T
agesgeld bringt drei Pro- zent, Festgeld liegt mit Hängen und Würgen knapp drüber. Diese lakoni- sche Auskunft gibt es am Banktresen selbst dann, wenn der Anleger mit größeren Be- trägen winkt.Wer sich mit diesen Mini- Zinsen nicht bescheiden will, geht andernorts auf Rendite- jagd. „Auf an die Börse“ hieß bislang die Devise. Aber das gilt eben heute nicht mehr, nachdem der mittlerweile so sehr aufgeblasene Aktien- markt selbst größten Optimi- sten ängstliche Schauer über den Rücken jagt.
So liegt der Weg zu Wäh- rungskonten recht nahe, win- ken doch hier feinere Ren- diten. Wer sich beispielsweise traut, Mark oder Euro in amerikanischen Dollars anzu- legen, bekommt beim Bank- haus Wölbern (Telefon 0 40/
3 76 08-0) für taglich fälliges
Geld vier Prozent Zinsen, die Allgemeine Deutsche Direktbank (Telefon 0 03 52/
2 51 01 01) liegt sogar einen Viertelpunkt höher.
Für das britische Pfund zahlen die beiden eben ge- nannten Adressen gar präch- tige 5,25 Prozent (Wölbern), und die Direktbank packt wiederum 0,25 Prozent mehr auf die Mindesteinlage von 10 000 Euro, was knapp 20 000 Mark entspricht.
Auf dem Pfad zu traum- haften Renditen landet der weiter suchende Investor schließlich beim südafrikani- schen Rand, dort winken je
nach Anbieter tolle 13 (Bank 24, Telefon 01 80/3 24 00 00) bis 16 Prozent (Wölbern) fürs Tagegeld.
Die Krone im Reigen der Währungskonten setzt sich allerdings Santander Direkt (Telefon 01 80/3 50 00) aufs Haupt: Die dortigen Geld- leute blättern für eine Anlage in mexikanischen Peso bei ei- ner Mindesteinlage von 5 000 Mark sagenhafte 18 Prozent per annum hin.
Alles gut, endlich mal ei- ne vernünftige Quelle für schnellen Reichtum gefun- den? Das ist es eben gerade nicht! Denn wo hohe Rendi-
ten winken, lauern Devisenri- siken permanent hinterm Busch. Die Rechnung ist ein- fach: Die Höhe des angebote- nen Zinses ist direkt propo- tional mit dem Nervenflat- tern, dem sich der Anleger aussetzen muß. Ob das lohnt, muß jeder selber mit sich aus- machen. Börsebius
[64] Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 4, 29. Januar 1999
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
„Ich habe früher schon mal Skat gespielt, aber die Regeln sind mir zu kompli- ziert. Ich vergesse sie leicht wieder“, so der deutsche Nobelpreisträger für Wirt- schaft, Professor Reinhard Selten. Doch zum Glück für ihn gibt es die bekannten Glücksspiele Schach und
Poker mit ihrem einfachen Regelwerk. So war denn auch das menschliche Ver- halten bei diesen Vorbild für seine aus der Mathe-
matik stammende Spiel- theorie, für die er 1994 den Nobelpreis erhielt. Glück und menschliches Verhalten – ein weites Feld.
Robert Hübner sprach nicht erst vom Glücksspiel Schach, als er seinen un- entschieden ausgegangenen Kandidatenwettkampf zur WM gegen den Russen Smyslow in Velden am Wör- thersee durch die Entschei- dung der Roulettekugel im dortigen Spielcasino verlor.
Wer dem Glücksspiel frönt, muß mit Verlusten und schlechter Laune rechnen.
Bei Dr. Faulhaber, dem 86jährigen Nestor des letz- ten deutschen Ärzteturniers in Baden-Baden, war dies nur kurzzeitig, als er am
Brett vor sich hinschimpfte:
„Ich habe einen Bock ge- macht, das darf man doch nicht machen!“ Vielleicht meinte er ja, daß 80 Jah- re Schacherfahrung dage- gen feien müßten. Anderen schlug es in Baden-Baden mehr aufs Gemüt, ursächlich hierfür waren allerdings Ver- luste in der Spielbank. Doch es gibt Menschen, die Ba- den-Baden sogar doppelt zu- frieden verlassen. Im Gäste- buch des dortigen Casinos findet sich ein hintersinniger Eintrag von Loriot: „Darf ich Ihren Gästen viel Glück wünschen?“ Dr. Weber je- denfalls hatte dies und konn- te zum guten Schluß mit ei- nem ansehnlichen Gewinn zu Bette gehen, was er als
gutes Omen für das Turnier empfand. Zu Fortuna gesell- te sich am nächsten Tag noch die Schachgöttin Caissa, und als er gegen den Turnier- favoriten Dr. Goldberg, ei- nen starken Bundesligaspie- ler aus Dresden, diese Stel- lung auf dem Brett hatte, war er seinem letztendlichen Turniersieg ganz nahe.
Sehen Sie, wie er als Weißer am Zug mit einem wuchtigen Schlag entschei- dend in Vorteil kam?
Lösung:
„Darf ich Ihren Gästen viel Glück wünschen?“
DR. MED. HELMUT PFLEGER
Börsebius zu Währungskonten
Nervenflattern inbegriffen
Nach dem Qualitätsopfer
1.
Txe6! brach die schwarze Stellung zusammen. Auf die er- zwungene Annahme 1.... Kxe6
folgte 2.T e1+Kd7 3.Txe7+,
wonach Schwarz jenseits von
Gut und Böse stand.
Nachtrag
Unter der Rubrik „Post Scriptum“ in Heft 3/1999 wurde aufgrund eines technischen Ver- sehens der Name des Autors nicht genannt. Der Verfasser des Beitrags „Betäubend“ ist Dr. med. Christof Goddemeier.
Leserservice: Börse- bius-Telefonberatung – Wie an jedem 1. Samstag im Monat können Sie auch am 6. Februar 1999 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Rein- hold Rombach) anrufen.
Wenn Sie also rund ums Geld der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Die Tele- fonberatung ist kosten- los und ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.