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V, Schlegel hat bereits in der lad

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359

lieber altpersische Eigennamen.

Von

Prof. A. F. Pot«.

I. A. W. V, Schlegel hat bereits in der lad. Bibl. II. 308

— 313. die Herodotisebe Stelle I. 139. besprochen, wonach

der alte Geschicbtscbreiber den Persern eine fnyuXonQfnsta in

ihren Namen, wie Plautus Persa IV, 6, 25. (wobl nicbt allzu

ernsthaft) Namenslänge (longa nomina), vorwirft. Genauer hin¬

gesehen, hat man es jedoch mit dieserlei Anschuldigungen nicbt

sebr streng zu nehmen. Ich finde nämlich nicbt, dass den Per¬

siscben Personennamen die beigelegten Prädikate gerade sonder¬

lich mebr gebührten als den Griechischen; und, was den Prunk

anbetrifft, so werden sie bierin z. B. von Scbwediscben gar

oft binter sicb gelassen. ' Vgl. meine Pnmilienn. S. 278. und

Pastor Schramm's Abb. ,, Unsere Familiennamen " im Hannoveri¬

schen Magazin 1849. Febr. März Nr. 16—20., woselbst .S. 152

bemerkt wird: „Docb ist eine reine Willkür kaum denkbar

bei uns. Denn in Schweden werden bei den nicht seltenen

(neuen Rang- und) Namenverleibungen Gold, Silber, Schwert,

Schild, Stern und Palme zusammengewürfelt, um einen in

seinen Elementen wohlklingenden und bocbtonenden , im Ganzen

oft eben nichts sagenden Namen zusammenzusetzen und dem neuen

Menschen zu verleiben." So leer sind nun die alten Persiscben

Personennamen, in so weit sicb von den, ihrem etymologischen

Wertlie nacb bekannten auf den Rest scbliessen lässt, niemals;

und , wenn auch ein Theil davon Stolz athmet und allerdings

pomphaft genug klingt, die Mehrzahl ist von religiösen Per¬

sönlichkeiten und Vorstellungen durchzogen. Vgl. Aehnliches au¬

derwärts, wie z. B. Ch Walz, Ueber die Verleihungen von Götter-

und Heroennamen an Sterbliche, im Philologus I. 547 — 5.51.

Die Namengebung bei den heutigen Persern hat seit dem

.Sturze der Sassaniden aus sehr begreiflichen Gründen eineu völ¬

ligen Umschwung erfahren; ja, es scheint, einen viel schnelleren

und noch eindringlicheren , als z. B. die der germanischen und

sonstigen europäischen Welt seit der Bekehrung zum Cbristen¬

tbum. Der Islam, welcher dem Zoroastrismus so feindlich ent¬

gegen trat, musste aucb denjenigen Namen das Garaus machen,

welche damit innig zusammenhängen. Bei den, nocb ibrem alten

Glauben treu gebliebenen Parseu verhält sich das natürlich

Bd. Xlll. 24

(2)

anders , und wir wollen uos daher hier eine Notiz Uber sie in

dieser Hinsicht aneignen, weicbe aucb auf ältere Zeiten sogleich

einen gewissen RUckschluss gestattet, zumal wenn man die aus

der S a s s a n i d e n z e i t uns zugänglichen Personennamen, als Be¬

stätigung derselben, binzunimmt. Sie luutet aber bei Anq. Du-

perron ZAv. II. p. 551. ed. Fran^. so: ,, Le Mobed, ou quelqu'

Aslronome prend ensuite le th^me de la naissance, pour voir

quelle sera la destinee de l'enfant, et lui donne un nom:

c'est ordinairement celui de quelqu' Ized, ou de

quelque Perse celebre. Dans I'Inde Ics Parses ont aussi

des noms Indiens." Nach Herodot I. 133. feierten die Perser

ibren Geburtstag; und da im Zendischen Kalender nicht nur jeder

Monat, sondern auch die einzelnen Tage in ihm pflegten den

Izeds geweiht zu sein, wer weiss, ob man nicht bäufig bei der

Namengebung auf eben erwähnten Umstand RUcksicbt nahm? Ich

verbinde damit sogleich an dieser Stelle eine andere Bemerkung

Anquetil's II. p. °266. not.: C'est, pour l'ordinaire, en ajoutant le

nom de leur pere, que les Parses se distinguent des personnages

plus anciens, dont ils prennent les noms. .4insi le Iiis d'Espendiar

se nommoit Babman Kspendiar; le Cbef de la dynastie des

Sasanides, Ardescbir Babekan [d. h. doeh wohl „der Ba¬

bek's" im Plur., d. h. Babek's .Sohn oder der Babekide] ; le Re¬

staurateur de lu loi sous Sapour, Aderbad Mabrespand etc.

Also mit einer Art patronymein ■) Genitive des nachgestellten

Worts (nacb Weise von üarius Hystaspis) , indem doch unstreitig

zwischen beiden Namen das i Izafet gedacht werden muss.

Die Länge der Personennamen bei den Persern und ibren

nächsten Sprachverwandten aber anbetreffend , ist zwar gegründet,

dass sie als meistens Composita (Lassen Ztsebr. f. K. d. M.

VI. 528.) für gewöhnlich von grösserem Worlumfange sein mUssen

als nicbt zusammengesetzte einfache. Dessen ungeaebtet wUsste

icb nicht, duss sie eben länger wären uls die Üblicher Maassen

auch zusammengesetzten Nainenfurmen bei Griechen und

Germanen; eher als die dunklen römischen und Uberhaupt itali¬

schen Nomina und Pränomina, von welcben Composition nur sel¬

ten mag nachweisbar sein. Fünfsylbige Egn. aus dem clas¬

sischen Alterthume, wovon man sicb bei /ani Ars poet. p. 672 fg.

in den prosodiscben Verzz. Uberzeugen kann , sind niebts so gar

Seltenes, z. B. Aristoteles, Aristophanes.

Was weiss nun Herodot uns über die Persisebe Namen¬

bildung zu bericbten? Kal TÖdt aXXö agit uäi ovfin^nruxt jlvt-

1) Im Index: Samdehi, surnom qui signiBe, qui parte le nom de

pere de quelqu'un mit dem Beisp. T. l. p. t. pg. 267. n. : Makbtar khan,

Samdehi d'Azem Sehah, c'est-ä-dire, qui avoit refu le nom de Pere

dn fils du Hoi. Dies also Ehrennamen, welche den el-kuoa geheissenen

Vornamen der Araber entsprecben, die mit Vater, Mutter (voo dem uod

dem) beginoeo. S. v. Hammer, Nameo der Araber S. 19 fg.

(3)

Pott, über allpersische Eigennamen. 361

ad^tti , TO Iligaui fxev airoig XfXt]9i , fi^ttag /.uv rot or. tu ovvo- ftuTa a(pt iovxa o/ioTa ToTat awfiaat xai rij /.nyaXonQtmirj , xtXiv- xwat TiuvTa i( twvto yQiif^fxa , ro Jiogiiig 'f.iii' juv xaleovai,

"/ojyff öf 2iyfia, ig tovto Sil^ri/uivo( il^^aiig TeXivTwvTU TÖiv JJip-

atwv Tci ovvöfiaTa, ov tiI fuv , tu 6'ov, aXXu nävTa bfdolwg.

Gewiss sind wir aufs äusserste geneigt, diese Probe linguisti¬

scher Beobachtung dem Vater der Gescbicbte sebr hoch anzurech¬

nen, zumal sie sogar eine .gr a in m a t i s e b e und allgemeinere

ist, nicbt bloss, wie die im Ganzen docb viel zu spärlichen im

Alterthum, die etwa eine lexikalische Erklärung von irgend einem

einzelnen fremden Ausdrucke geben. Auch werden wir nicbt ge¬

rade allzu mürrisch darüber sein, dass der Drheber jener Beob¬

achtung auf sie offenbar mit sehr behaglicher Genugthuung blickt,

frob, etwas gesehen zu baben, wovon die Perser, obsebon selber

die Träger der Namen, keine Ahnung hatten. Bei solcher Be¬

wandtniss tbut es mir nun wirklieh leid, dem liebenswürdigen

Alten widersprechen und ihm, in Einverständniss z. B. auch mit

Lassen Ztsebr. f. K. d. M. VI. 507., obschon ohne griesgrämliehe

Kritik, dennocb seinen Spass verderben zu müssen. Wir haben

Folgendes zu erinnern.

1) Der von ihm aufgestellte Satz ist in seiner Verallge¬

meinerung geradezu irrig uud, weil er nur auf Nainen ein¬

geschränkt und nicht auf den Nominativ des gesammten Nom ens

in dem Perseridiome seiner Zeit ausgedehnt worden, wiederum

'i) auf der anderen .Seite viel zu eng; ju zeugt endlich 3) von

geringer Selbsterkenntuiss des Griechen rücksichtlich seiner

Muttersprache gegenüber der von den Barbaren. Ein , des Grie¬

chischen kundiger Perser nämlich bätte die obige Bemerkung ibrer

ganzen Länge nach dem Griecben mit den P ers o n e n-Namen

seiner, des letzteren, Sprache (denn die sind doch hier wnhl alleio

gemeint), und zwar mit gleichem, wo nicht grösserem Rechte

zurückgeben können, als sie von denen des Perseridioms gölte.

Ich muss in der That ganz ausserordentlich bezweifeln, ob die

Zabl auf Sigma endender Personennamen im Griechischen aucb

nur um ein Tittelcben unter der Suinme so endender Namen bleibe

in dein Reiche des Durius uud Xerxes. D. b. der alten Perser

vor und um Herodots Zeit. Denn freilich in den späteren persi¬

scben .Sprachen und Mundarten, wie z. B. im Huzvaresch (Spiegel,

Gramm. §. 43. 48.), im Neupersischen und Kurdischen, ist vom s

als Nominativzeichen der Nomiua nirgends mehr die Rede, so

wenig als in den römischen Tochtersprachen im Vergleich lu

ibrem mütterlichen Latein; oder im Slawischen zu dem altvateri¬

scher verbliebenen Lithauischen und Lettischen gehalten; endlicb

z. B. in unserem gegenwärtigen Deutsch , das von keinem Go-

thiscli - Lithauisch - Sanskritischen sunu-s, Abd. schon sanu,

sun, wie kirchenslawisch cbihB (Sobn) u. dgl. mehr weisa, und

nur zuweilen im Eintausch dafür ein r, z. B. e-r (Goth. i-i,

2 ' 24*

(4)

Lat. i-s) bewahrt. Grimin I. 30. Ausg. 2. Glücklicher Weise

sind wir jetzt im Stande, mit Hülfe der, in Stein uns erhaltenen

Inschriften den alten Geschicbtscbreiber controliren zu können;

und daraus werden wir deun, ob aucb vielleicbt nicht mit durch¬

weg ausreichender Vollständigkeit ersehen, bis wie weit er

Recht bat mit seiner Behauptung. Am besten zieht man bei un¬

serer Frage Lassen Ztschr. f. K. d. M. VI. 509 ff., der zuerst

das altpersische Idiom der Inscbriften grammatiscb bearbeitet

hat, zu Ratbe, oder wendet sicb zu Theod. Henfey, Die I'ers.

