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LUZERN FEIERT

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Monatszeitschrift für Luzern und die Zentralschweiz mit Kulturkalender N

O

3 März 2 01 3 CHF 8.– www .null 41.ch

LUZERN FEIERT

UND DAS NICHT IMMER GANZ LEGAL:

INOFFIZIELLE PARTYS SIND EN VOGUE.

MEHR ALS JE ZUVOR

DIE ZAHL DER NACHTSCHWÄRMER HAT SICH VERDREIFACHT. NICHT

ABER DIE KRIMINALITÄT, SAGEN LUZERNS SICHERHEITSEXPERTEN.

(2)

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EDITORIAL

Martina Kammermann kammermann@kulturmagazin.ch

LET’S MAKE SOME NOISE

Luzern ist zu einer Partystadt geworden, heisst es vie- lerorts. Aber was ist das überhaupt, eine Partystadt?

Gemeint ist vor allem die kommerzielle Clubszene und ihre wachsende wirtschaftliche Bedeutung. So kom- men die Nachtschwärmer in Luzerns Strassen längst nicht mehr nur aus Luzern und dem nahen Umland, sondern reisen aus der ganzen Schweiz an, um hier zu feiern. Geschätzt werden zum Beispiel die kurzen Distanzen zwischen den Clubs. Die vielen Gäste füh- ren zu vielen Einnahmen, aber eben auch zu mehr Müll, Lärm und Diskussionen über Öffnungszeiten – im Fall vom Club Opera steht diesbezüglich das Bun- desgerichtsurteil noch aus.

In Luzern wird allerdings nicht nur in Clubs gefeiert, sondern auch in inoffiziellen Lokalen und an ille- galen Partys. Patrick Hegglin machte sich auf, diese

andere Seite der Partystadt zu entdecken, und stellte sich unter anderem die Frage, was Untergrundpartys so prickelnd macht. (Seite 8) Natürlich spielt da der Reiz des Verbotenen eine Rolle, aber auch der exklusi- ve Kreis von Gleichgesinnten. Denn egal wie subversiv oder wild uns das Nachtleben vielleicht vorkommt – wir verhalten uns dabei doch sehr konventionell, sagt der Soziologe David Signer. (Seite 12)

Elf Fragen zum persönlichen Kulturverhalten (und

Schlimmerem) stellen wir ausgewählten Personen ab

sofort in unserer neuen Kolumne auf Seite 44. Viel

Vergnügen!

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«Die zentrale Frage ist: Will man Leute,

die nicht allen ins Gesellschaftsbild passen, im öffentlichen Raum präsent haben oder nicht?»

SCHÖN GESAGT

GUTEN TAG AUFGELISTET

GUTEN TAG, ZENTRAL+

Was haben wir uns auf der Redaktion gefreut, als dein Launch verkündet wurde. Endlich ein Zent- ralschweizer Medium, dass das LZ-Monopol auf- mischt. Während Thomas Bornhauser seine Re- dakteure erst wohl panisch in einen Kurs in Online-Journalismus schickte, wird er jetzt beru- higt sein. Und wir sind ziemlich enttäuscht, liebes Zentral+. Ausser einer handvoll Geschichten von Robert Müller: nichts, nichts und wieder nichts.

Den Südpol-Artikel von Rahel Hug, der daherkam als wäre das Haus an der Arsenalstrasse eben er- öffnet worden. Den Hundewiesen-Bericht von Sandra Monika Ziegler. Die Pendler-Front-Re- cherche von Falco Meyer. Wenn das die zwingen- den Storys sein sollen, die wir bisher in der LZ nicht lesen durften, dann hat es die Zentral- schweiz nicht anders verdient. Andererseits hof- fen wir noch ...

Verhalten, 041 – Das Kulturmagazin

GUTEN TAG, SWISS

Bis jetzt dachten wir immer, dass du in erster Li- nie Passagiere transportierst. Doch deine Wer- bung belehrt uns eines besseren: Du bringst «tra- ditionelle Schweizer Werte zu 70 Reisezielen in der ganzen Welt», heisst es da. Das finden wir toll, denn Schweizer Werte sind genau das, was die Welt braucht. Und überhaupt – wenn man schon so gute traditionelle Werte hat, warum dann nicht auch die anderen Länder davon profitieren las- sen? Warum sie nicht auf den rechten Weg füh- ren? Alles andere wäre doch unschweizerisch überheblich. Wunder nimmt uns nur, wie du die Schweizer Werte transportierst. In Koffern oder Paketen, als Handgepäck, oder gar in kleinen Gra- tis-Musterpäckli, damit sich die Werte in den fremden Ländern unter den fremden Menschen möglichst schnell verteilen? Und wie sieht es ei- gentlich mit der Verzollung aus? Wir freuen uns auf deine Antwort.

Imperialistisch grüsst, 041 – Das Kulturmagazin

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1. Sepp Blatter, FIFA-Präsident

2. Pius Segmüller, Alt-Nationalrat CVP 3. Jiroemon Kimura, ältester Mann der Welt

4. Silvan Zurbriggen, Skirennfahrer 5. Lys Assia, Entertainerin

6. Bruno Ganz, Hitlerdarsteller 7. Daniel Vasella, Privatier 8. Kartoffelsack (gefüllt), dto.

9. Nina Burri, Verrenkungskünstlerin 10. Luke Gasser, Vielmacher, u. a. des Films «The Making of Jesus Christ»

11. Gott, gegenwärtig CEO der kath. Kirche

Zehn prominente Bewerbungsdossier beim päpstlichen Konklave:

MAURICE ILLI, SICHERHEITSMANAGER STADT LUZERN (SEITE 19)

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16 GOD IS A DJ

Das Clubleben aus Sicht des DJs ElTigre Sound.

21 SCHÖN UND ZENTRAL: KIRCHENRÄUME

Die Kirchen werden immer leerer – und immer öfters umgenutzt. Jetzt ist die Peterskirche an der Reihe.

KOLUMNEN

6

Gabor Feketes Hingeschaut

7

Lechts und Rinks: Verbannen hilft nichts

26 Gefundenes Fressen: Schneckenschmaus 44 11 Fragen an: Corina Schwingruber Ilic´

77 Nielsen/Notter 79 Vermutungen

SERVICE

27 Bau. Wohnen im Baudenkmal 28 Comic. Der Underground im Museum 30 Wort. Die neue Literaturgesellschaft 34 Kino. Gemächliches Drama

37 Musik. Neue Musik zwischen Klassik und Jazz 40 Bühne. «Alice» auf der Bühne

42 Kids. Der Senkel ist gut gestartet 74 Impressum

75 Ausschreibungen / Namen / Notizen 76 Kultursplitter. Tipps aus der ganzen Schweiz

KULTURKALENDER 45 Veranstaltungen 69 Ausstellungen

Titelbilder und Bilderserie: Mischa Christen

24 SCHAURIGE GESCHICHTE Vor 300 Jahren brannte Stans –

und ein armer Tropf war zur falschen Zeit am falschen Ort.

Zur Eröffnung des neuen Rathauses wurde er geköpft.

INHALT

Bild/Illustration: Mart Meyer

PROGRAMME DER KULTURHÄUSER 50 HSLU Musik / Kleintheater Luzern 52 Chäslager Stans / Stadtmühle Willisau 56 Luzerner Theater / LSO

58 Kulturlandschaft 60 Romerohaus / Sousol 62 Stattkino

64 Südpol / Zwischenbühne

68 Historisches Museum / Natur-Museum Luzern 70 Kunstmuseum Luzern

72 Nidwaldner Museum / Museum im Bellpark

31 LUZERN WIRD POETISCH Die neu gegründete Litera- turgesellschaft Luzern will aus dem Am-Rhyn-Haus ein Literaturhaus machen.

22 GRÜNER, HÖHER, DICHTER

So sieht das Siegerprojekt des Städte-

bauwettbewerbs die Entwicklung von

Luzern Süd vor.

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Genau vor einem Jahr machte ich eine Paprika-Push-up-Kunst- woche auf der ungarischen Puszta. Zeichnen, Fotografieren und Wellness am Ende der Welt standen auf dem Tagesprogramm – und dabei neue Ideen finden.

Es gab wirklich nichts in diesem 2-Sterne-Gasthof ausser Es- sen, Sauna und Schnäpse, und draussen in der Steppe wartete nichts als der ewige Horizont.

Dieser Horizont führte mich magisch jeden Tag hinaus auf Ent- deckungsreise – denn obwohl eigentlich alles flach war, gab es im-

mer wieder Überraschungen, und was für welche! Weit und breit kein Auto auf meinem Wanderweg, aber plötzlich eine Gummirei- fenwand. Das ist noch nie gesehene Land-Art! Ein oscarverdächti- ges Bühnenbild! Amerika in der Puszta! Documentawürdig. Hut ab!!!

Bild und Text Gabor Fekete

HINGESCHAUT

Oscarverdächtiger Reifenwasserfall

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LECHTS UND RINKS

Tipptoppes Klima für Ausgrenzung

Aufsässige in der Wildnis zu deponieren, ist eine schlechte Idee. Jedes Kind weiss, dass Ausgrenzung Konflikte verschärft, statt beruhigt.

