88 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2017 | www.diepta.de
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om Auswuchs der Fast Food-Küche einmal abgesehen – hier soll nicht von fettigen Ham- burgern und frittierten Hühner- schenkeln die Rede sein – gibt es ein Küchengerät, das in den 70er-Jahren erfunden wurde und das in Deutsch- land nur ganz langsam den Markt erobert: der Slowcooker. Während er in den USA praktisch in jedem Haushalt zu finden ist, gibt es in Deutschland nur eine kleine, jedoch stetig wachsende Gemeinde, die die Vorzüge dieses einfachen Gerätes zu schätzen weiß.Simpel, aber effektiv Der Slow- cooker hat eine äußere, beheizbare Hülle aus Aluminium und einen pas- senden Einsatz aus Keramik plus De- ckel. Dazu ein Knopf mit zwei Heiz- stufen. Das ist schon alles. Die ein- stellbaren Temperaturen sind 70 und 90 Grad, bleiben also stets unter den Siedepunkt. Der Slowcooker kocht nicht – auch wenn sein Name an- deres vermuten lässt –; er lässt die Speisen langsam gar ziehen. Dazu braucht er Zeit, vier bis zehn Stun- den lang.
Immerhin hat der Slowcooker mitt- lerweile einen eigenen Wikipedia- Eintrag, der das Kochgerät aus Ame- rika etwas schwerfällig mit „Schon- garer“ übersetzt. Es gibt ihn in allen Preisklassen (ab ca. 40 Euro), je nachdem ob mit Zeitschaltuhr oder ohne. Er erlaubt berufstätigen Men- schen, ihn morgens zu befüllen und abends ein fertiges, warmes Essen zu genießen. Besonders gut ist er übri-
Kochen mit Muße
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Wenn wir einmal über den Tellerrand hinausschauen, können wir in
fremden Küchen allerhand entdecken. Die Amerikaner beispielsweisebesitzen ein Herz für Berufstätige – und die haben wenig Zeit.
PRAXIS KULINARIA
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gens in der Zubereitung von Fleisch:
Auch zähe Stücke springen nach acht Stunden im eigenen Saft von der Gabel, so zart sind sie. Pulled Pork, Spare Ribs oder die gute deutsche Roulade, sie haben hier einen Ort zum Reifen. Und das bei sehr nied- rigen Energiekosten. Schließlich könnte man die Speisen auch mit der Niedergarmethode im Backofen zu- bereiten – doch der verbraucht mit durchschnittlich zwei Kilowattstun- den pro Garvorgang deutlich mehr als der „Crocky“ – wie der Topf von seinen Anhängern liebevoll genannt wird –, der nur 0,7 Kilowattstunden benötigt.
Geschmacksintensiv Was sind nun die Vorteile des Kochgerätes aus Übersee? Die simple Methode eines geschlossenen Garraums ermöglicht, dass sowohl die Aromen als auch die Flüssigkeit im Gargut bleiben. Ge- würze und Kräuter schmecken kräf- tiger, das sollte bei der Zugabe be- rücksichtigt werden. Saucen, Sup- pen, Eintöpfe aber auch Braten und Hühnchenteile entwickeln somit ei- nen Geschmack, der sonst nur mit viel Würzraffinesse zu erreichen ist.
Mittlerweile gibt es eigene Kochbü- cher für den Slowcooker, denn seine Rezepte folgen wenigen, besonderen Regeln. Beispielsweise ist Kochflüs- sigkeit kaum vonnöten, das „Pulled Pork“ kommt sogar mit dem Saft der zugefügten Zwiebeln aus. Mit ein wenig Planung lässt sich der Tages- ablauf erheblich entschleunigen.
Und es muss auch niemand Angst haben, dass das Haus in Flammen aufgeht, während der Crocky-Besit- zer auf der Arbeit weilt – hält man sich an die Aufstellanweisungen, be- steht keine Brandgefahr.
Und die Nachteile? Fürs schnelle Mittagessen ist der üblicherweise 3,5 Liter große Topf nicht gemacht.