Keilinschriften mit Uebers. u. Glossar. Leipz. 1847, und Oppert's

Schrift: Das Lautsystem des Altpersiseben. Berl. 1847., wo S. 20.

und 24 fg. auch die nöthigen Zusammenstellungen zu finden. Zu¬

vor noch eine Bemerkung. VVer die Persiscben Personennamen

im Alten Testamente überblickt, würde Herodot, — elwa mit

alleiniger Ausnabme von Korescb, Darjavesch und A b a s-

veroscb, deren Endlaut (vgl. Lassen S. d06.) allerdings flexi-

visch scbeint, etwa so wenn wir im Deutschen die entsprecbenden

Kyrus, Darius und vielleicbt (s. sp.) Xerxes mit der über¬

kommenen Nominativ-Endung durcb alle Casus-Stellungen beibehal¬

ten, — bei allen Unrecht gebeu müssen; böcbstens unter Vorbehalt,

der Hebräer habe die Wortgestalt am Scblusse verstümmelt. Die

LXX. bat in ibrer Uebersetzung des Bucbes Esther eine Menge

vermeintlicb persischer Eigennamen, die aber mit den, von Grie¬

chen überlieferten im Ganzen sicb nur wenig berühren, nnd selt¬

samer Weise überdem in der Uebersetzuug mehrfach ganz anders

aussehen als im Urtexte. Darunter wird nun, uusser /^pru^f'p^i;?,

folgender Unterscbied gemacbt, 1) zwischen fl ecti rten aufaro;:

iVpfft«rof, ^A/Qu9uTo<; , BovyuXog , ZaßuvtJatog , Mov^uiog , ^Pov-

(puTog, wie auch der Jude Ma^äoxuToi; , dessen Name uber gleich¬

wohl persisch sein könnte. Und 2) unflectirten mit dem

Accent uuf der letzten Sylbe. Das muss nun mit dem

Hebräiscben Aecentuationssystem zuBuniineiiliängen , über welchen

Leisten gesehlugen zu werden aucb Fremdwörter mitunter sich

mussten gefallen lassen. Vgl. zwar i^yyaio? (Haggaeus); 'Hrjaiag, 'ItQffHug, 2o<ioviug (uls ob von Itpo«, froqtof), NufAiag, Muht- X'U(> Za/uQtug; Mi/atu? (Micho) ; ullein anderseits 'lagutjk, '/t?f-

xi/;A, /turiVil, 'Iwi/X. 'Oßdiov fObudju). TWwDO/'f. '/fovüf. 'Qnrjt (Hoseas). 'Iwjj. lAfiiog. Naor/u. 'Außuy.ov/i (Hubacuc) u. s. w.

Das Neutrum steht ausserhalb unseres gegenwärtigen

Zweckes; wir können es ganz bei .Seite schieben. — In Betreff

des Femininums leidet Herodots Regel — freilicb zur Bestä¬

tigung der bekannteu Regel: Keine Regel ohne Ausnuhme! —

an einigen Namen Schiffbruch, die in seinem eigenen Buche vor¬

kommen, als ^'Aioaau 3, 68., rücksicbtlich der Endung im Grie¬

chischen behandelt, wie z. B. das movirte livuaau. Muvddv7j

1, 107. Kuaauvöuvtj 1, 1. 3, 2. Schwerlich verlieb je das Alt-

persische, in Abweichung vom Zend, Sanskr., Griech., Lat. u.s.w.,

(5)

PoU, über aUpersisehe Eigennamen, 363

weiblicben Wörtern auf d im Tbema hinten als Kennzeicben des

Singularnominativs ein s; und, hatten nun jene Namen in ibrer

Heimath vorgedachten Ausgang, dann lautete sicherlich aucb ihr

Nominativ auf d aus ohne Beigesellung eines Zischers. Dasselbe

fand ohne Zweifel vun Fem. auf langes i statt, im Fall es deren,

nacb dem Muster des .Sskr. , gub. Doch vgl. wirklich den f^un-

desnamen H a r a u w a t i - s b , Gr. mit Fintausch vun n st. t und ins Adj. gezogen: \4{}ux<oalu (sc. ytj), während das Volk noch \4nu-

/wioi heisst. Bäkhtari-sh Bamrgin. Hier vermutblich das kurze i

statt eines langen und docb — s. Lassen Ztschr. VI. 492. vgl.

497. So nicht unmöglich Mi^gtSuxiq , Tocbter des Mithridates ■),

obsebon dus in ihm wuhrsch. enthaltene Participium däta (datus,

creatus) docb eher auf das regelrechte dätä (data) ratben lässt,

als auf ein aus der Analogie fallendes däti. Der häufige Feminal-

ausgang -xig im Griecbiscben zog indess allem Vermutben. nach

aucb Mtt^giSflxig in sein Gleis, ohne dass man im Persischen hin¬

ten darin den i-Luut hörte. Od. Patron.'? Von ^IduriaxQiq , tSog

(vgl. auch "AfiaaxQivrj Priesterin. Arr. An. 7, 4, 5.) neben dem männlicben '.i^/<»;(7Tpi? oder ^'^/uaxgig; von 14/.ivtic, log , 'Avovxig ;

endlich voa nagvauxii; , täog und ihrem eigentlichen Namen Oi'tg-

ügig (Zend hvare Sonne, zairi golden, Kuhn, Beitr. i. 290)

dürfen wir, obne grosse Gefahr zu irren, annehmen: sie sind in

der Endung gräcisirt, war dieser nun ein i-Laut (lang oder kurz)

oder nuch ein ganz anderer. Hug/ivg , vog T. des Smerdis.

Doch, Herodot möge sicb bloss in Betreff des Femininums

geirrt, oder auch nur unachtsamer Weise die Weibernamen, als

für ihn und uns in beträchtlichem Abstände die Minderzahl, zu

excipiren versäumt haben. Auch noch das Masculinum allein

straft ihn Lügen. Nur rücksicbtlich der Masc. auf i, u (nach

Sskr. Deel. II., wo — von Lautveränderungen im Sandhi, wie

i-r, u-r; ih , uh abgeseben — der Nom. Sg. desgleicben auf

i-s, u-s ausgeht) bleibt sein Satz in vollem Rechte. Hier steht

deren durchgängiger Ausgang auf einen Zischlaut fest, welchen,

bei Benfey als sh wiedergegeben, Oppert in gewöhnliches s um¬

setzt. Z. B. Fravarti-sb trotzdem doss in Ogaögxtjg der

Schluss, vermutblich weil er, trotz fidyxig, nicht männlich genug

I) Ich setze dabei voraus, das Masc. Mt9piSärr]s oder Mi&gaSnTrjt bedeute wirklich ,,von Mithra gegeben", sodass man im Griecbiscben nach Analogie von 'Uffö-Soioe u. s. w. eber -Saros (Sorot) zu erwarten ein Recht bätte, als das -Sdrr]e mit dem Ausseben eines Nom. ag. , wie Sörtjt, Zend da tar (Geber, Schöpfer) ist Jorifp , dator, conditor, und lautet im Nom. data. Sähen wir ntfh in Mid-giSärric nicbl sowohl, was allerdings das wahrscheinlichere, ein Karmadbaraya (a Mithra datus), als, — wir ver¬

mutben das späterbin bei anderen IVamen — ein Possessivum nacb Analogie des Griechischen Oso/iriarcoQ (Gott zum Beratber habend , d. b. aueb : von ihm berathen): dann hiesse es: den Mithras zum Schöpfer (dular) babend.

In beiden Fällen gestaltete Altpersisch und Zend hinten kein s.

(6)

klang, anders gewendet wurde. Bei Hak'bämanish (Aehae-

menes) lasst sich beim jetzigen Mangel ao obliquen Casusformen

des Wortes noch das Bedenken nicht ganz beseitigen, ob der

Ziscber nicht vielmebr thematisch sei und keineswegs flexivisch.

Möcbte icb nämlicb gleicb kein zu grosses Gewicht legen auf

das aps. manisch (Boetticher Arica nr. 301.) mit dem üblichen

zur Bildung von Verbalsubstantiven, die sicb mit dem sog,

Inf. auf. es hne Anquetil ZAv. II. p. 427. inniger berühren mö¬

gen: immer ist es docb befremdlich, dass sich das Patronymikon

Hak'hämanisbiya (Acbämenide) mit einem Ziscblaute im In¬

nern zeigt, welcber freilicb, es ist wabr, der scbon von Benfey

angeführten Analogie von Sskr. m a n u - s hy a (bomo) folgen könnte.

Im einen wie im anderen Kalle hat der Griecbe auf getreue Wieder¬

gabe der Endung keinen Fleiss verschwendet. Im Gegentheil: er

nabm sich dazu gar nicbt die Mübe. .Schnell fasste er diesen Na¬

men , wie nicht wenige andere (wovon nachher), — und was Wur¬

zel und Sinn im Groben betrifft, gar nicht so uneben — als Com¬

positum, gleich seinen auf -/livrig auf. Daher 'Axai/ntvTjg , ovg.

An .Masculinen uuf u-.s leiden wir keinen Mangel. Z. B.

Ruru-s Oppert S. 14., Dar(a)yuvu8, mughu-s (jetzt im

Persischen, vielleicbt unter assimilirender Nachwirkung des End-u :

mogh mit o st. a), welche im Griechischen KvQog, ^ugintog

(so am getreuesteii) , 6 Müyog wiedergegeben werden, Lat. Cy¬

rus (e natürlich wie k gesprocben), Darins, Magus. Hätte

man, statt dem Obre, der Etymologie nachgeben wollen: dann

musste man sie Gr. der Analogie von i/^'^S folgen lassen , und

Lat. der IV. einverleiben, statt, wie man that, der II. Nicht

nur aber giebt es in den classischen .Sprachen Mannsn. auf v-c,

Lat. US, US nur wenige oder gar nicbt: man fand es aueh be¬

quem, der grossen Heerstrasse nach zu wandeln, zumal der Laut

nicht sebr widersprach. Ging doch aucb in den romanischen

Spracben der Unterschied zwischen II. IV. , z. B. im Italienischen,

völlig verloren. Der Ahriman beisst im Zend Angbrd mainyu-s

(böser Geist) Burn. Y. p. 90., wobei zu beachten, dass der d-

Laut in dem ersten, adjectiven Worte (als Stellvertreter von a-s

im Sskr. Nom.) in den obliquen Casus rechtmässig nicbt vorkom¬

men kunn. Wir kennen die Benennung dieses Wesens bei den

Griecben in zwei Formen : 'Agutxdvtog Plut. Isid. et Os. 46. und

'Api^üviog Plut. de un. proer. 27. In beiden ist das yu-s (d. h.

y als unser .lot genommen) dem Laute nach wahrheitsgetreu genug

wiedergegeben. Vorn (und in diesem Betracht ist die Doppelform

lehrreich) hörte der Schriftsteller darin einmal , und zwar dem

bösen Cbarakter dieser Gottheit in etwas entsprechend, — - seineo

Ares (vgl. uQii/uuvrjg, indess selbst ägiifdüviog) ; das andere Mal

eine Zusammensetzung mit ugt — . Daher der i-Laut in der Mitte,

obsebon dieser aucb in der heutigen Aussprache Abriman iyt^\

(7)

PoU, über altpersische Eigennamen. 3ß5

(nach Wilken: Ehremen"), indess nur eine schwache Stütze fände.

