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Tiertherapie bei demenziell erkrankten Menschen

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Academic year: 2021

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H o c h s c h u l e N e u b r a n d e n b u r g

Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management

Studiengang Pflegewissenschaft/ Pflegemanagement

Tiertherapie

bei demenziell erkrankten Menschen

Bachelorarbeit

zur

Erlangung des akademischen Grades

Bachelor of Science (B.Sc.)

URN: nbn:de:gbv:519-thesis2018-0172-1

Vorgelegt von: Theresa Pagel Janin Gutsche

Betreuerin: Prof. Dr. paed. Bedriska Bethke Zweitbetreuer: Prof. Dr. Willi Neumann

(2)

I

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ... IV Anhangsverzeichnis ... IV

1 Einleitung (Janin Gutsche) ... 1

2 Methodik (Janin Gutsche, Theresa Pagel) ... 10

3 Die Erkrankung Demenz (Janin Gutsche, Theresa Pagel) ... 11

3.1 Risikofaktoren (Theresa Pagel) ... 11

3.2 Formen der Demenz (Theresa Pagel) ... 12

3.2.1 Leichte kognitive Störung (Theresa Pagel) ... 14

3.2.2 Alzheimer-Demenz (Theresa Pagel) ... 15

3.2.3 Lewy-Körperchen-Demenz (Theresa Pagel) ... 16

3.2.4 Frontotemporale Demenz (Theresa Pagel) ... 16

3.2.5 Vaskuläre Demenzen (Theresa Pagel) ... 17

3.2.6 Sekundäre Demenz (Theresa Pagel) ... 17

3.2.7 Demenz und Delir (Theresa Pagel) ... 18

3.3 Diagnostikmöglichkeiten (Janin Gutsche) ... 18

3.4 Therapiemöglichkeiten (Janin Gutsche) ... 20

3.4.1 Medikamentöse Therapie ... 20

3.4.2 Nicht medikamentöse Therapie ... 21

3.5 Pflegerische Aspekte im Umgang mit Demenz (Theresa Pagel) ... 21

4 Allgemeines zur tiergestützten Therapie (Janin Gutsche) ... 23

4.1 Arbeitsfelder der tiergestützten Therapie ... 23

4.2 Anforderungen, Einsatz und Wirkung der Tiere ... 24

(3)

II

4.4 Anforderung an den Gruppenleiter ... 27

4.5 Anforderungen an die Einrichtung ... 27

4.6 Häufigste Form bei demenziellen Erkrankungen – die tiergestützte Biographiearbeit ... 28

5 Pferdegestützte Therapie (Janin Gutsche) ... 29

5.1 Wirkung des Pferdes auf demenziell erkrankte Menschen... 29

5.2 Gestaltung des Umfeldes der pferdegestützten Intervention ... 30

5.3 Ablauf der pferdegestützten Therapiestunde ... 30

6 Hundegestützte Therapie (Theresa Pagel) ... 32

6.1 Grundlagen ... 33

6.2 Wirkung eines Hundes auf Menschen ... 34

6.3 Ausbildung des Mensch-Hund-Teams ... 36

6.4 Organisation einer Therapieeinheit ... 37

6.5 Rahmenbedingung ... 38

6.6 Praxisbeispiel ... 40

7 Empirischer Teil (Janin Gutsche, Theresa Pagel) ... 41

7.1 Ethnografie: Die Beobachtung (Theresa Pagel) ... 41

7.1.1 Zugang zum Feld ... 43

7.1.2 Protokollieren und Auswerten ... 44

7.1.3 Probleme ... 45

7.2 Beobachtungsprotokoll Pferd (Janin Gutsche) ... 46

7.3 Beobachtungsprotokoll Hund (Theresa Pagel) ... 48

7.4 Vergleich der Beobachtungen (Theresa Pagel) ... 50

(4)

III

7.5.1 Umfrage mithilfe eines Fragebogens ... 53

7.5.2 Sinnhaftigkeit und Beabsichtigung der Fragen ... 55

7.5.3 Auswertung der Mitarbeiterumfragen ... 58

8 Fazit (Janin Gutsche, Theresa Pagel) ... 58

Literaturverzeichnis ... 61

(5)

IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Durchschnittliches Alter bei Demenzdiagnose (2014)………..3

Abbildung 2: Durchschnittliches Diagnosealter bei Demenz nach Renteneinkommen und Geschlecht (2014)………4

Abbildung 3: Zusammenhang zwischen Alter bei Demenzdiagnose und Arbeitslosenquote (2014)………..4

Abbildung 4: Formen der Demenz……….13

Abbildung 5: Beziehungsdreieck………33

Abbildung 6: Unterscheidung Beobachtung……….43

Anhangsverzeichnis

Anhang 1: allgemeines Protokoll………64

Anhang 2: Protokoll für Pferdebesuch………...65

Anhang 3: Protokoll für Hundebesuch………...70

Anhang 4: allgemeiner Umfragebogen für Mitarbeiter………....75

Anhang 5: Auswertung anhand von Kreisdiagrammen der Mitarbeiterumfrage……….77

(6)

1

1 Einleitung

(Janin

Gutsche)

Demografischer Wandel

Unter der Berücksichtigung des demografischen Wandels nimmt die Anzahl der demenziell erkrankten Menschen immer mehr zu. Aktuell gibt es in Deutschland ca. 1,2 Millionen Menschen mit Demenz. Jährlich kommen ca. 250.000 Neuerkrankungen hinzu. Ein von der AOK durchgeführter Datensatz besagt, dass im Jahr 2050 bis zu 3 Millionen Menschen von Demenz betroffen sein werden. An die gesellschaftlichen Entwicklungen müssen sich die bedarfsgerechten Versorgungssettings orientieren. Für das alte Heimrecht traten gesetzliche Neuregelungen auf, die in immer mehr Bundesländern zur Schaffung von kleinen gemeinschaftlichen Wohn- und Versorgungseinrichtungen für speziell demenzerkrankte Menschen vorgesehen sind. In einigen Kommunen in Deutschland entstehen derzeit verschiedene Versorgungsnetzwerke für Menschen mit Demenz, z.B. “Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz.“ In der heutigen Zeit ist in der Verbindung mit Demenz viel Bewegung und Veränderung in der Versorgungslandschaft vorgesehen (vgl. Kricherdorff & Hewer, 2016, S.1). Pflegereport 2016 AOK

Der Pflegereport 2016 beschäftigt sich unter anderem auch mit der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen mit Demenz. Ein sehr wichtiger Schritt war die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Dadurch erhalten Menschen mit kognitiven Einschränkungen, besonders auch Menschen mit Demenz, einen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Die Pflegesituationen von Menschen mit Demenz unterscheiden sich von Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Demenziell erkrankte Menschen benötigen oftmals eine besonderes intensive Betreuung. Eine vorliegende Orientierungsstörung und Verhaltensveränderung erfordert in vielen Fällen eine ständige bzw. im schweren Stadium der Demenz eine vollständige Abhängigkeit von anderen Personen.

Der Pflegereport 2016 untersucht speziell den Pflegebedarf, die Pflegeverläufe und die Pflegesituation von demenziell erkrankten Menschen. Dazu wurden unter anderem 1000 Interviews mit pflegenden Angehörigen von Menschen mit

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2 Demenz durchgeführt und Routinedaten einer gesetzlichen Krankenkasse analysiert.

Der pflegerische Aufwand bei Menschen mit Demenz erhöht sich in den nachfolgenden Jahren. Bei fast zwei Drittel aller pflegebedürftigen Personen mit Demenz erhöht sich der Pflegegrad im Verlauf der Pflegebedürftigkeit. Bei pflegebedürftigen Personen ohne Demenz liegt der Wert nur bei einem Drittel. Auch der sozioökonomische Status spielt eine Rolle hinsichtlich des Erkrankungsalters bei einer Demenz.

In den Kreisen Rheinland/ Hamburg wurden von der AOK verschiedene Regionen beleuchtet (vgl. Abbildung 1). Das durchschnittliche Demenzalter ist mit 80,4 Jahren um dreiviertel Jahre höher als bei Eintritt in die Pflegebedürftigkeit.

Hier zeigen sich regionale Unterschiede, die stark mit der Arbeitslosenquote zusammenhängen (Abbildung 3). Gleiches gilt für den Zusammenhang zwischen Renteneinkommen und dem Alter bei der Demenz (Abbildung 2). Viele wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass sich das Erkrankungsrisiko einer vaskulären Demenz durch zum Beispiel Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes beeinflussen lässt. Konsequente Verbesserungen der Gesundheit der Bevölkerung können dazu beitragen, dass Erkrankungsrisiko an Demenz zu reduzieren (vgl. Hamburg, 2016).

(8)

3 Abbildung 1: Durchschnittliches Alter bei Demenzdiagnose (2014)

(9)

4

Quelle: AOK Pflegereport 2016

Abbildung 2: Durchschnittliches Diagnosealter bei Demenz nach Renteneinkommen und Geschlecht (2014)

(10)

5 Abbildung 3: Zusammenhang zwischen Alter bei Demenzdiagnose und Arbeitslosenquote (2014)

Quelle: AOK Pflegereport 2016

Epidemiologie

Die Epidemiologie beschäftigt sich damit, wie gesund eine Bevölkerung ist und wie sich bestimmte Erkrankungen in dieser Bevölkerung ausbreiten. Dazu dienen Prävalenzen und Inzidenzen, als Maß für verschiedene Kennzahlen. Unter Prävalenz versteht man die Anzahl der Krankheit in der Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Weltgesundheitsorganisation und Alzheimer´s Disease International gaben im Jahr 2015 bekannt, dass 46,8 Millionen Menschen weltweit an Demenz leiden. Am häufigsten tratt die Demenz in den Ländern China, USA, Indien und Japan auf, anschließend folgen Deutschland und Brasilien. Die Hauptursache einer Demenz gilt in den westlichen Ländern als Alzheimerkrankheit, deren Anteil mindestens zwei Drittel aller Demenzformen umfasst. Anschließend folgt die vaskuläre Demenz oder eine Mischform beider Demenzerkrankungen (vgl. Bickel, 2016, S.1).