Aufsässig. Das heisst auch bockig, eigensin- nig, stur, aufmüpfig, trotzig. Heute sagt man dem renitent. Dass kürzlich in einem Bericht in «10vor10» von aufsässigen Asyl- bewerbern die Rede war, ist ein stilistischer Kniff: Das am zweithäufigsten verwendete Wort war «Renitentenzentrum» – und es tönt nun mal nicht schön, zu sagen, «Reni- tente kommen ins Renitentenzentrum».

Dieses Zentrum soll irgendwo in den Ber- gen zu stehen kommen, und SRF zeigte – unterlegt von dramatischer Musik – in ei- ner Visualisierung davon den Radius, in welchem sich die aufsässigen Leute dort frei bewegen können («kriminell» gehört übrigens nicht zur Definition von renitent).

Momol: Die Berge sind gut zum Trötzelen, nur Schnee und viele Felsen zum An- schreien. Da wird ein Aufsässiger bestimmt schnell still und lieb. Das gleiche Wort – aufsässig – wird sonst eher für quere Kul- turschaffende (Titel vorletztes Kulturma- gazin) oder für Kinder gebraucht. Solche Kinder kamen früher auch in ein Reniten- tenzentrum, zum Beispiel ins Kinderheim Rathausen. Kinder, die eigenwillig oder unehelich waren, aus armen Familien

stammten oder sonstwie nicht ins Schema passten. Halt eben aufsässig. Hier wollte man sie zur Räson bringen. Weit weg vom Schuss bemerkte niemand, was ihnen zum Teil angetan wurde. Und wer es dennoch wusste, hüllte sich in Schweigen.

Dass die Ingenbohler Schwestern, die das Heim führten, für die Übergriffe scharf kritisiert werden, ist richtig. Aber die allei- nige Verantwortung tragen sie nicht: Mit- schuldig ist auch die Luzerner Regierung als Besitzerin des Heims, die weder genü- gend Mittel zur Verfügung stellte noch in irgendeiner Weise kontrollierte, ob die Kinder in guter Obhut waren. Den Rest zur Misere trug die Bevölkerung bei, die gerne ganze Gruppen stigmatisiert – instrumen- talisiert von der Politik und aufgeheizt von den Medien. Das schafft ein tipptoppes Kli- ma für Ausgrenzung. Am einfachsten geht das beim schwächsten Glied in der Kette, wie eben den vergessenen Kindern in Rat- hausen. Heute sind es andere Gruppierun- gen, die an die Kasse kommen: Plötzlich sind alle Asylbewerber renitent, alle Ju- gendlichen Komasäufer und alle Sozialhil- febezüger-Schmarotzer (in Zug wird zur-

zeit gerade diskutiert, ob Letztere noch Auto fahren dürfen). Eine solche Stigmati- sierung löst keine Probleme. Das weiss man aus der Vergangenheit und aus Hundert- tausend Studien zu diesem Thema (Erzie- hung, Integration, Suchtprävention, etc.).

Die Ingenbohler Schwestern setzen sich immerhin – anders als andere – heute mit ihren Fehlern auseinander: Soeben prä- sentierten sie den Bericht «Ingenbohler Schwestern in Kinderheimen», der in ih- rem Auftrag von einer unabhängigen Ex- pertenkommission erstellt wurde: kloster- ingenbohl.ch. Und was zeigt sich da? Kin- der und Ausgegrenzte brauchen viel – aber ganz sicher keine Hartherzigkeit.

PS: Sind Sie manchmal auch aufsässig?

Oder würden Sie eventuell sogar mal aus- rasten, wenn Sie einsam und verzweifelt sind? Ich schon.

Von Christine Weber, Illustration: Stefanie Dietiker

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PARTY

Die Heimlichen

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NACHTLEBEN

Luzern ist eine Partystadt, sagen die einen und verweisen auf die zahlreichen Clubs. Clubs sind aber nicht mein Ding,

sagen andere und veranstalten ihre eigenen Partys, ohne eine offizielle Bewilligung einzuholen. Ein Blick auf die

Partystadt im Untergrund.

Von Patrick Hegglin

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 2011 fand wie schon in der Nacht zuvor eine unbewilligte Veranstaltung in ei- nem ungenutzten Armeebunker auf der Allmend statt.

Die Polizei löste das Fest auf. Es sollen Steine geflogen sein.

In der Nacht auf den 20. August 2011 fand im Frigorex eine unbewilligte Veranstaltung statt. Kurz vor neun Uhr morgens schritt die Polizei ein, verhaftete die verbliebe- nen zehn Personen und beschlagnahmte eine Musikan- lage. Somit war das Thema in der Öffentlichkeit ange- kommen, Parteien äusserten sich, die Juso machten sich für die Zwischennutzung ungenutzter Bauten stark. In- zwischen ist die Diskussion um illegale Veranstaltungen ruhiger geworden – die Politik beschäftigt sich derzeit stärker mit den Richtlinien von kommerziellen Clubs wie etwa dem Opera –, das Thema ist aber nicht weniger ak- tuell.

«Mit dem Vorschlaghammer»

Am diesjährigen Kick Ass Award übergab Polizei- kommandant Beat Hensler einen Preis an zwei junge Männer in farbigen Ganzkörperanzügen. Darunter ver- bargen sich Vertreter der Bunker Sauvages, einer Gruppe, die schon unzählige unbewilligte Veranstaltungen beim besagten ausrangierten Bunker auf der Allmend organi- siert hat. Ausgezeichnet wurden sie für die beste Nacht- ruhestörung. Für Gespräche zwischen den Antagonisten blieb damals keine Zeit. Lediglich für die Beantwortung der Frage, wie man denn in so einen Bunker reinkomme.

«Mit dem Vorschlaghammer», sagte der Mann im grü- nen Anzug. «Ja, mit dem Vorschlaghammer», sagte der Mann im roten Anzug. Dann verschwanden sie wieder.

Eigentlich eine harmlose kleine Provokation. Aber plötzlich war das Thema wieder in aller Munde. Ob die

Entrüstung in den Reihen der Polizei tatsächlich so gross war, wie man anschliessend zu lesen bekam, oder ob die NLZ bloss einen gut aufbauschbaren Skandal witterte, sei dahingestellt. Man hätte aber glauben können, der Poli- zeikommandant habe mit dem Teufel Tango getanzt.

Der Mann im roten Anzug, nennen wir ihn K., war neben den Veranstaltungen im Bunker an diversen ande- ren Besetzungspartys beteiligt. Wenn man mit ihm spricht, merkt man schnell, dass dieser junge Mann ein- fach verdammt gerne eine gute Party feiert. Aber warum muss die inoffiziell sein? Für K. hängt eine gute Party in erster Linie davon ab, ob «gute» Leute kommen. Man wolle ja nicht die Nasen aus dem Opera oder dem Pravda dahaben, meint er. Und natürlich spielt der Reiz des Ver- botenen eine Rolle, sowohl für die Veranstalter als auch für die Besucher. Das Gefühl des kleinen zivilen Unge- horsams, geteilt mit einer Gruppe von Gleichgesinnten.

Auch eine gewisse Liebe zur Provokation ist durchaus zu erkennen; so fand nicht lange nach dem Kick Ass Award im zwischenzeitlich zugemauerten Bunker eine Party statt. «Wir mussten den Preis ja feiern», grinst K. Beson- ders wichtig scheint aber der Aspekt der Abgrenzung zu sein. Eine geheime Party ermöglicht eine Art von Exklu- sivität, wie sie auch eine strikte Türpolitik kaum bieten kann. Auch deshalb sind für K. diese Veranstaltungen die einzigen, die sich noch wirklich vom etablierten Ausgeh- angebot in Luzern abheben: «Mittlerweile ist ja auch der Sedel Mainstream.»

Zu Hochkonjunkturszeiten – das heisst vor den Vor- fällen im Sommer 2011– drohten die Bunkerpartys aller- dings selbst zum Mainstream zu werden. Damals waren die Partys auf der Allmend nämlich im Bewusstsein einer breiten Masse angekommen. Gut und gerne 400 Leute

Die Bilderserie stammt vom FotografenMischa Christen. Sie wurde analog aufgenommen und ist frei, ohne Bezug zu den Artikeln entstanden. www.mischachristen.ch

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NACHTLEBEN

habe man im Verlauf einer Nacht dort antreffen können.

Man mag etwas euphorisch geworden sein, die Klagen nahmen zu. Bis die Stadt schliesslich eingriff. Das Inte- resse an ihren Partys war aber auch den Veranstaltern zu gross geworden. Deshalb wird jetzt selektiver eingeladen.

Vielleicht an hundert Leute geht ein SMS, wann und wo etwas stattfinden wird, mit dem Vermerk, man möge die Information vertraulich behandeln. Dass weniger Leute auch weniger Einnahmen bedeuten, spielt dabei keine Rolle. Geld verdiene ohnehin niemand mit diesen Veran- staltungen, so K. Eintritt wird nicht verlangt. Was beim Verkauf von Getränken rumkommt, wird meistens voll- ständig in das nächste Projekt gesteckt. Und für allfällige Bussen bereitgehalten. Da ist man ganz pragmatisch.

Das Zürcher Modell

Ein Gesuchsformular für die Benützung von öffentli- chem Grund der Stadt Luzern muss mindestens zwei Wo- chen vor dem auserkorenen Termin eingereicht werden und verlangt bei Veranstaltungen ab 150 Personen fol- gende Beilagen: Layoutplan, Si-

cherheitskonzept, Mehrwegkon- zept, Beschallungskonzept, Ab- fallkonzept, Reinigungskonzept.

