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Fördern & Fordern: Wie viel Förderung braucht mein Kind?

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Academic year: 2022

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Fördern & Fordern:

Wie viel Förderung braucht mein Kind?

Der Leistungsdruck hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, da die Sorge um eine gesicherte Zukunft wächst und immer höhere Schulabschlüsse erwartet werden.

Aus Angst geraten die Eltern oft in eine Förderwut – dabei leiden die entwicklungsspezifischen Bedürfnisse der Kinder und das selbst-entdeckende Lernen weicht dem Druck. Nicht selten kommt die Lernmotivation abhanden, und die Kinder entwickeln unter dem Stress psychosomatische Symptome, wie z.B. Schlaf- oder Essstörungen.

Was ist sinnvolle Förderung?

Bei sinnvoller Förderung geht es nicht darum, das Kind ins Frühchinesisch, Frühtennis und Frühballett zu schicken oder schon Lesen, Schreibe und Rechnen vor Kindergraten- und Schuleitritt zu büffeln, sondern darum, den Kindern den Raum für selbst-entdeckendes Lernen zu lassen, anregende Rahmendbedingungen zu schaffen und Lebenskompetenzen zu fördern, welche für den Lernerfolg auschlaggebend sind.

Z.B. hängt Motivation stark mit dem Selbstvertrauen des Kindes zusammen: Ein Kind, welches nicht an seine eigenen Fähigkeiten glaubt, kann kaum die nötige Motivation aufbringen, um

Herausforderungen anzugehen.

Förderung von Fähigkeiten, welche man nicht pauken kann

• Frusttoleranz, Geduld, Hilfsbereitschaft

• Hartnäckigkeit, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin

• Sozialkompetenz, Kompromiss-Bereitschaft, Konfliktfähigkeit, respektvolle Kommunikation

• Selbstständigkeit

• Mut, Angst zu überwinden

• realistische Selbsteinschätzung / Selbstwahrnehmung, eigene Grenzen kennen

• Gefühle benennen und erkennen können + zu Gefühlen stehen können

• Zusammenarbeit, Zuhören können

• Differenzen aushalten können

• Humor, Über sich selber lachen können

• Langeweile selber überwinden

• Fehler machen dürfen und aus Fehlern lernen

• Hilfe holen

• Organisationsfähigkeit, Zeitmanagement, sich selber strukturieren, Prioritäten setzen können

• Grenzen verstehen; (Mit-) Verantwortung übernehmen

• Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

• Rücksichtnahme und Empathie

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Hirnchemie und Selbstregulierung:

Fertigkeiten, die im Frontallappen entwickelt werden

 Frusttoleranz

 Impulskontrolle

 Belohnungsaufschub

 Sozialkompetenz

 Planen und Zeit einteilen

 Lösungen entwickeln

 Prioritäten setzen

 Ziele setzen

 Handlungsverläufe reflektieren

Diese Fähigkeiten erfordern Erfahrungsgelegenheiten, Training, Zutrauen, ein Involvieren in die Lösungsfindungen (z.B. mit dem Familienrat), aber auch Grenzen/Regeln und Konsequenzen, wenn diese nicht eingehalten werden. Das sind Momente, in denen Eltern von Kindern auch etwas fordern und dabei Eigen- und Mitverantwortung fördern.

Regeln setzen ist nicht schwer – Wie aber kann man Regeln durchsetzen?

Regeln

• sollen Halt geben und nicht unnötig einengen

• sollen dem Altern angepasst sein

• Grenzen setzen erfordert von der Erziehungsperson Konsequenz und Energie

Konsequenzen versus Strafen

Strafen sind abschreckend, erniedrigend, verletzend und nutzen sich mit der Zeit ab. Sie unterdrücken das unerwünschte Verhalten höchstens, sind jedoch nicht nachhaltig und es gibt keinen Lerneffekt. (Das Kind isst nicht auf – es darf zur Strafe nicht mit den Freunden abmachen.) Konsequenzen stehen unmittelbar in Zusammenhang mit dem Regelverstoss. Person und Verhalten werden getrennt. (Das Kind /der Jugendliche kommt zu spät nach Hause – es darf morgen weniger lang mit ausgehen / nächster Ausgang wird gestrichen). Konsequenzen sind in der Regel vorher bekannt, sind nicht herabsetzend, angemessen und respektvoll vermittelt.

 die innere Haltung ist entscheidend.

Durch Erfahrung vernetzen sich die Nervenzellen im Frontallappen

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Selbstvertrauen und Mitverantwortung fördern

• Zutrauen – Mitdenken – Mitgestalten

• Ermutigen statt kritisieren: Stärken stärken und damit Schwächen schwächen.

• Familienrat: Lösungsdenken trainieren, Mitverantwortung tragen, beitragen, mitentscheiden

Förderung heisst demnach nicht, noch mehr zu pauken oder Kinder mit Freizeitaktivitäten voll zu packen, welche als Ausgleich zur Schule dienen sollen (Ausgleich zur Schule, musisch oder sportlich ist wichtig, soll aber nicht zum Freizeitstress werden), sondern Fähigkeiten zu trainieren, welche zu den Lebenskompetenzen gehören. Das geht nur, wenn wir den Kindern die Erfahrungsgelegenheiten geben, ihnen nicht alle Steine aus dem Weg räumen und ihnen etwas zutrauen, ohne sie zu

überfordern: liebevoll, ermutigend & konsequent.

Lerntypen, Lernstile und Lernumfeld

Die elektronischen Medien sollten beim Hausaufgaben-Machen ausgeschaltet sein.

Es ist von Vorteil, wenn die Kinder/die Jugendlichen für die Hausaufgaben einen ruhigen, hellen und ordentlichen Arbeitsplatz zur Verfügung haben – selbst der Küchentisch ist dafür absolut

ausreichend.

