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tvä- 'dereine' wird „regularly used in speaking of some one in opposition to another&#34

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Calveet Watkins [Hrsg.]: Studies in memory of Warren Cowgill (1929-1985).

Papers from the 4th East Coast Indo-European Conference Cornell University, June 6-9, 1985. Berlin-New York: de Gruyter 1987. X, 327 S. (Untersuehun-

gen zur Indogermanischen Sprach- und Kulturwissenschaft. NF 3.)

Aus den 14 Beiträgen finden nur die Berücksichtigung, die sich mit Themen (vorder)asiatischer idg. Sprachen befassen. G. Cardona: OnIndo-Iranian *tva- 'the one', S. 1-6. Ved. tvä- 'dereine' wird „regularly used in speaking of some one in opposition to another" (S. 4) und „should accordingly be analyzed into a pro¬

nominal *t- and an oppositional suffix" (S. 5), idg. *ue. — M. Hale: Notes on Walc- kemagel's law in the language of the Rigveda, S. 38—50. Versuch, die Stellungsre¬

gel für Eidditika zu präzisieren. — S. Insler: The Vedic causative typejäpdyati, S.

54-65. Die älteren Causativa des Typs jäpdyati zu fji. prs. jdyati/te sollen nach dem Muster / dhä, prs. dhdyati, caus. dhäpdyati gebildet sein. Die jüngeren Bil¬

dungen dieses Typs haben rucht-caus. Präsentien auf -iyate neben sich und

könnten nach dem Muster liyate (AV-I-, neben Idyate RV+) : läpdyate entstanden sein. Naeh-rigved. Neubildungen „in order to avoid the sequence -äyäyati which tended to contract or syncopate" (S. 64/5). — Stephanie Jamison: Linguistic and philological remarks on some Vedic body parts, S. 66-91. asndm'mtin MSlll, 9, 6) gen. pl. von asthi „Knochen", später fehlinterpretiert als gen. pl. von asrk

„Blut" und daher der Normalisierung zu asthnäm entgangen. Konsequent wurde der nachfolgende Gen. '^sariränärn „der Körper" zu sirinärn verballhornt und mit s/sirä „Ader" in Verbindung gebracht. — „The semantic history of kuk^i- in the Samhitä and Brähmana period is as follow. The earliest meaning of kuk^i- was 'cheek', and this meaning persists at least untU the SB. But in the late RV and the post-RV texts it is independently transferred both to the buttocks and to the belly of a pregnant woman, because of the resemblance of these body parts to swollen, rounded cheeks" (S. 80). — dhäman- kann auch „Fuß(sohle)" bedeuten und kaJc^a neben „Achselhöhle" gelegentlich auch „Zwickel, Schritt" („the semantic channel is obvious", S. 86), wodurch evident4F6, 127, 2 geklärt wird.

J. scheint nicht abgeneigt, auch kak^a- „Gebüsch" etymologisch anzuschließen (S. 85 o.). Warum nicht? Die Semantik steht nicht entgegen. — J. Jasanoff:

Some irregular imperatives in Tocharian, S. 92-112. J. sieht in den Imperativfor¬

men des Verbums B klyaus-, A klyos- „hören" die Fortsetzer eines alten -si- Imperativs. Der 2. sg. Imper. B pa? A pi§ liege ein gemeintoch. *yä^ zugrunde, das seinerseits auf idg. *i-dhi zurückgehe. — Sara Kimball: Initial *A/S- in Hittite, 160-181. K. argumentiert für die von H. Pedersen vorgeschlagene ety¬

mologische Zusammenstellung von heth. sie/ya- mit skt. asyati „wirft". — H. C.

Melchert: Proto-Indo-European velars inLuvian, 182-204. Das Luwische zeigt

eine merkwürdige Dreifachvertretung der idg. Velare: idg. '^k"' > luw. ku, '*k> k und > 2. Es gibt keine klaren Indizien dafür, daß > z ein konditionierter Lautwandel ist. In diesem Falle wäre das Luw. eine Centum-Sprache. Andem- faUs stünde es isoliert außerhalb der Klassifizierung centum vs. satem. — Anna

Zeitochrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

© Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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MoBPUEGO Davies: „To put" and „to stand" in the Luwian languages, 205-228.

Behandelt werden die Kontinuanten der idg. Wurzeln *dhe „stellen, setzen,

legen", *dö „geben; nehmen" und *stä „stehen, sich stellen". — D. A. Ringe, Jr.:

On the prehistory of Tocharian B accent, 254-269. R. versucht die hypotheti¬

schen, aus Vokalgraphemaltemanzen erschlossenen toch. Akzentverhältnisse über eine Reihe von Zwischenstufen mit den idg. Akzentverhältnissen zu ver¬

knüpfen.

Dieter Maue, Gießen

Gerhard Doerfer: Grundwort und Sprachmischung. Eine Untersuchung

an Hand von Körperteilbezeichnungen. Stuttgart: Steiner 1988. VIII, 313 S. 8°

(Münchener Ostasiatische Studien. 47.)

Die vorliegende Arbeit setzt sich aus zwei TeUen zusammen. Der erste enthält eine einfache, klar formulierte Grundthese mit einer übersichtlichen Beweisfüh¬

mng. Der zweite stellt eher eine indirekte Anwendung der aus dem ersten TeU

gewonnenen Erkenntnisse dar.

Zentrales Anliegen des Buches ist die Problematik eines universal gültigen

Grandwortschatzes (Kap. 1), der in seiner Zusammensetzung jedoch besser

abgesichert sein sollte als z. B. die bekannte, eher intuitiv erstellte glottochrono-

logische Liste von Swadesh. (Letztere verdankt ihr Aussehen nach Meinung

des Verf auch der Tatsache, daß sie ohne große Kenntnis der sprachhistori¬

schen Forschung in Europa erarbeitet wurde.) In weiser Beschränkung setzt

sich der Verf nieht das Ziel, eine zu Swadesh altemative umfassende Begriffs¬

liste zu erstellen, er versucht vielmehr, sich dem Problem von einem Teilbereich

her, den KörperteUbezeichnungen zu nähem, von denen nach allgemeiner

Ansicht wenigstens ein Teil zu einem wie auch immer definierten Grandwort¬

schatz gehören muß. Aufgrand dieser ihrer Eigenschaft ist in der Vergangenheit öfters behauptet worden, daß die Ausdrücke fiir Körperteile gegen Substitution durch Entlehnungen äußerst resistent bzw. sogar unangreifbar wären. Auf dem Hintergrand seiner intensiven Beschäftigung mit sprachlicher Interferenz for¬

muliert der Verf nun die These, daß diese Behauptung keineswegs fiir aUe KTB gelte, sondem mindestens zwei bis drei Grappen unterschieden werden müßten:

die Kerngrandwörter („Kopf, Auge, Ohr, Nase, Mund, Zunge, Zahn, Haar, Herz, Hand, Fuß"), die praktisch nie durch Entlehnungen verdrängt werden; eine kleine Zwischengrappe (u.a. „Lippe, Finger, Stim, Knie"), die gelegentlich und

eine größere, von Doerfer Randgrandwörter genannte Zahl von Items, die

recht häufig entlehnt werden. Die zunächst eher intuitiv vorgenommene Katego-

risierang wird nun anhand eines umfangreichen Belegmaterials überprüft,

daranter schwerpunktmäßig aus dem altaisch-iranischen Kontaktbereich (Kap.

2), in dem der Verf. selbst Feldforschung betrieben hat, weiter u.a. aus Spra¬

chen wie dem Romani (Zigeunerisch), dem Albanischen, dem Guarani (Kap. 3).

Methodisch ist hierbei wichtig, daß eine FüUe von voneinander unabhängigen Kontaktsituationen herangezogen wird, was das Gewicht der Ergebnisse sieher 10 ZDMG 140/1

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

© Deutsrln' Morgenländiseho Oesellschaft e.V.

(3)

Bucherbesprechungen

erhöht. Hier ist eine lileine kritische Anmerkung angebracht: Der Verf. verwen¬

det für die hier untersuchten Sprachen den Begriff „Mischsprachen", ohne sich sonderlich um eine klare Abgrenzung zu bemühen.

Wie der Rez. aus eigener Kenntnis sagen kann, könnten die Daten fiir das

Romani (Kap. 3 i) noch klarer ausfallen, wenn als Quelle nicht die sehr konfusen Daten von S. A. Wolf: Großes Wörterbuch der Zigeunersprache. Mannheim 1960, benutzt worden wären. Einigermaßen intakte Dialekte weisen für die 11 Kenn¬

wörter praktisch nur iero, jakh, kan, nakh, muj, öhib, dand, bal, iio, vast, punro auf, Wörter wie nasos, glete, bissling sind krasse Randerscheinungen. (Anstelle von baldzar sind zwei Wörter zu setzen: bal „Haar" allg., zarmeist „Schamhaar";

nmsi bedeutet „Arm"; vgl. S. 40).

Aueh die Angaben für das Albanische (Kap. 3j) können bestätigt werden. Zu bemängeln ist hier lediglich die Nebeneinanderstellung von Altemanten, die für

die Gesamtsprache keineswegs von gleichem Gewicht sind. Auch hier ist aber

das Untersuchungsergebnis, nämlich daß es im Albanischen auch Einbrüche

von Entlehnungen in die Kemzone gibt, unbestritten. (Das Albanische gibt übri¬

gens Anlaß, über sehr unterschiedliche Kontaktverhältrusse mit u. U. auch sehr versehiedenen Ergebnissen nachzudeidien. Vielleicht war diese Sprache schon in Auflösung begriffen, als die Sprechergruppe wieder isoliert wurde und sieh emeut die Möglichkeit zu einer eigenständigen Entwicklung der Sprache ergab.)

Die Auswertung des gesamten Lehnmaterials (Kap. 4) ergibt schließlich drei Gruppen von Wörtem, von denen die erste, zentrale, werüger als 5%, die nütt-

lere um 25% und die dritte, marginale, bis zu 44% Entlehnungen aufweisen

kann. Wie sich zeigt, braucht die zunächst intuitiv vorgenommene Zuordnung der Wörter zu den drei Gmppen fast kaum revidiert zu werden; möglicherweise ist „Pupille" zum Kembereich zu zählen, und „Leber" und „Niere" zählen eher zum mittleren statt zum Randbereieh.

