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Antibiotic Stewardship funktioniert sektorenübergreifend

Fortschritte in der rationaleren Antibiotika-Verordnung

Die besorgniserregende Zunahme multiresistenter Erreger – in jüngster Zeit vermehrt multiresistenter gramnegativer Enterobakterien – die limitierte Neuentwicklung von Antibiotika und die streckenweise alarmierenden Lieferausfälle wesentlicher Therapeutika machen einen besonnenen Umgang mit Antibiotika wichtiger denn je.

Z

iel aller Beteiligten muss es sein, Antibiotika global und regional bei Mensch und Tier zurückhaltend und aus- schließlich gezielt einzuset- zen (siehe hierzu auch: „EU-one-health- Action-Plan against AMR“; 2017). Anti- biotika stehen hier synonym für Antiin- fektiva, wie Antituberkulostatika, Vi- rustatika, Antimycotika und andere.

Aktuellen Daten zufolge werden in Deutschland 66 % aller Antibiotika in der Veterinärmedizin eingesetzt. In der

Humanmedizin werden 85 % aller Anti- biotika im ambulanten Sektor und 15 % (zirka 100 Tonnen pro Jahr) im Kran- kenhaus verbraucht. Innerhalb einer Klinik entfallen etwa 85 % aller Verord- nungen auf die Normal- und 15 % auf die Intensivstationen. Hier werden naturge- mäß häufig breit wirksame „Reservean- tibiotika“ mit einem hohen resistenzför- dernden Potenzial angewendet.

Oberstes Ziel ärztlichen Handelns bei Infektionskrankheiten ist und bleibt die Heilung des Patienten mit dem für ihn

am besten geeigneten Antibiotikum.

Dies erfordert ärztliches Spezialwissen und eine langjährige Erfahrung in Dia- gnostik und Therapie von Infektionen.

Antibiotic Stewardship (ABS) will aus- drücklich nicht diese ärztliche Expertise ersetzen, sondern zielt auf eine Therapie- optimierung durch Veränderungen des ärztlichen Verordnungsverhaltens ab.

ABS – Was ist das eigentlich?

ABS beschreibt Strategien und Maßnah- men einer rationalen Antibiotika-An-

©Photoshot / picutre alliande / d (Symbolbild mit Fotomodell)

Antibiotika-Lieferengpässe bleiben problematisch.

18 Orthopädie und Unfallchirurgie 2019; 09 (5)

AUS UNSEREM FACH | Versorgung und Standards

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wendung und definiert sich durch meh- rere Dimensionen:

Zunächst eine strukturelle: Hier geht es um den Aufbau und die Implemen- tierung von ABS-Programmen sowie die Optimierung des Verordnungs- verhaltens.

Dann eine patientenindividuelle: Die- se stellt sicher, dass konkrete Ent- scheidungen für den Patienten getrof- fen werden, um das beste klinische Behandlungsergebnis zu erzielen und Fehlindikationen zu vermeiden,

sowie eine ethische, die immer im Blick haben muss, dass jede Antibio- tika-Anwendung andere Patienten durch Resistenzentwicklung poten- ziell schädigen kann.

Rechtlicher Rahmen

Seit 2011 ist ABS für Kliniken im Infek- tionsschutzgesetz (IfSG) § 23 als „Anti- biotika-Verbrauchs-Surveillance“ (AVS) in diversen Länderhygieneverordnun- gen und in einer aktuell überarbeiteten S3-Leitlinie zur rationalen Antibiotika- Anwendung festgeschrieben. Zentrales Anliegen hierbei ist, ABS-Beauftragte und ABS-Experten auszubilden und eine enge Verzahnung insbesondere zwi- schen den Ärzten und Apothekern ein- zuleiten.

ABS-Fortbildungen

Die Fortbildungen hierfür folgen einem bundeseinheitlichen Curriculum und befähigen die Absolventen, in ihren Ins- titutionen eigene ABS-Strukturen auf- zubauen; diese beziehen ausdrücklich alle an der Behandlung Beteiligten ein.

Autorisierte multidisziplinäre Teams entwickeln lokale Antibiotika-Listen, Behandlungsleitlinien, Verbrauchs- und Indikationsanalysen, Fortbildungen etc.

und setzen diese um.

Eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduktion der Inzidenz von multiresis- tenten Erregern (MRE) ist dann das reibungs lose Zusammenspiel von Hygi- ene mit ABS.

