• Keine Ergebnisse gefunden

(1)609 Zur Entzifferung der Pehlevipapyrus

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "(1)609 Zur Entzifferung der Pehlevipapyrus"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

609

Zur Entzifferung der Pehlevipapyrus.

Von Paul Horn.

Eines der Hefte der „Mittheilungen aus den orien¬

talischen Sammlungen' der Königlichen Museen zu Berlin

soll ausschliesslich den Pehlevipapyrus gewidmet und mit sorg¬

fältigen photographischen Nachbildungen von einer Anzahl derselben

ausgestattet werden. Mit dem Erscheineu dieses Heftes wird die

Porschung über die Papyrus voraussichtlich mehr in Pluss kommen

und es dürfte angemessen sein , etwaige Entzifferungsversuche vor¬

läufig aufzuschieben, bis die Papyrus in guten Reproductionen all¬

gemeiner zugänglich geworden sind. Die folgenden Bemerkungen

mögen daher lediglich als Ergänzungen zu Seite 50 u. folg. dieses

Bandes der Zeitschrift bereits hier eine Stelle finden.

Die am angeführten Orte versuchte Entzifferung dreier grösserer

Stücke wird im Grossen und Ganzen das Richtige getroffen haben,

wenn auch im Einzelnen verschiedenes der Verbesserung bedarf.

Statt des zweifelnd, laktung gelesenen Hohlmaasses scheint vielmehr

iDPDb im Text zu stehen (ich bediene mich in diesem Aufsatz,

dem allgemeinen Usus folgend y zur Transscription der hebräischen

Buchstaben) oder nach Fr. 21, 2 iDSSb, was allerdings an sich

nicht deutlicher ist als jenes; vielleicht haben wir ein egyptisches

Wort vor uns, worüber weiter unten die Rede sein wird. Die Be¬

merkung über die Interpunktion war ganz verfehlt; es ist nämlich

die Zahl 10, welche hier erscheint, eine Entdeckung, die ich Herrn

Dr. F. C. Andreas verdanke. Zu "irrrn vergleiche man die unter

värdcä „Wachtel" von Hübschmann „Etymologie und Lautlehre

der ossetischen Sprache" zusammengestellten Worte, wenn auch die

Bedeutung „Wachtel" dem Pehlevi nicht ohne Weiteres zukommen

wird. Pür N^bn „Essig" ist besser sobn „Milch" zu lesen, worauf

mich die Herreu Dr. Andreas und Kirste unabhängig von

einander aufmerksam gemacht haben. Auch ich hatte ursprünglich

flüchtig an diese Lesung gedacht, war aber von derselben ab¬

gegangen, da ich mich scheute, das verkürzte b von Nsbn schon

auf die Papyrus zu übertragen ; man sieht also , wie alt die

(2)

610 Horn, Zur Entzifferung der Peiilevipapyrus.

Schreibungen des Pehlevi-Päzand -Glossary unter Umständen sein

können. Der indische, importirte Palmenwein war jedenfalls eine

bessere Sorte als der von der im Fajum wälderweise vorkommenden

Dattelpalme (Phoenix dactylifera L) gewonnene, welcher nach Her.

n, 86 bei der Einbalsamirung der Leichen benutzt ward und nach

Xen. Anab. II, 3 starke Kopfschmerzen hervorrief Letzterer bildete

neben dem Gerstenwein vorzugsweise das Getränk der Aermeren

(Woenig. Die Pflanzen im alten Egypten, 311) und wurde dem

Berliner medicinischen Papyrus (Ebers) zufolge mit anderen Ingre¬

dienzien auch zu Klystiren verwandt (Brugsch, Allg. Monatsschrift

fiir Wissenschaft und Literatur 1853, Seite 56). "^nONTin i on

ist vielleicht eine Art vinum conditum, wie er bei den Alten sehr

beliebt war. Die Lesung "ni „Wildesel" scheint eine Bestätigung

zu finden durch die Mittheilung Ker Porter's (I. 460), sowie

Polack's (I. 115), dass das Fleisch des Wildesels von den Persern

als Delikatesse geschätzt werde. Ueber das Vorkommen dieses

Thieres in Afrika berichten Aelian, De nat. an. XIV. 10: Mixgol fiiv

iSeiv slaiv oi Aißveg 'innoi, xai övot (nämlich ovot dypioi) und

Leo Africanus im 9. Buche s. v. Asinus silvaticus: Reperiuntur in de- sertis (Africae) vel desertorum confiniis maxima frequentia. Die Stelle

bei Spiegel, Avestaübersetzung II. XLIII *) über das Schwein war

mir früher entgangen. si3^ ist Druckfehler statt »^Jji'; es scheint

aber doch iDms, irgend ein „kleiner" Vogel, auf dem Papyrus zu

stehen.

Einige Fragmente weisen neben dem Pehlevitexte - auch noch

einen griechischen auf Herr Prof Wilken schätzte mir die¬

selben nach dem Typus der griechischen Schrift als dem 6.—7.

