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Uni-Report : Jg. 20 Nr. 4 vom 15. April 1987

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Frankfurt am Main

15. April 1987 . Jahrgang 20 . Nr.4

Wo Fremdes nicht geduldet wird

Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis 1987

Es gehört zu den Eigenarten der belebten Natur, daß sich - mit Ausnahme der grünen Pflanzen - fast alle Organismen ihre Nähr- stoffe von anderen Organismen holen müssen. Nahezu jede Art wächst auf Kosten und zum Nachteil einer anderen. Allerdings lassen sich die Lebewesen das ge- wöhnlich nicht ohne weiteres ge- fa11en, das heißt, die Natur hat auch dafür gesorgt, daß ihre Ge- schöpfe sich wehren können.

Jede Infektionskrankheit, die einen Menschen befällt, ist eine llIustration dieser Prinzipien. Das Bakterium, das die Krankheit ver- ursacht, dringt in den Körper ein und vermehrt sich darin, und die- ser wiederum wehrt sich, indem er sein Immunsystem aktiviert und damit eine komplexe Folge che- mischer und physiologischer Re- aktionen auslöst, deren Ziel es ist, die Eindringlinge zu töte.n.

Stück Haut, ist für den Empfänger körperfremd und fordert damit die zerstörende Wirkung des Im- munsystems heraus. Natürlich be- müht man sich, Spender und Empfänger so einander zuzuord- nen, daß das verpflanzte Organ für den Empfänger im größtmög- lichen Maße verträglich ist, aber die molekularen Strukturen in den Oberflächen der Zellen, aus denen ein Organ besteht, sind von Mensch zu Mensch von derartiger Vielfalt, daß es unwahrscheinlÜ.::h ist - außer bei eineiigen .?willin- gen - , je vollkommene Uberein- stimmung zu finden. Da die Reak- tionen des Immunsystems durch chemische Strukturen in der Zell- oberfläche ausgelöst werden, hängt der dauerhafte Erfolg einer Organtransplantation davon ab, daß es gelingt, das Immunsystem an der normalen Erfüllung seiner Aufgaben zu hindern.

Eben dies gelingt mit Cyclosporin A. Es sollte sich daher auch zur Behandlung von Krankheiten eig- nen, denen eine Autoimmun-Re- aktion zugrundeliegt. Nach erfolg- versprechenden Versuchen am Tier liegen jetzt die Ergebnisse er-' ster Untersuchungen am Men- schen vor, die zu Hoffnungen be- rechtigen. Bemerkenswerterweise hat sich dabei gezeigt, daß das Cyclosporin nicht nur Immunre- aktionen_zu unterdrücken vermag,

sondern daneben und unabhängig davon eine antiparasitäre Wir- kung besitzt, die es beispielsweise zur Behandlung der Malaria ge- eignet machen könnte.

Mit den Substanzen in den Zell- oberflächen menschlicher Organe, die nach einer Organverpflanzung im Körper des Empfängers Im- munreaktionen auslösen und da- mit schließlich die Abstoßung des übertragenen Organs verursachen, wenn man ihm nicht mit Cyclo- sporin A zu Hilfe kommt, be- schäftigen sich die Arbeiten von Professor McDevitt, dem zweiten Preisträger.

Da man diese Substanzen anläß- lich von Organ transplantationen entdeckte, hat man sie Transplan- tations-Antigene genannt. Gene- rell bezeichnet man Strukturen, die Immunreaktionen auslösen, als Antigene. Aber der Name Transplantations-Antigene führt in die Irre, denn es ist nicht anzu- nehmen, daß die Natur bei der Konstruktion des Menschen vor einigen hunderttausend Jahren Moleküle mit dem Zweck erfun- den haben sollte, später einmal Transplantationschirurgen um die Erfolge ihrer Arbeit zu bringen.

Man verwendet heute die Be- zeichnung Gewebeverträglich- keits-Proteine (Proteine sind Ei- weißstoffe), doch gibt auch dieser Name keine brauchbare Antwort

Staatssekretär Chory (links) überreichte den Paul-Ehrlich- und LUdwig- Darmstaedter-Preis an Hugh O. McDevitt, Jean F. Borel und Felix Milgrom (v. I. n. r.). Der Festakt fand am 14. März im Kaisersaal des Frankfurter

Römer statt. Foto: Heller

auf die Frage nach der Funktion dieser Substanzen.

Um sie zu verstehen, muß man wissen, daß im Immunsystem zwei Arten kleiner weißer Blut- körperchen eine wichtige Rolle spielen, die B- und die T-Lym-. phozyten. Erstere produzieren als Antikörper bezeichnete Eiweiß- stoffe, die mit dem Blut durch den Körper wandern, und letztere ent- wickeln sich vor allem zu zellzer- störenden T-Zellen und zu Hel- fer-T-Zellen. B-Lymphozyten

müssen sich mit Helfer-T-Zellen zusammenfinden, damit sie sich vermehren und Antikörper produ- zieren können. Antikörpern und zellzerstörenden T-Zellen ist ge- meinsam, daß sie sich mit körper- fremdem Material verbinden und dadurch dessen Eliminierung ein- leiten.

Alle Wirbeltiere haben ein Im- munsystem. Seine Aufgabe ist es, in den Körper gelangende Orga- nismen und Giftstoffe zu beseiti- gen. Das Immunsystem schützt al- so, indem es zerstörend wirkt, und daraus folgt, daß es für seinen Be- sitzer nur so lange wohltätig sein kann, wie es mit vollkommener Sicherheit körperfremdes Material von körpereigenem zu unterschei- den vermag. Leider gibt es Fälle, in denen diese Unterscheidungsfä- higkeit versagt, und dann zerstört das Immunsystem auch Zellen des eigenen Körpers. Man spricht dann von einer Autoimmun-Reak- tion.

Einer der bedeutendsten Erfor- scher des Immunsystems war Paul Ehrlich (1854 bis 1915). In jedem·

Jahr wird am 14. März, seinem Geburtstag, in der Frankfurter Paulskirche der zu seinen Ehren und zum Andenken an einen gro- ßen Förderer seiner Arbeiten ge- stiftete Paul-Ehrlich- und Ludwig- Darmstaedter- Preis verliehen.

1987 erhielten diese Auszeichnung die Professoren Jean F. Borel (Basel), Hugh O. McDevitt (Stan- ford, USA) und Felix Milgrom (Burfalo, USA).

"American Management"

McDevitt machte 1969 die ent- scheidende Entdeckung, daß die körpef'eigenen Gewebeverträglich- keits- Proteine an den Signalen be- teiligt sind, die für die korrekte Wechselwirkung zwischen den zellulären Bestandteilen des Im- munsystems sorgen. Ähnlich wie man zwei Schlüssel braucht, um in einer Bank ein Schließfach zu öffnen, sind zwei Molekülarten erforderlich, um eine Immunreak- tion in Gang zu bringen: ein Anti- gen, also ein Stück körperfremden Materials, und ein Gewebever- träglichkeits-Protein, das heißt ein Stück körpereigener Substanz.

Beide zusammen müssen den Zel- len des Immunsystems präsentiert werden, um diese zur Erfüllung ihrer Aufgaben zu veranlassen.

Professor Borel entdeckte J 972, daß eine von winzigen Pilzen pro- duzierte Substanz, der man den Namen Cyclosporin A gegeben hatte, die bemerkenswerte Eigen- schaft besitzt, Reaktionen des Im- munsystems zu unterdrücken, oh- n~ für den Organismus, dem man die Substanz verabreicht, generell schädlich zu sein. Diese Fähigkeit m~cht das Cyclosporin zu einem Wichtigen Hilfsmittel bei Organ- verpflanzungen.

