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RaumFragen: Stadt Region Landschaft

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(1)

Sand im Getriebe

Florian Weber Olaf Kühne Corinna Jenal Erik Aschenbrand Ante Artuković

Aushandlungsprozesse um die

Gewinnung mineralischer Rohstoffe aus konflikttheoretischer Perspektive nach Ralf Dahrendorf

RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft

(2)

RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft

Reihe herausgegeben von O. Kühne, Tübingen, Deutschland S. Kinder, Tübingen, Deutschland O. Schnur, Berlin, Deutschland

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Im Zuge des „spatial turns“ der Sozial- und Geisteswissenschaften hat sich die Zahl der wissenschaftlichen Forschungen in diesem Bereich deutlich erhöht. Mit der Reihe

„RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft“ wird Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern ein Forum angeboten, innovative Ansätze der Anthropogeographie und sozi- alwissenschaftlichen Raumforschung zu präsentieren. Die Reihe orientiert sich an grundsätzlichen Fragen des gesellschaftlichen Raumverständnisses. Dabei ist es das Ziel, unterschiedliche Theorieansätze der anthropogeographischen und sozialwissenschaftli- chen Stadt- und Regionalforschung zu integrieren. Räumliche Bezüge sollen dabei insbe- sondere auf mikro- und mesoskaliger Ebene liegen. Die Reihe umfasst theoretische sowie theoriegeleitete empirische Arbeiten. Dazu gehören Monographien und Sammelbände, aber auch Einführungen in Teilaspekte der stadt- und regionalbezogenen geographischen und sozialwissenschaftlichen Forschung. Ergänzend werden auch Tagungsbände und Qualifikationsarbeiten (Dissertationen, Habilitationsschriften) publiziert.

Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/10584 Reihe herausgegeben von

Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne, Universität Tübingen Prof. Dr. Sebastian Kinder, Universität Tübingen PD Dr. Olaf Schnur, Berlin

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Florian Weber · Olaf Kühne · Corinna Jenal Erik Aschenbrand · Ante Artuković

Sand im Getriebe

Aushandlungsprozesse um die

Gewinnung mineralischer Rohstoffe

aus konflikttheoretischer Perspektive

nach Ralf Dahrendorf

(5)

Florian Weber

Eberhard Karls Universität Tübingen Tübingen, Deutschland

Olaf Kühne

Eberhard Karls Universität Tübingen Tübingen, Deutschland

Corinna Jenal

Eberhard Karls Universität Tübingen Tübingen, Deutschland

Erik Aschenbrand Kassel, Deutschland Ante Artukovic

Eberhard Karls Universität Tübingen Tübingen, Deutschland

RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft

ISBN 978-3-658-21525-5 ISBN 978-3-658-21526-2 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-21526-2

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail- lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer VS

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018

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Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature

Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

Die Inhalte dieser Publikation basieren auf Ergebnissen eines zwischen 2015 und 2017 durchgeführ- ten Forschungsvorhabens. Das IGF-Vorhaben 18874 N der Forschungsvereinigung „Forschungsge- meinschaft Mineralische Rohstoffe e.V. – MIRO“ in Köln wurde über die AiF (Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V.) im Rahmen des Programms der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert. Der besondere Dank der Autorin und der Autoren gilt Walter Nelles, Christian Haeser und den Mitgliedern des projektbegleitenden Ausschusses für ihre Unterstützung.

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V 1 Einleitung: Sand im Getriebe ? Konflikte um die Gewinnung

mineralischer Rohstoffe als komplexe Herausforderungen . . . . 1 2 Theoretische Grundlagen: Konstruktivistische Zugänge

zugunsten einer Konfliktanalyse . . . 5 2 .1 Zur sozialkonstruktivistischen Perspektive . . . 5 2 .2 Zu den spezifischen Logiken gesellschaftlicher Teilsysteme . . . 9 2 .3 Zur Perspektive einer sozialkonstruktivistischen

Landschaftsforschung . . . 14 2 .4 Zur Konflikttheorie nach Ralf Dahrendorf . . . 21 2 .5 Zu Governance und Bürgerprotesten . . . 30 2 .6 Synthese: Konflikte multiperspektivisch analysieren

und Regelungsoptionen entwickeln . . . 33 3 Methodik: Analysebestandteile sowie quantitativ

und qualitativ orientiertes Vorgehen . . . 37 3 .1 Überblick über die Analysebestandteile . . . 37

3 .1 .1 Systematisierung des aktuellen ‚State of the Art‘

und Medienanalyse (Google, Internetvideos, Süddeutsche Zeitung

und Focus) . . . 38 3 .1 .2 Quantitative Befragungen: Haushalte und Bürgerinitiativen . . . . 39 3 .1 .3 Leitfadengestützte qualitative Interviews

mit unterschiedlichen Konfliktbeteiligten . . . 41 3 .2 Einführung in das inhaltsanalytische Vorgehen . . . 45 3 .3 Synthese: Quantitative Hinweise sowie qualitative Muster

und Details . . . 47

Inhalt

(7)

Inhalt VI

4 Auswertung bestehender Veröffentlichungen

und Medienanalyse zur Gewinnung mineralischer Rohstoffe:

Sich verfestigende Konfliktlinien neben Chancen im Zuge

des Abbaus . . . 49 4 .1 ‚State of the Art‘: Inhalte von Veröffentlichungen zur Gewinnung

mineralischer Rohstoffe: Teilsystemische Schwerpunkte auf Bedarf

und Ökologie – Konflikt nur begrenzt beleuchtet . . . 50 4 .1 .1 Kognitiv-technische Schwerpunkte:

Die Betonung der Rohstoff-Bedarfsfrage . . . 50 4 .1 .2 Ökologische Problematiken und Entwicklungen

nach Abbauende . . . 51 4 .1 .3 Internationale Perspektive auf Ressourcenkonflikte . . . 54 4 .1 .4 Konfliktlagen in Deutschland als bisher unterausgeleuchteter

Forschungsteil . . . 55 4 .2 Rohstoffabbau innerhalb von Google-Suchergebnissen:

Gewisse Dominanz von Kritik, aber auch positive Aspekte

ausdifferenziert . . . 57 4 .2 .1 Quantitative Annäherung: Eine Vielzahl an Argumenten

gegen den Abbau, aber auch Argumente der Befürwortung . . . . 57 4 .2 .2 Qualitative Detailauswertung: Eine Vielzahl an Gegenargumenten,

aber auch Aspekte, die den Rohstoffabbau positiv rahmen . . . . 60 4 .3 Visuelle und inhaltsbezogene Aussagen in Internetvideos:

Die Macht der konnotativen Untermauerung von Botschaften

und Zielsetzungen . . . 71 4 .3 .1 Einführender Überblick über die analysierten Videos . . . 72 4 .3 .2 Quantitative Analyse der Argumente der Gegnerschaft

und Befürwortung: Vielfältige Parallelen

zu den Google-Treffern . . . 75 4 .3 .3 Qualitative Detailanalyse: ‚Schönheit‘ und Emotion

der Kommunikation auf der Gegnerseite,

kognitive Argumentation auf Befürwortungsseite . . . 79 4 .4 Berichterstattung in Süddeutscher Zeitung und Focus:

Fokussierungen auf ‚eigene‘ Positionen bei anscheinend

weitgehender Ausblendung anderer Sichtweisen . . . 87 4 .5 Synthese: Rohstoffabbau als Medaille mit zwei Seiten . . . 91

(8)

Inhalt VII

5 Quantitative Befragung von Haushalten und Bürgerinitiativen:

Divergierende Einschätzungen und Bewertungen . . . 95 5 .1 Haushaltsbefragung: Gewinnung mineralischer Rohstoffe –

nicht ‚schön‘, aber notwendig . . . 95 5 .1 .1 Bedarf und Rohstoffsicherung: Erforderlich

für das moderne Leben . . . 96 5 .1 .2 Landschaft, Natur und Folgenutzung: Eine Frage

der Perspektive . . . 97 5 .1 .3 Zwei Seiten der Rohstoffgewinnung: Positiv und negativ

wahrgenommene Auswirkungen . . . 106 5 .1 .4 Rohstoffgewinnung im direkten Lebensumfeld:

Einfordern von Beteiligung und Kritik . . . 108 5 .2 Befragung von Bürgerinitiativen: Die Abbauphase

als Hauptproblem . . . 110 5 .2 .1 Bedarf und Rohstoffsicherung: Von Bürgerinitiativen

kritisch bewertet . . . . 111 5 .2 .2 Landschaft, Natur und Folgenutzung: Gewinnungsstätten

als ‚hässlich‘, renaturierte Badeseen ohne Kenntnis des Umstands

der Renaturierung als ‚natürlich‘ . . . 112 5 .2 .3 Einstellungen zu Abbau und Nutzung

von ehemaligen Gewinnungsstätten . . . 118 5 .3 Synthese: Von divergierenden Sichtweisen zum Rohstoff bedarf

und zur Legitimation der Rohstoffgewinnung . . . 121 6 Qualitative Interviews: Bürgerinitiativen als Hauptgegner

der Rohstoffgewinnung bei vielfältigen Konfliktinvolvierten . . . 125 6 .1 Unternehmen der Gesteinsindustrie: Detailkenntnisse

zu vorgebrachter Kritik, Benennung von verunsichernden Entwicklungen und unterschiedliches Engagement

als Beitrag zu Konfliktregelungen . . . 126 6 .1 .1 Vielfältige Herausforderungen für Unternehmen

der Gesteinsindustrie . . . 126 6 .1 .2 Bürgerinitiativen, Planung und Politik

aus Unternehmensperspektive: Von Widerständen,

Restriktionen und Unerwartetem . . . 135 6 .1 .3 Handlungsansätze der Unternehmen: Vielfältige,

bereits verfolgte Zugänge . . . 139

(9)

