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P H Y S I K I M A L LTA G

48 Physik Journal 14 (2015) Nr. 11 © 2015 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

S

o manchen Sprecher in einem Seminarraum kann man zwar hören, aber nicht deutlich verste- hen. Das hat natürlich verschiedene Gründe, aber maßgeblich ist dabei die Akustik des Raums. Sie ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Raumvolumen und -geometrie mit den Oberflächen und Materialien im Raum, die den Schall reflek- tieren, streuen oder absorbieren.

Breiten sich Schallwellen von einem Sprecher ausgehend in einem Raum aus, lässt sich dies über ei- nen großen Frequenz bereich der menschlichen Stimme geometrisch beschreiben. Zunächst erreicht der Direktschall, also der entlang der Sichtlinie ankommende Schall, den Zuhörer (Abb. 1). Der restliche Schallanteil wird ein- bis mehrfach an Flächen des Raums reflektiert, wobei man zwischen frühen Refle- xionen und Nachhall unterscheidet.

Bei den frühen Reflexionen kann der Zuhörer die einzelnen Schall- anteile noch getrennt wahrnehmen, beim Nachhall nicht.

In einem Seminarraum kommt es auf Sprachverständlichkeit an.

Dafür muss der Anteil des Direkt- schalls möglichst hoch sein. Die frühen Reflexionen sollten idealer- weise in den ersten 20 Millisekun- den nach ihrer Ausstrahlung beim Zuhörer ankommen, weil er den Sprecher dadurch besser lokali- sieren und lauter hören kann. Der Nachhall sollte möglichst innerhalb einer Sekunde abklingen.

Neben den Dimensionen und der Geometrie des jeweiligen Raums bestimmen die Schallabsorption der reflektierenden Flächen – Decke, Boden, Wände und Mobiliar – die ersten Reflexionen und den Nachhall. Eine schallharte Fläche wie eine Beton- oder Glaswand reflektiert eintreffende Schallwellen nahezu verlustfrei. Allgemein gilt:

Je größer der Raum und je „schall- härter“ die Flächen, desto länger die Nachhallzeit. Sie ist als die Zeit de- finiert, in welcher der Schalldruck einer schlagartig verstummenden Quelle auf ein Tausendstel des An- fangswerts abnimmt.

In quasi jedem Raum tragen so genannte poröse Absorber zu einer angenehmeren Nachhallzeit bei – etwa in Form von Vorhängen, Teppichboden oder Polstermöbeln.

Zudem gibt es gezielt für akustische Zwecke hergestellte Schaum- und Vliesstoffe, die sich beispielsweise an Decken oder Wänden platzie- ren lassen. Das zugrunde liegende

physikalische Prinzip ist bei allen Absorbern dasselbe: Die in das poröse Material eindringenden Schallwellen regen die darin ent- haltene Luft zum Schwingen an;

die poröse Struktur des Materials bremst diese Schwingungen auf- grund des Strömungswiderstands und der Reibung ab und wandelt die Bewegungsenergie in Wärme um. Da die Schallabsorption von der Frequenz abhängt, unter- scheiden sich Absorber vor allem in ihrer Bandbreite und Effekti- vität. Zudem ist die Position des Absorbers im Raum wesentlich, wenn man bestimmte Reflexionen vermeiden will. Am effektivsten arbeitet ein solcher Absorber, wenn er sich eine Viertel Wellenlänge vor einer schallharten Fläche befindet, weil dort die Schallschnelle, also die Geschwindigkeit der Luftteilchen, maximal ist.

Neben den porösen Absorbern gibt es auch resonante Absor- ber, die als Plattenabsorber oder Helmholtz-Resonator ausgelegt sind. Bei den Plattenabsorbern wird eine schwingungsfähige Platte auf einem lufthaltigen Volumen aus Schaumstoff oder Mineralwolle befestigt. Auftreffende Schallwellen regen diesen Absorber zu Eigen- schwingungen an, die sich letztlich wieder in Reibungswärme um- wandeln. Durch die Kombination

n Raum für guten Klang

Mit passenden Absorbern und Diffusoren lässt sich die Raumakustik verbessern.

Bei diesem Kantenabsorber steckt ein poröser Schaumstoff in einem mit Stoff bespannten Rahmen. Der Name der Kanten­

absorber leitet sich von seiner Positionierung in den Raum­

ecken ab.