Grundlage der nachfolgenden Schätzungen sind Ergebnisse von europäischen Feldstudien in Verbindung mit Demenzkrankheiten. Die europäischen Prävalenzraten besagen, dass im Jahr 2014 in Deutschland knapp 1,6 Millionen

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6 Menschen an Demenz litten. Die Prävalenzraten steigen stetig mit dem Alter an. Die Krankenziffern verdoppeln sich im Abstand von etwa fünf Altersjahren. Den Feldstudien nach zu urteilen, haben zwei Drittel aller Demenzerkrankten bereits das 80. Lebensjahr vollendet und fast 70 Prozent der Erkrankten sind Frauen. Nach Schätzungen, ist mit ca.41.000 Krankheitsfällen von Demenz zu rechnen, die die ausländischen Mitbürger betreffen, wenn die Prävalenzraten gleich sind. Allerdings kann das nicht genau bestätigt werden. Laut Aussagen einer Studie aus den Niederlanden litten dort mehr Zuwanderer an einer Demenz, als die einheimische Bevölkerung. Sollte dies auch für Deutschland gelten, könnte die Anzahl an demenziell Erkrankten durch die starke Zuwanderung der letzten Jahre weiter steigen (vgl. Bickel, 2016, S.2).

Die Inzidenz gibt die Anzahl der zuvor gesunden Personen an, die im Verlauf eines Jahres erkranken. In den letzten Jahren wurden weltweit viele Studien über Demenz durchgeführt. Der im Jahr 2015 stattgefundene “World Alzheimer Report“ wählte nach methodischen Qualitätskriterien 18 europäische Studien aus und errechnete die mittleren altersspezifischen Inzidnezraten. Daraus resultiert, dass es alleine in Deutschland zukünftig 300.000 Demenzerkrankungen jährlich gibt oder mit täglich 800 Neuerkrankungen an Demenz zu rechnen ist (vgl. Bickel, 2016, S.3).

Studie – Tiergestützte Therapie

Es ist im Allgemeinen bekannt, dass Haustiere dem Menschen etwas Gutes tun können. Nicht ernst genommen bzw. nicht wissenschaftlich belegt ist die tiergestützte Therapie. Dabei sind tiergestützte Therapieeinheiten in der stationären Langzeitpflege eine gute Alternative zur medikamentösen Therapie. Besonders sinnvoll ist die tiergestützte Therapie bei demenziell erkrankten Menschen, bei Bewohnern, die sich einsam fühlen oder sich isolieren und bei Menschen die gesundheitlich beeinträchtigt sind. Bisher ist die tiergestützte Therapie wenig angewandt, da Hygiene und Aufwand ein Problem sind. Studien aus ganz Europa belegen aber, dass die tiergestützte Therapie durchaus sinnvoll ist und den gesundheitlichen Zustand positiv beeinflusst.

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7 Die Auswirkung einer tiergestützten Therapie untersuchte im Jahr 2016 das Forscherteam um Christine Olsen von der University of Life Sciences in As in Norwegen. An der Studie nahmen 58 Menschen mit einer demenziellen Erkrankung oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen teil. Die Personen wurden in zwei Gruppen unterteilt. Zum einen die Interventionsgruppe mit 28 Teilnehmern und zum anderen die Kontrollgruppe mit 30 Teilnehmern. Die Teilnehmer waren älter als 65 Jahre und kamen aus zehn unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen. Diese Studie wurde über einen Zeitraum von zwölf Wochen durchgeführt. Die Teilnehmer bekamen zweimal in der Woche für je dreißig Minuten Besuch von einem Hund. Die Teilnehmer wurden dafür in kleine Gruppen von drei bis sechs Personen aufgeteilt. Die Therapieeinheit wurde von einem qualifiziertem Hundeführer durchgeführt. Am Anfang der Studie wurden die Teilnehmer hinsichtlich ihres Befindens bezüglich Depressionen, Bewegung und Lebensqualität eingeordnet. In einem dreimonatigem Rhythmus und auch nach Beendigung der Studie, wurden Untersuchungen durchgeführt und die Effekte der Hundebesuche evaluiert. Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass direkt nach der Beendigung der Studie eine Verbesserung der Lebensqualität festzustellen war. Am deutlichsten war es bei den demenziell erkrankten Menschen zu beobachten. Diese zeigten positive Effekte hinsichtlich der Lebensqualität und den Depressionen. Fazit dieser Studie ist es, dass Menschen mit Demenz durch tiergestützte Therapien geholfen werden kann. Besonders gut eignet sich diese Therapieform für Menschen, die sich in einem späten Stadium der Demenz befinden (vgl. Görres & Saskia, 2017).

Eine zweite Studie zur tiergestützten Therapie im Jahr 2016 wurde in Dänemark durchgeführt. Diese wurde an der Universität Aarhus in einer randomisierten und kontrollierten Studie analysiert. Zu untersuchen waren die Auswirkungen einer tiergestützten Therapie auf das Schlafmuster und das psychische Wohlbefinden von Bewohnern in Pflegeeinrichtungen. Die Teilnehmer waren 100 Bewohner aus vier verschiedenen Pflegeheimen in Dänemark. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Zweimal in der Woche fand ein Treffen mit einem lebendigem oder künstlichem Tier statt. Das Treffen dauerte in der Regel zehn Minuten. Dies wurde bei einem lebendigen Tier mit dem Begleiter des Tieres

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8 durchgeführt und jeweils immer mit einem Beobachter. Die ersten beiden Gruppen wurden in 35 Teilnehmern und die dritte Gruppe in 30 Teilnehmern aufgeteilt. In der ersten Gruppe wurde ein lebendiger Hund eingesetzt, in der zweiten Gruppe eine roboterähnliche Pflegerobbe und die dritte Gruppe mit einer Stofftierkatze. Die Stuide dauerte sechs Wochen, sodass alle Teilnehmer an zwölf Treffen teilgenommen haben. Während der Therapieeinheiten streichelten und sprachen die Teilnehmer mit den Tieren. Die Interventionen haben bewirkt, dass sich die Dauer des Schlafes nach drei Wochen bei allen drei Gruppen erhöht hat. Am deutlichsten war dies in der ersten Gruppe zu sehen, die einen lebendigen Hund treffen durften. Nach bereits sechs Wochen hat sich die Schlafdauer bei den Teilnehmern wieder verkürzt. In Bezug auf das psychische Wohlbefinden wurden keine Veränderungen festgestellt. Die dänischen Forscher zogen das Resümee, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, um einen Zusammenhang zwischen Schlafdauer und der tiergestützten Therapie feststellen zu können. Jedoch war erkennbar, dass lebendige Tiere eine positive Wirkung auf die Teilnehmer hatten (vgl. Görres & Saskia, 2017).

Ob Tiere eine Wirkung auf Bewohner in Pflegeeinrichtungen haben, untersuchten auch Forscher um Alfonso Sollami am University Hospital of Parma in Italien. Dies geschah in einer Langzeitstudie im Jahr 2017. Dabei hatten die Forscher ihr Hauptaugenmerk auf Angstzustände, Depressionen, Einsamkeit, Apathie und die Lebensqualität von Bewohnern in Pflegeeinrichtungen gelegt. Es erfolgte eine zufällige Auswahl von Teilnehmern. Dabei wurden 28 Teilnehmer einer Interventionsgruppe und 14 Teilnehmer einer Kontrollgruppe zugeordnet. Die Kontrollgruppe hatte ihren gewöhnlichen Alltag in der Pflegeeinrichtung. Die Interventiongruppe kam zweimal in der Woche zusammen. Die Treffen hatten einen zeitlichen Rahmen von einer Stunde und fanden insgesamt 16 Mal statt. Für die tiergestützten Therapieeinheiten kam immer ein ausgebildeter und zertifizierter Therapiehund zu Besuch. Die Teilnehmer fütterten den Hund, führten ihn an der Leine, übernahmen die Fellpflege und spielten mit dem Tier. Nach Beendigung der Studie kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass eine allgemeine Verbesserung der Lebensqualität eintrat. Auch die Krankheitsbereiche verbesserten sich. In der Kontrollgruppe blieb alles

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9 unverändert. Diese Studie hat belegt, dass Hunde als ein Katalysator für zwischenmenschliche Beziehungen gesehen und eingesetzt werden kann. Die Teilnehmer waren aktiver, wacher und hatten den Beobachtungen nach zufolge Freude im Umgang mit dem Hund. Die Teilnehmer, die vorher sehr in sich gekehrt waren, konnten gut integriert und sozialisiert werden. Die tiergestützte Therapie beeinflusste die emotionalen, sozialen und gesundheitlichen Aspekte positiv. Dies wirkt sich auch auf die Menschen in ihrer näheren Umgebung aus, wie zum Beispiel den Angehörigen, den Pflegekräften und Therapeuten und entlastet diese (vgl. Görres & Saskia, 2017).

Aufgrund der steigenden Anzahl an demenziell erkrankten Menschen, den immer höher werdenden Anforderungen an das Gesundheitswesen und dem persönlichen Interesse an einer geförderten tiergestützten Therapie wurden die folgenden Hypothesen aufgestellt:

x Erleben demenziell erkrankte Menschen einen Tierbesuch als positiv? x Ist jeder Teilnehmer, Mensch und Tier geeignet für die tiergestützte

Therapie?

x Welche Art von Therapie ist für welche Einrichtung geeignet?

Mit der ersten Hypothese und dem Wort „positiv“ soll gemeint sein, dass demenziell erkrankte Menschen in ihrer Bewegung, Kommunikation und ihrem Sozialverhalten gefördert werden, ihre kognitiven Fähigkeiten angeregt werden und eine Abwechslung zum Pflegealltag haben.

Ziel der Arbeit soll es sein, Belege für eine positive Veränderung der demenziell erkrankten Menschen zu finden und damit zukünftig die tiergestützte Therapie als erfolgreiche Therapieform anzuerkennen.

