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Das EU Kreislaufwirtschaftspaket und die Circular Economy Coalition for Europe

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11 EU Kreislaufwirtschaftspaket und Circular Economy Coalition for Europe

Politik | Strategie

Das EU Kreislaufwirtschaftspaket und die Circular Economy Coalition for Europe

Christoph Scharff

1. Reaktionen auf das EU Kreislaufwirtschaftspaket 2014 ...12

1.1. Something more ambitious ...13

1.2. Circular Economy Coalition for Europe ...13

2. Das EU Kreislaufwirtschaftspaket 2015 ...14

3. Kritik ...16

3.1. Schwerpunkt Siedlungsabfall ...16

3.2. Recyclingziele ...19

3.3. Faktor Zeit ...20

3.4. Unzureichender Horizont der Abfallwirtschaft ...21

3.5. Anthropogenes Lager ...23

3.6. Nachfrage nach Sekundärrohstoffen ...24

4. Ausblick ...25 Mitunter wird ein Schritt zurück, um sich Übersicht zu verschaffen, zu einem Schritt nach vorne. Ob beabsichtigt oder nicht: Die knapp eineinhalb Jahre, die zwischen der Veröffentlichung des ersten Kreislaufwirtschaftspakets der EU Kommission im Juli 2014 und seiner überarbeiteten Präsentation im Dezember 2015 investiert wurden, waren gut angelegt. Der EU Kommission und den befassten Ausschüssen des Euro- päischen Parlaments gebührt Anerkennung für den transparenten Prozess und sein Ergebnis, das nun als ein deutlich weiterentwickelter, verbesserter und umfassenderer Vorschlag vorliegt.

Europa importiert jährlich etwa 1,8 Milliarden Tonnen Rohstoffe, Energieträger und Waren und damit dreimal mehr als aus Europa exportiert wird. Ein Teil des Überhangs wird zu Abfall, ein Teil gelangt ins Abwasser, in die Atmosphäre, ein großer Teil aber verbleibt in Produkten, in der Infrastruktur, in der von uns geschaffenen, anthropogenen Welt, die uns umgibt. Wir akkumulieren Stoffe, Güter, Produkte.

Diese Akkumulation und die Güterströme sind an sich nichts Schlechtes. Sie sind lediglich der Ausdruck der globalen Disparität von verfügbaren Rohstoffen und der Nachfrage nach ihnen.

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Christoph Scharff

12

Politik | Strategie

Die natürlichen Rohstoffvorkommen sind in der Geologie angelegt und daran ist wohl wenig zu ändern1. Zur Überwindung der Ungleichverteilung haben wir als Gesellschaft drei Instrumente entwickelt, Ressourcen zweiter Ordnung zum Umgang mit Knapp- heit: die Ökonomie, insbesondere den Handel, die Diplomatie – in letzter Konsequenz einschließlich des Krieges um Rohstoffe –, und die Technologie: effizienteren Einsatz von Ressourcen, die Substitution kritischer oder knapper Rohstoffe und schließlich Recycling/Kreislaufführung2.

Die Europäische Union ist vor vier Jahren mit ihrer Rohstoffstrategie und der Roadmap für ein ressourceneffizientes Europa an die Öffentlichkeit getreten, die im Wesentlichen diese drei Säulen beschreibt.

Recycling und Kreislaufwirtschaft sind somit fundamentale Elemente der europäischen Rohstoff- und Standort- und damit Wirtschaftspolitik und sollten daher als solche und nicht allein als ökologisches Thema gesehen werden.

Die Initiative der EU Kommission zur Überarbeitung der Abfallrichtlinien war im Übri- gen eine Folge der gesetzlichen Verpflichtung, die in der Abfallrahmenrichtlinie und der Verpackungsrichtlinie enthaltenen Verwertungsziele bis Ende 2014 und die Begrenzung der Deponierung von Bioabfall bis Mitte 2016 zu überprüfen. Eine Wirkungsanalyse ließ durch höhere Recyclingziele und eine Begrenzung der Deponierung erhebliche Potentiale zur Schaffung von Arbeitsplätzen, Wachstum und Investitionen erwarten.

Das Paket Towards a circular economy: A zero waste programme for Europe3 wurde am 2. Juli 2014 veröffentlicht, beanspruchte nicht weniger als die Umgestaltung der Union zu einer Kreislaufwirtschaft bis 2030 durch die Anpassung von sechs EU Ab- fallrichtlinien und wurde sofort lebhaft diskutiert.

1. Reaktionen auf das EU Kreislaufwirtschaftspaket 2014

Die teils begründete, teils reflexhafte Kritik am Kreislaufwirtschaftspaket4 der Kommis- sion Baroso war recht uneinheitlich, was sich schon am Umstand erkennen lässt, dass die Aufregung bei Vorlage des Pakets ebenso vehement war wie bei der Ankündigung seiner späteren – vorläufigen – Zurücknahme.