K. sagt, die Vorbereitung auf ei- ne Party dauere bei ihnen zwei, vielleicht drei Tage. Was aber nicht heisse, dass man sich über Themen wie Beschallung und Reinigung keine Gedanken ma- che. Man schaue sich die Lokali- tät vorher genau an, überlege sich, wo man die Anlage platzie- ren solle. Eine Lärmbelästigung

versuche man zu verhindern. Schliesslich soll die Party nicht aufgelöst werden. Und was die Sauberkeit betreffe, so findet K., hinterlasse man den Ort jeweils sauberer als vorgefunden.

Dass die Bewilligung für eine Outdoor-Party auch einfacher erteilt werden kann, zeigt die Stadt Zürich. Im Sommer 2012 lancierte man ein Pilotprojekt, welches das Einholen einer Bewilligung für eine Party auf öffentli- chem Raum acht Tage im Voraus ermöglichte. Es musste eine verantwortliche Person benannt werden. Es durften nicht mehr als 400 Personen teilnehmen, die Veranstal- tung durfte nicht kommerziell sein, der Ort musste geeig- net sein und sauber hinterlassen werden. Bis auf den ers- ten Punkt sind das alles Dinge, die K. bei ihren Veranstal- tungen als gegeben nennt. Der Zürcher Versuch wurde positiv bewertet – 30 von 33 eingereichten Projekten

wurden bewilligt – und wird jetzt weitergeführt. Ledig- lich eine Gebühr von 100 Franken muss jeweils bezahlt werden. Bern überlegt sich Ähnliches. Ob sich allerdings ein Konsens über die Eignung etwa der Allmend für eine Veranstaltung finden liesse, ist fragwürdig. Ebenso, ob die Veranstalter im Zweifelsfall überhaupt erst eine Be- willigung beantragen würden.

Umnutzung

Nicht jede unbewilligte Party findet in besetzten Räu- men oder draussen statt. Eine starke Tendenz geht seit einigen Jahren in Richtung der Umnutzung von privaten oder halbprivaten Räumlichkeiten: Ateliers, Werkstätten, Vereinslokalen, Proberäumen. Es sind Feste, die die Grenzen einer WG-Party deutlich überschreiten und doch nicht öffentlich sind. So etwa in einem gemein- schaftlich genutzten Atelier in der Neustadt, in dem seit etwa vier Jahren mehr oder weniger regelmässig gefeiert wird. Es begann alles mit kleineren Veranstaltungen im Freundeskreis. Eine Party, ein Konzert, alles im kleinen Rahmen – der mit steigendem Bekanntheitsgrad aber immer grösser bzw. öffentlicher wurde.

Heute unterscheiden sich die Veranstaltungen nicht wesent- lich von einer etwa in der Bar59.

Es ist voll. Es hat Männer, die den Frauen nachschauen und Frauen, die den Männern nach- schauen. Es hat solche, die re- den, und solche, die tanzen. Es hat ein paar, die sturzbetrunken sind. Es läuft Gitarrenmusik oder Techno, die überall laufen könn- ten. Worin besteht also der besondere Reiz? Es ist ein bisschen freier, ein bisschen freundlicher auch. Drinnen wird geraucht und von Zeit zu Zeit geht ein Joint herum.

Die Getränke sind billiger. Vor allem aber findet nicht je- des Wochenende etwas statt. Und es gibt eine Art von Vorselektion. Die Betreiber sagen es ihren Freunden. Die Freunde sagen es ihren Freunden. Die Nachricht trägt weit, zu weit vielleicht mit der Zeit – mit zunehmender Grösse steigt die Wahrscheinlichkeit, Probleme zu be- kommen –, aber sie verlässt nicht gewisse Kreise. Dem- entsprechend spezifisch ist oft das Publikum. Ein zusätz- licher Grund, warum die Betreiber keine genaueren An- gaben zu ihrem Raum in der Zeitung lesen wollen.

Ein anderes umgenutztes «Lokal» entstand aus der Motivation, etwas für Leute über Vierzig anzubieten, das nicht den typischen Ü-40 Partys entspricht. Das Missver- ständnis bei solchen sei, dass man Musik aus der Zeit

Man schaue sich die

Lokalität vorher genau

an, überlege sich, wo

man die Anlage plat-

zieren solle.

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NACHTLEBEN

spielen müsse, als das Publikum zwanzig war, sagen die Betreiber dieser umgenutzten Werkstatt. Mit dem Raum für Konzerte und Performances wollen sie einen kultu- rellen Beitrag leisten – im Kleinen. Mittlerweile haben aber auch ihre Veranstaltungen den Rahmen eines Tref- fens von Freunden gesprengt. Über hundert Leute seien das letzte Mal dagewesen. Das zwingt zur Professionali- sierung. Es braucht grosse Müllsäcke, Barpersonal, Ge- schirrspüler.

Profitorientiert sind auch diese Feste nicht. Einnah- men vom Getränkeverkauf fliessen in künftige Veran- staltungen und werden für allfällige Bussen aufgewen- det. Man bezahlt DJs und Bands, wie man kann. Es ist ein Bruchteil dessen, was die Auftretenden sonst bekom- men würden. Sie tun es aus Spass.

Angebot und Nachfrage

Halblegale und halbprivate Partys rentieren für die Organisatoren also nicht. Vielmehr bieten sie ihnen und

ihrem offenbar grossen Publikum das, was sie in eta- blierten Clubs nicht bekommen: Ein familiäreres Um- feld an einem ungewöhnlichen Ort. Eine Party, die nicht um vier Uhr morgens endet. Die Möglichkeit, draussen an ein Feuer zu sitzen, eine Wurst zu braten und danach wieder tanzen zu gehen. Kurz: weniger Regeln.

Vielleicht ist es auch einfach die Abwechslung von der üblichen Routine, zwischen Türstehern, Eintritt und Ladenschluss. Die Möglichkeit, ein bisschen auf- zubegehren gegen eine Stadt, die sich so standhaft weigert, städtisch zu sein.

Es ist ein Bedürfnis da, etwas zu tun, was ausser-

halb der Mechanismen des Alltags und der Gesetze

funktioniert. Das ist eigentlich nichts Neues. Aber das

Bedürfnis ist offenbar derart ausgeprägt, dass der An-

drang irgendwann den Rahmen sprengt. Dann kom-

men die Klagen und die Probleme beginnen. Das Spiel

beginnt von vorne.

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NACHTLEBEN

Das Seltsame ist, dass auch der Ausbruch aus dem wohlorganisierten Alltag organisiert sein will. Partys und Feste, aber auch institutionalisierte Vergnügun- gen wie zum Beispiel die Fasnacht, sind Anlässe, an denen normale soziale Regeln ausser Kraft gesetzt werden. Sie versprechen Loslassen, Freiheit, Über- schreitung von Grenzen. Aber zugleich sind sie selber auch wiederum ritualisiert. Sie sind nicht spontan, sondern finden an einem definierten Ort und Zeit- punkt statt. Es herrscht ein gewisser – meist unausge- sprochener, eher unbewusster – Dresscode. Gerade in Clubs, wo Gesprächsmöglichkeiten wegen der lauten Musik sehr eingeschränkt sind, kommt der Kleidung, dem Outfit und generell dem Aussehen eine umso grössere Bedeutung zu. Alkohol und Drogen gehören seit jeher dazu; eine gewisse Enthemmung ist er- wünscht, aber auch der Rausch folgt Regeln. Erotisie- rung ist zentral, aber gleicht oft einer Gratwanderung zwischen zu wenig (verklemmt) und zu viel (vulgär).

Der Tanzstil ist heute im Gegensatz zu früher zwar völlig frei; aber implizit existiert je nach Subkultur sehr wohl ein Konsens darüber, was gruppenkonform ist und was nicht.

Es ist auffällig, wie homogen sich Clubbesucher trotz der mangelnden Reglementierung verhalten, so- wohl in der Kleidung, in der Ausdrucksweise, in der Art, sich zu bewegen, und im Flirtverhalten. Sich sel- ber sein, authentisch, befreit von Codes und Fesseln, aber eingebettet in die Sicherheit des Kollektivs. Der Anteil von vertraut und fremd muss auch im Nachtle- ben wohldosiert sein. Der Reiz am Ausgehen liegt

zwar im Überraschenden (neue Bekanntschaften, un- gewohnte Situationen, verrückte Gespräche, Liebes- abenteuer), aber allzu irritierend und anders sollte das Milieu doch nicht sein. Letztlich bleiben die Leute, auch wenn sie Lust darauf haben, über die Stränge zu schlagen, doch am liebsten mehr oder weniger unter ihresgleichen.

Nach einer eher liberalen Phase ist heute eine zu- nehmende Regulierung auch des Nachtlebens zu be- obachten. Viele Partygänger reagieren darauf, indem sie sich relativ spontan abseits der etablierten Lokale an unerwarteten, originellen Orten treffen, oft am Rande der Legalität. Der ungesicherte Rahmen und der Hauch des Subversiven machen solche Anlässe umso prickelnder und abenteuerlicher.

