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ARS MEDICI 23 2008

1017

Der Halo-Effekt bezeichnet eine allgemeine Wahr- nehmungstäuschung oder -verzerrung in der Ein- schätzung einer Person oder einer Sache aufgrund eines ihr zugeschriebenen Merkmals. Mit ähn - lichen Effekten haben wir es immer wieder auch in der Medizin zu tun. Ein prominentes Beispiel geben Vitamine ab. Ihr Image ist ausgesprochen positiv: Vitamine sind wertvoll, schliesslich hal- ten sie den regelgerechten Stoffwechsel auf Trab;

bestimmte Vertreter, wie die Vit amine C und E sind Antioxidanzien und fangen als solche freie Radikale ab. Diese wiederum haben den Ruf als zerstörerische Übeltäter erworben. Und man weiss ja, wie man mit Radikalen umzugehen hat:

man macht sie unschädlich. Die Wirklichkeit indes ist vielschichtiger als es der erste Reflex

glauben will. Freie Radikale spielen nämlich zu- weilen, etwa im Energiestoffwechsel und in der Abwehr von Krankheitserregern und körperfrem- der Strukturen durch neutrophile Granulo zyten, eine segensreiche Rolle.

Und die Vitamine? Sie werden immer noch zu oft für natürliche Allzweckwaffen gehalten, die vor Krebs, Arteriosklerose und manch anderem schüt- zen. Millionen Menschen schlucken regelmässig Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel – getreu dem Motto: Viel hilft viel. Dabei haben sich Vit - aminsupplementierungen nun schon zum wie- derholten Mal als nutzlos oder gar potenziell ge- fährlich erwiesen. Erst vor wenigen Wochen hat das US-National Cancer Institute den vorzeitigen Abbruch der SELECT-Studie (Selenium and Vit - amin E Cancer Prevention Trial) bekannt gege- ben. In einer Zwischenanalyse hatte sich gezeigt, dass Vitamin E und/oder Selen Männer nicht wie gehofft vor einem Prostatakarzinom bewahrt.

Unter täglichen Vitamin-E-Dosen von 400 mg war das Risiko von Prostatakarzinomen sogar tenden- ziell erhöht, die künstliche Selen zufuhr (200 µg) liess die Zahl der Diabetes erkrankungen ansteigen.

Während von Wirkungslosigkeit auszugehen ist, könnten die unerwünschten Effekte auch zufällig sein; allerdings gab es bereits Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Diabetes und hohen Selenkonzentrationen.

Ähnlich frustrierend verlief die soeben im «JAMA»

(2008, 300[18]: 2123–2133) publizierte Physi cian’s Health Study II. Weder Vitamin C noch Vitamin E vermochte in dieser Langzeitsudie das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse bei Männern in mitt- lerem und höherem Lebensalter zu beeinflussen.

Insgesamt lässt sich heute konstatieren: Vitamin- haltige Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel wertlos und womöglich gar bedenklich. Er- innert sei daran, dass das Lungenkrebsrisiko von Rauchern unter Vitamin-A-Supplementierung ansteigt. Zur Diskussion steht auch, ob Vitamin E das Auftreten einer Herzinsuffizienz begünstigt, eine im letzten Jahr publizierte Metaanalyse er- mittelte sogar eine leichte, wenn auch nicht signi- fikant erhöhte Sterblichkeit unter langfristiger Einnahme des Vitamins (JAMA 2007; 297: 842–

857). Der Einsatz antioxidativer Vitamine müsse in Zukunft gut begründet werden, hat Gerd Antes, Leiter des deutschen Cochrane-Zentrums, gefor- dert. Diesem Urteil sollten wir uns anschliessen.

Uwe Beise

E d i t o r i a l

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