• Keine Ergebnisse gefunden

Studie zu den lokalen Waldschutzrisiken in ausgewählten Regionen Sachsen-Anhalts

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Studie zu den lokalen Waldschutzrisiken in ausgewählten Regionen Sachsen-Anhalts "

Copied!
60
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Abschlussbericht

FKZ U01/2013

Studie zu den lokalen Waldschutzrisiken in ausgewählten Regionen Sachsen-Anhalts

Bearbeiter: Stefan Wirxel

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt

Göttingen, März 2015

(2)

Abschlussbericht

Studie zu den lokalen Waldschutzrisiken in ausgewählten Regionen Sachsen-Anhalts

Auftraggeber:

Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt Leipziger Straße 58

39112 Magdeburg

Auftragnehmer:

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Grätzelstraße 2

37079 Göttingen

Berichtszeitraum:

(3)

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 1

2 Material und Methoden ... 2

2.1 Modellregionen ... 2

2.2 Datengrundlage ... 6

2.3 Standortparameter ... 7

2.4 Bestandesparameter ... 8

2.5 Referenzfläche ... 8

2.6 Definitionen ... 9

2.7 Darstellung der Ergebnisse ... 9

3 Schadgebiete der Kieferngroßschädlinge und Nonne ... 11

3.1 Nonne ... 12

3.2 Kiefernspinner ... 16

3.3 Kiefernbuschhornblattwespen ... 21

3.4 Kiefernspanner ... 24

3.5 Forleule ... 25

3.6 Ursachenanalyse der biotischen Risiken in Kiefernbeständen ... 26

3.7 Zusammenfassende Bewertung der biotischen Risiken in Kiefernbeständen ... 34

4 Schadgebiete der Eichenschädlinge ... 38

4.1 Eichenfraßgesellschaft ... 38

4.2 Eichenprozessionsspinner ... 42

4.3 Ursachenanalyse der biotischen Risiken in Eichenbeständen ... 45

4.4 Zusammenfassende Bewertung der biotischen Risiken in Eichenbeständen ... 49

5 Biotische Schäden an Fichte ... 52

5.1 Zusammenfassende Bewertung der biotischen Risiken in Fichtenbeständen ... 55

Literatur ... 57

(4)

1 Einleitung

Die Ergebnisse einer Klimastudie für das Land Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 2012 zeigen, dass die langfristig operierende Forstwirtschaft besonders vom Klimawandel betroffen ist, da sich Veränderungen bei Produktionsgrundlagen, Risiken und Ertragsaussichten ergeben.

Insgesamt müssen sich die Forstbetriebe in Sachsen-Anhalt auf eine Zunahme der abiotischen und biotischen Gefahren einstellen (SUTMÖLLER et al.2012).

Vor diesem Hintergrund stellen sich die Fragen, welche Gebiete wie stark gefährdet sind, ob man regionale Schadschwerpunkte der biotischen Risiken definieren kann, wie sich die bestehenden Risiken weiterentwickeln werden und inwiefern für das forstliche Betriebsmanagement Handlungsbedarf besteht. Um wissenschaftlich abgesicherte Entscheidungshilfen für diese Fragestellungen zu liefern, soll die hier vorgestellte Studie hoch aufgelöste Waldschutzdaten für sechs Modellregionen (Abb. 1) in Sachsen-Anhalt erheben und eine Gefährdungsanalyse für die betreffenden Regionen ausarbeiten. Des Weiteren sollen die gewonnenen Daten auf Kerngebiete für die weitere Schädlingsüberwachung überprüft werden. Darüber hinaus sollen zeitliche und ökologische Zusammenhänge zwischen den Massenvermehrungen verschiedener Schadorganismen in den Modellregionen und dem stockenden Bestand sowie den standörtlichen Bedingungen statistisch untersucht werden.

(5)

2 Material und Methoden

2.1 Modellregionen

Das Land Sachsen-Anhalt hat Anteil an den drei großen mitteleuropäischen Natur- raumregionen Tiefland, Hügelland und Mittelgebirge. Nach den Ergebnissen der zweiten Bundeswaldinventur (BWI2) aus dem Jahr 2002 konzentriert sich der größte Teil der Waldfläche im Tiefland (70%), den höchsten Bewaldungsgrad weist dagegen mit 63% der Harz auf. Das Hügelland ist waldarm. Nach den Ergebnissen der dritten Bundeswaldinventur (BWI³) aus dem Jahr 2012 ist der Waldanteil seit 2002 auf 497.706 ha bzw. 24,3%

angestiegen. Aktuelle Zahlen der BWI³ über die Waldverteilung in den Naturraumregionen liegen für Sachsen-Anhalt nicht vor.

Als Untersuchungsgebiete wurden der Elb-Havel-Winkel, die Dübener, Annaburger und Glücksburger Heide, der mittlere Unterharz und die Altmark, sowie die nördlichen Randplatten des Thüringer Beckens und das nordwestliche Harzvorland ausgewählt. Diese Bereiche

TIEFLAND 53% der Landesfläche 70% der Waldfläche (ca. 311.000 ha)

HÜGELLAND 40% der Landesfläche 11% der Waldfläche (ca. 64.000 ha) MITTELGEBIRGE

7% der Landesfläche 19% der Waldfläche (ca. 94.000 ha)

Naturräumliche Großlandschaften

Waldverteilung

Bewaldung 30%

Bewaldung 63%

Bewaldung 6%

474.274 ha Bewaldung 23%

Tiefland Bewaldung 30 %

ca. 311.000 ha Grund- und Endmoränen,

Sander und Talsande

Mittelgebirge Bewaldung 63 %

ca. 94.000 ha paläözoische Festgesteine

Hügelland Bewaldung 6 %

ca. 64.000 ha Löß über verschiedenen

geolog. Formationen

3

1

2 4

5

6

Abb. 1: Naturräumliche Großlandschaften und Lage der Modellregionen Elb-Havel-Winkel (1), Dübener, Annaburger und Glücksburger Heide (2), Mittlerer Unterharz (3), Altmark (4), nördl. Randplatten des Thüringer Beckens (5) und nordwestl.

