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Feedback-Systeme in der Hochschullehre

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Academic year: 2022

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Markus Fuchs, Regensburg

Feedback-Systeme in der Hochschullehre

Die Unterrichtsqualität in großen Veranstaltungen kann durch Audience-Response-Systeme (ARS) verbessert wer- den, indem diese die Studenten über einen elektro- nischen Rückkanal aktiv einbinden. Mobile Endgeräte bieten zusätzliche Funktionen, die über die des klassi- schen ARS hinausgehen. Dieser Artikel liefert einen Überblick über aktuelle Feedback-Systeme in der Hoch- schullehre und bietet einen Ausblick auf Erweiterungs- möglichkeiten.

Deskriptoren:Hochschulausbildung, Qualität, Feedback

Using Audience Response Systems in academic teaching

The educational quality of teaching in academia can be improved by using Audience Response Systems (ARS).

Students have the chance to give feedback during class- room lessons and are much more involved in active com- munication concerning the content of the lectures. Using smart phones as a platform for ARS there are even more possibilities for involving the students. This article gives a brief overview over current ARS Systems used in acade- mia and discusses possible future enhancements to these systems.

Keywords:academic teaching, quality, feedback

Les systèmes de feedback dans l’enseignement universitaire

La qualité de l’enseignement dans les grands auditoires peut être améliorée par des systèmes « Audience-Res- ponse » (ARS); systèmes qui cherchent à impliquer acti- vement les étudiants à l’aide d’un canal de rétroaction électronique. Les appareils mobiles offrent des fonction- nalités supplémentaires qui vont au-delà des ARS classi- ques. Cet article donne un aperçu des systèmes de feed- back actuels dans l’enseignement universitaire et propose des options de développement supplémentaires.

Mots-clés:cours magistral, qualité, feedback

1 Einleitung

Im Wintersemester 2011/12 fanden an der Universität Re- gensburg mehr als ein Drittel der ca. 4000 Lehrveranstal- tungen in Räumen für mehr als 80 Teilnehmer statt. Offi- zielle Statistiken über die verwendete Lehrform in den Kursen gibt es nicht, aber es liegt die Vermutung nahe, dass diese Veranstaltungen größtenteils vorlesungsarti- gen Charakter besaßen.

Der Informationsfluss gleicht dort typischerweise ei- ner Einbahnstraße und die beim Lernenden entstehende Passivität ist nur eines der Probleme, die sich aus dieser Situation ergeben (Cuseo, 2007; Pohl, Gehlen-Baum, &

Bry, 2011).

Auch wenn die Vorlesung als Lehrform deshalb in der Kritik steht, ist sie doch die einzige, die es erlaubt kosteneffizient eine größere Anzahl Studierender gleich- zeitig zu erreichen.

2 Audience-Response-Systeme

Audience-Response-Systeme (ARS) ermöglichen den Stu- denten über kleine Funksender (Clicker) anonym auf Fra- gen des Dozenten zu antworten. Über den damit geschaf- fenen elektronischen Rückkanal erhält der Dozent Feedback über den aktuellen Kenntnisstand der Studen- ten.

Der Einsatz der Systeme sieht typischerweise so aus, dass der Dozent nach 15 bis 20 Minuten Vortrag (Vortrags- phase), wenn Konzentration und Aufmerksamkeit der Stu- denten in der Regel nachlassen (Cuseo, 2007; d’Inverno, 2003), eine Single- oder Multiple-Choice-Frage stellt (Quiz-Phase). Nach der Abstimmung wird die richtige Antwort aufgelöst und es schließt sich meist eine Diskus- sion über die Ergebnisse an (Diskussionsphase).

Wie eine Zusammenfassung von 67 Studien zu Audi- ence-Response-Systemen von Kay und LeSage zeigt, wur- de bereits mehrfach nachgewiesen, dass diese die Proble- me der klassischen Vorlesung verringern können und positive Auswirkungen auf die Lernsituation haben (Kay

& LeSage, 2009):

– Sowohl Beteiligung als auch Aufmerksamkeit steigen.

