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Leopold Mozart Ein Mann mit vielen Talenten (1-5)

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SWR2 Musikstunde

Leopold Mozart – Ein Mann mit vielen Talenten (1-5)

Folge 3: Der Lehrer Von Bettina Winkler

Sendung vom: 25. August 2021 (Erstsendung 13. November 2019) Redaktion: Dr. Bettina Winkler

Produktion: SWR 2019

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…und in der geht es in dieser Woche um Leopold Mozart, einen Mann mit vielen Talenten.

Heute im dritten Teil schauen wir uns den Lehrer Leopold Mozart etwas genauer an. Guten Morgen – mein Name ist Bettina Winkler.

Leopold Mozart als Lehrer – da denkt man zu allererst an seine berühmte Violinschule. 1756, im Jahr der Geburt seines Sohnes Wolfgang, erscheint sein „Versuch einer gründlichen Violinschule“ inklusive eines Titelbildes mit seinem Konterfei: Leopold Mozart als Violinspieler. Selbstbewusst hält er die Geige unter dem Kinn und blickt den Betrachter auffordernd an. Das Bild war ihm wichtig, über seine Darstellung schreibt er an seinen Augsburger Verleger Johann Jakob Lotter am 14. März 1756: „Hier ist mein Portrait, oder wenigst soll es seyn, der es gemacht hat, ist sonst ein guter Portrait mahler und auch ein guter Historimahler. Allein er hat den Brauch, allemal grosse köpf und überhaupts grosse Figuren zu machen. Die meisten Personen sagen, daß ich gut getroffen sey. Aber auch alle sagen, daß ich in etwas zu fett und gar zu alt vorgestellt sey, und diess geschieht durch die Wendung: den auf der Seyte, wo ich die Violin halte, scheint es, als wenn der hals zu dick und im Schatten das gesicht etwas geschwollen wäre. Es ist alles zu dick! Sie werden sich ob der grösse des Formats wundern: allein er wollte und kann es nicht kleiner machen.

Schreiben sie mir nun ihre aufrichtige Meinung hiervon. Denn in diesem grossen format müsste es umgebogen werden. Und es wird ja ohne diess umgezeichnet werden müssen.“ – Leopold war also sehr auf sein Erscheinungsbild bedacht – in der dritten Auflage von 1787, seinem Todesjahr, lässt er das Bild austauschen, der Titel wird ebenfalls verändert in

„Gründliche Violinschule“, aus dem Vorbericht ist eine Vorrede geworden und die Widmung an den Salzburger Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph von Schrattenbach ist gestrichen. In der zweiten Auflage erwähnt er im Vorwort seinen Sohn Wolfgang.

Eigenartig, dass Leopold selbst kein einziges Violinkonzert komponiert hat, zumindest wissen wir von keinem. Wolfgang dagegen schreibt mehrere und dabei kann sicherlich auch auf die Erkenntnisse seines Vaters bauen, der ihn schließlich unterrichtet hat.

Musik 1

M0034860-003, 5'14

Wolfgang Amadeus Mozart: 3. Satz: Presto aus: Konzert für Violine und Orchester B-Dur KV 207

Monica Huggett (Violine und Leitung)

Orchestra of the Age of Enlightenment London

Monica Huggett und das Orchestra of the Age of Enlightenment, London, mit dem 3. Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts Violinkonzert B-Dur KV 207.

Leopold Mozarts Violinschule, die aus Vorbericht, Einleitung und zwölf Hauptstücken besteht, gibt einen äußerst interessanten Einblick in die ästhetische Anschauung und den geistigen Standort eines Mannes, der sich nicht scheut, über das Fachliche hinaus soviel Persönliches einzuflechten, dass man nicht nur dem gelehrten Musicus, sondern auch dem leibhaftigen Menschen nahekommt – so Leopolds Biograph Erich Valentin.

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3 Zum ersten Mal erwähnt wird die Violinschule von Leopold in einem Brief an Lotter vom 10.

April 1755, da nennt er sie kokettierend eine „Schmiererey“. Zu diesem Zeitpunkt ist Leopold bereits ein anerkannter Komponist und steht in der Blüte seines Schaffens. Pädagogische Erfahrungen und Anschauung hat er genug durch sein Amt bekommen. Und die will er nun weitergeben, und zwar auf Deutsch und nicht auf Latein. Er will dem „dürftigen“ Lernwilligen gutes und zuverlässiges Material an die Hand geben, das auch nicht zu teuer sein darf.