Harzvorland (6).

(6)

stehen als Modellregionen stellvertretend für typische Standorte und Bestandestypen, welchen bereits heutzutage in Hinblick auf den Waldschutz erhöhte Aufmerksamkeit zukommt.

Zusätzlich zu den sechs Modellregionen wurden als weitere Untersuchungsräume auch die Colbitz-Letzlinger Heide und der Fläming berücksichtigt, da diese Regionen nach PLAŠIL &

HABERMANN (2012) Hauptschadgebiete der Eichenfraßgesellschaft und der Kieferngroßschädlinge und Nonne darstellen. Waldschutzdaten für diese Gebiete wurden im Rahmen einer Pilotstudie erhoben (ALBERT et al. 2013) und in der vorliegenden Studie ausgewertet.

Der Bereich Elb-Havel-Winkel liegt im Nordosten Sachsen-Anhalts im westlichen Teil der mittelbrandenburgischen Talsand- und Moränenlandschaft. Die Jahresniederschläge erreichen dort 500 bis 540 mm, die Jahresmitteltemperaturen liegen bei 8,5°C, insgesamt zeigt sich eine deutlich kontinentale Tendenz. Die Landschaft ist von pleistozänen Sanden, Talsanden, Dünen und Auen geprägt. Im Westen gehen die Endmoränen des Brandenburger Stadiums der Weichsel-Kaltzeit vom Kerngebiet allmählich in die Elbtalaue über. In dem Gebiet sind vor allem ärmere sandige Böden vorhanden, in den Niederungen liegen durch das Grundwasser beeinflusste Sande vor. Die Talsande, vor allem im Genthiner Bereich, weisen Dünenbildungen auf. Nur die alten Flusslehmablagerungen der Elbe im Genthiner Bereich und die Auen der Havel besitzen besser wasser- und nährstoffversorgte Auelehmböden. In dem ganzen Gebiet ist wegen der vorwiegend ärmeren Sandböden reine Kiefernbestockung am stärksten verbreitet. Größere Waldflächen konzentrieren sich auf die Talsandbereiche des Genthiner Teils, der früher auch als Genthiner Heide bezeichnet wurde. (SCHWANECKE &KOPP

1994)

Die Hauptbaumart in dieser Endmoränenlandschaft ist die Kiefer, im Auenbereich tritt vorwiegend Eiche auf. Das Gebiet wurde als Hauptschadgebiet sowohl für die Eichenfraßgesellschaft als auch für Kieferngroßschädlinge und Nonne identifiziert (PLAŠIL &

HABERMANN 2012).

Die Dübener, Annaburger und Glücksburger Heide befinden sich im südöstlichen Bereich des Tieflandes. Die Dübener Heide gehört zum Düben-Niederlausitzer Altmoränenland, während sich die Annaburger und Glücksburger Heide im Bereich des Mittleren Nordostdeutschen Altmoränenlands befinden. Im Gegensatz zur Dübener Heide, die von der Schmiedeberger Stauchendmoräne gebildet wurde, befinden sich die Annaburger und Glücksburger Heide auf sandigen Niederterrassen. Die drei Gebiete sind durch die Flüsse Elbe und Elster voneinander getrennt. Im Gegensatz zu den niedriger liegenden Gebieten der Annaburger und Glücksburger Heide zeichnet sich die Dübener Heidehochfläche durch ca.

100 mm höhere Jahresniederschläge von 600 bis 660 mm aus. Die Jahresdurchschnitts- temperaturen liegen in allen Gebieten bei 8 bis 8,5°C. Das Klima ist kontinental getönt. In der Dübener Heide liegen anhydromorphe Sand- und Sand-Geschiebelehme in den Hochflächen und Platten vor. Vereinzelt treten in der Annaburger und Glücksburger Heide Sanddünen auf.

In der Bestockung der Dübener Heide haben die Heidehochflächen als Buchen- Traubeneichen-Wald eher submontanen Charakter, während die Umgebung von kontinental

(7)

Kiefernwälder das Bild, welche auch in der Annaburger und Glücksburger Heide vorhanden sind. Die Dübener und Annaburger Heide stellen neben Fläming und der Colbitz-Letzlinger Heide weitere große geschlossene Waldgebiete des Tieflandes in Sachsen-Anhalt dar.

(SCHWANECKE &KOPP 1994)

Die Hauptbaumart aller drei Gebiete ist die Kiefer, in den Randlagen kommt auch die Eiche vor und im Kerngebiet der Dübener Heide Buche. Die Hauptschaderreger für alle drei Gebiete sind die Kieferngroßschädlinge und die Nonne (PLAŠIL &HABERMANN 2012). Die standörtliche Differenzierung im Bereich der Dübener Heide ist stärker als in den restlichen zwei Gebieten, was auch durch die flächenmäßig stärkere Beteiligung der Buche und Eiche deutlich wird und auch der Grund für ein stärkeres Vorkommen von Insektenschäden ist.