Inhalt VIII

6 .2 Bürgerinitiativen gegen den Abbau mineralischer Rohstoffe:

Hohe Involviertheit und Handlungsbereitschaft bei begrenztem Glauben an potenzielle Konfliktregelungen . . . 153 6 .2 .1 Entwicklung von Konflikten: Gründung, Selbstverständnis

und Eskalation . . . 153 6 .2 .2 Beweggründe der Bürgerinitiativen . . . 165 6 .2 .3 Potenzielle Ansatzpunkte zur Konfliktregelung: Transparenz

und eine schnelle Umsetzung von Folgenutzungen forcieren . . . 171 6 .3 Anwohner(innen) und vor Ort Tätige: Skeptisch gegenüber Eingriffen

in die Natur, im Konflikt häufig eher neutral, gleichzeitig

nicht ablehnend gegenüber den Aktivitäten von Bürgerinitiativen . . . 174 6 .3 .1 Grundlegende Bewertungen zur Relevanz

der Thematik Rohstoffgewinnung . . . 174 6 .3 .2 Abwägende Gegenüberstellung von Bedarf, Nutzen

und Kritikpunkten an der Rohstoffgewinnung . . . 175 6 .3 .3 Kritik an den Unternehmen der Gesteinsindustrie . . . 177 6 .3 .4 Einstellungen zu Bürgerinitiativen . . . 178 6 .4 Naturschutzverbände: Forderung nach verstärkten Anstrengungen

der Gesteinsindustrie im Bereich Ressourcenschonung auf Bundesebene, Kooperationen zum Thema Biodiversität

in der Abbaustätte auf lokaler Ebene . . . 179 6 .4 .1 Konflikte zwischen Naturschutzverbänden

und Bürgerinitiativen . . . 179 6 .4 .2 Konflikte zwischen Naturschutzverbänden und Unternehmen

der Gesteinsindustrie . . . 181 6 .4 .3 Kritik am Ausbau der Gewinnung und Fokussierung

auf das Ziel der Ressourcenschonung . . . 182 6 .5 Politik: Beurteilung der Gesteinsindustrie anhand ihres Beitrags

zur Regionalentwicklung . . . 185 6 .5 .1 Grundlegende Einschätzung zu Rohstoffen: Die Thematik

auf der politischen Agenda in Abhängigkeit

von akuten Auseinandersetzungen . . . 185 6 .5 .2 Inhaltsbezogene Konfliktfelder und divergierende

Bewertungen . . . 186 6 .5 .3 Verhältnisse zwischen Konfliktparteien und Fragen

der Konfliktregelung . . . 192 6 .6 Raumbezogene Planung: Konflikte gehören zur Normalität

und Konfliktkonstellationen verändern sich . . . 202 6 .6 .1 Änderung von Einstellungen zur Gewinnung

mineralischer Rohstoffe als Ursache verstärkter Konflikte

aus Sicht der Planung . . . 203 6 .6 .2 Auswirkungen von Protest auf die Planung . . . 205

(10)

Inhalt IX

6 .7 Synthese: Rohstoffgewinnung zwischen Bedarf, vielfältigen Kritikpunkten, Restriktionen, Unternehmenskommunikation

und partizipativen Konfliktregelungsversuchen . . . 211 7 Konflikttheoretische Einordnung:

Von der Herauskristallisierung einer konfligierenden Ausgangslage

bis hin zu Ansätzen einer Konfliktregelung . . . 215 7 .1 Ausdifferenzierung der Konfliktphasen: Von grundlegenden

Einschätzungen zur Rohstoffgewinnung über manifeste Forderungen

hin zu in Teilen eskalierten Konflikten . . . 216 7 .1 .1 Entstehung der strukturellen Ausgangslage:

Vorhaben der Rohstoffgewinnung . . . 217 7 .1 .2 Bewusstwerdung latenter Interessen: Rohstoffgewinnung

als Feld zur Positionierung . . . 218 7 .1 .3 Phase ausgebildeter Interessen beziehungsweise Konflikte . . . . 219 7 .2 Einordnungen des Konfliktausmaßes:

Von hoher Betroffenheit im eigenen Lebensumfeld, sich verhärtenden Fronten, vielfältigen Akteur(inn)en

und räumlichen Interdependenzen . . . 221 7 .2 .1 Konfliktintensität: Hohe symbolische Aufladung und eigene,

als existenziell gedeutete Betroffenheit . . . 222 7 .2 .2 Gewaltsamkeit: Vom sich verhärtenden Gespräch

zum moralisch diskreditierten Gegenüber . . . 223 7 .2 .3 Komplexität: Eine vielfältige Gemengelage . . . 225 7 .2 .4 Räumliche Reichweite: Vom lokalen Kontext zum Rohstoffexport

ins Nachbarland . . . 226 7 .3 Konfliktregelung: Andere Haltungen als legitim anerkennen,

konkrete Konflikte bearbeiten, Verlässlichkeit herstellen

und gemeinsam aufgestellte Regeln einhalten . . . 227 7 .3 .1 Berechtigung: Konflikte und divergierende Positionen

als Normalität anerkennen . . . 227 7 .3 .2 Ausprägungen: Konkrete Konflikte bearbeiten . . . 229 7 .3 .3 Organisiertheit der Konfliktparteien

als Verlässlichkeitsgrundlage . . . . 229 7 .3 .4 Regeleinhaltung: ‚Spielregeln‘ aushandeln und wahren . . . 230 7 .4 Synthese: Zum möglichen Potenzial produktiver Konflikte . . . . 231

(11)

Inhalt X

8 Von der Konflikttheorie zur Konfliktpraxis:

Potenzielle Handlungsoptionen vor dem Hintergrund

der analytischen Betrachtung . . . 235 8 .1 Bedarf, Flächeninanspruchnahme und Ressourcenschutz

grundlegend debattieren . . . 236 8 .2 Kommunikation, Partizipation und Planung als zentrale Bestandteile

für Konfliktregelungen . . . 238 8 .2 .1 Analysieren, transparent kommunizieren und reagieren . . . 239 8 .2 .2 Beteiligung wagen – Konsultation und Kooperation . . . 245 8 .3 Das Thema des Wohnumfeldes:

Von gewissen Gestaltungsspielräumen . . . 247 8 .4 Landschaft, Heimat, Landwirtschaft: Wichtige Bezugsgrößen

und doch im Wandel begriffen . . . 249 8 .5 Wasserschutz, Naturschutz, Umweltschutz ernst nehmen

und Perspektivenvielfalt einbringen . . . 252 8 .6 Synthese: Von der Theorie zu Praxisempfehlungen . . . 254 9 Fazit: Konfliktregelungen als multidimensionale

Herausforderungen . . . 257 Literaturverzeichnis . . . 267

(12)

1

1

Einleitung: Sand im Getriebe ? Konflikte um die Gewinnung mineralischer Rohstoffe

als komplexe Herausforderungen

Kies, Sand, Quarz und Naturstein bilden als mineralische Rohstoffe eine wesentliche Grundlage moderner menschlicher Existenz, ohne die kaum Behausungen oder Ver- kehrswege zu Lande bestünden und auch jenseits von Hoch- und Tiefbau sind sie in den Industriezweigen Glas, Pharma, Papier und Metall präsent. Jährlich werden in Deutschland rund 500 Millionen Tonnen Gesteinskörnungen abgebaut und ver- arbeitet (vgl. MIRO 2018, o. S.). Die Gewinnung mineralischer Rohstoffe im Tagebau bleibt allerdings nicht ohne Nebenfolgen. Sie beeinflusst menschliche Lebenswel- ten auf vielfältige Weise (allgemein Freyer 1996). Diese Einflüsse vollziehen sich ins- besondere auf der Ebene der Wahrnehmbarkeit durch Sinne – durch Schall, Gerü- che und gerade auch optisch-visuell (einführend Aschenbrand et al. 2017a; Weber, Jenal, Kühne 2017). Und hier setzen entsprechend gesellschaftliche Aushandlungs- prozesse ein: Die Rohstoffgewinnung ruft bei der ansässigen Bevölkerung und unter Kulturlandschaftsschützer(inne)n immer wieder Proteste hervor. Mit einer einfüh- renden Google-Suche ließen sich im Jahr 2016 allein 50 Bürgerinitiativen mit Web- auftritt ermitteln, die gegen Vorhaben der Rohstoffgewinnung vorgingen/vorgehen.

Konflikte – starke Auseinandersetzungen aufgrund unvereinbarer Erwartungen (vgl.