Jahrhundert unserer Zeitrechnung angehörig; der Inhalt dieser

Stücke lautet nach den Mittheilungen des genannten Herrn wie folgt :

t ' EnXr]Q(üd'i]v iyiia) naga aov ^Bvo{v)ipio(v) ro(C) E

TÜiv adiv dgovg(üv) xagn(ptg)

Von dem Pehlevitexte sind hier die Reste von 4 Zeilen er¬

halten, ich vermochte jedoch kein Wort sicher zu lesen.

Ein anderes Stück trägt uuter einer nur noch spärlich vor¬

handenen ZeUe Pehlevi die Worte : .

X a

K anavSttV xaß ß xtiur (bis hierher ist der Text nicht ganz

deutUch) vnig inoixj {Tv)ßiM{e)x(ig) fPafi{evw)d- aiT(ov) xg{i)d-(Tjg) ngox{eifisvoi) t

Endlich ein drittes Fragment enthält nur die Worte:

t Fewgyiog xolsxragiiog)

Das Stück liegt mit in der Pehlevisammlung , es entbehrt

jedoch voUständig aller Spuren von Pehlevischrift. Der Kokextagiog (Steuereinnehmer) begegnet häufig auf griechischen Papyrus.

Diese BUinguen sind von höchstem Interesse, da sie uns zeigen,

was möglicher Weise auf den Papyrus alles zu suchen sein kann.

(3)

Hom, Zur Entzifferung der Fehlevipapyrtis. 611

Wenn dem griechischen Texte ein Kreuz vor- oder nachgesetzt ist,

so beweist uns dies christliche Symbol, dass die Kontrahenten der

betreffenden Abmachungen oder wenigstens die eine Pai-tei derselben

Christen waren ; dass sie keine Perser waren , geht aus der An¬

wendung der griechischen Sprache hervor. Auf den in Pehlevi

abgefassten Stücken erscheint nirgends ein solches Kreuz.

Es können also sowohl egyptische (Sevovcpiog) wie griechische

Namen (Fecogyiog) auf den Papyrus begegnen. Soust sind mir nur

noch an drei Stellen Eigennamen vorgekommen uud zwar sind es

hier stets rein persische.

Ein Pergamentfragment enthält in kalligraphisch schöner Schrift

e H

(in der That ^lÄ-Jj «X-oLi Jb^. wie Firdüsi vom Pehlevi sagt)

die folgende Liste von Personen:

•< yiJTnD^JNi-na INmmniB INnTMimNPNI

■« •'iiomT':

INman-itt

IJomr 1 iDN-T'N

1 nNn2ine<M PNnriNn

Die andere Seite ist von einer anderen Hand mit sehr kursiven

Schriftzügen beschrieben.

Sodann, erscheint noch ein 5iN fTia "> nsrnniB und

auf einem dritten Stück heisst es im Texte inNis n:T by.

Was aber das Wichtigste ist, es wird nach egyptischen

Monaten gerechnet. Ich vermuthe daher den Tvßt auch noch auf

zwei anderen nur in Pehlevi abgefassten Fragmenten. Eben so

gut wie die Monatsnamen können auch andere Bestimmungen, wie

etwa die der Maasse, Gewichte u. dgl., in den betreffenden egyptischen

Vocabeln erscheinen (vielleicht erklärt sich so das oben erwähnte

iDnsb oder wie das Wort lauten mag), ein ümstand, der die Ent-

ziffenmg wieder beträchtlich erschwert. Auch griechische Titel sind, wie xoXexTccQiog zeigt, nicht ausgeschlossen.

Wie diese Bilinguen und die von mir entzifferte Verbrauchs¬

liste halte ich auch die übrigen Papyrnsfragmente für Privat-

ur k u n d e n. Zwar vermag ich kein einziges im Zusammenhang zu

lesen, aber die fortwährend begegnenden Zablen und Worte wie

"iJ<5"'n, nn .Anzahl', ins (iib) „an Werth' scheinen für eine solche

Annahme zu sprechen. So deutlich die letzteren Worte indess auch

zu sein scheinen, so könnten sie schliesslich doch etwas gauz anderes

bedeuten; die Entscheidung kann nur der Zusammenhang geben.

Positiv sicher sind mir bisher nur mehrere semitische Verba,

sowie ausser den unverkennbaren isn, rtn, tl3n, u. dgl. noch

einzelne Worte wie VIDN, nt<n -nnN, nsn Tinn, nmb („mit") und, wie schon erwähnt, eine Reihe Zahlzeichen.

(4)

612 Horn, Zur Entzifferung der Pehlevipapyrus.

Eine Bereicherung des erhaltenen spärlichen Materials wäre

sahr wünschenswerth; vielleicht sind in Kairo noch Fragmente von

Pehlevipapyrus vorhanden. Zu meinem Bedauern ist eine an das

Musee des antiquitas Egyptiennes gerichtete diesbezügliche Anfrage nicht beantwortet worden.

In der Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlands

III, 322 hat Kirste neuerdings die Theorie aufgestellt, die Endung der Infinitive im Pehlevi -teni (,d. h. langes e oder i") zu lesen, also

ebenso, wie ich bereits vor eiuem halben Jahre mit Dr. Andreas

umschrieben habe — im vorstehenden Artikel wollte ich alle nicht

zur Sache gehörigen Erörterungen vermeiden imd habe desshalb

in der bisher üblichen Weise den Auslaut mit i wiedergegeben.

