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Endodontie, 01/2020

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Academic year: 2022

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EDITORIAL

Endodontie 2020;29(1):3–4 3

„… weil mehr geht, als man denkt …“

Haben Sie nicht auch gelegentlich auf der Rück- fahrt von einer Tagung den Eindruck, dass sichTT vieles einfach nur wiederholt: Am Ende des Kon- gresses wird der „Spezialist“ – geprüft oder selbst- ernannt – vermutlich müde mit den Achseln zu- cken und sagen „Weiß ich doch schon alles, kann ich doch längst alles selber.“ Und der (ungeprüfte) Generalist steht da mit weit offenem Mund und kriegt nur noch ein ehrfurchtsvolles „Boahhh!!!!“

über die Lippen. Und auf der Tagung selber:TT Die Referenten geben sich wie üblich alle Mühe, das Publikum mit den sensationellsten Lösungen der unglaublichsten Fälle unendlich zu beeindrucken:

Herodontics (d. h. – häufig genug – heldenhafte Versuche der Zahnerhaltung am völlig ungeeigne- ten Objekt) von morgens bis abends! Am Ende immer die optisch überragende Füllkontrolle – und nix weiter. Misserfolge? Fehlanzeige!

Wo legt man die Latte an?

Alles eine Frage des Standpunktes bzw. Stand- ortes: Je tiefer, umso mehr können drüber sprin- gen. Je höher, umso exklusiver der Club! Gibt es nur eine Latte? Wer legt sie wohin? Wie schnell und wann fällt sie runter? Wie viele Versuche hat man? Das Dilemma ist offensichtlich und die Be- rufung auf Richtlinien hilft auch nicht so richtig weiter. Einige Leserinnen und Leser erinnern sich sicherlich noch an die Kofferdamdiskussion und den wütenden Aufschrei einiger weniger Gene- ralisten – unseligerweise unterstützt durch einige eiligst herbeistürzende Kammerfunktionäre –, als die seinerzeitige AGET die Anwendung von Kof- ferdam zum „Muss“ bei Wurzelkanalbehand- lungen erklärte. Das sei doch unter Praxisbe- dingungen überhaupt und schon mal gar nicht realisierbar, akademische Spielerei, Schöpfung

von Hochschulhirnen usw. Schaut man sich heute die während Fortbildungen und Curricula präsen- tierten Fälle an, so ist Kofferdam – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kein Thema mehr. Ob es tatsächlich bereits Standard in der Praxis ist, sei dahingestellt und ein klein wenig Skepsis ist si- cherlich angemessen, aber eine Verschiebung der Latte ist definitiv nicht zu übersehen. Auch bezüg- lich der Intensivierung der Spülprotokolle hat sich einiges getan und von N2, Toxavit,TT Depotphorese und ähnlichen „praxisbewährten“ Techniken undTT Materialien war lange nichts mehr zu hören. Die Diskussion hat sich verlagert hin zu Fragen wie

„Muss man ein OPMI benutzen?“, „Muss man ein DVT anfertigen?“, „Muss man einen Laser an- wenden?“.

Von der Theorie zur Praxis: Dass in der Tat TT mehr geht, als man dachte, zeigen auch die letzten beiden epidemiologischen Untersuchungen zur Endodontie aus Deutschland: Zwei Studiengrup- pen aus Tübingen und Münster haben sich den endodontischen Versorgungsgrad in bestimmten Bevölkerungs- bzw. Patientengruppen angese- hen und nahezu übereinstimmend festgestellt, dass der Anteil von wurzelkanalgefüllten Zähnen mit periapikalen Läsionen im Laufe der letzten 20 Jahre von ca. 60 % (Wer erinnert sich noch an den seinerzeitigen Aufschrei der Kammeroberen?) auf 34–42 % zurückgegangen ist und sich die Zahl der als radiologisch adäquat bewerteten Wurzelkanalfüllungen von 14 auf 35 % mehr als verdoppelt hat1,2. Hier hat sich die Latte tatsäch- lich deutlich nach oben bewegt, aber nicht in der

„Spitze“ (d. h. noch schwierigere Fälle, die gelöst wurden), sondern in der Breite (d. h. noch mehr Fälle, die erfolgreich behandelt und somit erhal- ten wurden)! Eine „flächendeckende“ Anhebung der Erfolgsquote zählt hier sicher mehr als eine

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EDITORIAL

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liner Zahnärztetag geben. Mal ganz abgesehen davon, dass sich dem unsterblichen Charme des Berliner Estrel-Hotels sowieso niemand entziehen kann!

Auf Wiedersehen in Berlin!

Ihr Michael Hülsmann

Literatur

1. Connert T, TT Truckenmüller M, ElAyouti A, Eggmann F, Krastl G, Löst C, Weiger R. Changes in periapical status, quality of root fillings and estimated endodontic treatment need in a similar urban German population 20 years later.

Clin Oral Investig 2019;23:1337–1382.

2. Bürklein S, Schäfer E, Jöhren HP, Donnermeyer D. Quality of root canal fillings and prevalence of apical radiolucen- cies in a German population: a CBCT analysis. Clin Oral Investig 2019. doi: 10.1007/s00784-019-02985-y. [Epub ahead of print]

zusätzliche Handvoll von (nichts für ungut: Das eine schließt das andere ja nicht aus!!) „Angeber- fällen“. Dass für diese hocherfreuliche Entwick- lung nach Jahrzehnten der Stagnation natürlich in erster Linie die nicht spezialisierten und nicht zer- tifizierten und nicht MSc-diplomierten niederge- lassenen Kolleginnen und Kollegen verantwortlich sind, kann nicht oft und laut genug hervorgeho- ben werden. Aber: Nach oben bleibt immer noch reichlich Luft! Was die beiden zitierten Studien ebenfalls eindrücklich belegen.

Natürlich geht fast immer etwas mehr, als man denkt; bei entsprechendem Ehrgeiz und aus- reichenden Anstrengungen lässt sich so manche Grenze verschieben und die eine oder andere Latte deutlich anheben. Viele interessante Anregungen hierzu wird es sicher auch beim kommenden Ber-

Referenzen

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