Aber die verbreitete Ansicht, die Partyszene würde immer ungezügelter und haltloser, ist haltlos. In ei- nem grösseren Zeitrahmen betrachtet dürfte eher das Gegenteil der Fall sein. Schaut man sich Schilderun- gen der griechischen Dionysien, der römischen Ba c- chanalien, der germanischen Trinkgelage oder auch einfach eines schweizerischen Volksfests etwa bei Je- remias Gotthelf an, dann erinnern unsere Partys an Kindergeburtstage. Sigmund Freud («Das Unbehagen in der Kultur») oder Norbert Elias («Über den Prozess der Zivilisation») haben schon vor siebzig Jahren kon- statiert, dass wir seit Jahrhunderten einem kontinu- ierlichen Disziplinierungsprozess unterliegen. Wenn heute ein aussenstehender Besucher des Westens den Eindruck gewinnt, es herrsche hier eine nie zuvor ge-

Konsum, Kommerz,

Konformismus – auch nachts

Wer ausgeht, möchte auch aus seinem Alltag hinausgehen.

Party hat immer zu tun mit Loslassen und Überschreitung.

Aber entgegen dem Anschein ist unser Nachtleben nicht so wild, wie es sich gerne gibt, sondern hochgradig ritualisiert.

Von David Signer

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NACHTLEBEN

kannte Liberalität, so stimmt das zwar in gewisser Weise ebenfalls. Aber möglicherweise ist diese geringe Reglementierung nur deshalb möglich, weil die Be- wohner die gesellschaftlichen Normen schon dermas- sen verinnerlicht haben, dass äusserer Zwang gar nicht mehr notwendig ist.

Die verbreitete Ansicht, die Partyszene würde immer un- gezügelter und haltloser, ist haltlos.

Wer heute einen konventionellen Club besucht, er- lebt das, was der Ethnologe Max Gluckman «Rituale der Rebellion» genannt hat. Alles in so einem Lokal signalisiert «Freiheit und Abenteuer», aber die Fallhö- he zwischen Versprechen und Hoffnung einerseits und desillusionierender Realität andererseits ist enorm.

Mainstream-Clubs sind, was Konsum, Kommerz, Konformismus, Konkurrenz und (Nicht-)Kommuni- kation angeht, geradezu Karikaturen des Kapitalis- mus. Gluckman bezeichnete mit «rituals of rebellion»

seinerzeit inszenierte Aufstände im kolonialen Afrika, bei denen Rollen zwischen Mächtigen und Ohnmäch- tigen, Männern und Frauen, Alten und Jungen für die Zeit des Rituals auf den Kopf gestellt werden. Die Poin- te von Gluckmans Studien war, dass solche «Umkehr- Feste» die Ordnung nicht subvertieren, also umstür- zen, sondern im Gegenteil stabilisieren. Wie bei der heutigen Fasnacht lässt man ein paar Tage lang «die Sau raus», um sich nachher umso spiessiger wieder in den Alltagstrott einspannen zu lassen.

Wie brav unsere vorgeblich so exzessive Partyszene

eigentlich ist, fällt einem erst auf, wenn man sich aus

unserem Bezugssystem hinaus begibt, beispielsweise

an ein Fest in Südamerika, in der Karibik oder in Afri-

ka. Während bei uns auch in der grössten Ausgelas-

senheit die persönliche Sphäre meist recht wohlerzo-

(15)

NACHTLEBEN

gen unverletzt bleibt (und eine Tanzfläche deshalb letztlich doch eine Ansammlung von isolierten, ja ato- misierten Individuen bleibt), läuft in tropischeren Ge- filden alles auf eine Auflösung der Ich-Grenzen, auf ein Aufgehen in der Gruppe, auf Einverleibung hi- naus. Aber so sehr sich die meisten Menschen hierzu- lande nach Überschreitung und Entgrenzung sehnen, so schwer können sie damit umgehen, wird sie denn tatsächlich einmal real. Sie sehen dann nur noch Übergriffe, Belästigung, Verletzung der Privatsphäre, mangelnde Distanz, rüpelhaftes Benehmen, Schmutz, Respektlosigkeit. Dann doch lieber das Pseudo-Aus- scheren der vertrauten «Szene».

Die Gesellschaft produziert nicht nur das «Eigene», sondern auch ein je spezifisches «Anderes», das, auch wenn es als Ausbruch daherkommt, doch immer noch Ausdruck der herrschenden Mentalität ist. Der Sams- tag ist kein Anti-Montag, sondern sein passender Zu- satz. Es ist nicht so, wie wir vielleicht meinen, dass wir nachts oder am Wochenende einfach aus dem System hinausspringen. Im Gegenteil. Zeige mir, wie du dich ausklinkst, und ich sage dir, wer du bist – und vor al- lem, welcher Gruppe du angehörst.

David Signer ist Ethnologe, Journalist und Schriftsteller.

Im März erscheint sein neues Buch «Weniger Verbote! Mehr Genuss!»

(Haffmans & Tolkemitt, Berlin).

Zeige mir, wie du dich

ausklinkst, und ich sage

dir, wer du bist.

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NACHTLEBEN

Das ambivalente Verhältnis von Luzern zu seiner Club-Kultur kann man auf unterschiedliche Weise umschreiben: Luzern ist der Spatz in der Hand, aber auch das Dach, auf dem (zu) viele Tauben sitzen. Lu- zern ist das Dorf, in dem viel gemurmelt wird, in dem man sich aber auch täglich grüssen kann. Luzern ist die (Seifen-)Blase, die leicht platzt, aber die auch Spiel und Schabernack erlaubt und vor allem Spuren hin- terlässt. Ein Verhältnis wie in der einen oder anderen Beziehung: ein regelmässiges Aushandeln der Liebe.

Einer, der in diesem Zusammenhang das Wort

«Liebe» oft und gerne in den Mund nimmt, ist Fabian Riccio. Der DJ und Veranstalter aus Hochdorf setzt als TWOETS (The World Of ElTigre Sound) in erster Linie auf die Liebe zur Musik und ehrt somit das Ideal der sogenannten «music lovers». Eine freigeistige Haltung, wie er sie selber gerne einnimmt: Jede Entdeckung von unbekannter Musik empfindet er als Genuss, die Überraschung als neuen Ausgangspunkt, die Irritati- on als eine Herausforderung.

Der Club als emotionaler Raum

Als ElTigre Sound steht Fabian Riccio oftmals im Line-up von vielen, teilweise sehr unterschiedlichen Clubs: Südpol, RoK, Madeleine, Bourbaki, Franky, Se- del, Tunnel. Alle Häuser, Clubs und Partylabels zeich- nen sich durch ein spezifisches Publikum aus und Riccio versteht es, jeweils Fuss zu fassen, ohne beliebig zu werden. Er ist gerne präsent, aber nicht im Mittel- punkt. Riccio hat einen Weg gefunden, ein Geheim- tipp zu sein, ohne unbekannt zu bleiben. Im Teena- geralter sammelte Riccio erste Clubbing-Erfahrungen an Orten wie der ehemaligen Coci-Fabrik. «Raves wa- ren damals noch selten. Dafür reisten die Leute aus der ganzen Schweiz an. Es war unglaublich!» Heute – um eine immense Plattensammlung reicher – nimmt

der 31-Jährige aktiv teil am Luzerner Club-Geschehen und gestaltet es mit, u. a. zusammen mit dem Korsett Kollektiv und den Initianten des Club-Culture-Fanzi- nes «zweikommasieben».

«Die Situation im Club ist unvergleichlich: Du gibst etwas und kriegst sofort wieder etwas zurück», erzählt er. Für den Haustechnikplaner ist das ganz klar eine andere Art der Interaktion, als man sie aus dem Büro- alltag kennt. Der Club als Raum ist für Riccio hoch emotional aufgeladen: «Hier gelten einfache Regeln.

Wenn’s dir scheisse geht, dann lass dir helfen. Hier und jetzt.»

Zwischen Musikliebe und Umsatzmaschinerie Café Mardi Gras an einem gewöhnlichen Samstag- nachmittag. Riccio kommt herein, ein leichter Schat- ten zeichnet sich unter den Augenlidern ab, er grinst bis über beide Ohren. Die Nacht zuvor legte er im Tun- nel Club auf. Für ihn ein zwiespältiger Abend: Einer- seits durfte er die jungen Basler Produzenten von

«HOWW?» kennenlernen und hörte ihrem analogen Techno-Live-Set begeistert zu, andererseits wurde er Zeuge, wie der Club-Chef sich pauschal über die zu niedrige Besucherzahl ärgerte. Im einen Moment ist er der «music lover», im anderen ein Teil der Umsatz- maschinerie. Was ist in so einer Situation die korrekte Haltung? Für Riccio ist klar: Für ihn zählt die Entde- ckung. An dieser Stelle prallen unweigerlich Welten aufeinander, die schwierig und sehr selten miteinan- der zu vereinbaren sind.

Die Diskussion darüber, ob der DJ ein Künstler ist oder ein Dienstleister, wurde zuletzt in den Musikme- dien entfacht, als im vergangenen Dezember der re- nommierte US-amerikanische Produzent DJ Shadow in Miami von den Partygästen aus dem Club gebuht wurde. Er sei einfach zu «future» für die Leute gewe-

Come into my house

Ist der DJ ein Künstler oder ein Dienstleister?

Für den Luzerner DJ ElTigre Sound liegt beim Auflegen die Herausforderung darin, den «music lover» in den

Menschen hervorzuholen.