Der Mittlere Unterharz liegt im Südwesten des Landes, umfasst die plateauartigen Lagen mit einer durchschnittlichen Höhenlage von 420 - 550 m NN und zeichnet sich durch deutlich montanen Charakter aus. Der Mittlere Unterharz grenzt an die höheren Lagen des Mittelharzes und nach Osten hin mit weiter abfallendem Höhenniveau zum Östlichen Unterharz. Das Plateau besteht im Wesentlichen aus devonischen, aber auch aus silurischen und unterkar- bonischen Tonschiefern, Grauwacken und eingesprengten Diabasen. Bei Niederschlägen zwischen 650 und 800 mm und durchschnittlichen Jahrestemperaturen von 5,5 bis 7,0°C überwiegt noch der ozeanische Klimatyp. Mit 69% Waldanteil ist die Region verhältnismäßig dicht bewaldet und weist auf Standorten mit mittlerer Nährstoffversorgung eine Bestockung hauptsächlich aus montanen Buchen und Buchen-Fichten-Mischbeständen auf. Das Relief des Bodens wird von anhydromorphen Gesteinen der welligen Plateaulagen bestimmt.

(SCHWANECKE &KOPP 1994)

Die Hauptbaumart im betreffenden Gebiet ist die Fichte in Reinbeständen und in Mischung mit Buche, in den Randgebieten kommt zunehmend die Eiche hinzu. Der Hauptschaderreger ist der Buchdrucker (Ips typographus L.) und mit zunehmender Tendenz auch hier die Eichenfraßgesellschaft (PLAŠIL &HABERMANN 2012). In Folge des Klimawandels ist in diesem Gebiet eine periodische Schwächung vor allem der Fichtenbestände zu erwarten. Dadurch erhöht sich die Gefährdung der Fichte durch Borkenkäfer erheblich. Abgesehen davon werden die älteren großflächigen Fichtenbestände zunehmend durch Stürme gefährdet. Die steigenden Wärmesummen in der Vegetationszeit bewirken einen Anstieg der mittleren Generationenzahl der Borkenkäfer pro Jahr bzw. einen Dichteanstieg der Populationen.

Die Altmark liegt im Norden Sachsen-Anhalts und wird vor allem durch das Ostniedersächsisch-Altmärkische Altmoränenland gebildet. Für das Gebiet ist der Übergang vom subkontinentalen Klima der Magdeburger Elbniederung zum subozeanisch getönten Klima der niedersächsischen Heiden charakteristisch. Die Jahresniederschläge erreichen von 480 bis 550 mm und die Jahresmitteltemperaturen liegen bei 8,5 bis 9,0°C. Die Altmark ist durch die oberflächlich anstehenden, vorwiegend warthe-stadialen Ablagerungen der Saale- Kaltzeit geprägt. Auf den Endmoränen und Grundmoränenplatten herrschen Sand- Braunerden vor. Die Sanderflächen weisen dagegen ärmere Sandböden auf, es kommen auf Dünen auch Sand-Podsole vor. Als Stamm-Vegetation auf den Sandern überwiegen die Kiefernbestände und nach Osten nimmt die Kiefern-Eichen-Bestockung zu. Der große

(8)

Altmärkische Landrücken aus Endmoränen, Grundmoränen und Sandern ist heute dicht bewaldet. Im Südwesten herrschen hauptsächlich Kiefernreinbestände vor. Die Altmark mit ihren Niederungen und großen, z.T. grundwasserbeeinflussten Sanderflächen ist neben der Elbtal-Niederung ein wichtiges Grundwasserreservoir Sachsen-Anhalts. (SCHWANECKE &

KOPP 1994)

Das Gebiet wurde als Hauptschadgebiet sowohl für die Kieferngroßschädlinge und die Nonne als auch für die Eichenfraßgesellschaft identifiziert (PLAŠIL &HABERMANN 2012).

Die Nördlichen Randplatten des Thüringer Beckens befinden sich im südlichen Sachsen- Anhalt und werden vom südlichen Harzvorland gebildet, welches nach Süden in Bundsandstein- und Muschelkalkplatten ausläuft. Von Norden her sind sie vom Harz und dem nordöstlichem Harzvorland geologisch und morphologisch abgegrenzt; im Süden vom Sächsisch-Thüringisches Löß-Hügelland. Das Gebiet wird auch Thüringer Trias-Mulde genannt und entstand als Folge der saxonischen Gebirgsbildung in den erdgeschichtlichen Zeitabschnitten Kreide und Tertiär zwischen den aufsteigenden Schollen des Thüringer Waldes im Süden und des Harzes im Norden. Wegen des verschiedenen geologischen Untergrundes und dessen periglaziärer Überformung ist das Boden-Mosaik sehr vielfältig. So kommen besonders Kalkstein-Rendzinen, Sandstein-Braunerden bis -Staugleye, Ton- Braunerden und Auenlehm-Böden vor. Infolge der Leewirkung von Harz und Kyffhäuser ist das Klima sehr differenziert. Die Niederschläge liegen zwischen 440 und 680 mm, bei Temperaturen von 7,5 bis 9,0°C im Jahresdurchschnitt. Bei der Zusammensetzung der Baumarten überwiegen mit über 75% die Eichen- und Buchenwälder, auf Bundsandstein kommt die Kiefer beigemischt vor. (SCHWANECKE &KOPP 1994)

Entsprechend treten in diesem Bereich Schäden durch die Eichenfraßgesellschaft auf, vereinzelt wurden auch Maikäfervorkommen registriert (PLAŠIL &HABERMANN 2012).