Die Bachelorarbeit gliedert sich grundsätzlich in einen theoretischen und praktischen Teil. Zum einen wird das Erkrankungsbild Demenz mit seinen verschiedenen Formen sowie Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten vorgestellt. An die allgemeinen Informationen zur Tiertherapie gliedern sich die Punkte der tiergestützten Therapie mit Hund und mit Pferd. Informationen zu Grundlagen, Ausbildung, Anforderungen und Hygiene sind zu finden. Zum anderen wird sich

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10 im praktischen Teil mit der Ethnografie beschäftigt. Es wird sowohl ein Pferde- als auch ein Hundebesuch beobachtet.

2 Methodik (Janin Gutsche, Theresa Pagel)

In einem ersten Treffen mit der Betreuerin Frau Prof. Bethke wurde das Thema und die Herangehensweise besprochen. Es wurde sich für das allgemeine Thema der „Tiertherapie bei demenziell erkrankten Menschen“ entschieden, da sich ein großer Teil der Arbeit mit der pferdegestützen und ein anderer großer Teil mit der hundegestützten Therapie befassen wird.

Im nächsten Schritt wurde in der Bibliothek der Hochschule Neubrandenburg eine ausführlichen Literaturrecherche betrieben. Unter anderem wurden folgende Suchbegriffe verwendet:

Suchbegriff Treffer Verwendete Literatur

Hochschulbibliothek

Hund* Demenz* 14 Treffer 5

Hund* Therapie* 21 Treffer 5

Therapie* Demenz* 74 Treffer 3

Demenz* Pflege* 248 Treffer 2

Pferde* Therapie* 9 Treffer 0

Quali* Sozialforschung* 503 Treffer 2

Internet

Epidemiologie Demenz 100.000 Treffer 1 pferdegestützte

Therapie

31.900 1

ICD-10 46.300.000 1

Nicht hilfreich waren die Suchergebnisse bei „Tiertherapie*“ und „Tiertherapie* Demenz*“ in der Hochschulbibliothek.

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11 Um weitere Informationen zu erhalten, wurde eine Recherche im Internet und in den Datenbanken des Springerlinks betrieben. Im Verlauf wurden dann für den Bereich der hundegestützten Therapie die Vorsitzende des Vereins „Mensch und Tier- Verein der tiergestützten Therapie“ kontaktiert. Hier stellten sich erste Unterschiede zu den Begrifflichkeiten „Tiergestützte Therapie“ und „Besuchshundedienst“ heraus. Das weitere Vorgehen ist hauptsächlich in die Richtung der Besuchshunde orientiert.

Für den Bereich der pferdegestützten Therapie wurde der Einrichtungsleiter der Diakonie „Pflegeheim Mildenitz“ und die Betreuungskoordinatorin der Diakonie „Pflegeheim Mildenitz“ kontaktiert.

Für die Untersuchungsmethode wurde ein qualitativer Forschungsansatz mittels Beobachtung und einer schriftlichen Befragung- hier Umfrage- gewählt. Es wurde ein Beobachtungsprotokoll entwickelt, das sowohl bei einem Pferde- als auch einem Hundebesuch angewandt wurde. Diese Beobachtungen wurden miteinander verglichen und ausgewertet. Die Mitarbeiterumfrage wurde anhand eines schriftlichen Fragebogens sowohl in der Einrichtung des Pferde- als auch des Hundebesuchs verteilt. Diese soll unterstützende Aussagen zu den durchgeführten Beobachtungen geben.

3 Die

Erkrankung

Demenz

(Janin Gutsche, Theresa Pagel)

3.1 Risikofaktoren (Theresa Pagel)

Die Prävalenz wird durch Daten aus Querschnittsstudien dargestellt. Der Krankenbestand zu einem bestimmten Zeitpunkt stellt die Prävalenz dar. Inzidenzen stellen die Rate der Neuerkrankungen dar und werden durch Längsschnittstudien dargestellt. Die Prävalenz ab einem Alter von über 65 Jahren ist bei Frauen deutlich höher als bei Männern, da Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung häufiger als Männer vertreten sind. In der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen leiden 1% der Menschen unter einer

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12 Demenz. Bei den über 90-Jährigen steigt die Zahl auf 33% (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S18f).

Der wohl größte Risikofaktor für Demenzen ist das Alter. Zwischen dem Alter von 65 und 90 Jahren verdoppeln sich die Neuerkrankungen proportional nach etwa 5 Altersjahren. Das Geschlecht stellt keinen eineindeutigen Risikofaktor dar. Wie schon erwähnt, erkranken Frauen ab 80 bis 90 Jahren häufiger an einer Demenz aufgrund der höheren Lebenserwartung. Dabei haben unter 75-jährige Männer ein höheres Erkrankungsrisiko als bei den gleichaltrigen Frauen. Die Schulbildung ist als Risikofaktor nicht zu vergessen. Bei geringer Schulbildung steigt die Demenzprävalenz auf das 4-fache an. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und steigendem Erkrankungsrisiko an Demenz. Hingegen steigt das Risiko bei Rauchern um 70-80%, wobei das Risiko bei Männern größer ist. Bei der Ernährung erhöht eine fettreiche Ernährung, eine erhöhte Kalorienzufuhr und Übergewicht im mittleren Lebensalter das Demenzrisiko. Ebenso besteht ein Zusammenhang zwischen den Risikofaktoren kardiovaskulärer Erkrankungen und einer Demenz wie z.B. Diabetes mellitus. Ein letzter zu erwähnender Risikofaktor ist die Depression. In früheren Lebensjahren aufgetretene Depressionen und das Demenzrisiko verdoppeln sich (vgl. Wallesch et al., 2017, S.26ff). Ebenso die Ursachen für Demenz als auch eine Art Heilung der Erkrankung sind unklar und bekommen in der Forschung steigende Bedeutung. Im Zusammenhang an Demenz erkrankte Menschen werden auch eine unzureichende geistige, soziale und körperliche Aktivität gebracht (vgl. Kulbe, 2018, S.87).

3.2 Formen der Demenz (Theresa Pagel)

Eine Begriffsdefinition für das Wort Demenz teilt sich in „de“ für weg und in „mens“ für Geist und Verstand auf. Eine Demenz bezeichnet den Verlust geistiger Fähigkeiten und geht einher mit veränderter Intelligenz und Persönlichkeit (vgl. Falk, 2015, S.56).

Das Krankheitsbild der Demenz umfasst verschiedene Formen mit

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13 sich in eine primäre und in eine sekundäre Demenz. Die primäre Demenz

entsteht durch direkte Hirnschädigungen. Die sekundäre Demenz, auch Folgedemenz genannt, ist die Folge einer anderen Grunderkrankung wie z.B. Intoxikationen und Stoffwechselerkrankungen (vgl. Falk, 2015, S.60). Dieser Sachverhalt wird im untenliegenden Schaubild nochmal systematisch

abgebildet. Auch sind in der Darstellung Beispiele aufgeführt, die im weiteren Verauf erläutert werden.

Abbildung 4: Formen der Demenz (vgl. Jettenberger, 2017, S.60)

Das Krankheitsbild Demenz wird nach ICD-10-GM Version 2018 in das Kapitel V Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99 Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen) aufgeschlüsselt.

„Demenz (F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf“ (WHO, DIMDI, 2017).

• Alzheimer-Demenz

• Lewy-Körperchen-Demenz • Vaskuläre Demenz

• Demenz bei: Pick-Krankheit (Frontotemporale Demenz), Chorea Huntington, Parkinson-Krankheit

Primäre Demenzen

(durch Hirnschädigung direkt hervorgerufen)

• Demenz bei: Epilepsie, Intoxikationen, Vitaminmangel, Stoffwechselerkrankungen

Sekundäre Demenzen

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14 Die Unterteilung der Erkrankung reicht von F00.-* (Demenz bei Alzheimer-Krankheit) über F01.- (Vaskuläre Demenz) über F02.-* (Demenz bei

anderenorts klassifizierten Krankheiten wie z.B. bei Pick-Krankheit, Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Chorea Huntington, primärem Parkinson-Syndrom, HIV-Krankheit, Lewy-Körper-HIV-Krankheit, Intoxikationen) bis hin zu F03 nicht näher bezeichnete Demenz (vgl. WHO, DIMDI, 2017).

3.2.1 Leichte kognitive Störung

Nach ICD-10-GM Version 2018 befindet sich unter dem Punkt F06.7 das Krankheitsbild „Leichte kognitive Störung“. Die dazugehörige Obergruppe, in der das Krankheitsbild eingeordnet ist, befindet sich unter dem Punkt F06.-: Andere psychische Störungen aufgrund einer Schädigung oder

Funktionsstörung des Gehirns oder einer körperlichen Krankheit (vgl. WHO, DIMDI, 2017).

„Eine Störung, die charakterisiert ist durch Gedächtnisstörungen,

Lernschwierigkeiten und die verminderte Fähigkeit, sich längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Oft besteht ein Gefühl geistiger Ermüdung bei dem Versuch, Aufgaben zu lösen. […] Keines dieser Symptome ist so

schwerwiegend, dass die Diagnose einer Demenz (F00-F03) oder eines Delirs (F05.-) gestellt werden kann. Die Diagnose sollte nur in Verbindung mit einer körperlichen Krankheit gestellt und bei Vorliegen einer anderen psychischen oder Verhaltensstörung aus dem Abschnitt F10-F99 nicht verwandt werden. Diese Störung kann vor, während oder nach einer Vielzahl von zerebralen oder systemischen Infektionen oder anderen körperlichen Krankheiten auftreten. Der direkte Nachweis einer zerebralen Beteiligung ist aber nicht notwendig […]“ (WHO, DIMDI, 2017).

Diese ICD-Diagnose ist vergleichbar mit einem prädemenziellen Stadium anderer neurodegenerativer und zerebraler Erkrankungen (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.200).

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15 3.2.2 Alzheimer-Demenz

Die erste, bekannteste und am häufigsten auftretende Demenzform ist die Alzheimer-Demenz. Früher bezeichnet als senile Demenz, präsenile Demenz (unter 65 Jahren) oder als Altersdemenz, wird sie heutzutage unterteilt in frühen und späten Beginn. Die Alzheimer-Demenz hat über einen langen Zeitraum eher den Charakter einer Behinderung, da Wachheit, Aufmerksamkeit, Antrieb, Persönlichkeit und körperliche Funktionen gut händelbar und erhalten sind. Betroffene können lange im privaten Haushalt leben und am Geschehen teilnehmen bis es im Verlauf zu geistigen Störungen, psychiatrischen und körperlichen Defiziten und schlussendlich zur Pflegebedürftigkeit kommt (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.203ff).

