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Ärzte Zeitung, 08.03.2017 05:02

Mediensucht

Jedes Jahr erkranken 20.000 Kinder

Ärzte schlagen beim Jugendmedizinkongress Alarm. Neue Studiendaten zeigen das Ausmaß der Medienabhängigkeit unter Kindern und Jugendlichen.

Von Raimund Schmid

Kinder mit Smartphones: Schon im Kindergartenalter wird oft das Handy der Eltern genutzt.

© Sydia Productions / Fotolia.com

WEIMAR. Jedes Jahr wird bei 20.000 Kindern neu Mediensucht diagnostiziert. Das sind jährlich sechsmal mehr Neu-Abhängige als beispielsweise beim Konsum illegaler Drogen.

Die Mediensucht ist zum Teil derart manifest, dass die Jugendlichen nicht mehr von den Medien loskommen und auch keiner Ausbildung oder Arbeit mehr nachgehen können, berichtete Kongressleiter Dr. Uwe Büsching beim Jugendmedizin-Kongress des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Weimar.

BLIKK-Studie

Entwickelt worden ist das Projekt vom Institut für Medizinökonomie und Medizinische Versorgungsforschung der RFH Köln (iMöV) und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Kooperationspartner sind der Deutsche Kinderschutzbund und die Deutsche Sportjugend.

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Gesucht wird nach nachweisbaren Zusammenhängen zwischen den Mediennutzungszeiten und möglichen psychischen sowie physischen Auffälligkeiten im Rahmen der

Früherkennungsuntersuchungen U 3 bis J 1.

Insgesamt gelten bundesweit heute rund 600.000 junge Menschen als medienabhängig. Und viele weitere bleiben lange Zeit unentdeckt. Der Boden für eine Abhängigkeit wird früh bereitet. Nach Darstellung Büschings nutzen bereits 70 Prozent der Kinder im Krippen- und Kitaalter das Handy ihrer Eltern täglich mehr als eine halbe Stunde lang, um Spiele zu spielen oder Fotos anzuschauen. Im Alter von zwölf Jahren besitzen nach Angaben des

Branchenverbands Bitcom bereits 85 Prozent der Jugendlichen ein eigenes Smartphone.

Mütter daddeln am Smartphone

Und diese weite Verbreitung macht sich auch schon in Kinder- und Jugendpraxen bemerkbar.

Dort beobachtet der Pädiater Dirk Rühling aus Weimar immer häufiger, dass sich in den Wartezimmern sieben von acht Müttern primär mit dem Smartphone und nicht mit ihrem Kind beschäftigen. Auch Störungsbilder, die mit dem übermäßigen Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen selbst in Verbindung gebracht werden können, beobachtet Büsching immer häufiger. "Nur belegen konnten wir das alles bisher nicht."

Das ist nun anders, liegen doch Ergebnisse der ersten Auswertungswelle der "BLIKK- Medien"-Studie vor. BLIKK steht für "Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz und Kommunikation" und rückt den Umgang mit elektronischen Medien bei Kindern und Jugendlichen in den Fokus. Und zwar nicht auf der abstrakt-wissenschaftlichen Ebene, sonders auf der Basis von Erhebungen in 84 Arztpraxen bei niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten. Dort sind im Rahmen einer Querschnittsstudie seit Juni 2016 insgesamt 5650 Patienten bis 14 Jahre nach ihrem digitalen Mediennutzungsverhalten – und dem ihrer Eltern – befragt worden. Die bisherigen Ergebnisse nach 3200 Auswertungen seien alarmierend:

Im Alter bis zu sechs Jahren korreliert Ausmaß und Intensität des Medienkonsums eindeutig mit den von Ärzten vermehrt festgestellten Sprachentwicklungsstörungen.

Ab dem siebten Lebensjahr gibt es eindeutige Zusammenhänge zwischen den schulischen Leistungen, ADHS und sozial bedingten Störungen und der Dauer der Nutzung digitaler Medien.

Im Schul-und Jugendalter treten vermehrt Schlafstörungen und auch Angststörungen auf, die als Vorläufer für spätere Depressionen gelten.

Übergewicht im Kindes- und Jugendalter korreliert mit extremem Medienkonsum und insbesondere mit der dabei eingenommenen Menge an Süßigkeiten und Süßgetränken.

Aus diesen nun erstmals gut belegten Erkenntnissen aus der Praxis müssten Konsequenzen gezogen werden, forderte Büsching. Die Ärzte sieht er bei der Medienerziehung besonders in der Pflicht, insbesondere mit Blick auf die neuen Vorsorgen. Denn Ärzte seien bisher nicht primäre Ansprechpartner von Eltern bei Fragen zum Medienkonsum ihrer Kinder. Eltern wendeten sich dabei eher an andere Eltern, hieß es.

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