Bonacker 2009, S. 184) – werden hier zu einer fast üblichen ‚Begleiterscheinung‘.

Auch international rückten Widerstände im Zuge der Gewinnung mineralischer Rohstoffe zuletzt in den medialen Fokus. So führten Konflikte um den Abbau von Sand in Indien zu Toten und Verletzten (Boral 2017, o. S.). Medien mit internatio- naler Reichweite, wie die New York Times, widmeten sich der Problematik des illega- len Sandabbaus mit ausführlichen Reportagen (Beiser 2016, o. S.). Konflikte um den Rohstoffabbau werden in vielen Teilen der Erde gewaltsam und unter hohen Kosten für alle Beteiligten ausgetragen (dazu bspw. Davis und Franks 2014). Obgleich die Si- tuation in Deutschland weniger ‚dramatisch‘ ausfällt, finden auch hierzulande Ver- änderungen der Konfliktlagen statt, die im Kontext ‚raum- beziehungsweise land- schaftsbezogener Konflikte‘ (dazu auch Kühne und Weber 2017b) eine eingehende Betrachtung nahelegen.

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 F. Weber et al., Sand im Getriebe, RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft, https://doi.org/10.1007/978-3-658-21526-2_1

(13)

Einleitung: Sand im Getriebe ? 2

Zunehmend organisieren sich Anwohner(innen) in Bürgerinitiativen, um ihre Forderung nach Mitsprache bei Veränderungen im lokalen Kontext durchsetzen zu können (allgemein Walter et al. 2013; Weber 2018a). Veränderungen von dem, was wir als ‚Landschaft‘ begreifen (einführend Kühne 2018c, 2018e), bilden – wie noch ausführlich dargelegt wird – ein zentrales Argument der Gegner(innen) von Abbau- vorhaben – neben dem vermehrten Aufkommen von Lärm, Staub, Verkehr und dem

„Raubbau an Umwelt und Natur“ (Bürgerinitiative gegen Gesteinsabbau Cavertitz/

Laas 2015, o. S.). Die ‚landschaftlichen‘ Nebenfolgen der Gewinnung mineralischer Rohstoffe werden unter anderem als ‚hässlich‘ beschrieben und mit einer „Zerstörung des Landschaftsbildes“ in Verbindung gebracht und moralisch aufgeladen (bspw.

Trierischer Volksfreund 2011, o. S.). Sowohl die Entwicklung bürgerschaftlichen Wi- derstandes als auch die Bezugnahme auf ‚Landschaft‘ betrifft nicht nur die Rohstoff- gewinnung, sondern beispielsweise auch den Stromnetzausbau (Kühne und Weber 2018b; Weber, Jenal, Kühne 2016a; Weber, Kühne et al. 2016), den Ausbau der Wind- kraft (Eichenauer et al. 2018; Kühne 2015d; Kühne und Weber 2016d, 2018b; Marg et al. 2017; Pasqualetti 2001; Roßmeier und Weber 2018) oder die Erweiterung von Flughäfen (bspw. Butzlaff et al. 2013; Kötter 2017).

Während die aufgeführten Bereiche bereits einer eingehenderen Betrachtung un- terzogen wurden, entziehen sich Aushandlungsprozesse um die Gewinnung minera- lischer Rohstoffe bisher einer ausführlichen Analyse. Eine solche Untersuchung ist aber von besonderer Bedeutung, sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten von lo- kalen und regionalen Konfliktentwicklungslinien nachvollzogen werden. Die vor- liegende Veröffentlichung verfolgt vor diesem Hintergrund das Ziel, Konflikte um die Gewinnung mineralischer Rohstoffe in Deutschland multiperspektivisch zu ana- lysieren und den zentralen Fragestellungen nachzugehen, wie sich ‚Rohstoff konflikte‘

konstituieren und welche Ansätze einer Konfliktregelung gegen den ‚Sand im Getrie- be‘ denkbar erscheinen. Mehrere Teilaspekte werden hierzu beleuchtet:

• Welche Rolle spielten Konflikte um die Rohstoffgewinnung innerhalb bisheriger Forschung ?

• Welche Argumente für oder gegen den Abbau mineralischer Rohstoffe in Deutsch- land werden medial diskutiert und inwiefern werden diese von Konfliktparteien aufgegriffen oder durch sie medial platziert ?

• Wie stehen Haushalte und Bürgerinitiativen zur Rohstoffgewinnung ? Welche Ge- meinsamkeiten und Unterschiede lassen sich herausarbeiten ?

• Welche Akteur(inn)e(n) sind primär an der Konstitution von Konflikten um mi- neralische Rohstoffe in Deutschland beteiligt ? Wie positionieren sie sich, wie agieren sie und mit welchen Argumenten wird der Abbau mineralischer Rohstoffe problematisiert ?

• Wie lassen sich Rohstoff konflikte aus einer konflikttheoretischen Perspektive ein- ordnen und systematisieren ?

• Welche Ansatzpunkte einer möglichen Konfliktregelung lassen sich ableiten ?

(14)

Einleitung: Sand im Getriebe ? 3

In der vorliegenden Arbeit folgen wir einem ‚neopragmatischen‘ Ansatz (Chilla et al.

2015, 2015; Eckardt 2014), indem das Themenfeld der Rohstoff konflikte mit unter- schiedlichen, verschiedene Aspekte besonders beleuchtenden, theoretischen Rah- men untersucht wird: Lag ein zentrales Anliegen des philosophischen Pragmatismus in der Überordnung von praktischen Kriterien gegenüber der Theorie, ist der Neo- pragmatismus von einer stärkeren theoretischen Ausrichtung geprägt. Bei dieser Be- fassung wird gleichzeitig der umfassenden Ausleuchtung eines Themas eine Priorität gegenüber theoretischer ‚Reinheit‘ eingeräumt, das heißt, es werden unterschied- liche – auch untereinander mit Deutungskonkurrenzen versehene – Ansätze gewählt, um so ein ‚vollständigeres Bild‘ von dem ‚Gegenstand der Forschung‘ zu erhalten (vgl.

auch Fine 2000; kritisch zu ‚unreinen‘ Ansätzen Leibenath 2014), so hier dezidiert der Gewinnung mineralischer Rohstoffe.

Die Grundposition unseres Ansatzes liegt in einem sozialkonstruktivistischen Forschungsverständnis (Berger und Luckmann 1966; Kühne 2006a, 2008b, 2018e;

Schütz und Luckmann 2003 [1975]). Demnach wird ‚Realität‘ nicht einfach als ge- geben verstanden, sondern als ‚soziale Wirklichkeit‘, die in gesellschaftlicher Inter- aktion hergestellt wird. Innerhalb der nachfolgenden Ausführungen wird zunächst das entsprechende Forschungsverständnis, besonders im Hinblick auf die sich hier- aus ergebende sozialkonstruktivistische Perspektive auf ‚Landschaft‘, erläutert und eingeordnet. Neben der sozialkonstruktivistischen Grundposition wird in Anschluss an die (radikalkonstruktivistische) Systemtheorie von Niklas Luhmann (1984, 1986) auf die Differenzierung gesellschaftlicher Teilsysteme eingegangen, um so zu einer Systematisierung von Perspektiven auf die Rohstoffgewinnung beizutragen. An die- se Zugänge wird die Konflikttheorie Ralf Dahrendorfs (1961, 1972) angeknüpft, die als theoretischer Rahmen einer systematisierten Konfliktanalyse um die Rohstoff- gewinnung fungiert. Mit der Betonung der Anerkennung von Konfliktgegensätzen als berechtigte Dimension der Normalität und der Konzentration auf die Formen des Konfliktes, nicht dessen Ursachen, bietet diese zudem einen Ansatz, wie Konfliktpar- teien zu einer Konfliktregelung gelangen könnten. Es schließen sich Ausführungen zu Governance und Bürgerprotest an, um eine Einordnung in aktuelles bürgerschaft- liches Engagement und dessen Konsequenzen zu ermöglichen (Kapitel 2). Nach einer Darstellung der Methodik mit Analysebestandteilen und inhaltsanalytischer Aus- wertung (Kapitel 3) werden zentrale Ergebnisse ausdifferenziert. Zunächst wird ein Überblick über bisherige Veröffentlichungen in Bezug auf die Rohstoffgewinnung dargestellt. Danach werden Argumente der Kritik und der Befürwortung in Google- Treffern, Internetvideos und Artikeln der Süddeutschen Zeitung sowie des Focus be- trachtet und in einer Synthese zusammengeführt, um zu erfassen, wie die Rohstoff- gewinnung mit Bezug auf Deutschland medial bewertet wird (Kapitel 4). Allgemeine Einstellungen zur Rohstoffgewinnung werden auf Grundlage einer quantitativen Haushalts-Umfrage beleuchtet. Zur Kontrastierung wurde die gleiche Umfrage auch mit Teilnehmer(inne)n von Bürgerinitiativen gegen den Rohstoffabbau durchgeführt.