Auch die Bemerkungen Kirste's über das Pehlevisuffix -man sind

daselbst schon praktisch angewendet worden. Wenn die Zeitschrift

S. 32 ff. zuerst eingeführten Lesungen des Herm Dr. Andreas,

denen derselbe bisher eine Begründung noch nicht folgen lassen

konnte, nunmehr auch die Billigung anderer finden, so muss

doch jedenfalls Herrn Dr. Andreas die Priorität ge¬

wahrt bleiben.

4 3

(5)

61S

„Staub in den Mund".

Von W. Bacher.

Als beachtenswerthe Analogie zu der von Goldziher be¬

sprochenen arabischen Redensart (Z. d. D. M. G. XLII, 587) sei es

mir gestattet, die sowohl in ihrem Wortlaute, als in ihrer Anwendung entsprechende jüdisch-aramäische Redensart irimcb Nicy anzuführen.

Dieselbe wird von Räbä, dem bekannten babylonischen Amörä

des vierten Jahrhunderts, gebraucht, um Hiob ob seiner kühnen

und unschicklichen Aeusserungen gegen die Gottheit zu tadeln.

In Bezug auf Hiob 6, 2 sagt Räbä (Bäbä bathrä 16b): snsy

icbD Nm-ian m-iNT rr^^sisb, d. i. „Staub in Hiob's Mund!

Diese Vertraulichkeit (oder „Kameradschaft", wie Wünsche übersetzt)

dem Himmel gegenüber!" Und in Bezug auf Hiob 9, 33 (ib.): Nie?

■ian nN n^am© -lay w üiba avNn fr'msb, d. i. „Staub in Hiob's

Mund! Giebt es einen Knecht, der seinen Herrn zurechtweist?"

Nach einer unrichtigen, aber von Wünsche aufgenommenen Leseart

hätte R. dieselbe Redensart auch auf Hiob 31, 1 angewendet. Auf

diesen Vers passt jedoch die Redensart keineswegs, da nach der

Bemerkung des genannten Amora Hiob mit den Worten „Ich habe

einen Bund geschlossen u. s. w." nicht etwa Unschickliches sagt,

sondern sich einer Tugendhaftigkeit rühmt, in der ihn Abraham

weit übertroffen habe. Mit Unrecht hat Wünsche als Urheber der

zwei Aussprüche, in denen unsere Redensart vorkömmt, Rab ge¬

nannt, nach der Leseart der neueren Ausgaben ; denn die Münchener und ebenso die anderen Handschriften haben Na", die Ed. Venedig

'an, woraus einerseits mit Weglassxmg des Striches an wurde,

andrerseits mit falscher Auflösung der Abbreviatur das na- der

älteren Drucke (s. Rabbinowitz, Dikduke Sofrim XI, 75). Der

Amora Raba war es in der That, der in seiner Redeweise kräftige,

volksthümlicbe Ausdrücke anzuwenden liebte (s. meine Agada der

babylonischen Amoräer, S. 124), und als eine solche volksthümlicbe,

bei den Juden Babyloniens gebräuchliche Bedensart dürfen wir denn

auch den Ausruf trmcb Nncr anerkennen. Uebrigens lautet die¬

selbe ursprünglich wohl rr^mca Nnry, wie die Handschriften (bei

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dass die Neurobildgebung, und hier vor allem funktionelle Verfah- ren wie EEG, PET und fMRT, in strafrechtliche Verfahren Eingang finden wird – etwa zur Lügendetek- tion,

schrift von Gezer nicht vorkommt; und wie auch das s in den Inschriften.. des Jehimilk I, des Abiba'al, des

Inklusion in der allgemeinen Lehrerbildung.. Alle Urheberrechte liegen beim Verband Sonderpädagogik e. – Veröffentlichung und Wiedergabe sind nur mit Genehmigung des

Wissenschaftliche Typenbildung ist – nach Schütz (1971) – dann als adäquat zu bezeichnen, wenn (1) die gewonnene Typologie über logische Konsistenz verfügt, (2) sie auf

Die Entzifferung der Hieroglyphenschrift wurde durch deren Komplexheit erschwert: Das Hieroglyphen Alphabet kennt 24 Konsonanten-Zeichen (phonetische Zeichen), aber

bar war. Schließlich konnte man vermuten, dass es sich bei der in Hieroglyphen oder, wie auf dem Stein von Rosette, in einer Kursive geschriebenen Sprache um eine Form des

unbekannt wären u. Nicht selten überkommt einen beim Lesen dieser Texte das Gefühl, man bewege sich auf dem Niveau einer Steinzeitexistenz. Die Idee, Wissenschaft in erster Linie

Hinweis: Ergibt die Gefährdungsbeurteilung nach § 5 Arbeitsschutzgesetz für Tätigkeiten, die nicht im Anwendungsbereiches dieses Beschlusses eingeschlossen sind, dass eine den hier