Es ist verständlich, wenn die von Interessenvertretungen oder politischen Gruppie- rungen formulierten Positionen von Gruppeninteressen oder ideologischen Färbun- gen geprägt sind. Erstaunlich war allerdings, dass die Bedeutung des Themas selbst

1 Dies mag sich ändern, wie die Diskussion um den Beginn des Anthropozän als neuen Erdzeitalters zeigt: Die jährlich vom Menschen produzierte Menge an Beton ist mit 13 Gigatonnen mittlerweile gleich groß wie jene an Sedimenten, die Jahr für Jahr natürlich von allen Flüssen der Welt verfrachtet wird., Waters. C. N. et al., in: Science Vol. 351, Issue 6269.

2 Eine vierte Disziplin, die wohl zu ergänzen wäre, ist die Soziologie, die u. a. durch Infragestellung und Verän- derung von Anspruchsniveau und Konsumverhalten auf den Ressourcenbedarf wirkt.

3 COM(2014) 398 final, 2. Juli 2014

4 Im Folgenden auch kurz CEP – Circular Economy Package

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13 EU Kreislaufwirtschaftspaket und Circular Economy Coalition for Europe

Politik | Strategie

weitgehend außer Streit stand. Zahlreiche Inhalte wurden allgemein begrüßt, etwa die Vereinheitlichung von Begriffen und Berechnungsmethoden, die qualitative Ver- besserung der abfallwirtschaftlichen Datenbasis oder ein Frühwarnmechanismus zur Zielüberwachung.

Die Diskussion beschäftigte sich zu einem guten Teil mit der Festlegung bestimmter Quoten für die Verwertung von Siedlungsabfällen, von Verpackungsabfällen oder einzelner Packstoffe, mit der Nutzung von Energieinhalten des Abfalls und ihrer hier- archischen Verortung sowie mit der Beschränkung der Deponierung. Hinzu traten me- thodische Details mit beträchtlichen Auswirkungen, wie die Festlegung von Methodik und Messpunkt für die stoffliche Verwertung, die Erweiterung der Verwertungsquoten um den statistisch schwer fassbaren Aspekt der Abfallmeidung oder Mindestanforde- rungen an Duale Systeme der Produzentenverantwortung.

Durchaus emotionale Beiträge, auch aus dem Europäischen Parlament, waren zu Kunststoffabfällen in Verbindung mit Beschränkungen für Kunststofftragetaschen und dem Problemkreis marine litter, zur grundsätzlichen Rolle der energetischen Abfall- verwertung und zur Produktgestaltung bis zum Thema Mehrweg zu finden.

1.1. Something more ambitious

Nach dem Antritt der neuen EU Kommission Juncker stellt der u. a. mit dem Dossier Better regulation betraute Erste Vizepräsident der EU Kommission Frans Timmermans im Dezember 2014 klar, die Kommission werde das Kreislaufwirtschaftspaket entgegen anderslautenden Berichten nicht zurückziehen, sondern vielmehr überarbeiten und bis Ende 2015 ein Programm vorlegen, das more ambitious sein werde.

So klar der erste Teil der Botschaft war – nicht zuletzt hatten die Umweltminister von elf Mitgliedsstaaten die Kommission im November 2014 aufgefordert, das Vorhaben nicht fallen zu lassen –, so irritierend blieb die zweite Ankündigung: Ambitiöser, ehr- geiziger, anspruchsvoller in welcher Hinsicht? Höhere Quoten? Kürzere Zielhorizonte?

Eine breitere Anwendung? Weitergehende Regulierung? Strengerer Vollzug? Und was davon wäre besser und woran gemessen?

1.2. Circular Economy Coalition for Europe

Auffallend am CEP 2014 war, dass der beträchtliche Forschungsstand im Bereich des Ressourcenmanagements offenkundig nicht eingeflossen war. Die Kommission referen- ziert umfangreich zu Studien, die u. a. im Auftrag der EU Institutionen erstellt wurden;

universitäre Spitzenforschung zum anthropogenen Stoffhaushalt hatte hingegen keinen erkennbaren Niederschlag in die Überlegungen gefunden.

Aus einem Gedankenaustausch von Wissenschaftern aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Dänemark und später aus Großbritannien, Norwegen und der Schweiz aus den Bereichen Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft entstand zu Jahresbeginn 2015 zunächst eine lose Plattform und später die Initiative Circular Economy Coalition

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Christoph Scharff

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Politik | Strategie

for Europe (CEC4Europe)5. Das verbindende Element bildete die Frage Wie entwirft man eine effektive und effiziente Kreislaufwirtschaft nach dem Stand der Wissenschaft?

oder, programmatisch-plakativer, Wie kann Wissenschaft, Neigungsgruppe Ressourcen- management, die EU Institutionen bei ihrem Vorhaben unterstützen?

Im Dialog mit EU Kommission, Parlament, Interessenvertretungen und führenden Unternehmen wurden in den Monaten danach Schwachstellen des ersten Kreislaufwirt- schaftspaketes erörtert und Alternativen vorgeschlagen. Eine Reihe von Anregungen fand im überarbeiteten CEP 2015 und hier vor allem im Aktionsprogramm ihren Niederschlag, andere Kritikpunkte blieben aufrecht.