Die Ergebnisse werden einander gegenübergestellt, um Gemeinsamkeiten und ins-

(15)

Einleitung: Sand im Getriebe ? 4

besondere Unterschiede zu verdeutlichen (Kapitel 5). Auf Grundlage der bis hier- hin erzielten Ergebnisse wird die Einstellung zur Rohstoffgewinnung innerhalb ver- schiedener gesellschaftlicher Teilausschnitte beziehungsweise ‚teilgesellschaftlicher Resonanzböden‘ weiter ausdifferenziert. In leitfadengestützten Interviews mit Un- ternehmer(inne)n, Initiator(inn)en und Mitgliedern von Bürgerinitiativen, Anwoh- ner(inne)n, Naturschützer(inne)n, Politiker(inne)n und Planer(inne)n unterschied- licher Ebenen wurde tiefergehend erhoben, wie spezifische Argumentationsweisen zustande kommen, welche (‚Landschafts‘)Veränderungen toleriert oder problema- tisiert werden und wie sich Rohstoff konflikte entwickeln und in Teilen ‚eskalieren‘

(Kapitel 6). Die empirischen Ergebnisse werden im nächsten Schritt aus konflikt- theoretischer Perspektive in Anschluss an Ralf Dahrendorf (1957, 1961, 1972) reflek- tiert und systematisierend eingeordnet (Kapitel 7). Auf dieser Grundlage werden po- tenzielle Handlungsstrategien für den Umgang mit Konflikten dargestellt. Gemäß der Prämisse Dahrendorfs (1972, S. 42), „keinen Beteiligten von vornherein [zu] bevor- zugen oder [zu] benachteiligen“, richten wir unsere Empfehlungen auf unterschied- liche Konfliktakteur(inn)e(n) aus. Gleichwohl ist anzumerken, dass sich Konflikte stark auf Unternehmen und deren Handlungsweisen sowie Möglichkeiten ausrich- ten und damit auch Perspektiven einer Regelung mit gewissem Unternehmensfokus ausfallen. Zudem folgen wir der Grundhaltung einer ‚Wandelbarkeit sozialer Wirk- lichkeiten‘ (allgemein bspw. Glasze und Mattissek 2009; Kühne 2018e; Kühne und Weber 2016b), so dass ein Beharren auf dem aktuellen Zustand für uns keine zwin-

gende Notwendigkeit darstellt (Kapitel 8). Zentrale Ergebnisse werden abschließend vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und der eingenom- menen Forschungszugänge synthetisierend zusammengefasst (Kapitel 9).

(16)

5

2

Theoretische Grundlagen:

Konstruktivistische Zugänge zugunsten einer Konfliktanalyse

Grundlage unserer Annäherung an die Thematik der Gewinnung mineralischer Rohstoffe bilden konstruktivistische Perspektiven, die davon ausgehen, dass ‚Wirk- lichkeit‘ nicht einfach ‚besteht‘, sondern in sozialer Interaktion hergestellt wird. Zur Einordnung geschieht eine Einführung in das sozialkonstruktivistische Forschungs- verständnis (Kapitel 2.1), gefolgt von radikalkonstruktivistisch-systemtheoretischen Überlegungen zu spezifischen Logiken gesellschaftlicher Teilsysteme (Kapitel 2.2), bevor zentrale Aspekte sozialkonstruktivistischer Landschaftsforschung erläutert werden (Kapitel 2.3). Die Konflikttheorie Dahrendorfs wird (in adaptierter Form) eingeführt (Kapitel 2.4), bevor unter den Schlagworten ‚Governance‘ und ‚Bürgerpro- teste‘ auf die Bedeutung veränderter Steuerungsmechanismen für aktuelle Aushand- lungsprozesse Bezug genommen wird (Kapitel 2.5) und in einer Synthese zentrale Aspekte des konzeptionellen Zugriffs zusammengefasst werden (Kapitel 2.6). Wie be- reits angeführt, verschneiden wir damit unterschiedliche Zugänge, die uns vor dem Hintergrund identifizierter Forschungslücken in Kombination als gewinnbringend zur Analyse von Konflikten um die Rohstoffgewinnung erscheinen. Dem Anspruch auf Theorieeinheit und Theoriereinheit wird gegenüber dem ‚neopragmatischen Zu- griff‘ (Chilla et al. 2015), der unterschiedliche Aspekte gesellschaftlicher Wirklich- keiten ‚scharfstellen‘ kann, ohne einem anything goes zu verfallen (Feyerabend 2010 [1975]), entsprechend dezidiert nicht gefolgt.

2.1 Zur sozialkonstruktivistischen Perspektive

Konstruktivistische Forschungsverständnisse gehen von der sozialen Erzeugung von gesellschaftlichen Wirklichkeiten in alltäglichen Praxen, also im sozialen Miteinan- der entstehenden Handlungsmustern, aus (Berger und Luckmann 1966). Dabei ver- folgen sie einen Zugang, der „der Frage nachgeht, welche Wirklichkeitsdeutungen

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 F. Weber et al., Sand im Getriebe, RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft, https://doi.org/10.1007/978-3-658-21526-2_2

(17)

6 Theoretische Grundlagen

soziale Verbindlichkeit erlangen“ (Kneer 2009, S. 5). Gemein ist konstruktivistischen Perspektiven eine kritische Haltung gegenüber jenem, „was wir als selbstverständ- liche Verständnisse der Welt, einschließlich unserer selbst, verstehen“ (Burr 2005, S. 2 – 3; vgl. auch Schütz und Luckmann 2003 [1975]).

Im Vergleich zu den Naturwissenschaften, in denen forschendes Subjekt und be- forschtes Objekt deutlicher getrennt werden, begreifen sich Sozialwissenschaftler(in- nen) üblicherweise als Teil der sozialen Welt, die sie beforschen. Ihre Deutungen der sozialen Welt lassen sich mit Schütz (1971 [1962], S. 7) als „Konstruktionen zweiten Grades“ interpretieren: „Konstruktionen jener Konstruktionen, die im Sozialfeld von den Handelnden gebildet werden, deren Verhalten der Wissenschaftler beobachtet und in Übereinstimmung mit den Verfahrensregeln seiner Wissenschaft zu erklären versucht“. Forscher(innen) können sich damit nicht die Welt, ‚wie sie ist‘ erschließen, sondern ‚nur‘ aus ihrer Perspektive ‚sozialen Wirklichkeiten‘ annähern. Konstruktion bezeichnet dabei „keine intentionale Handlung, sondern einen kulturell vermittelten vorbewussten Vorgang“ (Kloock und Spahr 2007 [1986], S. 56): In jede Wahrneh- mung fließt in Form von Abstraktionen Vorwissen über die Welt ein (Schütz 1971), wodurch es in der sozialen Welt „nirgends so etwas wie reine und einfache Tatsachen“

(Schütz 1971 [1962], S. 5) gibt (dazu auch Burr 2005). Wahrnehmung stellt dabei kein isoliertes Ereignis dar, sondern sie ist vielmehr das Resultat „eines sehr komplizierten Interpretationsprozesses, in welchem gegenwärtige Wahrnehmungen mit früheren Wahrnehmungen“ (Schütz 1971 [1962], S. 123 – 124) relationiert und aktualisiert wer- den. Zentrales Element der alltagsweltlichen Orientierung stellen Typisierungen dar.

Bei diesen wird auf einen sozial vermittelten Vorrat an Handlungsmaximen, Werten, Regeln und Normen zurückgegriffen, um Normalität und Anormalität von Situa- tionen, Handlungsweisen, Aussehen, aber auch räumlichen Konstellationen zu be- stimmen (Kühne 2013d). Sie sind keine „in sich abgeschlossene[n] isolierte[n] Deu- tungsschemata, sondern vielmehr miteinander verbunden und aufeinander abgestuft“

(Schütz und Luckmann 2003 [1975], S. 125). Mit Hilfe dieser Typisierungen wird rou- tinisiert eine Welt konstruiert, die uns vertraut erscheint, ohne dass die Bedingungen und Voraussetzungen des Prozesses der Routinebildung (im Alltag) bewusst wären oder reflektiert würden (Berger und Luckmann 1966; Garfinkel 1967; Zahavi 2007).

Gerade die Vertrautheit ist ein nicht zu unterschätzender Einflussfaktor auf Konflikte um den Abbau mineralischer Rohstoffe: Veränderungen, beispielsweise ‚in der Land- schaft‘, können zu einer Verunsicherung führen, da die vertraute Umgebung durch- brochen und dadurch bedroht wird (dazu einführend unter anderem Aschenbrand et al. 2017b; Weber, Jenal, Kühne 2016b) – denn nur die Sicherheit lässt die Welt „be- ständig und verlässlich“ (Bauman 2000, S. 31) erscheinen.

Unser Zugriff auf ‚Welt‘ entsteht eingebettet in einem differenzierten Netzwerk von Vertrautheit, Bekanntheit und Glauben (Schütz 1971 [1962], 1971). Bei dem Ver- trautheitswissen haben wir Kenntnis über „nicht nur das Was und Wie, sondern auch ein Verständnis des Warum“ (Schütz 1971, S. 157). Bekanntheitswissen bezieht sich dagegen lediglich „auf das Was und lässt das Wie unbefragt“ (Schütz 1971, S. 157). Der

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Zur sozialkonstruktivistischen Perspektive 7

bloße Glauben reicht von einer geringen Kenntnis des Was bis zu dessen völliger Un- kenntnis. Abstufungen ergeben sich nach Fundiertheit, Vertrauen auf Autorität und Ignoranz (Schütz 1971).

