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Open Access Publishing in Österreich 2010 Bruno Bauer, Kerstin Stieg

Der folgende Beitrag bietet einen Überblick über die Situation von Open Access Publishing in Österreich im Jahr 2010.1 Zunächst werden die österreichische Betei- ligung an Open-Access-Deklarationen sowie wichtige Open-Access-Veranstaltun- gen in Österreich dargestellt. Dann werden die Beiträge Österreichs für den Gol- denen Weg zu Open Access (OA-Zeitschriften) und für den Grünen Weg zu Open Access (Repositorien) skizziert. Es folgt eine Darstellung der Open Access Policies der wichtigsten Forschungsförderungsorganisation, der größten Universität des Landes sowie der Österreichischen Universitätenkonferenz. Den Abschluss bilden die Frage nach der Finanzierung von Open Access und eine Beschreibung der ge- änderten gesetzlichen Rahmenbedingungen für Open Access in Österreich.

1. Open-Access-Deklarationen und Veranstaltungen

„Werdet Teil der Revolution!“ – mit so drastischen Worte forderte der Nobelpreis- träger Harold Varmus den Paradigmenwechsel im wissenschaftlichen Publika- tionssystem2, und auch zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Österreich unterstützten diesen Aufruf in Form der Unterzeichnung von Online- Deklarationen für Open Access.

Zwischen Oktober 2000 und September 2001 haben sich 211 Wissenschaftlerin- nen und Wissenschaftler als Unterstützer des Open Letters3 der Initiative Public Library of Sciences deklariert, die von insgesamt 36.500 Personen aus 242 Ländern unterzeichnet worden ist (darunter 1.019 aus Deutschland, 328 aus der Schweiz).

1 Der folgende Beitrag ist die überarbeitete Fassung des Vortrags „Open Access in Österreich“, der am 7. Oktober 2009 im Rahmen der 3. Open-Access-Tage in Konstanz, die dem Thema „Open Access im Dreiländereck Deutschland – Österreich – Schweiz“

gewidmet waren, gehalten wurde.

Vgl. auch: Bauer, Bruno: Open Access Publishing – Trends in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Initiativen, Projekte, Stellenwert. – In: Zugang zum Fachwissen : ODOK‚ 05 ; 11. Österreichisches Online-Informationstreffen, 12. Österreichischer Dokumentartag ; 13.–16. September 2005, Freie Universität Bozen / hrsg. von Eveline Pipp. – Graz; Feldkirch: Neugebauer, 2007 (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 1), S. 194–200.

2 Varmus, Harold: Werdet Teil der Revolution. Digitale Bibliotheken und elektronische Zeitschriften sollen das wissenschaftliche Publizieren ändern. Ein Gespräch mit dem Nobelpreisträger Harold Varmus. – In: Die Zeit, Nr. 26, 18.06.2003.

http://www.zeit.de/2003/26/N-Interview-Varmus?page=all 3 http://www.plos.org/about/letter.php

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Die Budapest-Open-Access-Initiative4 (BOAI 2002) kann sowohl von Einzelpersonen als auch von Institutionen unterstützt werden. Während weltweit 526 Institutio- nen diese Deklaration offiziell unterzeichnet haben (darunter 29 aus Deutschland, 3 aus der Schweiz), ist nur eine einzige Unterschrift Österreich zuzuordnen: der Herausgeber von Suicidology Online5 hat sich zu dieser wichtigen Open-Access- Deklaration bekannt. Unter den 5.193 Einzelpersonen (darunter 237 aus Deutsch- land, 84 aus der Schweiz) finden sich 32 österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen6 (2004), eine Deklaration, die nicht von Einzelpersonen, sondern ausschließlich von Institutionen unterzeichnet werden kann, zählt unter 249 Unterschriften (darunter 36 aus Deutschland, 13 aus der Schweiz) drei von österreichischen Institutionen:

• Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (2003),

• Österreichische Rektorenkonferenz (2004),

• International Institute for Applied Systems Analysis (2007).