2. Das EU Kreislaufwirtschaftspaket 2015

Das EU Kreislaufwirtschaftspaket 2015 vom 2. Dezember 2015 war das Ergebnis eines breiten Dialogs der EU Kommission, federführend die Generaldirektionen ENV und GROW, mit dem Europäischen Parlament und seinen Ausschüssen ENVI und INTR, mit den Mitgliedsstaaten und einer breiten Palette an Stakeholdern6.An der öffentli- chen Konsultation von Juni bis August 2015 beteiligten sich über 1.400 Interessenten7. Das CEP 2015 umfasst zwei Teile8: Vier Richtlinienvorschläge zur Überarbeitung von sechs Abfallrichtlinien9 entsprechen thematisch dem ersten Vorschlag 2014, wurden jedoch im Detail und vor allem hinsichtlich quantifizierter Zielvorgaben überarbeitet.

Die wesentliche Neuerung stellt hingegen die Mitteilung zu einem Aktionsplan dar. In sieben Kapitel werden Arbeitsvorhaben der Kommission zu den Lebenszyklusphasen Produktion, Konsum und Entsorgung sowie spezifische Projekte für Altstoffmärkte, fünf ausgewählte Abfallströme10 sowie zu Fragen von Innovation und Investition und schließlich zur begleitenden Überwachung vorgestellt.

Die Mitgliedstaaten sind gemäß der AbfallrahmenRL verpflichtet, bis 2020 eine Quote aus Recycling und Wiederverwendung von Papier, Metall, Kunststoff und Glas von fünfzig Prozent zu erreichen. Mit einer Änderung der AbfallrahmenRL soll dieses Ziel für den gesamten und nun einheitlich definierten Siedlungsabfall bis 2025 auf sechzig Prozent und bis 2030 auf 65 % angehoben werden.

5 www.cec4europe.eu EU Transparenzregister Nr. 628480917959-24, 24. Juni 2015

6 Vgl. Circular Economy Stakeholder Conference Closing the loop - Circular Economy: boosting business, reducing waste, Brüssel, 25. Juni 2015, https://ec.europa.eu/environment/ecoap/events/closing-loop-circular-economy- boosting-business-reducing-waste_en, 25. Juni 2015

7 http://ec.europa.eu/environment/consultations/closing_the_loop_en.htm, 2. Oktober 2015

8 Zu den Inhalten sei beispielsweise auf die übersichtliche Zusammenfassung im BDE Europaspiegel vom De- zember 2015 verwiesen. (http://bde.de/assets/public/Dokumente/Europa/BDE-VOEB-Europaspiegel-122015.

pdf)

9 Richtlinienvorschlag zur Änderung der Abfallrahmenrichtlinie (2008/98/EG), der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle (94/62/EC), der Richtlinie über Abfalldeponien (1999/31/EC), der Richtlinie über Altfahrzeuge (2000/53/EC) sowie – in einem Vorschlag zusammengefasst - der Richtlinie über Batterien und Akkumulatoren sowie Altbatterien und Altakkumulatoren (2006/66/EC) und der Richtlinie über Elektro- und Elektronik-Altgeräte (2012/19/EU).

10 Kunststoffe, Lebensmittelabfälle, kritische Rohstoffe, Baurestmassen und Biomasse

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15 EU Kreislaufwirtschaftspaket und Circular Economy Coalition for Europe

Politik | Strategie

Hinsichtlich der Verpackungsabfälle sollen die bestehende Quote von sechzig Prozent für Recycling oder energetische Verwertung sowie die Obergrenze von achtzig Prozent für die stoffliche Verwertung entfallen. An ihre Stelle tritt ein Ziel für Wiederverwen- dung und Recycling von Verpackungsabfällen von 65 % bis 2025 und von 75 % bis 2030. Die Unterziele für die einzelnen Packstoffe reichen bis zu 85 %, zudem sollen erstmals getrennte Vorgaben für Fe-Metalle und Aluminium gelten.

Die bestehenden und offenbar auch genutzten Spielräume für die Berechnung der Recyclingquoten sollen durch methodische Präzisierungen reduziert werden.