Von Emel Ilter

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sen. Das Verhalten der Gäste erscheint in diesem Fall fast schon wie eine Meuterei. Darf man das? Warum gehen sie nicht einfach heim? Die Meinungen sind ge- spalten und auch von Genre zu Genre anders ausge- legt. Dazu gibt Riccio ein Beispiel: «Es gibt jene Gäste, die dich anstarren, und jene, die sich leicht gehen las- sen können.» Bei den Starrern sieht er oft eine Erwar- tungshaltung. Da gilt es für ihn als DJ, diese zu «kna- cken» und den «music lover» hervorzuholen. Das ist auch ein Grund, weshalb er immer noch vor jedem Auftritt sehr aufgeregt ist. Diese Interaktion zwischen DJ und Gast zeigt Riccio, dass das Publikum nicht mehr jenes von vor 20 Jahren ist. Früher hatte der DJ die Aufgabe, die Perlen herauszupicken und aufzurei- hen. «Der Clubgänger von heute ist vorinformiert und vor allem vorgeprägt von einem Trend.» Er oder sie hört sich vorher im Internet an, was der DJ oder Pro- duzent spielt. Das wird dann auch im Club verlangt.

Man orientiert sich nicht mehr am Erlebnis, etwas Neues zu hören, sondern an einem bestimmten Trend.

Luzern im Windschatten Zürichs

Folgt man jetzt dem Trend oder geht man in die Nische? Auch hier wieder der Zwiespalt. Luzerns Kul- turhäuser, Clubs und die verschiedenen Kollektive der elektronischen Tanzmusik – wie Korsett Kollektiv, Göndmolchliab, Freundeskreis und weitere – können

den Standort Luzern einerseits zu ihrem Vorteil nut- zen, ganz im Sinne der «Zusammenarbeit». Anderer- seits könne man die einen oder anderen Spannungen zwischen den Veranstaltern nicht abstreiten. Konkret wird Riccio dabei nicht. «Es wird viel geredet, doch kann es sich Luzern eigentlich gar nicht leisten, so zu denken.» Ein anderer Punkt ist, dass diese Zusam- menarbeit von aussen häufig als «Einheitsbrei» aufge- fasst wird, was Riccio als völlig verfehlt ansieht. Lieber Brei als harter Brocken. Im Verhältnis zu Zürich kön- ne man behaupten, dass Luzern in gewissen Momen- ten sich nicht im Schatten, sondern eher im Wind- schatten von Zürich bewegt. «In Luzern kannst du viele spannende Konzepte im Bereich Club-Kultur aufsetzen, weil du niemandem etwas beweisen musst.» Tatsache ist jedoch: Mit dem veränderten Ver- halten der Club-Besucher, der höheren Vielfalt, den etlichen Stilrichtungen, den unzähligen Interpreten, Produzenten und DJs, da kommt man als Veranstalter nicht darum herum, es allen beweisen zu müssen.

Letztlich gilt für Riccio: Hauptsache mit Herzblut. Und viel Liebe.

Soundcloud: www.soundcloud.com/eltigresound. Gemeinsam mit dem Korsett Kollektiv und zweikommasieben veranstaltet TWOETS die Reihe «Nacht». Nacht #5: SA 13. April, Südpol.

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NACHTLEBEN

Die Innenstadt gehört auch jungen Partygängern und muss ei- nen gewissen Lärm ertragen, einverstanden?

Anton Häfliger: Ja …

Maurice Illi: Ein gewisses Mass an Lärm, ja.

Diese Ansicht scheint es aber je länger je schwieriger zu haben?

Häfliger: Für Leute, die seit Jahrzehnten in der Neu- stadt wohnen, ist es sicher nicht immer angenehm, sie konnten diese Entwicklung ja nicht voraussehen. Aber frisch Zugezogene müssen damit leben können.

Illi: Die Toleranz der Anwohnerschaft ist abnehmend.

Viele, die lange da wohnen, wollen die aktuelle Ent- wicklung nicht akzeptieren, was auch begreiflich ist. In- teressant ist, dass Reklamationen in einem Strassenzug sehr häufig sein können, eine Ecke weiter jedoch stört es die Leute nicht, sie schätzen die zentrale Wohnlage.

Wie hat sich das Luzerner Nachtleben und die Arbeit der SIP seit 2005 verändert?

Häfliger: Die SIP wurde gegründet, um mit Randstän- digen vernünftige Abmachungen zu treffen. Bald be- merkten wir, dass unsere Hauptarbeitszeit nachts ist, wenn die Jungen unterwegs sind. Sie sind heute unsere Hauptgruppe. Anfangs kannten wir die bekannten Ak- teure bald mit Namen und sie wussten, was wir ma- chen. Das ist heute nicht mehr der Fall, es kommen dauernd junge Partygänger nach. Denen muss man die Regeln wieder erklären. Rund 70 Prozent kommen von ausserhalb Luzerns, um in der Anonymität zu feiern. Da ist es schwierig, langfristig etwas zu bewirken.

Auch ein Effekt des Angebots von Nachtbussen und -zügen?

Illi: Nein, die überschaubare Grösse macht die Attrakti- vität Luzerns aus. Das Nachtleben spielt sich innerhalb Fussdistanz ab. Sogar aus Zürich kommen Partygänger nach Luzern, es ist günstiger und man kommt eher in einen Club rein. Das Nachtnetz abzuschaffen wäre sinn- los und würde nur zu mehr Autounfällen führen. Das

Luzern ist zu einer Partystadt geworden, und das hinterlässt Spuren.

Mit den Menschenmassen und deren Folgen befassen sich Nacht für Nacht die Frauen und Männer der Sicherheit Intervention Prävention (SIP). Wir sprachen mit Anton Häfliger, dem Leiter der SIP, und Maurice Illi, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern.

«Das Nachtleben gehört zu Luzern und ist Teil der Wirtschaft»

Nachtleben gehört zu Luzern und ist Teil der Wirtschaft, es generiert auch Arbeitsplätze. Unsere Aufgabe ist, für Akzeptanz zu sorgen. Die öffentliche Hand braucht Mit- tel, um die negativen Folgen zu bewältigen – wir müs- sen aber auch die Clubs und den Detailhandel mit ins Boot holen.

Immer mehr Leute beanspruchen das Stadtzentrum. Wie kann man die unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut brin- gen?

Häfliger: Der Trend ist, dass alle den Raum für sich be- anspruchen wollen, ob Jugendliche, Partygänger, Tou- risten oder KKL-Besucher. Aber der öffentliche Raum gehört allen.

Illi: Mit gezielter Information und Kommunikation kann man viel erreichen, deshalb ist die SIP so wichtig.

Wenn die Gruppierungen mehr voneinander wissen und ihre Ansprüche kennen, lösen sich viele Probleme relativ einfach. Wenn sich aber beispielsweise auf dem Europaplatz KKL-Besucher und Punks gegenüberstehen und die reine Anwesenheit schon provoziert, führt das zu Konflikten, die vielleicht gar keine wären.

Haben wir tatsächlich ein Problem im öffentlichen Raum? Ist es nicht eher ein Bedroht-Fühlen einiger Leute? Es passiert ja we- nig Gravierendes.

Häfliger: Die Zahl der Leute, die sich nachts im Zen- trum aufhält, hat sich in den letzten sieben, acht Jahren verdreifacht. Im Verhältnis zu dieser Zunahme haben die Straftaten nur etwa zwei Prozent zugenommen – das spricht für sich. Klar führen die vielen Leute zu etwas mehr Kriminalität, mehr Abfall, mehr Betrunkenen, aber im Verhältnis zur Zunahme der Leute ist das mar- ginal. Und auch im Verhältnis zum vielen Geld, das an den Wochenenden generiert wird.

Illi: Objektiv betrachtet ist Luzern sicher. Es sind Ein-

zelfälle, die von den Medien reproduziert werden, dann

tönt es nach vielen gefährlichen Fällen.

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NACHTLEBEN

Geld ist ein Grund, wieso sich das Nachtleben vermehrt im öf- fentlichen Raum abspielt. Clubs sind für viele zu teuer.

Häfliger: Wer in der Ausbildung ist, aber auch Migran- ten und Arbeitslose, halten sich mehr im öffentlichen Raum auf und kaufen günstigere Getränke. Wenn um halb eins die letzten regulären Busse fahren, geht ein grosser Teil der Jungen heim. Es bleiben jene, die sich zwischen den Lokalen hin- und herbewegen, sowie Randständige und Touristen.

Zürich führte kürzlich sogenannte Jugendbewilligungen für Outdoor-Partys ein – eine kurzfristige Erlaubnis. Sie fördert so- mit Freiräume als Gegenmodell zur kommerziellen Partykul- tur. Ein Modell für Luzern?

Illi: Wir haben das angeschaut, aber solche Bewegun- gen haben wir in diesem Ausmass nicht. Die Treffpunk- te sind in Luzern entlang des Sees und gerade das See- ufer wurde in Zürich aus diesen Bewilligungen rausge- nommen, da will man die Jungen eben nicht. Solange sich die spontanen Treffen so abspielen wie bisher, möchten wir das so belassen; eine gemütliche Bierrunde von 20 bis 30 Jugendlichen in der Ufschötti müssen wir nicht bewilligen.

Man kennt die politische Forderung, dass man das Geld für die SIP lieber in die Polizei investieren sollte.