Ein von einem Spender auf einen ET?P~änger übertragenes Organ, beispielsweise eine Niere oder ein

Die Stiftungsgastprofessur "Ame- rican Management" ist für das Sommersemester 1987 an den amerikanischen Wissenschaftler Prof. Dr. David A. Aaker verge- ben worden. Die Stiftungsgastpro- fessur wurde von der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main und dem US-General- konsulat initiiert. Finanziert wird sie durch Spenden von Unterneh- men im Kammerbezirk. Die je- weils eingeladenen Wissenschaft- ler sollen am Fachbereich Wirt- schaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main über aktuelle Fragen der Unternehmens führung lehren. Der erste Gastprofessor war im vergangenen Sommerse- mester Prof. David Bendei Hertz.

Dr. David A. Aaker ist Professor an der University of California in Berkeley. Er ist einer der angese- hensten Forscher und Lehrer auf dem Gebiet des Management und des Marketing. Er verfügt über umfangreiche wissenschaftliche und praktische# Erfahrungen.

Seine bisherigen Arbeiten über- zeugen durch die konsequente Verbindung von Theorie und Pra-

xis, von verbaler und quantitativer Argumentation.

Prof. Aaker hat zahlreiche Bücher und Aufsätze verfaßt. Die The- men reichen vom strategischen Management über die Marketing- Theorie, die Marktforschung bis hin zu zahlreichen Einzelfragen des Marketing. Sein neuestes Buch heißt: "Developing Business Strategy". Professor Aaker hat mehrere begehrte Auszeichnungen erhalten. Er ist Mitglied im Edito- rial Board anerkannter Fachzeit- schriften und neben seinen Lehr- und Forschungsaktivitäten bera- tend in der Wirtschaft tätig. Prof.

Aaker wird von Mitte April bis Ende Mai an der Universität Frankfurt arbeiten. Er hält Vorle- sungen zum Thema "Developing Successful Marketing Strategies"

sowie ein Seminar über "Strategie Market Management". Die erste Vorlesung ist am 15. April von 10 bis 12 Uhr in Hörsaal H, Haupt- gebäude der Universität. Prof. Aa- Prof. Dr. David A. Aaker

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2 2

st<?V1eSQriven rganization".

• ..ilf. ~I StalJ(-u. Univ.-BiLi.

Auch hier besteht eine Verbin- dung zu den Autoimmun-Krank- heiten, bei denen das Immunsy- stem körpereigenes Gewebe zer- stört. McDevitt und andere fan- den, daß einige dieser Krankhei- ten mit der fehlerhaften Plazie- rung von Gewebeverträglichkeits- Proteinen einhergehen. Man un- terscheidet zwei Klassen (I und 11) dieser Proteine. Während sich die der Klasse I auf den Oberflä- chen nahezu aller Zellen des menschlichen Körpers -ffn-den, tre- ten die der Klasse II normalerwei- se vor allem an den B-Lymphozy- ten und den Helfer-T-Zellen auf.

die pathologische Situation eini- ger Autoimmun-Krankheiten

(Fortsetzung auf Seite 2)

(2)

I,

I

I.

Comics und Medien

Seit Oktober 1983 besteht am In- stitut für Jugendbuchforschung des Fachbereichs 10 eine Arbeits- gruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Doderer, die sich mit der Geschichte und den For- men der in der Bundesrepublik verbreiteten Comics auseinander- setzt. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemein- schaft geförderten Projekts "Co- mics für junge Leser in der Bun- desrepublik seit 1945" fanden be- reits zweimal, 1982 und 1985, vor- bereitende beziehungsweise be- gleitende Symposien statt, die den erreichten Stand de'r Forschung und die Pläne des Projekts zum Gegenstand hatten. In der begin- nenden Abschlußphase des Pro- jekts wurde die wichtige und fruchtbare Diskussion mit auswär- tigen Experten mit einer - . wie- derung aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförder- ten - Tagung zum Thema "Co- mics und Medien" am 27. 2. 1987 in den Räumen des Instituts für Jugendbuchforschung fortgesetzt.

Die thematische Akzentuierung der Veranstaltung - so stellte Dr.

Bernd Dolle-Weinkauff einleitend für das Mitarbeiter-Team fest - ergebe sich aus der Tatsache, daß eine Geschichte der Comics in der Bundesrepublik stets als Teil der Mediengeschichte im deutschspra- dtige!1 Rau~ _:z:u _ b~trachJ_en __ sei, das Phänomen Comics als Teil der sich verändernden Medien- landschaft. Ergebnisse und Ver- fahren der Medienwissenschaft müßten herangezogen werden, um das literaturwissenschaftliche Her- angehen zu ergänzen, zu präzisie-

Wo Fremdes ... -

(Fortsetzung von Seite I)

scheint darin zu bestehen, daß Gewebeverträglichkeits- Proteine der Klasse II auch von Organen gebildet werden, an deren Zell- oberfläche sie eigentlich nichts zu suchen haben. Es ist, als hätte sich ein solches Organ unrechtmä- ßig in den Besitz des einen Schlüssels zum Banksafe gebracht und würde dafür gestraft, wenn durch irgendein unter normalen Umständen möglicherweise gar nicht einmal schädliches Ereignis auch der zweite Schlüssel an der Oberfläche seiner Zellen auf- taucht.

ren und zu korrigieren. Dolle- Weinkauff legte einen Fragenka- talog zum Komplex "Comics und Medien" vor, der unter anderem den Stellenwert der Comics ge- genüber den elektronischen Me- dien wie auch der gedruckten (Buchstaben-)Literatur, das spezi- fische Interesse der Medienwis- senschaft an den Comics, die Pro- blematik semiotischer Ansätze so- wie den Umgang mit dem "ge- mischten Code" (Bild und Schrift) thematisierte.

In der lebhaft geführten Diskus- -sion war man sich allgemein einig,

daß Comics als Literaturform und nicht als ein Medium zu betrach- ten seien.

Als nicht unumstritten stellte sich jedoch bereits die Identifizierung von Comics als Printmedien her- aus. So verfocht Prof. Werner Faulstich (Gesamthochschule Sie- gen) einen Begriff von Comic, der weiter gefaßt ist und auch den animierten Trickfilm mit ein- schließt.

Hervorgehoben wurde in den Stel- lungnahmen vor a11em die bedeut- same prägende Rolle des Medi- ums, das gerade im Fall der Co- mics nicht auf einen rein techni- schen Träger reduziert werden könne. Prof. Alberto Barrera-Vi- dal (Universität büttich) erläuterte am Beispiel der Blattgestaltung die unterschiedlichen ästhetischen und erzählerischen Möglichkeiten von kurzen Comic-Strips in der Presse, Fortsetzungsgeschichten in Magazinen und längeren abge- schlossenen Bilderzählungen in Album- und Buchausgaben.

Ein Versuch, unter Zuhilfenahme von Anregungen der eingeladenen Medienwissenschaftler einen Vor- stoß in das schwierige Feld der Poetik der Comics zu wagen, ge- lang durchaus - wenn auch mit überraschendem Ergebnis. Sich auf die im Briefwechsel von Goe- the und Schiller enthaltenen Au.s- führungen über die Spezifik von Dramatik und Epik berufend, be- stimmte Prof. Friedrich Knilli (Technische Universität Berlin) die Comics als erzählendes Genre und plädierte für die Anwendung klassischer literaturwissenschaftli- cher Kategorien wie Roman, No- velle, Kurzgeschichte etc. Zusätz- lich könnten auch filmästhetische Termini herangezogen werden.

Zur Sprache kamen schließlich auch - obwohl im Programm ur- sprünglich nicht vorgesehen - Fragen der Analysemethode sowie der Auswahl eines repräsentativen

Textkorpus aus den mehr als 1800 deutschsprachigen Comic-Serien und Einzeltiteln, die seit dem En- de des I I. Weltkriegs erschienen sind. Dr. Ricarda Strobel (Ge- samthochschule Siegen) stellte als Beispiel für eine adäquate Metho- dik unter Heranziehung von Ver- fahren der Massenkommunika- tionsforschung ihre jüngst erschie- nene Studie über CharIes M.