Bidhu-8 (Bez. des Landes Sind) mit Weglassen des Nasals

in den Inschriften, wie bemerkenswerther Weise aucb bebr. inn

neben Syr. H e n d u , Arab, (mit Unterdrückung der Endung) Hind.

Calmberg über Esterae p. 29.; — sämmtlich von dem Flussnamen

'hd6( , Ijat. Indus nacb II., in seiner persiscben Umbildung aus

Sskr. Sindbu-s, beim Plinius Sindus. Vgl. Sid bus (India)

nach Westerg. Achämenidische Inschr. zweiter Gattung in Lassen's

Ztschr. VI. 460. Marghu-s (Margiuna), aber Bäbir'u-s,

wenn nach der Persischen Namensform im Griechischen be¬

handelt, vielleicht noch mit leisem Hinweis auf dus u (unter Ab¬

seben von der Nominativ-Endung): Baßv\o')v mit einer übrigens

dem Griecben geläufigen Endung, von deren Nasal wobl keine

orientalische Sprache in dem Namen eine .Spur hatte. U frä tu

(Nom. unbelegt) in der Lokativfurm Ufrätuwä, ohne Notb im

Griech. uuf tt;<; : EvqguTijg , ion. Ei(pQrjTrig , ulso, wie im Pers.,

mit lungem ä. Der Nume bedeutet übrigens , in Uebereinstim¬

mung mit dem im Allgemeinen (die Endung abgerechnet) etymo¬

logiscb einverstandenen ivnXuTrjc : von grosser Breite, sehr breit,

.S. meiue weilere Erörterung KZ. VI. 257. Der scheinbar gleich¬

namige Heerführer der Perser Evcpgärai (Xen. Cyr. 6, 3, 28.)

scbeint das auch als Egn. vorkommende P brah a tes, nur mit

dem steigernden Zusätze (u, ftu = Gr. tv) vorn

Was aber die Nomm. auf-a (Sskr. im Nom. Sg. a-s, zuw. a-h,

jedoch im .Sandhi vor weicben Consonanten ö u. s. f. ) anbetrifft,

die Gr. in o-g, Lat. in u-s II. abfallen: so ist es mehr als

wahrscheinlich, dass sie zum böcbsten auf den blossen V'okal a

(ohne«) endeten, wofern nicbt gar, was bei der Lesnng zweifel¬

haft, aucb selbst noch dieser schon darauf ging, wie er nach¬

mals in Wirklichkeit feblt. Also z. B. baga (später bag) Gott,

etwa Ital. iddio. Frz. Dieu statt des Lal. Dens, aber Frz.

vif uns vivus, Itul. vivo. Vgl. etwa Vid arna, 'y<)«()vj;c;

V i s h tä s p u'YaraOTn;; oder, z. B. bei Xenophon, also in mehr

attischer Fassung: ^Ynritanag, was mitbin anch noch dem Ori¬

ginale näher steht. Guumätu und Gau brn va Oppert S. 7.

lauteu, jener Cometes beim Justin, dieser Fn/Spi'«? , ion. jjj.

Dabei lässt sicb aber schwerlich dem ehrlichen Herodot der Um¬

stand als für ihu zeugend anrechnen, wenn ullerdings vor ein¬

zelnen Partikeln der Ziscbluut — durch diese besondere Gunst

der Umstände — sich rettete. So z. B. in bagas-6a (Deusque),

ferner kas-öij, aniyaB-6ij, „ganz vergleichbar dem Zendi¬

schen yag.-6a, was nur in dem einen Falle (binter a) das casuale

s behalten bat, und sonst ö lautet". Oppert S. 20. Bopp \ gl. Gr.

§. 135. Anm. 3. .Ausg. 2. Natürlich wusste von solehen Feinheiten

Herodot niebts, wenn er sieh im Gröberen so wenig mit 'der

Sprache vertraut zeigt-

;2 'i •

(8)

Themata mit Consonanten als Charakter kennen wir aus

den entzifferten Denkmalen ebenfalls mehrere. Darunter baben

die Verwandtscbaftsnamen auf -lar und die gleicbendenden Nomm.

ag. , ganz nach dem Muster des Sskr., Id im Nom. Sg. , z. B.

pita (pater), mätii (mater), fratartä, duustä, d. b. also

nicht nur ohne s (wie in TtjQ , koq), sondern sogar überdem mit

Wegfall von r. .Auch napa (nepos) von Vedisch na pät, wäh¬

rend soust im .Sskr. das Thema nap tur, Num. naptä. Das¬

selbe Verhalten scbeint bei Themen uuf n statt zu finden, nach

Analogie vun Sskr. rä^ä (rex) aus rä^-an, und Lat. homo,

Tn-is; sermo, dn-is u. s. w. Dies gölte nun vun dem Kö¬

nigsnamen'K s a j ä r s ä (su liest Oppert S. 2L 30.), im Fall Benfey Recbt beliält, hiefür als Tbema ' K s a j ä r s a n anzunehmen, wäh¬

rend er für den, ausserdem allein bekannten Acc. -s Ii ä m eine

Kürzung uus -sha nam (nach Analogie von rägänam) eben¬

falls aus der I^änge des ä folgert. (Ihm widerspricht aber Oppert

um zuletzt u. 0., indem er den Acc. uus'Ksujärsähuin contrabirt

glaubt, und ein Thema auf -as im Sskr., Gr. tg, Num. rjg darin

sucht.) Der Zischlaut in Sfpirjg wäre demnacb lediglich Grie¬

chischer Zusutz, wäbrend die wabre Analugie binten ein wr ver¬

langt bätte. Um so befremdlicher, im Falle völliger Numens-

gleicliheit, erschiene der Zischlaut aucb in der Form, welche

das A. T. darbietet: löi-iiiünN , also Achasverösch, was die

.Septuaginta, unter Wegfall des Gutturuls , sonst ziemlich getreu

'Aamvfigog wiedergiebt. Dus jedenfalls rätbselbafte vordere i,

meint Benfey S. 79., sei durcb Eintausch für Jot eingedrungen.

Sonst, schiene anders eine Trennung der Persönlicbkeit des Alias-

veroscb von Xerxes gerechtfertigt oder eine etwas verschieden-

geartete Namensform für denselben Mann (wie denn oft im Orient

Namensumtausch vorkommt) aucb hier glaublich, wäre der Ge¬

danke un den Ized Kb sha thru vairyo (Schabriver) , d. i. rex

eximiuB , boi Acliusveröscb nahe genug gelegt. Dann erbübe

sicb aber die andere Schwierigkeit , wie den zischenden Scbluss-

buchstuben erklären? Kurz wir fielen bei diesem Versuch, der

Charybdis zu entgehen, in die Skylla. Fs kurz zu sagen: dieser

.Sibilant ist in unserem gegenwärtigen Nomen nicht Persisches

Nominativzeichen; ihm wurd vielmehr durch Umstellung des s

oder sch, d. Ii. rosch st. rsä oder rscliä, die Scblussstelle zu

Theil. Auch iässt sich für dies Verfahren ein, wie mich dünkt,

einleuchtender Grund angeben. In Slockii Clavis linguue hebr.

heisst es: ,4 Ii u s v e r u s , nomen non täm proprium quam commune

Regum Pers u rum et Medorum; itnpositum quippe Cumbysi

Fsdr. 4, 6. .Artuxerxi fjongimuno, Fstherae marito. Joseph.

Kimchi censet compositum esse ex IsnN, quod ipsi magnum

significat, et caput, ut idem sit ac magnum caput,

sive magnus Princeps. Die Hebräer glaubten also in dem

Worte ibr, wennschon anders geschriebenes rösch (Kopf) zu

(9)

Poll, über allpersische Eigennamen, 3ö7

vernelimen, und daher dann — hinc iiiae lacrimae! — die selt¬

same Abänderung des Wurtschlusses. Vgl. Blau Numni. Achaem.

p. 12: Rosch, num. ord. primus, princeps elc, wobei er

entweder an Hebr. ü3N"i, Aram.-Pers. oder an ein Pers.

rusch lux) denkt. Ob Abas vero sch übrigens wirklich mehr

Titel gewesen als Name, gleicb Pharao, dem keltischen Bren-

nus (wenn anders dies, was Glii<k Kelt. Nuinen bei Cäsar S. 129.

lautlicher Umstände halber in Abrede stellt — kymr. bre nnin

König st. brigantin): bleibe unentschieden. Ueber dus Umgekehrte,

wie nämlicb ein berühmter Abn den Nachfolgern seinen Namen

gleichsam als Tilel leibt, siebe Justin 41, 5, wo er bemerkt:

Tertius Partbis rex Priapatius fuit, sed et ipse Arsaces dictus.

Nam, sicut supra dictum est, omnes reges suos hoc nomine, sic-

uti Romani Caesares Augustosque cognominavere. Die älteren

Meinungen über die Bedeutung des Namens Xerxes, die man

bei Uetaiid ling. vet. Pers. p. 259 sq. findet, sind wertblos. Wir

kommen später uuf den Gegensland zurUck. Herodot's .Angabe,"

dass er üpfiiof, also martialisch, kriegerisch besage, hat höch¬

stens im Allgemeinen Gültigkeit; und es kann ihr kaum zur Un¬

terstützung dienen, dass die Benennung der Indischen Krieger¬

kaste (Kshattriya), welcher auch die Fürsten angehörten, mit

dem ersten Tbeile des Namens (Zend kbshaya, rex, aber aucb

regnum) eine gewisse etymologische Beziebung tbeilt. Das Wort

aber beim Val. M. lib. IX.: Jam Xerxes, cujus in nomine su¬

perbia et impotentia (Zügellosigkeit, Wildheit) habitat, ist sicher¬

lich nicbt etymologisch gemeint, sondern eine rhetorische Floskel,

weicbe nichts weiter ausdrücken will, als, an dem Namen (d. h.

an der Person) des Xerxes hafte das, wus ihm dort beige¬

legt wird.