Häfliger: In vielen Fällen vermeidet die SIP, dass Poli- zeiarbeit überhaupt erst nötig wird. Letzte Woche führ- ten wir 600 Gespräche mit Leuten. In 90 Prozent der Fälle können wir sie dazu bewegen, sich angepasst zu verhalten, das ist ein grosser Erfolg. Wir schlichten je- den dritten Tag eine Schlägerei. Dass die SIP geht, wenns brenzlig wird, stimmt nicht. Wenn eine Waffe im Spiel ist, rufen wir die Polizei und merken uns die Täterbeschreibung.

Illi: Ohne SIP würde viel mehr passieren. Im Zentrum herrscht an Wochenenden ein regelrechter Flohzirkus, und mit der SIP sind mehr Augenpaare im öffentlichen Raum, die etwas sehen. Ein Beispiel: Zwei Gruppen von je 20 Jugendlichen wollten aufeinander los. Dazwischen standen zwei SIP-Frauen, die das mit Trillerpfeifen und richtigem Einsatz verhinderten. 40 Leute in der Innen- stadt, das hätte einige Patrouillen-Fahrzeuge aufgebo- ten. Man kann mit Prävention Schwerwiegendes ver- hindern und Kosten sparen.

Was sagen Sie denn konkret den Jugendlichen?

Häfliger: Oft gar nichts, wir zeigen einfach, dass wir sie im Auge haben. Wir schauen, ob wir sie kennen, und holen sie aus der Anonymität heraus.

Ein Brennpunkt in Luzern ist der Bahnhofplatz.

Illi: Die Massnahmen am Bahnhof- und Europaplatz greifen, abgesehen von der Videoüberwachung. Im

Verhältnis zu den vielen Leuten ist es friedlich. Aber so- bald man das sagt, heisst es, dass wir das Problem ver- kennen. Wir bedauern jeden negativen Vorfall, aber es sind Einzelfälle, die überall passieren können. Man hat sich auf den Bahnhofplatz eingeschossen, wir bringen ihn nicht mehr in ein positives Licht, wie das etwa beim Vögeligärtli gelungen ist. Die zentrale Frage ist: Will man Leute, die nicht allen Menschen ins Gesellschafts- bild passen, im öffentlichen Raum präsent haben oder nicht? Mir gefällt an Luzern, dass wir da eine gewisse Toleranz haben und davon ausgehen, dass der öffentli- che Raum allen gehört. Zudem leben wir nun mal in der siebtgrössten Stadt der Schweiz.

Häfliger: Viele Junge suchen sich Orte, wo niemand ist, etwa die Lidowiese oder den Rotsee. Zu diesen Nischen können wir nicht hingehen, wir konzentrieren uns aufs Zentrum, auch wegen der Zunahme von Migranten, die sich da aufhalten. In den Spitzenzeiten im Sommer sind zwei Teams im Zentrum unterwegs, eines permanent beim Bahnhof und Inseli.

Braucht die SIP mehr Kompetenzen und Mittel?

Häfliger: Ich möchte weder mehr Sozialarbeiter noch mehr Polizist sein, es ist richtig, dass wir hier dazwi- schen sind. Mehr Mittel hätte jeder gern, so könnten wir mehr präsent sein, hätten mehr Zeit für den Einzel- nen. Die Regeln sind: 5 Minuten für ein Gespräch, bei Problemen 15 Minuten. Im Einzelfall kann man auch mal 90 Minuten für eine Triage investieren, aber dann ist aus.

Interview: Jonas Wydler

Die SIP existiert in Luzern seit 2005. Die Einsatzgruppe engagiert sich in Zusammenarbeit mit Polizei, Strassen- inspektorat und Privaten für Sauberkeit und Sicherheit im öffentlichen Raum. Sie pflegt die Vernetzung mit Gewerbe, Anwohnerschaft und öffentlichen Stellen. Die SIP hat keine polizeihoheitlichen Kompetenzen, sondern wirkt deeskalierend und schafft Ordnung durch Kommunikation, Vermittlung und Vertrauensbildung. In kritischen Situationen etwa mit Waffen wird die Polizei hinzugezogen. Die SIP verfügt heute über 7 Vollzeitstellen, im Winter sind 9 Frauen und Männer in dunkel- roten Jacken unterwegs, im Sommer zwischen 12 bis 13. (pd) Anton Häfliger Maurice Illi

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UMNUTZUNG

«Die Grundidee ist, dass in der Peterskir- che künftig auch Vorträge, Ausstellungen und andere Veranstaltungen der Erwach- senenbildung stattfinden können», bestä- tigt Florian Flohr, Kommunikationsbeauf- trager der Katholischen Kirchgemeinde Stadt Luzern. Die Kirche am Kapellplatz Luzern hat eine ausgezeichnete Passanten- lage. Ein wichtiger Grund, warum ihre Nutzung erweitert werden soll. «Wir möchten das Angebot der Kirche stärker auf Pendler und Passanten ausrichten. Auf Leute, die vielleicht während der Mittags- pause oder zum Feierabend einen Impuls oder eine Anregung suchen.»

Zurzeit prüft die Denkmalpflege das Dossier und wird nach einer Bestandesauf- nahme entscheiden, ob und in welchem Ausmass eine flexiblere Raumeinteilung sowie gewisse Umbauten oder Verände- rungen innerhalb des Kirchenraums mög- lich sind.

Raum an bester Lage

In der Peterskirche findet jeden Morgen ein Gottesdienst statt, der laut Flohr sehr gut besucht ist. Sonntags werden Gottes- dienste von der italienischen und der tami- lischen Gemeinde gefeiert. Ist dieses Ange- bot zu wenig ausreichend? Für eine Kirche an bester Lage dränge es sich auf, den Raum noch mehr zu öffnen und ihn für andere Ansprüche zur Verfügung zu stel- len, sagt Flohr. Es gebe immer mehr Leute, die vielleicht nicht eine ganze Messe besu- chen, aber dennoch eine spirituelle Anre- gung von einem Kirchenbesuch mitneh- men möchten. «Wir wollen nicht einfach den Rummel vergrössern, sondern auch

Nach der Matthäuskirche, der Mariahilfkirche und der Maihofkirche sollen nun auch in der Peterskirche am Kapellplatz neue Nutzungen möglich werden.

Betriebsamkeit statt Stille und Besinnung?

Von Pirmin Bossart

Kirchenräume

werden multifunktional

der Leere ihren Raum geben. Da müssen wir die richtige Balance finden.»

Die Peterskirche, die zur Pfarrei St.

Leodegar im Hof gehört, ist die älteste Kir- che innerhalb der Stadtmauer. Hier wur- den seit dem 13. Jahrhundert Urkunden ausgestellt oder auch 1483 die berühmte Burgunderbeute aus dem Kampf gegen Karl den Kühnen verteilt. Kirchenräume waren nie hermetisch abgeschlossene Räu- me, die nur für Gottesdienste zur Verfü- gung standen. Flohr: «In den meisten Städ- ten waren die Kirchen oft die einzigen grossen Räume, die für Versammlungen und andere weltliche Anlässe genutzt wer- den konnten.»

Trotzdem goutieren nicht alle Gläubi- gen und Kirchengängerinnen solche er- weiterten Nutzungen. «Es gibt auch Oppo- sition», bestätigt Flohr. «Aber nach unserer Erfahrung und Einschätzung ist das ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung. Wir werden bemüht sein, dass wir diese neuen Nutzungen sehr sorgfältig angehen. Es soll nicht einfach alles möglich sein.»

Jüngste Umnutzungen

Neu genutzt wird seit knapp einem Jahr die Mariahilfkirche. Die zuständigen Kirchen- und Pastoralgremien hatten kein Interesse mehr an der Kirche bekundet.

«Deshalb gründeten wir den Verein Pro Mariahilfkirche mit dem Ziel, die Kirche als Sakralraum zu erhalten», sagt Diakon Urban Camenzind. Seitdem steht die Kir- che wieder als Gotteshaus für die spani- sche Mission in Luzern zur Verfügung, wie das zuvor schon 44 Jahre lang der Fall ge- wesen ist. Zum andern ist die Mariahilfkir-

che ein «Haus des Gebetes» und ein «Zen- trum für christliche Mystik» geworden.

Jeden Werktag von 17 bis 18 Uhr findet eine «hour of power» statt, wie Camenzind diese Betstunde bezeichnet. «Wir geben Impulse und singen ein paar Lieder. Sonst ist Stille.» Ab und zu werden im neu gestal- teten Kirchenraum Seminare oder Kon- zerte durchgeführt. Eine besondere Wert- schätzung soll die Mystik erhalten. Im Kloster Mariahilf hat die heute weitgehend in Vergessenheit geratene Mystikerin Sr.

Euphemia Dorer (1667–1752) gelebt. Die Ordensfrau hat persönliche Aufzeichnun- gen hinterlassen. «Es ist ein spiritueller Schatz, den wir zumindest in Auszügen veröffentlichen möchten», sagt Camen- zind. Vom August bis November 2013 wird die Stadt als Eigentümerin der Mariahilf- kirche die technischen Anlagen sanieren und weitere sicherheitsmässige Renovatio- nen vornehmen. Dafür steht ein Kredit von 615 000 Franken zur Verfügung. Auch der Verein Pro Mariahilfkirche hat bereits 90 000 Franken an Spendengeldern in die Neugestaltung des Innenraums investiert.