Bei dieser Feststellung der (offenbar statistisch gut abgesicherten) Sachver¬

halte bleibt der Verf. nicht stehen. Er fragt weiter, warum innerhalb der KTB

diese Abstufungen hinsichtlich der Gewichtigkeit auftreten und führt Argu¬

mente von außerhalb des Interferenzbereichs an. Nach Doerfer zeichnen sich

die Kemgrundwörter vor den Randgmndwörtem dadurch aus, daß sie a) (in der

Sicht des primitiven Mensehen) besonders wichtige physische Funktionen

haben, gut wahmehmbar sind, weder zu speziell (wie „Augenlid") noch zu gene¬

rell (wie „Gesicht") sind, nicht Tabubereichen angehören usw. Zu diesen qualita¬

tiven Argumenten gesellen sich weitere: b) Sie spielen in der Phraseologie eine zentrale Rolle, c) sie sind von größerer psychologischer Relevanz, d) sie weisen größere semantische Persistenz auf e) morphologisch sind sie eher Simplizia als Komposita, f) in der frühen Feldforschung wurden sie mit Vorrang abgefragt, u.a.m. (Kap. 5-11). All dies wird auch detailliert mit Zahlenmaterial belegt.

In der Zusanunenfassung aller Ergebnisse (Kap. 12) revidiert der Verf. seine Auffassungen dahingehend, daß er vorschlägt, anstelle fest abgegrenzter Gmp¬

pen innerhalb des Grandwortschatzes eher eine gleitende Skala einzurichten.

Die vorher angeführten Ergebnisse werden dadurch jedoch nicht hinfällig.

Während in der Sicht des Verf. die Erarbeitung eines universal gültigen

Grandwortschatzes aus versehiedenen linguistischen Gründen ein wichtiges

Ziel der vergleichenden Sprachforschung bleibt, kann der Ansprach der Glotto¬

chronologie (Kap. 13) nicht aufrecht erhalten werden, weU in ihr sechs falsche

Grandannahmen enthalten sind (nach Meinung des Rez. vier davon besonders

überzeugend).

(4)

An dieses eigentliche, zentrale Thema des Buches schließt sich eine Spezial¬

untersuchung (Kap. 14, S. 153-283) an, die man nieht direkt als eine praktische

Anwendung der im ersten TeU gewonnenen Ergebnisse bezeichnen kaim:

Anhand der Körperteilbezeichnungen soll die seit langem umstrittene Frage der genetischen Einheit des Altaischen entschieden werden. Wie der Verf. selbst hervorhebt, kann es sich hierbei nicht einfach um den Vergleich von Wortlisten

handeln. Zum Aufweis genetischer Verwandsehaft kommt es nicht unbedingt

auf semantische Identität von cognates (identische EtjTna verschiedener Spra¬

chen) an, sondem allgemein um den Nachweis, daß es sich um cognates handelt.

Bei der Abfragung von Wortlisten wird aber nach der Benennung von Begriffen gefragt, womit semantisch nicht identische cognates außen vor bleiben. Insofem scheint es doch, daß hier in einer Arbeit zwei eher disparate TeUe vereint sind, wenn auch nicht in Abrede gestellt werden soll, daß sich die ja sehr konstanten

Kemgmndwörter zur Klämng der altaischen Frage gut einsetzen lassen. Auf¬

gmnd mangelnder Sachkompetenz des Rez. sei hier nur gesagt, daß Doerfer die altaische These negativ entscheidet. Bezogen auf den ersten TeU der Arbeit können wir sagen, daß hier eine hochinteressante Untersuchung mit überzeu¬

genden und wichtigen Ergebrussen vorgelegt wird, die für die Linguistik allge¬

mein von großer Bedeutung ist. Es soll hervorgehoben werden, daß diese Ergeb¬

nisse ohne die Anwendung eines aufgeblähten theoretischen Apparats gewon¬

nen werden konnten.

Norbert Bobetzky, Bochum

Gerd Dicke/Klaus Gbubmüller: Die Fabeln des Mittelalters und der frühen

Neuzeit. Ein Katalog der deutschen Versionen und ihrer lateinischen Entsprechun¬

gen. München: Fink 1987. 891 S. (Münstersche Mittelalter-Schriften. 60.) Gelegentlich erscheinen Werke in den Nachbarwissenschaften der orientali¬

stischen Disziplinen, die es notwendig erscheinen lassen, auch einen primär nicht betroffenen Kreis auf die darin enthaltenen, fur orientalistische Belange relevanten Aspekte hinzuweisen; so auch in diesem FaU. Der von Gerd Dicke und Klaus GRUBMt)LLER erstellte Katalog von insgesamt 655 durchnumerier¬

ten (Tier-)Fabeln, schwergewichtig eine vollständige Exzerpiemng aus der deut¬

schen Fabeldiohtung bis 1600, ist vordringlich ein germanistisches Werk. Aller¬

dings sind zusätzlich zu den deutschen Fassungen bis 1500 (Rubrik B) bzw. des 16. Jahrhunderts (Rubrik C) einerseits in Rubrik A von „den antiken und spät¬

antiken FabelkoUektionen" diejenigen „vertreten, die fiir das Mittelalter als die zentralen Vermittler äsopischen und indischen Fabelguts zu gelten hatten"

(S. XXVII) sowie in Rubrik D „ausgewählte mittelalteriiche Bearbeitungen aus

anderen Volkssprachen" (S. LX). Außerdem wird, soweit erwähnenswert, in

einem „Bearbeitungsverzeichnis" auf die gängigen Typenkataloge der volks¬

kundlichen Erzählforschung sowie im Abschnitt „Lit." auf existierende Spezial¬

literatur verwiesen. (Dies auf aktueUem Stand: z.B. sind Artikel der Enzyklopä¬

die des Märchens. 1. Berlin 1975 ff. bis inklusive des bei Erscheinen des Werkes letzten vollständig vorliegenden Bandes 4 [1984] berücksichtigt). Die Gesamt¬

heit aller dieser umfassenden, sorgfältig und präzise zusammengestellten Angaben machen das Buch zu einer künftig nicht mehr zu vemachlässigenden

10*

Zeitachria der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaa Band 140, Heft 1 (1900)

© Deutsche Morgenländische Oesellschafb e.V.

(5)

Bücherbesprechungen

Grundlage jeglicher Art der Beschäftigung mit der Gattung der Fabel, sei es aus germanistischer, volkskundhch-erzählforscherischer oder eben auch orientali¬

stischer Perspektive.

Das obige Zitat zum äsopischen und indischen Fabelgut als Ursprung und

Quelle der im europäischen Mittelalter vertretenen Fabeln macht zugleich deut¬

lich, daß den Verfassem eine Herkunft aus vorderorientalischer Tradition für ihr

Material nicht erwägenswert erscheint. Dem mag man recht geben, wenn sich

ardiand des Autoren- und Werkregisters ergibt, daß im Katalog z.B. einzig vier

Fabeln aus der ansonsten für die Vermittlung orientalischen Erzählgutes so

wichtigen Disciplina clericalis des Petms Alfonsi vertreten sind. Hingegen findet sich z. B. eine knapp 40 Entsprechungen umfassende Auflistung von Fabeln aus der durch A. Hilka edierten Lateinischen[n] Ubersetzung der griechischen Version des Kalila-Buchs. In: Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göt¬

tingen. Philol.-hist. Kl., N.F. 21, 3 [1928], 59-165, sowie insgesamt 100 Ent¬

sprechungen (von Nr. 1 bis Nr. 99 des Originals fast lückenlos) zu dem gleich¬

falls als zentraler Vermittler orientalischen Erzählgutes bekarmten, durch

H. Schwarzbaum erschöpfend annotierten MiSk Su'cdim des Bereehia ha-Nak-

dan (s. H. Schwarzbaum: The Mishle Shu'alim (Fox Fables) of Rabbi Berechiah ha-Nakdan. Kiron 1979). Diese Indizien, wenn sie auch für die Autoren des Wer¬

kes nicht von zentraler Relevanz sein mögen, zeigen dem orientalistischen Erzählforscher, daß sich in dem präsentierten Korpus wesentlich mehr Material orientalischen Urspmngs oder zumindest solches mit orientalischen Parallelen verbergen könnte, als es zunächst den Anschein hat. Um dies zu prüfen, hat der Rezensent einen Vergleich mit den in V. Chauvins Bibliographie des ouvrages arabes . . . Bd. 2: (Kalilah) und Bd. 3 (Louqmäne et les fabulistes . . .). Lifege/

Leipzig 1897/98 angeführten Erzählungen vorgenommen. Der Verweis auf

Chauvins Werk ist zwar des öfteren bereits in den jeweiligen Angaben in

A. Aarne/S. Thompson: The Types of the Folktale.. Helsinki '1973 angeführt, dies geschieht jedoch nicht in der wünschenswerten Vollständigkeit; Dicke/

GRUBMtJLLER führen Chauvin nicht auf Die nachstehende Tabelle (linke

Spalte: Chauvin Band/Seite, Nummer; rechte Spalte: DicKE/GRUBMtJLLER

Nummer) listet insgesamt 96 Entsprechungen der beiden Kataloge auf und

weist somit ca. 14% der bei Dicke/Grubmüller angeführten Fabeln im (mit

Einschränkungen) vorderorientalischen Erzählgut nach.

Darauf daß äsopische Fabeln bei den Arabem vertreten waren, hat bereits C. Brockelmann: Fabeln und Tiermärchen in der älteren arabischen Literatur. In:

Islamica 2 (1926), 98-128, eingehend verwiesen. Es ist allerdings unter Berück¬

sichtigung der heutigen Quellenlage schwer zu entscheiden, welche Teile des arabischen Repertoires ohne erhaltene griechische Entsprechungen autochthon sind bzw. welche nur als solche erscheinen, weü eventuell früher existierende griechische Quellen heute verloren sind. Für eine weitere Klämng der literari¬

schen Interdependenzen sowie der auch die europäische mittelalterliche Über¬

liefemng betreffenden Frage, inwieweit im Einzelfall vorderorientalische (ara¬

bische) Sammlungen als Vermittlungsinstanz gelten können, bedarf es jedoch

vorerst noch einer über die von Chauvin berücksichtigten Quellen hinaus¬

gehenden Sichtung arabischen Materials, die neuerdings bekannte und edierte Werke zu berücksichtigen hätte, so etwa das K. al-A^wiba al-muskita des Ibn abi 'Awn (gest. 322/940), das K. al-6alis oß-^älih al-käfl des Mu'äfä b. Zakariyä' (gest. 390/1000) oder das Natr ad-durrvon al-Äbi (gest. 421/1030). Ohne eine etwa zu vermutende 'arabische Theorie' postuheren zu wollen, darf zumindest

(6)

angenommen werden, daß sich aus einer derartigen Sichtung weitere und ggf.

neue Aufschlüsse über die gemeinsamen Wurzeln der mittelalterlichen europä¬

ischen wie der arabischen Tradition in der Antike ergeben werden.