Denn was finanzielle Einschränkung bedeuten kann, hat er ja am eigenen Leibe erfahren.

„Stecken nicht oft die besten und fähigsten Leute in der grösten Armuth; die, wenn sie ein taugliches Lehrbuch bey Händen hätten, in gar kurzer Zeit es sehr weit bringen können?“ – so schreibt Leopold im Vorwort seiner Violinschule. Dieser soziale Aspekt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gleichzeitig erscheint diese Violinschule zu einem Zeitpunkt, kurz nach dem Tod von Johann Sebastian Bach, an dem eine Epoche endet. Es ist Zeit für neue Fundamente und Regeln – schönes Beispiel dafür sind der bereits 1752 erschienene

„Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen“ von Johann Joachim Quantz und der „Versuch über die wahre Art das Klavier zu spielen“ von Carl Philipp Emanuel Bach aus dem Jahr 1753. Alle drei Unterrichtswerke sind nicht nur praktische Gebrauchsanweisungen, sie erörtern vielmehr die neuen ästhetischen und geschmacklichen Entwicklungen der Zeit.

Und alle drei richten sich vornehmlich an die „Lehr-begierige Musicalische Jugend“. Neben den spieltechnischen Anweisungen sind es die neuen Regeln für den Vortrag, die in den Mittelpunkt rücken. So fordert Leopold ganz salopp gesagt, die Geiger sollen nicht so viel Firlefanz machen, mit Verzierungen eher dezent umgehen und auch das Vibrato nur sporadisch einsetzen – ganz im Gegensatz zu Francesco Geminiani, der in seiner 1751 erschienen Violinschule empfiehlt, das Vibrato nahezu immer zu verwenden.

Musik 2

M0266725-013-014, 4’27

Francesco Geminiani: Sonate für Violine und Basso continuo fis-Moll op. 5 Nr. 2, 1. und 2. Satz

Anton Steck (Violine)

Markus Möllenbeck (Barock-Cello) Christian Rieger (Cembalo)

Der Beginn der Sonate für Violine und Basso continuo fis-Moll op. 5 Nr. 2 von Francesco Geminiani, gespielt von Anton Steck, Markus Möllenbeck und Christian Rieger.

Für seine Violinschule wählt Leopold Mozart die deutsche Sprache, also die Sprache des Volkes. Der Kaufpreis soll nur mäßig sein. Mit diesen beiden Prämissen ist die Violinschule für breite Schichten zugänglich. Das Bürgertum im 18. Jahrhundert prosperiert und will gleichzeitig an all jenen Dingen teilhaben, die zuvor nur dem Adel zugänglich waren – und dazu gehört auch die Ausübung von Musik und das sich langsam entwickelnde Konzertwesen. Die Verwendung des Deutschen, das gleichzeitig die Sprache des protestantischen Nordens ist, in einem geistlichen Territorium, in dem „gelehrte“

Veröffentlichungen eigentlich immer noch in Latein erscheinen, stellt ein klares Signal Leopold Mozarts dar – so der Musikwissenschaftler Christian Broy: nämlich Kritik an der als

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4 künstlich bewerteten Sprache des absolutistischen Hofes und Kritik an einer immer noch geheimnisvollen lateinisch-sprechenden „gelehrten“ Welt. Deutsch zu schreiben bedeutet damit auch ein Überschreiten einer konfessionell und gesellschaftlich bestimmten Grenze.

Kein Wunder, dass unter diesen Prämissen Leopold Mozart in den Augen seiner Dienstherren verdächtig erscheint. Dazu kommt noch die sogenannte Egglstainer-Affäre im Februar 1753, bei der er Partei zugunsten des Priesters Georg Constantin Cajetan Egglstainer nimmt, indem er gegen seinen eigenen früheren Dienstherren Thurn-Valsassina und Taxis eine Schmähschrift verfasst und auch noch drucken lässt, die er dann öffentlich widerrufen muss. Schnell stempelt man ihn als Querulant ab. Auch die vielen Reisen, die er später mit seiner Familie machen wird, zeigen, dass er eine Lebensgestaltung anstrebt, die selbstbestimmt ist und so die fürstliche Allmacht über die Untertanen fundamental in Frage stellt – und doch behält er seine Anstellung am Salzburger Hof.