Schulz' "Peanuts" als internatio- nales Bestsellerphänomen vor.

Bernd Dolle-Weinkauff

Sonning-Preis

für Jürgen Habermas

. Das Konsistorium der Universität Kopenhagen hat beschlossen, Prof. Jürgen Habermas den Son- ning-Preis 1987 für sein wissen- schaftliches Werk und für sein kritisches Engagement in der Öf- fentlichkeit zu verleihen. Der Preis ist mit 200 000 dänischen Kronen dotiert, wird seit 1959 ver- geben, und zwar dieses Jahr zum ersten Mal an einen deutschen Staatsbürger. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Albert Schweitzer, Bertrand Russel, Niels Bohr, Karl Barth, Karl Popper, Hannah Arendt und Simone de Beauvoir.

Öffnungszeiten

Die Stadt- und Universitätsbiblio- thek und die Senckenbergische Bibliothek sind an den folgenden Feiertagen geschlossen: 17. 4. bis 20. 4., I. 5., 2. 5., 28. 5., 8. 6., 17.

und 18.6. 1987.

Am Samstag, 6. 6. 1987, schließt die Bibliothek für die Benutzer um 12.30 Uhr, am 9. 6. 1987

(W~ldchestag) um 11.30 Uhr.

Schulpraktika für Lehramtsstudenten

Die in den Verordnungen über die Erste Staatsprüfung für die Lehrämter vorgesehenen Schulpraktika umfassen jeweils

eine Vorbereitungsveranstaltung im WS, ein Blockpraktikum im Anschluß an das WS und eine Auswertungsveranstaltung im SS.

Diese drei Teile bilden einen zusammenhängenden Praktikumsab- schnitt.

Zu den Blockpraktika im Frühjahr 1988 müssen sich jetzt Studie- rende der folgenden Studiengänge anmelden:

Lehramt an Grundschulen (LI)'

Lehramt an Haupt- und Realschulen (L2):

• Studenten des laufenden 1. und 2. Semesters zum Ersten Praktikumsabschnitt

• Studenten des laufenden 3. und 4. Semesters zum Zweiten Praktikumsabschnitt

Lehramt an Gymnasien (L:3):

• Studenten des laufenden 2. und 3. Semesters zum Ersten Prakti- kums-

abschnitt

• Studenten des laufenden 5. und 6. Semesters, die den Ersten Praktikumsabschnitt bereits absolviert haben, zum Zweiten Praktikumsabschnitt

Lehramt an Sonderschulen (Ls):

• Studenten des laufenden 1. Semesters zum Ersten Praktikums- abschnitt

• Studenten des laufenden 2. und 3. Semesters zum Zweiten Praktikumsabschnitt

• Studenten des laufenden 4. und 5. Semesters zum Dritten Praktikumsabschnitt

Die Anmeldung erfolgt vom 13. April bis 30. April 1987 Montag bis Donnerstag 9.00 bis 12.00 Uhr

und 14.00 bis 16.00 Uhr

Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr

im Didaktischen Zentrum ("Schulpraktische Studien") im

"Turm", Senckenberganlage 15, Raum 128 (I. OG).

Die Blockpraktika werden voraussichtlich zu folgenden Terminen stattfinden:

Für Studierende des Studienganges "Lehramt an Sonderschulen"

im I. und 3. Praktikumsabschnitt: 15.2. - 12.3. 1988 Für alle anderen Studierenden: 15.2. - 19.3.1988

Prof. Gisela Oestreich

Frauenbeauftragte des Senats

Der Senat der Johann Wolfgang Goethe-Universität hat in seiner Sitzung am 18. 2. 1987 Frau Profes- sor Dr. Gisela Oestreich als Frauenbeauftragte des Senats ge- wählt.

Auf der Grundlage breiter Infor- mationen über die Repräsentanz

von WissenschaftIerinnen in den Fachbereichen soll die Frauenbe- auftragte Initiativen zur Frauenför- derung .entwickeln. Sie hat das Recht, sich über Besetzungsverfah- ren innerhalb des wissenschaftli- chen Personals zu informieren und Bedenken wegen nicht angern esse-

- -

Um das Phänomen der Autoim- munität kreisen· auch die Arbeiten von Professor Milgrom, dem drit- ten Preisträger, aber sie befassen sich mit einem anderen Aspekt.

Milgrom fragte sich, ob die Anti- körper, die ein Organismus gegen körperfremdes Material bildet, ih- rerseits als Antigene für die Bil- dung neuer Antikörper wirken können, die man dann als An- ti-Antikörper zu bezeichnen hätte.

Tatsächlich gelang es ihm vor dreißig Jahren nachzuweisen, daß es Anti-Antikörper gibt. Er fand, daß die Vereinigung eines Anti- körpers mit dem Antigen, gegen das er gebildet wurde, den Anti- körper so weit derangiert, daß Teile seiner Struktur zugänglich werden, die unzugänglich bleiben, solange der Antikörper allein ist.

Mit dem bei der Antigen-Antikör- per- Vereinigung freigelegten Strukturteil kann der Antikörper dann seinerseits zum Antigen für die Bildung von Anti-Antikörpern werden.

Studien abschluß und dann? ·

ner Berücksichtigung von Frauen im Sinne von Rechts- und Chan- cengleichheit geltend zu machen.

Außerdem unterstützt die Frauen- beauftragte frauenspezifische Akti- vitäten an den Fachbereichen und regt fachbereichsübergreifende Zu- sammenarbeit an. Die vom Senat gewählte ehrenamtliche Frauenbe- auftragte soll durch ehrenamtlich.e Frauenbeauftragte der FachbereI- che unterstützt werden.

Frau· Gisela Oe streich ist seit 1972 Professorin für pädagogische Psy- chologie am Fachbereich Psycho- logie und Zweitmitglied im Fach- bereich Erziehungswissenschaften.

Ihre neue Aufgabe will sie in Ab- w~ndlung des skandinavischen Vorbilds als "Ombuds-Frau" wahr- nehmen. Die erste Amtszeit der neuen Frauenbeauftragten des Se- nats läuft bis zum 31. 3. 1988.

Das mag etwas kompliziert klin- gen, hat aber eine sehr praktische Bedeutung. Milgrom entdeckte nämlich, daß die Rheuma-Fakto- ren, die sich im Blut fast al1er Pa- tienten mit rheumatischer Gelenk- entzündung (Arthritis) finden, sol- che Anti-Antikörper sind. Sie bil- den mit den Antikörpern, gegen die sie gerichtet sind, größere, in den Körperflüssigkeiten nicht mehr lösliche Immunkomplexe, die sich in den Gelenken ablagern und dort entzündliche Prozesse auslösen.

Neues Angebot für ausländische Studierende

und Absolventen/-innen

Auch für ausländische Studieren- de stellt sich während und nach dem Studienabschluß die Frage, wie es nun weitergehen soll.

Überlegungen in bezug auf eine Rückkehr ins Heimatland bzw.

über den weiteren Aufenthalt in Deutschland sind verbunden mit einer Reihe von Fragestellungen, die man oft nicht alleine und indi- viduelllösen kann, so z. B.:

- Hat man eigentlich das richtige· Fach studiert oder wurde in bezug auf den Arbeitsmarkt "am Bedarf vorbei studiert"?

- Wird das Studium im Heimat- land anerkannt?

- Läßt sich das in Deutschland Gelernte sinnvoll im Heimatland anwenden?

- Wieviel Berufserfahrung wird von einem erwartet? Kann man diese noch in Deutschland erwer- ben?