I 11 1 11

2/ 83 6 552 2/186, 35 450

2/ 85 14 307 2/200, 42 vgl. 422

2/ 86 20 29 2/202, 51 183

2/ 86 21 209 2/203, 57 94

2/ 87 22 B 194 2/220, 8 vgl. 555

2/ 87 23 478 2/224, in 22 117

2/ 88 24 572 3/ 26, 2 272

2/ 88 25 385 3/ 27, 5 392

2/ 88 26 140 3/ 27, 6 201

2/ 89 27 371 3/ 29, 11 403

2/ 89 28 580 3/ 29, 12 229

2/ 89 29 389 3/ 29, 13 157

2/ 90 30 428 3/ 33, 28 589

2/ 90 31 567 3/ 35, 33 193

2/ 90 32 32 3/ 35, 34 532

2/ 91 35 573 3/ 36, 35 241

2/ 93 42 A 556 3/ 37, 39 298

2/ 93 42 B 424 3/ 37, 41 307

2/ 94 43 410 3/ 40, 3 54, vgl. 48

2/ 95 47 602 3/ 44, 4 222

2/ 96 49 84 3/ 49, 1 vgl. 121

2/ 96 50 344 3/ 50, 2 461

2/ 97 55 334 3/ 50, 3 96

2/ 98 56 508 3/ 51, 7 123

2/ 99 57 24 3/ 52, 8 540

2/ 99 58 281 3/ 52, 9 vgl. 148

2/101 61 340 3/ 54, 10 196

2/102 64 208 3/ 55, 12 81

2/104 66 557 3/ 56, 13 393

2/104 67 20 3/ 56, 14 606

2/105 68 404 3/ 58, 19 35

2/106 70 91 3/ 58, 20 8

2/106 71 21 3/ 60, 23 vgl. 143

2/110 76 329 3/ 62/ -12 470

2/111 79 346 3/ 67, 33 402,2

2/112 81 536 3/ 68, 35 632

2/118 102 329 3/ 68, 36 vgl. 620

2/120, 109 512 3/ 69, 38 631

2/123, 117 167 3/ 69, 39 647

2/124, 123 637 3/ 71, 40 412

2/127, 133 6 3/ 73, 42 488

2/149, 6 522 3/ 73, 43 369

2/151, 13 568 3/ 73, 44 146

(7)

Bücherbesprechungen

1 11

3/ 74/ 2

3/ 75, 47

3/ 75, 48

3/ 76, 49

3/ 76, 50

vgl. 559 3/ 77, 51

3/ 78, 56

3/ 78, 57

3/ 79, 59

3/110, 22

608 599 223,2 214 293 177

212 206 206

Ulrich Marzolph, Göttingen

Wolfgang Helck: Unterstichungen zur Thinitenzeit. Wiesbaden: Harrassowitz

1987. Vll, 289 S. 4° (Ägyptologische Abhandlungen. 45.)

Die Entstehung der ägyptischen Hochkultur hat stets das Interesse der Histo¬

riker gehinden, handelt es sich doch um eine der ältesten Kulturen der Mensch¬

heit, deren Entwicklung sich in archäologischen und schriftlichen Zeugnissen

fast von Anfang an beobachten läßt. Als einer der kompetentesten Wissen¬

schaftler flir die Probleme der Frühzeit der ägyptischen Geschichte darf

W. Helck gelten, der sich seit mehr als 40 Jahren immer wieder in verschiede¬

nen Abhandlungen damit beschäftigt hat'.

Dem historischen Teil stellt er eine Betrachtung der vorgeschichtlichen Vor¬

aussetzungen der ägyptischen Kultur voraus. Eindeutig bekennt er sich zu der heute fast allgemein akzeptierten Annahme, daß der ägjfptische Staat durch die

Ausbreitung der II. Naqäda-Kultur von ihrem Kemgebiet am Nilbogen bei

Luxor aus entstanden ist, während wir für das Delta und angrenzende TeUe des NUtales für die prähistorische Zeit wohl ein andersartiges Volkstum (semitisch und/oder libysch ?) vorauszusetzen haben. In den Ritualen der späteren Zeit leben uralte Vorstellungen in erstarrter Form fort und gewähren uns wertvolle Einblicke in das Weltbild der Vorzeit. Hierher gehören auch die Herrschafts¬

symbole der Pharaonen, die sich auf Kleidung und Zeiehen älterer Bevölke¬

mngsgmppen (vorzüglich Jägernomaden) zurückfuhren lassen. Die Ableitung

der hauptsächlichen mit dem Königtum verbundenen Gottheiten aus Ge¬

brauchstieren- und -gegenständen der früheren Häuptlinge ist freUich religions¬

wissenschaftlieh recht umstritten. Auch sonst wird manche phantasiereiche

Deutung in diesem Abschnitt nicht ohne Widerspmch bleiben; so etwa, wenn

das ityphallisehe Bild des alten Fmchtbarkeitsgottes Min als Vogelscheuche erklärt wird.

Der zweite TeU des Buches behandelt die geschichtlichen Probleme der sog.

Thinitenzeit (Dynastie I-II), aber wenigstens auch noeh den Anfang der

III. D3mastie. Zunächst wird die Reihenfolge der Herrscher der Frühzeit bespro¬

chen, wobei mit den letzten prädynastischen Königen aus Oberägypten begon¬

nen wird, die bereits ganz Ägypten beherrschten. Sie stammten wohl zuerst aus Hierakonpolis — einer ihrer letzten war König „Skorpion", der erste von Schrift-

denkmälem namentlich bekannte Herrscher —, danach aus Abydos/Thinis, wo

' Erwähnt seien nur die gmndlegenden Ausfuhmngen im Kapitel „Die Früh¬

geschichte und der Beginn des Beamtentums" in seinen Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten Reiches. Glückstadt 1954. (Äg. Forsch. 18.)

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

© Deutsche Morgenländische Gesellsehaft e.V.

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die Grabanlagen von sechs Vorgängern des 'Ahä (Menes) , des ersten Köiugs der I. Dynastie der Überlieferung, festgestellt werden konnten. Stüistische Erwä¬

gungen lassen es allerdings möglieh erseheinen, daß die ältesten davon noch Lokalfürsten waren, die mit den letzten Köiügen von Hierakonpolis als Vasallen gleichzeitig waren. Trotz der Schwierigkeit der Identifizierung, die sich daraus ergibt, daß die Deidunäler fast ausschließlich die Horusnamen der Thiniten- köiüge neimen, während die späteren Körugslisten sie unter ihrem Eigennamen (oder Herrinnennamen) führen, besteht jetzt hinsichtlich der Herrscherfolge der 1. Dynastie fast allgemeine Übereinstimmung. Schwierigkeiten der Identifzie- rung einzelner Herrscher bestehen noch in der Mitte der II. D3mastie, wo sich der Norden zeitweUig unter eigenen Herrschem, die indessen von der memphi- tisch gefärbten Tradition genannt werden, abgesondert hatte. Der Chronologie dieser Zeit legt Helck eine gegenüber seinem früheren Vorsehlag in: MDAIK 30 (1974) verbesserte Rekonstmktion der Vorderseite der Annalen (Bmchstücke

von Palermo, Kairo und London) zugmnde. Nach dem mutigen Vorstoß von

W. Kaiseb in: ZÄS 86 (1961) werden jetzt allgemein die Zahlen der späteren Überliefemng (mit notwendigen Korrekturen) hierfür herangezogen, so daß die neueren Vorschläge nahezu übereinstimmend bei 327-349 Jahren fiir die Dauer der beiden ersten Djoiastien liegen.

Kritische Anmerkungen erfordert das Problem der ältesten Hieroglyphen¬

schrift. Helck nimmt an, diese sei zunächst im sprachlich rücht-ägyptischen Unterägypten erfunden und dann von den Naqäda-Leuten fiir ihre (ägyptische)

Sprache übernommen worden, wobei sie die bekannte Form der späteren Hie¬

roglyphen erhalten hätte. Diese Theorie erscheint historisch durchaus möglich, wenn auch unbeweisbar. Wenn er aber nun aus der Tatsache, daß die archaische Schrift viele Zeichen enthält, die später aufgegeben und durch andere ersetzt wurden, schließt, diese gehörten der postulierten unterägyptischen („buti- sohen") Schrift an und seien daher ägyptisch nicht lesbar (was er auch auf spä¬

ter noch belegte Zeichen ausdehnt, die damals eine andere Lesung gehabt hät¬

ten) , so ist dem entgegenzuhalten, daß sämtliche uns bekaimten frühen Schrift¬

zeugnisse der oberäg3'ptischen Herrenschicht angehören, die gewiß ihre Namen nicht in der Sprache der unterworfenen Deltabewohner gebüdet hat. Die älte¬

sten Schriftzeichen erscheinen auf Gefäßen und Täfelehen, dann auch auf Sie¬

geln, also auf festem Material, für das diese Schrift offenbar a priori erfunden war. Seit der späteren I. Dynastie ist daneben die Verwendung des aus Papyms gefertigten Schreibmaterials belegt. Die von Helck vermutete anfängliche Ver¬

wendung von Baumblättem als Schriftträger muß jedem, der das einmal ver¬

sucht hat, als technisch fragwürdig erscheinen. Die Verewigung der Namen des neuen Pharao auf Blättern des heUigen j^d-Baumes durch die Götter (erst seit NR bezeugt) gehört eindeutig ins Reich der Mythologie.

