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Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel

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Academic year: 2022

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Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel 5.40

Teil 5: Wirtschaft

Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 56, 6/2021 1

5.40 Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel

Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:

Die Schülerinnen und Schüler sollen

 ihr eigenes Einkaufsverhalten bei Lebensmitteln refl ektieren,

 verschiedene Betriebsformen im Lebensmitteleinzelhandel vergleichen,

 Erfolgsfaktoren für Edeka als Beispiel eines führenden Unternehmens im Lebensmitteleinzel- handel herausarbeiten,

 Aufgaben und Entscheidungen des Bundeskartellamts im Bereich des Lebensmitteleinzel- handels erklären und diskutieren,

 neuere Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel erläutern und ihre Bedeutung für die „tra- ditionellen“ Unternehmen darstellen.

Didaktisch-methodischer Ablauf Inhalte und Materialien (M) I. Betriebsformen im Lebensmitteleinzel-

handel

Die Schülerinnen und Schüler nehmen

zunächst an einer kleinen Umfrage zum Thema Lebensmittelkauf teil: Wer geht gerne ein- kaufen? Was spielt eine Rolle für die Auswahl des Geschäfts, in dem man einkaufen geht?

Sie ordnen dann bestimmte Betriebsformen den richtigen Charakteristika zu und lernen einige Fachbegriffe zum Thema kennen.

Ein Ranking der 30 erfolgreichsten Unter- nehmen im Lebensmitteleinzelhandel zeigt Umsatzzahlen und Konzentrationsprozesse auf.

Kleine Umfrage zum Thema “Lebens- mittelkauf”/M1a (Fragebogen, Foto)

Verschiedene Betriebsformen im Lebensmitteleinzelhandel/M2b und c (Tabelle, Erklärungen)

Lösung zu M2b/M2d (Tabelle)

Betriebsformen im Vergleich/M1e und f (Text und Ranking)

II. Porträt „Edeka“

Ein Text behandelt die Geschichte der Edeka- Gruppe und macht deutlich, welche Erfolgs- faktoren für die Expansion des Unternehmens wichtig waren.

Ein Supermarkt im Porträt/M2a bis d (Text, Fotos)

III. Wenn das Kartellamt entscheidet Die Grenzen des Expansionskurses von Edeka werden anhand der jüngsten Entscheidung des Bundeskartellamts zur Übernahme von Real- Märkten durch Edeka deutlich. Die Schülerin- nen und Schüler beschäftigen sich hier auch

Wenn das Kartellamt entscheidet/

M3a bis d (Texte, Tabelle)

Lösungsvorschlag zu M3a bis d, Arbeits- aufträge 2 und 3/M3e (Tabelle, Text)

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5.40 Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel Teil 5: Wirtschaft

allgemein mit den Aufgaben des Bundeskartell- amts im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels.

Außerdem wird ein Blick auf vergangene Ereignisse geworfen: Der damalige Wirtschafts- minister Gabriel hebelte eine Entscheidung des Kartellamts zur Übernahme von Filialen von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka aus. Davon ausgehend kann diskutiert werden, ob das Bundeskartellamt mehr Befugnisse haben sollte.

IV. Neue Trends in Zeiten der Pandemie?

Zwei Texte thematisieren zwei Entwicklungen im Lebensmitteleinzelhandel: Zum einen gab es in den letzten Jahren einen Trend zu mehr Bio-Produkten, zum anderen versuchte der Online-Handel mit Lebensmitteln sich zu etab- lieren. Beide Trends nahmen mit der Corona- Pandemie eher zu, dennoch bedrohen sie nicht wirklich den traditionellen Lebensmittel- einzelhandel, da dieser die Trends aufnimmt und in die eigene Geschäftsstrategie integriert.

Neue Trends in Pandemie-Zeiten?/

M4a bis c (Texte)

Tipps

• Handelsverband Deutschland: Handelsreport Lebensmittel. Corona-Update 2020. fi le: https://

einzelhandel.de/component/attachments/download/10492; 2020

• Kortum, Carsten: LEH-Betriebsformen im Lebenszyklus. Theorien zum institutionellen Wandel im Handel. Schriftenreihe Handelsmanagement, 2020

• Lehmann, Felix: Mehr Wert im stationären Lebensmitteleinzelhandel, BWL Hochschulschriften Band 9, 2019

• Rumscheidt, Sabine: Branchen im Fokus: Lebensmitteleinzelhandel. fi le: https://www.ifo.de/

publikationen/2020/aufsatz-zeitschrift/branchen-im-fokus-lebensmitteleinzelhandel; 2020

Autorin: Ulrike Seitz ist seit 1998 im Schuldienst des Landes Baden-Württemberg. Sie arbeitete viele Jahre als Fachberaterin für das Fach Gemeinschaftskunde am Regierungspräsidium Karlsruhe und hatte einen Lehrauftrag für Gemeinschaftskunde am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte in Karlsruhe. Seit August 2019 ist sie Schulleiterin am Lessing-Gymnasium in Karlsruhe.