Das, was ‚Wissen‘ genannt wird, wird durch soziale Interaktionen als wechselhafte Beziehungen und Austauschprozesse zwischen Menschen gebildet, vermittelt und ak- tualisiert. Dabei ist der größte „Teil des Wissensvorrates des normalen Erwachsenen nicht unmittelbar erworben, sondern ‚erlernt‘“ (Schütz und Luckmann 2003 [1975], S. 332). Symbolische Interaktion wird zumeist dinghaft gebunden, was bedeutet, „dass Menschen ‚Dingen‘ gegenüber auf der Grundlage der Bedeutungen handeln, die diese Dinge für sie besitzen“ (Blumer 1973, S. 81). Der sichtbare Eingriff in das ‚bekannte‘

Umfeld durch die Gewinnung mineralischer Rohstoffe kann damit die Manifestation einer Entwicklung darstellen, die von Menschen kritisch hinterfragt wird. Ebenso kann beispielsweise in einer Grafik eine durchgestrichene Kiesgrube mit technischen Großgeräten zu einem Symbol für eine gemeinsame Haltung dagegen werden. Un- ter ‚Dingen‘ lässt sich in diesem Kontext alles fassen, „was der Mensch in seiner Welt wahrzunehmen vermag – physische Gegenstände, wie Bäume oder Stühle; andere Menschen, wie Freunde oder Feinde; Institutionen, wie eine Schule oder eine Regie- rung; Leitideale wie individuelle Unabhängigkeit oder Ehrlichkeit; Handlungen an- derer Personen, wie ihre Befehle oder Wünsche; und solche Situationen, wie sie dem Individuum in seinem täglichen Leben begegnen“ (Blumer 1973, S. 81). Die Bedeutung von ‚Dingen‘ ist nicht stabil, sondern vielmehr veränderbar. Dies hat zur Folge, „dass diese Bedeutungen in einem interpretativen Prozess, den die Person in ihrer Ausein- andersetzung mit den ihr begegnenden Dingen benutzt, gehandhabt und abgeändert werden“ (Blumer 1973, S. 81). Großtechnik kann weiterhin als Symbol des Fortschritts gelten, kann heute aber auch andere starke symbolische Aufladungen erfahren (dazu allgemein Gleitsmann 2011; Renn 2005), wenn beispielsweise auf Unsicherheiten oder durch sie verursachte ‚Landschafts-‘ und ‚Heimatzerstörung‘ rekurriert wird.

Mechanismus der Weitergabe von ‚Wissen‘ in der Gesellschaft und der Orientie- rung ‚in der Welt‘ ist die Sozialisation. Sie bedeutet eine sinnorientierte Interaktion des Individuums mit seiner alltäglichen Umwelt. Diese Umwelt ist – wie dargestellt – durch andere Personen mit Hilfe bestimmter materieller beziehungsweise kultureller Gegenstände bereits strukturiert (Geulen 1991, 2005). Durch die Sozialisation ent- wickelt der Mensch sprachliche, moralisch-ethische, soziale, kognitive, emotionale sowie ästhetische Handlungskompetenzen, die es ihm ermöglichen, „die Wechsel- wirkung mit der Umwelt in produktiver Weise zu gestalten“ (Nissen 1998, S. 32). Hier- bei werden einerseits soziale Werte, Normen und Rollen verstetigt, die dem sich so- zialisierenden Subjekt als objektiv gegeben erscheinen (zum Beispiel das staatliche System mit politischen Repräsentant(inn)en). Andererseits wird der Mensch in der Gesellschaft auf diese Weise handlungsfähig. In der gegenwärtigen komplexen Wis- sensgesellschaft beschränkt sich Sozialisation nicht nur auf die Zeit des Heranwach- sens, sondern gilt vielmehr als ein andauernder, lebenslanger Prozess (z. B. Hoerning 2000; Mühler 2008).

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8 Theoretische Grundlagen

Im Zuge der Modernisierung der Gesellschaft, geprägt unter anderem durch eine rasche Expansion von Wissen, erfolgte die Bildung spezialisierter Wissensbestän- de, die sich vom Alltagswissen deutlich unterscheiden. So ist das Spezialwissen von Mediziner(inne)n, Sozialtheoretiker(inne)n oder Planer(inne)n nicht ohne weite- res alltagsweltlich verständlich kommunizierbar (vgl. auch Luhmann 2017). Inha- ber(innen) solcher Spezialwissensbestände – vereinfacht als ‚Expert(inn)en‘ zu rah- men – neigen dazu, Symbole der Autorität (von spezieller Arbeitskleidung bis hin zu einer Fachsprache) zu verwenden und gegen die Alltagswelt der ‚Lai(inn)en‘ ab- zusichern (Berger und Luckmann 1966). Die symbolischen Sinnwelten der Spezial- wissensbestände stehen dabei in einem ständigen Konkurrenzverhältnis zueinan- der: Das Vorhandensein alternativer symbolischer Sinnwelten demonstriert, dass die eigene Weltdeutung weder abschließend noch zwingend ist (Berger und Luckmann 1966).

Unter den zahlreichen Wirklichkeiten (zum Beispiel denen der Wissenschaften, der Geschäftswelten, der Behörden) lässt sich – Berger und Luckmann (1966) zu- folge – eine herausgreifen, die den Bezugspunkt und die Grundlage der übrigen dar- stellt: die Wirklichkeit der Alltagswelt. Diese stellt eine Wirklichkeitsordnung dar, die durch vor-arrangierte Muster gekennzeichnet ist. Sie erscheint uns objektiviert, ist also durch eine Anordnung von Objekten konstituiert, denen bereits Bedeutun- gen eingeschrieben wurden, bevor wir als Person überhaupt handlungsfähig wurden (Berger und Luckmann 1966): „Wir werden in eine Welt geboren, deren von Men- schen genutzte konzeptionelle Rahmen und Kategorien in unserer Kultur bereits existieren“ (Burr 2005, S. 7). Die Wirklichkeit der Alltagswelt erscheint stark zen- triert: um das ‚Hier‘ des Körpers, als Bedingung für alle räumlichen Erfahrungen der Lebenswelt (Merleau-Ponty 1945), und das ‚Jetzt‘ seiner Gegenwart. Dieses ‚Hier‘

und ‚Jetzt‘ stellt den zentralen Ausgangspunkt für die Konstruktion von Welt dar.

Das ‚Hier‘ und ‚Jetzt‘ wird als unabdingbar real verstanden und bedarf keiner zusätz- lichen Verifizierung (Berger und Luckmann 1966). Probleme in der Alltagswelt blei- ben so lange für diese unproblematisch, wie die alltagsweltlichen Routinen und Typi- sierungen der Wirklichkeitserzeugung nicht ‚zerstört‘ werden. Neuauslegungen von Erfahrungen werden dann nötig, wenn der „Ablauf der Selbstverständlichkeitskette“

(Schütz und Luckmann 2003 [1975], S. 39) unterbrochen wird. Unsere Vorstellungen

‚der Welt‘ werden „so lange als selbstverständlich und in diesem Sinne als ‚wirklich‘“

betrachtet, „wie sie nicht in Frage gestellt“ werden (Werlen 2000, S. 39). Deutlich abweichende oder gar völlig konträre Einschätzungen verunsichern also bestehende Routinen (Berger und Luckmann 1966).

Die sozialkonstruktivistische Perspektive ermöglicht es, den Blick ‚auf die Welt‘

nicht als ‚einfach vorhanden‘ und ‚natürlich gegeben‘ zu begreifen. Vielmehr rücken Konstruktionsprozesse ‚sozialer Wirklichkeiten‘ und die Differenziertheit von Wis- sensbeständen und ihre Genese in den Fokus. Auf diese Weise lässt sich konkretisiert im Hinblick auf Konflikte um die Gewinnung mineralischer Rohstoffe untersuchen, welche Deutungsmuster der Gewinnung zugeschrieben werden, wie sich die Wirk-

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Zu den spezifischen Logiken gesellschaftlicher Teilsysteme 9

lichkeit der Alltagswelt hierum konstituiert, wodurch etablierte Vertrautheit gege- benenfalls gestört wird und welche divergierenden Perspektiven zu einer Eskalation von Konflikten beitragen können.

Wird der Blick auf Positionierungen und Ausrichtungen unterschiedlicher Ak- teur(inn)e(n) und Akteursgruppen gerichtet, kann ein radikalkonstruktivistisch-sys- temtheoretischer Hintergrund zum Verständnis beitragen, warum in Teilen bestimm- te Haltungen ohne Modifikationen fortgeführt und gegensätzliche Bewertungen nur begrenzt wahrgenommen werden, wie nachfolgend ausgeführt wird.