- Ist die bisherige Ausbildung ausreichend oder sollte man noch an einem Fortbildungslehrgang teilnehmen?

- Wie bekommt man schon jetzt Kontakt zu potentiellen Arbeitge- bern im Heimatland? Wie bewirbt man sich generell?

- Wer finanziert die Kosten der Heimreise und die Zeit bis zum ersten Gehalt?

- Welche politischen Probleme können zu Hause auftauchen?

- Kann man sich auf die Rück- kehr vorbereiten?

- Welche Grunde sprechen für oder gegen einen Verbleib in Deutschland?

- und vieles mehr.

Für viele der hier angesprochenen Fragen gibt es von seiten der Bun- desregierung, des Arbeitsamtes und verschiedenster Institutionen Angebote und Hilfestellungen.

Da dies und vieles andere den meisten Studierenden nicht aus- reichend bekannt ist und viele in- dividuelle Möglichkeiten dem ein- zelnen erst in einem Gespräch klarer werden, bietet die Zentrale Studienberatung der Universität (ZSB) im Sommersemester einen zusätzlichen Termin für diesen Bereich an.

Dieses Angebot richtet sich an ausländische Studierende aller Fachbereiche, insbesondere an a) Studierende, die sich im Über- gang vom Grund- zum Hauptstu- dium befinden, u. a. mit Fragen in bezug auf Schwerpunktsetzung und Spezialisierung innerhalb des Faches, FerienakaQemien etc.

b) Studierende im Hauptstudium, u. a. mit Fragen in bezug auf The-

menwahl für die Abschlußarbeit, Prüfungsordnungen, Professor Fe- rienakademien, Finanzierungs- möglichkeiten der Abschlußphase etc.

c) Studierende während und nach dem Abschluß, u. a. mit Fragen in bezug auf Fortbildungslehrgänge, Reintegrationsprogramme, Finan- zierungsmöglichkeiten, Aufent- halts- und Arbeitsrecht, Bewer- bungen etc.

Dieses Angebot der ZSB versteht sich nicht als Alternative zu den notwendigen allgemeinen Stu-I

dienberatungen oder den Bera- tungsangeboten der Prüfungsäm- ter, Fachbereiche, Professuren und anderer Institutionen inner- halb und außerhalb der Universi- tät. Es versteht sich als zusätzliche Möglichkeit für Information, Orientierung und Gespräch.

Studienabschluß - und dann?

*

Information und Orientierung für ausländische Studierende, Absol- venten und Absolventinnen.

Jeden Dienstag im Sommerseme- ster 1987

14.00 bis 16.00 Uhr

Raum 520, 5. Stock, Sozialzen- trum, Bockenheimer Landstr. 133 Beginn: ab sofort. John Stillen

Heidi Bolaghi

DFG-Mittel

Die Deutsche Forschungsgemei~­

schaft hat Prof. Dr. F. Constantl' nescu DM 16548 als Reisekosten bewilligt. Er will das Projekt

"Mathematische Untersuchungen über ungeordnete Systeme" in ~~.

sammenarbeit mit der Universltat La Sapienza in Rom verwirkli·

chen. Diese Untersuchungen könnten auch für technische An·

wendungen von Bedeutung sein.

Prof. Dr. Sigrid Abel-Struht und

*

Dr. Michael Roske, Hochschul·

assistent (Institut für Musikpäd·

agogik) wurden seitens der Deut- schen Forschungsgemeinschaft die Mittel zur Fortsetzung ihres . gemeinsam begonnenen For·

schungsprojektes "M usikpädag~' gik des 19. Jahrhunderts" bewII·

ligt. Nach dem Tode von Prof. Dr.

Abel-Struth wird das Projekt nun·

mehr alleinverantwortlich von De.

Roske betreut.

(3)

Prof. Hermann Priebe zum 80.

Bundesverdienstkreuz und Bayrischer Löwe

Professor Priebe kann als der be-

~te Kenner der deutschen Agrar- struktur und ihrer Probleme ange- sehen werde~, wobei. sich sein Wissen in gleicher Welse auf be- trieblich-technische wie wirt- schaftliche und politische Fragen erstreckt." Ehrungen schon am Anfang; 1958 zum Antritt einer Stiftungsprofessur der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Univer- sität. Nun, am 13. Februar 1987, nach fruchtbaren und auch schwierigen Jahren, gab es erneut anerkennende Worte für den Agrarwissenschaftler. Professor Priebe war S-O Jahre alt geworden und sein Institut für ländliche Strukturforschung 30 - zu die- sem Anlaß schließlich wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.

Und die Würdigungen richteten sich diesmal besonders an den in- telligenten Streiter: Beständig und kritisch - so der Tenor aller An- sprachen, begonnen mit der Be- grüßung des Universitätspräsiden- ten Professor Ring - setzte Prie- be sich mit der Agrarpolitik aus- einander und war einer der frühe- sten und unbequemsten Warner vor der Überschußproduktion.

In solch intellektueller Unabhän- gigkeit fanden sich dann auch Eh- rer und Geehrter. Die hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Vera Rüdiger, die Professor Priebe im Auftrag des Bundespräsidenten das Große Bundesverdienstkreuz überreichte, erinnerte in ihrer Ansprache, wel- che Beziehung zwischen den bei- den, Richard von Weizsäcker und Hermann Priebe, früh schon be- stand. Als Priebe 1944 nach Ge- stapohaft zur "Bewährung" an die Ostfront geschickt worden war und hinter ihm her ein Befehl, ihn wieder nach Berlin zurückzubrin- gen, war es Weizsäcker, der als Adjutant seines Regimentes die- sen Gestapobefehl vernichtete und so Priebe aller Wahrschein- lichkeit nach das Leben rettete.

Und wenn sich Priebe heute erin- nert, meint er sicher nicht nur das Damals, wenn er von dem ge- meinsamen "ethischen Funda- ment des HandeIns" spricht.

das Podium, um eine Diskussion über die "Perspektiven einer inte- grierten Agrarpolitik" zu führen, wobei - durch Interesse und Ar- beit der Diskussionsteilnehmer bestimmt - mit Agrarpolitik die EG-Agrarpolitik gemeint war.

Dr. Hans von der Groeben leitete die Diskussion, die wegen der knappen Zeit mehr zu einer . Sammlung .. von Statements geriet, mit einer Ubersicht über die Ent- wicklung der EG-Politik ein. Nie sei beabsichtigt gewesen, daß die Agrarpolitik so in den Mittel- punkt der EG-Politik rücken wür- de. Fatalerweise sähe es heute so aus, als sei die Agrarpolitik die wichtigste Politik der EG, dabei handele es sich schlicht um eine Verwechslung zwischen Politik und Dirigismus.

Nach einem geschichtlichen Blick auf die Landwirtschaft formulierte Prof. Priebe seine Forderungen an eine zeitgemäße Agrarpolitik. Sie muß die Extensivierung der Bo- dennutzung herbeiführen; unter- stützt durch eine Einkommenspo- litik, die einerseits auf produk- tionsneutrale Einkommenshilfen, andererseits auf kombinierte Er- werbsmöglichkeiten baut. Erhalt , und Entwicklung der Landschaft könnten eine neue Legitimations- basis für die Agrarpolitik in der Gesellschaft werden.

Dr. Karl-Heinz Narjes, Vizepräsi- dent der EG-Kommission, be- schrieb die künftigen Aufgaben der EG-Politik. Heute häufig ge- hörte Forderungen zur Renationa- lisierung der Agrarpolitik stehen im Widerspruch zur Vollendung des Binnenmarktes der EG. Die heutige Situation fordert eine tief- gehende Reform der Agrarpolitik, denn einerseits ist es nicht mehr tragbar, daß 70 Prozent der Ge- samtausgaben der EG auf die Landwirtschaft fallen, anderer- seits zwingen Süderweiterung und die damit noch stärker geworde- nen strukturellen Unterschiede in-' nerhalb der EG zu einer Verstär- kung der Strukturpolitik. Narjes bezweifelt allerdings - und hier handelte es sich vielleicht um ein Mißverständnis der Ausführungen Priebes - , ob eine extensive Landwirtschaft in die Entwick- lungsländer exportiert werden dürfe. Als Folge nannte er nur großflächige Waldrodungen und anschließende Klimaveränderun- gen.