Abfallart Ziele1) 2020 2025 2030

VerpackRL Ziele CEP CEP

AbfRRL Vorschlag Vorschlag Siedlungsabfall Recycling/Wiederverwendung 50 % 60 % 65 %

Deponie (Maximum) 25 % 10 %

Lebensmittelabfall2) Reduktion 2017–2025 30 %

Verpackungsabfälle 65 % 75 %

Papier 60 % 75 % 85 %

Kunststoff 22,5 % 50 %

Glas 50 % 75 % 85 %

Fe-Metalle

50 % 75 % 85 %

Aluminium 75 % 85 %

Holz 15 % 60 % 75 %

Baurestmassen Recycling/Wiederverwendung 70 %

Tabelle 1: Ziele für Recycling und (ab 2020) Wiederverwendung gemäß VerpackRL und Abfall- rahmenRL sowie Vorschlag gemäß Kreislaufwirtschaftspaket 2015

Die Deponierung von Siedlungsabfall soll entscheidend eingeschränkt werden und 2030 in den Mitgliedsstaaten maximal zehn Prozent des Siedlungsabfallaufkommens betragen11. Dies wird durch ein Deponierungsverbot für die getrennt zu sammelnden Abfallarten Glas, Kunststoff, Metall und Papier unterstützt, zu denen künftig auch Bioabfall gehören soll12.

Die Mitgliedstaaten sollen zur Anwendung von Abfallvermeidungsmaßnahmen ver- pflichtet sein. Lebensmittelabfälle, Getränkeverpackungen, Elektro- und Elektronik- altgeräte, Textilien, Sperrmüll sowie kritische Rohstoffe werden gezielt angesprochen,

11 Ein wichtiger und richtiger Schritt angesichts der Tatsache, dass 18 Mitgliedsstatten zuletzt Deponiequoten von über fünfzig Prozent aufwiesen und nur sechs Mitgliedsstaaten weniger als drei Prozent erreichten. Die notwendige Rolle der geordneten Deponie als finale Senke für ablagerungsfähige Stoffe darf aber nicht übersehen werden.

12 Schon bisher waren die Mitgliedsstaaten gem DeponieRL verpflichtet, eine Strategie zur Verringerung der Deponierung biologisch abbaubarer Siedlungsabfälle auszuarbeiten. Ziel ist u. a., die deponierte Bioabfallmenge bis Mitte 2016 auf 35 % des gesamten biologisch abbaubaren Siedlungsabfallaufkommens (Basisjahr: 1995) zu verringern.

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Christoph Scharff

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Politik | Strategie

wobei die Förderung von Ressourceneffizienz, Reparatur, Sammlung und Wiederver- wendung als Maßnahmen genannt werden. Die Abfallpläne der Mitgliedsstaaten sollen sich u. a. auch des Themas Littering annehmen.

Für industrielle Abfälle und Baurestmassen wird auf die Anwendung bester verfüg- barer Techniken verwiesen. Ergänzend sollen die Mitgliedsstaaten Sortiersysteme für Bau- und Abbruchabfälle13 fördern.

Die Vorgaben zur Produzentenverantwortung sollen durch zwingende technische und organisatorische Mindestanforderungen an Sammel- und Verwertungssysteme erweitert und harmonisiert werden. Transparenz des Betreiberhintergrundes, der Finanzierung und Massenströme steht dabei im Vordergrund. Vollkostendeckung auf Basis optimierter Dienstleistungskosten soll wirtschaftliche Maxime der Produzenten- verantwortung sein.

3. Kritik

Nach Aussagen der EU Kommission soll das Kreislaufwirtschaftspaket den Zielen von Wachstum und Beschäftigung bei Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des Umweltschutzes dienen. Dies deckt sich mit der eingangs beschriebenen wirtschafts- politischen Bedeutung des Themas, ist zu begrüßen und zu unterstützen.

Folgerichtig ist das Vorhaben nach den Prinzipien von Effektivität und Effizienz auszurichten, um nicht zu einer Belastung von Wirtschaft und Verbrauchern ohne nennenswerten Beitrag zur Rohstoffbasis oder ohne gesteigerte Ressourceneffizienz zu führen. Diese beiden Kriterien sollen im Folgenden den roten Faden bilden.

3.1. Schwerpunkt Siedlungsabfall

Schon das Kreislaufwirtschaftspaket 2014 setzte mit dem Fokus auf Siedlungsabfall und damit auf sieben bis zehn Prozent des Gesamtabfallaufkommens einen aus Sicht des Ressourcenmanagements, der Ersatzbrennstoffe und des Schadstoffmanagements fragwürdigen Schwerpunkt. Die Annahme, gewerbliche und industrielle Abfälle wä- ren zu heterogen und können mit bestverfügbaren Technologien (BAT) ausreichend abgedeckt werden, ist sachlich nicht aufrechtzuerhalten14.

Hier bringt das CEP 2015 mit seinem Aktionsplan wesentliche Verbesserungen und zeigt, dass die Kommission der Kritik Rechnung getragen hat15. Wesentlich ist, dass der Hinweis auf das große Rohstoffpotenzial in Industrie- und Bauabfällen seitens der Kommission nicht als Anregung missverstanden wird, hier undifferenziert mit denselben Methoden und Zielmodellen wie bei Siedlungsabfällen vorzugehen.