Auch das Kapitel über den „Gegensatz zwisehen den beiden Bevölkemngs- schichten und die Geburt des Denkens" (S. 206-11) enthält wertvoUe und anre¬

gende Gedanken. Es leuchtet ein, daß die Erweitemng eines ursprünglich eng¬

begrenzten Stammesgebietes zu einem ausgedehnten Flächenstaat und die

damit verbundene Tatsache, daß die Untertanen nun erstmalig einem Herm

gehorchen mußten, den sie nicht mehr persönlich sahen, sondem der nur noch

durch das zauberkräftige Mittel der Schrift zu ihnen sprach, den siegreichen

Häuptling zu einem Herrscher mit göttlicher Macht erheben mußte. Daneben

steht Helck allerdings noch den zaubermächtigen „Schamanen", der seine Ein¬

gebungen von den überirdischen Mächten empfing und der als „Vordenker" die

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Bücherbesprechungen

Grundlagen der Ordnung des erstmals ohne geschichtliches VorbUd entstande¬

nen Reiches legte. Er erkennt ihn in der Person des tt, derdenKöiugz.B. auf der Palette und dem Keulenkopf des Narmer begleitet. Dem Rezensenten stellt sich hier die Frage, warum dieser „Schamane" seine überlegenen und gelurehteten Geisteskräfte idcht benutzte, um sich selbst an die Spitze der Menschen, die er gegenüber den Göttem vertrat, zu setzen, anstatt sich mit der untergeordneten Rolle eines „Ritualisten"^ zu begnügen, dessen Figur in den genannten Darstel¬

lungen neben der des Königs winzig erseheint. Sollte nicht eher das ägyptische

Gottkönigtum aus der Kombination der Macht dieses Geisterbeschwörers und

Kulturschöpfers mit der des Häuptlings und Garanten der politischen Ordnung hervorgegangen sein?

Der historische Teü schließt mit einer auf den belegten Beamtentiteln und

Bezeichnungen für Residenzen, Büros und Wirtschaftsanlagen aufgebauten

Darstellung der Geschichte der Verwaltung in der 1. und II. Dynastie. Ein

Anhang steUt die zum TeU sehr umfangreichen Reihen von Titeln hoher Beamter

von RoUsiegelabdrücken, Stelen und Statuen zusammen. Das Nebeneinander

hoher und niederer Funktionen in diesen Titelketten ist lücht als Beibehalten

ehemaliger Titel nach späterer Befördemng anzusehen, sondem soll zeigen,

über welche — meist von untergebenen Beamten bekleideten — Ämter ihr Besit¬

zer Befehlsgewalt hatte.

Wir haben dem Verfasser lur seine gmndlegenden Untersuchungen, die

sicherlich mit ihrer immensen Fülle von Material und Anregungen die Diskus¬

sion um die Entstehung des altägyptischen Staates und seiner frühen Hochkul¬

tur beleben wird, zu danken. Daß dabei vieles Spekulation bleiben muß und von manchen anders gesehen wird, ist angesichts der Quellenlage unvermeidlich und mindert natürlich nicht die bewundernswerte Leistung des bedeutenden Gelehrten.

JüBOEN VON Beckeeath, Schlehdorf

Manfred Hutter: Behexung, Entsühnung und Heilung. Das Ritual der Tunna-

wiyafür ein Königspaar aus mittelhethitischer Zeit (KBo XXI1-KUBIX 34-KBo XXI 6). Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl.; Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht

1988. 180 S. 8° (Orbis Biblicus et Orientahs. 82.)

Der Name der Tunnawi(ya) ist eng mit der hethitischen Magie und dem

Ritualwesen verbunden. Ein Ritual dieser Frau luwischer Herkunft, KUB Vll

53 + XII 58, ist bereits 1938 von A. Goetze bearbeitet worden. Mit seinem hier zu besprechenden Buch legt nun der österreichische Religionshistoriker M. Hutter das taknaz cia-Ritual KBo XXI 1 etc. vor, das von einer gleichnami¬

gen Besehwörangspriesterin stammt. Er hat sich darüber auch schon in: Grenz¬

gebiete der Wissenschaft 36 (1987), 326 f, Klagenfurter Beiträge zur Sprach¬

wissenschaft 13/14 (1987-88), 245-259, und beun 34. Rencontre Assyriologi¬

que Intemationale in Istanbul 1987 geäußert.

^ S. 218 wird er als Oberriehter, also als Vorläufer des späteren „Wezirs", erklärt. Helcks Deutung der archaischen Schreibung tt als titj ist gegenüber der von H. Kees in: ZÄS 82 (1957), 58-62, unbedingt vorzuziehen.

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

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In der vorliegenden Untersuchung werden zuerst (S. 9-13) die Textzusam¬

menstellung und die Textexemplare vorgestellt. Der Autor vertritt hier die Mei¬

nung, daß die Verfasserin Tuimawi(ya) von KBo XXI 1 etc. mit der von KUB

Vll 53+ identisch sei. Nach unserem gegenwärtigen Kenntidsstand ist diese

Aimahme weder zu widerlegen noeh zu bestätigen. Es erhebt sich allerdings die

Frage, ob die vom Autor zu Recht hervorgehobenen Ähnlichkeiten zwischen

dem taknaz (ia-Ritual hier und KUB Vll 53+ tatsächlich als Beweis fiir seine Auffassung ausreichen, oder ob sie nicht etwa auf eine gemeinsame bzw. ähn¬

hche Vorschrift zurückzuführen sind. Dabei ist in Betracht zu ziehen, daß die in C7!ff unter Nr. 412 „Rituel de Zuwi: magie et mythe" eingeordneten Ritualfrag¬

mente in Vi^irklichkeit von zwei verschiedenen Frauen gleichen Namens stam¬

men: KBo XII 106+XIII 1461 1: ^'^^Zm SAL™"TMrmi</<o/(in Nordanatolien),

dagegen KUB VII 57+XXXV 148 IV 25' f (vgl. auch Tel Aviv 2, 92 Z. 9'):

^''^-Züi SAL ^^'^Angulluwa (im zentralen Südanatolien).

Der Autor legt dann die Transkription und Übersetzung des Haupttextes vor (S. 14-47); daran schließen sich die Duplikate in Umschrifb(S. 48-54) an. Es sei hier dem Rez. erlaubt, auf einige störende Fehllesungen bzw. Druckfehler hin¬

zuweisen, die bei einer ersten Durchsicht aufgefallen sind, und ein paar ergän¬

zende Kleinigkeiten beizusteuem:

KBo XXI 1 1 2: Nach Edition auch GlM-an-ikdw möglich (vgl. II 30,33); 12 und passun: Richtiger äA-A-TÜ; 18: Nach Edition eher °"°^-rai-i^-N[A-ai] (Lap¬

sus für °^°f}aniääaä ?); 19 und passim: Lies °'^NU.ÜR.MA; 23: Lies UKÜ; 25:

Lies wohl ™°gur-da-a-li (Hapax); vgl. den gleichnamigen Gegenstand

°*^^kurtal(l)i- (auch mit Anlautschreibung gur-"; s. THeth 2, 58) „Behälter,

Korb"; 26: Lies [x K]US.BABBAR 6 KUS.UZ (die Numeriemng des Zeichens

folgtR. Borger.^fiZ', 92 sub 122b); 27: Trotz der unklaren bzw. verderbten Zei¬

chenformen doch wohl [x T]A-PAL ''^^E S[1R.UI.A] zu lesen; (x Paar Schuhe

als materia magica vgl. KUB XXVIII 102 V 4"); III 7': Lies [xÜJZ-aw-Mn (nicht

[MÄ]S) ; zum Unterschied von MÄS (hier II 23 in MÄS.GAL) und ÜZ s. JCS 16,

23.

KUB IX 34 1 25: om. -aS; II 6: Lies [S]A DI-NI; 33: Ergänze vielleicht ßa-ai-ti- an-z]a!-kdn ^-[oi-to-i K]I.MIN.

IBoT III 99 8': Lies UDU.Ni[TÄ] (Zeichen ARAD); 12': Wohl [lieJ-m-ki-mi

A-NA °'[(GN)]; 14': Lies [. . .]-uS ka-a-[a$].

Bo 4045 (S. 48) ist soeben als IBoT IV 22 ediert worden.

S. 55-98 wird ein reichhaltiger phüologischer Kommentar geboten. Bemer¬

kung zu S. 67: Das in der bisherigen Fachliteratur und hier als ka-Si-i gelesene

Wort des luwischen Spmches im Tunnawi(ya)-Ritual KUB VTI 53+ I 58-59,

dessen heth. Übersetzung in KUB IX 34 1 11'-12' vorzuliegen scheint, muß nun¬

mehr mit H. C. Melchbet in: KZ 98 (1985), 205, richtiger als tap-pa-Si-i „zum Himmel" aufgefaßt werden.

S. 99-102 beschäftigt sieh M. Hutter mit der Datiemng des vorliegenden

Rituals und dessen verfügbaren Exemplaren. Demnach handelt es sich hier um

Überliefemngen aus dem 14. Jh. (KBo XXI 1 und 6) und dem 13. Jh. v.Chr.

(KUB IX 34), die auf eine mittelhethitische Vorlage zurückgehen.

M. HuTTERs Buch zeichnet sich aber besonders durch den sachlichen Kom¬

mentar (S. 103-133) aus. Hier ist es dem Verfasser gelungen, die religions- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen, wie z.B. Stmktur, Zweck des Rituals und seine Einordnung in die luwische Kultschicht, vorbUdlich darzulegen, ohne daß diese dabei durch phUologisohe Einzelheiten gepreßt würden.

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Bücherbesprechungen

Das Werk schließt mit Glossar (S. 134-166), Indizes (S. 167-169) undBiblio- graphie (S. 170-180). Bemerkung zu S. 136 (iSlianaza sub eSf^ar) und passim:

Die etikettartige Bezeichnung „Ergativ", die auch in der Fachliteratur oft vor¬

zufinden ist, evoziert für das Hethitische falsche Vorstellungen und sollte daher entweder präziser definiert oder lieber ganz vermieden werden; vgl. G. Neu¬

mann in: IF 92 (1987) 281; zur Diskussion s. E. Neu in: E. Benveniste aujourd'- hui. 2. Paris 1984, 99.

Der Autor hat mit dieser Studie einen wichtigen Beitrag zur Religions¬

geschichte Altanatohens gehefert, wofür wir ihm aufrichtig zu danken haben.

Oöuz SoYSAL, Würzburg

Michel Masson: Langue et ideologie: Les mots etrangers en hebreu modeme.

Paris: Ed. du CNRS 1986. 236 S. ISBN 2-222-03867-7.