– Qualität und Quantität von Diskussionen nehmen zu.

DOI10.1515/iwp-2012-0060 Information. Wissenschaft & Praxis 2012; 63(5):335337

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– Die Studenten werden dazu angeregt, sich aktiv mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen.

– Auch weniger selbstbewusste Studenten können oh- ne Angst vor Blamage teilnehmen, weil die Abstim- mungsergebnisse anonym bleiben.

Doch in den untersuchten Studien werden auch die Pro- bleme der Feedback-Systeme deutlich (Kay & LeSage, 2009): Negativ erwähnt werden u. a. die Anschaffungs- kosten der proprietären Geräte, unabhängig davon, ob sie von den Studenten selbst oder der Bildungseinrich- tung getragen werden. Nicht zu verachten ist auch der erhebliche Mehraufwand für den Dozenten beim Erstel- len guter „Clicker-Fragen“. Des weiteren stehen ins- besondere unerfahrene Dozenten vor dem Problem, dass sie nicht wissen, wie Sie reagieren sollen, wenn die Ab- stimmung zeigt, dass ein Großteil der Hörer ein Konzept offensichtlich nicht verstanden hat. Und zu guter Letzt verringert sich durch den Einbau von Quiz-Phasen natür- lich auch die Zeit, die für den Vorlesungsanteil bleibt.

Verstärkt wird dies zusätzlich, wenn die Clicker im Besitz der Hochschule sind und zu Beginn der Vorlesung erst noch ausgeteilt und am Ende wieder eingesammelt wer- den müssen.

3 Neue Entwicklungen

Neuere Systeme gehen die Hardware-bedingten Heraus- forderungen an, indem sie statt proprietärer Geräte Han- dys, Smartphones oder Laptops zur Abstimmung verwen- den. So erlaubt beispielsweise das Mobile Participation System die Teilnahme über SMS, Smartphone-App oder Web-Anwendung (Lapp, Ringenberg, Summers, & Chivu- kula, 2011). Dadurch sind auch offene Fragen möglich.

Einen Schritt weiter geht dasInforma-System (Haus- wirth & Adamoli, 2009). Eingesetzt in Programmierkur- sen, erlaubt es beispielsweise auch Aufgaben, bei denen die Studenten in der Quiz-Phase Quellcode analysieren oder auch selbst schreiben müssen. Die Besonderheit da- bei ist, dass sie ihre Lösungen gegenseitig korrigieren und bewerten müssen und auch Anmerkungen geben können.

Dieser Gedanke derPeer Instructionist bei Systemen wieFragmented Social Mirrors (FSM) (Bergstrom, Harris,

& Karahalios, 2011), GroupNotes (Reilly & Shen, 2011) oder Backstage (Pohl et al., 2011) logisch fortgeführt.

Während die klassischen Clicker-Systeme den Informa- tionsfluss um den Rückkanal von Studenten zu Dozent erweitern, wird hier noch ein weiterer, vollständig digi-

taler, Informationskanal hinzugefügt, der sogenannte backchannel. Über diesen wird nun auch eine Interaktion der Studenten untereinander möglich, um sich beispiels- weise Fragen gegenseitig zu beantworten. Außerdem er- laubt er eine Kommunikation von Studenten zu Dozent auf elektronischem Wege auch außerhalb der Quizphase, um diesen z. B. auf ein zu hohes Tempo oder ungeklärte Fragen hinzuweisen.

Unterschiede zwischen den einzelnen Systemen gibt es zum einen bezüglich der Anonymität imbackchannel, zum anderen was dessen Sichtbarkeit anbelangt. Wäh- rend beiFSM alle Inhalte über eine zweite Beamer-Lein- wand permanent präsent sind, sieht der Dozent beiBack- stage auf seinem Bildschirm eine Zusammenfassung, in der u. a. nur die Fragen auftauchen, die von mehreren Studenten als wichtig bewertet wurden.

GroupNotes hingegen löst sich völlig von dem Cli- cker-Gedanken und lässt die Quizphase komplett entfal- len. Ziel dieses Systems ist es, dass Studenten per Smartphone kollaborativ und in Kleingruppen eine Vor- lesungsmitschrift erstellen.