Das Nordwestliche Harzvorland liegt im Westen des Hügellandes und ist im Norden durch das Altmärkische Altmoränenland, im Süden vom Harz abgegrenzt. Im Süden bildet der Harz und im Norden der Abfall des Flechtinger Höhenzuges zum Tiefland eine deutliche geologisch- morphologische Grenze. Geologisch wird das gesamte Harzvorland durch die mesozoischen Ablagerungen der subhercynen Scholle geprägt. Wegen des vielfältigen geologischen Untergrunds und der stark wechselnden Beeinflussung durch Löß oder pleistozäne Sande und Lehme und deren periglaziäre Überprägung sind die Böden sehr vielgestaltig. Insgesamt herrschen anhydromorphe, meist kräftige bis reichere Böden als Braunerden bis Fahlerden vor. Nur im nördlichen Teil treten auf den von pleistozänen Sanden und Lehmen beeinflussten Böden die reicheren Böden zurück. Das Gebiet hat Niederschläge zwischen 510 und 620 mm und im Jahresdurchschnitt Temperaturen von 8,1 bis 8,5°C, was es als noch mäßig ozeanisch beeinflusstes Klima kennzeichnet. Auf ärmeren Böden, besonders im nördlichen Teil, kommen zusammenhängende Wälder vor. (SCHWANECKE &KOPP 1994)

Als prägende Waldgesellschaft ist hier der Traubeneichen-Hainbuchen-Buchen-Wald anzusehen, im nördlichen, sandbeeinflussten Teil im Bereich des Flechtinger Höhenzugs ist

(9)

Schäden im Norden an der Kiefer (Kieferngroßschädlinge) auf, im Süden, wo die Eiche verstärkt vorkommt, durch die Eichenfraßgesellschaft (PLAŠIL &HABERMANN 2012).

„Die Colbitz-Letzlinger Heide liegt nördlich von Magdeburg im Süden der altmärkischen Moränenlandschaft. Sie befindet sich im Übergangsbereich zwischen der subkontinentalen Elbniederung und dem subatlantischen Klima der niedersächsischen Heiden. Die Jahresniederschläge erreichen 550 bis 600 mm, die Jahresmitteltemperaturen liegen bei 8,5°C. Die Landschaft ist von warthestadialen Ablagerungen geprägt. Neben stark übersandeten Grundmoränenflächen überwiegen die trockeneren Sanderflächen. Es herrschen Sand-Podsole vor, auf denen überwiegend Kiefern-Reinbestände stocken. Unter der Colbitz-Letzlinger Heide befindet sich ein ausgedehnter Grundwasseraquifer, der stark für die Trinkwassergewinnung beansprucht wird. Das Wasserwerk Colbitz versorgt allein 700.000 Menschen mit Trinkwasser.“ (ALBERT et al. 2013)

„Der Fläming liegt im Osten Sachsen-Anhalts. Das Regionalklima unterscheidet sich von seinem Umland durch höhere Jahresniederschlage von 560 bis 620 mm. Es trägt noch eher subatlantische Züge. Die Landschaft wurde wesentlich durch die Saaleeiszeit geprägt und ist durch eine vollständige glaziale Serie gekennzeichnet. Im Osten bis nach Brandenburg hinein erhebt sich die Stauchendmoräne des Warthestadiums. Im Sudwesten schließen sich die Landschaftseinheiten des Burger Vorfläming und des Rosslau-Wittenberger Vorfläming an.

Als Böden überwiegen mittlere bis ärmere Sande und lehmige Sande als Braunerden und Braunpodsole. Der Waldanteil liegt über 50%, die dominierende Baumart ist die Kiefer.

Weiterhin ist der Fläming der wichtigste Grundwasserneubildungsraum für das östliche Sachsen-Anhalt.“ (ALBERT et al. 2013)

2.2 Datengrundlage

Die wichtigste Datengrundlage der vorliegenden Studie sind die in Sachsen-Anhalt revierweise geführten Waldschutzmeldebücher (von 1992 bis 2008) sowie das Waldschutzmeldeportal der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (von 2009 bis 2013). Es wurden alle Schadmeldungen der wichtigsten biotischen Schaderreger (Tab. 1) in den Modellregionen verarbeitet, die mindestens auf Abteilungsebene georeferenzierbar waren.

Da die Verfügbarkeit der Waldschutzmeldebücher teilweise unzureichend war, wurden darüber hinaus weitere Waldschutzunterlagen wie Bekämpfungskarten, Monitoringdaten, Bereisungsprotokolle, etc. als Informationsquelle genutzt. Für die Modellregion Mittlerer Unterharz wurde als Datengrundlage die Schadholzstatistik des Landesforstbetriebes Sachsen-Anhalt verwendet. Da diese Daten erst ab dem Jahr 2001 verfügbar sind, wurde die retrospektive Analyse in dieser Modellregion für den Zeitraum von 2001 bis 2013 durchgeführt.

Die Schadholzbuchungen ermöglichten eine hochauflösende Auswertung auf Teilflächen- ebene. Über eine Verschneidung mit den Forsteinrichtungsdaten aus dem Datenspeicher Waldfonds (DSW) wurden die Anteile des Schadholzes am gesamten Vorrat der Teilfläche berechnet.