Im Vergleich zu wohl fast allen anderen Sprachen zeichnete sich das Neuhe- bräisehe (Ivrit) nicht nur dadurch aus, daß es relativ jung ist — es dürfte seine

Form in ihren Hauptmerkmalen um 1910 gefunden haben —, sondem v. a. durch

den kollektiven Willen eines Volkes, durch seinen sprachlichen Ausdmck eine Identitätsverschiebung und Identitätserneuemng zu erreichen, ja geradezu eine neue Identität zu gewinnen. Dieser kollektive WUle entspringt einer Ideologie, nändich der des Zionismus, also der nationalen Befreiungsbewegung des jüdi¬

schen Volkes. Inwieweit sich nun tatsächlich die Zusammenhänge zwischen der Ideologie und der Sprache nachweisen lassen, ist die Frage, die sich Michel Masson stellt. Als Untersuchungsinstmment dient ihm dabei die Rezipiemng

von Fremdwörtem im Neuhebräischen. In einem ersten TeU stellt Masson

zunächst das — keinesfalls Anspmch auf Vollständigkeit erhebende — Inventar der Fremdwörter im Neuhebräischen auf Dabei ist zu unterscheiden zwischen solchen, deren Herkunft sich eindeutig einer Sprache zuordnen läßt, und sol¬

chen, bei denen dies nicht der Fall ist, da sie in wenn aueh leicht abgeänderter

Form in mehreren (europäischen) Sprachen anzutreffen sind: Nicht nur Mas¬

son spricht in diesem Fall von „paneuropäischen" Elementen.

Daß diese Unterscheidung von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist,

zeigt sich im zweiten, interpretativen TeU der Studie: da nämlich stellt sich her¬

aus, daß eben die erste Kategorie (welche eindeutig einer Sprache zuzuordnen ist) einer Ausgrenzungspolitik unterliegt, während die paneuropäischen Wörter ob ihres internationalen Charakters noch geduldet werden; weil eben nieht einer

spezifischen Nation zuzuordnen, werden sie als weniger bedrohlich für die

eigene Existenz als Nation empfunden. Derselbe Mechanismus mag wohl auch

dazu geführt haben, daß im Vergleich zu der Vielzahl der nominalen Fremdwör¬

ter die Übemahme im Bereich des Verbums minimal ist: und wenn, dann nur in

einer der hebräischen Verbstmktur angepaßten Form. Es erstaunt letzthch

auch nicht besonders, daß die dem semitischen Bereich entlehnten Elemente V. a. aus dem Aramäischen stammen, daß kaum Rückgriffe auf das Akkadische oder das Ugaritische gemacht worden sind. Die wenigen Elemente, die sich auf

das Arabische zurückfuhren lassen, sind von geringen Ausnahmen abgesehen

der famihären und nicht der gehobenen Sprachebene zuzuordnen: mit dem

Aspekt des Prestige ergibt sich eines der diversen Entlehnungsmotive, die

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1090)

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Masson in hervorragender Weise herausarbeitet. Motive dieser Art (Prestige, protektionistische Tabus etc.) erklären wahrscheiidich auch, warum Entlehnun¬

gen aus dem Englischen und dem Arabischen, nicht jedoch aus etwa dem Unga¬

rischen oder dem Rumänischen vorgenommen worden sind.

Ein weiteres Kriterium liegt nach Ansicht Massons in der Frage, wie sehr der betroffene Gegenstand spezifisch jüdisch und der tagtäglichen Welt des israeli¬

schen Juden nahe ist: je mehr dies der Fall ist, desto größer der Druck, einen Begriff zu hebraisieren und ihn seines Gewandes als Fremdwort zu entkleiden.

Den paneuropäischen Fremdwörtem wird dabei ein bedingtes Aufenthaltsrecht

im Hebräischen zugestanden, das in vielen Fällen und Zusehens aufgehoben

wird, wenn sieh hebräische Neologismen einführen und durchsetzen, nicht

anders als bei Gastarbeitem in arabischen Golfstaaten. Tatsächlich wird die

Sprache als nationales Territorium empfunden, das es vor Überfremdung (wie

eben in den Golfstaaten) zu schützen gilt.

Masson glaubt im Falle des Hebräischen zwischen dem Begriff des Lehnwor¬

tes (empmnt) und des Transfers unterscheiden zu können bzw. zu müssen

(S. 161 f) Bezieht sieh ersteres auf englische und nicht hebraisierte arabische

Elemente, so sind mit dem zweiten Begriff die paneuropäischen Elemente

gemeint. Die Begründung dieser Differenziemng (eine Entlehnung finde punk¬

tuell zwischen einer Spendersprache und einer Aufnahmesprache statt, im Falle der paneuropäischen Elemente handele es sich aber um ein anderes Phänomen)

dürfte nicht unproblematisch sein. Man kann sich des Eindmcks nicht ganz

erwehren, als störte sich Masson, wie manch andrer auch, an der Fülle der

„fremden" Elemente im Hebräischen und versuchte mithilfe einer verfeinerten Kategorisiemng dieses störende Element aufzulösen. Es sei dazu gmndsätzlich gesagt, l'habit ne faisant pas le moine, daß eine Entlehnungsfülle keinesfalls a priori als negativ zu bewerten ist: nicht nur haben germanische Sprachen wie das Englische oder das Deutsche geradezu hemmungslos aus dem Lateinischen

(/Französischen) und Griechischen geschöpft, mit der Übemahme modemer

Technologien der Luft- oder da, wo es diese nicht gibt: Raumfahrt sowie der Computer (PC-Bereich — der Computer des kleinen Mannes!) ist das Einströmen

„fremder" Elemente etwa ins Deutsche in vollstem Schwange, wie ein Blick in die einschlägigen Zeitschriften belegt.

Lesenswert sind auch Massons Ausfühmngen zum Problem der Akzentuie-

mng hebräischer Wörter, Namen und fremder Elemente: Neuhebräisch wird

i. d. R. endbetont, doch ist dies bei den wenigsten Fremdwörtern der Fall. Mas¬

son übersieht dabei allerdings den semantischen Effekt der Betonungsunter¬

scheidung, der in verschiedenen Fällen (nicht aUen!) zum Tragen kommt: end¬

betont wird ein Wort adjektivisch verwendet (mieri ägyptisch), penultimal

betont ist es ein Nomen (micri ein Ägypter), analog zur Ünterscheidung der

Femininendungen -it (Adjektiv) und -ia (Nomen).

Fraglich ist, ob, wie Masson meint, Worte wie tesau. a. (S. 44f ) aus dem Rus¬

sischen und nicht doch aus dem Deuschen entlehnt sind, dessen Femininform das Hebräische mir zu wahren scheint. Gleichermaßen fraglich ist das Russische als Antezedent bei Adjektiven auf -iv-i: Masson zufolge entspricht die Endung -ivi im Neuhebräischen der mssischen Endung -ivny 'i. Doch dürfte es sich hier eher um die Entlehnung eines Adjektives auf -iv aus dem Deutschen handeln, dem zusätzhch die hebräische Adjektivendung -i verpaßt worden ist, sind doch auch die Adjektive auf -ali, -ari oder -ori ebenfalls, wie Masson zugesteht, mit

großer Wahrscheinlichkeit aus dem Deutschen(/Jiddischen) entlehnt (wobei

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Bücherbesprechungen

auch hier das Suffix mit dem hebräischen -i versehen bzw. ein deutsches -isch durch selbiges -i ersetzt worden ist). Fraglich auch, ob der 'transponierende' Sprecher denn wirklich so konsequent aus der einen oder anderen Sprache ent¬

lehnt (hat), ob er dabei nicht mit einer gewissen FlexibUität mal der einen, mal der anderen Sprache folgt (v. a. wenn das eine das andere nicht grundsätzlich ausschließt), wobei gerade diese aus der pragmatisch bewältigten Situation geborene Flexibilität die scheinbaren Widersprüche glättet. Nicht nur hier sei vor zu strikter Verschubfachtelung gewamt.

Von diesen und anderen Details, über die man sich bei einem kafe shahor

unterhalten kann, abgesehen, tritt Masson in durchaus überzeugender Weise

den Nachweis an, daß im Hebräischen ein enger Zusammenhang zwischen

Sprache und Ideologie im eingangs erwähnten Sinne besteht. Es bleibt abzuwar¬

ten, wie sich die Wertung und Ausrichtung der Sprache als nationales Gut in Zukunft entwickeln wird, ob es — wie etwa im Deutschen — infolge der neuen

Technologien zu einem verstärkten Einströmen von Fremdwörtem im Nominal-

und (mittels Periphrase) Verbalbereich kommt, ob es sich wie das fiir Anglizis¬

men anfälligere Deutsehe oder das etwas resistentere Französisch verhält. Die Karte der Feldforschungen ist hier noch lange nicht ausgereizt.

Hakaxd List, Hamburg

Susan Hattis Rolef [Hrsg.]: Political Dictionary of theState of Israel. London:

MacmUlan 1987 [1988]. 351 S. £ 36,-. ISBN 0-02-916421-4.

Unter der Mitarbeit von namhaften israelischen Politologen, Politikern, Wirt- schaftswissensehafblem etc. ist hier ein mit ca. 500 Einträgen doch relativ

umfassendes Lexikon zum Staat Israel entstanden. Es umfaßt sowohl Ergeb¬

nisse von Parlamentswahlen, Parteien, Organisationen, Bewegungen, infor¬

melle Gmppen und Politiker wie Regionen (Gazastreifen), Pläne (Fes-Plan), Kommissionsberichte und politische Schlagwörter, nicht zu vergessen die krie¬

gerischen Auseinandersetzung mit den Nachbam. Die zeitliche Abgrenzung

beginnt nicht erst bei der Staatsgründung, sondem beinhaltet die für erforder¬

lich erachtete Vorgeschichte, also die Mandatszeit sowie die frühen Zionisten von A (wie A. Gordon) bis Z (wie Ze'ev Jabotinsky). Auch auf zwischenstaat- hche Beziehungen etwa Israels zur Bundesrepublik geht das Lexikon mit eige¬

nen Schlagwörtem ein. Bei Namensänderangen (Hebraisiemng) von Politikern

werden auch die ehemaligen Namen zitiert. Bei der intensiven Benutzung dieses

Nachschlagewerkes falles jedoch einige Lücken auf So fehlen zum Beispiel

glatte zehn Mitglieder der gegenwärtigen Kabinettsliste (das Datum post quem fiir die Redigiemng dürfte bei März 1987 liegen) auch hier von A wie Arbeli- Almoslino bis Z wie Zur, die vielleicht flir diejenigen, der sich mit dem heutigen Israel beschäftigt, interessanter sind als der bereits genannte A. D. Gordon (1856-1922). Selbst ein Staatspräsident wie E. Katzir [Qa?;ir] wird nicht mit einem eigenen Eintrag gewürdigt. Unter den Tisch fallen auch eine ganze Reihe von leitenden Angehörigen der Sicherheitsdienste bzw. der Armee, verwiesen sei hier auf D. El'azär, Y. Harkäbi, H. Laskov, M. Zorö'a. Sie sind wegen der

engen Verknüpfung des militärischen mit dem zivilen Establishment und der

Rolle, die ^ahal im israelischen öffentlichen bzw. politischen Leben spielt,

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

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durchaus relevant. Es ist auch wenig verständlich, wieso Organisationen wie

Nähal und Gadnä' (beides Akronyme) im Glossar statt als eigene Einträge im

HauptteU vermerkt sind. Frucht vieler Kompromisse scheint auch die Umschrift zu sein; sie macht einen sehr problematischen Eindruck.