Voo anderen consonantischen Ausgängen wären erst Bei¬

spiele aus altpersiseben Inschriften abzuwarten, um ein diplo¬

matisch festzustellendes Urlheil darüber zu erlangen , ob die

Persische Mundart jener Zeit dem Sskr. in Weglassen des Zisch¬

lautes hinter einem consonunlischen Theinenscblusse nachahme,

oder ob es, wie meist im Griechischen und Latein, den Platz

behaupte, dagegen seinerseits die Cbarakterbuclistaben entweder

verdränge oder mehrfach durch Lautanbequeinung sich unter¬

than mache. Das Zend pflegt, mit Ausnahme der Suffixe vant,

mant, z. B. Vivanhäo (st. -hväo) = Sskr. Vivasväo, den

Consonanten im Nom. M. und F. ein s, z. B. äf-s (aqua),

Drukh-8 (ein Dämon) anzufügen (Bopp Vgl. Gr. §. 138. Ausg. 2.).

Aus diesem Grunde wäre es nicbt unglaublich, das Altpersische

stebe in unserem Betracht mit dem Zend auf gleicher Stufe. Dies

vorausgesetzt, würden dem Herodot noch eine nicbt unbeträcht¬

liche Namenmenge mit schliessendem s aus dem Gebiete conso¬

nantischer Themen zufallen.

Nach diesen Auseioandersetzuogen ist es nun geradezu un-

(10)

möglich, dem Herodot unbedingt Reeht zu geben. Hätte er ge¬

sagt, einige Persische Personennamen gingen (im Nominativ)

auf -s aus : nun wohl , in solcher Fassung könnte der Satz

nicht angefochten werden. So aber, wie er ihn binstellt, ist er

falscb. Nicbt wir, mit den Persischen Denkmalen vur uns, kön¬

nen so sehr irren, wie es ihm ganz unabläugbar widerfahren.

Die Steine sind zum Reden gebracht und scbreien es mächtig

genug in die Welt binein : zur Zeit des Darins und Xerxes be¬

reits bestand das Verbältniss mit dem .Sigma des Singular-Nomi¬

nativs so, wie es eben von uns dargelegt worden. Da nun aucb

das Zend, das, wie man jetzt einmiitbig annimmt, ursprünglich

die Heimath-Sprache des allen Baktriens war und der umliegen¬

den Länder weit im Osten des Arischen Völkergebietes, da dies

Idiom so wenig als irgend ein anderes iranisches , so weit wir

sie kennen, Herodots Aussage mebr bestätigt als das Altpersi¬

scbe der luscbriften; in fernerer Erwägung, dass nach den Ge¬

setzen der Sprttcbgescbichte unmöglich die Vermutbung Glauben

verdiente, als habe Herodot die von ibm überlieferten Persiscben

Namen etwa in einer Mundart kennen lernen , worin det obige

Thatbestand sicb wesentlich anders, und seinem Satze nocb

gemässer, verhielte: was folgt daraus? Es lussen sich aus

dieser Thatsache mancherlei Schlüsse zieben, weicbe niclit gerade

zum Vortheile des alten Gescbichtschreibers ausschlagen. Die

öffentlichen Staatsdocumente , deren Entzifferung unserem Jahr¬

hundert vorbehalten worden , überführen ibn aufs glänzendste —

des irrtbums, wenn schon bei Leibe nicbt, absichtlicher Täu¬

schung, allerdings in einer, für sein Werk scbeinbar nnr sebr

untergeordneten und gleichgültigen grammatischen Notiz. Indess,

da sich mancherlei Anderes an sie knüpft, fällt sie doch nicbt

gerade sehr leicbt ins Gewicht. Also z. B. die Frage: Ver¬

stand Herodot Persisch? hat, wie man sich neuerdings so

gern auszudrüeken beliebt, eine gar nicht geringe Trugweite, je

nachdem sie so oder so beantwortet werden muss. Dass das

Griechenidiom mit der Sprache der Perser aufs innigste ver¬

wandt sei, diese heutiges Tages ganz ausgemuclite Beobach¬

tung freilicb durfte man von keinem Griechen erwarten. Tbeils

lag ein solcher Gedanke gar nicht in der dumuligen Zeit; und

fürs andere, wie viele Griecben auch wirklich, nicbt uns Lust

und Wissbegier, sondern nur im Drange der Umstände Persisch

erlernt haben mochten, so doch gewiss Ktesias, auch etwa The-

mistokles, Xenophon u. uu. , nimmer bätte ihr .Stolz es zugelus-

sen : mit Barbaren, zumal die von den Griechen , wie die Per¬

ser, besiegt worden und gegen die ibr ganzer Nationulliuss ge¬

richtet sein musste, mit solcben Menschen in brüderlicher Stam-

mesgemeinschuft selber summt ihren Lundsleuteu stehen zu sollen.

Ein zu demütbigcudes Ansinnen das, wofür, der einen solchen .Salz

auszusprechen gewagt, bei Niemaodem würde ein gläubiges Obr,

(11)

PoU, über altpersische Eigennamen. 369

wohl aher überall bei seinen Griechischen Stammesg-enossen ver¬

ächtliche Abkehr und Verachtung geerntet liabeu in Ueberfluss.

Gesetzt nun, Herodot sei der Perserspracbe mächtig gewesen,

so dürften wir ibm docb nicht daraus einen Vorwurf zusammen

drehen, dass er nicbt mebr gefunden als er fand! Namlieb

dies, dass das Nominativ-s der Perser etymologisch ganz das¬

selbe sei als das bei den Griechen, der übrigen ludogermaui-

schen Völker zu gescbweigeu. Wobl aber darf man sich gerech¬

ter Weise darüber wundern , dass er das Nahe- und Nächstlie¬

gende verkennen konnte, wie der mit Sigma endenden Eigen¬

namen in der That im Griechischen weit mebr seien als im

Altpersischen! Während nun Herodot, wie überbaupt die ge¬

schäftige Phantasie der Griechen allerorten seine Götter,

seine, mit denen, weicbe er selbst daheim verehrte, identischen

Götter wiederzufinden vermeinte (ich weiss niebt ob zuweilen als

gewissermassen .4ussendlinge von Griechenland nach auswärts,

wie zum Oeftern anerkannter Maassen umgekehrt von durt zu

sich her?): wie kam es doch, dass ihm nicht dieserlei lingui¬

stisches Uebereinkommniss auffiel? Uebrigens nur eine Ein-

zelnheit von Sprachverwandtschaft unter vielen anderen, z. B. die

Zahlen. — Die Hauptsache aber bleibt immer: Herodots Beob¬

achtung (es war aber gewiss seine eigne, wie er sich dessen

deutlicb genug berühmt, keine ihm überlieferte) erweist sich als

gar nicht — im Persischen selbst begründet. Allem

Ermessen nacb überkam er also die persisehen Namen nicht

unmittelbar aus persischem Munde, sondern aus dem von Zwi-

schenpersonen ; und diese können den Umständen nach füglich

keine undern gewesen sein als Griecben, mochten diese nun,

vermöge eigner Bekanntschaft mit der persiscben Sprache, un¬

mittelbar aus der Quelle schöpfen oder mussten auch sie scbon

indirekt mit Persern verkehren. Solcbe Griechische Zwischen¬

träger oder Dolmetscher liehen den Persischen Mannsnamen (viel¬

leicbt obne alle Ausnabme, jedenfalls mit höchst winzigen) im

Nominativ als Griechischen Schwanz das Sigma, um es in

irgend eiu declinirbares Pacliwerk einzustellen, gerade so, wie

es nocb die Philologie mit neuen Namen zu thun pflegt, auch

wenn sie in dem einheimischen Idiome kein solches -s oufwei-

sen, z. B. Gesenius, Gervinus, die nun zu bleibenden Familien¬

namen geworden, oder Handius, Boeckhius u. s. w. Dadurcb

liess sicb Papa Herodot verleiten, dies Aussehen der ä la Grecque

aufgeschwänzten Persernamen nicht für Dichtung, sondern für Wabr¬

beit zu nehmen, d. h. für die im Perseridiome selbst übliche

Gestalt. Es ist daber kein Wunder (aber das Gegeniheil wäre

eins!), dass (wie Herodot selbst bezeugt) den Persern eine Regel

verborgen blieb, weicbe ihnen verborgen bleiben musste. Wären

sie docb • entweder sehr leichtfertig gewesen oder gauz blöden

Auges, hätten sie gefunden, was nicht ist! Ueberbauut konnte

(12)

eine soIcLe Regel Niemand aufstellen , wer des Altpersiseben balb-

weges kundig war. Meinte Herodot überdem etwa, die Perser

flectirten ibre Nomina nicbt und sie blieben in allen Fällen mit

dem einen Ziscblaute sicb gleich! Auch falscb. inzwischen,

wer weiss es nicht, wie mübsam und wie langsamen Schrittes man

in Griecbenland sicb erst allmälig in den Besitz der allernotb-

wendigsten grammatiscben Begriffe (wie Redetbeile, Casus u.s.w.)

setzte: eine Schöpfung, deren erste Anfänge den ausgezeichnet¬

sten Köpfen, wie z. B. Plato und Aristoteles (s. z. B. Classen,

de Grammaticae Gr. primordiis. Bonnae 1829. 8.), noch blutsauer

wurden. Zu Herodots Zeit batte man entschieden noch weniger

ein klares Bewusstsein über sprachliche Unterscheidungen , und

aucb selbst nur in der eigenen Sprache. Wir sind daher gerecht

genug, an Herodot kein Verlangen der heutigen Linguistik stel¬

len zu wollen, zumal er uns docb mit einer linguistischen Notiz

in höchst beachtens- und zugleich dankenswertber Weise be¬

schenkt und überrascht.