Nur regionale Bedeutung erlangte die Wiener Erklärung7 (2005), deren zehn The- sen zur Informationsfreiheit im Rahmen des Kongresses Chaos Control vorgestellt worden sind. Unterstützt haben diese Deklaration 786 Personen, darunter 381 österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Deutschland: 361) und elf Institutionen, darunter neun aus Österreich (Deutschland: 2). Als Unterzeichner der Wiener Erklärung scheinen u.a. auf:

• Universitätsbibliothek Wien,

• Zentraler Informatikdienst der Universität Wien und ACONET (österreichisches akademisches Computernetz),

• Zentraler Informatikdienst der Technischen Universität Wien,

• Zentrum für praxisorientierte Informatik der Donau-Universität Krems,

• Akademie-Rechenzentrum der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften,

• ISPA – Verband der österreichischen Internetanbieter.

Weitere wichtige Beiträge zur Bewusstseinsbildung über Open Access Publishing in Österreich leisteten in den letzten Jahren Veranstaltungen, wie die ODOK in

4 http://www.soros.org/openaccess/read.shtml 5 http://www.suizidforschung.at/sol/

6 http://oa.mpg.de/openaccess-berlin/berlin_declaration.pdf [englisch],

http://oa.mpg.de/openaccess-berlin/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf [deutsch]

7 http://www.chaoscontrol.at/2005/we.htm

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Bozen 2006 (Generalthema: „Zugang zum Fachwissen“8), der Österreichische Bib- liothekartag in Bregenz 2006 (Generalthema: „Wa(h)re Information“9), das Open- Access-Symposium an der Universität Linz 200810, die 3. Open-Access-Tage an der Universität Konstanz 200911 sowie der Open-Access-Informationstag 2010 der Uni- versität Wien12.

Zum Thema Open Access in Österreich wurden auch wiederholt Interviews im wichtigen Online-Forum futurezone@ORF.at gebracht13.

Dass das Thema Open Access mittlerweile auch in der österreichischen Biblio- thekslandschaft verankert ist, wird auch darin ersichtlich, dass es Aufnahme ins Curriculum des angebotenen Universitätslehrgangs Library and Information Stu- dies, MSc gefunden hat.

8 http://www.uibk.ac.at/voeb/odok2005/programm.htm; vgl. auch den Tagungsband:

Zugang zum Fachwissen : ODOK ‚ 05 ; 11. Österreichisches Online-Informationstreffen, 12. Österreichischer Dokumentartag ; 13.–16. September 2005, Freie Universität Bozen / hrsg. von Eveline Pipp. – Graz; Feldkirch: Neugebauer, 2007. (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 1).

9 http://www.univie.ac.at/voeb/bibliothekartag/bibliotag2006/indexie.html; vgl. auch den Tagungsband: Wa(h)re Information: 29. Österreichischer Bibliothekartag Bregenz 2006 / hrsg. von Harald Weigel; bearb. von Jürgen Thaler, Gerhard Zechner. – Graz:

Neugebauer, 2007. (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 2).

10 http://www.iwp.jku.at/openaccess/#linz; vgl. auch: Schwerpunktausgabe von:

Information Wissenschaft und Praxis (IWP) 5/2009 über „Open Access“.

http://www.iwp.jku.at/openaccess/#linz

11 http://open-access.net/de/aktivitaeten/openaccesstage/programm/; vgl. auch: Bauer, Bruno: Open Access im Dreiländereck Deutschland – Österreich – Schweiz: Bericht von den 3. Open-Access-Tagen an der Universität Konstanz, 7. und 8. Oktober 2009.

– In: Mitteilungen der VÖB 62 (2009), H. 4, S. 44–50. http://www.univie.ac.at/voeb /fileadmin/Dateien/Publikationen/VOB-Mitteilungen/vm6220094klein.pdf 12 http://openaccess.univie.ac.at/oaday09/

13 Bauer, Bruno ; Hack, Günter: Der Preis der freien Wissenschaft. – In: futurezone@ORF.at, 02.05.2007. http://futurezone.orf.at/stories/188665/

Kersting, Anja ; Hack, Günter: Neue Plattform für Open Access. – In: futurezone@ORF.at, 12.05.2007. http://futurezone.orf.at/stories/191794/

Reckling, Falk ; Hack, Günter: Freier Zugang zu geförderter Forschung. – In:

futurezone@ORF.at, 12.05.2009. http://futurezone.orf.at/stories/1603114/

Oberhuemer, Petra ; Kromp, Brigitte ; Hack, Günter: Open Access: „Bildung nicht nur für Eliten“. – In: futurezone@ORF.at, 09.07.2009.

http://futurezone.orf.at/stories/1612188/.