Die Erweiterung der EG um Spa- nien und Portugal, nicht nur durch wirtschaftliches Interesse motiviert, sondern auch als Stär- kung der jungen Demokratien ge- dacht, stellt die Agrarpolitik vor besonderere Konflikte, so Prof.

Winfried v. Urff von der TU

München. Erwarteten diese Län- der doch gerade die Segnungen einer EG-Agrarpolitik, die fortzu- führen nun nicht mehr möglich sei.

Prof. E. U. v. Weizsäcker vertrat als Direktor des Instituts für Eu- ropäische Umweltpolitik den öko- logischen Aspekt der Diskussion.

Drastischer Rückgang der Arten- vielfalt, Erosion und Verdichtung der Böden, Verg,iftung von Was- ser, Boden und Okosystemen ·sind die Folgen der modernen Land- wirtschaft. Seine Reformvorschlä- ge beinhalten Ausgleichszahlun- gen an die Landwirtschaft für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, der Artenvielfalt und der Land- schaftsschönheit. Gerade weil die heutige Agrarpolitik vielmehr der vor- und nachgelagerten Industrie als den Landwirten selbst zugute käme, könnten die Landwirte nur Gewinner einer solchen Reform sein.

Als übergeordnetes Ziel die euro- päische Integration, der Weg dort- hin kann nur ein föderalistischer sein, um Dynamik und Flexibilität der Politik zu sichern, dies war der Punkt von Prof. Biehl, Wirt- schaftswissenschaftler an der Uni- versität Frankfurt. In der Agrar- politik ist damit eine strenge Tren- nung zwischen Marktsteuerung und Einkommenspolitik gemeint, erstere als gemeinsame, letztere als regional zu lösende Aufgabe.

Die Agrarpolitik muß durch eine integrierte Regionalpolitik entla- stet werden, die nicht als Verzer- rung der Wettbewerbsbedingun- gen, sondern als Ausgleich natür- licher, regionaler Nachteile gewer- tet werden soll.

Prof. Scheper, Agrarwissenschaft- Ier von der Universität Kiel, cha- rakterisierte die EG-Agrarpolitik, teils gemeinschaftlich, teils natio- nal, so: viele Instanzen, von de- nen jede meint, sie sei allein kom- petent. Die Vorteile einer gemein- samen Politik im Vergleich zu einer nationalen liegen in der star- ken Position auf dem Weltmarkt, der Auseinandersetzung mit mächtigen Handelspartnern. Im Innern der EG hat die gemeinsa- me Politik jedoch zu Fehlentwick- lungen am Markt geführt; kompa- rative Vorteile einer nationalen Politik sieht er beispielsweise in der Bodennutzungspolitik, die regional spezifizierte Instrumente braucht.

Auch wenn für Fragen wenig Zeit blieb, so war die Diskussion doch ein gelungener Abschluß der Fest- veranstaltung.

Henriet Westphal, Annegret Grafen

Staatsministerin Dr. Vera Rüdiger überreichte Prof. Priebe das Große Bun-

desverdienstkreuz. Foto: Heisig

Vortragsreihe 200 Jahre amerikanische Verfassung

Die amerikanische Verfassung ist die erste geschriebene Verfassung und sie bleibt überraschenderwei- se bis zum heutigen Tage mit nur ganz wenigen formalen Verände- rungen der rechliehe Rahmen für die Gestaltung des amerikani- schen politischen Entscheidungs- prozesses. Als Dokument des aus- gehenden 18. Jahrhunderts reflek- tiert sie einerseits die auf Locke zurückgehende liberal-individuali- stische Tradition bürgerlicher Freiheit und andererseits die revo- lutionäre Konzeption demokrati- scher "Volkssouverenität", die stets in einem unauflöslichen Spannungsverhältnis miteinander verbunden sind. In dieser Verbin- dung - nicht in ihren spezifi- schen institutionellen Strukturen einer gewaltengeteilten Prädisial- demokratie - ist die amerikani- sehe Verfassung zum Modell aller liberal-demokratischen Systeme, die sich seither entwickelt haben, geworden. Sie hat sich als flexibel und anpassungsfähig genug erwie- sen, um Gültigkeit und Akzeptanz über 200 Jahre zu bewahren, in denen die Vereinigten Staaten von Amerika sich aus einem margina- len, dünn bevölkerten, dezentrali- sierten Agrarstaat zur hochindu- strialisierten Weltmacht entwik-

kelt haben. In diesem konfliktrei- chen Anpassungsprozeß hat der Supreme Court durch seine Ver- fassungsinterpretationen mehr als durch formale Verfassungsände- rungen eine entscheidende - ge- legentlich hemmende, oft auch vorantreibende - Rolle gespielt.

In einer Vortragsreihe aus Anla[~

des 200jährigen Bestehens der US- Verfassung, die im Sommerse- mester von der J. W. Goethe- Universität mit dem Zentrum für Nordamerika-Forschung (ZE- NAF) veranstaltet wird, werden prominente amerikanische Wis- senschaftler einige Aspekte dieser Entwicklung analysieren. Die Rei- he wird durch eine Panel Diskus- sion abgeschlossen, an der auch Mitglieder der J. W. Goethe-Uni- versität teilnehmen werden.

Die Vorträge finden an folgenden Tagen und Orten statt:

7. Mai 1987 (16-18 Uhr); Aula Prof. Paul Peterson, Director of Governmental Programs, Broo- kings Institution, Washington, D.

c.:

"Presidential Power and Con- gress; The Evolution of Constitu- tional Arrangements"

27. Mai 1987 (16-18 Uhr); Kon- ferenzraum - Alte Mensa

Priebe lehrte zunächst in Gießen, übernahm 1957 die Geschäftslei- tung des Institutes für ländliche Strukturforschung und wurde 1958 auf die Stiftungsprofessur für Agrarwesen an der Frankfur- ter Universität berufen. Er wurde als Berater der Bundesregierung und der EG- Kommission gehört und wirkte in den unterschiedlich-

!lten Gremien mit. Sein Thema war und blieb immer die Erfor- schung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme der kleinbäuer- lichen Familienwirtschaft und heut~ zudem di~. agrarpoliti.~che Verbmdung von Okonomie, Oko- logie und dem Abbau des Dirigis- mus auf sozial erträgliche Weise.

Gleichermaßen als "Symbol für Stärke, Mut und noble Haltung"

~urde - sicherlich zu seiner U~erraschung - dem Preußen Pnebe im Rahmen dieser Feier

~us München der Bayrische Löwe I~ Auftrag des dortigen Staatsmi- ntsters für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten Hans Eisen-

Landesfachgruppe Polytechnikl Arbe· itslehre konstituiert

Prof. Stanley T. Katz, Prof. of History, Prineton University, Pre- sident of the American Council of Learned Socities:

"The Revolutionary Origins of American Constitutional Theory"

4. Juni 1987 (16-18 Uhr); Konfe- renzraum - Alte Mensa

Prof. Martin Shapiro,

!Ylann, verliehen. '

Ab~eschlossen wurde die lange Relh.e der Ehrungen von Priebes langjährigem Freund und Mit- streiter Dr. Hans von der Groe-·

be.?, der an ihre gemeinsamen Be- m.uhungen für die EG erinnerte.

Eine Festschrift, von ehemaligen und. heutigen Mitarbeitern ge- schneben und vom EG-Kommis- sar Narjes überreicht war hier die A~erkennung von Kollegenseite.