Phoneon

Wer Ansprachen hält, braucht dafür die passende Raumakustik. Diese hängt u. a.

vom Volumen und der Form des Raums

oder den Materialien auf den Ober­

flächen ab, lässt sich aber auch durch weitere Elemente beinflussen.

Kasto / Fotolia

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© 2015 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 14 (2015) Nr. 11 49 mehrerer Platten unterschiedlicher

Eigenfrequenz lassen sich so auch breitbandigere Absorber herstellen.

Ein Helmholtz-Resonator dagegen besteht aus einem kleinen schwin- gungsfähigen Luftvolumen in einer schmalen Öffnung, an das ein großes Luftvolumen angekoppelt ist. Treffen Schallwellen auf das kleine Luftvolumen, regt dieses das große resonant zum Schwingen an. Damit der Schalldruckpegel nicht verstärkt, sondern gedämpft wird, muss die in der Öffnung schwingende Luft durch Reibung gebremst werden. Dafür sorgt ein dünnes poröses Material (etwa aus Schaum- oder Vliesstoff), das hin- ter der Öffnung sitzt.

Häufig sind Helmholtz-Resona- toren in Form gelochter Decken- verkleidungen zu sehen. Die Löcher fungieren dabei als die kleinen Luftvolumina, deren Schwingungen sich auf Hohlräume hinter den einzelnen Löchern übertragen. Die Abstimmung der Lochdurchmesser auf mehrere Resonanzfrequenzen ermöglicht einen relativ breitban- digen Absorber.

Wir brauchen Bass

Ein anderes Phänomen tritt auf, wenn die Wellenlängen des Schalls in der Größenordnung der Raum- dimensionen liegen. Bei einem größeren Besprechungsraum ist das bei Frequenzen etwas unterhalb von 200 Hertz der Fall, bei einem Konzertsaal bei etwa 30 Hertz.

Unterhalb dieser Frequenzen bil- den sich stehende Wellen aus, so genannte Raummoden. Diese tiefen Frequenzen nimmt ein Zuhörer abhängig von seiner Position in sehr unterschiedlicher Intensität

wahr: Jeder kennt das sicher, wenn mal wieder der Bass – und nur der Bass – aus der Nachbarwoh- nung her überwummert. Poröse Absorber helfen bei diesen tiefsten Frequenzen nicht weiter, weil ihr Abstand von der Wand für eine wirkungsvolle Absorption zu groß sein müsste. Konzepte basierend auf Helmholtz-Resonatoren kön- nen hier helfen. Jedoch sind diese Lösungen nicht von der Stange zu haben, sondern erfordern eine ge- naue raumspezifische Auslegung, was ihre Verbreitung beschränken dürfte.

Völlig anders als bei einem Se- minarraum sieht die Situation bei einem Konzertsaal aus. Hier soll die Musik den Zuhörer „einhüllen“.

Das geschieht am besten, wenn die Anteile der ersten Reflexionen groß genug gegenüber dem Anteil des Direktschalls sind. Sie dürfen aber auch nicht zu groß werden, damit der räumliche Eindruck nicht ver- loren geht. Auch der Nachhall trägt zum vollendeten Musikerlebnis bei, wenn er etwa doppelt so lange wie in „Sprechräumen“ ausfällt und noch einen merklichen Anteil am gesamten Schalldruckpegel erreicht.

Während sich die Sprachver- ständlichkeit in einem Raum vor allem über die schallabsorbie- renden Materialien und Oberflä- chen beeinflussen lässt, sind für das „einhüllende“ Musikerlebnis in großen Räumen zusätzlich zu Absorbern oft Diffusoren erfor- derlich, um den Schall gleichmä- ßig zu verteilen. Die streuenden Strukturen der Diffusoren liegen dazu in derselben Größenordnung wie die Wellenlänge der Schall- wellen, um einen möglichst großen Winkel bereich abzudecken. In Konzertsälen ist das unter anderem mit speziell gestalteten Wänden zu erreichen. Sprecher gut zu verste- hen und Musik intensiv zu erleben schließen sich aus akustischer Sicht also gegenseitig aus.

Michael Vogel *

Ich danke Ingolf Bork von der Physikalisch-Technischen Bundes- anstalt in Braunschweig für hilf- reiche Erläuterungen.

Abb. 1 Der Direktschall (rot) erreicht den Detektor vor den frühen Reflexionen von den Wänden (grün). Zuletzt gelangt der Nachhall (blau) zum Detektor.

a 0,1

Detektor

Schallquelle

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