Die Forschung beschäftigt sich mit allen relevanten Themen der Alzheimer-Erkrankung, dennoch sind keine aussagekräftigen Zusammenhänge zwischen den Risiken an Alzheimer zu erkranken gegeben. Stark zusammengefasst werden mit einer Risikominimierung geistige und körperliche Aktivität, mediterrane Diät, Folsäuresubstitution und geringer bis mäßiger Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Hingegen sprechen Diabetes, Hyperlipidämie im mittleren Lebensalter und Rauchen für eine Risikoerhöhung (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.207).

Die Alzheimer-Demenz kann in ein frühes, mittleres und spätes Stadium eingeteilt werden. Im ersten Stadium kommt es zu einer geminderten Gedächtnisleistung und einer geminderten Kompetenz für anspruchsvolle Tätigkeiten. Einhergehend mit mäßigem Gedächtnisverlust, Probleme mit Orientierungsvermögen, Schwierigkeiten bei Problembewältigung, beeinträchtigte Leistungsfähigkeit, in manchen Situationen auf Hilfe Dritter und vor allem Anleitung durch Drittte angewiesen ist die Persönlichkeit des Betroffenen kaum verändert und das Denk- und Sprechtempo gering herabgesetzt. Im mittleren Stadium sind Veränderungen der zeitlichen Orientierung, des visuell-räumlichen Denkens, des Ausdrucksvermögens mit Wortfindungsstörungen und der Geschicklichkeit deutlich zu erkennen. Das Erinnern an die alte Vergangenheit und die Einschränkung in der Alltagskompetenz sind wesentliche Merkmale in dieser Phase. Neben einem

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16 reduzierten Antrieb, Aufmerksamkeit und Tempo können die eigenen wahrgenommenen Veränderungen zu Angst und Unruhe führen. Betroffe neigen zu einem Bewegungsdrang bis hin zu einer Hinlauftendenz. Des weiteren ist der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört und es kann häufiger zu aggressivem Verhalten kommen. Im dritten scheweren Stadium sind Betroffene komplett auf Hilfe Dritter angewiesen. Der Verlust der Sprache nimmt zu und Angehörige werden nicht mehr erkannt. Zu diesem Zeitpunkt sind demenziell erkrankte Menschen inkontinent, gangunsicher und bekommen Schluckstörungen. Ebenso führt ein verringerter Appetit zu Gewichtsverlusten. Das Ende dieser Erkrankung bilden die Immobilität und der Tod (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.209f).

3.2.3 Lewy-Körperchen-Demenz

Bei dieser Form der Demenz befinden sich Lewy-Körperchen in Hirnstamm und Neokortex (Großhirnrinde). Diese zytoplasmatischen Einschlüsse (Lewy-Körperchen) in der Substantia nigra (Bereich im Mittelhirn) kommen auch bei der Parkinson-Krankheit vor. Lewy-Körperchen treten auch im Rückenmark, autonomen Nerven und Organen auf. Es besteht auch die Möglichkeit, dass bei einer Lewy-Körper-Demenz Alzheimer-Plaques zu finden sind. Herr Wallesch und Förstl beschrieben einen Fall, in dem eine Alzheimer-Demenz diagnostiziert wurde, aber postmortal Lewy-Körperchen diagnostiziert wurden. Als Kernsymptome gelten: motorische (Parkinson-)Symptome, kognitive Fluktuationen der Aufmerksamkeit und Wachheit, visuelle und akustische Halluzinationen sowie Stürze und Synkopen. Diese Erkrankung geht einher mit früherer Verwirrtheit, Inkontinenz und früherer Unterbringung im Pflegeheim als bei der Alzheimer-Demenz. (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.228ff).

3.2.4 Frontotemporale Demenz

Bei dieser Demenzform beginnt der Abbauprozess im Frontallappen. Menschen, die an dieser Art der Demenz erkranken, verlieren ihre Empathie gegenüber

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17 sozialen Kontakten, werden antriebslos und desinteressiert. Enthemmung und Distanzlosigkeit sind weitere Symptome, die häufig zu erhöhter Reizbarkeit und Aggression führen. Vermehrte Nahrungsaufnahme und Alkohol- und/oder Nikotinkonsum treten auf. Motorische Veränderungen wie Unruhe und Bewegungsdrang führen häufig zu wiederholenden stereotypischen Verhaltensweisen. Diesen Menschen ist ein planmäßiges, zielgerichtetes und effektives Handeln nicht mehr möglich (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.233f).

3.2.5 Vaskuläre Demenzen

Die zweithäufigste Demenzform stellt die vaskuläre Demenz dar. Hier kommt es zu einer Vielzahl von Durchblutungsstörungen in Fall von Schlaganfällen, die Hirnareale irreversibel schädigen. Die Erkrankung wird spät erkannt, da gesunde Hirnareale die Funktionen der geschädigten Hirnareale übernehmen (vgl. Falk, 2015, S. 69). Zu den Risikofaktoren, an Demenz zu erkranken vor einem Schlaganfall, zählen temporale Atrophie, weibliches Geschlecht und bekannte Familienfälle, die an einer Demenz leiden. Zu den Risikofaktoren, nach einem Schlaganfall eine Demenz zu erleiden, zählen multiple ischämische Läsionen, schwere und linkshirnige Schlaganfälle und Komplikationen eines Schlaganfalls wie Stürze, Pneumonien, Anfälle. Symptome dieser Erkrankung sind am anfänglich unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Benommenheit, Ohrensausen, Reizbarkeit und Depressivität. Im Verlauf kommen Verlangsamung, verminderte Aufmerksamkeit und Urteilsfähigkeit dazu. Bei dieser Erkrankung besteht die Wichtigkeit im Aufdecken von vaskulärer und kardialer Grunderkrankungen (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S. 272ff).

3.2.6 Sekundäre Demenz

Bei der sekundären Demenz ist die Demenz Folge einer Grunderkrankung wie z.B. Stoffwechselerkrankung, Vergiftung und Vitaminmangel. Das Besondere an

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18 dieser Demenzform ist, dass sie reversibel und behandelbar ist (vgl. Falk, 2015, S.70f).

3.2.7 Demenz und Delir

Ein Delir, übersetzt Verwirrtheitszustand, zeigt ähnliche psychische Störungen und Verhaltensmuster wie Menschen mit Demenz. Definiert wird ein Delir als eine akute Veränderung des Bewusstseins eines Menschen, welches mit kognitiven Störungen einhergeht. Die Wahrscheinlichkeit eines Delirs erhöht sich bei an Demenz erkrankten Menschen. In Zahlen bedeutet das, dass 89% der dementen Menschen im Krankenhaus ein Delir erleiden. Ein unbehandeltes Delir kann zu Aktivitätsverlust, Koma, epileptischen Anfall oder Tod führen. Ein Delir kann von einer Woche bis zwei Monaten andauern, jedoch vergehen die Symptome in der Regel zwischen 10-12 Tagen (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.316f). Im Gegensatz zu einer Demenz ist ein Delir also behandelbar, da es durch organische Erkrankungen hervorgerufen wird. Folgend sind mögliche Delirursachen aufgeführt: Unterzuckerung, Austrocknung, Diabetes, Blutdruckschwankungen, Vergiftung, Vollnarkose, Pneumonie und Tumore (vgl. Falk, 2015, S.52f).

3.3 Diagnostikmöglichkeiten (Janin Gutsche)

Der erste wichtige Schritt bei einer Demenzdiagnostik ist das Sammeln relevanter anamnetischer und klinischer Informationen. Erst dann erfolgt die Weichenstellung zur gezielten psychologischen, internistischen, labortechnischen und bildgebenden Differenzialdiagnostik.

Am Anfang erfolgt die Beschwerdeschilderung und die Anamnese des Patienten. Die Angaben des Betroffenen sind je nach Ausprägung der Gedächtnisstörung nur eingeschränkt oder gar nicht zu verwenden. Die angegebenen Beschwerden können als Grund für verschiedene Untersuchungen dienen und die Kooperation des Patienten sichern. Betroffene, die sich in einer speziellen Ambulanz

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19 vorstellen, sind in vier Gruppen einzuordnen. Das sind die Patienten mit degenerativen Demenzen, Patienten mit unterschiedlichen anderen Hirnfunktionsstörungen, primär psychisch Kranke oder besorgte Gesunde (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.128).

Die Fremdanamnese sollte ohne die betroffene Person stattfinden. Zur Fremdanamnese ist eine Person geeignet, die den Betroffenen schon lange kennt. Diese Person soll es ermöglichen, bestehende Defizite und Auffälligkeiten mit dem prämorbiden Zustand und eine Einschätzung der Progression über die Zeit zu geben (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.128).

Die Differenzialdiagnose ist unverzichtbar. Hier kann man die verschiedenen Gedächtnisstörungen voneinander abgrenzen. Hierzu dienen Untersuchungen wie, neurologische Untersuchungen, orientierende internistische Untersuchungen, psychopathologische Untersuchungen und die Untersuchung der kognitiven Funktionen. Im Anschluss erfolgt die Labordiagnostik, die Liquordiagnostik zum Ausschluss entzündlicher Ursachen und die Verlaufsbeobachtung (sechs bis zwölf Monate) (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.129ff).

Die neuropsychologische Demenzdiagnostik untersucht den Zusammenhang zwischen Gehirn und Verhalten. Die Diagnostik erfolgt im Rahmen eines Demenzverdachtes in zwei Schritten. Der erste Schritt ist die Identifikation des Demenzsyndroms und der zweite Schritt ist die Klärung der zugrunde liegenden Ursachen. Zur Klärung verschiedener Demenzformen sind weitere diagnostische Informationen notwendig. Neuropsychologische Untersuchungsbefunde können hinreichend zur Klärung differenzialdiagnostischer und ätiologischer Fragen beitragen. Die Ziele sind, die Früherkennung demenzieller Entwicklungen, Differenzialdiagnostik verschiedener Demenzformen und Demenzursachen, Erfassung des Demenzschweregrades, Beobachtung des Krankheitsverlaufes und die Anpassung von Behandlungsmöglichkeiten an die Bedürfnisse der Betroffenen und deren Familien (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.137).