Trotz dieser kritischen Anmerkungen halte ich das vorliegende Politische Lexikon zum Staat Israel sowohl als NachschlagequeUe wie als Eildesematerial für sehr nützlich und gewumbringend.

Habald List, Hamburg

Edward Y. Odisho: The Sound System of Modem Assyrian (Neo-Aramaic) .

Wiesbaden: Harrassowitz 1988. XVlll, 146 S. mit 19 Spektrogrammen. 8°

(Semitica Viva. 2.) 64.- DM. ISBN 3-447-02744-4.

Das vorliegende Werk ist eine Spezialmonographie über das Lautsystem des

Neuaramäischen und stellt somit eine wichtige und willkommene Ergänzung zu

der in letzter Zeit reichlich angefallenen Literatur über diese Sprache dar. Die Studie vereinigt den phonologischen und den phonetischen Standpunkt und ist

durch experimentalphonetische Daten untermauert (Glottogramme, Palato-

gramme und Spektrogramme) . Der Autor, der Neuaramäisch als Muttersprache spricht und an der Leeds University Experimentalphonetik studiert hat, macht

in diesem Buch auch Material aus seiner unveröffentlichten Dissertation zu¬

gänglich.

Der technische Inhalt läßt sich aus den folgenden Kapitelüberschriften (III- X) ersehen: The Consonantal System; The Vowel System; Consonant Clusters;

Stress and Intonation; Methods and Instrumentation; Artioulatory, Aerodyna¬

mic and Acoustic Description of Consonants; A Phonetic Description of Empha¬

sis; A Phonetic Description of Double Plosive Clusters.

Was das Buch vom sprachgeschiehtlichen und dialektologischen Standpunkt

interessant macht, ist der Umstand, daß O. versucht, das Lautsystem einer

unter Assyrern verschiedener geographischer Herkunft im Werden begriffenen

Verkehrssprache (Koine) zu besehreiben. Dabei fuhrt er zum Vergleich zahl¬

reiche Beispiele aus diversen Dialekten an, die bei noch anzustellenden ein¬

schlägigen Studien nützlich sein werden. Ebenso sind die historischen und

demographischen Angaben in den beiden ersten Kapiteln, besonders soweit sie O.s persönlicher Erfahrung entstammen, von Interesse.

Im ersten Kapitel untemimmt 0. den Versuch, den Namen „Assyrer" fur die Sprecher des Neuaramäischen in Iran und Irak historisch zu rechtfertigen. Die Argumentation ist zwar nicht ganz geschickt geführt ( einschließlieh der Verwen¬

dung eigenwUIiger Termini wie „history distortion" und „pre-Christianity popu¬

lation") , doeh sei ihm zugestanden, daß ein nicht näher bestimmbarer Prozent¬

satz der biologischen Erbmasse zu der gewiß nieht homogenen Bevölkemng des

Assyrerreiehes hinaufreichen kann. Kompliziert wird diese Frage durch das

Problem der Herkunft der Kurden und der Jeziden, fiir welch letztere ebenfalls assyrische Herkunft vermutet wurde.

Für die Aufnahme dieser jedenfalls wertvoUen Bereiehemng der Literatur

zum Neuaramäischen in die Serie „Semitica Viva" ist Otto Jastrow zu dan¬

ken.

Georg Krotkoff, Baltimore

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

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Bücherbesprechungen

Werner Strothmann [Bearb.]: Wörterverzeichnis der apokryphen-deuteroka- nonischen Schriften des Alten Testaments in derPeshifta. Wiesba.den: Harrasso¬

witz 1988. Xll, 492 S. 8° (Göttinger Orientforschungen. 1. Reihe: Syriaca. 27.) 86,- DM. ISBN 3-447-02683-9.

Ergänzend zu den Konkordanzen zur sjrrisehen Bibel hat W. Strothmann in

diesem Band ein Iat.-S5T. Wörterverzeichnis zu 20 apokryphen Schriften vor¬

gelegt, um die Arbeit mit diesen, von sjt. Sehriftstellem selten zitierten Schrif¬

ten zu erleichtem. Die Dmckvorlagen sind mit Schreibmaschinen hergestellt, aber gut lesbar. In der Reiheidblge der 20 ausgewählten Schriften sind jeweUs alle Belegstellen aufgelistet, was gelegentlich, z. B. bei hw', wo aUe Formen und Personen getrennt genannt sind, zu langen Listen führt (S. 112-23). Da bisher

nur Jesus Siraeh dtrrch eine Konkordanz vonM. M. Winter (Leiden 1976) und

der 1. Brief des Bamch (in der Patrologia Syriaca I, 2, Sp. 1238-1300) vollstän¬

dig erschlossen waren, liegt in dem „Wörterverzeichnis" ein wichtiges lexikal.

HUfsmittel vor. Stichproben ergaben, daß viele dieser BelegsteUen in Carl

Brockelmann: Lexicon Syriacum. 2. Aufl. HaUe 1928 nicht genannt sind. —

Einige Versehen sind zu notieren: S. 73 ist Gamal spiegelbUdlich eingeklebt;

S. 379 feUt ^äde. in der Überschrift. - S. X bei Nr. 3 ist S. 1208 (oder 1214) und 1237 zu lesen; bei Nr. 10 4. Esra fehlt im syr. Text d- vor metqre; S. XI Nr. 12 lege im syr. Text: da-tren (statt tarten) , da seprä masc. gen. ist. — Die Angabe in der Einleitung (S. IX), alle 20 Schriften wären in der Hs. Cod. Ambr. B 21 inf., der bekannten „7al" der Leidener Peshitta-Ausgabe enthalten, stimmt nicht.

Die Nrn. 19 „Psalmen Salomos" und 20 „Apokryphe Psalmen" sind, wie anhand von W. Baars' kritischer Edition (Leiden 1972) ersichtlich, erst jünger hand¬

schriftlich überliefert. — Bedauem wird der Philologe, daß wiedemm „Personen, Konjunktionen, Präpositionen, Zahlwörter und lä, laytvind koV nicht aufgenom¬

men wurden. In diesem Punkt wird leider dem schlechten Beispiel der Patr.

Syriaca gefolgt. AUerdings ist diese Regel z.B. S. 51 durchbrochen in „singula- tim" baynaw(hy) w-leh(^. Mace. 15,11) oder „solum" haynäilehwa-lhön(s\c\ege,

statt Ihw Ihum) (2. Mace. 6,21) oder bet zäbönä la-mzabbnänä „inter emptorem et venditorem" (Sir. 27,2). Aber gerade in Jes. Sirach sind viele weitere Belege für bet X l-Y oder baynät zu finden. — Ebenda ist bay als „forma contracta vocis bay- tä" bezeiehnet. Es ist der normale St. absolutus. — S. 254 fehlen bei der Form mwlyt' = mulyätä die Syäme. Der Sing, mwl' „asina" ist Übemahme des lat.

mula. — Verweisungen bei Zusammensetzungen sind meist angegeben. S. 207 ist unter der Wurzel y-h-b auch mattälä w-massbä „commercium" (1. Mace. 14,43) gebucht; S. 289 s. n. massbä wird auf die Formuliemng verwiesen, S. 296 unter

*n-t-l jedoch nicht. AUerdings ist die Stelle S. 274 nach matlä „simUe", also Wurzel m-t-l, wieder genannt, wo sie nicht hingehört.

Rainer Degen, München

Emmanuel Pataq Siman: Narsai. Cinq homilies sur les paraboles dvang&iques.

Introduction et traduction. Paris: Cariscript 1984. 209 S.

Der Vf , syro-aram. Urspmngs, Professor der Religionsgeschichte in Paris, legt in diesem Bueh eine ParallelveröfTentlicbung einer späten Hs. (aus d. J.

1896) mit Übersetzung von fünf HomUien des bedeutsamen nestorianischen

Zeitechrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

€) Deutsche Morgenländische Gesellschaft e.V.

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Autors Mar Narsai (aus d. 5. Jh.) über die Parabeln Jesu von den zehn Jung¬

frauen, der Rückkehr des verlorenen Sohnes, den Arbeitern am Weinberg, dem

Reichen und Lazarus sowie vom Weizen und Unkraut vor. Obwohl ihm bekannt

war, daß siebzehn Hss. mit dem vollständigen oder unvollständigen Text dieser

HomUien existieren (S. 2f), hat er sich aus praktischen Gründen mit der

genarmten, im chaldäischen Erzbischofamt in Teheran befmdlichen begnügt. Ihr Abschreiber, „un certain Nisan, ordonn6 prötre de l'Eglise Anglicaine" (S. 3), ist wohl mit dem in R. Macuch: Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur. Ber¬

lin 1976, S. 498b (Register 1) mehrfach erwähnten Mr. Nisän identisch. Seine Hs. wurde deshalb gewählt, weU sie den vollständigen Text in deutlicher Schrift und nach Versen geordnet darstellt. Da die einzigen drei älteren Hss. aus d. 13.-

14. Jh. dem Vf trotz vieler Bemühungen unzugänglich blieben und die meisten zugänglichen aus d. 19.-20. Jh. stammen, wurde auf eine kritische Edition ver¬

zichtet. Der Hauptzweck der Veröffentlichung besteht in der franz. Überset¬

zung. Den Leser wird es kaum stören, daß sie wörtlich ist, und die im Franz. zu

ergänzenden Wörter in Klammern gesetzt sind. Da schon dieses Verfahren

gewählt wurde, hätte aueh im häufigen „le fait que" für syr. d (S. 13, passim) das

Hauptwort mit dem Artikel eingeklammert werden können. In der Übers, von

a(y)k dabhamrä „comme (de vin)" (S. 27, Nr. 57) sind allerdings die Klanmiem überflüssig (vgl. S. 28, Nr. 72, wo die Phrase richtig ohne Klammem wiederholt wird) . Die Sätze der Übers, sind numeriert, so daß jedem syr. Doppelvers eine Zahl entspricht. Der parallele franz. und sjt. Text lassen sich leicht vergleichen,

auch wenn der letztere mit keinen Zahlen versehen ist. Während aber in den

ersten vier Parabeln der syr. Text die ganze rechte Seite ausfüllt, sind in der letz¬

ten die Abstände zwischen den Zeüen des franz. Textes größer, so daß der syr.

