Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 36½½½½8. September 2000 AA2307 stellungen der DDR – eines
untergegangenen Staates – eingearbeitet und ist noch stolz darauf . . . Verlangt von uns, dass wir den sowjetzona- len Dummquatsch aus der tiefsten Zonenzeit – vom 22.
Mai 1967 –, damals war ich noch Student, zu unserer Richtschnur machen. Ob- wohl keine anderen europäi- schen Länder hier nur gewillt sind, mitzumachen und medi- zinische Diagnosen – sofern sie nicht von Herrn Duden stammen – weltweit verstan- den werden, will man uns das aufs Auge drücken.
Aber, selbst nicht in der Lage oder willens, das BSeuchG oder Infektionsschutzgesetz den europäischen Vorstellun- gen anzupassen . . . Dass sol- che Menschen, die sich dar- auf verlassen, verlassen wer- den, ist so sicher wie das
„Amen“ in der Kirche. Par- kinson hat Anfang der 20er- Jahre ein Buch geschrieben:
„Die Parkinsonschen Geset- ze“, und dies wird jetzt im Gesundheitszirkus Groß- deutschland mit aller Macht demonstriert. Simpler gehts kaum noch.
Die Meinung eines Prakti- kers zum Gesundheitszirkus Deutschland: Bei mir bleibt eine „L“ eine L, und ich brauche dazu auch keine Nummer, die dann wieder zu verschlüsseln ist. Meine Handschrift ist unleserlich genug. Und Datenschutz kann ich nur auf meiner Kar- te garantieren – nicht auf dem Rechner.
Ulrich Schmid, Scharnweberstraße 126, 13405 Berlin
Tinnitus
Zu dem Beitrag „Von Ohrgeräuschen, die nicht im Ohr entstehen“ von Prof.
Dr. med. Michael Forsting in Heft 26/2000:
Nonnensausen?
Vor Jahrzehnten hörte ich als junger Mann eines Tages in der Wohnung ein mäßig zi- schendes, intermittierendes rhythmisches Geräusch, des- sen Quelle ich zunächst
außen suchte. Die zu syn- chronem Schweigen angehal- tenen Familienmitglieder vernahmen nichts. Ich wurde ob der Ruhe nun der Puls- synchronizität und Rechts- Lateralisierung des akusti- schen Vorganges gewahr.
Kurzes Belesen machte mir als Nichtchirurgen klar, dass ich entgegen meinen Prinzi- pien wohl doch eines fach- spezifischen Rates bedurfte.
Da war denn anderntags im ambulanten Ad-hoc-Ge- spräch im Klinikumsgelände von ernsten differenzialdia- gnostischen Konsequenzen (im Sinne des Artikels) bis zum Aneurysma die Rede, die mich mehr als das Geräusch selbst beunruhig- ten. Der Abend dieses Tages führte mir den wesentlich äl- teren Physiologen unserer Fakultät als Hausmusikpart- ner zu. Vor dem Einstimmen der Instrumente war von dem weniger tonhaften my- stischen Geräusch die Rede.
Der vielerfahrene Physiolo- gieprofessor (Wolfgang Kal- koff) sagte mir auf den Kopf zu, ich hätte Nonnensausen und erläuterte, dass der bei den frommen Frauen wegen des monatlichen Blutverlu- stes und vielem Fasten gera- dezu schicksalhafte Eisen- mangel die Viskosität des Blutes bis zum Entstehen von Turbulenzgeräuschen (in der V. jugularis communis) verringere. Ich sollte ein Ei- senpräparat nehmen, dann würde sich zeigen, ob er Recht hätte.
In diese Richtung gelenkt, fand ich auch zusammen, dass mich seit einer eitrigen Angina eine extreme Müdig- keit und Blässe heimsuchten und ich also eine so genannte Infektanämie haben konnte.
Schon nach drei Tagen oraler Eisentherapie war ich von dem geschilderten Geräusch befreit und um eine diagno- stische Kenntnis mit sozio- kulturellem Einschlag rei- cher, die noch zum selbstver- ständlichen Paratwissen mei- ner Vorgängergeneration gehörte.
Prof. Dr. med. Giselher Schuschke, Erlenweg 2, 39120 Magdeburg B R I E F E