Bei der neurophysiologischen Diagnostik kommt das EEG (Elektroenzephalografie) zum Einsatz. Der Vorteil ist, dass es kostengünstig ist, so gut wie in jeder Klinik vorhanden und nicht invasiv. Bei einer demenziellen

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20 Erkrankung zeigt das EEG Veränderungen auf. Die Hirnaktivität unterscheidet sich dann noch einmal in den verschiedenen Demenzerkrankungen (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.155).

Zu der bildgebenden Diagnostik gehört die Computertomografie und die Kernspintomografie. Hierbei handelt es sich um eine Darstellung von physiologischen und pathophysiologischen Prozessen (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.178).

Die Klinisch – neurochemische Diagnostik beinhaltet die blutbasierte klinischchemische Demenzdiagnostik. Diese wird angewandt, wenn spezifische Indikatoren, die auf eine Demenz hinweisen, auftreten. Es kann auch zu einer liquorbasierten neurochemischen Demenzdiagnostik kommen. Diese wird in Verbindung mit spezifischer Indikationsstellung zur verbesserten Frühdiagnostik und Differenzialdiagnostik eingesetzt (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.186f).

3.4 Therapiemöglichkeiten (Janin Gutsche) 3.4.1 Medikamentöse Therapie

Zur positiven Beeinflussung von Gedächtnisleistung, Lernfähigkeit, Auffassungsgabe, Denkprozessen und Konzentrations- und Merkfähigkeit werden Antidementiva eingesetzt. Diese Medikamente sind zentralvenös wirksame Substanzen. Hauptsächlich werden Antidementiva gegen hirnorganisch bedingte Leistungsstörungen eingesetzt, insbesondere bei demenziellen Erkrankungen. Ein Antidementivum wirkt auf der kognitiven Ebene (Gedächtnis, Sprache, Orientierung), auf der funktionalen Ebene (Aktivität des täglichen Lebens), auf der Beurteilungsebene der Belastung von Angehörigen oder Pflegepersonen und auf der globalen Ebene (klinischer Gesamteindruck des Arztes). Zu beachten ist, dass die jeweiligen antidementiven Therapieansätze frühzeitig und in einem ausreichenden Zeitvolumen zum Einsatz kommen. Zur Behandlung mit Antidementiva liegen drei unterschiedliche Konzepte zugrunde. Das ist die Prävention (Behandlung mit nicht steroidalen und antiinflammatorischen Wirkstoffen), die Progressionsverzögerung ( zum Beispiel

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21 Neuroregeneratoren, diese sollen die Ausbildung noch intakter Synapsen in Arealen neuronalen Untergangs bewirken, um so eine Progressionsverzögerung zu erhalten) und die Verzögerung der Symptomprogression (Gabe spezifischer Neurotransmitter, dadurch sollen durch neuronale Degeneration entstandene Defizite kompensiert werden, um so eine Verlangsamung der Symptomprogression zu erreichen). Häufig gehen demenzielle Erkrankungen mit Begleitsymptomen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängste, Unruhen, Wahn und Halluzinationen und Aggressivität einher. (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.356f).

3.4.2 Nicht medikamentöse Therapie

Die zu erreichenden Ziele einer nicht medikamentösen Therapie, sind die Erhaltung optimaler kognitiver Kompetenz, die Erhaltung optimaler alltagspraktischer Kompetenz, die Erhaltung der sozialen Kompetenz, das psychische Wohlbefinden, die Vermeidung oder Reduktion von Störungen des Wahrnehmens und Verhaltens und das physische Wohlbefinden. Die Schwerpunkte der angestrebten Ziele sind abhängig vom Schweregrad der demenziellen Erkrankung (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.371).

Laut der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft erscheint die multisensorische Stimulation effektiver als spezifisch- kognitives Training. Die Kombination aus pharmakologisch und nicht pharmakologisch Behandlungen, führt zu einer optimalen Therapie. Eine psychosoziale Aktivierung (Musik-, Kunst- und Tiertherapie) oder soziale Kontakte können in einigen Fällen zur verbesserten Verhaltensauffälligkeit und Befinden beitragen. Ein wichtiger Punkt ist die psychosoziale Unterstützung und Betreuung von Angehörigen (vgl. Wallesch & Förstl, 2017, S.370).

3.5 Pflegerische Aspekte im Umgang mit Demenz (Theresa Pagel)

Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, werden mit zunehmendem Stadium pflegebedürftig. Im ersten Stadium (leichte Demenz) kann der

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22 Betroffene mit leichten Einschränkungen noch selbstständig leben. Jedoch sind schwierige Anforderungen nicht mehr zu bewältigen. Umfassende Beaufsichtigung und Anleitung sind im mittelschweren Stadium erforderlich. Im letzten und schwersten Stadium sind die Betroffenen rund um die Uhr zu versorgen und zu betreuen. Diese Phase geht mit Hilfelosigkeit, Harn- und Stuhlinkontinenz, Autonomieverlust bis hin zur Bettlägerigkeit einher. Rund 60% der Bewohner eines Pflegeheimes sind an Demenz erkrankt. Dabei wird deutlich, dass demenziell erkrankte Menschen des 3. Stadiums am häufigsten in einer stationären Langzeiteinrichtung untergebracht sind. Lediglich 20-40% können bis zum Lebensende in ihren Privathaushalten leben. Dennoch leben ca. 20% der Betroffenen mit einer leichten Demenz in Pflegeheimen. Dieser Anteil steigt auf 30% bei mittelschwerer und auf 70% bei schwerer Demenz (vgl. Wallesch et al., 2017, S.25). Wie aufgeführt gibt es die Unterbringungsmöglichlichkeiten in einer stationären Langzeiteinrichtung oder die Pflege und Betreuung wird durch einen Angehörigen im privaten Haushalt übernommen. Zur Hilfe und zur Entlastung des Angehörigen kann ein ambulanter Pflegedienst beauftragt werden. Tagespflegeeinrichtungen bieten eine gute Möglichkeit, den Betroffenen tagsüber zu betreuen. (vgl. Jettenberger, 2017, S.49). Zwei noch relativ neue Wohnmöglichkeiten bieten Wohngemeinschaften für an Demenz erkrankte Menschen und Demenz-Dörfer.

Im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen geht es hauptsächlich darum, die Defizite günstig zu beeinflussen und die Lebensqualität zu erhalten. Es kommt zu einer wertschätzenden Haltung, als Fachwort wird das Validieren oder die Validation verwendet, die die Welt des Betroffenen für Außenstehende zu akzeptieren versucht. Ein an Demenz erkrankter Mensch wird in seiner Wirklichkeit und Zeit wahrgenommen, verstanden und gestärkt. Das Validieren wird durch eine akzeptierende, nicht korrigierende Kommunikationsform geprägt (vgl. Kulbe, 2018, S.89f).

Bei demenziell erkrankte Menschen nimmt die Wahrnehmung der eigenen Person, des eigenen Körpers und deren Umgebung ab. Dieser Reizarmut kann mit basaler Stimulation (Ansprechen des Tast-, Hör-, Seh-, Schmeck- und Riechsinns) entgegengewirkt werden. Bei der Körperpflege, beim Eincremen

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23 kann die Haut ruhig und langsam berührt werden. Ebenso kann ein Arm, die Schulter, der Rücken während des Sprechens oder Essens berührt werden. Wichtig ist auch, dass diese Menschengruppe mit (Vor-)Namen angesprochen werden und der Gesprächspartner direkt vor ihnen auf Augenhöhe steht (vgl. Kulbe, 2018, S.91).

Ein demenziell erkrankter Mensch braucht eine geregelte Tagesstruktur, die mit Beschäftigung einhergeht. Durch Zuwendungen wird die emotionale Ebene des Betroffenen angesprochen, durch Aktivierungsbeschäftigung werden noch vorhandene Fähigkeiten erhalten (vgl. Jettenberger, 2017, S.99).

4 Allgemeines

zur

tiergestützten Therapie (Janin Gutsche)

4.1 Arbeitsfelder der tiergestützten Therapie

Tiergestützte Aktivitäten werden seit vielen Jahren zum Wohle des Menschen beschrieben und durchgeführt. Die bestimmten Einsatzgebiete und Arbeitsfelder sind sehr unterschiedlich, darum werden die verschiedenen Therapieformen in positiv, heilende oder fördernde Wirkung unterscheiden (vgl. Giruc, 2011, S.10). Tiergestützte Interventionen sind immer zielgerichtet und strukturiert. Um eine therapeutische Verbesserungen bei Menschen zu erreichen, werden Tiere bewusst in Gesundheitsfürsorge, Pädagogik und Sozialer Arbeit einbezogen. Unterschieden wir in tiergestützte Therapie (TGT), tiergestützte Pädagogik und tiergestützte Aktivitäten (TGA) (vgl. Stabaginski, 2018).

Die tiergestützte Therapie ist eine strukturierte und geplante Intervention, die immer ein Ziel verfolgt. Die Therapie wird nur von professionell im Gesundheitswesen, der Pädagogik oder der Sozialen Arbeit ausgebildeten Personen durchgeführt. Die Fortschritte der Teilnehmer werden gemessen und dokumentiert. Die tiergestützte Therapie will die physischen, kognitiven, verhaltensbezogenen und sozioemotionalen Funktionen der Teilnehmer verbessern (vgl. Stabaginski, 2018).