(10)

Modellregion 1, 2, 4, 5, 6 Schädlinge an Eiche

Grüner Eichenwickler Tortrix viridana L.

Großer Frostspanner Erannis defoliaria C.

Kleiner Frostspanner Operophtera brumata L.

Eichenprozessionsspinner Thaumetopoea processionea L.

Schädlinge an Kiefer

Kiefernspinner Dendrolimus pini L.

Kiefernspanner Bupalus piniarius L.

Forleule Panolis flammea D.&S.

Nonne Lymantria monacha L.

Kiefernbuschhornblattwespen Diprion sp.

Modellregion 3 Schädlinge an Fichte

Buchdrucker Ips typographus L.

Kupferstecher Pityogenes chalcographus L.

Tab. 1: Auflistung der wichtigsten biotischen Forstschädlinge in den Modellregionen nach PLAŠIL & HABERMANN (2012)

2.3 Standortparameter

In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss ausgewählter Standortfaktoren auf die Massenwechsel der verschiedenen Schadorganismen untersucht. Als Variablen wurden die Standortparameter Wasser- und Nährstoffversorgung sowie der Grundwasserflurabstand untersucht.

Die Wasserversorgung der Standorte wurde in der Analyse als nutzbare Feldkapazität (nFK) bis 1m Bodentiefe berücksichtigt. Flächendeckende Werte der nFK liegen für Sachsen-Anhalt aus einer Studie von ALBERT et al. (2013) vor. Die Werte wurden aus der VBK50 ermittelt und über Ergebnisse der BZE II (Bodenzustandserhebung) validiert. Eine detaillierte Dokumentation der Methodik ist der entsprechenden Studie zu entnehmen. Für Abteilungen, in denen mehrere Standortspolygone auftraten, wurde ein flächengewichteter Mittelwert berechnet.

Der Grundwasserflurabstand wurde als mittlerer höchster Grundwasserstand (MHGW) aus der vorläufigen Bodenkarte 1:50.000 von Sachsen-Anhalt hergeleitet (VBK 50, Landesamt für Geologie und Bergwesen in Halle). Der MHGW beschreibt den Grundwasserhochstand im langjährigen Mittel. Dabei handelt es sich nicht um Messwerte, sondern um Modelldaten, die aus der Tiefenlage des Go-Horizontes abgeleitet wurden. Bei dem Go-Horizont handelt es sich um einen Bodenhorizont grundwasserbeeinflusster Böden, der im Schwankungsbereich des Grundwassers liegt und somit Aufschluss über den Grundwasserflurabstand gibt. Für die Analyse wurden flächengewichtete Mittelwerte des MHGW auf Abteilungsebene gebildet.

Angaben zur Nährstoffversorgung wurden der forstlichen Standortskartierung für Sachsen- Anhalt entnommen. Die Standorte in Sachsen-Anhalt sind in fünf Nährkraftstufen klassifiziert

(11)

wurden den Ausprägungen der ordinal skalierten „Nährkraftstufe“ metrisch skalierte

„Nährkraftziffern“ zugewiesen.

Nährkraftstufe Name Nährkraftziffer

A arm 1

Z ziemlich arm 2

M mäßig nährstoffhaltig 3

K kräftig 4

R reich 5

Tab. 2: Nährkraftstufen der forstlichen Standortskartierung Sachsen-Anhalt

2.4 Bestandesparameter

In der vorliegenden Studie wurden für statistische Untersuchungen die Bestandesparameter Alter, Baumartenanteil und Bonität verwendet. Die betreffenden Informationen wurden aus dem Datenspeicher Waldfonds (DSW) gewonnen. Dabei handelt es sich um eine Forsteinrichtungsdatenbank, in der Angaben zu Bestandes- und Standortverhältnissen archiviert werden. Die Informationen sind auf Bestandesebene zeilenweise gespeichert.

Baumartenanteile wurden zunächst als Flächenanteile pro Bestand und anschließend als flächengewichteter Mittelwert pro Teilfläche berechnet.

Die Bonität ist im DSW zeilenweise als Ertragsklasse (EKL) für jede Baumart eines Bestandes abgespeichert. Für die Auswertungen wurden auf Teilflächenebene flächengewichtete Mittelwerte berechnet.

Das Alter ist als Bestandesalter zum Zeitpunkt der Forsteinrichtung für jede Baumart eines Bestandes im DSW erfasst. Für die Teilflächen, auf denen Schadereignisse registriert wurden, wurde das Bestandesalter zum Zeitpunkt des Schadereignisses berechnet. Für nicht befallene Teilflächen wurde das Alter in der Mitte des Untersuchungszeitraumes berechnet (Stichtag 1.1.2003). Analog zu den übrigen Bestandesparametern wurden auch für das Alter flächengewichtete Mittelwerte für jede Teilfläche gebildet.

2.5 Referenzfläche

Als Referenzfläche für die statistische Analyse der Zusammenhänge zwischen ausgewählten biotischen Schäden in Kiefernbeständen und den o.g. Standort- und Bestandesparametern wurden alle Teilflächen bzw. Abteilungen in den Modellregionen berücksichtigt, die Kiefer ab dem Alter 20 in der ersten Bestandesschicht enthalten. Um die Ursachen und Wirkungsgefüge der biotischen Schäden in Eichenbeständen zu analysieren, wurden als Referenzfläche alle Bestände mit Eichenanteilen in der ersten Bestandesschicht und einem Mindestalter von 40 Jahren berücksichtigt. Die Analyse der Standortparameter erfolgte auf Abteilungsebene. Die Analyse der Bestandesparameter wurde auf Teilflächenebene durchgeführt.