Viele von ihnen waren - nicht zuletzt aus Dankbarkeit - ge- kommen.

Perspektiven einer integrierten Agrarpolitik

N~ch den Ehrungen begaben sich Pnebe und einige seiner Gäste auf

Anfang Februar 1987 trafen sich Vertreter des Faches Poly technik/

Arbeitslehre der Universitäten Frankfurt, Gießen und . Kassel zu einer Tagung in Kassel. Auf die- ser Tagung wurde die Landes- fachgruppe Poly technik/ Arbeits- lehre in Hessen gegründet. Aufga- be der Landesfachgruppe ist es, die gemeinsamen Interessen der drei Hochschulen hinsichtlich des Faches Poly technik/ Arbeitslehre zu vertreten.

Auf dieser Tagu ng wurde von der Landesfachgruppe folgende Reso- lution verabschiedet:

l. Es wird gefordert, alle Stellen-.

streichungen rückgängig zu ma- chen und eine personelle Min- destausstattung zur Verfügung zu stellen. Nur dann kann ein ord- nungsgemäßes Studium gewähr- leistet werden. Gerade ein so jun- ges Fach wie Poly technik/ Arbeits- lehre benötigt für seine Entwick-

lung eine ausreichende Grundaus- stattung.

2. Die Landesfachgruppe stellt ausdrücklich fest, daß die Aus- und Weiterbildung von Lehrern originäre Aufgabe der Hochschu- len ist. Diese Aufgabe wurde in der Vergangenheit im Fach Poly- technik/ Arbeitslehre zunehmend auf das Hessische Institut für Lehrerfortbildung (HILF) verla- gert. Die Landesfachgruppe be- tont, daß es nicht in den Aufga- benbereich des Hessischen Insti- tuts für Lehrerfortbildung gehört, weiterhin in der Aus- und Weiter- bildung von Lehrern für das Fach Poly technik/ Arbeitslehre tätig zu sein, da die Fortbildung der über- wiegend musisch-technischen Fachlehrer abgeschlossen ist. Die Aus- und Weiterbildung fachfrem- der Lehrer für Poly technik/ Ar- beitslehre gehört in den Zustän- digkeitsbereich der Hochschulen.

Die Landesfachgruppe appelliert deshalb an alle Dozenten des Fa- ches Poly technik/ Arbeitslehre an den Universitäten, nicht mehr an der Aus- und Weiterbildung des HILF mitzuarbeiten. Die Mitglie- der der Landesfachgruppe erklä- ren sich aber ausdrücklich bereit, an der Lehrerfortbildung auch zu- künftig mitzuwirken.

3. Der Hessische Kultus'minister plant die Einführung des Faches Poly technik/ Arbeitslehre als Pflichtfach an den Mittelstufen aller Gymnasien. Die Landesfach-, gruppe begrüßt diese Absicht. Sie weist aber darauf hin, daß dies eine qualifizierte Ausbildung der Lehrer erfordert, die das Fach künftig an den Gymnasien unter- richten sollen. Die Landesfach- gruppe erinnert daran, daß auch für diese Aufgabe die Hochschu- len zuständig sind.

Prof. of Law, University of Cali- fornia, Berkeley:

"The Politics of Constitutional Law"

25. Juni 1987 (16-18 Uhr); Aula Prof. David P. Currie,

Prof. of Law, University of Chi ca- go:

"The Concept of Judicial Review in the Uni ted States and the Fede- ral Republic of Germany"

l. Juli 1987 (16-18 Uhr), Konfe- renzraum - Alte Mensa

Panel Diskussion:

;, Verfassungsrechtsprechung und Gesetzgeber. Verfassungsgericht als politische Institution"

Teilnehmer:

Prof. Denninger (FB Rechtswis- senschaften)

Prof. Currie (University of Chi ca- go)

Prof. Shell (ZENAF)

Kenneth Propp, J.D. (Legal Advi- sor, US-Botschaft, Bonn)

Kurt L. Shell

(4)

I

I

Türkei-Exkursion

Für 18 Studenten des Archäologi- schen Instituts, Abteilung Vorder- asiatische Archäologie, ging ein langgehegter Wunsch in Erfül- lung: Am 11. September 1986 starteten sie zu einer vierwöchigen Türkei-Exkursion unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Beran und Dr. Mahmoud Rashad. Die Topo- graphie des Landes sowie die viel- fältigen historischen Monumente wurden durch zwei Seminare gründlich erarbeitet; darüber hin- aus erstellten die Studenten zu je- dem bedeutsamen Ort, der be- sucht werden sollte, Handzettel mit Lageplänen und historischen Daten. Die nicht geringe organisa- torische Vorarbeit wurde von Dr.

Ursula Magen und Dr. Rashad geleistet.

Instanbul - das Tor zum Orient - vermittelte erste orientalische Eindrücke, so mit der berühmten

"Blauen Moschee" und der "Ha- gia Sophia". Mit dem Nachtzug ging es aber gleich weiter nach Ankara, wo das "Museum für anatolische Kulturen" auf dem Programm stand. Das Museum, unweit der alten Zitadelle, ist in restaurierten Gebäuden einer al- ten Markthalle sowie der angren- zenden Karawanserei unterge- bracht: ein :würdiger Rahmen für die Funde Anatoliens, die einen guten Überblick über die altanato- lischen Kulturen vermitteln.

Hattusas, die dreieinhalb Jahrtau- sende alte Residenz der Hethiter, führte die Studenten mitten in das hethitische Kernland. Noch heute beeindrucken die großzügig ange- legten Palast- und Tempelanlagen, die in ihren Grundmauern noch erkennbar sind. Das gesamte Ge- biet der früheren Grabungen, an denen von 1954 bis 1962 Prof. Be- ran, zuletzt als Grabungsleiter, teilhatte, wurde durch umfangrei- che Restaurierungsarbeiten iJJ einen "Archäologischen Park"

umgewandelt, so daß sich auch

Nicht-Ar~päologen zurechtfinden können. Uber die neuen Grabun- gen, die Licht auf das Ende des hethitischen Reiches werfen, be- richtete der jetzige Ausgräber, Dr.

Peter Neve, während eines Rund- ganges und erläuterte seine auf- grund der neuen Untersuchungen gewonnene Hypothese bezüglich der Beziehungen zwischen Ober- stadt und den Toren der Stadt.

Eine Anlage besonderer Art ist das etwas außerhalb von Hattusas gelegene Felsheiligtum "Yazili- kaya", wo ein Kommilitone die Bedeutung der dargestellten Göt- tergestalten erklärte und ihre Identifizierung aufgruild der Bei- schriften sowie anhand von Be- schreibungen in hethitischen Göt- tertypentexten versuchte.

Kappadokien ist eine der beein- druckendsten Landschaften der Türkei und wird daher auch von den Türken gern als Urlaubsziel gewählt. Sie ist geprägt durch den Vulkan Erciyas, der vor Tausen- den von Jahren eine Fläche von etwa 4000 Quadratkilometern unter Lavamassen begrub. Durch die Erosion wurden in der folgen- den Zeit die weichen Schichten langsam abgetragen, während das harte Gestein weitgehend erhalten blieb: es bildeten sich auf diese Weise die sogenannten "Schlote".

In den frühen Jahren des Chri- stentums hatten verfolgte Christen Zuflucht in diesem Gebiet ge- sucht, wobei sie im Lavagestein Hunderte von Behausungen und Kirchen anlegten.