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2. Der goldene Weg zu Open Access Publishing: OA-Zeitschriften

Als „Goldenen Weg zu Open Access“ bezeichnet man die Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Fachbeitrages als Erstpublikation in einer Open-Access-Zeit- schrift. Einen Überblick über die bestehenden Open-Access-Zeitschriften bietet das Directory of Open Access Journals (DOAJ14). Es verzeichnet derzeit 4.773 Open- Access-Titel und weist ca. 357.000 Artikel nach. Aufgenommen sind auch 33 ös- terreichische Zeitschriften, die die Open-Access-Kriterien erfüllen15 (Deutschland:

183 OA-Titel, Schweiz: 67 OA-Titel). Davon entfallen zwölf Titel auf den Verlag Krause und Pachernegg16; bei den anderen 21 Titeln fungieren zumeist Universi- täten oder wissenschaftliche Institutionen und Gesellschaften als Herausgeber17:

• ASEAS: Österreichische Zeitschrift für Südostasienwissenschaften (seit 2008),

• Austrian Studies in Social Anthropology (seit 2005),

• E-Beratungsjournal (seit 2005),

• E-Journal Philosophie der Psychologie (seit 2005),

• European Integration Online Papers (seit 1997),

• International Journal of Advanced Corporate Learning: iJAC (seit 2008),

• International Journal of Computer and Network Security (seit 2009),

• Joannea Botanik (seit 1999),

• Joannea Geologie und Paläontologie (seit 1999),

• Journal für Ernährungsmedizin (seit 2001),

• Journal of Universal Computer Science (seit 1994),

• Living Reviews in European Governance (seit 2006),

• Magazin erwachsenenbildung.at: Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs (seit 2007),

• Papers on Social Representations (seit 1992),

• R News (seit 2001),

• RhetOn (seit 2004),

• Scientia Pharmaceutica (seit 2006), 14 http://www.doaj.org/

15 Im DOAJ sind fünf weitere Titel unter „Austria“ gelistet, obwohl weder Redaktion noch Herausgeber Österreich zuzuordnen sind; diese wurden in der oben angeführten Darstellung nicht berücksichtigt.

16 Der Verlag Krause und Pachernegg gibt medizinische Zeitschriften heraus, wobei das Geschäftsmodell auf einer kostenpflichtigen Print-Ausgabe basiert; die entsprechenden Online-Versionen werden gemäß den Open-Access-Kriterien kostenfrei ins Web gestellt.

17 Als Herausgeber von österreichischen Open-Access-Zeitschriften fungieren u.a.

Technische Universität Graz, Universität Linz, Universität Salzburg und Universität Wien, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Steiermärkisches Landes- museum Joanneum, Österreichische Gesellschaft für Hochschuldidaktik, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Bundesinstitut für Österreichische Apotheker Verlagsgesellschaft mbH, Verlagshaus der Ärzte GmbH.

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• tripleC : Open Access Journal for a Global Sustainable Information Society (seit 2003),

• Vienna Yearbook of Population Research (seit 2005),

• WEB-FU – Wiener elektronische Beiträge des Instituts für Finno-Ugristik (seit 2001),

• Zeitschrift für Hochschulentwicklung (seit 2004).

Ein weiterer Indikator für den Erfolg des Goldenen Weges zu Open Access ist die Zahl der Mitgliedschaften bei BioMed Central18, dem wichtigsten Open Access Publisher. BioMed Central publiziert mittlerweile mehr als 180 Open-Access-Zeit- schriften aus dem Bereich Biologie und Medizin. Der Verlag wurde im Oktober 2008 von der Verlagsgruppe Springer Science+Business Media übernommen.

