I p C URGEN IN MITTELEUROPA ML ß EIN HANDBUCH
B A N D I B A U F O R M E N U N D E N T W I C K L U N G
H e r a u s g e g e b e n v o n der D e u t s c h e n B u r g e n v e r e i n i g u n g e.V.
d u r c h
H o r s t W o l f g a n g B ö h m e ^ B u s s o v o n der D o l l e n D i e t e r K e r b e r
C o r d Meckseper
Barbara S c h o c k - W e r n e r
J o a c h i m Z e u n e
D i e Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme
B u r g e n i n M i t t e l e u r o p a : ein Handbuch / hrsg. von der
Deutschen Burgenvereinigung e.V.
durch Horst Wolfgang B ö h m e ... — Stuttgart: Theiss •"" ***
I S B N 3-8062-1355-0
B d . 1. Bauformen und Entwicklung. - 1999
Umschlaggcstaltung:
Atelier Reichert, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von Detlef Oster, Lahnstein
(Marksburg, Braubach/Riein-Lahn-Kreis)
© Konrad Theiss Verlag G m b H , Stuttgart 1999
Alle Rechte vorbehalten Redaktion:
Joachim Zeune, Eisenbcrg/Zell Gestaltung und Satz:
Cornelia Fritsch 6c Birgit Fiebiger G b R , Filderstadt
Druck und Bindung:
Druckerei Parzeller, Fulda Printed in Germany I S B N 3-8062-1355-0
Beleuchtung Die Brennmaterialien Talg (UnscUHtt), Kienspäne und Ö l (anfangs aus dem Süden importiert, dann aus heimischen Pflanzen gewonnen) spielten hier die w i c h - tigste Rolle. Zahlreiche Funde von Kcrzen- haltern unterstreichen jedoch auch den Stel- lenwert von Wachs als Brenngut. Überliefert sind von diesen organischen Materialien nur Kienspäne.
Für Beleuchtungsgeräte aus T o n liegen seit dem 13.Jh. die zahlreichsten archäologischen NaclnVeisc für die einfachen Schalenlämp- chen vor (Abb. 169/1). Sie bleiben, nur wenig verändert, bis in die frühe Neuzeit hinein in Gebrauch.
Häufig waren Leuchter (Abb. 169/2-3), mit
• einem hohen Hohltuß ausgestattete Schalen- lämpehen. Jüngere Exemplare des ausge- henden Mittelalters und der frühen Neuzeit besitzen oft Scitcnhenkel und zusätzliche tül- lenartigc Aufnahmevorrichtungen für K e r - zen.
Sog. Lichtstöcke (Abb. 169/4) für Kerzen und/oder Kienspäne zeichnen sich durch ei- nen ziegelartigen T o n und reiche K e r b - schnitt- oder Stempelverzierungen aus, die der gleichzeitigen Geschirrkeramik völlig fehlen.
Neben Exemplaren aus Metall (Abb. 169/20) dürfte es auch auf Burgen Laternen aus Kera- mik gegeben haben, eine eindeutige Identifi- zierung zerscherbter Stücke aus B o d e n f u n - den ist jedoch schwierig. Ähnliches gilt für Windlichtcr (Abb. 169/5), die von „ n o r m a - len" Gebrauchsgefäßen nur durch das V o r - handenseinausgeschnittener Wandungsparti- en zu unterscheiden sind.
Schlichte, in die Mauer eingelassene Kerzen-/
Kienspanhalter aus Eisen mit einem tüllen- förmigen Oberteil zur Aufnahme des Brenn- guts (Abb. 1 6 9 / 6 - 7 ) müssen überall vorhan- den gewesen sein. Archäologisch überliefert sind sie u.a. von der 1399 zerstörten Burg Tannenberg a. d. Bergstraße H E .
Bewegliche Halter für eine oder mehrere
Gestalt der Burg 299
Kerzen besaßen variierende Formen. Bis ins 14.JH. dominierten schlichte oder aufwendig mit Rankenwerk und Tierfiguren verzierte Stücke mit einem D o r n (Abb. 169/14-16).
Danach herrschen Exemplare mit einer oder mehreren Tüllen vor (Abb. 169/17-18).
A n W a n d oder Decke zu hängende eiserne Lampen (Abb. 1 6 9 / 8 - 1 0 ) sind mit unter- schiedlich ausgebildeten Schalen überliefert, sie konnten rund, drei- oder viereckig sein.
Kronleuchter waren als Lichtquellen vor- nehmlich in repräsentativen Räumlichkeiten zu finden. Ein vollständiges eisernes E x e m - plaraus dem 13.Jh. wurde in einem Herren- sitz bei Köln entdeckt (Abb. 169/11). Überre- ste von spätgotischen Kronleuchtern mit durchbrochen gearbeiteten Kerzenhai tern.
kamen im Schloß Hallwil C H zum Vorschein (Abb. 169/12); es ist hier zu einem Exemplar mit Hirschgeweih und Büstenaufsatz rekon- struiert.
Für alle Formen der mit Kerzen betriebenen Lichtspender benötigte man Dochtscheren, wie sie z . B . aus Rathsdniliaitsen im Elsaß F belegt sind (Abb. 169/21).
Mehrflammige hängende Ollampen verfüg- ten nach zeitgenössischen Abbildungen oft über einen schalenartigen Anhang. Ein sol- ches, sternförmig gestaltetes Unterteil zur Stabilisierung konnte auf Burg Wiclandücin B W ausgegraben werden (Abb. 169/13; Ober- teil ergänzt).
W i e die Kronleuchter hingen Lichtquellen von der Decke herab, die aus einer oder m e h - reren schalenartigcn Glaslampen (Abb. 169/
22) bestanden. Es ist allerdings umstritten, ob es sich dabei nicht u m Objekte handelt, die der kirchlichen Sphäre (Burgkapellen) ent- stammen.
Holz als überaus wichtiges Material für u n - zählige mittelalterliche Gebrauchsgegenstän- de wurde auch zur Herstellung von Beleuch- tungskörpern verwendet. Analog zu Funden aus d e m städtischen Milieu wird man auf Burgen den Gebrauch hölzerner, den kera-
mischen Exemplaren eng verwandter Leuch- ter ebenfalls annehmen müssen (Abb. 169/
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Literatur Baumgartner/Krüger, Phönix - Bitterli-Waldvogel, Wieladingen - Bizer, Klcin- fimde — Brandl, Keramik — Gross, Keramik — Jaritz, Beleuchtung - Lithberg, Hallwil - Lpbbedey, Keramik - Nickel, Materielle K u l t u r - Sempacherzeit - Steuer, Verwahrfund - Veeck, Alamannen - Verhaeghe, Light - Wittkowski, Bratidenburgische Lichtstöcke - Zeiß, Lichtstöcke
Gestalt der Burg 301