13 Zumindest für Holz, Glas, Metall, Mineralstoffe und Gips

14 Auch Deutschland trägt mit der Novelle zur GewerbeabfallV diesem Umstand Rechnung.

15 U. a. von kommunaler Seite wird kritisiert, dass die vorgeschlagene EU-weit einheitliche Definition von Siedlungsabfall über das Kriterium der Zusammensetzung hinaus eine Mengenschwelle umfassen soll. Aus

Ressourcensicht ist diese Frage nicht relevant. TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky

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19 EU Kreislaufwirtschaftspaket und Circular Economy Coalition for Europe

Politik | Strategie

3.2. Recyclingziele

Im Bereich der Siedlungsabfälle – und hier vor allem der Verpackungen – haben die meisten Mitgliedsstaaten bereits hohe Recyclingquoten im Einklang mit der EU Ver- packRL erreicht16. Offen bleibt, ob diese Ziele unter den spezifischen Randbedingungen in den Mitgliedsstaaten tatsächlich ökologisch oder ökonomisch vorteilhaft sind.

Es ist leider nicht nachzuvollziehen, auf Basis welcher Annahmen die neuen Ziele für Recycling und Wiederverwendung und ihre Umsetzungszeiträume hergeleitet wurden.

Eine Kosten-Nutzen-Analyse wurde nicht angestellt.

Das ist eine bedauerliche Lücke, denn Ziel müssen aus ökologischer Sicht optimale Recyclingquoten sein, nicht maximale17.

Somit ist keine Aussage darüber möglich, ob die vorgeschlagenen Quoten für 2025 oder 2030 überhaupt den selbst gesetzten Zielen der Kommission – Wachstum, Be- schäftigung, Umweltschutz – dienen. Erste ökonomische Abschätzung der Wirkungen zeigen jedoch, dass damit – unter der Annahme ihrer zeitgerechten und technischen Umsetzbarkeit – die Recyclingquote von Verpackungen zwar um etwa dreißig Prozent steigen kann, die Kosten sich jedoch verdoppeln18.

Die Einbeziehung der Wiederverwendung in die Recyclingziele wirft definitorische Fragen auf und lässt einen Vergleich mit Vorperioden nicht mehr zu. Anstelle – möglicherweise ineffizienter – höherer Zielvorgaben, die manche Mitgliedsstaaten vermutlich genauso wenig beeindrucken wie die geltenden, sollte das Augenmerk auf eine Harmonisierung des Recyclingniveaus in den Mitgliedsstaaten gelegt werden, um weitere Wettbewerbsverzerrungen und Anreize für Abfallexporte in Länder mit geringeren Standards zu vermeiden.

Der neue Vorschlag der Kommission, dass bestimmte Mitgliedstaaten19 eine Verlän- gerung der Fristen zur Einhaltung der Siedlungsabfallrecyclingziele und bzw. oder der Deponiebegrenzung um fünf Jahre beantragen können, ist als erster Schritt sinnvoll.

Er müsste nun nicht nur um den vorgesehen Umsetzungsplan, sondern um aktive Maßnahmen ergänzt werden, um die nachhinkenden Mitgliedsstaaten an das Zielni- veau heranzuführen.

16 Ungeachtet dessen ist die Feststellung, die EU hätte eine durchschnittliche Recyclingquote bei Siedlungsabfall von 42 %, hier irrelevant: Die EU Abfallrahmenrichtlinie fordert für das Jahr 2020 eine Recyclingquote von fünfzig Prozent je Mitgliedsstaat. Der durch Deutschland, sein hohes Abfallaufkommen und seine außeror- dentlich hohe ausgewiesene Recyclingquote verursachte gewichtete Mittelwert hilft nicht. Das arithmetische Mittel der Mitgliedsstaaten lag 2013 bei lediglich 32 % [EUROSTAT 2015].

17 Die Betonung des Siedlungsabfalls wirkt auch hier verzerrend: 2030 sollen zwar z.B. 85 % aller Aluminiumver- packungen verwertet werden, die weitaus größeren und weniger dispers verteilten Aluminiumkomponenten in Bau oder Automobilsektor werden jedoch nicht in Angriff genommen.

18 Für die im CEP 2014 vorgesehenen höheren Recyclingquoten fiele der Effekt noch deutlicher aus: Einer Stei- gerung der Recyclingquote von Verpackungen um fünfzig Prozent stünde ein Kostenanstieg von zweihundert Prozent gegenüber. Beiträge der Wiederverwendung blieben bei dieser Abschätzung vorerst unberücksichtigt.

Denkstatt GmbH: Beurteilung des Maßnahmenpaketes der Kommission zur Circular Economy hinsichtlich Umsetzbarkeit und Kosten, Wien 2016

19 Estland, Griechenland, Kroatien, Malta, Rumänien und Slowakei

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Christoph Scharff

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Politik | Strategie

3.3. Faktor Zeit

Beispiele belegen, dass es möglich ist, den abfallwirtschaftlichen Modalmix von Sied- lungsabfall auf der ersten Behandlungsstufe aus Recycling, energetischer Verwertung und Deponierung grundlegend zu verändern. Bild 2 zeigt die Entwicklung Österreichs vom Ende der 1990er Jahre mit über siebzig Prozent Deponie und unter zwanzig Prozent Recycling zu drei Prozent Deponie und knapp sechzig Prozent Recycling im Jahr 2013.