BioMed Central zählt weltweit 303 institutionelle Mitgliedschaften in 38 Ländern, davon entfallen vier auf Österreich19 (Deutschland: 34, Schweiz: 11).

Während bei den Mitgliedschaften Österreich gegenüber Deutschland und der Schweiz deutlich im Hintertreffen ist, zeigt die Zahl der in BioMed Central-Titeln publizierten Beiträge durchaus ein anderes Bild. Österreichische Wissenschaftler haben insgesamt 1.079 wissenschaftliche Fachbeiträge in Zeitschriften von Bio- Med Central veröffentlicht (Deutschland: 8.172, Schweiz: 2.274 Beiträge).

Eine alternative Strategie zu Open Access Publishing verfolgt das internationale Kooperationsprojekt Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics (SCOAP320) für den Bereich der Hochenergiephysik. Das Projekt verfolgt das Ziel, die fünf wichtigsten Zeitschriften des Fachbereichs auf Open Access umzustellen. In diesen Zeitschriften werden jährlich zwischen 5.000 und 7.000 Artikel publiziert. Die Gesamtkosten für diese Zeitschriften werden auf 10 Mio.

Euro geschätzt, die derzeit von ca. 500 Institutionen weltweit durch Abonne- ments und Lizenzen getragen werden. SCOAP3 sieht nun vor, dass diese Kosten anteilig entsprechend den publizierten Beiträgen aufgebracht werden. Gemäß diesem Schlüssel entfallen auf Österreich 0,5%, die von der Zentralbibliothek für Physik, einer Zweigbibliothek der Universitätsbibliothek Wien, aufzubringen sind 18 http://www.biomedcentral.com/

19 Technische Universität Graz, Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Molekulare Pathologie Wien; aus Kostengründen hat die Medizinische Universität Wien mit Ende 2008 ihre Mitgliedschaft beendet.

Vgl. auch: Bauer, Bruno ; Dollfuß, Helmut: BioMed Central – The Open Access Publisher in Österreich. – In: Online Mitteilungen Nr. 77 (Dezember 2003), S. 15–19.

http://www.univie.ac.at/voeb/fileadmin/Dateien/Publikationen /ONLINE-Mitteilungen/om77.pdf

20 http://scoap3.org/; vgl. auch: Bianco, S. et al.: Towards Open Access Publishing in High Energy Physics: Report of the SCOAP3 Working Party, CERN, Geneva, 19. April 2007.

http://scoap3.org/files/Scoap3WPReport.pdf.

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(Deutschland: 9,1%, Schweiz: 1,3%, dazu noch CERN: 2,1%). Offizieller österreichi- scher Vertreter im SCOAP3-Konsortium ist das Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Eine weitere Möglichkeit für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, ihre Fach- beiträge der internationalen Scientific Community unmittelbar zur Verfügung zu stellen, stellt das Publizieren in sogenannten Hybrid-Zeitschriften dar. Dabei handelt es sich um Zeitschriften, die nicht Open Access sind, jedoch Autoren die Möglichkeit bieten, ihre Artikel „freizukaufen“ und somit Open Access zu stellen.

Mittlerweile bieten de facto alle internationalen Großverlage für viele ihrer Jour- nale diese Option an. In der Regel übernehmen die Autoren bzw. Förderungs- organisationen die Gebühren, um Artikel für Leser frei zugänglich zu machen.

Einen Überblick über jene Verlage, die Hybridmodelle anbieten, sowie weiterfüh- rende Informationen zu den für das Open-Access-Publizieren anfallenden Gebüh- ren in diesen Zeitschriften bietet das Subverzeichnis der SHERPA/RoMEO-Seite

„Publishers with Paid Options for Open Access“.21

Das Hybrid-Modell ist allerdings vor allem in Hinblick auf die kurz- und mittelfris- tig anfallenden höheren Kosten kritisch zu betrachten. Steigende Open-Access- Beiträge in konventionellen Zeitschriften haben in der Regel leider noch nicht zu sinkenden Abonnementkosten geführt. Zudem ist der Anteil von Open-Ac- cess-Beiträgen in Hybridzeitschriften ein sehr geringer. Aus dem Portfolio der 20 größten Herausgeber weltweit mit circa 10.000 Zeitschriften finden sich etwa 22%

