharmazeutische Werk Shih-liao pen-

ts'ao ^ ;^ zugeschrieben, von dem Fragmente in Tun-huang (jetzt im

British Museum) gefunden wurden. Siehe dazu ünschuld, op. cit., 180-181

(auch zu modernen Ausgaben).

553 „Eggs". „If a lot is eaten it makes one produce a sound [i.e. cluck]." Das

chin, yu-sheng ^ ^ kann auch heißen „Ruf, Ansehen haben" (DKJ 5,1030/11).

564 ünter den Muscheln und anderen Mollusken wird auch „We? [unidenti¬

fied]" genannt. Der Text hat wei *f , was, wie in Anm. 121 ausgeführt, „Igel"

heißt. Ich vermute, daß das Zeichen verschrieben ist aus hsien „kleine

Muschel, Corticula".

574 „P'ing-p'o ^ iMJ' wird als Apfel (Malus) gedeutet. Der Beglehtext zu

der Abbildung im Yin-shan cheng-yao (42A, S. 490) lautet in der Über¬

setzung wie folgt: „P'ing-p'o are sweetish in flavor and lack poison. They

control thirst and produce juices. If put into a clothing box the aroma will

be marvelous." Die Bezeichnung als Apfel ist jedoch irrig. Wenn man einen

Apfel zum Parfümieren in eine Kleidertruhe legte, wäre das Resultat eher

enttäuschend. Bei der im folgenden versuchten Deutung von p'ing-p'o ist

(18)

zu unterscheiden zwischen dem Namen und der Identifikation der Frucht selbst.

p'ing-p'o ist höchst wahrscheinlich eine abweichende Orthographie für

p'in-p'o ^ ii, eine indische Frucht, skr. bimba. Sie ist leuchtend rot und saf¬

tig, sodaß ihre Farbe in der indischen Literatur und buddhistischen Texten

mit der Farbe von Lippen verglichen wird. Lippen rot wie bimba sind eines

der Merkmale (laksana) eines Buddha nach dem Fa-yüan chu-lin >i JJ^

ed. Ssu-pu ts'ung-k'an, ch. 15, 8a. Siehe zu bimba auch Höbögirin fasc. 1

(Tokyo 1929-1930), 75b mit weiteren Quellenverweisen. Die Frucht wird

dort mit dem botanischen Namen Momordica monadelpha bezeichnet. Vgl.

auch fisüan-tsangs Hsi-yü chi, übersetzt von Samuel Beal: Buddhist Re¬

cords of the Western World (Nachdruck Delhi 1994), Bd. II, 102 und note 41.

Dort wird bimba identifiziert als Bryonia grandis. Nach dem buddhisti¬

schen Vokabular Fan-shih ming-i chi ^ ed. Ssu-pu ts'ung-k'an,

ch. 3, 35b ist die Frucht zinnoberrot und saftig. Siehe ferner zu bimba das

japanische buddhistische Lexikon Bukkyö daijiten Bd. 5, 4335/1. Im Tibeti¬

schen heißt die Frucht bim-pa (J 368/a: Momordica monadelpha). In China

ist die Frucht p'in-p'o schon während der Sungzeit im Süden des Landes

angebaut worden. Im Jahre 1009 wurde vom Hof angeordnet, daß die Prä¬

fektur Shao-chou (heutiges Shao-kuan in Norden der Provinz Kuangtung)

keine /7'm-/?'o-Früchte mehr zu liefern brauche (Sung-shih, ed. Chung-hua

shu-chü, ch. 7, 141). Als typisch südliche Pflanze erscheint die Bimbafrucht

auch in Almut Netolitzky: Das Ling-wai tai-ta von Chou Ch'ü-fei. Eine

Landeskunde Südchinas aus dem 12. Jahrhundert (Wiesbaden 1977), 148 und

Anm. 72 auf S. 274. Der Text sagt dazu: „Die Bimbafrucht ist leuchtend rot,

einfach ganz bezaubernd. Dabei handelt es sich um die Frucht, von der es

in buddhistischen Schriften heißt: Die Lippen sind rot und lieblich wie die

Bimbafrüchte."

Nun sind jedoch sowohl Momordica wie Bryonia rankende Pflanzen wie

alle Cucurbitazeen. Die Abbildung im Yin-shan cheng-yao zeigt einen nor¬

malen Ast mit Blättern und runden Früchten, aber keine Kürbispflanze. Es

muß sich also um eine andere Frucht als die indische bzw. südliche Bimba han¬

deln. Als besondere Eigenschaft wird der Duft der Früchte genannt, die man

in eine Kleidertruhe legt, um sie zu parfümieren. Aufschlußreich ist nun die

botanische Enzyklopädie der Ch'ingzeit Kuang Ch'ün-fang p'u # ^ if .