(12)

2.6 Definitionen

Regionale Kerngebiete: Ein Ziel der vorliegenden Studie ist die Identifizierung von regionalen Kerngebieten für die weitere Schädlingsüberwachung. Als Kerngebiete werden dabei Gebiete ausgewiesen, in denen im Zuge der retrospektiven Analyse mehrmaliges Vorkommen und eine Konzentration der Fraßschäden festgestellt wurde. Diese Gebiete sind zukünftig für eine dauerhafte Schädlingsüberwachung vorgesehen. Als Kerngebiete werden alle Gebiete ausgewiesen, in denen von 1992 bis 2013 auf Abteilungsebene mindestens zwei Massenvermehrungen registriert wurden.

Schadereignis: Fraßschäden (ab 30% Nadel- bzw. Laubverlust) durch die untersuchten Schadinsekten und/oder Insektizidapplikationen

Massenvermehrung: Als Massenvermehrung wird der komplette Zeitraum inklusive Progradation und Retrogradation bezeichnet, in dem Schadereignisse durch eine oder mehrere Arten registriert wurden. Als Zeitraum, der zwei aufeinanderfolgende Massenvermehrungen voneinander abgrenzt, wird eine Latenzphase von vier Jahren definiert.

Schadfläche: Fläche auf der ein Schadereignis registriert wurde, Flächenangabe in ha Schadmeldung: Schadereignis auf Abteilungs- oder Teilflächenebene. Doppelmeldungen innerhalb eines Jahres wurden ausgeschlossen

Schadjahr: Kalenderjahr, in dem ein Schadereignis registriert wurde

Gefährdungsstufen für Reviere: Auf Revierebene wurden vier Gefährdungsstufen in Abhängigkeit von der Anzahl der Schadmeldungen im Untersuchungszeitraum (1992-2013) festgelegt:

- kaum Gefährdung: bis 10 Schadmeldungen - geringe Gefährdung: 11 bis 50 Schadmeldungen - mittlere Gefährdung: 51 bis 100 Schadmeldungen - starke Gefährdung: über 100 Schadmeldungen

2.7 Darstellung der Ergebnisse

In den Kapiteln 3 und 4 werden die Schadgebiete der untersuchten Eichen- und Kiefernschädlinge dargestellt. Bei der kartografischen Darstellung des Schadgeschehens wurde in zwei Schritten vorgegangen. Die Gefährdung auf Revierebene wurde als Übersicht für ganz Sachsen-Anhalt erstellt. Berücksichtigt wurde dabei die Summe der Abteilungen pro Revier, in denen Schadereignisse festgestellt wurden (Gefährdungsstufen, siehe Kap. 2.6).

Die Forstamts- und Reviergrenzen entsprechen den Organisationseinheiten des Landeszentrums Wald Sachsen-Anhalt (LZW), welches mit den Waldschutz-Aufgaben in Sachsen-Anhalt betraut ist. Für die Regionen, in denen die Analyse Kerngebiete des Schad- geschehens aufzeigte, wurde weiterhin eine Auswertung auf Abteilungsebene durchgeführt.

(13)

Verschlüsselung der Abteilungen in Sachsen-Anhalt ermöglicht auf dieser Ebene eine exakte Zuordnung der Schadereignisse im gesamten Untersuchungszeitraum.

Die Zusammenhänge zwischen den Massenvermehrungen der untersuchten Schadinsekten und ausgewählten Bestandes- und Standortsparametern in Kapitel 3.6 und 4.3 werden anhand von Boxplots veranschaulicht. Um auf eine wiederholte Erklärung dieser Darstellungsform verzichten zu können, gelten die Erläuterungen zur folgenden Abbildung (Abb. 2) stellver- tretend für alle Boxplots in diesem Bericht.

Abb. 2: Boxplot. Der grüne Querbalken innerhalb der Box (der zentralen 50%) markiert den Median, die Whisker stellen den 1,5-fachen Interquartilabstand dar. Die kleinen Punkte markieren Ausreißer außerhalb des 1,5-fachen Interquartilabstandes. Die Zahl oberhalb der Grafik gibt die Anzahl der Beobachtungen an.

(14)

3 Schadgebiete der Kieferngroßschädlinge und Nonne

Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse der retrospektiven Arealanalyse der wichtigsten biotischen Schadorganismen an Kiefer (Tab. 1) in den Modellregionen dargestellt. Zu der Fraßgesellschaft der Kieferngroßschädlinge zählen Kiefernspinner (Dendrolimus pini L.), Kiefernspanner (Bupalus piniarius L.), Forleule (Panolis flammea D. & S.) und verschiedene Arten der Kiefernbusch-

hornblattwespe (Diprion sp.). Daneben wird die Nonne (Lymantria mon- acha L.) als polyphage Art ebenfalls in die Analyse einbezogen.

Die Kiefer ist mit einem Anteil von 42,6% an der gesamten Waldfläche die wichtigste Baumart Sachsen-Anhalts (BWI³).

Aufgrund ihrer Standort- ansprüche stockt sie überwiegend auf tro- ckenen, nährstoffarmen Standorten. Sie kommt im gesamten Norden und Osten des Landes vor.