Paralleltext nur bis zur Hälfte der Seite reicht. Der franz. Text ist mit arab. Zah¬

len, der syrische mit syr. Buchstaben paginiert. Es wäre nützlich gewesen, die biblischen Zitate mit Stellenangaben zu versehen, auch weim sie aus metrischen Gründen von der PSiftä abweichen.

Maria Macuch, Berlin

'Abd-Elsamad 'Abd-Elhamid Elschazli [Übers.] Abü Hämid Muhammad

al-Ghazäh. Der Erretter aus demirrtum. Hamburg: Meiner 1988. XLIV, 211 S.

(Philosophische Bibliothek. 389.) ISBN 3-7873-0681-1.

Ders. [Übers.]: Abü Hämid Muhammad al-Ghazäli. Die Nische der Lichter. Ham¬

burg: Meiner 1987. XXXV, 146 S. (Philosophische Bibliothek. 390.) ISBN

3-7873-0683-8.

Die beiden Schriften MiSkät al-anwär („Die Nische der Lichter") und v. a. al- Munqid min ad-daläl („Der Erretter aus dem Irrtum") des bedeutenden islami¬

schen Theologen G. (gest. 505/1111) haben zurecht eine kommentierte und mit Einleitung versehene deutsche Übersetzung verdient. Damit wird einem größe¬

ren Leserkreis ein islamischer Denker zugänglich gemetcht, der die mystische

Gotteserkenntnis über Wahrnehmung und Wissen der Vemunft steht und dies —

vor allem in seinem kurz vor dem Tode geschriebenen Munqid, einer gleichsam autobiographischen Beschreibung seines inneren Werdegangs — mit der Kritik an den Phüosophen verbindet. Diese liefem zwar das logische Rüstzeug und im

Zeitsohriit der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

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Bücherbesprechungen

Einzelnen auch Gedanken und Vokabular, köimen aber nicht intuitive Erkennt- rus vermitteln. Elsch. hat (wie schon andere) versucht, in seiner Einleitung zum Munqid G.'s Gedanken in modernem Kontext vorzustellen und mit europäi¬

schen Denkern wie Kant und Descartes zu vergleichen; das mag zunächst hUf-

reich sein, besonders wenn — wie im Falle Descartes' (vgl. Elsch., Erretter

S. XXXIVff.) — von G.-Schriften möglicherweise Anregungen ausgegangen

sind. Doch die Peststellung, „Die modemen Arbeiten auf dem Gebiete der Wis¬

senschaftstheorie haben die Ansicht al-Ghazäli's bestätigt, daß die Richtigkeit einer Theorie nieht bloß von den Vernunftbeweisen abhängig ist" (Elsch., Erretter XXIX) nivelliert zwei Gedankenkomplexe, die aus anderen Vorausset¬

zungen heraus entwickelt worden sind und verschiedene Zielsetzungen hatten.

Dies mag zwar als eine Art Aktualisiemng den heutigen Leser besonders

ansprechen, sollte aber nicht über die Kluft zu einem Text hinwegtäuschen, der aus seiner Zeit heraus zu verstehen ist und an innerislamische Diskussionen anknüpft, die unter Rückgriff auf die griechischen Phüosophen (Aristoteles, Plotin, Proclus) bereits im 9./10. Jh. einsetzten (Abü Zakariyä' ar-Räzi — Abü Uätim ar-Räzi, Färäbi, Ihwän a^-Sala').

Mit den arabisch-deutschen und deutsch-arabischen Indices sind Elsch.'s

Übersetzungen auch für den des Arabischen Kundigen ein wUlkommenes Werk¬

zeug, um islamischen Philosophen mehr Aufmerksamkeit schenken zu können.

Die mit einigen Ausnahmen gut lesbare Übersetzung vermittelt einen Ein¬

dmek von Inhalt und Intention der Texte, auch wenn es im DetaU zu Fehlern

und Ungenauigkeiten gekommen ist und die benutzte Fachsprache (z.B.

„Gelehrter" oder „Gnostiker" statt „Wissender") mißverständlich ist; in der Übersetzung der „Nische" hat Elsch. sich teüweise von W. H. T. Gairdnbrs englischer Übersetzung aus dem Jahre 1924 (repr. 1952; jetzt auch in Four Sufi Classics. Introd. by I. Shah. London 1980) inspirieren lassen, so etwa in den Überschriften (z.B. Elsch. S. 7), die keineswegs im arabischen Original stehen,

wie man zunächst glauben möchte. Wer mit der Übersetzung und mit dem Glos¬

sar arbeitet, sollte das arabische Original oder zumindest weitere Übersetzun¬

gen in moderne Sprachen zu eventueUen Kontrollen mit heranziehen. Von der

MiSkat hat R. Deladriere 1981 in Paris eine französische Übersetzung ver¬

öffentlicht.

Der Leser sei schließlich darauf hingewiesen, daß Einleitung, Kommentar und Glossar einige Angaben enthalten, die nicht kritiklos übernommen werden dürfen. Das Literaturverzeichnis zu beiden Übersetzungen ist nicht voUständig (etwa zu G., wo man einige gmndlegende Arbeiten vermißt) oder enthält m.E.

zu viele Literaturangaben, die nicht in direktem Zusammenhang mit den behan¬

delten Texten stehen.

Hans Daiber, Amsterdam

Konrad Miller: Mappae Arabicae. Hrsg. von Heinz Gaube und Wolfgang

Röllig. Bd. 1.2. Wiesbaden: Reichert 1986. (Beihefte zum Tübinger Atlas

des Vorderen Orients. Reihe B: Geisteswissenschaften. 65.) ISBN

3-88226-293-1.

Die vorliegende Publikation ist eine „TeU-Neuausgabe" der Mappae Arabicae,

die Konrad Miller in den Jahren 1926 bis 1931 in fünf Bänden veröffent-

Zeitaohrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft Band 140, Heft 1 (1990)

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lichte. Dieses auf dem Gebiet der islamischen Geographie und Kartographie bis zum heutigen Tage unentbehrliche Werk ist nur in einigen Bibliotheken vorhan¬

den und deshalb lueht leicht zugänglich.

Die neue Teilausgabe bezieht sich aber nur auf diejenigen Gebiete, die vom

„Tübinger Atlas des Vorderen Orients" behandelt werden. Nicht berücksichtigt sind also die „Weltkarten" (s. Miller, Tf 64-65, 71-72, 75-79, 80-83, 84-86 zu fmden in Bd. 3 bis 5), die Regionen Magrib (Miller, Tf 5-7 in Bd. 1/2), das

Mittelmeer (Miller, Tf 1-4 in Bd. 1/2), das Kaspische Meer (Miller, Tf 46-

48 in Bd. 3/5) und die „Wüste zwischen IJuräsän und Färs" (Miller, Tf 49-51 in Bd. 3/5). Zu Recht sind auch die „Djaihani-Karten" (s. Miller, Tf 66-70, 72v., 73r u. 73v. in Bd. 5) weggelassen. Es handelt sich dabei um die Karten aus

zwei Handschriften, die sich unter Add 23542 und Or 1587 im Britischen

Museum befinden. Sie sind Kopien einer Handschrift, die den Titel ASköl al-

'Alam trägt und im Kabuler Museum aufbewahrt wird. Diese Handschrift bear¬

beitet zur Zeit der Rezensent. Sie ist nicht eine bloße verkürzte persische Über¬

setzung von Istahri's al-Masälik wa l-mamälik, wie Minorsky in: BSOAS 13

(1949/50), 92 ff., meint, sondem sie zeigt — abgesehen von den Karten — eigene Züge und enthält kleinere Passagen und Glossen, die bei Istahri und anderen Geographen nieht zu finden sind. Zu Millers Atlas sollen also nur die Karten

der Kabuler Handschrift herangezogen werden.

Diese notwendige Neuerscheinung hat jedoch den NachteU, daß dort ein

bestimmter TeU des MiLLER'schen Werks fehlt. Wer sich umfassend mit der

islamischen Geographie befaßt, muß die alte Ausgabe benutzen. Die unange¬

nehme schwache SteUe des großen Werks von Miller, nämlich die fehlerhaften

Transkriptionen, die die ganze Arbeit begleiten, versuchte Heinz Gaube

dadurch zu beseitigen, daß er in einem Index (s. denTextteU, S. 173-207) durch Querverweise von den fehlerhaften Schreibungen auf die korrekten verweist.

Aufschlußreich ist die Biographie von Konrad Miller aus der Feder seiner

Großnichte Gertrud Husslein (S. IX-XIII), die zeigt, wie ein Naturwissen¬

schaftler ein so bedeutendes Werk auf dem Gebiet der Islamwissenschaft geschaffen hat.

ParaUel zu dieser Ausgabe soU der Atlas von Frau Georgette Cornu {Atlas

du monde arabo-islamique ä l'Spoque classique, 9e-10e siecles. Repertoires des topo-

nymes. Leiden-Brill 1985) benutzt werden, wo die geographischen Namen der

einzelnen Regionen der islamischen Welt alphabetisch mit QueUenangaben auf¬

geführt werden (vgl. dazu: Der Islam 65 [1988], S. 385-387).

Den Herausgebem ist für diese gelungene TeUausgabe an dieser Stelle zu dan¬

ken. Die EinteUung der Publikation in einen Text- und KartenteU fmde ich sehr praktisch.

G. Djelani Davary, Wiesbaden

Georgette Cornu: Atlas du monde arabo-islamique ä I'Spoque classique, IX'- X' siicles. Repertoire des toponymes. Leiden: Brill 1985. XV, 213 S. 4°. 20 Kt.

in Mappe.