Aber, wie nun? wenn Herodot das Persische nicht ver¬

stand, wie steht es dann mit seinen sonstigen Nachrichten über

Persien und Persisebe Verhältnisse? Zuverlässig sind seine ein¬

schlägigen Kenntnisse alsdann lauter vermittelte. Ein Umstund,

der natürlich ibren Werth nicht erhöbt. Wer, nur um ein Bei¬

spiel anzuführen, in das Religions- und Götterwesen der Perser

sieh von Herodot i. 131. tief eingeführt wähnt, muss, im Fall

er in den Zendschriften sich umsah, sebr bald von diesem Ge¬

danken zurückkommen. Nicbts kann dürftiger und mangelhafter

sein, als was Uerodot in diesem Kapitel vorbringt. Die, es

scbeint, eine nieht unrichtige Deutung zulassende Bemerkung

ausgenommen, dass die Perser eig. keine menschengestaltete

Götter, wobl aber Elementargeister verehrten. Ich hoffe aber¬

mals aus Persischen Numen den unumstösslichen Beweis liefern

zu können: in ihnen sind vielfältig, sogar unter denen, welche

Herodot aufzeichnete, solche zu finden, welche aus Persischen

&toi (altpers. baga, ups. khodä, vgl. Sjögren Oss. Stud. S.68;

oder Amschaspands und Izeds) gebildet worden nnd mitbin zur

Zeit der Namengebung bereits Gegenstände der Verehrung unter

den Arischen Völkern sein mussten. Zugleicb ein Beweis, dass,

wie vergleichsweise jung der (sieherlich nur kümmerliehe) Rest

der auf uns gelangten Zendschriften angesetzt werden möge, die

gottheitlicben Träger des Zoroastrischen Glaubens der Haupt¬

sache nacb lange vor Uerodot in Medien und Persien bekaunt sein

mussten. Nur Griechische Unart ist es, wenn es dort heisst:

TOV xvxkov nüvTu TOV ovgavov /tla^) xaXtovTig. Denn mag der

1) Preller Röm. Myth. S. 165. hält den Ausdruck mit L'nrecht fiir auch in Persien einheimisch. Die Stelle hei Hesych. p. 4«3 ed. Maur. Schmidt:

Jlav ncydXrjv fj i'rSoSov töv ov(>aviv Hefoaf xai xrjv viv xakovfuvtjv

(13)

PoU, über allpersische Eigennamen. 371

Geschichtschreiber nun den wirklich einbeimischen Namen des hier

gemeinten göttlicben Wesens gekannt haben oder nicht: uns wird

eine Griechische Vorstellung, als Wechselbalg statt der wahr¬

haft Persischen, vor Augen gerückt. .Sskr. div (im Nom. djäus),

womit ZfiV, //'Of allerdings etymologiscb übereinkommt, ist im

Persischen und Zend nicbt nacbgewiesen und wabrscbeinlich auch

darin nicbt vorbanden, zumal das damit zusammenbängende daeva

(Sskr. deva-s, d. i. deus) durch Verketzerung auf bose Dä¬

monen angewendet worden. Aber aucb das altpers. asman

(Himmel) ist schwerlich gemeint. Vgl. K Rolh über Sskr. a^. -

man Keis, Stein; Amboss; Himmel. KZ. II. 44 fgg. Vielmebr,

wer darf daran zweifelu f — der auf den Steinschriften oft vor¬

kommende A'uramazdab (Hormuzd) Benfey S. 70., welcher, uls

höchster unter den Amschaspands, auch allein würdig wäre dem

Griechischen Zeus an die Seite gestellt zu werden. Vgl. Lassen

Ztschr. f. K. d. M. VI. 577. Qvovat dt fjXiw (Zend hvare) xt

xui atXrjVTj (Zeud mäo üb im Thema, aber Nom. mäo, vor der

Bindepartikel mäo^-ca, Sskr. mäs, wus nicbt Fem., sondern,

wie bei uns der Mond, Masc.) xal yfj (Z. zäo f.) xat tjvqi (Z.

ätar m.) xal vdaxt (Z. ap f.) xal uvi/iotai (Z. väta, nach Vend.

S. bei Anquetil I. 2. pg. 3(36. nr. 7. Dew des tempgtes , doch

verm. nicbt immer ein böses Wesen s. bei ihm die Nachweisungen

im Index v. Vent), xovxoiai /itv drj /.lovvoiai tHovai uQXV'^tv.

Vgl. Burn. Y. p. 348: Ahoura et Mithra, Tascb ter, la

lune et le soleil. Vou Urulters; und dus gilt uuch, wenigstens

znm Theil, von mehreren der göttlichen Wesen in der Zoroaster-

lehre, deren Einfübrung nur Verkehrtheit in das Zeitalter von

Darios Hystaspis versetzen konnte, Dunn die bekannte , uber

räthselvolle Stelle von (docb niclit etwa häretischer?) Einführung der

Urania. KaXiovai dt 'AaavQioi xrjv 'AfQodixrjv , Mvhxxa ' 'Aqü-

ßtoi df , 'AXhxa (vom Gebären benannte Semitische Numen, wie

rtvtxvlXlQ, Venus Genitrix '). Jltgaai df , Mixfjuv. Aus einer

Inschrift des Artuxerxes Mnemun kennen wir den Mithra (Benfey

S. 67. M'ätbru, was aber gewiss mit i zu sprecbeu), welcber

Niiiov kann in dem Millelsalze schwerlich etwas Besseres sein als Reminis¬

cenz aus Ilcr. I. 131., was auch der Herausgeher annimmt.

1) Kuhn Beitr. I. 291- VVenn sonst die Gehurl sich an die Juno knüpri, als Juno Lucina (quia in lucem edit): so geschieht das in deren F^igenschafl als höchsle Rcpriisentanlin der Khe. Verleihung des Geschäfts als Geburtshelferin aber, wenn anders als bei uns, nichl einer Frau, sondern der jungfräulichen Arteulis überwiesen, erklärt sich leiehl aus dem L'mslände, dass sich mehrere

weibliehe Functionen, wie Menstruation und Zeit der Schwanger¬

schaft, naeh dem Mondenlauf ricbten. Aus diesem Grunde verwundere icb mich aucb nicht darüber, dass die llilhyia naeh Hom. H. Ap. 104. einen o^fAOe {vveämixvt trägt. Ware sonst die Länge des Halsbandes befremdend genug (Gerhard .Myth. I. 117.): so weist doch die bestimmte IVeunzabI in

ihm entschieden auf das neunmonatliehe Tragen der Leibesfrucht hin,

und das Halsband selbst mag an die Nabelschnur erinnern sollen.

(14)

neben dem Auramazdä vnn dem erwähnten Könige um Scbutz an-

gesprociien wird. Aucb iu den Zendschriften kommt ein männ-

licber Mitbra an allen Ecken und Enden vor. Nirgends — go

scbeint es, — welcher Unfug aucb damit von falscher Gelehr¬

samkeit getrieben wordeu, ein weibliches Wesen mit daraus

movirtem Namen. Es mUsste in dem Ausdrucke „die beiden

Mitbra" als Dual Burn. Comm. p. 351. versteckt sein. Doch

deute ich meinerseits dies auf die Duppelerscbeinung desselben

Wesens als Morgen- und Abendstern. Herodot sagt auch das

nicht, wennschon dahin seine Meinung zu geben scbeint, ohne

dass jedoch aus dem zweideutigen Accusative MiTgay nach der

einen oder anderen Seite sich etwas scbliessen lässt. ieh glaube

nun in der That eine Mithra (weiblicben Geschlechts) rundweg

läugnen zu mUssen. Der Persisebe Vorsteher des Planeten Venus

und Vermittler') zwischen Nachtdunkel und Tageshelle (daher

in der Persischen I^iclitreligion und inmitten des guten und bösen

Princips ein so bocb verehrtes Wesen, dass es um deSswillen

auch leicht mit der Sonne, als dessen Begleiter am Morgen

und Abend es sicb zeigt, verwecbselt werden konntet, das war

Mithras, der Mann, nicbt wie bei Semitiscben Völkern nnd

bei Griecben ein Weih. Nur dieser Beziehung zum Planeten

wegen liess sicb eine weiblicbe Mithra bei den Persern ver¬

mutben: indess nach blossem Trugschlüsse, wofern nicht etwa

wirklich die spätere Zeit eine solche synkretistische Vermengung

zweier grundverschiedener Gottheiten sieb zu Schulden kommen

liess. Die Aphrodite war ja auch selbst bei den Griecben ii Otog-

(fiögog, freilich unter Ergänzung von ünxfjg. Man böre aber auch

Cic. N. D. 2, 10. fiu.: Stella Veneris, quae (DwgqijQOQ Graece,

Latine dicitur IjU eifer (also entscbieden männlich, trotz Stella f.),

quum antegreditur solem, quum subsequitur autem Hesperos. Ein

Mann ist uucb Uganus m. Planeta Venus, alias 9 uIras Lassen

Bbagavad-Gita p. 259., und dessen Vuter Kavi, d. h. Dichter,

1) Meahvs nach Plutareh, Creuzer S. 729., gewiss Freilich in einem durchaus anderen Sinne als der christliche Mittler, mediator. Als verschieden von der Sonne, allein mit ibr angerufen; als mit der Sonue erscheinend;

als Begleiter von Sonne und Mond ; als am Himmel immer zwiscben Sonne und Mond stehend (s. in Anquetil Index die Nachweisungen) kann er von dem

Planeten Venus nicht getrennt werden. Wenn er aher lOOO Ohren und

10,000 Augen bat (Anq. II. 205.), so geht die letzte Angabe unzweifelhaft darauf, dass er am gestirnten Himmel bald den Reigen eröffnet hald ihn schliesst. Sskr. heisst z. B. die JVacht (ataxi d. i. die hundertäugige.

Eben so Indra, der Gott des Himmels, Sahasrü.\a, oder Sahasradr^, tausendäugig, was, ausser der Menge von Sternen, dann ancb bildlich die Wachsamkeit und Allwissenheit des Guttes veranschaulichen soll , wie auch Mithra a. a. 0. der wachsame, in der Versammlung der Izeds [wohl weil Mittler zwischen Lieht und Dunkel] die Wahrheit sprechend gilt. Dazu der Allscbauer (navömtjt) Argos und Ov. M. XV. 389: Junonis volucrem, quae Cauda sidera portal.

(15)

PoU, über allpersische Eigennamen. 373

Weiser. — Schon vor 25 Jahren, als ich das bis dahin so wenig

beacbtete Feld Persischer Namenforschung ein wenig auszureuten

und anzubauen anfing, drängte sicb mir die Bemerkung auf:

Herodot gucke der Ized Behram aus der Tascbe, obne dass

von ihm gemerkt wurde, wie er ibn (im Namen (DigivSuTrjg für

den Kundigen sprechend genug) darin habe. Bei Zerlegung an¬

derer Persischer Eigennamen wird sicb uns dasselbe Schauspiel

wiederholen. Eine grosse Menge von ihnen steckt voll Anspie¬

lungen auf die Zoroastrischen Gottheiten und Vorstellungen , und

ein Volk, dus solcbe Namen in solcher Ausdebnung theils selbst

trägt, tbeils Oertlichkeiten verleiht, muss tief und lan^e von

derjenigen Religionsform durchdrungen sein , welcher die in seinen

Namen niedergelegten religiösen Anschauungen angehören.

II. Ehe wir aber zum eigentlichen Werke der Namendeutung

schreiten, sei noch ein zweiter Punkt erledigt, welchen zum

Voraus zu wissen frommt. Sclion in 'einer Anzeige von Benfey-

Slern, Monatsnamen u. s. w. in Erg. Bl. der A. L. Z. Jun. 1839.