Es gibt aber auch Kinder und Jugendliche (siehe Lernstil-Theorie von Barbara Prashnic), die besser lernen können, wenn sie am Boden liegen oder die Arbeitsposition jeweils ändern können, Bewegung brauchen, kauen müssen (Kaugummi oder sonst was zu Essen) oder besser mit Musik lernen können.

Auch der ideale Zeitpunkt für das Hausaufgaben-Machen ist bei den Kids ganz unterschiedlich.

Diese Elemente gilt es auszuprobieren – man erkennt schnell, was funktioniert und was nicht.

Bei allen Kindern und Jugendlichen aber gilt, dass die Lernatmosphäre eine ebenso erhebliche Rolle spielt, wie die Lernumgebung: Bei Streit und Spannungen lernt es sich schlecht.

Kinder und Jugendliche, welche gedanklich den Problemen von zu Hause oder aus der Schule nachhängen (z.B. Mobbing, etc.), können sich schlecht auf die Aufgaben fokussieren.

Eine wohlwollende, ermutigende und wertschätzende Lernatmosphäre trägt entscheidend zu Konzentration und Motivation bei.

OLEA-Konzept nach Esther Lauper

ORDNUNG

Blaue Kinder (Pflicht-Kind)* = fleissig, pflichtbewusst, ordentlich, etc.

Blaue Eltern = erwarten viel, strukturiert, üben und kontrollieren. Motto: ohne Fleiss keinen Preis Blaue Kinder brauchen:

• Struktur, z.B. Listen, Kärtli

• eigener, ruhiger Arbeitsplatz

• Lob für Einsatz

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4 LIEBE

Rote Kinder (sensibles Kind)* = kooperativ, sozial, Teamplayer, brauchen Erfahrungslernen Rote Eltern = familienorientiert, tolerant, machen Mut. Motto: Liebe ist das Lebenselixier Rote Kinder brauchen:

• Teamarbeit mit andern Kindern

• angst- und stressfreie Umgebung

• Sicherheit, nicht alleine lassen, Unterstützung

• Wir-Gefühl fördern

• Anstrengung loben

• Lernen im Spiel

Förderung: Disziplin, Ordnung, Struktur, Rituale, Regelmässigkeit Erkenntnis

Grüne Kinder (Schlaukopf-Kind)* = lernhungrig, sachorientiert, wissensdurstig, zieht sich oft zurück Grüne Eltern = kühl, distanziert, oft gebildet. Motto: Bildung ist das Wichtigste

Grüne Kinder brauchen:

• auf Fragen eingehen

• Zusatzinformationen bieten

• Medien, Museum, etc.

• nicht bremsen

• anspruchsvolle Beschäftigung (Bastelarbeit, Kochen)

• Fördern/Fordern

• Verantwortung übertragen

• Aufgaben ernst nehmen Förderung: Soziale Kontakte Autonomie

Orange Kinder (Abenteurer-Kind)* = lassen sich schnell ablenken, sprunghaft, ideenreich, brauchen viel Bewegung

Orange Eltern = unternehmungslustig, nicht immer verlässlich. Motto: Spass muss sein.

Orange Kinder brauchen:

• Bewegung (vor Hausaufgaben)

• Lernen in Bewegung

Förderung: aufgeräumter Arbeitsplatz, klare Strukturen, Medienkonsum beschränken, Lärmquellen einschränken, Planung und Struktur

*Die Begrifflichkeiten in Klammern stammen aus dem Buch:

Typengerecht fördern und erziehen. – Siehe Bücherliste.

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Filmtipps

Marshmallow-Test

https://www.youtube.com/watch?v=QX_oy9614HQ

Familienrat

https://www.youtube.com/watch?v=Ibeq0T81dqo

Hilft Belohnung für die Motivation?

https://www.youtube.com/watch?v=hVbsosVTIIg

Bücher- und Artikeltipps

Hennings/Niemöller Ermutigen statt kritisieren; Herder Verlag, 2. Auflage, 2017

Dawson/Guare Schlau, aber…: Kindern helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln durch Stärkung der Exekutivfunktonen. Mit praktischen Tipps und Übungen, Hogrefe Verlag, 2. Auflage, 2016

Frick, Jürg Die Kraft der Ermutigung, Huber Verlag, 2011 Frick, Jürg Die Droge Verwöhnung, Huber Verlag, 2001/2004 Bauer, Joachim Selbststeuerung, Blessing Verlag, 2015

Mischel, Walter Der Marshmallow-Test, Siedler Verlag, 2015

Schläpfer, Christelle 2016 UK Adlerian Year Book – A Collection of Topical Essays

Consequences of pampering, overprotection and neglect in children’s upbringing, London, 2016

Grolimund, F. Mit Kindern lernen – Konkrete Strategien für Eltern, HuberVerlag, Bern 2012

Kaniak-Urban, Ch./ Nitsch, C. Typgerecht fördern und erziehen, GU-Verlag Buch zu den 4 Typen / dieses Buch ist jedoch für jüngere Kinder gedacht

Oppolzer, U. Verflixt, wie lerne ich das? – Tipps und Tricks für clevere Kids, humboldt-Verlag, 2008 (Teil für Eltern, Teil für Schüler)

Kaiser, L.E. Aha – so lernt man. Arbeitsheft ab der 4. Klasse begleitend bis in die Oberstufe, Comenius-Verlag, 2009 Hinnen, H. Ich lerne lernen;

Lehrmittelverlag, 2002 (für Primarschüler)

Blogartikel:

Lob wirkt entmutigend – Wie wir Kinder anders beflügeln können https://www.edufamily.ch/ermutigung-statt-lob/

Referenzen

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