Farbige Abbildungen zur vorliegenden Unterrichtseinheit fi nden Sie in der digitalen Version auf www.edidact.de unter Sekundarstufe  Sozialkunde/Politik Sekundarstufe I  Wirtschaft.

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Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel 5.40

Teil 5: Wirtschaft

Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 56, 6/2021 3 Anmerkungen zum Thema:

Die Umsatzzahlen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels sind faszinierend: 2020 lag der der Umsatz bei 139,4 Milliarden Euro. Grund genug, sich mit Entwicklungen im Lebensmitteleinzel- handel zu beschäftigen.

Jeder von uns kauft Lebensmittel, viele bevorzugen dabei aus verschiedenen Gründen die Discoun- ter, andere kaufen lieber in Supermärkten. Es gibt verschiedene Einteilungen der Betriebsformen im Lebensmitteleinzelhandel:

Gerade die drei in Rankings vorne liegenden Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel (Edeka- Gruppe, Rewe-Gruppe, Schwarz-Gruppe) versuchen auch, verschiedene Käufergruppen zu be- dienen, indem sie in ihren Gruppen Vollsortimenter und Discounter führen.

„Gewinner“ war in den letzten Jahren Edeka – das Unternehmen fuhr einen konsequenten Ex- pansionskurs und wuchs durch Zukäufe, aber auch durch eigene Produktlinien und eine erfolg- reiche Werbestrategie.

Grenzen setzt hier neben der Konkurrenz das Bundeskartellamt, das z. B. Fusionen und Über- nahmen kritisch überprüft im Hinblick auf die Auswirkungen für Verbraucher und Lebensmittel- produzenten.

Dadurch, dass die „traditionellen“ Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel wie Edeka oder Rewe auch neue Trends aufnehmen und in ihre Geschäftsentwicklung integrieren – wie z. B. den Wunsch der Kundschaft nach mehr Bio-Produkten oder die Möglichkeit von Online-Bestellungen – scheinen sie auch für die Zukunft gerüstet.

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5.40/M1a Entwicklungen im deutschen

Lebensmitteleinzelhandel Teil 5: Wirtschaft

Kleine Umfrage zum Thema “Lebensmittelkauf”

Arbeitsaufträge:

1. Führt die Umfrage bei euch in der Klasse durch.

2. Besprecht die Ergebnisse: Wo wart ihr euch einig, wo nicht?

3. Überlegt: Würden diese Ergebnisse bei euren Eltern vielleicht anders aussehen, was wäre ihnen wichti- ger oder weniger wichtig als euch?

1. Gehst du gerne Lebensmittel einkaufen?  Ja  Nein 2. Was ist dir wichtig beim Lebensmittelkauf? (Mehrfachnennungen möglich)

 Gute Erreichbarkeit des Geschäfts

 Große Auswahl

 Günstige Preise

 Freundliches Personal

 Gute Qualität, Frische

 Verfügbarkeit von Bio-Produkten/fair gehandelten Produkten

© WavebreakmediaMicro – stock.adobe.com

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5.40/M2a Entwicklungen im deutschen

Lebensmitteleinzelhandel Teil 5: Wirtschaft

Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 56, 6/2021 11

Ein Supermarkt im Porträt

Arbeitsauftrag:

Erläutere den Expansionskurs von Edeka: Welche Faktoren tragen zum Erfolgsrezept des Unternehmens bei?

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Der genossenschaftliche Supermarkt

Edeka: Geschichte der Supermärkte, Sortiment und Filialen

Die deutsche Supermarkt-Kette trägt mit ihrem Aufstieg zur Konsolidierung des deutschen Lebensmittelhandels bei: Wie weit geht der Expansionskurs von Edeka?

1907 wurde der Verband deutscher kaufmännischer Genossenschaften in Leipzig gegründet und bot neben Waren aus den Kolonien auch Produkte aus eigener Herstellung an.

Edeka stieg durch Zukäufe und Beteiligungen zur Marktmacht in Deutschland auf. Die Unter- nehmensgruppe drang zunehmend auch in die Discounter-Märkte vor.