Das ursprüngliche Vorhaben der EU Kommission bedeutet allerdings, alle Mitglieds- staaten – unter gegenwärtig ungleich ungünstigeren politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen – aus einer z.T. schlechteren Ausgangsposition in kürzerer Frist zu einem höheren Ziel zu führen.

70 60 50 40 30 20 10

Recyclingquote

%

DeutschlandÖsterreic h Belgien Niederland

e

SchwedenLuxemburgDänemark Großbritannien

Slowenien Italien Frankreic

h Irland

FinnlandSpanienBulgarienLitauenUngarnPortugal TschechienPolenZyper

n

Griechenlan d

EstlandLettlandKroatienSlowakeiMalt a

Rumänien EU 28 0

CEP 2030: 65 %

WFD 2020: 50 % 2013: Ø 42 %

2013: 32 % Ziel-Vorschlag 2030

Ziel 2020 EU-Durchschnitt Ø der Mitgliedsstaaten

Priorität 1

70 60 50 40 30 20 10

Massenanteile der Mitgliedsstaaten 0

Deutschland

Bild 1: Recycling von Siedlungsabfall in den Mitgliedsstaaten 2013 und Ziel des Kreislaufwirt- schaftspakets

Quelle: Eurostat 2015 und eigene Darstellung

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21 EU Kreislaufwirtschaftspaket und Circular Economy Coalition for Europe

Politik | Strategie

Dies scheint bei allem Respekt unrealistisch, zumal weitreichende Transformationen neben klaren Zielen vor allem ein investitionsfreundliches Klima mit stabilem Rechts- rahmen und entsprechender Verwaltungskultur erfordern.

0 %

0 %

10 % 90 %

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20 %

10 % 40 %

0 % 50 %

50 % Verbrennung Deponierung

Recyclin g 100 %

100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 40 %

10 %

Deutschland

Übergangsländer

Länder, weitgehend mit Deponierung von Siedlungsabfällen

AT 1989

100 %

Schweden

Norwegen Länder, weitgehend

mit Recycling und Verbrennung von Siedlungsabfällen

Luxem- burg

Belgien 50 %

Dänemark Niederlande

Frankreich

Tschechien Spanien

Litauen Ungarn Kroatien

Bulgarien

Portugal Griechenland

Malta Lettland

Slowakei Türkei

Rumänien

Polen Italien Island

Großbritannien

Zypern

AT 2013 Slowenien

Finnland

Estland Schweiz EU-Ziel 2030

Bild 2: Abfallwirtschaftlicher Modalmix europäischer Staaten 2013, vorgeschlagenes Ziel 2030 (CEP 2014) und Entwicklungspfad Österreich 1989 bis 2013

Quelle: Pomberger, R. 2015, bearbeitet

3.4. Unzureichender Horizont der Abfallwirtschaft

Selbst wenn das Feld der Siedlungsabfälle um das breite Spektrum gewerblicher und industrieller Abfälle erweitert wird: Große und zum Teil größere Potenziale an Se- kundärrohstoffen liegen in anderen Bereichen, die, weil sie noch in Nutzung stehen werden, noch gar nicht in der Abfallwirtschaft angekommen sind.

Dies sei an einem Beispiel20 erläutert (Bild 3): Der Marktinput an Kunststoffen beträgt in Österreich jährlich etwa 1.000.000 t (2010). Den größten Anwendungsbereich stellen Verpackungen mit etwa 28 % dar, die nahezu zur Gänze zeitnah durch die

20 Feketisch, J.; Laner, D.: Kunststoffe in Österreich – Eine Analyse der Entwicklungen in den letzten 15 Jahren, in: Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft (2015) 67:35–42

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Christoph Scharff

22

Politik | Strategie

Abfallwirtschaft erfasst und behandelt werden. Den zweitgrößten Sektor mit etwa 25 % bilden Anwendungen im Bau. Hiervon gelangen jedoch nur etwa zwanzig Prozent des jährlichen Aufkommens in die Abfallwirtschaft. Der weitaus überwiegende Teil steht noch und in vielen Fällen auf Jahre hinaus in Gebrauch und erhöht den Bestand im anthropogenen Lager.

Güter in Gebrauch finden keinen Niederschlag in der heutigen abfallwirtschaftlichen Statistik. Eine rein abfallwirtschaftliche Betrachtung sieht diese Potenziale nicht und führt daher zu falschen Prioritäten, Quantitäten und Qualitäten und lässt den Faktor Zeit außer Betracht. Planungen auf dieser lückenhaften Basis, wie sie auch den Überlegungen zum Kreislaufwirtschaftspaket zugrunde liegen, müssen somit grob unvollständig bleiben.

