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Aus Liebe zu den Barmherzigen Brüdern

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Academic year: 2022

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22 granatapfel2 ∙ 2021

Barmherzige Brüder

&

Christliche Welt Archiv

Ein kleiner Raum in der Provinzverwaltung der Barmherzigen Brüder in Wien ist die Arbeitsstätte von Mag. Johann Axnix. In der Mitte steht ein Schreibtisch, dahinter ein bis an die Decke reichendes Regal, gefüllt mit Archivalien, zwei Metallschränke dienen als Ablageflächen.

Gelübde-Akten 1783–1858

„Zur Zeit arbeite ich an den Gelübde-Akten von 1783 bis 1858“, erklärt der Archivar und zeigt auf die Faszikeln, kleine Aktenbündel im Regal, die er jeweils mit einer Jahreszahl gekennzeichnet hat. Jedes Bündel enthält die Akten jener Barmherzigen Brüder, die in diesem Jahr ihre ewigen Gelübde abgelegt ha- ben: den unterschriebenen Gelübdeakt, dazu oft den Taufschein, ein Testament, mit dem der Bruder seine Habe dem Orden vermachte, einen Entlassungsbrief aus seiner früheren Dienststelle und ein Reisedokument.

Aus Liebe zu den

Barmherzigen Brüdern

Seit bald neun Jahren archiviert Mag. Johann Axnix alte Dokumente der Barmherzigen Brüder und taucht so auch in die Geschichte des Ordens ein.

V O N B R I G I T T E V E I N F U R T E R

Als Erstes löst Mag. Axnix die Verschnürung der Bündel und entfernt den Umschlag.

Danach entfaltet er die Dokumente, reinigt sie mit einem Tuch, glättet Faltstellen mit der Hand oder einem Falzbein und beschwert sie mit einer Glasplatte, einem Buch oder einem alten Bügeleisen, wenn nötig presst er sie in einer Buchpresse. Manche Blätter müs- sen auch restauriert werden, beispielsweise werden Risse geklebt oder Fehlstellen ergänzt.

„Die Qualität des Papiers ist hervorragend, es ist Hadern-Büttenpapier und vereinzelt auch Pergament“, erklärt er. „Geschrieben sind die Texte in deutscher Schreibschrift, also Kurrentschrift. Die Titel sind oft kalligrafische Meisterwerke, teils mit wunderschönen Initi- alen.“ Zum Schluss nummeriert der Archivar die zu einer Person gehörenden Aktenstücke nach Jahren gereiht und legt sie in ein Kuvert, das er mit dem Namen des Bruders und dem Jahr, in dem er das Gelübde abgelegt hat, versieht. Alle Kuverts eines Jahres werden in einem Archivkarton aufbewahrt.

Mag. Axnix liest nicht jedes Dokument ganz genau, gewinnt aber durch die Bearbeitung gute Einblicke: „Anhand der Namen kann ich sagen, dass viele Brüder aus der heutigen Slowakei, Tschechien und Ungarn kamen.

Aus den Entlassungszeugnissen erkennt man, dass viele davor bei privaten und öffentli- chen Stellen oder beim Militär gedient haben.

Einige hatten eine medizinische Ausbildung absolviert. Im Taufschein ist auch der Beruf des Vaters vermerkt, da sind auffallend viele traditionelle Handwerksberufe zu finden

Der Archivar entfaltet die Dokumente, reinigt sie mit einem Tuch und glättet Faltstellen mit der Hand oder einem Falzbein.

Mag. Johann Axnix mit den Akten zur ewigen Profess 1783 bis 1858, die einst jahresweise zu Bündeln zusammengefasst wurden.

Die großformatigen Urkunden müssen noch restauriert und fachgerecht archiviert werden.

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wie bürgerlicher Schuhmacher-, Hutmacher- und Schneidermeister.“

Ehrenamtlicher Archivar

Seit bald neun Jahren ist Johann Axnix ehren- amtlich bei den Barmherzigen Brüdern tätig.

Das nötige Fachwissen dafür hat er: Nachdem er an der Universität für angewandte Kunst angewandte Grafik studiert und das Diplom der Meisterklasse für künstlerische Schrift und Buchgestaltung erworben hatte, war er 29 Jahre an der TU Wien als Technischer Zeichner und als Beamter am Archiv tätig.

In den ersten Jahren nach seiner Pensionie- rung beschäftigte er sich mit Familienfor- schung, archivierte private Archivbestände, restaurierte, war mit Privataufträgen beschäf- tigt und künstlerisch tätig. „Dann geriet ich in eine seelische Krise und hatte noch dazu eine Tumor-OP zu verkraften. Da erinnerte ich mich an einen Pater der Steyler Missio- nare, der mir einmal von den Barmherzigen Brüdern erzählt hatte.“ Über die Legio Maria lernte er den Priester und Oberarzt Dr. Ignaz Hochholzer von den Barmherzigen Brüdern Wien kennen. Der stellte den Kontakt zum damaligen Provinzial Ulrich Fischer her. „Was waren Sie von Beruf?“, fragte ihn dieser.

„Archivbeamter, spezialisiert auf die Archi- vierung und Restaurierung von Archivgut“, antwortete Mag. Axnix, worauf Frater Ulrich erfreut meinte: „Das ist genau das, was ich seit Jahren suche!“ So kommt Mag. Axnix seit 2012 fast täglich von 14 bis 17 Uhr ins Archiv der Barmherzigen Brüder. „Archivieren, Res- taurieren, Konservieren und Forschen machen mir Freude und es ist oft auch ein mystisches Erlebnis. Aus Liebe zu meinem Lieblingsheili- gen Johannes von Gott und zu den Barmherzi- gen Brüdern mache ich das, so lange es geht.“

Briefe aus Zebrzydowice

Vor den Gelübde-Akten hat Mag. Axnix die Briefe des Priors des Ordenskonvents in Zebrzy dowice in Schlesien an den Provinzial in Wien zwischen 1906 und 1915 bearbeitet.

Die Briefe hat er auch aus der deutschen Schreibschrift in die österreichische Schul- schrift übertragen. „Inhaltlich geht es meist um Personalangelegenheiten und wirtschaft- liche Fragen. Der Konvent führte ein Spital, eine Apotheke, eine Brauerei, ein Wirtshaus, eine Landwirtschaft mit Viehzucht und Wald.

Vor allem in den späteren Briefen wird auch die Stimmungs lage vor dem Ersten Weltkrieg deutlich.“

Noch viel zu tun

Bei den Gelübde-Akten hat Mag. Axnix noch die Jahre 1827 bis 1858 zu bearbeiten. Damit wird seine Arbeit im Archiv der Barmherzigen Brüder aber längst nicht abgeschlossen sein.

„Zum Beispiel diese wertvollen historischen Dokumente, darunter viele Diplome“, sagt er und zeigt auf ein kleines Regal, „die liegen hier ungeordnet zusammengefaltet oder -gerollt.

Die gehören auch restauriert, archiviert und fachgerecht aufbewahrt.“ 

Fotos: Brigitte Veinfurter

Geschrieben sind die Texte in Kurrentschrift.

Die Titel sind oft kalligrafische Meisterwerke, teils mit wunderschönen Initialen.

Das Papier der alten Dokumente ist von hervorragender Qualität, weiß Mag. Axnix.

Reisedokumente, wie diese Reise-

erlaubnis nach Preßburg aus dem Jahr 1792, wurden kunstvoll gestaltet.

Archiv

Referenzen

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