Benutzt wurde der Neudruck von 1868. In ch. 57, 9a-10a wird ausführlich die

p'in-¥rucht behandelt. Sie sei eine nördliche Pflanze mit grünen Blättern und

Früchten, welche so groß wie Birnen seien, rund und glatt, zunächst grün,

jedoch gereift halb rot und halb weiß. „Ihren Duft spürt man auf mehrere

Schritte." Dazu wird zitiert das Ts'ai-lan tsa-chih II # ein anonymer

(19)

Text wohl des 14. Jahrhunderts: „Obgleich ihr Geschmack neutral und fade

ist, so legt man sie nachts neben das Kopfkissen, wobei sie einen zarten Duft

ausströmen." Weiter zitiert die Enzyklopädie das Hsüeh-pu yü-shu ^ Ü

)5fc von Wang Shih-mou i ifr der 1536-1588 lebte und in seinem Werk die

Flora von Fukien beschreibt. Er sagt, daß es eine nördliche Pflanze ist und

zwar eine Abart von Hua-hung ^£ .te „Blütenrot". In Wu, also dem südlichen

Mittelchina käme sie nicht natürlich vor, doch habe man sie kürzlich auch

dort angepflanzt, wo sie Blüten und Früchte hervorbringen könne. Schlie߬

lich zitiert die Enzyklopädie noch ein Gedicht über die P'zw-p o-Frucht von

Tseng Ch'i # ^ (1372-1432), welches aber sachlich unergiebig ist. Eine nicht

in der Enzyklopädie ch. 57 benutzte Quelle ist das Chang-wu chih 4^7

ed. Shuo-k'u, ch. II, 3a von Wen Chen-heng X. ;K "f , wo die Frucht hua-

hung behandelt wird. Im Nordwesten Chinas werde sie nai ^ „Holzapfel"

genannt. Es wäre dies die heutigep'm-^'o-Frucht. Sie habe einen reinen Duft

und auch ihre Blüten seien sehenswert. Jedenfalls ist der Duft der Frucht ihr

besonderes Kennzeichen. So war der Studioname des ch'ingzeitlichen Gelehr¬

ten Tsou Wen-po Ip X. P'in-hsiang shu-wu „Bücherklause des P'induftes".

Nach allem oben gesagten bleibt noch der botanische Name der im Yin-

shan cheng-yao beschriebenen Frucht zu bestimmen. Es scheint mir sicher,

daß es sich um die japanische Quitte (Scharlachquitte) Cydonia japonica

bzw. Chaenomeles japonica handelt. Nach dem Meyerschen Lexikon 6. Aufl.

(1909) s.v. Quitte blüht sie sie feuerrot im Frühjahr noch bevor sie Blätter

treibt; die Früchte seien duftend und würden in Japan zur Herstellung eines

sehr zarten Parfüms benutzt. Ähnlich die Encylopaedia Britannica 15. Aufl.

(1974) s.v. quince: Die japanische Quitte sei wegen ihrer Blüten ein beliebter

Zierstrauch mit großen grünen duftenden Früchten, welche frisch ungenie߬

bar seien, aber zur Herstellung von Marmelade verwendbar. Das in Deutsch¬

land sehr verbreitete „Gelbe Gartenbuch" von Elly Petersen teih noch

den Namen „Brennender Busch" für die Quittenart Chaenomeles japonica

mit. In der Tat begegnet man diesem Gewächs sogar gelegentlich in den Gär¬

ten und Anlagen Oberbayerns.

589 Zur Zuckerrübe (Sugar Beets): Vgl. auch HF 9. Die in der Glosse zur

Beschreibung (Bild 53A, S. 501) hinzugefügte Wortform ist eine persisch¬

chinesische Hybride, chün-ta ken „Chün-ta-Wurzel", wobei chün-ta die

zwei ersten Silben des persischen Wortes cugunder wiedergibt.

590 Zu „Sonchus spp greens", chin, k'u-mai ^ W - In Anm. 191 heißt es

„The taste for it is almost certainly Mongolian rather than Chinese." Das ist

unwahrscheinlich, denn dieses Gemüse wurde bereits im chinesischen Alter¬

tum gegessen. Siehe dazu K.C. Chang (Hrsg.): Food in Chinese Culture

(20)

(New Haven und London 1977), 28 und 33. Die Pflanze wird bereits im

Buch der Rhen (Li-chi) erwähnt, vgl. Richard Wilhelm: Li Gi. Das Buch

der Sitte (Jena 1930), 354 (dort übersetzt mit „Lattich").

597 „Muslim Greens", chin, hui-hui ch'ing liJ isJ In Anm. 203 wird ver¬

mutet, daß es sich dabei um Minze handelt. Das ist nicht unmöglich. Aber

der Ausdruck hui-hui ch'ing bedeutet sonst das in der Keramik oft verwen¬

dete „Mohammedaner-Blau", Kobaltblau (Kobaltaluminat CoAPO''). Vgl.

dazu auch DKJ 3, 54/IV.