Mit einem Kredit von 7,9 Millionen

Franken ermöglicht die katholische Kirch-

gemeinde auch für die St. Josefs-Kirche im

Maihofquartier eine neue Zukunft. Der

Kirchenraum soll für Liturgien, Orchester-

proben, Bankette und Vorträge genutzt

werden. Zusammen mit dem Pfarreiheim,

das bereits bisher zur Hälfte an den Verein

Kirchliche Gassenarbeit vermietet war,

wird die bisherige Kirche zum Pfarrei- und

Quartierzentrum umgebaut. Höchstwahr-

scheinlich dürfte Gott auch diese Verände-

rung wohlwollend zur Kenntnis nehmen.

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STADTENTWICKLUNG

Luzern Süd wird künftig dichter, höher und grüner. So sieht es das Siegerprojekt des Städtebauwettbewerbs vor – bis zur Realisierung ist der Weg aber noch weit.

Von Cla Büchi

Luzern Süd: Work in Progress

2010 erarbeiteten Kriens, Horw und Luzern unter dem Planungs- träger LuzernPlus ein Leitbild für die Entwicklung des Gebiets Lu- zern Süd. Letztes Jahr folgte die Ausschreibung zum städtebauli- chen Studienauftrag. Aus vier eingeladenen interdisziplinären Planungsteams ist das Team unter der Federführung des Zürcher Büros «Ernst Niklaus Fausch Architekten» als Sieger hervorge- gangen.

Im Dreieck von Luzern, Kriens und Horw wird sich in den nächsten 20 Jahren ein neuer Stadtteil entwickeln. Damit diese Entwicklung qualitätsvoll und in Abstimmung von Städtebau, Freiraum und Verkehr vor sich geht, ist ein Gesamtkonzept erfor- derlich. Ein solches liefert nur umfassende Resultate, wenn der Betrachtungsperimeter weit genug gefasst wird. Und genau dies hat das Siegerteam des Städtebauwettbewerbs getan. Ihr Projekt zeichnet sich durch die integrale Bearbeitung des Gesamtgebiets aus. Prägende Merkmale des Projekts sind: die städtische Dichte im Bereich vom Südpol bis zum Mattenhof mit Bauten bis zu 35 Metern Höhe (und einzelnen noch höheren), die massvolle Ver- dichtung und Pflege des Quartiers Kuonimatt als Gartenstadt, die Zentrumserweiterung Horws bis zum Pilatusmarkt und ein dich- teres Quartier rund um die Hochschule Luzern – Technik & Ar- chitektur mit dem Abschluss von zwei Hochhäusern inklusive neuer S-Bahn-Haltestelle und einem Seepark. Ein weiteres prä- gendes und überraschendes Element ist die sogenannte Südallee, die in der Verlängerung von Arsenal- und Nidfeldstrasse durch das Kuonimattquartier bis zur Horwer Seebucht führt. Die alleege- säumte Strasse bildet eine Achse zwischen dem neuen Stadtteil an der Allmend und der Horwer Seebucht. Vorbehalten ist sie dem Langsamverkehr, Bussen und dem Anwohnerverkehr.

Das Zürcher Team hat für seine Projektentwicklung ein Mo- dell des Gebiets gebaut. Und obwohl bloss ein Arbeitsmodell, macht es deutlich, wie wichtig ein physisches Modell für die Beur- teilung der räumlichen Entwicklung ist. An ihm können Sied- lungsstrukturen, Höhenentwicklungen von Bauten und die bauli-

che Dichte respektive Notwendigkeit von Freiräumen überprüft und beurteilt werden. Die Architektin Ursina Fausch sagt denn auch, durch die Arbeit mit dem Modell hätten sie das Gebiet bes- ser kennengelernt und das Verständnis für das Gesamte sei ge- wachsen.

Weisser Fleck zwischen Kriens und Luzern

Insgesamt überzeugt das Projekt durch seine ausgewogene Ba- lance von Gebautem und Freiraum, der Vernetzung von Land- schaftsräumen und Nutzungszuordnungen. Hohe Priorität kommt dem Ausbau und der Optimierung und des ÖVs sowie des Lang- samverkehrs zu – deren Wichtigkeit erkannte man bereits im Leit- bild. Als Schwachpunkt fällt auf, dass im Übergang von Luzern nach Kriens keine städtebaulich relevanten Interventionen vorge- schlagen werden. Das fällt umso mehr auf, weil im übrigen Gebiet die Aussagen sehr differenziert und vertieft ausfallen. Über den Grund dieses weissen Flecks kann spekuliert werden. Sicher spielt es eine Rolle, dass mit dem nicht über alle Zweifel erhabenen Pro- jekt «Eichhof West» bereits eine Planung vorgegeben war, die un- besehen ihrer Qualität übernommen werden musste. Weiter er- schweren die vielen Strassen im Abschnitt bauliche Massnahmen, umso mehr, da die Linienführung des Bypass während des Studi- enauftrags noch offen war – über diese informierte das Amt für Strassenbau (Astra) erst im Nachhinein. Unterdessen ist bekannt, dass fünf zusätzliche Autobahnspuren aus dem Sonnenberg und über die Luzernerstrasse führen werden. Keine Aussagen machte das Astra darüber, wie dieser massive Ausbau städtebaulich be- wältigt werden soll. Hier ist die Gemeinde Kriens gefordert, sich für flankierende Massnahmen stark zu machen. Und auch das Siegerteam soll für die städtebauliche Einbindung der Verkehrs- bauwerke und deren Lärmschutz einbezogen werden.

Eine grosse Herausforderung für Kriens

Als nächster Schritt steht die verbindliche Definierung der

Vorgaben für Bebauungs- und Gestaltungspläne durch das Planer-

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team an. Dies soll in enger Zusammenarbeit mit den drei Gemeinden, dem Kanton und den interessier- ten Grundeigentümern geschehen, nicht zu ver- gessen sind dabei auch die Bevölkerung und die Fachverbände. Schliesslich geht es bei Luzern Süd nicht um irgendeine Arealüberbauung, son- dern um einen Stadtteil von der Grösse der Lu- zerner Neustadt. Da kann eine alljährliche In- formation über Gebietskonferenzen nicht ge- nügen. Die Steuerungsgruppe Luzern Süd muss sich Foren und Möglichkeiten der Par- tizipation überlegen, um letztlich auch die Akzeptanz aller Involvierten zu gewinnen.

Ebenso wichtig wird sein, dem Siegerteam nun die Kompetenz zu übertragen, ihre Arbeit mit der eingeschlagenen Ernsthaf- tigkeit und Qualität weiterzuführen und die Entwicklung von Luzern Süd über eine längere Zeit begleiten zu können.

Der gesprochene Betrag von 80 000 Franken für den Folgeauftrag vermag vielleicht eine erste Phase der Wei- terbearbeitung zu decken, ist aber um ein Vielfaches zu gering, um die Entwicklung seriös zu steuern.

Auch dürfen nun keinesfalls ein- zelne Elemente des Projekts her-

ausgepickt und stärker gewichtet werden, während andere weg- fallen. Das Projekt muss so integral weiterverfolgt werden, wie es erarbeitet worden ist – denn genau das macht seine Qualität aus.

Die Sicht eines auswärtigen Planerteams kann die Betrach- tungsweise öffnen. Doch genauso wichtig ist der regionale Bezug und die Kenntnisse über gewachsene Strukturen und lokale Ei- genheiten. Zum einen ist der Beirat Städtebau von Luzern Süd das fachliche Bindeglied zwischen Behörden und dem Siegerteam, zum andern müssen aber auch die Gemeinden personell so aufge- stellt sein, dass sie die kommenden Aufgaben bewältigen können.

Da ein grosser Teil der Entwicklung auf Krienser Boden stattfin- den wird, ist Kriens besonders gefordert. Es ist fraglich, ob Kriens im Moment die personellen wie fachlichen Ressourcen hat, um eine Entwicklung dieser Tragweite adäquat steuern zu können.

Dies ist keine Kritik an Personen. Aber nur schon der Umstand,

dass der unlängst geforderte und in seiner Notwendigkeit unbe- strittene Verkehrsrichtplan nicht gleichzeitig mit der Zonenplan- revision aufgearbeitet wurde, unterstreicht dies. Da Beirat wie Siegerteam zu weit vom Tagesgeschäft entfernt sind, benötigt es eine qualifizierte Triagestelle, um Anfragen und Planungen sei- tens Eigentümern, Investoren und der Öffentlichkeit professionell und effizient zu bearbeiten. Ansonsten besteht schnell die Gefahr, das Heft aus den Händen zu geben.

STADTENTWICKLUNG

Ausstellung der Arbeiten Studienauftrag Luzern Süd: Noch bis FR 15. März, Foyer Mensa der HSLU T&A, Technikumstrasse 21, Horw. MO–FR 8-22 Uhr, SA 8–17 Uhr.

Vortragsveranstaltung mit Jury, Steuerungsgruppe und Planerteams: DO 7. März, 18 Uhr, Vortragssaal Trakt IV HSLU T&A.

Jurybericht zum Download: www.luzernplus.ch Das Siegerteam unter der

Federführung der Ernst Niklaus Fausch Architekten hat für den Studienauftrag eigens ein Arbeitsmodell gebaut. Ein Vorgehen, das sich ausgezahlt hat.