Ausgedehnte Kiefern- wälder befinden sich vor allem in der Colbitz- Letzlinger Heide und im Bereich der Annaburger, Glücksburger und Dü- bener Heide. Auch die Altmark und der Elb-

Havel-Winkel sind von dieser Baumart geprägt (Abb. 3).

Abb. 3: Baumartenverteilung in Sachsen-Anhalt nach den Ergebnissen der BWI²

(15)

3.1 Nonne

Das Verbreitungsgebiet der Nonne erstreckt sich über ganz Europa bis nach Ost-Asien (SCHWENKE 1978). In

Deutschland neigt sie besonders im nord- deutschen Tiefland zu ausgedehnten Massenver- mehrungen. Gradationen dieses Schadinsekts sind aber auch aus dem Hügelland bis zu einer Höhe von 800 m ü. NN bekannt (MAJUNKE et. al 2002).

Im Untersuchungszeitraum durchlief die Nonne mehrere Massenvermehrungen im nördlichen und östlichen Sachsen-Anhalt (Abb. 4). Sie stellt somit einen bedeutenden Schädling in den Kiefernbeständen Sachsen-Anhalts dar. Die Auswertung des Schad- geschehens zeigt Befalls- schwerpunkte im Bereich der heutigen Forstämter Letz- lingen und Annaburg.

Im Forstamt Annaburg traten Massenvermehrungen der

Nonne in den Jahren 1993, 1994, 2003, 2004 und 2005 auf (Abb. 5). Das Forstamt Letzlingen war 1995, 1996, 1997, 2004 und 2005 sowie 2011 und 2012 von Fraßschäden durch die Nonne betroffen.

Neben den Forstämtern Annaburg und Letzlingen traten Schäden durch die Nonne auch in den Forstämtern Nedlitz und Elb-Havel-Winkel auf. Hier wurden im Jahr 2005 großflächige Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Nonne durchgeführt. Im Forstamt Nordöstliche Altmark wurden Gradationen in den Jahren 1994, 1995 und 2012 dokumentiert.

Abb. 4: Massenvermehrungen der Nonne in Sachsen-Anhalt auf Revierebene

(16)

Abb. 5: Anzahl der Schadereignisse und Summe der durch die Nonne verursachten Schadfläche von 1992 bis 2013

(17)

3.1.1 Forstamt Annaburg

Die Schäden im Forstamt Annaburg traten überwiegend an den nördlichen Forstamtsgrenzen auf (Abb. 6). Ein Kerngebiet liegt an der Landesgrenze zu Brandenburg in der heutigen Revierförsterei Cobbelsdorf. In den Kiefernbeständen dieses Gebietes kam es Mitte der 90er Jahre und in den Jahren 2003 und 2004 zu Massenvermehrungen der Nonne.

Ein weiteres Schadgebiet liegt in der Annaburger Heide auf der Fläche der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Hier wurde im Jahr 2005 eine Bekämpfung gegen Kiefernspinner und Nonne durchgeführt.

In der heutigen Revierförsterei Zahna traten in den Jahren 2002, 2003 und 2005 Fraßschäden durch die Nonne auf. In etwa dem gleichen Zeitraum (2003, 2004, 2005) wurde auch in der heutigen Revierförsterei Jessen eine Massenvermehrung der Nonne dokumentiert.

Mit einer registrierten Massenvermehrung pro Abteilung liegt ein weiteres Schadgebiet an der brandenburgischen Grenze in der Revierförsterei Annaburg. Hier wurde in der Mitte der 90er Jahre ein gemeinsames Auftreten von Kiefernbuschhornblattwespe, Nonne und Kiefernspinner dokumentiert.

Abb. 6: Massenvermehrungen der Nonne im Forstamt Annaburg auf Abteilungsebene

(18)

3.1.2 Forstamt Letzlingen

Die Schadgebiete der Nonne im Forstamt Letzlingen konzentrieren sich auf den Westen des Forstamtes (Abb. 7). Stark gefährdet sind die Revierförstereien Solpke, Wannefeld und Jerchel. Eine mittlere Gefährdung besteht für das Revier Berge. Die Auswertung des Schadgeschehens auf Abteilungsebene zeigt ein Kerngebiet mit drei Massenvermehrungen pro Abteilung in den Revierförstereien Solpke und Berge. Massenvermehrungen der Nonne wurden hier 1995, 1996, 1997, 2005 und 2012 gemeldet.

Ein weiteres Kerngebiet liegt in den Revieren Jerchel und Wannefeld. Hier wurden zwei Massenvermehrungen der Nonne in den Jahren 2004, 2005 und 2011 registriert.

Abb. 7: Massenvermehrungen der Nonne im Forstamt Letzlingen auf Abteilungsebene

(19)

3.2 Kiefernspinner

Der Kiefernspinner gilt besonders in Kiefern- altbeständen als bedeut- endes Schadinsekt. Ins- besondere der Frühjahrs- fraß kann zu empfindlichen Schäden in Kiefernbe- ständen führen (ALTEN-

KIRCH et. al 2002).