Regionale Netzwerke

Sektorenübergreifend können diese Strukturen am ehesten in regionalen MRE-Netzwerken, die durch den öffent- lichen Gesundheitsdienst koordiniert und moderiert werden, etabliert werden.

Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das MRE-Netz Rhein-Main mit der Ar- beitsgruppe ABS, die sich ausdrücklich sektorenübergreifend definiert und be- reits viel beachtete Erfolge im verant- wortungsvollen Einsatz mit Antibiotika erzielt hat. Die Motivation aller Beteilig- ten ist der kollegiale Erfahrungsaus- tausch „auf Augenhöhe“.

Eine vom MRE-Netz Rhein-Main ge- meinsam mit der Landesärztekammer Hessen 2016 durchgeführte Umfrage (EVA-Studie) bei niedergelassenen Ärz- ten zeigte, dass diese sich vor allem ver- mehrt Fortbildungen und Unterstüt- zung wünschen. In der Folge fanden sich Kooperationspartner (Ärztekammer, MRE-Netz, KV, Hausärzteverband, Uro- logenverband, Pädiater, Krankenhaus- gesellschaft- und Apothekenkammer) zusammen, organisierten Fortbildungen und erstellten (Patienten-)Informations- flyer zu Atemwegsinfektionen, Ohren- schmerzen und zu (unkomplizierten) Harnwegsinfektionen.

RAI weiter ausbaufähig

RAI (= Rationale Antibiotika-Therapie durch Information und Kommunikati- on), ein weiteres vielversprechendes Pro- jekt, wurde bereits 2015 mit Modulen für Veterinär- und Humanmedizin, statio- näre und ambulante Antibiotika-Ver-

ordnungen entwickelt. Im Fokus stehen hier in erster Linie der Atem- und Harn- wegsinfekt, Ohreninfektionen und gas- trointestinale Infektionen.

Alle diese Aktivitäten werden zu ei- nem rationaleren Umgang mit Antibio- tika führen, wobei ausschließlich die bessere Vernetzung (stationär und am- bulant) sowie gemeinsam organisierte Fortbildungen nachhaltige Verord- nungsveränderungen herbeiführen wer- den. Insbesondere die MRE-Netzwerke scheinen hierfür prädestiniert und wer- den aufgerufen, sich aktiv dieser Aufga- be zu stellen.

Treffen der ABS AG für Interessierte, ABS-Beauftragte und ABS-Experten siehe MRE-Netz oder BGU Frankfurt:

https://www.bgu-frankfurt.de/die-bg-un- fallklinik/krankenhaushygiene-abs/abs/

Kurse der Landesärztekammer Hessen für ABS-Beauftragte (40 Stunden) und ABS-Experten (200 Stunden):

https://www.laekh.de/aerzte/aerzte-fort- bildung/akademie/veranstaltungsange- bot/veranstaltung/Antibiotic_Stewardship

Kurse der DGKH für ABS-Beauftragte (Modul 1/40 Stunden) und ABS-Exper- ten (Modul 1–5/200 Stunden):

https://www.antibioticstewardship.

de/#termineAnch

©BVOU

Dr. Jörg Ansorg Berlin

Geschäftsführer BVOU

©BVOU

Prof. Dr. Dr. Reinhard Hoffmann

Frankfurt/Main

Vizepräsident des BVOU und Leiter der AOUC

©BVOU

Dr. Rolf Teßmann Frankfurt/Main Chefarzt, Abteilung für Anästhesie, Intensivmedi- zin und Schmerztherapie BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH Hygiene-Fortbildungs-

angebote des BVOU 1. Fortbildung zum Hygiene-

beauftragten Arzt

Blended Learning mit reduzier- ter Abwesenheit

Nächste Abschlusskolloquien:

18. – 19. Oktober 2019 Berlin 8. – 9. November 2019 Hannover 15. – 16. November 2019 Meißen

2. Refresher-Kurs für Hygiene- beauftragte Ärzte

E-Learning mit 32 CME-Punkten

3. Grundkurse Hygiene und Update Händehygiene

E-Learning mit 2 CME-Punkten

Verfügbar für Ärzte, Pflege und MFA

jeweils auch als 10er-Volumen- lizenz verfügbar

Orthopädie und Unfallchirurgie 2019; 09 (5) 19

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