Hybridzeitschriften. Der Anteil der Open-Access-Beiträge in diesen Zeitschriften beträgt lediglich 2%.22

Bis dato gibt es keinerlei Studien zum Hybridmodell in Österreich. Erste Ergeb- nisse von SOAP (Study on Open Access Publishing), einem zweijährigen, im Rahmen des FP7-Programms von der Europäischen Kommission finanzierten Projekts, wer- den im Rahmen der 14th International Conference on Electronic Publishing vom 16. bis 18. Juni 2010 in Helsinki präsentiert.23

3. Der grüne Weg zu Open Access Publishing: Repositorien

Als „Grüner Weg zu Open Access“ bezeichnet man die Veröffentlichung eines wis- senschaftlichen Fachbeitrages als Zweitpublikation in einem institutionellen oder fachlichen Repositorium, was von vielen Verlagen unter bestimmten Bedingun- gen gestattet wird. Über die Copyrightpolitik bzw. die Möglichkeit zur Selbstarchi- vierung für mehr als 700 Verlage informiert das Verzeichnis SHERPA/RoMEO.24 21 http://www.sherpa.ac.uk/romeo/PaidOA.html

22 https://fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/get/o:51548/bdef:Asset/view 23 http://project-soap.eu/soap-elpub-2010/

24 http://www.sherpa.ac.uk/romeo/

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Das Directory of Open Access Repositories (OpenDOAR25) listet die derzeit bestehen- den 1.586 Repositorien auf. Davon entfallen neun auf Österreich (Deutschland:

139, Schweiz: 9), die allerdings zum Teil nur wenige (einige Hundert) Dokumente beinhalten:

• Architektur-Informatik (Arbeitskreis Architekturinformation),

• Dokumentenserver des LBI-HTA (Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment),

• Elektronisch archivierte Theorie – Sammelpunkt (Universität Wien),

• Elektronische Publikationen der Wirtschaftsuniversität Wien: Epub-WU,

• Elektronisches Publikationsportal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: epub.oeaw,

• ERPA: European Research Papers Archive,

• OTHES (Universität Wien),

• Phaidra: Permanent Hosting, Archiving and Indexing of Digital Resources and Assets (Universität Wien),

• textfeld (textfeld society for advancement of academic potential).

4. Open Access Policies

Während die Unterzeichnung von Open-Access-Deklarationen zwar öffentlich- keitswirksam betrieben wurde, aber oft kaum Auswirkungen auf die Gegeben- heiten im wissenschaftlichen Publikationswesen bewirkt hat, führt die freiwillige institutionelle Selbstverpflichtung zumeist zu konkreten Maßnahmen, um Open Access Publishing zu realisieren. Von den derzeit im Verzeichnis Open Access Repo- sitory Material Archiving Policies (ROARMAP26) verzeichneten 206 Einrichtungen ist nur eine Österreich zuzuordnen (Deutschland: 8, Schweiz: 5).

Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), erster öster- reichischer Unterzeichner der Berliner Erklärung, setzt in seinem Förderprogramm starke Open-Access-Akzente.27

„Als Unterzeichner der “Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Scien- ces and Humanities” hat sich der FWF verpflichtet, den freien Zugang zu wissenschaft- lichen Publikationen und Forschungsdaten im Internet nachhaltig zu unterstützen und zu propagieren. In diesem Sinn verpflichtet der FWF alle ProjektleiterInnen und

25 http://www.opendoar.org/

26 http://www.eprints.org/openaccess/policysignup/

27 Reckling, Falk ; Bauer, Bruno: Repositorien: Der grüne Weg zu Open Access Publishing aus der Perspektive einer Forschungsförderungsorganisation. 10 Fragen von Bruno Bauer an Falk Reckling, Mitarbeiter des FWF Der Wissenschaftsfonds. – In: GMS Medizin – Bibliothek – Information 9 (2009), H. 1, Doc11.

