Teil angereichert. Etwa ein Tag nach Gabe konnte im gesamten Co- lon eine gleichmäßige Verteilung nachgewiesen werden. Hierdurch ist gewährleistet, daß die Wirkstofffrei- setzung erst am erkrankten Darmab- schnitt erfolgt.
Über Erfahrungen mit Mesala- zin während der Schwangerschaft und Stillzeit berichtete Prof. Huch- zermeyer. Er empfiehlt zurückhal- tende Medikation während der Schwangerschaft, wenn sich die Pa- tientin in Remission befindet, je- doch normale Medikation bei akti- ver Erkrankung. Weder für Salazo- sulfapyridin noch für Mesalazin wur- den teratogene Effekte und Ausbil- dung eines Kernikterus bei einem
Dieser Kongreß — diesmal in Kanada — ist der größte seiner Art mit über 500 Teilnehmern. Er bot wieder einen umfassenden Über- blick zu Gegenwarts- und Zukunfts- tendenzen der Nuklearmedizin, in Diagnostik, in bezug zur interventio- nellen Medizin und zur Therapie.
Zentrale Thematik waren die Tech- niken der Emissions-Computer-To- mographie (ECT), in Form der so- genannten Single-Photon-ECT (SPECT) mit Gammastrahlern, so- wie der Positronen-ECT mit Positro- nenstrahlern.
Spitzenposition beansprucht im- mer noch die Kardiologie. Hier wird die zunehmende Bedeutung der SPECT-Technik deutlich bei der so- genannten stummen Myokardisch- ämie, auch unter Einbezug von Stoffwechselanalysen (Glukose, Fettsäuren) mittels Positronenkame- ra. Diese ist die einzige nichtinvasive Untersuchung zur Sichtbarmachung des revitalisierbaren Herzmuskels nach abgelaufenem Herzinfarkt zur Planungshilfe für den Herzchirur- gen. Beeindruckend waren auch die Ergebnisse der Bostoner Arbeits- gruppe über die Langzeitmessungen
reifen Neugeborenen beobachtet.
Da beide Substanzen wegen ihrer ausgesprochenen Polarität nur ge- ringfügig in die Muttermilch über- treten, besteht auch während der Stillzeit für beide Medikamente kei- ne Kontraindikation.
Durch die Weiterentwicklung des Salazosulfapyridins zu Mesalazin wurde nach Auffassung der Wissen- schaftler ein effektiver Schritt in der Reduzierung von Nebenwirkungen bei der medikamentösen Therapie chronisch entzündlicher Darmer- krankungen getan.
Dr. med. Wulfram Schauerte Schleißheimer Straße 181 c 8000 München 40
der linken Kammerfunktion unter ambulanten Bedingungen. Diese so- genannte VEST-Technik (ein trag- bares Meßgerät über dem Herzen wird vom Patienten wie eine Weste getragen) erlaubt die kontinuierliche Registrierung spontaner und bela- stungsabhängiger Beeinträchtigun- gen der Herzfunktion unter den Be- dingungen der Alltagsbelastung.
Auf diese Weise können eventuell asymptomatische Myokardisch- ämien im Rahmen von Alltagstätig- keiten aufgedeckt werden. Diese nu- klearmedizinische Untersuchung könnte zu einer klinisch interessan- ten Ergänzung des Langzeit-EKGs werden. Erwähnenswert sind ferner die Ersterfolge mit dem simultanen Persfusions- und Ventrikelfunk- tionsmarker Tc-99m-Isonitril, der die Untersuchung der Myokardper- fusion und der Ventrikelfunktion in einem Untersuchungsgang ermög- licht und früher geübte Doppel- Techniken (T1-201-Myokard-, Tc- 99m-Ventrikelfunktions-Szintigra- phie) ablösen könnte, wenn genü- gend Erfahrungen vorliegen.
Auch in der Neurologie, Onko- logie und Osteologie hat die
SPECT-Methode beachtliche Fort- schritte gebracht. In den USA gelten diese bereits verschiedenenorts als praxisreif (hierzulande nur an weni- gen Zentren). Mit dem Perfusions- marker Tc-99m-HMPAO gelingt der Nachweis einer regional gestörten Hirnrindenischämie bei frischen In- sulten im noch CT-negativen Stadi- um, die präoperative Lokalisation epileptogener Foci, und es sind ver- schiedene Perfusionsmuster doku- mentierbar, wie bei M. Alzheimer, Huntington, Multiinfarktdemenz, hypertensiver Enzephalopathie und AIDS-assoziierter Enzephalopathie.
Die Immunszintigraphie mit markierten monoklonalen Antikör- pern vorwiegend kolorektaler, aber auch anderer Tumore ist vor allem in Europa und in der Bundesrepu- blik Deutschland im Vormarsch.
Therapieversuche befinden sich al- lerdings erst im experimentellen oder klinisch-experimentellen Stadi- um. Diagnostische Zusatzinforma- tionen dürften sich in der Gastroen- terologie, der Abdominalchirurgie, HNO- und Kieferheilkunde erge- ben, sowie in der Orthopädie.
Aus der Palette der über 700 Vorträge und Posterdemonstratio- nen seien abschließend herausgegrif- fen: Die verbesserte Diagnostik mit- tels Schichtszintigraphie (SPECT) bei Lumbago auf der Basis von Spondylolyse und Spondylolisthesis zur Vorhersage des Operationserfol- ges (Beseitigung des Schmerzes), wozu die Röntgendiagnostik, ein- schließlich CT und Magnetresonanz- Tomographie allein nicht befähigt sein soll. Knochendichtemessungen bei endokrinmetabolischen Stoff- wechselstörungen postmenopausaler Patientinnen sowie Nierenkranker unter chronischer Hämodialyse wa- ren weitere Themen. Schließlich wurde das Captopril-Nephrogramm in verschiedenen Beiträgen behan- delt. Es soll zur Vorhersage des An- gioplastieerfolges bei kritischen Nie- renarterienstenosen befähigen. Der interessierte Leser findet eine erwei- terte Darstellung dieses Berichtes in
„Der Nuklearmediziner".
Professor Dr. med. Gustav Hör Theodor-Stern-Kai 7
6000 Frankfurt/Main
Trends der Nuklearmedizin
34. Annual Meeting der
American Society of Nuclear Medicine in Toronto
A-3456 (42) Dt. Ärztebl. 84, Heft 50, 10. Dezember 1987