Eine sinnvolle Planung muss das zukünftige Abfallaufkommen und Potenzial an Sekun- därrohstoffen und Ersatzbrennstoffen ergründen: die Akkumulation im anthropogenen Lager über die Zeit, das Abreifen nach Ende der Nutzungsdauer, Mengen, Gemengelagen

70 80 90 100

60 50 40 30 20 10

Verbrauch kt/a Lageraufbau

Verpackung

Bau

Transpor t

Möbel und Haushaltswaren Elektr

o LandwirtschaftMedizinande

re Anwendungen Lager, Abfall,

Verwertung und Entsorgung

%

Deponierung thermische Verwertung

werkstoffliche Verwertung rohstoffliche Verwertung Wiederverwendung (inkl. Export)

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1.000

0

Bild 3: Kunststoffaufkommen nach Sektoren und Abfallbehandlung, Österreich 2010

Quelle: Feketisch, J.; Laner, D. 2015, bearbeitet

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23 EU Kreislaufwirtschaftspaket und Circular Economy Coalition for Europe

Politik | Strategie

und nicht zuletzt die Qualitäten einschließlich neuer Werkstoffe (future wastes). Dafür ist ein Blick nach vorn im Wege einer dynamischen Modellierung notwendig, nicht in den Rückspiegel der abfallwirtschaftlichen Vergangenheitsbetrachtung.

3.5. Anthropogenes Lager

Das Kreislaufwirtschaftspaket 2015 hat in seinem Aktionsplan erkannt, dass die etwa 0,5 t pro Einwohner und Jahr an Siedlungsabfall politisch im Vordergrund stehen mögen und deshalb die Änderungsvorschläge zu den Abfallrichtlinien dominieren, aus ressourcenpolitischer Sicht aber ein nachrangiges Restpotenzial darstellen. Das Gesamtabfallaufkommen ist um den Faktor zehn größer (etwa fünf Tonnen/E.a).

Der Aufbau an anthropogenen Lagern in Form von Gütern und Infrastruktur ist mit acht bis zehn Tonnen/E.a hingegen abermals deutlich höher als das gesamte Abfallauf- kommen. Während wir fünf t Abfall produzieren, erhöhen wir den Bestand an Gütern um das Doppelte. In entwickelten Volkswirtschaften beträgt das anthropogene Lager, gewissermaßen der statistische Rucksack, etwa 400 t pro Kopf, der sich auf Güter in Gebrauch und nach Gebrauch (Deponien) verteilt21.

Diese Massen werden nach Erreichen ihrer Nutzungsdauer das künftige Abfallauf- kommen quantitativ und qualitativ entscheidend bestimmen, noch bevor künftige Maßnahmen zu Ecodesign ihre Wirkung entfalten. Die Abfälle der Zukunft sind also bereits da und der Anspruch Zero Waste bis zum Jahr 2030 nicht einzulösen, ja irreführend.

21 Baccini, P.; Brunner, P. H.: Metabolism of the Anthroposphere, 2. Aufl., MIT Press, Cambridge MA, 2012, sowie: Baccini, P., Brunner, P. H.: Do you know the stocks and flows of your real economy? in: The European Financial Review, 03.08.2012

Jährliche Zunahme des anthropogenen Lagers:

Güter, Gebäude, Infrastruktur

Jährliches Abfallaufkommen

Siedlungsabfall Anthropogene Ressourcen nach Gebrauch:

Deponie

Anthropogene Ressourcen in Gebrauch:

Güter, Gebäude, Infrastruktur

t/E,a Näherungswerte 10

~340

~60 5 0,5

Bild 4:

Anthropogenes Lager und jähr- licher Zuwachs (schematisch)

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Christoph Scharff

24

Politik | Strategie

3.6. Nachfrage nach Sekundärrohstoffen

Verbindliche Recyclingziele schaffen ein künstliches, d.h. nicht durch Nachfrage indu- ziertes Angebot. Es kann argumentiert werden, dass sich dieses Angebot seinen Markt und eine Nachfrage schon schaffen werde. Der gesetzliche Druck stoße Innovationen und Investitionen an, die den Zielen von Wachstum und Umweltschutz dienlich seien.

Diese Argumentation lässt zwei Aspekte außer Acht: Es ist durchaus plausibel anzu- nehmen, dass konsumentennahe Altstoffe wie Verpackungen aus Glas, Papier, Metall, PE oder PET auch in zehn bis 15 Jahren ihre Abnehmer finden werden. Ob die massiv angehobenen Recyclingziele – der Weg der Wiederverwendung sei der Einfachheit halber hier ausgeblendet – aber Altstoffe in der erforderlichen Qualität und wenn überhaupt, dann zu welchen kompetitiven Kosten liefern, bleibt fraglich22.

Die andere und erstaunlicherweise bislang vollständig ausgeblendete Frage ist, welche Rohstoffe die europäische Industrie im Planungshorizont des CEP überhaupt benötigen wird. Es wäre gewagt anzunehmen, ein künstliches Angebot an Sekundärrohstoffen undefinierter Qualität allein würde die im globalen Wettbewerb stehenden Unterneh- men zu großen Umbrüchen in der Rohstoffbeschaffung bewegen.