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24 Die tiergestützte Pädagogik oder auch tiergestützte Erziehung genannt, ist eine Intervention, die strukturiert, geplant und zielgerichtet ist. Diese wird von professionellen Pädagogen durchgeführt. In der Pädagogik oder Sonderpädagogik wird dies auch von qualifizierten Lehrpersonen durchgeführt. Ein Beispiel wäre, die Erziehung zur verantwortungsvollen Tierhaltung. Eine tiergestützte Pädagogik, die von Sonder- oder Heilpädagogen durchgeführt werden, haben akademische Ziele. Die Fortschritte der Schüler werden gemessen und protokolliert, hier dient zum Beispiel das hundegestützte Lesetraining (vgl. Stabaginski, 2018).

Tiergestützte Aktivitäten sind geplante und zielgerichtete Interaktionen oder auch Besuche. Diese werden von Menschen- Tier- Teams durchgeführt. Sie verfolgen erzieherisch bildende oder entspannungs- und erholungsfördernde Absichten. Die Mensch- Tier- Teams müssen vor ihrer gemeinsamen Arbeit ein einführendes Training, eine Vorbereitung und eine Begutachtung durchlaufen haben. Die Teams können sich auch Unterstützung bei einem professionell Ausgebildeten holen und diesen begleiten und unterstützen, umso Erkenntnisse und Erfahrungen zu erlangen und genaue Zielvorstellungen zu formulieren. Beispiele für eine tiergestützte Aktivität sind Tierbesuchsdienste im Pflegeheim oder einen einzelnen bestimmten Menschen zu begleiten, der traumatisiert ist oder eine Krise überstehen muss (vgl. Stabaginski, 2018).

4.2 Anforderungen, Einsatz und Wirkung der Tiere

Wenn Tiere in die Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen eingesetzt werden, wird erkennbar, dass sie sofort in den Focus der Aufmerksamkeit geraten. Das Interesse ist groß, mit den Tieren in Kontakt zu kommen und ebenso das Bedürfnis, den Tieren was Gutes zu tun, sie zu streicheln oder zu füttern. Tiere können als Antriebsmotor gesehen werden, um sich selbst gezielt zu aktivieren. Die Arbeit mit den Tieren lenkt Menschen zum einen von Krankheit und Gebrechen ab, andererseits auch von Leid und Ängsten. Unsere vierbeinigen Freunde schaffen es ohne Druck und Zwang mit ihrer offenen Art Menschen zu animieren und Freude zu verbreiten (vgl. Giruc, 2011, S.31).

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25 Nicht jedes Tier ist für einen therapeutischen Einsatz oder einen Besuchsdienst geeignet. Vor der Arbeit am Menschen müssen die Tiere eine gründliche Ausbildung erhalten, in der sie lernen, Berührungen, laute Geräusche, verschiedene Gerüche, ungewöhnliche Bewegungen und Erscheinungsformen zu akzeptieren und tolerieren. Die Tiere dürfen in keiner Form Aggressionen zeigen. Sie sollten in dem Menschen ein Vertrauen auslösen und gerne mit diesem in Kontakt treten wollen. Dabei gib es nicht das perfekte Tier, sondern nur den passenden Menschen. Auch innerhalb der gleichen Tierart gibt es verschiedene Wesensarten. So lassen sich aktive, eher ruhige, sehr kommunikative oder auch besonders sensible Tiere unterscheiden. Tiergestützte Therapien müssen immer im Hinblick auf die artgerechte Behandlung der Tiere durchgeführt werden. Dabei müssen auch die tierschutzrechtlichen Aspekte gewährleistet werden. Im Jahre 2007 wurde auf dem Kongress “ Mensch und Tier – Tiere in Prävention und Therapie“ ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Tiere, die zum Wohle des Menschen eingesetzt werden, nicht als ein Instrument angesehen werden dürfen und keiner Überforderung erleiden. Dies verlangt auch der weltweite Dachverband IAHAIO (International Association of Human – Animal Interaction Organizations), der sich mit der Forschung der Mensch- Tier– Beziehung auseinandersetzt. Hier wird beschrieben, dass Tiere zum Einsatz kommen, um die Lebensqualität und den Gesundheitszustand zu verbessern. Diese Ausführung der Therapie soll allerdings nur von entsprechendem qualifiziertem Fachpersonal erfolgen, da die Gefahr besteht, dass die Tiere sonst überfördert wären oder falsch behandelt werden könnten. Es werden vor allem Hunde, Katzen, Pferde, Hühner, Schweine, Ziegen, Schafe und Kaninchen eingesetzt (vgl. Giruc, 2011 S.32).

4.3 Anforderungen an die Teilnehmer

Das Tiere eine positive Auswirkung auf Menschen haben, ist nicht immer selbstverständlich. Es sollten keinesfalls Ängste oder Abneigungen gegen Tiere vorliegen, sondern eher eine emotionale gute Bindung zu den Tieren bestehen. Die tiergestützte Biographiearbeit ist speziell für die Arbeit mit demenziell

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26 erkrankten Menschen entwickelt worden. Dabei ist es eher nebensächlich in welchem Stadium der Demenz sich der Betroffene befindet. Voraussetzung ist, dass der Betroffene körperlich in der Lage ist, an einer tiergestützten Intervention teilzunehmen, ohne dass es zu einer großen Belastung kommt. Der Gruppenleiter sollte sich vorab, über jeden einzelnen Gruppenteilnehmer informieren, da die demenziellen Erkrankungen sich sehr individuell äußern und mit jedem Einzelnen rücksichtsvoll umgegangen werden muss (vgl. Giruc, 2011, S.45).

Inhaltlich muss im Vorfeld überlegt werden, welche Themen umgesetzt werden können und dann erfolgt die Auswahl der Gruppenteilnehmer. Hierfür ist es hilfreich Fachpersonal hinzu zu ziehen. Zum einen sind Informationen zur Angaben der Person, Bildung, einschneidende Erlebnisse und Fähigkeiten wichtig, zum anderen auch Auskünfte zur Freizeitbeschäftigung, Vorlieben und Gewohnheiten des Betroffenen (vgl. Giruc, 2011, S.45).

Zur Hilfe kann auch ein Biographiebogen genutzt werden. Diese sind in Alten- und Pflegeheimen standardisiert für die Aufnahme eines Bewohners und müssen in den ersten Wochen vom Bewohner selbst oder deren Angehörigen ausgefüllt werden. Oftmals sind diese Bögen aber ungenau oder nur grob ausgefüllt. Daher ist es in vielen Fällen sinnvoll einen eigenen, auf das Projekt abgestimmten Biographiefragebogen zu erstellen und anschließend zu evaluieren. Dies nimmt viel Zeit in Anspruch, aber die Vorteile sind klar definiert und man kann somit einen alten Tierhalter/ Tierfreund ermitteln (vgl. Giruc, 2011, S.46).

Sind geeignete Gruppenmitglieder gefunden, eignet sich am besten eine persönliche Einladung zu einer Therapiestunde. Dabei ist es wichtig, dem Teilnehmer kurz und knapp zu erklären was geplant ist, um Ängste und Unsicherheiten zu vermeiden. Für die Durchführung sollte die Gruppenzahl nicht größer als zehn Teilnehmer sein, um einer optimale Wirkung zu erzielen. Der Gruppenleiter sollte noch mindestens von einer Betreuungskraft unterstützt werden, da so ein reibungsloser Ablauf gewährleitet ist. Zudem können den Teilnehmern noch Hilfestellungen gegeben werden und individuelle Belange berücksichtigt werden (vgl. Giruc, 2011, S.46).

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27 4.4 Anforderung an den Gruppenleiter

Tiergestützte Interventionen nehmen vor allem in Alten- und Pflegeeinrichtungen immer mehr zu. Tierbesitzer sind generell nicht befähigt die eigenen Tiere in der tiergestützten Therapie oder Pädagogik einzusetzen. Viele Menschen wollen etwas Gutes tun und wollen sich in laienhafter Eigeninitiative beweisen. Die Arbeit mit Menschen und die Liebe zum Tier sind natürlich Voraussetzungen für diese Arbeit, aber dies kann nicht mit fehlendem Fachwissen und unzureichender Methodik kompensiert werden. Der Gruppenleiter sollte alle artspezifischen Kenntnisse zum jeweiligen Therapietier verfügen. Positiv wäre es, wenn es das eigene Tier des Gruppenleiters wäre, dass so die Körpersprache des Tieres schnell gedeutet und entsprechend darauf reagiert werden kann. Es braucht viel Sicherheit in der Anwendung und moderner Ausbildung, um ein Tier für diese Arbeit zu befähigen (vgl. Giruc, 2011, S.46).

Der Gruppenleiter muss ein Grundwissen über Hygienevorschriften, übertragbare Infektionskrankheiten und erste Hilfe- Maßnahmen haben und diese anwenden können. Persönliche Eigenschaften wären eine soziale Grundeinstellung, Empathiefähigkeit und viel Geduld. Der Leiter der Gruppe sollte sich mit dem Krankheitsbild der Demenz auseinandergesetzt haben, um Ressourcen und Bedürfnisse der Betroffenen zu erkennen und zu fördern, ohne dabei die Defizite aufzuzeigen. Dies könnte den demenziell erkrankten Menschen verunsichern und dieser würde sich ggf. weiter zurückziehen oder die Therapie nicht annehmen. Der Gruppenleiter hat eine hohe Verantwortung, denn es muss gewährleistet werden, dass Schutz und Wohlergehen Aller im Vordergrund der Arbeit steht. Derzeitige Ausbildungsinhalte befassen sich damit den Einsatz von Tieren zu initiieren, zu planen, durchzuführen und selbstständig zu evaluieren (vgl. Giruc, 2011, S.47).

4.5 Anforderungen an die Einrichtung

Im Allgemeinen kann jede soziale Einrichtung im Gesundheitswesen einen Tierbesuch in den eigenen Räumlichkeiten durchführen, ohne dabei auf gesetzliche Anforderungen und Verbote achten zu müssen. Allerdings sollten in

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28 Alten- und Pflegeheimen gewisse Grundvoraussetzungen erfüllt werden, damit eine effektive und professionelle tiergeschützte Interaktion durchgeführt werden kann. Die Einrichtungsleitung und die Pflegedienstleitung sollten die Mitarbeiter über die tiergestützte Arbeit aufklären, somit kann die Therapie besser unterstützt werden. Der organisatorische Ablauf sollte vom Gruppenleiter in Absprache mit den Mitarbeitern der Pflegeeinrichtung erfolgen. Darunter fallen die eventuelle Aufnahme der Tiere in die Gefährdungsanalyse und der Hygieneplan muss erstellt werden, sowie der vorgesehene Zeitplan und das benötigte Arbeitsfeld (vgl. Giruc, 2011, S.47).