2.2 Zu den spezifischen Logiken gesellschaftlicher Teilsysteme Mit dem Prozess der gesellschaftlichen Modernisierung hat sich eine Differenzie- rung der Gesellschaft vollzogen (z. B. schon Parsons 1991 [1951]), die auch Auswir- kungen auf die Kommunikation über gesellschaftsrelevante Bereiche wie etwa die Gewinnung mineralischer Rohstoffe hat. Gemäß der Theorie ‚Sozialer Systeme‘ des Soziologen Niklas Luhmann (1984, 1986, 2017) ist die moderne Gesellschaft als Ge- samtsystem nicht nur von unterschiedlichen Teilsystemen geprägt, sondern diese Teilsysteme folgen auch spezifischen Logiken, gemäß derer die Umwelt (also alles, was nicht das eigene System ist) beobachtet wird – und zwar ausschließlich gemäß

dieser Logik. Ausgangspunkt in diesem Zusammenhang bildet die „Einsicht, dass das Sinnerleben mehrerer Personen unaufhebbar divergiert“ (Luhmann 2017, S. 146), das heißt, es entstehen unterschiedliche soziale Wirklichkeiten, womit Kommunika- tion zentrale Relevanz zukommt, die als Synthese einer dreifachen Selektion aus In- formation, Mitteilung und Verstehen gedacht wird (Luhmann 1984): Aus einer Viel- zahl an Möglichkeiten werden im Hinblick auf ‚Information‘ gewisse ausgewählt und damit andere ausgeschlossen (dazu auch Staubmann 1997). Wie nun ‚Informationen‘

übermittelt beziehungsweise mitgeteilt werden, erfolgt ebenso auf Basis der Selek- tion der gewählten Art und Weise (schriftlich, telefonisch, leise sprechend, schreiend etc.). Das ‚Verstehen‘ vollzieht sich vor dem Hintergrund eines Herausgreifens einer Verstehensmöglichkeit aus dem Spektrum potenzieller weiterer (vgl. dazu auch Kneer und Nassehi 1997). Kommunikation wird damit zu einem komplexen Umstand, der nicht die ‚eine und klare Richtung und Deutung‘ mit sich bringt. Luhmann (1984, S. 92) geht nun weitergehend davon aus, dass sich psychische und so genannte so- ziale Systeme beziehungsweise gesellschaftliche Teilsysteme gegenseitig bedingen und es letztere sind, in denen sich Gesellschaft konstituiert. Die gesellschaftlichen Teilsysteme sind vor diesem Hintergrund mit dem Umgang mit spezifischen gesell- schaftlichen Problemstellungen betraut: Im politischen System werden die öffent- lichen Angelegenheiten einer Gesellschaft, ihre grundlegende Ausrichtung und Or- ganisation geregelt. Das System der Rechtsprechung ist mit der Einhaltung von Recht in der Gesellschaft betraut. Das System Wirtschaft regelt die Versorgung der Gesell- schaft mit Gütern und Dienstleistungen. Der Wissenschaft kommt die Aufgabe zu,

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10 Theoretische Grundlagen

neues Wissen zu generieren. Den Medien obliegt die Aufgabe der Definition, Kom- munikation und Aufbewahrung von Nachrichten etc. (am Beispiel von ‚Landschaft‘

siehe hierzu Abbildung 1).

Gemäß der Luhmannschen Systemtheorie lassen sich spezifische Umgangswei- sen der einzelnen gesellschaftlichen Teilsysteme mit dem Thema Rohstoffgewinnung ableiten. Sie konstruieren ihre Umwelt gemäß ihrer jeweils eigenen spezifischen Lo- gik und behandeln die Thematik entsprechend selektiv (allgemein bspw. Kühne 2005, 2014a):

• Für die Politik wird die Rohstoffgewinnung relevant, wenn sich damit Fragen der Machtgenerierung, -erhaltung oder des Machtverlustes in Verbindung brin- gen lassen. Positive Wirtschaftskennzahlen und geschaffene Arbeitsplätze sind anerkannte politische Erfolgsindikatoren. Daher bleibt der Abbau mineralischer Rohstoffe aus politischer Sicht unproblematisch, solange nicht massive Wider- stände auftreten. Wenn ein bedeutender Anteil der Wahlberechtigten gegen eine wirtschaftliche Aktivität protestiert, wird diese Aktivität politisch relevant. Den Protest in Wählerstimmen umzuwandeln, indem sich die Position der Protestie- renden zu eigen gemacht wird, wird dann zur politischen Option.

• Für das System der Wirtschaft wird die Gewinnung dann zentral, wenn damit Geld (Gewinne beziehungsweise Verluste) in Verbindung steht, beispielsweise durch Verzögerungen aufgrund von Bürger(innen)-Widerstand oder sich hinaus- zögernden Genehmigungen für neue Abbauflächen. Veränderungen von ‚Land- schaft‘ werden beispielsweise eher als unbeabsichtigte Nebenfolgen wahrgenom- men, nicht aber als zentral für die wirtschaftliche Entwicklung.

• Für das System Wissenschaft wird die Rohstoffgewinnung dann zum Gegenstand der Befassung, wenn sie sich mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen lässt und neue Erkenntnisse in unterschiedlichsten Fachbereichen zu erzielen sind. Es steht hier also die Frage nach dem Erkenntnisgewinn zu einem möglichen wissen- schaftlichen Forschungsfeld im Fokus.

• Für das System Planung ist die Ausweisung von Vorrang- und Ausschlussgebieten für die Rohstoffgewinnung Bestandteil der Arbeit. Bürger(innen)-Proteste kön- nen hierbei nun zu Irritationen führen, da Planung Entscheidungen unter Ab- wägung jeweils relevanter Größen vornimmt, zu denen Widerstand jenseits des formell Möglichen bisher nicht gehörte (dazu auch Artuković et al. 2017). Ziel von Planer(inne)n ist zudem, die im Studium erlernten und mit Kolleg(inn)en im- mer wieder validierten Prinzipien einer ‚guten‘ Planung umzusetzen (vgl. Kühne 2008b, 2009a).

• Für das System der Massenmedien und des Journalismus wird die Gewinnung mineralischer Rohstoffe relevant, wenn sich damit Aufmerksamkeit erzielen lässt.

Um Aufmerksamkeit erzielen zu können, ist Aktualität von zentraler Relevanz, da derjenige am leichtesten Aufmerksamkeit erreichen kann, der über ein Ereignis als erster berichtet.

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Zu den spezifischen Logiken gesellschaftlicher Teilsysteme 11

Abb. 1Eigenlogiken im Konstruktionsprozess von ‚Landschaft‘ Quelle: Darstellung Olaf Kühne 2014 .

Wissenschaft Konstruktion abhängig von: - Kenntnisstand - Fachgebiet Code: Gewinnung von (gesicherten) Erkenntnissen Räumliche Planung Konstruktion abhängig von - Zuständigkeit - Übersetzbarkeit in Pläne Code: Übereinstimmung mit planerischen Paradigmen

Verbände Konstruktion abhängig von: - Schwerpunkt der tigkeit - Strategien Code: Generierung von Einfluss Politik Konstruktion abhängig von: - politischer Grundeinstellung, - Handlungsinteressen, - Verträgen (ELK) Code: Gewinnung von Macht mediale Vermittlung des Wandels von Landschaft Konstruktion abhängig von: - Medium (Print, TV, Hörfunk, Internet) - Skalierung der Darstellung (lokal, regional, national, global) - Zielpublikum Code: Aktualität

Gesellschaftlicher Resonanzboden und öffentliche Rezipienz Wirtschaft Konstruktion abhängig von: - Auswirkungen auf wirtschaftliche tigkeit Code: Gewinnung von Geld Beobachtung

Beobach- tung

Symbolische und materielle Nutzung

Selektive Nutzung von Erkenntnissen Selektive Nutzung von Erkenntnissen

Selektive

Nutzung von Erkenntnissen

Selektive

Nutzung von Erk

ennt- nissen Partielle Steuerung durch Ziel- und Leistungsverein- barungen sowie Förder- mitteln

Forschungs- aufträgeBeratung

Vorgaben

Lobby- arbeit Lobbyarbeit, Steuergelder

Förder- mittel Forschungsaufträge

WerbungInformations- ressource

Bereitstellung

von Information Aufmerk- samk

eit

Formelle und informelle Beteiligung Bereitstellung von Medien der Weltkonstruktion Subventionen, Steuern, Ordnungsrahmen Projekt- mittel

Selektive Nutzung von Erkenntnissen

Bereitstellung von Aufmerksamkeit Konsum

Wahlen, Steuern, bisweilen: Beteiligung, Protest

Bet eiligung, P rot est

Mitglied- schaften Physischer Raum: Witterung, Vegetation, Tierwelt, Böden, Geomorphologie, Geologie, Hydrologie etc. Primärer Gegenstand der Beobachtung: Veränderungen im physischen Raum

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12 Theoretische Grundlagen

• Naturschutzverbände beanspruchen für sich, für den Schutz ‚der Natur‘ einzutre- ten. Um die Legitimität dieser Zielsetzung zu belegen, sind sie stets um öffentliche Unterstützung bemüht. Da diese permanent neu generiert werden muss, sind sie, dem System der Massenmedien ähnlich, ebenfalls auf die Aufmerksamkeit einer möglichst großen Zahl von Bürger(inne)n angewiesen und ausgerichtet. Die Wirtschaft erscheint aus Sicht der Naturschutzverbände tendenziell als Verursa-

cher von Umweltproblemen und damit als Widersacher von Naturschützer(in- ne)n. Aufgrund von gemeinsamen Naturschutzprojekten und Erklärungen von Naturschutz und Gesteinsindustrie werden die Naturschutzverbände in den be- trachteten Konflikten jedoch ebenfalls zur Zielscheibe von Bürgerinitiativen, wie noch ausführlicher gezeigt wird (Kapitel 6.2 und 6.4).