Seine Selbständigkeit sichert sich Leopold damit, indem er sämtliche Unternehmungen selbst finanziert und damit auch große Risiken eingeht. Und so behält er den Vertrieb seiner Violinschule die ganze Zeit in eigenen Händen, den Druck aber übernimmt der schon mehrfach erwähnte Verleger und Freund Leopolds, Johann Jakob Lotter in Augsburg.

Schönes Beispiel dafür, wie Leopold sich um den Vertrieb kümmert, ist ein Brief vom 2.

Februar 1785 – also zwei Jahre vor seinem Tod. Hier schreibt er aus München an Nannerl, die das Tanzmeisterhaus in Salzburg hütet:

„Solltest du so viel Zeit finden, obern aus dem kasten 3 oder 4 Stück Violinschulen herunter zu hohlen; der Schlüssl liegt hinten auf dem Tisch beym microscopio, - so wäre es recht gut.

Die kupfer (gemeint sind die Kupferplatten für den Druck) sind im Saal im musikalien kasten oben. Dort mag auch noch ein ganzes Exemplar liegen, das andere aber ist nicht ganz. – damit nun, wenn ein Buchhändler im Markt eine Violinschule haben wollte, die tresel das Stück um 1 fl 45 x hergeben kann.“

Musik 3

Leopold Mozart: Trio Nr. 2 C-Dur (Allegro moderato) Rüdiger Lotter (Barockvioline)

Sebastian Hess (Barockvioloncello) Christine Schornsheim (Hammerflügel)

12424 Oehms Classics OC 860, CD 2, Take 5, 3’24

Rüdiger Lotter, Sebastian Hess und Christine Schornsheim mit dem ersten Satz aus Leopold Mozarts Trio Nr. 2 C-Dur, gespielt auf historischen Instrumenten.

Leopolds Violinschule ist sowohl Handreichung zum Selbststudium als auch Basis für den Unterricht. Leopold begnügt sich nicht mit der bloßen „Ausbildung“ des Studienbeflissenen, des „Lehrlings“, sondern er strebt die Eingliederung seiner fachlichen Kenntnisse in eine über das Erlernbare hinausgehende „Bildung“ an – er will also nicht allein den Musiker, sondern den ganzen Menschen formen – und damit steht er den Gedanken der Aufklärung ganz nahe.

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5 An dieser Stelle eine kurze historische Einordnung: im Jahr des Erscheinens von Leopold Mozarts Violinschule beginnt der sogenannte Siebenjährige Krieg, schon bald wird er sich von den Kämpfen zwischen Preußen und Österreich um Schlesien ausgehend geradezu zu einem Weltkrieg auswachsen. Das behindert nicht nur den Warenaustausch zwischen Norden und Süden, auch das geistige Klima zwischen Protestanten und Katholiken kühlt merklich ab. Und so wundert es nicht, dass sich die Kritik erst 1763 ausführlich mit der Violinschule auseinandersetzt – und genau zu diesem Zeitpunkt macht sich auch die Familie Mozart auf den Weg auf die lang ersehnte Westeuropa-Reise, die sogenannte Wunderkindreise.

Leopolds Beispiele in seiner Violinschule sind laut eigener Aussage „aus den Stükken eines der berühmtesten Violinisten unserer Zeit bezogen“. Und damit ist Giuseppe Tartini gemeint, der italienische Stargeiger. Der hat zwar kein gedrucktes Schulwerk verfasst, seine didaktischen Konzepte kursieren aber in Form von Mitschriften seiner Studenten in ganz Europa. Und so zitiert ihn auch Leopold beispielgebend. Dass er dabei dessen „Teufelstriller- Sonate“ anonym verwendet, erscheint ihm ganz selbstverständlich und ehrenhaft. Dabei vertritt er wohl den Standpunkt, dass man zu wissen habe, von wem dieses Stück stamme.

Musik 4

M0013564-003, 6‘54

Giuseppe Tartini: Sonate für Violine und Klavier g-Moll, 3. Satz Julia Fischer (Violine)

Herbert Schuch (Klavier)

Die Violinsonate g-Moll von Giuseppe Tartini, besser bekannt als Teufelstriller-Sonate – Julia Fischer und Herbert Schuch spielten den namensgebenden 3. Satz.