Die Supermärkte im Edeka-Verbund werden von etwa 3.700 regionalen Kaufl euten autark ge- führt und können sich an die lokalen Bedürfnisse mit individuellen Produkten anpassen.

Unter dem Dach der späteren Discounter- und Supermarkt-Kette entstanden bereits im Jahr 1912 eigene Produkte, die mit dem Edeka-Logo versehen waren. Zu diesem Zweck rief die Ge- nossenschaft eigene Produktionsstätten ins Leben. Neben Eigenprodukten nahm Edeka auch Kolonialwaren in das Sortiment auf. Dazu zählten Kaffee, Tee, Zucker, Reis und Kakao aus Über- see, außerdem Zigarren aus Indonesien.

Während des Dritten Reiches schaltete sich Edeka freiwillig gleich, der amtierende Generaldirektor Fritz Borrmann trat 1933 in die NSDAP ein, das Unternehmen handelte fortan nach dem sogenannten Führerprinzip. Nachdem das Saar- gebiet und Österreich in das Deutsche Reich eingegliedert wurden, erweiterte die Edeka-Gruppe ihre Filialen auch auf diese Gebiete.

Un ter Paul König fand der Wiederaufbau der Edeka-Gruppe nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Er steuerte von der neuen Unternehmenszentrale in Hamburg aus die Geschäfte. 1951 erzielte Edeka mit seinem breiten Sortiment einen Umsatz von 629 Millionen DM, 1952 bereits 727 Millionen DM.

Edeka gehörte damit schon damals zu den umsatzstärksten Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel.

1953 eröffnete der erste Edeka-Supermarkt mit Selbstbedienung in Saarbrücken, weitere Filia- len folgen. Zwei Jahre später kamen Fruchtkontore in Hamburg, München und Frankfurt am Main hinzu. Anfang der 1960er Jahre existierten 45.000 Supermärkte, die unter der Edeka- Unternehmensfl agge ihre Produkte verkauften. Mit dem Aufkommen der Discounter nahm der Bedarf an diesen kleinen Lebensmittelhändlern bei der Bevölkerung allerdings ab.

1970 warb der niederländische Showmaster Rudi Carrell erstmals für den Lebensmittelhändler.

Ab 1977 erhielt Carrell einen Exklusivvertrag, der ihm erlaubte, ausschließlich für das Unter- nehmen tätig zu sein.

(Logo: https://verbund.edeka/)

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5.40/M2b Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel Teil 5: Wirtschaft

(Bild: https://upload.wikimedia.org)

Edekazentrale_City_Nord

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Im Zuge der ersten Restrukturierung im Jahr 1972 zog Edeka in das neue Haus in der Hambur- ger City Nord. Aus der einst genossenschaftlichen Verbindung entstand eine Aktiengesellschaft, unter deren Dach zwölf Regionalgesellschaften gebündelt wurden. Die Kapitalanteile der einzel- nen Regionalgesellschaften werden jeweils zur Hälfte von der Edeka-Zentrale und einer oder mehrerer Regionalgesellschaften gehalten.

1983 begann die Zusammenarbeit des Hamburger Unternehmens mit der AVA AG, der späteren Marktkauf Holding GmbH, die sich zunächst ausschließlich auf den Wareneinkauf beschränkte.

Nach dem Mauerfall im Jahr 1990 schlossen sich zahlreiche Filialen der Konsum-Supermärkte und Handelsorganisationen in den neuen Bundesländern der Edeka-Gruppe an. Edeka gründete außerdem einen Ableger in Tschechien, den CS Edeka.

1992 hielt Edeka 33 Prozent an der AVA AG und erhöhte dies in den Folgejahren sukzessive bis zur vollständigen Übernahme im Jahr 2005.

1993 wurde die einstige Zentraleinkaufsgenossenschaft aus Leipzig Mehrheitseigner mit 59 Prozent an der Nanz-Gruppe, die schließlich Ende der 1990er in der Edeka Südwest aufging.

Darüber hinaus übernahm die Edeka-Unternehmensgruppe weitere Märkte der AVA- und Metro- Gruppe.

Im Jahr 2001 reformierte Edeka die Unternehmensstruktur und reduzierte die Anzahl der Regionalgesellschaften von bisher zwölf auf sieben, die in Form eines Großhandels agieren.

Gleichzeitig erhöhte Edeka die Beteiligung an der AVA AG. Darüber hinaus baute das Unter- nehmen seine Kooperationen mit anderen Supermarkt-Ketten weiter aus, um Synergie-Effekte nachhaltiger nutzen zu können. Damit trieb die Supermarkt- und Discounter-Kette die Konsoli- dierung des Lebensmitteleinzelhandels zunehmend voran.

