• Keine Ergebnisse gefunden

[Rezension zu:] Sabine Kleine: Zur Ästhetik des Häßlichen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "[Rezension zu:] Sabine Kleine: Zur Ästhetik des Häßlichen"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Rezensionen 161

sich die Darstellung auf die ersten fünfzig Jahre der russischen Schiller- Rezeption. Das mag wie eine Einschränkung aussehen, in Wahrheit aber ist hier die philologisch exakte Grundlage für alle weitere Beschäftigung mit dem The- ma "Schiller in Rußland" auf dem möglichst neuesten Stand der Forschung er- arbeitet worden. Der Autor betrachtet denn auch seine Monographie als ein in sich geschlossenes Werk, dessen Fortführung unter Einschluß der vollständigen Theatergeschichte des "russischen" Schiller er gerne anderen überlasse. Die Einleitung (S. 13-36) skizziert das Thema ,,Rußland im Schaffen Schillers", wobei ergänzend die Arbeit "Schillers Marina - Tyrannin der Lust" von Klaus Manger zu nennen ist (1990 in "Schiller und die höfische Welt", ed. A. Aurn- hammer et al.). Der Anhang (S. 328-351) liefert ,,Materialien zur Geschichte von Schiller-Aufführungen auf russischen Bühnen in der ersten Hälfte des 19.

Jahrhunderts". Dazwischen liegen sechs Kapitel, die jeweils selbständig und deshalb streckenweise parallel chronologisch gegliederte Schneisen der Schil- ler-Rezeption verfolgen: "Schiller und seine russischen Zeitgenossen" (Kap. 1),

"V. A. Zukovskij und Schiller" (Kap. 2), ,,Der Kreis um Puskin" (Kap. 3), "Die dreißiger Jahre" (Kap. 4), ,,Die vierziger Jahre" (Kap. 5) und ,,Die Jahrhun- dertmitte. N. V. GerbeIs Ausgabe" (Kap. 6). Im großen Zusammenhang der Wirkungsgeschichte deutscher Literatur in Rußland, wie ihn Annelore Engel- Braunschmidt 1973 in ihrem Buch Deutsche Dichter in Rußland im 19. Jahr- hundert umrissen hat, entspricht die vorliegende Monographie in ihrer Ausführ- lichkeit einem Desiderat, das nicht nur für Germanisten und Slawisten von Inte- resse ist.

Horst-Jürgen Gerigk

Sabine Kleine: Zur Ästhetik des Häßlichen. Von Sade bis Pasolini. Stuttgart;

Weimar (Metzler) 1998

Das Böse, Häßliche, Obszöne, Schreckliche als Signatur moderner Literatur inspirierte das Interesse der Forschung innerhalb der letzten Jahrzehnte in be- sonderem Maße, was sich am Erscheinen etlicher Monographien zum Thema gerade in jüngster Zeit ablesen läßt. Die Autorin der vorliegenden Studie möch- te keine eigene Theorie des Häßlichen hinzufügen, sondern die "Literarhistorie der Moderne auf der abgewandten Seite der Kallistik" nachschreiben, um auf Adornos These, die Literatur der Moderne sei Ort eines Inkommensurablen im Sinne einer negativen Utopie, "die Probe" zu machen (42).

(2)

162 Rezensionen

Die sehr umfassende Einleitung skizziert die bedeutsamen kulturellen Mani- festationen einer Ästhetik des Bösen und des Häßlichen seit der Aufklärung und speziell ihre Auswirkungen auf die Literatur der Moderne. Sie resümiert die Verfahren des Surrealismus, gegen Rationalität und Logik die authentische Sprache des Unbewußten auszudrücken, die Verbindung von Wollust und Verbrechen in den Romanen Sades, Klossowskis Konzept der "transgression de la loi" im das Perverse gebärenden sodomitischen Akt, Batailles Thesen vom Obszönen, das in der Negation von Rationalität und Nützlichkeit dem Men- schen "seine ursprüngliche Souveränität" zurückgebe, die ästhetischen Prämis- sen Klossowskis und Lautreamonts - und mündet schließlich in eine Analyse der Philosophie Kants, der die ethische Neutralität der Vernunft aus dem Be- reich des Ethischen verabschiedet habe.