Nach einer langen Fahrt durch teilweise sehr gebirgiges Gebiet wurde am Abend Malatya er- reicht. In der Nähe der Stadt be- sitzt die Familie einer türkischen Kommilitonin - Tugba - einen Aussiedlerhof, wo Prof. Beran und seine Studenten am Abend eingeladen waren und die türki- sche Gastfreundschaft genießen durften. Bei vielen köstlichen Ge- richten, bei Obst und Ayran, wa- ren die Strapazen des Tages schnell vergessen. Ein schöner Abschluß bildete der Rundgang- durch die verschiedenen Gebäude,

des Hofwesens und die zahlrei- chen Stallungen. Tugba und ihrer Familie sei an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich gedankt.

Nördlich von Malatya wurde an- läßlich der Rettungsgrabungen im Karakaya-Staudammgebiet der Siedlungshügel Degirmentepe freigelegt. Wir hatten Gelegenheit, ihn noch zu besichtigen, ehe die Fluten des Euphrat ihn für immer verschwinden lassen. Frau Prof.

Dr. Ufuk Esin führte uns durch die Grabung und erläuterte, daß die früheste - vorgeschichtliche - Kulturperiode durch Fundver- gleiche in die erste Hälfte des 4.

Jahrt. v. Chr. datiert werden kann.

Zu dieser Zeit muß Degirmentepe - wie die vielen Tonbullen und Rollsiegel erkennen lassen - ein bedeutender Handelsplatz am südlichen Ufer des Euphrat gewe- sen sein.

Am Abend schloß sich auf dem nahegelegenen tmamoglu Höyük ein geselliges Beisammensein an, wo bei gemeinsamem Essen von Ausgräbern und Exkursionsteil- nehmern die internationalen Be- ziehungen gepflegt wurden.

Daß zusätzliche Energiequellen - in Form von Wasserkraft - in der Türkei dringend nötig sind, zeigte sich in Elazig, wo ein totaler Stromausfall in der gesamten Stadt die Besichtigung des Museums erschwerte, d. h. nur mit Taschenlampen konnten die neuen Funde aus den bei den Ret- tungsgrabungen freigelegten Sied- lungen betrachtet werden. Interes- sante urartäische Bronzegürtel, die auch im Museum ausgestellt sind, wiesen voraus auf das nun- mehr zu erkundende Gebiet der Urartäer, deren Verbreitungs ge- biet sich auf nunmehr türkischem Boden hauptsächlich um den Van-See konzentrierte, und zwar mit der Hauptstadt Tuspa - dem heutigen Van.

Die erste urartäische Anlage, die zu besichtigen anstand, war Kef- kalesi bei Adilcevaz am nördli- chen Ufer des Van-Sees, das von dem Urartäer-König Rusa 11. im 7. Jh. v. Chr. errichtet wurde und als eine Art Fluchtburg diente:

von hier aus hatten die Urartäer - wie auch die Besucher heute - einen weiten Ausblick, ankom- mende Feinde konnten schon frühzeitig bemerkt werden. Daß der Aufstieg zur Festung Kefkale- si nicht gerade bequem war und ist, konnten wir sehr gut selbst feststellen, denn nur der untere 'feil des Weges war gerade noch mit einheimischen Taxis passier- bar, der Rest mußte erstiegen wer- den. So läßt sich ein Bild gewin- nen, welchen Schwierigkeiten bei- spielsweise die assyrischen Trup- pen bei ihren Feldzügen gegen die Urartäer zu begegnen hatten.

Sowohl die mächtige Burganiage' Van Kalesi als auch Cavustepe gegen einen guten Einblick in die hervorragende Architektur der Urartäer. Diese waren aber nicht nur ausgezeichnete Architekten, auf sie geht auch die Anlage eines weitverzweigten Wegenetzes zu- rück - noch heute verlaufen 70%

der Verbindungsstraßen im ost- anatolischen Gebiet auf den Tras- sen der alten urartäischen Wege - sowie auch die Erbauung von Kanälen, Tunneln und Häfen.

Eine der vier Inseln des Van-Sees - Ahtamar - war unser Ziel an einem sonnigen Vormittag, wo sich eine kleine armenische Kir- che, ausgestattet mit einer Zen- tralkuppel, befindet. Die ringsum- laufenden dichten Figurenfriese zeigen eine Vermischung von christlichen und islamischen Mo- tiven. - Dieser Ausflug gab auch Badelustigen Gelegenheit, sich in dem herrlich klaren Wasser des Van-Sees zu tummeln, während der Nachmittag für den Besuch des . Museums in Van reserviert war.

Von Diyarbakir aus be~uchten wir die Ausgrabung der vorkerami- schen Siedlung Cayönü, einen Grabungshügel an einem kleinen Nebenfluß des oberen Tigris, un-, ,weit der kleinen Stadt Ergani, in deren Nähe sich das Kupferberg--

werk Maden befindet, das seit prähistorischen Zeiten bekannt und auch heute noch in Betrieb ist.

So finden sich denn auch bereits in den frühesten Schichten der Phase I von Cayönü Funde aus Malachit und Kupfer. In naher Zukunft wird das Museum von Diyarbakir wieder seine Pforten öffnen; dort werden dann die Funde von Cayönü - so z. B.

durch Hämmern geformte Kup- fergegenstände, Perlen aus Kup- ferblech - zu sehen sein. Dar- über hinaus ist geplant, mit dem Material von Cayönü eine an- schauliche Darstellung von dem Beginn der Zeit der Nahrungsmit- telproduktion zu geben. - Die Grabungen unter Leitung von Frau Prof. Cambel und Prof. Dr.

Braidwood finden seit 1964 statt;

es bestehen aber auch nach dieser - der 11. Kampagne - immer noch "many unsolved problems"

(so Prof. Braidwood), die das Siedlungswesen der Phase I von Cayönü einerseits und die Ge- samtanordnung der Bauten ande- rerseits betreffen.

Der Höhepunkt der Exkursion war ganz sicher das Wochenende am Nemrud Dagi. Wenn auch die Unterkunft etwas notbehelfsmäßig war - das vorgesehene Hotel war noch nicht fertiggestellt - , so wurden wir doch durch die uns umgebhende gigantische Bergwelt reichlich entschädigt. So war auch der Aufstieg zum Gipfel ein ein- maliges Erlebnis. Diese von wei- tem sichtbare Bergspitze hatte sich König Antioch-us I. als seine Grabes- und Gedenkstätt~ auser- koren. Hier ließ er - auf zwei Seiten des Berges identisch - überlebensgroße Statuen der kom- magen ischen Götterwelt sowie die Statuen seiner Ahnen, sowohl vä- terlicherseits, beginnend mit dem Perserkönig Dareios I., als auch die mütterliche Linie, die über das Geschlecht der Seleukiden zu dem

makedonischen Königshaus führt, aufstellen.

Konya - die "heiHge . Stadt" - ist überreich an islamischen Bau- ten aus verschiedenen Epochen.

Die Entwicklung des Baudekors, das an prominenten Stellen der sonst eher schlichten Bauten an- ~

gebracht ist, führte zu einer unver- wechselbaren Ausprägung ·der seldschukisch-anatolischen Denk- mäler. Die Blütezeit der selds- chukischen Architektur fällt in das 13. Jahrhundert. Eine Neue- rung dieser Zeit ist die "Madra- sa", eine religiöse Lehrstätte, in der in erster Linie islamisches Recht gelehrt, aber auch Koran- exegese, Mathematik, Medizin, Literatur u. a. betrieben wurde.

Ein Museum ganz besonderer Art ist das Mevlana-Museum in Ko- nya, die Gedenkstätte der Mevla- na-Derwische, die dem Orden der

"Tanzenden Derwische" angehör-.

ten. Dieser Orden wurde einst von Mewlana Galaladdin gegründet.