S. 375. war die Bemerkung von mir leicht hingeworfen, wie von

der Umluutung, weicbe im Zend so üblich ist, im eigentlich

Persiscben kaum die eine oder andere Spur sich finde. Auch

Lassen Ztschr. f. K. d. M. VI. 488. 497., bes. 532. urgirt dies,

und läugnet eben so vokaliscbe Epenthesen vor Diphthongen

in altpersiscber Mundart. Arten von Einschiebung, die man von

je im Zend sehr befremdlich fand. Ju über die Wahrscheinlich¬

keit, dass dem Altpersischen die Kürzen t und o abgingen, eben

su wie .Sskr. und Gotbisch, s. denselben a. a. 0. S. 190 fg. Da

nun aber für uns das Zend als älteste Quelle der arischen Spra¬

cben diesseit des Indus um reichlichsten fliesst, und wegen der

Spärlicbkeit des ultpersiscben Sprachschatzes bei Erklärung Per¬

sischer Namen oft auf jenes zurückgegangen werden muss: ist es

nötbig, bei solcherlei Vergleichen stets die Eigenheit des Zend

in Abzug zu bringen, welche das Altpersiscbe nicht mit ibm

theilt. Aus der Niclilberücksiclitigung entsprängen mancherlei

Missstände. Bekannilich üben der Zendischen Sprucbweise zufolge

oft ein nachfolgendes i, u, und ihre eiilsprechenden Consonanten

j (Engl, y) und v, uuf den Vokul einer früheren .Sylbe einen ge¬

wissen ussimilirenden Einfluss in so fern uus, duss diphlbung-iscbe

Laute (z. B. ai , au) entspringen. Auch zeigen sicb mancherlei

und öfters (z. B. ad) un Triphtbongenz grenzende Lautvorschläge,

die z. B. mit dergleicben Luutveränderungen in romanischen Spra¬

chen Aehnlichkeit habeu, als Itul. b u o n o (bonus), niego(ncgo);

walacb. oameni (homines), do are (dolet); spun, bueno, fue-

g 0, I u e go ; Frz. bien (bene) , t i e n s u. s. w. Diez Rom. Spr.

I. 117. Ausg. I. Desgleichen Mhd. guot gut, güete (Abd.

guoti), Güle u. s. w. , sowie in süddeutschen Mundurten.

Eine wirkliche, indess sehr erklärliche Ausnabme macht der

heutige Name von Persien, nämlich Irän ^^ß] , dazu aucb der

(16)

eines offenbar arisehen^ Volkes , derOsselen, die sich daber selbst

Iron nennen. Das i hierin (vgl. auch das zweifelhafte ira schon

im Zend Burn. Nott. p. 78.), und nicht a, scbreibt sich nämlich

aus dem Zend. airya st. des Sskr. ärya (veneiandus , fidelis),

her. Beides bezeichnet diesseit wie jenseit des Indus Gläubige, freilich, wie das in religiösen Dingen zu gebn pflegt, in einander

entgegen gesetztem Sinne. Weil nun aber das Wort besonders

durch das Zend als, so zu sagen, die Zoroastrisclie Kirchen-

spracbe eine besondere Heiligkeit besass, borgte man es später¬

hin, vielleicht erst unter den Sassaniden, dem Zend-Idiome in

seiner dort üblichen Gestalt ab, ungeachtet es im eigentlichen

Persischen den Umlaut vorn verschmäht hatte. Weder nämlieh

^Aqioi, nach Herod. 7, 62 alter Name für alle Meder; noch die

von Classikern aufbewahrten arischen Egn. mit diesem Worte,

z. B. 'AQtaQUftvrii, Ariyärämna Benfey S. 73.; nocb endlich

das ariya der Keilschriften , welches sich durch eine blosse Ver¬

breiterung des Cousonanten y (unser Jot) zu iy auszeichnet, wie

aniya, Zend (hier, gleich dem Sanskr., ohne Umlaut) anya,

zeigen von einem ai in der Vordersylbe die geringste Spur.

Wäre aber im Altpersiseben ein solcher Diphthong gesprochen,

ganz ohne allen Zweifel müsste sich das irgend einmal durch

Wiedergabe mittelst ui in griechischer Schrift verrathen haben.

Auch kann dies Argument gegen die freilicb jetzt längst aufge¬

gebene Ansieht Anquetil's geltend gemacbt werden, als sei Zend

das in Medien (stntt, wie jetzt kaum Jemand zweifelt, in und

um Bactrien) übliche Idiom gewesen. ^'Aqioi war ja, sagt He¬

rodot, der alte Name für alle Meder. Freilich bliebe für einen

Hartnäckigen nuch die Ausrede übrig: es sei nicbt gesagt, die

Meder bätten sich gerade selbst so gebei«sen. Uns wäre also

nur der Persische Ausdruck Ariya von dem Vater der Ge¬

schichte überliefert: mit dem brauche sich der Medische nicbt

nothwendig genau mundartlich zu decken. Vgl. noch Spiegel:

Arya, airya; Aryaman, Airyamä in Kubn-Scbleicber, Bei¬

träge S. 129 fgg.

Dagegen , obschon aucb ein religiöser Begriff, enthält 'Agi~

fiüviog, Agufxdvtog, Ahriman (das h von etymologischem Wer¬

the, und trotzdem wobl einmal — irrthümlich — aus Sskr. ari,

Feind, abgeleitet), Pehlewi p-tNN Spiegel Huzv. S. 29, von dem

ai in der Penultima von Zend. A ii hrd-mai ny u (s. ob.), gar

keine .Andeutung. — .Auch >X*^I iX«.««»! aus Zend ^peütä ärmaiti

Brockb. S. 400. wird von Benfey-Stern Monatsn. mit Recht aus

einer Mundart entnommen betrachtet, welcher das Zendische Um-

lautsgesetz fremd sei. Das f darin st. p , wie Pers. AaÄm neben

\Xj.ju... ) weiss, und daher aueh als Monatsn. mit Griechischen Cba- rakteren 'Aaqiat>ragfiui u. s. w. ausgedrückt. Wenn Benfey S. 49.

„diese unorganischen Eioschiebungen mehrfach in den Töchtern

(17)

PoU, über aUpersisehe Eigennamen 375

des Zend verschwunden" nennt: so ist das in mehr als einer

Hinsicht nieht der zutreffende Ausdruck. Die Sprachen, welche

er ins Auge fasst, sind nichts weniger als aus dem Zend ge¬

flossen, liegen auch nicht in gerader Linie der Ursache und Zeit

nach hinter, vielmehr in bloss s e i 11 i c h e r Abweichung n e b e n

ibm. Vom ,, Verlust" jener Einschaltungen kann aber ebeu so

wenig die Rede sein als von dem der Hörner im Syllogismus

cornutus ; sie konnten nicht etwas verlieren, was sie nie be¬

sassen. — Pers. miyän (dem Suffixe nach frz. moyen,

lat. medianus) findet nicbt in dem Diphth. von Zend maidbya

St. S. mad hya seine Erklärung, sondern bereits in dem ausein-

andergezerrten y. So entspringt aucb nacb Wegfall der Dentalmuta

mei (vinum) aus Sskr. madya. Vgl. q'j^ girän, kurd.

g hra na (pesante) aus Sskr. guru, Lat. gravis. Auch äbädän

i. e. äbäd amoenus , jucundus. — Bin anderes hierber gehöriges

Beispiel wirklicben Umlautes, ausser Irän, ist (vgl. Benfey Mo-

)

natsnamen S. 74.) Pers. Os^\ u-mid (spes, desiderium) gegen¬

über dem Zend. u pam aiti (exspectation) , im Sskr. mati (unter

•Anderem whish, desire, inclination), aber — nacb nicbt gleicher

Bildung — upamäti das Angehen mit einem Wunsch. Und dies

verdient in so fern ganz vorzügliche Beachtung, als mit u-mid

durch übliche Wecbsel nuch dus ungemein verstümmelte kurd.

i-vi (sperunzu) stimmt. S. Ztsebr. f. K. d. M. III. 30. Sskr.

upa-miti (Resemblance) von mä, messen, fügte sich begrifflich

scblecbt. — Der Fall mit der Präp. pei-, z. B. pei-ker st.

altpers. pati-kara Nachbildung, d. i. Bild, s. auch Lassen

Ztschr. VI. 482. Bött. Horae Aram. nr. 212., liegt in ao fern

unders, als nicht vom Zend. paiti (norl , nieht eig. ngorl, wie

ich Etym. Forsch. Bd. I. S. 272 fgg. Ausg. 2. näher begründe)

einfach die zweite Sylbe wegfiel , sondern nacb Ausstoss von t

in altpers. patiy a die Vokale a und i fast genau so zusammen¬

flössen, wie in der 3. Pers. Sg.- im Griech. n st. Sskr. a-ti.

Das Altpers. verschmäht hier den Zendischen Einschub aiti, eben

so im PI. aiiiti oder enti Lassen Ztsebr. VI. 522. — Das

Altpers. bat, wie docb das Zend, in den Präpp. keinen Umlaut

geduldet. Daher in ihm athiya, Zend aiti, S. ati; awiya,

abiya st. Z. aiwi, aibi, S. abhi; upariya, Z. upairi

(aucb sogar rni/g neben dem , ohne Ersatz abgestumpften vnig),

S. upari; p ariya, Z. pairi, S. pari, nigi. Das Scbluss-a'

nnd die Zerdehnung des Vokals ist dagegen nun eine Eigeuthümlich¬

keit der Altpersiseben Mundurt. Lassen Ztschr. VI. 493 fg. , wo

aucb Zweifel über die ricbtige Lesung. Eben so ist die Zend.

und Sskr. Präp. anu zu an'uwa auseinundergezerrt. Desglei¬

chen Gubar'uwa (Gobryas); t'h u want, Sskr. tvam (ty). Da-

dhät'huwa (dato). Dhuwara, S. dvära Thür. Duvitiya

Bü. Xlll. 25

(18)

[ao, der Unterscheidung hei Benfey gemäss, mit v und nicht w],

S. dvitiya, zweite. Ferner iiw-nspa, S. sv-a^va rossereieh,

also uw St. hu- im Zend, su Sskr., tl Gr. Allein auch Uwa-

k 'h s h a t (a) r a (Cyaxares) = Sskr. sva-xatra, gls. Selbstherr¬

scher, aus sva (suus). Indess altpers. auch buwa (nicht aus

dem Arab. ^*), er, wohl nicht eig. st. Zend hva, Sskr. sva

(suus), sondern mehr entsprechend dem Sskr. s vay-am (ipse;,

woraus Pers. '^J^ (ipse). — Nicbt minder geboren hieher die

Persischen Zablwörter 70. olxi» , 80. und 90. in so

fern in ihnen die Zendischen Feminina baptäiti, a^täiti (dies

bei Bopp nicht, wäbrend man wegen Sskr. a^iti einen sicheren

Beleg wünscht, der auch Burn. Comm. p. .324. nebst Pazend has tat

— ohne Umlaut vgl. Benfey Monatsn. S. 30., zu finden i und

navaiti (wirklieb im Diphth. mit kurzem a, wie im Nps.^

enthalten sind, und nicht, höchst unwahrscheinlicher Weise, Neu¬

tra, die freilich zur Umlautung keinen Anlass gäben, wie in den

niederen Zahlen 30. tliri^ata u. s. w. Lepsius, .Spracbvgl. Abb.