4 Zusammenfassung und Ausblick

Sowohl die Untersuchungsergebnisse der hier vorgestell- ten Feedback-Systeme als auch erste Versuche mit einem selbst entwickelten System zeigen, dass die Studenten dieser Interaktionsform aufgeschlossen und mit Interesse gegenüber stehen. Es muss sich allerdings erst noch he- rausstellen, inwieweit dies nicht dem Reiz des Neuen ge- schuldet ist.

Außerdem fehlt noch eine Antwort auf die Frage, wie die Menge an gesammelten Daten so aufbereitet werden kann, dass sie dem Dozenten ein möglichst vollständiges Bild über den Wissensstand seiner Studenten liefert.

Grundsätzlich ist die Möglichkeit, dass Studenten während der Vorlesung auf elektronischem Wege kom- munizieren können vor allem unter dem Aspekt derPeer Instructioninteressant. Es bleibt jedoch die Frage, ob der permanente Umgang mit dem System nicht zu sehr von der eigentlichen Vorlesung ablenkt und damit mehr Schaden als Nutzen bringt. Ebenso muss untersucht wer- den, wie der zusätzliche Informationskanal gestaltet wer- den muss, damit ihn der Dozent nicht als Störung emp- findet.

Zusätzlich zu diesen Punkten sollen in einem Disser- tationsvorhaben noch weitere Möglichkeiten erforscht werden, wie Verständnis und Aufmerksamkeit der Hörer ganz ohne Zutun des Dozenten gemessen werden können.

336 Schwerpunkt M. Fuchs, Feedback-Systeme in der Hochschullehre

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Literatur

Bergstrom, T.; Harris, A. & Karahalios, K. (2011). Encouraging initia- tive in the classroom with anonymous feedback. Human-Com- puter InteractionINTERACT 2011, 627642.

Cuseo, J. (2007). The empirical case against large class size: adverse effects on the teaching, learning, and retention of first-year stu- dents. In: The Journal of Faculty Development 21(1), 521.

Hauswirth, M. & Adamoli, A. (2009). Solve & Evaluate with Informa:

A Java-based Classroom Response System for Teaching Java.

Proceedings of the 7thInternational Conference on Principles and Practice of Programming in Java (pp. 110). ACM.

Kay, R. H. & LeSage, A. (2009). Examining the benefits and chal- lenges of using audience response systems: A review of the lit- erature. In: Computers & Education 53(3), 819827.

Lapp, M.; Ringenberg, J.; Summers, K. & Chivukula, A. (2011). Lec- ture Engagement: The Mobile Participation SystemNot Just Another Clicker. In: Proceedings of the 2011 ASEE Annual Con- ference & Exposition.

Pohl, A.; Gehlen-Baum, V. & Bry, F. (2011). Introducing Backstage a digital backchannel for large class lectures. In: Interactive Technology and Smart Education 8(3), 186200.

Reilly, M. & Shen, H. (2011). Shared note-taking: A Smartphone- based approach to increased student engagement in lectures.

The Eleventh International Workshop on Collaborative Editing Systems (IWCES 2011).

dInverno, R. (2003). Using a personal response system for promot- ing student interaction. In: Teaching Mathematics and its Ap- plications 22(4), 163169.

Dipl.-Inf. (FH) Markus Fuchs, M.A.

Lehrstuhl für Informationswissenschaft Universität Regensburg

Universitätsstraße 31 93053 Regensburg

markus-bernhard.fuchs@ur.de

Nach dem Informatikstudium an der FH Regensburg absolvierte Markus Fuchs ein Masterstudium in Informationswissenschaft an der Universität Regensburg. Seitdem arbeitet er dort an seiner Dissertation und befasst sich mit Möglichkeiten zur Verbesserung der Hochschullehre durch den Einsatz multimedialer Interaktions- systeme.

M. Fuchs, Feedback-Systeme in der Hochschullehre Schwerpunkt 337

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