Die anschließenden Kapitel widmen sich einzeln und in chronologischer Reihenfolge den bekanntesten Vertretern einer Ästhetik des Schrecklichen und Häßlichen: nämlich Hoffmann, Poe und Baudelaire. Die Kapitel zeichnen die historische Entwicklung einer solchen Ästhetik im Kontext zeitgenössischer Theorien nach und erläutern ihre wesentlichen Merkmale: den gezielten Ver- stoß gegen die idealistische Ästhetik des Schönen, den Rekurs aufs Häßliche als dem Interessanten und grundsätzlich Neuen, den Umschlag von einer Werk- in Wirkungsästhetik aufgrund der Betonung des ästhetischen Effekts, der als Schock, Körper und Sinne zu reizen verstand, den Zusammenhang zwischen Häßlichem und Sublimen, die Geburt des Kunstschönen aus dem Material des Häßlichen.

Eine scharfsinnige Analyse zu Pasolinis Bearbeitung von Sades 120 jour- nees de Sodome in seinem Film Salo 0 le 120 giornate di Sodoma schließt das Buch ab. Die stereotype Gleichförmigkeit und daher Austauschbarkeit der Op- fer bereits im original Sadeschen Universum habe deren Individualität bestrit- ten und sie zu bloßen Waren degradiert, zu Konsumgütern, die im Genuß ihrer Peiniger verbraucht werden. Diesen Befund erhebt Kleine auf dem Hintergrund von Benjamins Aufsatz über das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Re- produzierbarkeit und kommt zu dem skeptischen Schluß, die Gleichsetzung von Sexualakt und maschineller Reproduktion in Pasolinis Sade-Adaption be- zeuge die Zerstörung der letzten Enclave einer Utopie der Überschreitung wie sie Bataille ebenfalls im Rekurs auf Sade just in der Erotik erblicken wollte.

ChristiQ11e Leiteritz

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

gen nicht, obgleich er akzeptiert hatte, dass die ersten 200 seiner Ordner in den 1990er-Jahren der Sammlung Prinzhorn übergeben wurden. Ausgestellt waren sie dort 2005, im Rahmen

die Kunst in der für sie wesenhaften Erscheinungsform, im Schein, Gleiches leisten- wenn die Bedingung der Erkenntnis ihres Scheincharakters erfüllt ist; sie erst verleiht

henden Überlieferungen zu Stubbs’ Leben und Werk, niedergelegt in Humphrys Memoir nach ausführlichen Gesprächen mit Stubbs am Ende von dessen Leben, wörtlich, als >face

Gadamers Hermeneutik wird Wahrheit durch die Kunst in der lebensweltlichen Kontinuität unserer Erkenntnis erfahren - Ausgangspunkt für die Rezeptionsästhetik (Iser, Jauß), welche

dieser zutiefst menschlichen Ingredienz in der frühen Computer- kunst wird ihr Fehlen augenfällig. Es geht hier um das Regelhafte in der Kunst selbst, nicht um deren Verklärung

Das gesamte Werk gibt dem Praktiker interessante Einblicke, dem Zahntechniker Hilfestellung und Anleitung mit dem Ziel einer funktionalen, ästhetischen Zahnver- sorgung bei

Das neue Eucerin® Dermopure Triple Effect Serum bietet eine Lösung gegen unreine Haut und Pickelmale.. Es ist das erste, speziell für zu Akne neigende Haut konzipierte Produkt

Das neue Eucerin® Dermopure Triple Effect Serum bietet eine Lösung gegen unreine Haut und Pickelmale.. Es ist das erste, speziell für zu Akne neigende Haut konzipierte Produkt