http://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2009-9/mbi000139.pdf

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ProjektmitarbeiterInnen, ihre Publikationen durch Open-Access-Medien im Internet frei zugänglich zu machen. Von der Verpflichtung zur Open-Access-Publikation kann nur abgewichen werden, wenn es aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist. Dies ist gegenüber dem FWF bei der Endberichtslegung zu begründen.“28

Um die Selbstarchivierung zu unterstützen, kooperiert der FWF seit März 2010 mit UK PubMed Central. (UKPMC).29 Mit dieser Initiative hat der FWF alle ProjektleiterIn- nen in den Life Sciences aufgefordert, ihre Publikation freizugänglich in UKPMC zu archivieren. Im März 2010 haben ca. 1.400 FWF-Projekte aus den Life Sciences (inkl. verwandter Gebiete), die nicht vor dem 1.4.2007 beendet wurden, per E-Mail die Aufforderung von UKPMC erhalten, ihre Publikationen über ein Projektkonto frei zugänglich zu machen. Auch in Zukunft werden alle neu geförderten FWF- Projekte in den Life Sciences mit einem Projektkonto bei UKPMC ausgestattet und zur Archivierung ihrer Publikationen aufgefordert. Wie beim National Institute of Health (NIH) und bei britischen Förderorganisationen wie dem Wellcome Trust üblich, wird dies ab 2011 auch bei FWF-Förderungen zur Verpflichtung.30

Zwar nicht in der ROARMAP erfasst, aber doch eine dezidierte Open Access Policy verfolgen die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die Universität Wien und in jüngster Zeit auch die Österreichische Universitätenkonferenz.

Die Open-Access-Politik des Verlags der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften bietet zwei Optionen: kostenfrei können Autorinnen und Autoren ihre Beiträge in das institutionelle Repositorium einstellen und zunächst zwei Jahre im Intranet frei zugänglich machen; nach zwei Jahren hat der Autor das Recht, den Beitrag auch im Internet weltweit zugänglich zu machen. Alternativ dazu bietet das Programm Author’s Choice dem Verfasser die Möglichkeit, gegen Bezahlung einer Gebühr einen Zeitschriftenartikel unmittelbar mit dem Publikationszeit- punkt im Internet frei zugänglich zu machen.31

Unter den österreichischen Universitäten kommt der Universität Wien eine füh- rende Rolle zu, die mit Phaidra ein institutionelles Repositorium betreibt, eine Mit- gliedschaft bei BioMed Central finanziert und ein ambitioniertes Open-Access-Be- ratungsangebot entwickelt hat, getragen von der Einschätzung: „Die Universität Wien hat die Bedeutung der Open-Access-Bewegung erkannt und Open Access zum strategischen Ziel erklärt.“32

28 http://www.fwf.ac.at/de/public_relations/oai/index.html 29 Vgl.: Reckling, Falk: Der FWF beteiligt sich an PubMed.

http://www.fwf.ac.at/de/news/am20100302.html 30 http://www.fwf.ac.at/de/aktuelles_detail.asp?N_ID=399 31 http://verlag.oeaw.ac.at/content/Open-Access.html 32 http://openaccess.univie.ac.at/

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Die Universität Wien ist auch Teilnehmerin am Projekt OpenAire – Open Access In- frastructure for Research in Europe, an dem 38 Projektpartner aus 27 europäischen Ländern teilnehmen.33

Die 2008 von der European University Association (EUA) beschlossenen Recom- mendations from the EUA Working Group on Open Access34 gaben den Anstoß für die im Jänner 2010 veröffentlichten „Empfehlungen der Österreichischen Universitäten- konferenz (uniko) zu einer Open-Access-Politik der Universitäten“35. Diese Festlegung der uniko bildet die logische Fortsetzung der Entscheidung von 2004, als die Ös- terreichische Rektorenkonferenz die Berliner Erklärung unterzeichnet hat.