• Anwohner(innen) möchten in der Regel eine subjektiv empfundene und bewerte- te Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen am Wohnort verhindern. ‚Heimat‘

wird üblicherweise auf Grundlage von Vertrautheit (vgl. Kapitel 2.1) als positiv bewertet. Veränderungen des Status quo betrachten Anwohner(innen) daher tendenziell kritisch und fordern mindestens Erklärungen, die begründen, warum Veränderungen notwendig sind. Aus Gesellschaftsmitgliedern heraus konstitu- ieren sich wiederum Bürgerinitiativen, deren Einordnung mit Niklas Luhmann allerdings nicht trivial ausfällt. Sie repräsentieren keinen ‚eigenen‘ Gesellschafts- bereich, sind kein ‚in sich geschlossenes System‘. Vielmehr stellen sie, in Teilen ge- rade temporär, einen Teilausschnitt des ‚gesellschaftlichen Resonanzbodens‘ dar:

Sie versetzen aufgrund ihrer Kommunikation andere gesellschaftliche Teilsyste- me in Resonanz. Damit erlangen sie entsprechend gleichzeitig kommunikations- bezogen Relevanz und fließen in die Beurteilung von ‚Systemzielsetzungen‘ ein.

Für die gesamtgesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit weisen Massenme dien eine besondere Bedeutung auf (Luhmann 1996): Im Gegensatz zu allen anderen gesell- schaftlichen Teilsystemen sind sie in der Lage, die Gesellschaft insgesamt anzuspre- chen. So sind Informationen über Unternehmen in der Regel nur für Geschäftspart- ner(innen) und lediglich in Einzelfällen für die gesamte Gesellschaft von Interesse, Forschungsergebnisse interessieren in erster Linie andere Forscher(innen). Erst wenn solche Themen massenmedial verbreitet werden, können sie auf eine gesamtgesell- schaftliche Resonanz stoßen. Massenmedien können Informationen – zwingend stän- dig aktuell – selektieren und verbreiten, womit sie ein Höchstmaß an Irritation in der Gesellschaft erzeugen können. So gelingt es ihnen, die übrigen gesellschaftlichen Teil- systeme zu zwingen, sich mit bestimmten Themen wie der Gewinnung mineralischer Rohstoffe – insbesondere öffentlich – zu befassen. Dabei sind sie – was kein anderes System vermag – in der Lage, das Medium der Moral zu integrieren: In Massenme- dien werden moralische Urteile über Repräsentant(inn)en anderer gesellschaftlicher Teilsysteme oder diese insgesamt (z. B. die ‚profitgierige Wirtschaft‘, die ‚weltfremde Wissenschaft‘) gefällt. Mit der Produktion von Unsicherheiten und einem steigenden Grad an Unwissen steigt – nach Luhmann (1993, S. 332) – „der Moralpegel der öffent-

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Zu den spezifischen Logiken gesellschaftlicher Teilsysteme 13

lichen Kommunikation“. So erfolgt eine Transformation eines Zustandes oder einer Veränderung in ein moralisches Problem. Das heißt, ein wirtschaftliches oder poli- tisches Problem wird in ein moralisches transformiert. Hinsichtlich der Gewinnung mineralischer Rohstoffe besteht also die Gefahr, nicht mehr wirtschaftliche Lösun- gen, technische Machbarkeiten und Möglichkeiten zur Reduktion der Belastung von Anwohner(inne)n zu diskutieren, sondern die Frage, ob es moralisch verwerflich sei,

‚Heimat‘ zu zerstören. Der damit verbundene Rückgriff auf den binären Code ‚gut versus schlecht‘ ermöglicht eine breite gesellschaftliche Kommunikation. Jedoch ist mit dieser Transformation die Nebenfolge verbunden, dass moralisches Engagement nur schwer wieder zurück genommen werden kann (vgl. Bogner 2005). So ist Mo- ral nicht allein auf einzelne Rollen einer Person bezogen, sondern auf die Person in Gänze. Darüber hinaus ist moralische Kommunikation nicht auf Achtung, sondern auf Missachtung ausgerichtet. Mit der Anwendung des moralischen Codes ist somit eine Diskreditierung verbunden (Luhmann 1993). Der moralische Code weist eine gleichsam entdifferenzierende und nicht durch eine höhere Instanz kompensierbare Funktion auf (Luhmann 1989, S. 370): „Moral ist ein riskantes Unternehmen. Wer mo- ralisiert, lässt sich auf ein Risiko ein und wird sich bei Widerstand leicht in der Lage finden, nach stärkeren Mitteln suchen zu müssen oder an Selbstachtung einzubü- ßen“. Somit wohnt der Anwendung des moralischen Codes die Tendenz inne, „Streit zu erzeugen, aus Streit zu entstehen und den Streit dann zu verschärfen“ (Luhmann 1989, S. 370) – ein herausragendes Charakteristikum der Anwendung eines Moralpro- gramms in den durchaus unterschiedlichen Vorstellungen von Moral unterschiedli- cher Akteur(inn)e(n). So ist eine moralische Festlegung stets der Gefahr ausgesetzt, dass sie aus der Perspektive eines anderen Moralprogramms beobachtet – und ver- urteilt – wird (Luhmann 1993, vgl. auch Kneer und Nassehi 1997; Kühne 2008b).

Die einzelnen gesellschaftlichen Teilsysteme – aus der Systemlogik heraus abge- leitet damit auch Bürgerinitiativen – sind auf sich selbst ausgerichtet, agieren parallel aber nicht völlig unabhängig voneinander. Sie unterliegen einer gegenseitigen Beein- flussung. Die Komplexität der Kommunikation in und zwischen den gesellschaftli- chen Teilsystemen hat zur Konsequenz, dass das Ergebnis dieses Kommunikations- prozesses einerseits schwer vorherzusagen, und andererseits seine zielgerichtete Beeinflussung nur mit einem tieferen Systemverständnis denkbar wird. Der Kom- munikationsprozess zwischen den gesellschaftlichen Teilsystemen entwickelt eine Eigendynamik, die von den Beteiligten (aus der jeweiligen Logik heraus) als nicht zwingend rational eingeschätzt wird. So kann die Rohstoffgewinnung von Bürgerini- tiativen beispielsweise als ein unzumutbarer Eingriff in ‚Natur und Landschaft‘ be- wertet und ökonomische Aspekte ausgeblendet werden, während letztere für Unter- nehmen der Rohstoff industrie automatisch handlungsleitend sind und sie in Teilen das Handeln von Bürgerinitiativen oder Verbänden nicht nachvollziehen können be- ziehungsweise gegebenenfalls auch nicht wollen.

Die soziale Differenzierung von Gesellschaften in der Moderne in unterschied- liche gesellschaftliche Teilsysteme bedeutet nicht allein die Differenzierung zu un-

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14 Theoretische Grundlagen

terschiedlichen Systemlogiken. Vielmehr ist damit auch eine Zunahme von „Kon- fliktträchtigkeit und Konfliktfähigkeit“ (Luhmann 2017, S. 220) verbunden. Mit der gesellschaftlichen Differenzierung hat sich ebenfalls die Schnittmenge geteilter Mo- ralvorstellungen verringert: Weniger verbindliche gesellschaftliche Normen erfor- dern einer seits einen höheren kommunikativen Aufwand, andererseits auch ein er- weitertes Verständnis für andere Systemlogiken, sollen Konflikte nicht eskalieren (siehe hierzu Abschnitt 2.4).

2.3 Zur Perspektive einer sozialkonstruktivistischen Landschaftsforschung

In den bisherigen Ausführungen wurde bereits mehrfach auf Fragen um ‚Land- schaft‘ und ‚Landschaftsveränderungen‘ im Kontext raum- und landschaftsbezogener Konflikte Bezug genommen. Vor dem Hintergrund der sozialkonstruktivistischen Grundperspektive ergibt sich auch ein spezifisches Verständnis von ‚Landschaft‘, das im Folgenden in zentralen Grundzügen dargestellt wird.

Menschen handeln ‚Dingen‘ gegenüber – seien diese personaler, physischer oder abstrakter Natur – häufig auf Grundlage der Bedeutung, die diese für sie einnehmen (Blumer 1969). Dabei ergibt sich die Bedeutung dieser Dinge weder aus einer inneren Beschaffenheit oder eines ‚Wesen‘ noch aus der Komposition psychologischer Kom- ponenten des Individuums, sondern sie geht vielmehr aus dem Interaktionsprozess zwischen verschiedenen Individuen hervor (Blumer 1969). So generiert sich die Be- deutung eines Dinges für ein Individuum aus dem Modus operandi, in welchem Drit- te im Hinblick auf dieses handeln.