Die insgesamt vierwöchige Exkur- sion war ganz sicher keine Ver- gnügungsfahrt: Hitze, Staub, die unvermeidlichen Krankheiten setzten den Exkursionsteilneh- mern mehr oder weniger zu; ein fehlgeleiteter Koffer, der auch während der gesamten vier Wochen nicht mehr auftauchte.

sorgte für Aufregungen. Eine sol- che Exkursion läßt sich aber durch nichts ersetzen, auch die besten Abbildungen und Beschrei- bungen vermitteln nicht in etwa den Eindruck, den das Original geben kann, oder aber die Ein- sichten, die an Ort und Stelle ver- mittelt werden können, lassen sich nur mühsam einem Seminar abge- winnen.

Ein Lichtblick während der Ex- kursion war unser Fahrer, Hus- sein, der uns mit großer Geduld auch zu den entlegensten Grabun- gen brachte, die manchmal nur über sehr unwegsames Gelände zu erreichen waren. Ihm - und auch dem Beifahrer, der spät abends meist noch den gesamten Bus von' den Spuren der staubigen Wege befreite - gilt unser besonderer Dank. Helga Schneider-Ludorff

150. Todestag

von Ludwig Börne

Frankfurter Linguistische Forschungen

INHALT:

THEORIE:

Monika Klein: Überlegungen zu einer phonologischen Markiert- heitstheorie

Arbeitsgruppe Psycholinguistik und Aphasieforschung: Referen- tielle Strategien und die Struktur des mentalen Lexikons - Evi- denz aus der Aphasie

FORSCHUNGSPROJEKTE:

Angela Heuser: Neurolinguisti- sche Aspekte transkortikaler Aphasien

Dagmar Wiegand: Kontaminatio- nen und die Struktur des Sprach- prozessors

Alicja Sakaguchi: Internationale geplante Sprachen

Arbeitsgruppe Psycholinguistik und Aphasieforschung: Kontroll- theorie - Evidenz aus der Apha- sie

KLINISCHE LINGUISTIK:

Ulrike Kling-Lünser, Claudia Neubert, Margret Rudolf, Mi- chaela Zeh: Prinzipien einer lin- guistisch orientierten Aphasiethe- rapie am Beispiel einer Geriatri- schen Rehabilitationsklinik Claudia Neubert, Margret Rudolf, Michaela Zeh: Berufsbild "Klini- scher Linguist"

GASTVORTRÄGE:

Franz-Josef Stachowiak: Kortika- le Funktionen und Spracherwerb NEUERSCHEI NUNG EN:

Mary-Louise Kean (Hrsg.):

Agrammatism

Noam Chomsky: Barriers NEWS

Herausgeber: Prof. Helen Leunin- ger; Institut für deutsche Sprache und Literatur II; Johann Wolf- gang Goethe-Universität; Gräfstr.

76; 6000 Frankfurt am Main 11

Eine Veranstaltung des Archivs Bibliographia Judaica

Anläßlich des hundertfünfzigsten Todestages von Ludwig Börne am 12. 2. d. J. sprach in einer Veran- staltung des "Archivs Bibliogra- phia Judaica" der bekannte Ger- manist Peter Uwe Hohendahl.

Hohendahl, in Hamburg gebürtig und heute Dozent an der Cornell University, USA, behandelte in seinem Vortrag hauptsächlich Börnes Stellung im politischen Li- beralismus seiner Zeit und die da- mit verbundene Haltung zur fran- zösischen und deutschen Litera- tur. Dabei diente die These vom sogenannten deutschen Sonder- weg, also der aus seiner spezifi- schen geographischen Lage er- wachsenden Sonderrolle Deutsch- lands in Politik und Kultur, als Leitfaden.

Börne, so führte Hohendahl aus, sah die deutschen Interessen nicht wie viele andere Liberale, so etwa Wolfgang Menzel, in einem Ge- gensatz zu Frankreich stehen.

Während Menzel für eine Selbst- besinnung Deutschlands eintrat und damit den deutschen Sonder- weg in Ansätzen propagierte, diente Börne das revolutionäre Frankreich als Modell, ja, er ver- suchte, die Schwächen Deutsch- lands am französischen Paradig- ma deutlich zu machen. Vorbild- lich war für ihn dabei die kultu- relle und politische Identität Frankreichs. Dessen Literaten sah er wie-jene in Italien und England als Sprecher ihrer Nation, so etwa Voltaire, den er, obwohl dem An- cien Regime zugehörig und bei al- len Schwächen, als die "eiserne Pflugschar der Wahrheit" bezeich- nete und dessen "Oberflächlich- keit" - ein Vorwurf der Kritiker Voltaires - er damit zu rechtferti-

gen suchte, daß sich Voltaire im Interesse der Wahrheit nicht an Einzelheiten festgehalten habe.

Börne hatte allerdings einen Vor- behalt gegen die französische Klassik. Sie trat für den Status quo ein, und hierin liegt die Ver- bindung zu seiner Ablehnung der

"Weimeraner" Schiller und Goe- the. Goethe war für Börne das Gegenbild Voltaires : unpolitisch, sich (andererseits) der Ausweitung der französischen Revolution auf Deutschland widersetzend, ein

"gereimter Knecht". Schiller habe man, wie Börne urteilt, geadelt, um ihn politisch unwirksam zu machen. "Irritiert" zeigte sich Börne nach Hohendahl durch den Briefwechsel, das "Werkstattge- spräch" , der Weimeraner. Er trat so gegen die Zuerkennung einer Vorrangstellung Goethes und Schillers in der deutschen Litera- tur ein und forderte den Ein- schluß auch von Autoren, die der Romantik unliebsam waren, z. B.

von Kleist. Es ging Börne um eine

"Republikanisierung der Litera- tur", wozu sich allerdings sein sich auf Jean Paul beziehender Geniebegriff (der Dichter als

"Tröster der Menschheit") nicht ganz gesellen mag. Darin, daß die Deutschen mehr in Büchern leb- ten und unfähig zum (politischen) Handeln seien, war er sich mit Menzel einig.

Fragt man in den Theaterkritiken und Aufsätzen Börnes nach sei- nen Ansprüchen an eine deutsche Tradition, so wird nach Hohen- dahl keine historische Konzeption erkennbar. Im Unterschied zu _ Heine suchte er eine legitime kul-

turelle- Tradition nicht allein in der Romantik. Im Gegensatz zu

den übrigen Liberalen stand Bör- ne auch mit seiner Ablehnung Lu- thers und mit der Diskreditierung der Reformation in Deutschland.

Diese hat nach dem Urteil Börnes nur den Fürsten und Gelehrten Vorteile gebracht, ansonsten je- doch Askese, Moral und Trübsinn bewirkt. Nicht nur "Dienstbar- keit", sondern auch "Dienstbeflis- senheit" sind dementsprechend die Kennzeichen des Deutschen.

Auf die Bedeutung, die Börnes jü- dische Abstammung für seine Gegner hatte, ging Hohendahl am Beispiel Menzels ein, mit dem sich Börne seit 1835 nicht mehr verstand. Menzel machte Börnes Judentum, seine Herkunft aus dem Frankfurter Ghetto und den

"Fluch seines Volkes" explizit für seinen Radikalismus und seine Frankophilie oder "Gallomanie"

verantwortlich. Daß sich hierin eine antisemitische Tendenz zeige, deutete Hohendahl an. Für Börne sei die Emanizipation der Jude?

die Voraussetzung einer allgemeI- nen Emanzipation und liberali- sierung gewesen.

Abschließend meinte der Redner, daß der noch im 19. Jh. begonne- ne Diskurs über den deutschen Sonderweg bei Börne im Ansatz schon erkennbar sei und Börne innerhalb dieses Diskurses eine noch patriotische, nicht rationali- stische Stellung einnehme.

Wie aktuell Börnes liberale, um Ausgleich zwischen den Nationen, in' seinem Fall zwischen Deutsch- land und Frankreich, bemühte Haltung heute noch ist, wurde a~'

gesichts der sogenannten Histon- kerdebatte brennend spürbar.

-Franz Birnbaum

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