Wenn das Kreislaufwirtschaftspaket seinem Namen gerecht werden will, nicht Selbst- zweck sein, sondern einen signifikanten Beitrag zur Rohstoffbasis der europäischen Industrie leisten soll, müssen nicht nur aufkommensseitig alle Quellen von Sekundär- rohstoffen und Ersatzbrennstoffen in Betracht gezogen werden, sondern muss in Zu- sammenarbeit mit den Bedarfsträgern in der Wirtschaft auch der künftige quantitative und qualitative Rohstoffbedarf unter dem Gesichtspunkt der Versorgungssicherheit modelliert werden23.

Dies ermöglicht eine Priorisierung von Rohstoffbedarf und geeigneten sekundären Rohstoffpotenzialen und Ersatzbrennstoffen, auf deren Grundlage marktkonforme Instrumente zu ihrer bedarfsgerechten, effektiven und effizienten Nutzung entwickelt werden können.

22 Das Beispiel Aluminium macht das Problem deutlich: In Österreich ist eine Steigerung der Recyclingquote auf das Zielniveau 2030 durch eine bloße Skalierung des Status quo nicht möglich, da die derzeit generierte Menge an Al-Mischschrotten den nationalen Endverbrauch an Gusslegierungen bereits übersteigt. Logistik und Verwertung müssen zu kaskadischer Nutzung weiter entwickelt werden, um hochwertige Schrotte für Knetlegierungen z.B. für Strukturbauteile von Fahrzeugen zu erhalten [Buchner, H. 2015].

23 Einen beispielgebenden Ansatz, der weitergeführt, erweitert und vertieft werden sollte, stellen die Stu- die der Europäischen Kommission zu den kritischen Rohstoffen 2012 und ihre Aktualisierung 2014 dar.

http://ec.europa.eu/DocsRoom/documents/10010/attachments/1/translations/en/renditions/native

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25 EU Kreislaufwirtschaftspaket und Circular Economy Coalition for Europe

Politik | Strategie

4. Ausblick

Das EU Kreislaufwirtschaftspaket 2015 zeigt den politischen Willen und Weg, den die Europäische Union einschlagen möchte. Ausformuliert ist im Wesentlichen der Bereich Siedlungsabfall, die Bedeutung anderer Abfälle wurde aber zumindest erkannt. Der Entwurf 2015 hat zahlreiche Schwächen des ersten Ansatzes 2014 saniert und bietet mit seinem Aktionsplan eine realistische Chance, zu einer Kreislaufwirtschaftspolitik zu gelangen, die den von der Kommission formulierten Zielen von Wachstum, Be- schäftigung und Umweltschutz gerecht wird.

Schwerpunkt des CEP

Bild 5: Rohstoffmatrix mit potenziellen sekundären Lagern (schematisch)

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Christoph Scharff

26

Politik | Strategie

Der Blick muss aber noch erweitert werden: Anthropogene Ressourcen mit ihren hohen Zuwachsraten und großen Lagern können in Zukunft eine wichtige Säule für die Rohstoffsicherung der europäischen Wirtschaft bilden. Die Datenbasis über das Potenzial an Sekundärrohstoffen, über Lagerstätten und Dissipation, Güte und Qua- lität, Wirtschaftlichkeit ihrer Rückgewinnung und Schadstoffaspekte ist gegenwärtig jedoch noch sehr lückenhaft24.

Auch die europäische Abfallwirtschaft, deren Aufgabe die Behandlung und Aufberei- tung der Sekundärrohstoffe und Ersatzbrennstoffe sein wird, verfügt zu ihrem Input in den kommenden Jahrzehnten nicht über ausreichende Daten und Planungsgrund- lagen und in einzelnen Bereichen auch nicht über geeignete Logistik, Technologien und Kapazitäten.

Politische Eingriffe sollten sich aber an einer gesicherten Faktenbasis und den maßgeb- lichen Herausforderungen orientieren, um den Kriterien von Effektivität und Effizienz nachprüfbar zu genügen.

Das EU Kreislaufwirtschaftspaket muss daher in erster Linie der Startschuss zu einer vielfältigen Forschungsinitiative in den Mitgliedsstaaten und auf europäische Ebene sein, die diese Fragen in Angriff nimmt und die notwendige Wissensbasis schafft. Weit- reichende wirtschafts- und umweltpolitische Entscheidungen auf einer unzureichenden Datengrundlage wären spekulativ und letztlich unverantwortlich.

24 Der Forschungsrahmen und Ressortforschungsplan 2016 des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit trägt diesem Umstand mit dem Vorhaben Kartierung des anthropogenen Lagers bereits Rechnung.

Abbildung

Tabelle 1:  Ziele für Recycling und (ab 2020) Wiederverwendung gemäß VerpackRL und Abfall- Abfall-rahmenRL sowie Vorschlag gemäß Kreislaufwirtschaftspaket 2015

Referenzen

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