5. Finanzierung & gesetzliche Rahmenbedingungen für Open Access

Im Vergleich zum etablierten System des wissenschaftlichen Publikationswesens verursacht auch Open Access Publishing sowohl in der Variante des Goldenen We- ges als auch des Grünen Weges hohe Kosten, die in der Phase eines Paradigmen- wechsels – insbesondere von den Universitäten – zusätzlich zum Abonnement- und Lizenzmodell zu finanzieren sind.36

In Österreich gibt es, abgesehen von der Initiative des FWF, bisher keine Förder- programme nationaler Stellen für Open Access Publishing. Mit dem Inkrafttreten des Universitätsgesetzes 2002 im Jahr 2004 wurden die 21 bundesstaatlichen Uni- versitäten in die Autonomie entlassen. Der Staat fungiert zwar weiterhin als Haupt- geldgeber für die Universitäten, er nimmt allerdings nicht mehr eine gestaltende, sondern eine kontrollierende Rolle wahr. Jährlich haben die Universitäten dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung eine Leistungsbilanz vorzu- legen, in der eine wichtige Kennzahl die Anzahl der wissenschaftlichen Veröffent- lichungen des Personals, nach Typus von Publikationen, bildet. Explizit darzustel- len sind „erstveröffentlichte Beiträge in SSCI, SCI oder A&HC-Fachzeitschriften“37.

33 http://www.openaire.eu/

34 http://www.eua.be/fileadmin/user_upload/files/Policy_Positions/Recommendations_

Open_Access_adopted_by_the_EUA_Council_on_26th_of_March_2008_final.pdf 35 http://www.uniko.ac.at/upload/Uniko-Empfehlungen_Open_Access_01_2010.pdf 36 Bauer, Bruno: It’s economy stupid! – Anmerkungen zu ökonomischen Aspekten des

goldenen und des grünen Weges beim Open Access Publishing. – In: Information – Wissenschaft und Praxis 60 (2009), H. 5, S. 271–278.

http://www.b-i-t-online.de/pdf/IWP2009-5.pdf

37 Verordnung der Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur über die Wissensbilanz (Wissensbilanz-Verordnung – WBV), 15.02.2006. [BGBl. II Nr. 63/2006].

http://www.bmwf.gv.at/uploads/tx_bmwfcontent/wbv.pdf. – Hier explizit Kennzahl IV.2.2 Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Personals

[pro Universität, pro Wissenschaftszweig] (nach Typus von Publikationen).

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Es wird also dezidiert das Publizieren in Zeitschriften mit Impact Factor forciert, worin viele der neu gegründeten Open-Access-Zeitschriften deutlich schwächere Werte aufweisen als die etablierten Verlagszeitschriften. Die Zahl der Veröffent- lichungen von wissenschaftlichen Fachbeiträgen in Open-Access-Zeitschriften stellt keine Kennzahl der Wissensbilanz dar. Folglich fehlt ein entsprechender Lenkungseffekt, zumal für publikationsstarke Universitäten eine Umstellung auf Open Access Publishing – auch a la longue – deutlich höhere Kosten verursachen würde als das etablierte Lizenz- und Abonnementsystem, wie etwa in einer Studie über die Medizinische Universität Wien, die Technische Universität Wien und die Veterinärmedizinische Universität Wien dargestellt werden konnte.38

In jüngster Zeit erfolgte auf staatlicher Ebene eine wichtige Positionierung mit der vom Österreichischen Nationalrat im Parlament beschlossenen Novelle zum Universitätsgesetz 2009, in der sich im § 85 der Passus findet, dass eine „Zentrale Datenbank für wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten“ aufgebaut werden soll. Diese Datenbank soll neben den Metadaten „nach Möglichkeit [...] auch eine Volltexterfassung“ beinhalten. Während Absatz 1 der Novelle wissenschaftliche und künstlerische Abschlussarbeiten behandelt, bezieht sich Absatz 2 der Novelle auf wissenschaftliche Veröffentlichungen: „Zur Dokumentation der wissenschaft- lichen Leistungen an österreichischen Universitäten ist eine zentrale Datenbank für wissenschaftliche Veröffentlichungen von Angehörigen der Universität (digita- les Repositorium) einzurichten, die zumindest die in Abs. I angeführten Angaben zu enthalten hat.“39 In einer Stellungnahme der Österreichischen Universitäten- konferenz wurde dazu festgehalten: „Die Verpflichtung zur Errichtung eines digi- talen Repositoriums sollte auch in Zusammenhang mit aktuellen Open-Access- Initiativen im Universitätsbereich gesehen werden.“40