Appendix II des Buchs ist von Charles Perry verfaßt und betitelt

„Grain Foods of the Early Turks" (617-638) und dürfte vor allem für Turko¬

logen von Interesse sein. Es werden Getreidespeisen und ihre Namen in so

gut wie allen Turksprachen, vor allem auch rezenten, untersucht. Zu einigen

der dort besprochenen Worte sollen einige versuchsweise Bemerkungen aus

der Sicht des Sinologen zur Diskussion gestellt werden.

632 Zu den „Puzzling Cases" stellt Perry auch das Wort no. 24 lavas „la-

vash, a large flatbread, often baked hard for keeping". Der Autor weist mit

Recht darauf hin, daß das Wort wegen des Anlauts auf 1- kaum altaisch sein

kann. DTS 333/b schreibt liv as, worin die zweite Silbe das bekannte türkische

Wort für Speise ist. In der Quelle für DTS, dem Qutadyu bilig, erscheint das

Wort in der arabischen Schreibung lif. Kann es vielleicht möglich sein, daß sich

dahinter ein chinesisches Wort mit altem labialen Auslaut ("p > f) verbirgt?

Jedenfalls ist das ganze Wort eine nichtaltaisch-türkische Hybridform.

634 letü „noodles chilled with water, snow or ice. The pronounciation of

this word is uncertain; the first element, at least, may be Chinese: leng cold."

Damit liegt Perry sicher richtig, denn DTS 333/a verweist auf chin. leng-

t'ao Dieser Ausdruck bezeichnet eine Art gekühlten Mehlbrei (so

Tzy 1, 328/b) und ist bereits in der T'angzeit belegt, vgl. das Tang hui-yao

(Shanghai 1935), Bd. 2, ch. 65, 1137.

suma „malted wheat or barley for porridge, bread or beer. The second sylla¬

ble is probably the Chinese word for wheat." Auch ich halte das für zutreffend.

Vielleicht liegt zugrunde chin. hsiao-mai 'b ^ (alt siao-mai) „Weizen".

to „possibly a Chinese word". DTS 569/b leitet to von chin. t'ang

^ „heißes Wasser, Suppe" ab.

Abschließend möchte ich nochmals betonen, daß die zahlreichen oben mit¬

geteilten Vorschläge zur Verbesserung dem Wert des magnum opus von Buell/

Anderson keinen Abbruch tun können. Vielmehr sollen sie dazu dienen, dem

Benutzer des Buchs zu helfen, gelegentliche Schiefheiten zu korrigieren, die

angesichts seines inhaltlichen Reichtums nicht sehr ins Gewicht fallen dürften.

(21)

The Magical Quality of Trees in a Deforested Country

Von Silvia Freiin Ebner von Eschenbach, Würzburg

In China almost all virgin forests were cut down centuries ago, except in

certain peripheral areas of Northeast and Southwest China and Tibet where

minority people still preserve their natural forests. But even there, most of

the virgin forests were destroyed as soon as the Chinese entered the region.

If a conservation of forests was practiced at all, the foremost policy was to

reduce deforestation and not to encourage reforestation. State support was

limited to the selective planting of trees considered useful for intensive ag¬

riculture rather than for extensive forestry, a practice unheard of in China.

Trees were also planted as a protection for roads and highways, for strategic

reasons and as a natural barrier against floods. In scholarly gardens their use

was a purely esthetic one, as may be seen in numerous paintings.'

In 1930 W.G. LowDERMiLK commented on the denuded North China

Plain, with a few scattered nurseries amidst the agricultural area:

"It is true that no forests are to be found in this plain, but each village has its trees, which are grown according to a system. Nurseries dating back to ancient times are still in existence to supply seedlings and cuttings for planting."^

One might think that Chinese civilization is quite indifferent towards tree

planting. Yet, since ancient times trees were considered sacred or sacrosanct,

and were preserved as single old and big trees or in groves around temples

and shrines. How to explain the apparent discrepancy between Chinese tree-

veneration and their casual attitude towards forest preservation? As Wolf¬

ram Eberhard and Yu Chien emphasize, the tree cults of the present do

not necessarily stem from ancient cults, but may be connected with them in

some aspects.^

' Daniels/Menzies 1996, pp. 658-662; Schäfer 1962, pp. 291, 300; Tuan 1970,

pp. 34-35, referring to Richardson 1966, pp. 151-153. For scholarly garden cuhure in

China v. inter alia Clunas 1996, pass, and FIarrist 1998, pp. 46-66.

2 Lowdermilk/Li 1930, p. 137b.

' Eberhard 1970, p. 23; Yu 1997, chap. 1, p. 4, 6, chap. 9, p. 2.

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