Bezogen auf ‚Landschaft‘ und ihre physischen Grundlagen weisen verknüpfte

‚Dinge‘ für verschiedene gesellschaftliche Teilausschnitte eine hohe Relevanz auf und ihre Veränderungen werden – wird eine Schwelle hinsichtlich Ausmaß und sym- bolischer Aufladung überschritten – aufmerksam beobachtet und häufig argwöh- nisch begleitet. Ein Modus, in dem materielle Arrangements der Welt betrachtet wer- den – hier insbesondere im mesoskaligen Maßstab – ist der der ‚Landschaft‘ (u. a.

Burckhardt 2006b; Kühne 2006a, 2006b, 2008b, 2013d; vgl. zuletzt Veränderungen von ‚Landschaften‘ im Kontext der Energiewende Hübner und Hahn 2013; Kühne und Schönwald 2013; Kühne und Weber 2017a; Leibenath und Otto 2012; Otto und Leibenath 2013; Roßmeier et al. 2018; Weber, Jenal, Roßmeier et al. 2017 oder auch in Bezug auf Bergbaufolge- bzw. Altindustrielandschaften Kost 2013; Kühne 2007, 2016;

Schwarzer 2014). Bestimmte physische Objekte werden damit von den Betrachter(in- ne)n im Prozess der Beobachtung ‚zusammengeschaut‘ und unter Nutzung erlernter Deutungs- und Bewertungsmuster als ‚Landschaft‘ bezeichnet (Burckhardt 2006b;

vgl. Cosgrove 1984; Hard 1969; Kühne 2006b, 2013e, 2015g, 2018c; Kühne und Weber 2016a; Schenk 2013; Tuan 1974; Wojtkiewicz und Heiland 2012). ‚Landschaft‘ ist vor diesem Hintergrund aus sozialkonstruktivistischer Perspektive (vgl. Kapitel 2.1) nicht

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Zur Perspektive einer sozialkonstruktivistischen Landschaftsforschung 15

einfach ‚natürlich gegeben‘, sondern wird auf Grundlage sozialer Deutungen und Zu- schreibungen erzeugt: „Das Kunstwerk Landschaft entsteht als die steigernde Fort- setzung und Reinigung des Prozesses, in dem uns allen aus dem bloßen Eindruck einzelner Naturdinge die Landschaft – im Sinne des gewöhnlichen Sprachgebrauchs – erwächst“ (Simmel 1990 [1913], S. 71). Gemäß dem Ansatz der sozialkonstruktivisti- schen Landschaftstheorie nach Kühne (2008b, 2015e; Kühne 2018c) lässt sich ‚Land- schaft‘ in vier Dimensionen gliedern (resümierend bspw. auch Kühne et al. 2018):

1) Der physische Raum: Er setzt sich aus physischen Objekten in unterschiedlicher Anordnung zusammen. Damit stellt er das physische Grundsubstrat dessen dar, was ‚Landschaft‘ genannt wird.

2) Die angeeignete physische Landschaft: Sie bezeichnet jene Objekte und Ob- jektgruppen des physischen Raumes, die in interpretierter Zusammenschau als

‚Landschaft‘ beschrieben werden. So finden einzelne Blätter eines Baumes übli- cherweise keinen Eingang in die landschaftliche Betrachtung, einzelne Bäume nur dann, wenn sie sich stark von ihrer Umgebung absetzen und Wälder nur in Ein- zelfällen nicht.

3) Die gesellschaftliche Landschaft: Sie enthält die in der Gesellschaft vorhandenen Vorstellungen und Deutungen in Bezug auf ‚Landschaft‘, also alles, was bezugs- gruppenbezogen (Dahrendorf 1971 [1958], S. 45) geteilt unter ‚Landschaft‘ sub- summiert werden kann.

4) Die individuell aktualisierte gesellschaftliche Landschaft: Sie bezieht sich auf die jeweils individuellen Deutungen und Vorstellungen von ‚Landschaft‘. Diese basie- ren in erster Linie auf sozialer Vermittlung, das heißt, jedem Menschen wurde in seinem Leben vermittelt, was von wem in welchem Kontext wie als ‚Landschaft‘

bezeichnet werden kann.

Wird ‚Landschaft‘ in diesem Sinne konstitutiv als individuelles und soziales Kon- strukt und nicht als ein bewusstseinsunabhängiges Objekt verstanden, erhalten Fra- gen nach den Mechanismen der sozialen Definition und Vermittlung von Deutun- gen und Vorstellungen von und über ‚Landschaft‘ eine besondere Bedeutung für die Forschung (vgl. auch Burckhardt 2013). In diesem Zusammenhang ist auf Sozialisa- tionsprozesse zu blicken, in denen das Verständnis von ‚Landschaft‘ als Gegenstand entsteht (Kühne 2006c, 2008a, 2013b). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Deu- tungen und Wertungen dessen, was von Individuen mit ‚Landschaft‘ verbunden wird, (1) weder zeitlich stabil (Kühne 2008b, 2014b, 2015b, 2017a, 2018d; Müller 1977) noch (2) interkulturell eindeutig ausfällt (Bruns 2013, 2016; Bruns und Kühne 2015; Bruns und Münderlein 2017):

1) Der Landschaftsbegriff hat in der deutschen Sprache eine bis ins Mittelalter zu- rückreichende Geschichte, die zunächst politische Bezüge (wie den Einflussbe- reich einer Stadt) ebenso beinhaltet wie rechtliche (die Gesamtheit rechtsfähiger

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16 Theoretische Grundlagen

Männer eines Gebietes). Mit der Renaissance und dem Genre der Landschafts- malerei verband sich mit dem Begriff der Landschaft dann ein von der Malerei inspirierter, idealisierten Blick in physische Räume, dem eine Manifestation ro- mantischer Sehnsucht nach einer vormodernen Gesellschaft und die Verbindung von Land und Heimat folgte. Schließlich stand der Landschaftsbegriff auch für einen naturwissenschaftlichen Zugriff und erfuhr zuletzt eine Ausweitung im Hinblick auf die Ästhetisierung altindustrieller Objekte und ‚StadtLandHybriden‘

(Kühne 2012b; siehe auch Hauser 2001, 2004; Hofmeister und Kühne 2016; Kühne, Schönwald et al. 2017; Sieverts 2001; Vicenzotti 2011; Weber 2017). Dass sich Ver- änderungsprozesse der sozialen Konstruktion von ‚Landschaft‘ in vergleichswei- se kurzen Zeiträumen vollziehen können, zeigt Kühne (2018d): Die im Jahr 2016 durchgeführte Längsschnittstudie von einer quantitativen Befragung im Saarland aus dem Jahr 2004 (siehe Kühne 2006a; 2004 wurden an 3209 sowie 2016 an 3239 Fragebögen versandt; der auswertbare Rücklauf betrug 2004 455, 2016 450 Fra- gebögen) zeigt insbesondere den Wandel der Bewertung altindustrieller Objek- te: Diese wurden deutlich weniger häufig als ‚hässlich‘ charakterisiert, vielmehr bilden sie nun ein Element der regionalen Identifikation, ähnliches gilt auch für Windkraftanlagen, die insbesondere bei Jüngeren als Teil der ‚regionalen Land- schaft‘ verstanden werden und (eigens bei Jüngeren, Frauen und höher Qualifi- zierten) als Symbole der ‚Modernität‘ gelten (genaueres siehe Kühne 2018d).

2) Das Verständnis – und die damit verbundenen ästhetischen Seherwartungen – dessen, was im Deutschen unter ‚Landschaft‘ verstanden wird, ist nicht deckungs- gleich mit dem, was in anderen europäischen Sprachen unter der Translation verstanden wird. So ist etwa im Englischen und Französischen die ästhetische Komponente stärker ausgeprägt, im Ungarischen findet sich eine starke Verbin- dung zum Thema ‚Heimat‘, im Polnischen fand der Begriff erst im 19. Jahrhun- dert als Lehenswort ‚landszaft‘ Einzug in die Sprache (unter vielen Drexler 2010, 2013; Hernik und Dixon-Gough 2013; Olwig 2002). Außereuropäisch verbreitete sich der Begriff dessen, was im deutschen Sprachraum an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ungefähr als ‚Landschaft‘ bezeichnet wurde, als ein wissenschaft- licher Terminus, der teilweise, wie etwa in China und in Japan auf einen deut- lich differenzierteren Zugang zu räumlichen Konstellationen traf (Küchler und Wang 2009; Ueda 2013; einen Überblick liefern die Sammelbände Bruns et al. 2015;

Bruns und Kühne 2013b).

Auf Grundlage einer individuellen Aktualisierung über Jahrhunderte entwickelter – häufig normativ geprägter – Vorstellungen entstehen und verankern sich Deutungs-

muster, was zu einer ‚Landschaft‘ gehöre und was nicht, wie diese zu bewerten sei und welche Anforderungen an die Erhaltung ihrer materiellen Grundlagen zu stellen sei- en (Kühne 2008a, 2008d, 2012b, 2013d). Die Konstruktion von ‚Landschaft‘ schließt systematisiert zwei Deutungsebenen ein (Kühne 2006a, 2008b): die ‚heimatliche Normallandschaft‘ und ‚stereotype Landschaften‘. Stereotype Landschaften unter-

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