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5.40/M3a Entwicklungen im deutschen

Lebensmitteleinzelhandel Teil 5: Wirtschaft

Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 56, 6/2021 15

Wenn das Kartellamt entscheidet

Arbeitsaufträge:

1. Informiert euch über die Aufgaben und die Tätigkeitsfelder des Bundeskartellamts im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels.

2. Stellt die Argumentation des Bundeskartellamts und seine Entscheidung im Fall der Edeka-Übernahme von Real-Standorten tabellarisch dar.

3. Recherchiert Informationen zum früheren Fall der Übernahme von Kasiser‘s Tengelmann Filialen durch Edeka, in dem das Bundeskartellamt, aber auch der damalige Wirtschaftsminister Gabriel Ent- scheidungen trafen.

4. Erörtert, ob das Bundeskartellamt im Lebensmitteleinzelhandel mehr oder weniger Befugnisse haben sollte.

Das Bundeskartellamt und der Lebensmitteleinzelhandel

Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland ist ein hochkonzentrierter Markt. Gemessen am bundesweiten Absatz von Lebensmitteln teilen sich die vier großen Handelsunternehmen EDEKA, REWE, Aldi und die Schwarz-Gruppe (u. a. Lidl) über 85 Prozent des Marktes.

Fusionskontrolle

Seit vielen Jahren ist das Bundeskartellamt bemüht, durch eine konsequente Fusionskontrolle ein

„Kippen“ dieses Marktes zu verhindern.

In der konkreten Fallpraxis achtet das Bundeskartellamt darauf, dass den Verbrauchern vor Ort ge- nügend Auswahl zur Verfügung steht. Bei der Kontrolle einer angestrebten Fusion wird sichergestellt, dass in den verschiedenen betroffenen Regionen auch nach einem Zusammenschluss noch eine hin- reichende Zahl von Einkaufsalternativen bei verschiedenen Handelsgruppen zur Verfügung steht.

Zusätzlich überprüft das Bundeskartellamt in diesen Verfahren, ob die Handelsunternehmen durch die geplante Fusion beim Einkauf ihrer Waren eine marktbeherrschende Stellung erlangen.

Kartellverbot

Nicht nur im deutschen, sondern auch im europäischen Recht sind vertikale Preisbindungen –so- fern sie nicht im Ausnahmefall vom Kartellverbot freigestellt sind – verboten. In einer Reihe von Verfahren hat sich das Bundeskartellamt in den vergangenen Jahren intensiv mit den Geschäfts- beziehungen zwischen den Händlern und den Herstellern in der Lebensmittelbranche befasst. Um gerade auch kleineren und mittleren Unternehmen Hinweise an die Hand geben, um selbst ein- schätzen zu können, wo die Grenze zwischen notwendiger, sinnvoller Kommunikation einerseits und illegalem Verhalten andererseits verläuft, hat das Bundeskartellamt deshalb ein Hinweispapier zum Preisbindungsverbot im stationären Lebensmitteleinzelhandel veröffentlicht. Ziel des Papiers ist es, Unternehmen der Branche auch anhand von Praxisbeispielen Hintergrund, Zweck und Reichweite des Preisbindungsverbots zu erläutern.

In einem umfassenden Verfahren, dem sogenannten Vertikalfall, der 2016 abgeschlossen wurde, hatte das Bundeskartellamt wegen Preisabsprachen zwischen Händlern und Herstellern der Lebens- mittelbranche Bußgelder in Höhe von insgesamt 260,5 Mio. Euro gegen 27 Unternehmen verhängt.

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5.40/M3b Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel Teil 5: Wirtschaft

Missbrauchsaufsicht

Neben der Fusionskontrolle steht dem Bundeskartellamt das Instrument der „Missbrauchsaufsicht“

zur Verfügung: Markbeherrschende oder marktstarke Unternehmen dürfen ihre starke Stellung nicht missbrauchen. Das Bundeskartellamt überwacht dieses Verbot und schreitet dann ein, wenn es ein missbräuchliches Verhalten feststellt, wie z. B. bei nicht gerechtfertigten Forderungen des Handels gegenüber seinen Lieferanten (z. B. „Hochzeitsrabatte“).