Entscheidend bei Leopold Mozarts Violinschule ist die Tatsache, dass neben den Anweisungen für das Violinspiel jede Menge Reflexionen über die Vernunft und aufklärerische Fragen enthalten sind. Sprachlich orientiert er sich an Johann Christoph Gottscheds „Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst“ von 1749. Auf fremdsprachliche Ausdrücke, soweit es nicht echte Fach-Termini sind, verzichtet er weitgehend. Neben den drei Auflagen, die zu Lebzeiten Leopolds erscheinen, gibt es noch eine vierte aus dem Jahr 1800, die im Hinblick auf die rasche Entwicklung der Geigentechnik jener Zeit schon stark verändert wird. Dazu kommen diverse Übersetzungen ins Holländische, Italienische, Französische, Schwedische und Russische.

Wie wohl Leopolds Aufzeichnungen aussahen, auf die er sich bei seiner Violinschule gestützt hat – das fragt sich auch der Musikwissenschaftler Ulrich Leisinger in seinem Beitrag im Salzburger Ausstellungskatalog „Leopold Mozart – Musiker, Manager, Mensch“. In den zwölf Hauptstücken der Violinschule gibt es jedenfalls einen sinnvollen Aufbau. Neben einer Art allgemeinen Musikgeschichte, geht es um die Noten, Fachtermini, die Haltung des Instruments, die Kunst des Streichens – vielleicht Zentrum von Leopolds Lehre. Hier behandelt er die für das 18. Jahrhundert so charakteristische Abstrich-Regel. Kernidee ist, dass der Geiger den intensiveren Klang, den der Geigenbogen beim Abstrich gegenüber dem Aufstrich produziert, gezielt zur musikalischen Gestaltung nutzen soll. Differenzierte

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6 Phrasierung, die wird dann in weiteren Kapiteln vertieft. Das letzte Kapitel trägt den Titel „von dem richtigen Notenlesen und guten Vortrage überhaupt“ – hier will Leopold den Interpreten von einem bloßen Violinspieler zu einem wahren Musicus auf der Violine anleiten. Wie erfolgreich nun diese theoretische Anleitung im Praktischen war, sieht man an seinem Sohn Wolfgang, der um 1775 als einer der besten Geiger in Süddeutschland gilt.

Musik 5

M0024029-001, 4'59

Wolfgang Amadeus Mozart / Christian Teztlaff: Adagio für Violine und Orchester E-Dur KV 261

Hans Kalafusz (Violine)

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR Leitung: Patrick Davin

Hans Kalafusz und das Radiosinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Patrick Davin mit dem Adagio für Violine und Orchester E-Dur KV 261 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Wie wichtig Leopold Mozart seine Violinschule war, kann man zwei Gemälden ansehen. Da ist zum einen jenes Porträt, das meist Pietro Antonio Lorenzoni zugeschrieben wird. Auf ihm ist er in selbstbewusster Haltung in einer Art Reisegewand zu sehen, die rechte Hand auf die Ausgabe seiner Violinschule gestützt – ich habe dieses Bild schon am Anfang dieser Musikstundenwoche erwähnt. Und dann gibt es noch ein Familienporträt, das zwischen 1780 und 81 entstanden sein muss und das Ulrich Leisinger in seinem Artikel über Leopold Mozarts Violinschule kurz beschreibt. Nannerl und Wolfgang spielen vierhändig auf einem Klavier, an der Wand hängt ein Porträt der bereits 1778 in Paris verstorbenen Mutter, Leopold steht hinter dem Flügel. Er hält zum einen eine Geige in der Hand. Schaut man genauer hin, stehen neben ihm auch noch Tinte und Feder, die ihn als Autor kennzeichnen.

Und auf dem Deckel des Klaviers liegt ein zugeklapptes Buch, auf dessen Rücken

„Violinschule“ zu lesen ist. Hier wird also jene Einheit von Virtuose, Lehrmeister und gelehrtem Musicus in einer bis ins Detail durchdachten Bildkomposition in Szene gesetzt, von der schon Friedrich Wilhelm Marpurg in einer kurzen Anzeige des Werks im dritten Band seiner „Historisch-Kritischen Beyträge zur Aufnahme der Musik“ spricht.