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STANSER DORFBRAND

Maria Katharina von Rotz musste Hab und Gut vor den Flammen retten. Mit einer grossen Kiste stand die Frau auf der Treppe. Sie übergab sie dem Wächter Johann Jost Businger und einem zwei- ten Mann. «Tragt sie hinaus zum Lehli, dort auf der Matte ist sie sicher, bitte tragt sie weg.» Die beiden Männer packten zu. Wie so viele, die am 17. März 1713 einsahen, dass das Feuer nicht zu stop- pen war und es zu retten galt, was noch nicht brannte. In der Kis- te lagen Leinenwaren, Hauben, Hemden.

Das grosse Feuer zerstörte in Stans 65 Häuser sowie 16 Spei- cher und Ställe. Auch das Rathaus ging in Flammen auf. Auf die Obwaldner Dörfer Kerns, Sachseln und Sarnen schneite es Nid- waldner Asche. Ein höllischer Brand, der viele obdachlos und noch ärmer machte, als sie es schon waren. Der Chronist Johann Laurenz Bünti hielt fest, der liebe Gott habe bereits mit schlechter Ernte, Überschwemmungen, Engerlingsplagen und Kriegen ge- warnt. Nun habe Gott noch die Feuersbrunst geschickt, um dem Volk zu zeigen, dass es politisch zu viel Einfluss nehme.

Der Wiederaufbau des Nidwaldner Hauptorts wurde von der Obrigkeit eiligst verfügt. Nicht mehr in Holz, sondern in Stein soll- te Stans dastehen. Schöner, planvoller, repräsentativer. Zwei Lu- zerner Werkmeister wurden engagiert, die bereits das Landstädt-

Vor 300 Jahren brannte ein Feuer halb Stans weg. Zur Einweihung des neuen Rathauses schlug man dem Johann Jost Businger den Kopf ab.

Von Thomas Bolli*

Kurzer Prozess

chen Willisau wieder aufgebaut hatten – es war 1704 zum vierten Mal niedergebrannt. Die geraden Gassen wurden entworfen, der grosszügige Platz bei der Kirche. Gebaut an diesen Platz wurde auch das neue Rathaus, das Machtzentrum der Obrigkeit.

Die Kiste

So sehr Maria Katharina von Rotz auch suchte, ihre Kiste konnte sie nicht mehr finden. Sie fragte den Buben, der auf die Habseligkeiten hatte aufpassen müssen. Er sagte, er habe nieman- den mit der Kiste gesehen. Maria Katharina von Rotz klopfte bei Johann Jost Businger an der Tür. Wo er die Kiste hingetan habe, fragte sie. Er habe sie beim Lehli abgestellt, ganz sicher, dort habe er sie hingebracht, antwortete Businger. Maria Katharina von Rotz gab einige Tage später dem Richter das Verschwinden der Kis- te zu Protokoll. Johann Jost Businger wird – auch unter Folter – stets beteuern, dass er die Kiste nicht gestohlen hat.

Johann Jost Businger, geboren und getauft 1672, verheiratet, vier Kinder. Seinen Dienst als Nachtwächter versieht er ungenü- gend. Oft löst er Vorwächter Hans Melchior Schriber zu spät ab.

Normaler Schlendrian eines Mannes, der von der Stiefmutter

schikaniert und zum Teufel gejagt worden ist? Businger wird An-

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STANSER DORFBRAND

fang Juni 1715 in Haft gesetzt. Das Dorf redet. Hat er die Tischtü- cher einer ehrenwerten Stanserin von der Wäscheschnur geholt und dann zu verkaufen versucht? Schriber spricht Businger auf die Tischlaken an. Ob er wisse, dass der Dieb um Leib und Leben komme, wenn er erwischt werde? Businger seufzt und sagt nichts.

Die Richter fragen Johann Jost Businger als Erstes, was er ver- mute, weshalb er festgenommen worden sei. «Wegen der Kiste der von Rotz», antwortet Businger. Vielleicht auch wegen den Tischla- ken, das vermute er, aber er habe nichts gestohlen, er könne das in aller Aufrichtigkeit erklären. Und er erklärt, wie er auf seiner nächtlichen Tour durch Stans bei der «Krone» zwei verdächtige Figuren gesehen und ihnen nachgestellt habe, diese aber geflohen seien und er dann in der nächsten Gasse ein Bündel gefunden ha- be, das die beiden hatten fallen lassen und das er an sich genom- men habe. Seiner Frau habe er gesagt, sie solle die Tücher heraus- geben, wenn jemand danach frage. Schliesslich habe er die Tücher zerteilt und mit seiner Frau zu verkaufen versucht, nie aber wäre ihm eingefallen, etwas zu stehlen.

Der Käse

Von nun an wird Johann Jost Businger täglich verhört. Zwei Tage hält er durch. Dann gesteht er, die Tischlaken gestohlen zu haben. Er bittet, ihn nicht weiter zu verdächtigen. Die Verhöre werden fortgesetzt. Nachtwächter Johann Jost Businger gesteht den Diebstahl von grobem Garn aus dem Keller des Franz Oder- matt. Aus dem Keller des Landesfähndrich Lussi hat er mit dem Stecken zwei Käslein durchs Fenster geangelt. Auch dem Land- vogt Daniel Zelger hat er den Keller geöffnet, ebenso dem Säckel- meister und Chronisten Johann Laurenz Bünti. Dort habe er sechs magere und sieben feisse Käse gestohlen, alles in der Nacht, ge- steht Businger. Dasselbe tat er bei den Klosterfrauen. Als er seiner Frau davon erzählt habe, so habe ihr das nicht gefallen, aber sie habe auch vom Käse gegessen. «Ich habe es aus dringender Hun- gersnot heraus getan», sagt Johann Jost Businger am 6. Juni 1715.

Einen Tag später, gebrochen und resigniert, wird er sagen, dass er jetzt alles gesagt habe, es komme ihm nichts mehr in den Sinn, man solle mit ihm anfangen, was man wolle.

Johann Jost Businger hat bei den vornehmen Leuten gestoh- len. Nur da gab es etwas zu holen. Er wird an den Armen aufge- hängt. Er gesteht weitere Diebstähle: Öl aus den Altarlämpli, ein Beil, Kerzenstummel in der Kirche, Fleisch, zwei Kupferkessi, Butter, Streu, Kirschen, Brot, Milch von fünf Kühen, die er ge- molken hat. Bei der Feuersbrunst von 1713 aber habe er nichts gestohlen, nein, da habe er den Leuten geholfen, nur eine kleine Beisszange habe er mitlaufen lassen, aber nicht die Kiste der Ma- ria Katharina von Rotz, nein, die habe er nicht entwendet, man möge ihm das bitte glauben.

Weitere Verhöre und Folterungen folgen. Aufgehängt an den Armen wird ihm ein schwerer Stein an den Füssen befestigt. Die Arme reisst es ihm fast aus. Ja, er habe früher bei Bauern auf der Alp gearbeitet und manchmal ein Käsli gestohlen, aber nie etwas

anderes, er stammelt und bittet um Gnade und Barmherzigkeit, man lasse ihn jetzt bitte hinunter, er sei ein unglückseliger Mensch, ja, das sei er.

Der Tod

Am 18. Juni 1715, gut zwei Jahre nach dem verheerenden Brand, wird das neue Rathaus gesegnet und eingeweiht. Die erste Amtshandlung findet im oberen Saal statt. Dort beschliessen die Richter, Johann Jost Businger hinzurichten. Aus Gnade nicht durch den Strang, sondern durch das Schwert. «Mit dem Schwärt soll us sinem Leib zwei Theile gemacht werden, das Haubt der klei- nere und der übrige Leib der grössere Theil, also dass ein Kharren- radt füglich darzwüschen passieren möge.»

Das Urteil wurde umgehend vollstreckt. Dem Johann Jost Businger, Vater von vier Kindern, das jüngste drei Jahre alt, ver- band man die Augen. Dann musste er niederknien und der Scharf- richter vollstreckte das Urteil. Und das nicht wie üblich ausserhalb des Dorfs, sondern direkt vor dem neuen Rathaus, auf dem gross- zügig angelegten neuen Platz, mitten in Stans: eine gehörige De- monstration der Nidwaldner Obrigkeit.

* Ich danke dem Staatsarchiv Nidwalden für die unkomplizierte Akteneinsicht und Peter Steiner für die Hilfe beim Lesen der Verhörprotokolle von 1715.

Stans gedenkt

Im März 1713 brannte Stans zu grossen Teilen nieder. Dorfbrände waren da- mals keine Seltenheit. 1704 traf es beispielsweise Willisau, 1707 Hochdorf, 1788 Amsteg, 1799 Altdorf. Auch in den Jahrhunderten zuvor und danach wüteten Feuersbrünste in der Innerschweiz: Sarnen 1468, Ettiswil 1571, Schwyz 1642, Schüpfheim 1829 usw.

Stans gedenkt dem Dorfbrand am SA 16. März mit einer musikalischen Inszenierung auf dem Dorfplatz, komponiert von René Coal Burrell und Sarah Bowman. Der Anlass ist frei zugänglich, Beginn 22.30 Uhr. Weitere Veranstaltungen wie Dorfführungen, Ausstellung, Vorträge usw. sind geplant.

Illustration Mart Meyer

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