6. Ausblick

Bewertet man die Situation von Open Access Publishing in Österreich 2010, so ist festzuhalten, dass die „Open Access Publishing“-Idee – trotz des im Vergleich zum Ausland viele Jahre fehlenden Interesses bzw. der ungenügenden Unterstützung maßgeblicher Entscheidungsträger – auch in Österreich dank der Einzelinitiativen von engagierten Institutionen bzw. Personen verbreitet werden konnte. Mangels 38 Bauer, Bruno: Kommerzielle Open Access Publishing-Geschäftsmodelle auf dem

Prüfstand: ökonomische Zwischenbilanz der „Gold Road to Open Access“ an drei österreichischen Universitäten. – In: GMS Medizin – Bibliothek – Information 6 (2006), H. 3, Doc32. http://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2007-6/mbi000050.pdf 39 Bundesgesetz über die Organisation der Universitäten und ihre Studien (Universitäts-

gesetz 2002 – UG), Stand: 1. Oktober 2009. – http://www.bmwf.gv.at/uploads/tx_

bmwfcontent/UG2002_011009.pdf

40 http://www.uniko.ac.at/upload/Stellungnahme_UG-Novelle_2008_110708.pdf

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zentraler Finanzierungsmöglichkeiten und der Nichtberücksichtigung von Open Access Publishing in den von den Universitäten vorzulegenden Wissensbilanzen als ein Kriterium für die Mittelvergabe durch das zuständige Bundesministerium konnte Open Access Publishing bisher in Österreich allerdings nicht jene Akzep- tanz bei den Wissenschaftlern finden, die sie in anderen Ländern bereits gefun- den hat.

Die Erklärung der österreichischen Universitätenkonferenz zu Open Access sowie die Novelle zum Universitätsgesetz – Stichwort „nationales Repositorium“ – könn- ten nunmehr Schlüsseldokumente dafür darstellen, dass sich auch in Österreich Open Access Publishing als Alternative zum traditionellen Publikationswesen eta- bliert.

Für eine weitere positive Entwicklung von Open Access in Österreich wäre es wichtig, mehrere große Desiderate zu beheben. Es fehlen eine „Nationale Studie über das Publikationsverhalten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Österreich“, wie sie etwa für Deutschland schon seit 2005 vorliegt41 sowie eine

„Nationale Studie über ökonomische Aspekte des wissenschaftlichen Publikations- wesens bzw. von Open Access Publishing in Österreich“, wie sie etwa 2009 für Groß- britannien im Jahr veröffentlicht worden ist.42 In weiterer Folge sollte dann auf Basis dieser Grundlagen eine „österreichische Allianzinitiative“ mit der Ziel- setzung gebildet werden, ähnlich der Allianz der deutschen Wissenschaftsorga- nisationen43 in Deutschland eine nationale Open-Access-Strategie für Österreich zu entwickeln, die dann auch eine entsprechende finanzielle Unterstützung bekommen müsste.

41 Publikationsstrategien im Wandel? Ergebnisse einer Umfrage zum Publikations- und Rezeptionsverhalten DFG-geförderter Wissenschaftler unter besonderer Berücksichtigung von Open Access / Hrsg. Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

– 1. Aufl. – Weinheim: WILEY-VCH, 2005.

42 Houghton, John W. ; et al.: Economic Implications of Alternative Scholarly Publishing Models: Exploring the Costs and Benefits, Report to The Joint Information Systems Committee (JISC) by Victoria University & Loughborough University. 2009.

http://ie-repository.jisc.ac.uk/278/4/EI-ASPM_Summary.pdf [Summary], http://ie-repository.jisc.ac.uk/278/3/EI-ASPM_Report.pdf [Full Report].

43 http://www.allianzinitiative.de/de/handlungsfelder/open_access/

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