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Archiv "Hildegard von Bingen — die erste deutsche Ärztin" (08.11.1979)

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Bericht und Meinung

Hildegard von Bingen — die erste deutsche Ärztin

Im Sommer des Jahres 1098 wurde Hildegard in Bermersheim bei Al- zey in Rheinhessen als zehntes und letztes Kind des im Dienste des Bischofs von Speyer stehen- den Burggrafen Hildebert gebo- ren. Im Alter von acht Jahren über- gaben die adligen Eltern das kör- perlich nicht sehr robuste Mäd- chen der Gräfin Jutta von Spon- heim zur Erziehung und Ausbil- dung. Diese hatte auf dem Disibo- denberg im Nahetal neben einem größeren Benediktinerkloster ein kleines Nonnenkloster gegründet.

Hier wurde Hildegard bis zu ihrem

38. Lebensjahr nicht nur im Klo- sterleben und christlichen Glau- ben, sondern auch im Lesen und Schreiben, in der lateinischen Sprache und in mannigfachen Künsten und Wissenschaften un- terwiesen. Nach dem Tode ihrer

Lehrmeisterin wählte sie der Kon- vent 1136 zur Äbtissin des Klo- sters.

Schon als Kind besaß Hildegard die Gabe einer Seherin. Unter- stützt von der Marktgräfin von Sta- de und dem Mönch Volmar be- gann sie 1141 mit der Aufzeich- nung ihrer Visionen, die Papst Eu- gen III. als göttliche Eingebungen bezeichnete. In dem propheti- schen Werk „Scivias" sind diese Visionen zusammengefaßt.

Als das Kloster auf dem Disibo- denberg zu klein wurde, übersie- delte Hildegard 1147 mit ihren Klo- sterfrauen auf den Rupertsberg

bei Bingen, wo ein großes Bene- diktinerkloster entstand. In den Jahren 1150 bis 1158 schrieb sie hier ihre naturwissenschaftlichen und medizinischen Schriften, in den Jahren 1158 bis 1163 eine christliche Sittenlehre und 1170 das Buch der Werke Gottes. 500 erhalten gebliebene Briefe an Päp- ste und Prälaten, Fürsten und Kö- nige zeugen von ihrer außeror- dentlichen Gelehrsamkeit, ihrem fundierten Glauben und vielseiti- gen Wissen.

In den Jahren 1156 bis 1170 unter- nahm die oft kränkelnde Hildegard auch Reisen nach Würzburg, Bamberg, Trier, Metz, Maria Laach, Siegburg, Köln, Werden, Speyer und Worms, um besonders gegen die Lauheit im Glauben zu predigen. In das Jahr 1165 fällt die Gründung des Tochterklosters Ei- bingen auf dem gegenüberliegen- den Rheinufer in der Höhe von Rü- desheim. Am 17. September 1179 starb Hildegard im 82. Lebensjahr.

Ihre Gebeine ruhen in der Pfarrkir- che von Eibingen.

Über die praktische ärztliche Tä- tigkeit Hildegards ist nur wenig bekannt. Nach der Darstellung des Chronisten war der Rupertsberg bei Bingen ein Pilgerzentrum für Kranke und Gebrechliche, die hier Befreiung von ihren Schmerzen und körperlichen Leiden suchten und vielfach auch fanden. Hilde- gards Verständnis für Arbeitshy- giene und ihre erstaunlichen ar- chitektonischen Fähigkeiten las- sen sich daran erkennen, daß in den beiden von ihr errichteten Klö- stern in allen Arbeitsräumen flie- ßendes Wasser vorhanden war.

Zwei von Hildegards Schriften be- handeln medizinische Themen.

Die „Physica", das wertvollste Do- kument der Heilkunde am Rhein des 12. Jahrhunderts, ist eine Na- turbeschreibung aus ärztlicher Sicht, eine Darstellung der Heil- kräfte, die von Pflanzen, Tieren und Gesteinen ausgehen. Dieses Werk ist zwar in lateinischer Spra- che verfaßt, enthält jedoch eine Fülle von Ausdrücken, die für die

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Kenntnis der deutschen Mundart jener Zeit von großer Bedeutung ist. Die zweite medizinische Schrift, die „Causae et Curae" lie- fert einen Überblick über die Kenntnisse Hildegards in der Arz- neikunst, wobei sowohl die For- schungsergebnisse älterer ärztli- cher Autoren als auch ihre eige- nen Erfahrungen und Beobach- tungen ihren Niederschlag finden.

Sie enthält darüber hinaus eine große Zahl von Behandlungsvor- schlägen und Ratschlägen für eine gesunde Lebensweise.

In ungewöhnlicher Weise vereini- gen sich in der Gestalt der Hilde- gard von Bingen die tiefe Gläubig- keit einer Ordensfrau und Mystike- senschaftlerin von hohen Graden.

Die Deutsche Bundespost gab an- läßlich des 800. Todestages Hilde- gards von Bingen am 17. Septem- ber 1979 eine Sondermarke her- aus (Wert: 1,10 DM), die die Bene- diktinerin im Kloster bei einer Nie- derschrift zeigt. Dr. R. W.

BRIEFMARKEN

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 45 vom 8. November 1979 2949

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