Fisch und Milchspeisen sollten erst in der letzten halben Stunde hinein, gerade Eiweiß flockt bei längerem Simmern aus. Rosa Roastbeef oder ein vernünftiges Steak sind auch nicht zu erwarten, Bratkartoffeln schon mal gar nicht – alles, was
schnelle, trockene Hitze benötigt ist im Crocky fehl am Platz. Aber der Braten, die Ratatuoille, die Reispfan- ne, Kötbullar und sogar Möhrenku- chen – es gibt kaum eine Zuberei- tungsart, die diese Gerichte besser schmecken lässt. Ein stressfreier Sonntagvormittag, dem trotzdem ein deliziöses Mittagessen folgt, ist eben- falls garantiert – falls man daran denkt, ihn Samstagabend beim Zu- bettgehen einzuschalten.
Gut zum Fleisch Dass der Slow- cooker oder „Crock Pot“ einmal von einer amerikanischen Firma erfun- den wurde, ist sicherlich kein Zufall, liebt man es doch in den USA kuli- narisch eher deftig und saucig – und mit viel Fleisch. Da die Amerikaner Weltmeister im Grillen sind, ist dar- auf hinzuweisen, dass sich im Slow- cooker eine wirklich gute Barbecue- Soße herstellen lässt, ebenso Ket- chup aus eigener Produktion. Damit übergossen, erhalten selbst simple Hühnerflügel wahnsinnige Aromen und werden garantiert als „Chicken Wings“ neues Lieblingsessen der Kinder. Was der Crocky ebenfalls gut kann, sind Eintöpfe. Und was läge da näher, als einen traditionel- len Tex-Mex-Bohnen-Eintopf, hier einmal groß herauszustellen.
Um „Chili con Carne“ ranken sich erhebliche Legenden; die älteste er- wähnt eine Nonne, der das Gericht in Trance erschienen ist. Ob es nun erstmals in Mexiko, Texas, Arizona
oder beim US-Militär gekocht wur- de; die Frage, wer das Chili erfunden hat, ist nicht mehr zu klären. Seine ursprünglichen Zutaten beschränk- ten sich auf Rindfleisch, Chili, Zwie- beln und Gewürze – Chilischoten mit Fleisch (con Carne) eben – und das Gericht hatte den unschlagbaren Vorteil, gleichzeitig billig und kon- servierfähig zu sein. Bohnen und Mais wurden hinzugefügt, um es nahrhafter zu machen. Seit dem 17.
Jahrhundert streitet man sich um seine Entstehung, seinen Ursprungs- ort und seine „richtige“ Zusammen- setzung. Das Chili wurde in Texas sogar zum „State Dish“ (Staatsge- richt). In Amerika gibt es gleich zwei Chili-Weltmeisterschaften mit ei- genen, sehr strengen Regeln. Allen Weltmeistern gemeinsam ist, dass sie Kaffee und Kakao in ihren Chilire- zepten verwendeten – einen Tipp, den man gern beherzigen darf. Hier also das (erprobte) Rezept für den Slowcooker:
Chili con carne In einer großen Pfanne ein Kilogramm Rinderhack- fleisch mit zwei Zwiebeln und zer- drückten Knoblauchzehen (Anzahl nach Geschmack) kurz anbraten, in den Einsatz des Slowcookers geben.
Zwei Esslöffel Tomatenmark hinzu- geben und eine kleine Dose geschälte Tomaten. Salz, Pfeffer, zwei Esslöffel Zucker, Chiliflocken nach Gusto (ein Teelöffel ist schon ziemlich scharf) sowie einen Teelöffel Backkakao hin- zugeben. Jetzt kommt die Flüssig- keit: Je 200 Milliliter Schwarzbier, Kaffee und Brühe hinzugeben. Zwei Dosen Kidney-Bohnen und eine Dose Mais in ein Sieb geben, kurz abspülen, hinzugeben. Umrühren und Deckel drauf. Baguette kaufen gehen, nach fünf Stunden nach- schauen. Falls Sie sich wegen des aromatischen Geruches so lange be- herrschen konnten. ■
Alexandra Regner, PTA, Journalistin und Redaktion LANGSAM GAREN
Menschen, die gut organisie- ren können, werden mit dem
„Slowcooker“ oder „Crockpot“
glücklich. Das Küchengerät, das in den USA erfunden wurde, bedarf vor der Benutzung etwas Planung – macht dann jedoch alles allein. Die Zuberei- tungsart hat Ähnlichkeit mit der Niedergarmethode, verbraucht allerdings weniger Energie.