S. 148. Bopp Vgl. Gr. §. 320. ■ Daber zeigt auch 'Agu/joniu,

Ew. 'Agaxütut , von dem Flusse Hnraqnili f. im Zend Burn.

Nott. XCI. mit kurzem i (aus S. Sarasvati) benannt, x'o an

der Stelle vun qai ohne Beimischung von i, so wenig als Altpers.

Harauwati-sh, womit die Kurg Siktbauwati-sh hinten

analug gebildet ist. Altpers. har'uwa, Pers. her (omnis,

unusquisque ), also mit Weglassung des Labials, aber Zend

haurvu, S. sarva. Das o im Pers. Izednameu Khordud

viell. indess nocb durch Einwirkung des diphthongischen Moments

iu Z. Haurvatät. — Dem entsprechend ancb par'uwa (vor¬

herig), dessen a vorn sognr nocb ursprünglicher zu erachten

(vgl. fra St. .Sskr. pra, Lat. pro, Deutscb vor und für) als

das dem p anbequemte A in der Umsetzung S. pürva, woher

uucb a-pdrvn (nichts vor sieb als Vorzüglicheres babend, also

selbst am vorzüglichsten, wundervoll u. s. w. ), wie desgleichen

par(a)na neben Sskr. puräiia vor Alters, früber. Kirchenslaw.

npiBN npcÜTo;, primus; III.-Slaw. bei Voltiggi parvi, va, vo.

Hingegen Zend. paourva, pöurva (anterior, primus), paour-

vya, pdurvya (primarius) und puoiryu, pöirya (also mit

Beimengung eines i iti Anlass von y) primus; antiquus. Altps.

p a r'u V i y a = Vedisch pürvya. Vgl. Etym. Forsch. I.

Ausg. 2. Armenisch auch mit a: paruw Bötticher Arica nr. 3K.'>.

Fast sollte man sich nun ^geneigt füblen, Pers, pir Senex;

praesul, Buchar. pir Greis, mit paoirya gleichzustellen. Dann

wäre "man freilicb aber duzu genöthigt, das i uus der Umlautung entstanden zn betracbten, die wir eben für das Persische läugiiin.

Anderseits ist ein Zusuminenbang mit dem Begriffe des vor su

naturgeiAäss , dass z. B. Sskr. pr-iilu Old, ancient, Goth. fair-

(19)

PoU, über aUpersisehe Eigennamen. 377

Iii, Aild. firni (vetus), woher z. B. Viru« hure Or(sa. von

ähnlicher Geltung als Altenhiirg, der Firnewein, davon ausgehen.

Allein, wollte mau Fers, pir auf diesem Wege (mit Einbusse

des ableitenden Nasals ) entstanden setzen : dann verlangten die

[..autgesetze aus anderem Grunde uls im Germanischen, nämlicb

wegen der Aspirationskraft des r: f, wie sieh z. B. Sskr. pra¬

mäna, Befehl, zu fermän im Fers, gestaltet, oder Zend fru-

turu dem Griecb. ngörtgog entspricht. Anderseits, will man pir

an Zend para (antärieur) , Gr. jiüpog , aber Sskr. puräs, purä

Adv. vor, von Ort und Zeit, purä die vordere — Weltgegeiid,

d. i. Osten, anknüpfen, woher dann sein i? Auf tiqi'v etwn

= Lat. pr-ius, und die sämmtlich mit comparativisclien Formen

versehenen Formen, wie pris-tinus, pri-die, primus u. a.

kann man sich eben so wenig berufen, indem der Sskr. Coinpa-

rutiv pra-yas Valuable, precious, im Zend u. s. w. Gutturale

aus .V verlangte. Uesshalb kann aucb iji^o pisch 1. ante, coram

(z. B. die Piscbdadier ') oder [..eute des ersten Gesetzes; Buchar.

pi sch ani .Stirn; aber umgekehrt pescbmän Reue, eig. Nacb-

gedanke) 2. plus, magis, und dessen Comparativ piscliter kaum

als alter Comparativ angesehen werden, und, ob und wie es mit

pir zusaininenhunge , ist mir bis jelzt ein Räthsel. Was u st. a

und die Umstellung des r (wie Frz. pour st. Lul. pro) unbe-

langt : bieten die Goth. Präp. fuur (vor, für) und fuura (räum¬

liches und ethisches vor), die wegen besonderer Regel (Grimm

I. 5L Ausg. 3.) ein, vom wubren f>iphtbongen äu verschiedenes

uü baben, Ahd. foru (vory, furi (Nbd. für mit Umlaut wegen

des schliessenden i) Gralf MI. 642. eine pussende Anulogie. Die

Bildung übrigens in .S. sarvu, pürva u. s. w. mittelst — va

ist wahrsch. uls gleichurtig uucb im Lat. pur-vus (neben pu¬

rum) zu suchen. Darin steckt nämlicb vorn gekürzt der Com¬

parativ apn-ru (posterior in place or time) von apa, uno. Also

zurückbleibend an Grösse. Aber Goth. favs. Engl, few u.s.w.

Gabelentz WB. S. 203. nebst den Verkleinerungsformen paulu¬

lum, Egn. Paulus, IlavXog, und navgog, wie yXatjprpös : yXuqiv

haben das Derivationssuffix -va unmittelbar an die Präp. upa

gesetzt. — Ein völlig davon verschiedenes (höchstens die Präp.

api, ^Trt einschliessendes) Wurt ist par'uwa (viel), Sskr. purn

1) Man hat daraus ^<'<jt«|' ö ßaailevs, Ttngn Ilepaats Hesych. ed.

.Schmidt p. 377. erklüren zu können geglaubt. Nicht mit Glück : meine ieh.

1st nicht irrthümlich in ßioTa^ das N. pr. Vishlaspa (Hystaspes), — al.«' etwa I sl. y = sp, — gemeint: dann würde ich für das ersle tilled des Com- pusitums auf vif (Wohnung, Dorf) im ^end rathen, woher z. B. vijpaili (loci dominus). Man könnte zu Gunsten dieser Meinung Sskr. viy geltend maehen , das als Fem. Sg. aueb Haus, Familie, dugegen im Plur. M en s ch e u bezeicbnet, und z. B. auch iu vi^'puti (Herr der Menscben, Bez. des Agni und des Soma) Benfey, Gloss, enthalten ist. Pers. uud Kurd, lä^ heissl dus Diadem, die Herrscherkroiie , woher t ä ^ - d a r (Kronenlräger) für: König.

(20)

= noXv, Goth. filu «US Sskr. pri {nlf.inXrifA.t , implere, plerique),

was eig. ein *paru vorn mit a (ohne as.siinilirtes u) verlangte.

Im jetzigen Persischen ^j^. pur (plenus), allein Zend puuru wie

Gr. novXv. Zend perena, Sskr. püriia, lat. plenus. Z. B.

purn am äs I Day of full moon, Vollmond, pleniluninni. —

Hiezu endlich das Zendwort für Berg: paru, pauru, pduru,

puuruta, im Sskr. parvata, auch paru, Ktym. Forsch. Einl.

S. LXXXVIi. und Lassen Alterth. I. 429. 441. 525., an welcher

letzten Stelle er auch aus einer Darius-Insclirift Parut a hat

(nicht hei Benfey).

Desgleichen Ueher fr uch tu ngen der Diphthonge,

welche das Zend seltsam auszeichnen, scheinen dem eig. Persi¬

schen von je fremd gehlieben. Z. B. gad tha, Pers. iJ^S^ g'ti

(mundus). Eben dessbalb glaube ich kaum, dass .Spiegel bei Höfer

I. 217. Recht bat, Pers. ^^l^sa- von Sskr. gagat zu trennen und

zu gad tha zu bringen. Dad na (loi, religion) Y. p. 9. 391.,

kurd. dine (religione, fede) Garz. p. 230. Im Pers. das docb

kaum dem Arabiscben (vielmehr, sonderbar genug, umgekehrt!)

abgeborgte ^^■^ d i n. Vgl. später den Egn. ^ovdtrog , aber im

Arabischen Kamareddin Khan, .S c Ii a m s e d d i n Klieladji,

d. i. Mond, Sonne des Glaubens ( s. Anquetil Index) und eine

Fülle anderer. Dadva, pers. (xaxoduifiwv) trotz .Sskr. ddva

(Deus). Altpers. hinä (i kurz?), Zend hadnä, .Sskr. sdnd

(exercitus). — Hieher gehören auch Pers. Adj. auf ^» in, eben

so wie bei Griitim II. 176. -in, Etym. Forsch. II. 576., Qj,j

(aureus), (igneus) , Zend -adna, z. B. fraväkshadna

(fait de plomb, /uoXvfid -ivog) , drv-aeiia (ligneus), zemadna

(fait de terre), woraus nun wieder das .Subst. Pers. (jr^v'J zem in

(terra, regio) lloss, ganz wie z. B. Frz. colline (eig. Hügeli¬

ges, nämlicb Lnnd) aus Lat. Collis. Aus Sskr. jmä .Spiegel

bei Höfer I. 217. 221. Benfey Gl. S. 74.

Wir verfolgen dies Thema nicbt weiter, wobei ja zudem die

verschiedenen Sprechmetlioden (ob z. B diphthongisch oder nur

mit langem Vokal ?) in Betracht kämen. So z. B. , wenn Spiegel

(Huzvuresch-Gr. S. 2.) Erän schreibt st. Irän u. s. w. , wo die

erstere Ausspracbe mehr der des Frz. ai gleichkommt als z. B.

der Umlautung vun inquiro aus quaero im Latein. Vgl. den¬

selben über majliül und inuarüf in Höfer's Ztsebr. I. 2l4fg., deren

vollständig durchgeführte Unterscbeidung mit Rücksicht auf die

älteren Sprachen noch ibren Bearbeiter erwartet. — Wichtiger

ist augenblicklich für uns ein dritter Punkt, zu welchem wir

uns jetzt wenden.

III. Es ist befremdlich, aber nicbts desto minder wahr, dass

eiu so leicbt hervorzubringender und anscheinend nothwendiger

(21)

l'oU , über allpersisihe Eigennamen. 379

liaut wie l, gleichwohl gar nicht wenigen Sprachen völlig ab¬

geht. Bindseil Abb. I. S. 318., wozu ich nocb das Odschi

in Afrika (DMZ. Vlll. 431.) und die Laosspracbe fiigen will,

weicbe sogar weder I noch r bat. Benfey Indien S. 345. Das

isl nnn aucb mit dem Zend der Fall (Burn. Y. noteG.); allein,

was fiir unseren vorliegeoden Gegenstand noch nöthiger zu wissen

ist, in dem alten Persisch der Keilinscbriften giebt es

kein Zeicben fiir I, obsebon fiir r deren zwei. Lassen Ztschr.