Vorliegendes Werk wurde zunächst in zwei provisorischen Heften, dann in

endgültiger Form zusammen mit den Karten herausgegeben. Der Textteü ent¬

hält alle in der Bibliotheca ßeographorum Arabicorum enthaltenen Namen von

II ZDMG 140/1

Zeitschrift der Deutschen Morgeniändischen GeseUschaft Band 140, Heft 1 (1990)

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BücherbcBprechungen

Orten und Regionen, die zusammen mit den in den Quellen angegebenen Reise¬

wegen mit wenigen Ausnahmen — nicht zu identifizierenden oder auffindbaren Orten — in die Karten eingetragen worden sind. Über die Nützlichkeit, ja das dringende Bedürfius eines solchen Unternehmens braucht kein Wort verloren zu werden. Die Besehräidiung auf die klassische Epoche und ein beschränktes Textkorpus wird man der Verf. konzidieren müssen; jedes ehrgeizigere Projekt

hätte dieses eher vereitelt und zudem viele Jahre beansprucht. Spätere Werke, wie der Mu'^am al-Buldän des Yäqüt, al-Bakri, abü 1-Fidä', al-'Umari, al-Idrisi etc. wurden zur Fixierung der Namensformen oder Lokalisation herangezogen, nicht aber zur Vermehrung der Toponjfme. Jeder Eintrag ist folgendermaßen gegliedert: Name (in Transkription) , heutige Entsprechung, Angabe des Status (Ort, Stadt, Region) , Beleg8telle(n) der Quelle(n) , spätere Angaben (z.B. Yäqüt, Musil, etc.). Die Bibliographie (irddusive Karteimiaterial) auf den SS. XI-XTV ist ausgezeichnet.

Wie schon gesagt, mußte der Verf. freigestellt sein, welcher Epoche sie ihre Belege entnehmen wollte, dies hat aber zur Folge, daß der Maghrib und beson¬

ders al-Andalus — das ja nur von einem der Autoren der BGA tatsächlich auf¬

gesucht wurde — recht stiefmütterlich wegkommen, bei östlichen Autoren lucht

verwunderlich. Hier hätte man m.M.n. durch Heranziehung etwas jüngerer

Autoren enorm viel und wertvolles Material ohne besonderen zusätzlichen Auf¬

wand gewinnen können, zumal solche Werke wie z.B. al-Himyari (ap. fi. Lfivi- PROVENgAL: La Pininsule iberique au moyen-age. Leiden 1938), al-ldrisi (mit den materialreichen Artikeln von C. Dubler) etc. z.T. Zitatengewebe älterer Autoren darstellen z. B. des ar-Räzi. Darüber sollte aber rücht gerechtet werden.

Andererseits fielen mir bei der Lektüre der ONN von al-Andalus eiruge Fälle auf, die ich bedenklieh fand. Ich bin daher die „Province d'Andalus" (S. 125-132)

Namen für Namen durchgegangen und habe nur Bemerkungen bzw. Verbesse¬

rungen/Berichtigungen notiert. Hier das Ergebius:

Abruhß), der Ebro. Zu vokalisieren Ibra, cf L.-P., PI\ p. 245; (al-)A(ndalu8,

Madrid-Granada 1933-1976) 18 (1953), p. 103. - Awlaba/Awliya, die Gegend

von Ja6n; es wird auf Yäqüts Eintrag „Awlab" verwiesen, zu lesen ist aber nach dem ausgezeichneten Vorschlag J. VAULvts (A 32 [1967], 245, La divisiön terri¬

torial de la Espana musulmana. Madrid 1986, p. 275 f ) nüt ar-Räzi Awraba < lat.

Urbe(m) zu urbs „Hauptstadt [der küra Jaön]"; gerade Yäqüt tradiert (s.v.

Awraba) „A- qasabat kürat öayyän wa-hiya tusammä l-yauma l-hädira". — Balät Marwän, nieht identifiziert, soll naeh al-Muqaddasi einer der 13 iqlim von Cör¬

doba sein. In der voUständigen Liste der 15 (!) iqlim dieser Stadt (s. Revista del Institute de Estudios Islämicos de Madrid 13 [1965/66], p. 179-181 der arab.

Paginierung) ist der Ort nicht aufgeführt, lag aber im NO/ONO von Cördoba, da

es auf dem Feldzug von 935 nach Zaragoza (Ihn Hayyän: Al-Muqtabas V. Ed.

P. Chalmeta. Madrid 1979, 358,10) zweite Etappe Richtung Ja6n, aber noch in

der küra von Cördoba gelegen war. — Batalyüt/s „Badajoz" lies Batalyaws (L.-P- PI, p. 38/§ 48), -t findet sich nur bei al-Muqaddasi (Ch. Pellat in seiner TeU¬

ausgabe Description de l'Occident musulman auIV/X' siicle. Alger 1950 vokali¬

siert übrigens Batalyawt !) — ein neuerlicher Hinweis darauf, wie mißlich es ist, nur östliche Quellen heranzuziehen, die einfach nicht die entsprechende Landes¬

kenntnis (einschließlich der der romaiüschenLandessprache) besaßen, wiez.B.

auch die Behauptung des Genarmten zeigt, der behauptet, /Sawdar/Jödar sei 18 ' Das oben genaimte Werk von fi. Lfivi-PROVENgAL.

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Meilen von Cördoba entfemt: in Luftlinie sind es mindestens 120 km. — al-Bay- 4ä' ist nicht „Albeida", sondem Albelda/Huesca, — Bayffü „Priego de Cördoba"

lies Bigü (Yäqüt, auf den verwiesen wird, sagt eigens bi-kasr al-bä' wa-mkün al- yä'). Dies aber ist die dialektische Aussprache (mit i-lmäla, cf meinen Aufsatz Die Verbreitung der Imäla im Spanisch-Arabischen. In: Festgabe für Hans Wehr.

Wiesbaden 1969, p. 20/Nr. 22, 28; femer al-Maqqari: Naß aHib. Ed. I. 'Abbäs.

Beimt 1968, I, 149: 'amal Bäguh wa-l-'ämma yaqülüna B-y-g-h) des ONs und

damit stellt sich die Frage, ob auf Karten die iKiclisiMacliliilic oder lokale Lau¬

tung zu verzeichnen wäre. Zur fiöyüÄ-Schreibung vgl. u.a.m. Ibn al-gatib: Al- Lamha al-badriyya fi d-dawla an-na^riyya. Kairo 1347, p. 18; ders., Al-Ihäta fi ahbär Gamäla. Ed. M. 'Inän. Kairo 1955. I 517: ders., A'mäl al-A'läm. Ed. E.

Lfevi-PR0VEN9AL. Beyrouth 1956, p. 27; ferner L.-P., Pf p. 76/§ 60 (Biguh). - Biza „Avis" (Portugal). F. Hebnändez Gim^)nez in: A 32 (1967), p. 60, Anm.

38, verweist aber darauf, daß die Karte bei Ihn Hawqal (ich lese eher •

habe, was aber besser zu den Schreibungen für „fivora" (arab. ij^Jij^l) passe,

ganz zu schweigen davon, daß Aviz einen vollkommen unnötigen Umweg in

einer Wegstrecke Santarem — Jummeüa — Badajoz darstelle. — öabal al-'Uyün

„Gibraleön", p. 127 s.v. Ldb(b) „Lepe" rücht „Gibraleona". — Galmäniya (ö-)

„Juromenha" bei Elvas. Mit Rücksicht auf den heutigen Namen ist die Vokalisa¬

tion als öulumanya anzusetzen: cf b. 'Arabi: Risälat al-quds. Ed. M. AstN Pala- cios. Madrid 1939, pp. 53,4; ^g (öuUumaniyya [natürlich -manya/-maniya, port, -menha/ap. -meria]). — al-Garra: lies mit Ihn Hawqal al-Garrä'. — öazira Gabal Täriq lies Öazirat G" T". - Isti^a „ßcija" lies Isti^^a, cf L.-P., PI, p. 20/

§ 12. — Libira/Ebira „Elvira": ersteres ist ein östliches Phantasieprodukt; „au NO d'Atarfa" lies Atarfe. Die Angabe „10 km NW von Atarfe" ist falsch, Bezug¬

spunkt ist Granada (12 km; cf El ^IV 1110 [engl. Ausg.]). — Lurqa „Lorca":

daneben älteres Lawraqa, cf L.-P.-, PI, p. 205/§ 161, besser Lürqa (cf El 'IV 832). — MadirM Süb „SUvea" lies Madinat Silb (st. es.!); die Vokalisation Äaia6 ist zu verwerfen. — Madina Salim ,31edinaceli" hes Madinat Sälim, cf L.-P., PI, p. 195, 234. Sowohl al-Muqaddasi wie Ibn IJawqal haben die korrekte Lautung.

— Mafiädat cd-Balät: lag am li. Ufer des Tajo bei Talavera la Vieja, dort wo sich

im 16. Jh. die Brücke von Almaraz befand (HernAndez, A XXV/ 1960,

pp. 350-353). — Al-Ma'ida lies al-Mä'ida. Die Identifikation nüt dem portug.

Almeida, SO von Pinhel nahe der span. Grenze (NW von Ciudad Rodrigo) , halte ich im Hinblick auf die Tatsache, daß der Name für al-Muqaddasi einen iqlim

von Cördoba bezeichnet, für ausgeschlossen. M. E. handelt es sich um die

Gegend SW von Cördoba, am Puerto del Visa zwischen Guadalquivir und Guada-

joz; dieser Paß hier arab. Fa^^ al-Mä'ida, cf A 24 (1959), p. 121, Amn. 1;

R. Caste jön: Cördoba califal. In: Boletin de la Real Academia de Cördoba 25 (1929), 253-339, hier p. 257 („la parte elevada de las primeras ondulaciones de Ia Campiiia . . ., fronteras a Cördoba, es llamada aun actualmente „las mesas").

— Mäliqa ,31ä,laga" natürlich Mälaqa. — Maritima „Mentesa", heute La Guardia (Ja6n). J. Vallvä, Las divisicmes territoriales . . ., p. 276 glaubt, daß der antike Name „Mentesa" die urbs der Provinz, also Ja6n selbst, bezeichnet. — Miknäsa

(genauer Miknäsat al-A?näm): nach den Untersuchungen von F. Hebnändez

GiMfiNEZ in: A 25 (1960), 349-259, bes. p. 358f , hegt der CastUlo de CogoUudo (Badajoz) an diesem Ort; nach Velo Nieto: Castülos de Extremadura. Cdceres.

Madrid 1968, p. 332 f, bezeichnet die Flur „Migneza" in den Dehesas Herrera

und Perdiguera (Gemeinden Malpartida und SerradiUa, SW-SSW von Plasen-

cia, nahe Mirabel) die Stelle.—ik/Mjän„Magän" (Toledo) lies Magäm. — Mursiya, 11»

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