Musik 6

Wolfgang Amadeus Mozart: Allegro aus der Sonate für Klavier und Violine e-Moll KV 300c Maria Bader-Kubizek (Violine)

Richard Fuller (Klavier)

02095 Acanthus 20 001, Take 6, 6‘48

Der erste Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts Violine-Sonate e-Moll KV 300c mit Maria Bader-Kubizek, die eine Amati-Violine aus dem Besitz von Leopold Mozart spielt, und Richard Fuller, der einen Hammerflügel von Johann Andreas Stein aus dem Jahr 1791 spielt.

Dieses Instrument dürfte – zumindest teilweise – in Augsburg gebaut worden sein.

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7 All das, was Leopold in seiner Violinschule formuliert, wird sich auch im Unterricht seiner beiden Kinder niedergeschlagen haben. Nannerl und Wolfgang haben niemals eine Schule besucht, alles was sie lernen, bringt ihnen der Vater bei. Und dazu gehört nicht nur die breit gefächerte musikalische Ausbildung, er zeigt ihnen auf den gemeinsamen Reisen die Welt, führt sie in Museen, in Kirchen, selbst in Tierschauen. Gemeinsam besucht man Residenzen, lernt neue Gebräuche kennen, orientiert sich an der aktuellen Mode, begutachtet fremdes Essen und macht sich mit der jeweiligen Landessprache vertraut. Ich denke, dass das oft eine ganz praxisorientierte Form des Unterrichts war, der nebenbei während der Reisen erfolgt, sozusagen nicht ex cathedra, sondern eher auf Augenhöhe mit dem, womit man konfrontiert wird. Da Leopold auch an naturwissenschaftlichen Phänomenen interessiert ist, gibt es gemeinsame Besuche von entsprechenden Vorlesungen. Und sicherlich hat der kundige Vater seinen Kindern die physikalischen Instrumente vorgeführt, die in seinem Besitz waren. Leistung hat er ihnen bestimmt abverlangt, vor allem an den Musikinstrumenten. Ob die Kinder das damals aber als Druck empfanden, weiß ich nicht. Denn gleichzeitig gibt es in der Familie so viel Kurzweil, gemeinsames Spiel und Unterhaltung, bei dem alle ihr Naturell ausleben können. Umso schwerer muss es Leopold gefallen sein, als er merkt, dass Wolfgang ihm entgleitet, dass er ihn nicht mehr unterrichten, nicht mehr bilden kann. In fachlichen Fragen die Musik betreffend, ist das zwar oft noch der Fall. Alle anderen Lebensbereiche des Sohnes entziehen sich aber mehr und mehr seinem Einfluss. Nur die Tochter und deren Kinder bleiben ihm übrig – vielleicht mit ein Grund dafür, warum er später Kinder von Freunden und auch seinen Enkel Leopold als Zöglinge und Kostgänger in sein Haus aufnimmt.

Eigentlich ist Leopold ein ungemein moderner Vater, der sich selbst um die Erziehung seiner Kinder kümmert und letztendlich die eigene Karriere hintanstellt. Am 28. Juli 1786 schreibt er an seine Tochter – und das ist fast ein Vermächtnis:

„Wenn ich mir recht lang noch zu leben wünsche, so geschieht es nicht wegen meiner, sondern wegen meiner Kinder und Kindeskinder. Ich habe Wahrheit und Verblendung einzusehen gelernt, und die Erfahrung durch unzählige Beyspiele überzeugte mich, daß man nicht genug für die Erziehung der Jugend sorgen kann, an der das ganze zeitliche und ewige Wohl ohnwidersprechlich liegt, die wir vor Gott verantworten müssen.“

Musik 7

M0083511-004, 4'37

Wolfgang Amadeus Mozart: 4. Satz: Allegro con spirito aus: Sinfonie A-Dur, KV 201 (186a) Concerto Köln

Leitung: René Jacobs

Das Finale aus Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie A-Dur KV 201, eine der Salzburger Sinfonien, mit dem Concerto Köln unter der Leitung von René Jacobs.

Mein Name ist Bettina Winkler und das war die SWR2 Musikstunde, die in dieser Woche Leopold Mozart gewidmet ist. Morgen geht es um Leopold, den Impressario.

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