Für viele Bewohner stellen Ausflüge große Belastungen und Anstrengungen dar, darum ist es sinnvoll, eine tiergestützte Intervention in den Räumlichkeiten einer sozialen Einrichtung stattfinden zu lassen. Wichtig ist, dass ein Raum gefunden wird, der für die Teilnehmer und das Tier groß genug ist. Alle Teilnehmer sollen die Chance haben, eine optimale Sicht zu haben und mit dem Tier in Berührung zu kommen. Ungeeignet wäre ein Raum mit Teppichboden, da hier Verschmutzungen auftreten können. Falls ein Tier im Gehege präsentiert werden soll, wäre es von Vorteil in diese eine Folie auszulegen und dann eventuell etwas Einstreu darüber zu geben, damit sich das Tier auch wohl fühlt. Für größere Tiere ist es sinnvoll, dass die tiergestützte Arbeit im Freien stattfindet, eventuell im hauseigenen Garten. Die Treffen sollte in der Regel regelmäßig ein- bis zweimal die Woche stattfinden, damit die Teilnehmer die Rituale der Therapie gut verinnerlichen können (vgl. Giruc, 2011, S.48).

4.6 Häufigste Form bei demenziellen Erkrankungen – die tiergestützte Biographiearbeit

Die tiergestützte Biographiearbeit soll die vorhandenen Ressourcen der Betroffenen aktivieren und sich an diesen orientieren und damit zu einer Identitätsfindung befähigen. Zudem ist es ein zielgerichteter und aktiver Gestaltungsprozess, der nur im Zusammenhang mit Tieren erfolgreich sein kann. Diese spezielle Biographiearbeit wird von qualifizierten Experten im Bereich der Altenhilfe durchgeführt. Die tiergestützte Therapie ist eine nicht medikamentöse

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29 Therapiemöglichkeit, somit ist diese kostengünstig und ohne Nebenwirkungen für den Klienten/ Bewohner. Es wird ein klientenorientiertes/ bewohnerorientiertes Konzept vorausgesetzt, dabei werden vorhandene Fertigkeiten, Fähigkeiten und Wünsche berücksichtigt. Die tiergestützte Therapiearbeit besteht aus mehrmaligen und zeitlich festgelegten Einheiten. Für die Auswertungen dienen Protokolle, Evaluationsbögen und Videoanalysen. Die tiergestützte Biographiearbeit bildet eine Form der aktivitätsorientierten Biographiearbeit. Besonders ist diese in der Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen wirksam, vor allem für die psychischen Bedürfnisse. Die Arbeit verfolgt das Ziel, dass die Punkte, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität mit einbezogen werden. Diese gezielte Erinnerungsarbeit soll mit Hilfe von Tieren erreicht werden (vgl. Giruc, 2011, S.27).

5 Pferdegestützte

Therapie (Janin Gutsche)

5.1 Wirkung des Pferdes auf demenziell erkrankte Menschen

In einer Studie in Ohio wurde festgestellt, dass Pferde Veränderungen an demenziell erkrankten Menschen hervorrufen können. Dafür haben die Ohio State University, ein Alten- und Pflegeheim und ein Pferdetherapiezentrum zusammengearbeitet. Beobachtungen haben ergeben, dass Menschen mit Demenz unter Aufsicht dazu fähig waren, sich um die Pferde zu kümmern, zu füttern und zu führen. Die Betroffenen ließen sich besser versorgen, waren weniger aufgebracht und die Pferde beflügelten ihre Stimmung. Die Pilotstudie rät dazu, dass solche Pferdetherapie auch bei Erwachsenen Anwendung finden sollte. Bei Kindern und Jugendlichen, mit psychischen und physischen Störungen findet die pferdegestützte Therapie statt.

16 Menschen aus dem Alten- und Pflegeheim in Ohio wurden für diese Studie ausgewählt. Acht Personen wurden dabei aus ihrem Alltag geholt und besuchten einmal die Woche das Pferdetherapiezentrum. Dort waren sie für die Versorgung der Pferde zuständig. Es war zu beobachten, dass viele Personen über den Tag

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30 hinweg lächelten und auch mit den Pferden kommunizierten, auch Personen, die sonst sehr in sich gekehrt waren. Während des Aufenthalts im Pferdetherapiezentrum wurde die Beweglichkeit und Mobilität der Betroffenen gefördert und Kognition angeregt (vgl. Rath, 2014).

5.2 Gestaltung des Umfeldes der pferdegestützten Intervention

Eine pferdegestützte Intervention sollte möglichst auf dem Außengelände einer pflegerischen Einrichtung stattfinden. Wenn dies für einige Bewohner nicht möglich ist, dann sollte sich das Pferd nur eine kurze Zeit in ausreichend großen Räumlichkeiten der Einrichtung aufhalten. Damit das Pferd von jedem Einzelnen gut zu betrachten ist, sollten sich die Teilnehmer in einem Halbkreis platzieren. Um gleich die Aufmerksamkeit zu erregen und auch das Gedächtnis zu fordern, können in die Mitte des Halbkreises pferdetypische Gegenstände wie zum Beispiel, Zaumzeug, Sattel und Halfter gelegt werden (vgl. Giruc, 2011, S.80).

5.3 Ablauf der pferdegestützten Therapiestunde

Jede Therapiestunde ist individuell und läuft nicht immer gleich ab. Aber im groben sollte die Therapieeinheit strukturiert und geplant sein. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Gruppenleiter, wird das Thema mit verschiedenen Materialien, wie Hufeisen, Bildern oder Pferdefiguren begonnen. Dann wird das Pferd in den Halbkreis geführt. Die Teilnehmer sollen das Tier erst mal aus der Ferne beobachten. Es soll zeigen, dass das Pferd ruhig, gelassen und friedlich ist, sodass einigen Teilnehmern eventuelle Ängste genommen werden können. Das Pferd wird durch den Gruppenführer ausgiebig vorgestellt. Dabei sind Daten, wie Rasse, Alter, Geschlecht und Name wichtig für die Teilnehmer, um sich auf das Pferd einlassen zu können.

Man sollte die Pferdenutzung vor einigen Jahrzehnten hinterfragen. Viele Bewohner im Alten- und Pflegeheim kennen Pferde nicht als Freizeitbeschäftigung, sondern als Hilfsmittel für Handel, Industrie und

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31 Landwirtschaft. Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts hing die Wirtschaft der ganzen Welt von den Pferden und deren Kräfte ab. In der Regel sind es nicht viele Teilnehmer, die erzählen, dass sie damals ein Pferd besessen haben. Oder einige hatten durch Verwandte oder Bekannte engen Kontakt zu dieser Tierart. Einen guten erinnerungsfördernden Einstieg in die Therapie mit dem Pferd kann man erhalten, wenn man eine fiktive biographische Erzählung vorliest. Da wird den Teilnehmern bewusst, dass Pferde damals zum Holzrücken, Ackerpflügen, Wiesenschleppen und Heuwenden eingesetzt wurden. Wenn zu der Erzählung noch passendes Bildmaterial gereicht wird, kann dies die Teilnehmer besser stimulieren und themenbezogene Gespräche innerhalb der Gruppe anregen. Der Gruppenleiter sollte mit Hilfe einer langen Leine, einer Longe, das Pferd in allen drei Gangarten laufen lassen, damit die Teilnehmer intensiv beobachten können und dann Fragen vom Gruppenleiter gestellt werden, um die Kognition anzuregen. Um anschließend den direkten Kontakt zwischen den Teilnehmern und dem Pferd herzustellen, bietet es sich an, den Teilnehmern ein kleines Leckerchen (Möhre) in die Hand zu geben, das anschließend dem Pferd gegeben werden soll. So können die Teilnehmer gleich Vertrauen zu dem Pferd aufbauen und haben ein positives Erlebnis. Dabei ist aber Vorsicht geboten und der Gruppenführer sollte darauf achten, dass die Möhren auf der flachen Hand gegeben werden. Es von Vorteil, wenn Hilfestellungen gegeben werden. Zur Begrüßung kann das Pferd von den Teilnehmern auch gestreichelt werden. Niemand sollte zu dem direkten Kontakt gezwungen oder überredet werden, das kann negative Auswirkungen haben und ist nicht Ziel der pferdegestützten Intervention (vgl. Giruc, 2011, S.81f).

Wichtig ist auch die Fellpflege des Pferdes in die Therapie mit einzubeziehen. Das Putzen eines Pferdes ermöglicht den Teilnehmern in intensiven Kontakt mit den Pferden zu treten. Die meisten Teilnehmer haben anschließend auch ein positives Gefühl, denn sie konnten dem Pferd etwas Gutes tun. Die Fellpflege kann von fast allen Teilnehmern durchgeführt werden, da dies im Stehen, sowie auch im Sitzen im Rollstuhl möglich ist. Ganz wichtig sind die verschiedenen Bürsten, so können die Teilnehmer ihre motorischen Fähigkeiten einsetzen und die unterschiedlichen Bürsten fühlen und tasten. Für den Kopf sind nur die

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32 weichen Bürsten geeignet, da dieser empfindlich ist. Somit haben die Senioren Spaß, setzen ihre vorhanden Fähigkeiten ein und haben das Gefühl, dass sie gebraucht werden und eine Aufgabe gemeistert haben (vgl. Giruc, 2011, S.83). Eine andere Therapieeinheit ist das Heumachen. Viele Teilnehmer wissen, dass Heu mit zu der Grundnahrung eines Pferdes gehört. Der Gruppenleiter befragt die Teilnehmer, wie früher und heute Heu hergestellt wird und welche verschiedenen Arbeitsmaterialien dazu notweinig sind. Hierzu können unterschiedliche Bildmaterialien hinzugezogen werden, um zu visualisieren und zu stimulieren. Einen noch besseren Effekt erzielen noch alte vorhandene Arbeitshilfsmittel, wie Sense, Sichel und Wetzstein. Die Teilnehmer können diese in die Hand nehmen und sich besser in die Erinnerungsarbeit einbringen. Anschließend kann frisches Heu rumgereicht werden, die Teilnehmer können so riechen und fühlen (vgl. Giruc, 2011, S.84).