Sektoruntersuchung

Das Thema „Nachfragemacht des Handels“ hat in der jüngeren Vergangenheit an Bedeutung ge- wonnen. Im Jahr 2011 hat das Bundeskartellamt daher zu diesem Thema eine Sektoruntersuchung eingeleitet, die im September 2014 veröffentlicht wurde. Im Fokus der Untersuchung standen die Wettbewerbsbedingungen auf den Märkten für die Beschaffung von Nahrungs- und Genussmitteln durch die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels. Die Ergebnisse der Untersuchung sind eine wichtige Grundlage für die künftige praktische Fallarbeit des Bundeskartellamtes sowie für die an- haltende politische Diskussion des Themas auf nationaler wie europäischer Bühne.

Edeka-Übernahme von Real-Standorten nur zum Teil freigegeben – Edeka darf nur 45 Standorte ohne Aufl agen übernehmen

Meldung vom: 17.3.2021

Das Vorhaben von Edeka, bis zu 72 Real-Standorte von der SCP Retail S.àr.l. zu übernehmen, hat das Bundeskartellamt heute nur zum Teil freigegeben. 21 Standorte können aufgrund von wettbewerb- lichen Bedenken des Amtes nicht übernommen werden. Bei sechs weiteren Standorten müssen Teilfl ächen an Wettbewerber abgegeben werden bzw. es wurde von Edeka angekündigt, dass die Schließung anderer Filialen erfolgen soll.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Wir müssen sicherstellen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch in Zukunft zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern auswählen können.

Diese Auswahlmöglichkeit erzeugt Wettbewerbsdruck auf die Anbieter und sorgt so für bessere Prei- se, Auswahl und Qualität. Wir hatten bei einer Reihe von Standorten die Sorge, dass Edeka mit der Übernahme in den jeweiligen regionalen Märkten zu stark würde. Edeka musste deshalb auf rund 30 Prozent der geplanten Übernahmen verzichten.“

Ende 2020 hatte das Bundeskartellamt bereits den Erwerb von Real-Standorten durch Kaufl and sowie durch Globus überprüft und bzgl. Kaufl and ebenfalls nur unter Bedingungen freigegeben.

SCP, die von dem russischen Investmentunternehmen Sistema kontrolliert wird, hat die gesamten ehemals 276 Real-Standorte von der Metro erworben. Die Real-Standorte erzielten 2018/2019 einen Umsatz von ca. sieben Mrd. Euro.

Der Edeka-Verbund ist der führende Anbieter im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Er umfasst neben der Edeka-Zentrale den Discounter Netto Marken-Discount, die sieben Regional- gesellschaften mit Regiebetrieben sowie die neun regionalen Edeka-Genossenschaften angehörenden selbstständigen Einzelhändler. Edeka verfügt über ein deutschlandweites Vertriebsnetz mit ca. 11.200 Lebensmittelmärkten. Die Edeka-Gruppe erzielte 2019 einen Umsatz von 55,7 Mrd. Euro, wovon 51,7 Mrd. Euro auf den LEH entfi elen. Das Bundeskartellamt sieht den gesamten Edeka-Verbund unter Einbeziehung der selbständigen Einzelhändler und der Regionalgesellschaften als wirtschaft- liche Einheit und als verbundene Unternehmen an.

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5.40/M3d Entwicklungen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel Teil 5: Wirtschaft

18 Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, 95326 Kulmbach

besteht. Die Abgabeverpfl ichtung auf der Beschaffungsseite und die Zusage, 21 Standorte nicht zu übernehmen sowie bei sechs Standorten Teilfl ächen an Wettbewerber abzugeben bzw. Standorte zu schließen, sorgen dafür, dass der Zuwachs des Beschaffungsvolumens erheblich verringert wird.

Bei der Bewertung spielte auch eine Rolle, dass die Beschaffungsmärkte zwar immer noch stark national geprägt sind, die Ermittlungen aber auch Anhaltspunkte für eine Entwicklung hin zu grenz- überschreitenden Märkten, deutlich sichtbar bei Obst und Gemüse, gezeigt haben.

Von Edeka gegenüber Lieferanten im Zusammenhang mit der Real-Übernahme erhobene Konditionenforderungen hat Edeka gestoppt, nachdem das Bundeskartellamt Ermittlungen wegen eines Verstoßes gegen das Anzapfverbot eingeleitet hat. Gegen die Schwarz-Gruppe ermittelt das Bundeskartellamt ebenfalls bezüglich im Zusammenhang mit der Real-Übernahme erhobener Konditionenforderungen.

(Text: https://www.bundeskartellamt.de; Stand: 17.3.2021)

Argumentation aus Sicht der Verbraucher (Absatzseite)

Argumentation aus Sicht der Lebens- mittelhersteller (Beschaffungsseite)

Entscheidung des Bundeskartellamts

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