VI. 503. Oppert Lauts. S. 14 fg. Im Huzvaresch (Pehlewi)

zeigt sich Schwanken zwischen r und I (Spiegel Gramm. S. 162.),

z. B. Kl am st. Airy ama S. 2. Lassen in seiner Ztsebr. VI.

545. drückt sicb sogar, unter Bezugnahme auf J. Müller, so

aus, als habe (was ich nicbt so unbedingt glauben möcbte) ,,die

Sprache (im Peblewi) den Laut I erst gewonnen ". Benfey-Stern

.Monatsn. S. 124. bemerken Folgendes: „Das Zend bietet die auf¬

fallende Erscheinung dar, dass es den Bucbstaben I gar nicht

kennt. An die .Stelle vieler zendischen r ist nicht bloss iin Neu¬

persiscben, sondern aucb in alten Uebertragungen, besonders von

Kigennamen, vielfacb der Buchstabe L getreten, so dass man ent¬

weder annehmen muss, dass in eineni Dialekte des Zend das r

schon in I Uberging, oder, was wahrscheinlicher ist, dass das

zendische r so gesprocben wurde, dass es das verwandte I mit

umfasste ') und daher die Völker, welche r und I streng schie¬

den, bald den einen, bald den anderen dieser Bucbstaben setzten,

je nacbdem der eine oder der andere in der Ausspracbe des Zend¬

wortes mebr vorherrschte." Dazu Beispiele, wie Ilan, Anilan

(Iran, Aniran '), die obigen Kl am und 'EXvfxutg, iäog (das t»

wohl um Anklanges willen an griechische Namen, wie "EXu/ua,

'Ekvfiiu u. 8. w.). Der Tigris (Keilscbr, Tigra) nacb Plin.

VI. 27. Angabe bei trägerem Laufe Di gl ito, bei schnellerem

aber Tigris, wonach sich, wird eben da S. 203. gemuthmasst,

„die sprachlich nicht unwichtige Grenze zwischen r und 1 ziehen"

liesse. Also vielleicht zwischen Persisch und Semitisch. Vgl.

über den Namen des Flusses nocb meine Bemerkungen Kuhn

Ztsebr. VI. 255.

Diese Bewandtniss bat nnn kieperl in dem .Aufsatze: „An¬

deutungen zu Untersuchungen Uber den arischen Charakter der

1) V(?l. im JapaDischeo den Laut, worin „r und l verschmolzen" Boller IVachweis, dass das Jap. zum l'ral-Altaischen Stamme gehört, S. 5.

2) Vgl. Sskr. anärya im Petersb. WB. Das Volk der L4vnfi<iyai, zwischen Hyrkanien und Atropatene, am kaspischen Meere, Strab. XI, 508.

etwa als ein „nichtarisches"? Doch die Schreibung i^ftapnxn» Pol. 5, 44,, wenn richtiger und nichl z. B. durch äviaQÖi berbeigeRihrt, liesse, das k als Suffix gefasst und unter Benutzung von Nps. yär (amicus), auf ein

„nicht-befreundetes" rathen. Aniya Feind, eig. der andere (alius) Bopp, Altpers. Sebrift- u. Lautsyst. S. 131. erklärle das (> nicht. Voo einem gaoz anderen Worte 'ßvd^ees späler.

(22)

Medischen Sprache" (Knlin's Beitr. I. S. 38—47.) zu dem ginni.

gen Gedanken henutzt, aus statistischer Vergleichung arischer

Ortsnamen mit oder nhne I zu einem Schlüsse Uber die Sprache

der Bevölkerung zu gelangen. ,,Als .Sclilussergebniss alsn (wie

von ibm das Gunze zusammengefasst wird) haben wir in ganz

Iran mit Ausnabme Mediens unter mehr als 300 Uberlieferten

geograpbiscben Namen nicht mebr als etwu 20 den Buchstaben X

enthaltende und diese in den äussersten, mit fremden Elementen

vermischten Grenzstrieben in Norden, Osten und Süden" n. s. w.

Wie gern wir uns nun dieser thatsäcblichen Beobachtung beugen:

ein ausreichender Grund , feste .Schlüsse darauf zu bauen, scheint

damit noch niclit gewonnen. Dazu müsste man des wahren Um¬

fanges des Sprachgebietes im Persischen Reicbe, wo I fehlte,

aus alter Zeit versichert sein ; uud docb will man dus mit HUIfe

der Geogruphie erst finden und begrenzen ! Ein schlimmer Wider¬

spruch. Dus Zend, wenn ursprünglich die Volkssprache in Bu-

ctrien und da herum im Nord-Osten, bewiese natürlich für das

ganze übrige Reich durch sich nicbt das geringste. Aber von

dem alten Persiscben der Inschriften, was können wir dur¬

uus scbliessend Im Grunde nicht mehr, uls duss in der officiel¬

len Spruche des persischen Hofes zu Durius Zeit, ulso

auch vielleicbt in dem der Landschaft Persis so gesprocben

ward, wie die Denkmale angeben, auch in Betrelf unseres jetzi¬

gen Punktes. Mehr nicbt. Ueberall in anderen Persischen

Mundurten moclite ju wirklich ein I vorhundeu sein , und zwar

nicht durcb blosse Einwirkung nachburlicber oder eingesprengter

.Sprachstämme nicbt-iruniscben Geblüts. Z. B. Neupersisch.

Afghanisch sogur mit einer gewissen Vorliebe wegen Eintau¬

sches vnn I an Stelle von Dentalinuten Etym. Forsch. I. 94 fg.

Belutschen schon in ihrem eigenen Namen. Kurdisch, s.

über Wechsel von I und r darin Ztschr. f. K. d. .M. III. 4.'>., wie

z. B. helk Laub, auch GliiInni AJj velg (a leaf) Cbndzkn Spe¬

cimens p. hfth., Pers. ^ßt oder sei vi, Pers. im Muzcn-

deruni als Compnsitum sür-där „cypress tree" ib. p. 569,

Auch im Bucbariscben, nach den Aufzeichnungen bei Klapr.

As. Polygl. .S. 239 fgg. zu sehliessen. Z. B. kin schal Dolch,

statt Pers. x^^^ kbendscher, kurd. k Ii u n g i ä r Gurz. p. I 1 5.

Dscbengel VVuld, doch wobl Sskr. ^angäla Desert, solitary,

wild, bei den Engländern jungle. Likäb Steigbügel, aber Afgh.

r i k e b o o n a ( stirrups) Leuch, Journ. ofBengal Vol. Vlll. p. 12.—

Ossetisch z. B. nni Männchen von Tbieren, Pers. y ner,

Zend nara (vir) n. s. w. — Dagegen im Armenischen nicht

nur, wie im Altpersiseben, ein doppeltes r (ein durum et Iene),

sondern auch Mangel des I , welcher in Fremdwörtern duber mit¬

telst gh ersetzt wird (Petermann , Grumm. p. 27. Cirbied Grumm.

(23)

l'oU , über allpersische Eigennamen. 381

)). 6H2.)- Möglicherweise daher „NiünoXig gegenw. Nabbaki"

in Kolchis (Sickler Alte Geogr. S. 636.) aus dem Griechischen,

wo nicbt dies erst die üebersetzung eines aus Zend nava, naha

(novns) durrh .Sufligirung oder Composition entstandenen Namens.

Die Inscbriften geben Arbir.i (.Krheiu, "4 Qßtjlu , also auch

mit T}^ Benfey S. 73. und Bäbiru-sb (Babylon) S.89, obsebon

doch sicberlich entweder aedes oder porta Bell (Baal). Also, wie

z B. vuQÖog, T-ip aus Sskr. nula-dä (duftgebend) .4ndropogou

muricatum entstand zufolge Lassen Alt. I. 289. Will man näm¬

lich nicht scbon eine ältere Form mit r (vgl. gon ard a Cyperus

rotundus) in Indien annebmen, wie es der Wörter im Sskr. meb¬

rere giebt, die erst nachmals (überbaupt einer der gewöhnlichsten

Lautwecbsel in den Spraclien) I für r eintauschten, z. B. aran-

krta Burn. Not. p. XLIX.: dann muss muu glauben, sein r sei

erst durch persisebe l'erlrelnng von ursprünglichem I in das Wort

gekommen. I'ers. qjJjJ feig, wobl adjectivisch, s. oben] Nardus,

pec. Indica. Castell. II. 2415., der auf Jwa^ bei .Avicenna (sum-

bul hindi Indiscbe Aehre, vupäoaTÜxvg) verweist. \'g\. v Bohlen

in dem .Aufsatze: Ind. Handel S. 71 fg., wo er yanavix^ (anders

uls Lasseu III. 41.) auf ein Adj. yävanika vom Volke der Yavana

(westländische Fremde) eben so nnd aus gleichem Grunde deutet,

wie der Pfeffer yavanupriya (den Javanen lieb, von ihnen be¬

gehrt; zubenannt wird. Ein aus Lassen III. 34. äusserst erklär¬

liches Beiwort. — Kbenfalls Wecbsel zwischen r und I — nur,

so glaube icb, in umgekehrter Folge, als vorhin — findet statt

in dem ungeheuer weit verbreiteten Ausdrucke für Hosen (meine

Et. Forsch. Einl. S. LXXX. Benfey Monatsn. S. VI. 191. mit

meiner Anz. Erg. A. L. Z. Juni 1839. S. 389. Brockb. Vendidad

S. 398. Gesenius Thes. v. Snrabali Daniel III. 21. Boetticher

Rudim. myth. Sem. p. 49. u. s. w.). Also im Zend ^aravara,

vielleicht, da ^ara Kopf wenigstens zu den Hosen nicht passt,

aus einem Verwandten von <;.raona (vgl. Lat. clunes u. s.w.)

und, im Fall nicht v noch zum ersten Worte gehört, vr (tegere),

also crus obtegentes. Doch angeblich als Kopfbedeckung

der Magier Isid. Origg. XiX. p. 602. Lindem., wie ancb nach

vielen Angaben bei DC. , wus un Pers. ^ (caput) allerdings er¬

iunert. MLat. sarabulla, sarrabarrae, und nuch mit einer

Kürzung sarrabue, welches aber in dieser Gestalt nur schein¬

bar dem Sskr. (;aräva (A lid, a cover) näher rückt. Kurdisch

sciäruäl, aber persisch j^f^, Poln. szarawary und daber

in Danzig ,,scharri warri , lange Beinkleider" Klein, Deut¬

sches Provinzialwörterb. S. 107. Bei Graff II. 500: Peinrefla,

tibarii [so!] (es ist wohl tibiale, eine Art Strümpfe, gemeint, du

tibiurius ein Verfertiger von Flöten heisst), suru bellu. Auch

in .Spanien durch orientalische Vermittelung bei den dortigen

Zigeunern solares (Pantaloons, trowsers) meine Zig. II. S. 170.,

:i5 *

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