Die Verabschiedung ist für die Teilnehmer sehr wichtig. Sie wollen in den meisten Fällen wissen, dass das Pferd nochmal wiederkommt und es kein Abschied für immer ist. Zum Abschluss ist es vorteilhaft, wenn man gemeinsam ein Lied singt oder Redewendungen und Sprichwörtern vorträgt, die von den Teilnehmern ergänzt werden müssen. Das nächste Thema und der Besuchstermin werden im Anschluss besprochen. Die Teilnehmer können sich mit Lerckerchen und Streicheleinheiten von dem Pferd verabschieden (vgl. Giruc, 2011, S.88).

6 Hundegestützte

Therapie

(Theresa

Pagel)

In Kapitel 4 wurden bereits die verschiedenen Arbeitsfelder, in denen ein Hund arbeitsunterstützend eingesetzt werden kann, vorgestellt. Die aktuell größte Schwierigkeit ist, dass es kaum rechtliche Vorgaben und einheitliche Konzepte gibt, so dass nicht klar geregelt ist, wer tiergestützte Therapie unter welchen Voraussetzungen anbieten darf (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.23).

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33 6.1 Grundlagen

In dieser Hausarbeit wird allgemein und all umfassend der Begriff des „Therapiehundes“ verwendet, dennoch sollen die verschiedenen Einsatzgebiete erläutert werden. Ein Therapiebegleithund ist ausgebildet und hat eine Prüfung absolviert. Dieser ist im therapeutischen Konzept miteingebunden. Ein Stationshund wird entweder von Mitarbeitern zur Arbeit mitgebracht oder dieser Hund verbringt den ganzen Tag in der jeweiligen Institution. Ein Besuchshund wiederum übt hundegestützte Aktivitäten aus. Diese Interaktionen (Besuche) wie z.B. Streicheln, Bürsten, Füttern, Bewegung und Kommunikation werden von Mensch-Hund-Teams durchgeführt und unterstützen die Freizeitgestaltung. Ein Assistenzhund fördert, begleitet und assistiert Menschen direkt bei allen Aktivitäten des täglichen Lebens. Diese Hunde werden für behinderte Menschen ausgebildet und leben mit ihnen zusammen. Beispiele wären ein Blindenführhund, ein Signalhund und ein Anfallshund (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.30f).

Die tiergestützte Therapie ist keine eigenständige Therapieform. Es wird lediglich als Konzept angesehen. Die Grundlage für eine tiergestützte Therapie bilden die Theorien, Modelle und Bezugssysteme der jeweiligen Profession wie Ergo- und Physiotherapie, Pflege oder Psychotherapie. Im Fokus der Therapie steht nicht der Hund, sondern immer der Klient, da nicht alle Techniken und Übungen mit jedem Klienten zu absolvieren sind. Grundvoraussetzung für eine gelungene Therapieeinheit ist die Dreiecksbeziehung:

Abbildung 5:

Beziehungsdreieck (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S. 32)

Diese Beziehung dreier Komponenten (Triade) macht die Therapie dynamischer, vielschichtiger, kreativer, komplexer und schwerer. Die Komplexität wird deutlich,

Therapeut

Klient

Hund

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34 da der Therapeut nicht nur den Klienten, sondern auch den Hund im Blick haben muss. Die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Hund hat eine große Bedeutung, denn wenn der Hund sich nicht auf seine Bezugsperson verlassen kann und der Therapeut sich nicht auf den Hund, dann ist der Klient der Leittragende (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S. 32ff).

6.2 Wirkung eines Hundes auf Menschen

Der Hund lebt im engsten Kontakt zu den Menschen. Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren, erhalten Hunde Namen und die Beziehung zwischen Mensch und Hund ist hoch emotional.

x gefühlsmäßige Beziehung zwischen Mensch und Hund (z.B. verhindert Einsamkeit, erweckt Freude)

x stillt emotionale Bedürfnisse (wie Treue, Beistand, Dankbarkeit, Sympathie, Wärme, Sicherheit)

x ein Hund fordert und möchte beschäftigt werden (Anregung, Entspannung, Ablenkung, Lebensfreude)

x Bewegung (Gesundheitsvorsorge) x Erziehungspartner (jeder lernt vom jedem) x Gefühl gebraucht zu werden

x Hund als Beschützer (erfüllt Sicherheit und Geborgenheit) x konstante emotionale Zuwendung vom Hund

x beim Leistungsfortschritt in der Erziehung des Hundes wird das Gefühl des Erfolgs vermittelt

x einfache Herstellung von Kontakten zu anderen Menschen

x Prestigegewinn durch bestimmte Hunderassen (erhöht eigenen soziale Wertigkeit)

Die verschiedenen Funktionen haben Vorteile im Bereich der Mensch-Hund-Beziehung und können sich positiv auf die tiergestützte Therapie auswirken (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.44f).

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35 Ein Wirkprinzip des Hundes ist die Angst- und Spannungsminderung. Diese kann erreicht werden durch: körperlichen Kontakt (z.B. Streicheln, Kämmen, Füttern) mit dem Hund, Beobachtung eines entspannten Hundes oder die Interaktion (z.B. Apportieren, Spielen) mit einem freundlichen Hund. Allein die Anwesenheit eines Hundes soll den Blutdruck und Puls sinken lassen. Ebenso das Streicheln oder beobachten eines ruhigen Hundes reduziert die Muskelanspannung. Beim Streicheln und Spielen wird Oxytocin im Gehirn ausgeschüttet, welches sich durch ein Gefühl der Ruhe und Entspannung äußert (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S67f).

In einer Therapiestunde übernimmt der Therapeut die Seite des „sicheren Hafens“, damit der Klient sich ihm öffnet und Vertrauen schöpft. Ist in dieser Therapie nun ein Hund involviert, ist der Therapeut zum Hund fürsorglich. Er gibt diesem Futter, streichelt und belohnt ihn für gutes Verhalten und der Hund wiederum unterstützt den Menschen bei belastenden Situationen. Dieses beobachtet der Klient und kann bewusst oder unbewusst ableiten, dass der Therapeut ebenso fürsorglich mit dem Klienten selbst umgehen wird. In dieser Theorie agiert der Hund als Bindungsfigur (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.70).

Der Hund als sozialer Mittler bietet in der Regel schnell Beziehungs- und Kommunikationsangebote. Sowohl das Geben der Pfote als auch das Anbieten zum Streicheln ergeben sich als „Eisbrecher“. Ebenso bieten Hunde durch ihre Anwesenheit und ihr Verhalten Gesprächsthemen, die sich mit dem Alltag oder der Lebensgeschichte des Klienten verknüpfen lassen. Ist der Hund in einer Therapie involviert, wird der Therapeut nicht nur als professioneller Therapeut gesehen, sondern als Hundebesitzer/ -führer, der fürsorglich mit seinem Hund und dem entsprechend auch mit seinem Klienten umgeht. Ein weiterer sozialer Aspekt und positiver Einfluss des Hundes ist, dass dieser unabhängig von Aussehen, Intelligen, Herkunft usw. auf Menschen zugeht. Besonders soziale Isolation wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Die Zuneigung und Akzeptanz des Hundes ermöglicht den Klienten Selbstvertrauen und ein Selbstwertgefühl zu besitzen (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.73ff).

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36 Der Mensch bedeutet alles für den Hund. Nicht umsonst wird umgangssprachlich der Wortlaut „der beste Freund des Menschen“ verwendet. Ein Hund nimmt die Gefühle und Stimmungen von Menschen wahr und kann darauf reagieren. Es kommt dementsprechend zum Austausch von Zuwendungen zwischen Klient und Hund. Der Therapeut kann diese Zuwendung in Form von Körperkontakt nicht geben. Genauso verhält es sich gegenüber Vorurteilen bei Menschen. Ein Hund begegnet dem Menschen vorurteils- und wertfrei und besitzt kein Schutzmechanismus. Er wendet sich bei Krankheit oder Behinderung nicht ab. Dennoch sollte jeder Hundeführer bedenken, dass ein Hund gewisse Vorlieben und ebenso Abneigungen hat. Der Hund ist immer zu beobachten und bei Ängsten und Belastungen muss der Hundeführer also der Therapeut agieren. Auf das Wohlbefinden des Hundes ist zu achten, die Behandlungszeit zu begrenzen und für genügend Ausgleich zu sorgen (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.80f). Als letzte positive Wirkung eines Hundes auf Menschen ist der Bereich der Selbstwirksamkeit zu erwähnen. Hier geht es um das Bewältigen von schwierigen nicht alltagsgleichen Situationen mit den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Nach dem Bewältigen einer solchen Situation kommt es zum Erfolgserlebnis und durch Motivation und Engagement, ist der Mensch in der Lage, sich mit seinen eigenen Problemen und Fragestellungen auseinander zu setzen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Beispiele dafür wären: das Beibringen eines neuen Kommandos für den Hund oder das Bewältigen eines Parcours (vgl. Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.88f).

6.3 Ausbildung des Mensch-Hund-Teams

Wohlfarth und Mutschler sind der Auffassung, dass es keine Ausbildung zum Therapiehund gibt, sondern eine Ausbildung für Mensch und Hund mit dem Ziel, „eine von gegenseitigem Vertrauen und Achtung geprägte Beziehung zwischen Menschen (Bezugsperson) und Hund aufzubauen.“ (Wohlfarth & Mutschler, 2017, S.151) Mit der Erziehung eines Hundes soll am ersten Tag angefangen werden. Der Züchter macht den Anfang und der Besitzer muss den Hund im Welpenalter in seinem neuen Zuhause weiter erziehen. Nach der Erziehung spielt der Punkt der Kommunikation eine weitere wichtige Rolle. Die Bedeutung

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