In Sachsen-Anhalt über- lagern sich die Schad- gebiete des Kiefernspin- ners (Abb. 8) größtenteils mit denen der Nonne. In einigen Jahren traten die beiden Schädlinge auch zeitgleich auf derselben Fläche auf. Im Unter- suchungszeitraum wurden mehrere großflächige Massenvermehrungen des Kiefernspinners registriert (Abb. 9). Sein Befallsgebiet erstreckt sich über die Forstämter Letzlingen, Elb- Havel-Winkel, Nedlitz und Annaburg mit lokalen Schwerpunkten im west-

lichen Letzlingen und im Raum Klietz/Kamern.

Abb. 8: Massenvermehrungen des Kiefernspinners in Sachsen-Anhalt auf Revierebene

(20)

Abb. 9: Anzahl der Schadereignisse und Summe der durch den Kiefernspinner verursachten Schadfläche von 1992 bis 2013

(21)

3.2.1 Forstamt Letzlingen

Die Schadgebiete des Kiefernspinners in der Colbitz-Letzlinger Heide liegen überwiegend im Westen des Betreuungsforstamtes Letzlingen (Abb. 10). In diesem Bereich gibt es häufige Überlagerungen mit den Schadgebieten der Nonne (siehe Kap 3.1).

Ein Kerngebiet befindet sich in den Revieren Jerchel und Wannefeld, in denen 1998, 2003 - 2005 und 2011 Gradationen des Kiefernspinners gemeldet wurden. In den Jahren 2011 und 2012 kam es auch im Revier Solpke zu einer ausgedehnten Massenvermehrung.

Im östlichen Teil des Forstamtes wurden Massenvermehrungen in den Revieren Lüderitz (2004, 2005), Tanger (2006) und Cröchern (1995, 1996) gemeldet.

Abb. 10: Massenvermehrungen des Kiefernspinners im Forstamt Letzlingen auf Abteilungsebene

(22)

3.2.2 Forstamt Annaburg

Die retrospektive Arealanalyse deckt für den Kiefernspinner Fraßgebiete im Norden und im Osten des Forstamtes Annaburg auf (Abb. 11). Auch hier existieren Überlagerungen mit den Schadgebieten der Nonne.

In den Revieren Cobbelsdorf und Wittenberg wurde an der Landesgrenze zu Brandenburg in den Jahren 1993 und 1994 eine Massenvermehrung des Kiefernspinners beobachtet. Im gleichen Zeitraum wurden auch im Norden der Reviere Annaburg und Jessen hohe Populationsdichten des Kiefernspinners festgestellt.

In der Annaburger Heide auf der Fläche der BImA wurde 2005 eine aviochemische Bekämpfungsmaßnahme gegen den Kiefernspinner durchgeführt.

Abb. 11: Massenvermehrungen des Kiefernspinners im Forstamt Annaburg auf Abteilungsebene

(23)

3.2.3 Forstamt Elb-Havel-Winkel

Die häufigsten Schäden durch den Kiefernspinner traten im Forstamt Elb-Havel- Winkel im Bereich der heutigen Revierförstereien Kamern und Klietz auf (Abb.

12). Es wurden dort bis zu vier Schadjahre registriert. Zu Massenvermehrungen kam es dort in den Jahren 2004, 2005, 2012 und 2013.

Aufgrund der hohen Populationsdichten mussten in diesen vier Jahren Be- kämpfungsmaßnahmen geg- en den Kiefernspinner durch- geführt werden.

Kleinflächige Massenver- mehrungen des Kiefern- spinners wurden 2005 in den Revieren Havemark und Fiener dokumentiert.

Neben den Forstämtern Letzlingen, Annaburg und Elb-Havel-Winkel war auch das Forstamt Nedlitz von Massenvermehrungen des Kiefernspinners betroffen.

Hier wurden 2004 und 2005 Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Kiefernspinner durchgeführt. Da in diesem

Forstamt keine weiteren Massenvermehrungen des Kiefernspinners bekannt sind, wird auf eine detaillierte Darstellung des Schadgeschehens verzichtet.

Abb. 12: Massenvermehrungen des Kiefernspinners im Forstamt Elb- Havel-Winkel auf Abteilungsebene

(24)

3.3 Kiefernbuschhornblattwespen

Die Kiefernbuschhornblatt- wespen sind in ganz Europa verbreitet. In Deutschland neigen sie zu Massenvermehrungen in den Kiefernbeständen des norddeutschen Tieflands (ALTENKIRCH et al. 2002).

Die Biologie dieser Schad- insekten ist stark wit- terungsabhängig. In Gra- dationsjahren kommt es bei Diprion pini zur Ausbildung einer zweiten Generation im Sommer (SCHWERDTFE-

GER 1981). Die Population bricht häufig schnell wieder zusammen, so dass im Un- tersuchungszeitraum eine Bekämpfung nicht erforder- lich war. In Sachsen-Anhalt konzentrierten sich die Schäden durch Kiefern- buschhornblattwespen auf die Colbitz-Letzlinger Heide und angrenzende Bereiche in den Forstämtern Flech- tingen und Elb-Havel- Winkel (Abb. 13).

Massenvermehrungen wurden im Forstamt Letzlingen in den Jahren 1992, 1994, 1995, 2002, 2009, 2010 und 2011 beobachtet. 2009 waren zusätzlich die Forstämter Flechtingen und Elb- Havel-Winkel betroffen (Abb. 14). Darüber hinaus wurden einzelne kleinflächige Massenver- mehrungen in der Altmark (1992, 1993, 1994, 1995, 1999, 2001, 2003) und an den nördlichen

Abb. 13: Massenvermehrungen der Kiefernbuschhornblattwespe in Sachsen-Anhalt auf Revierebene

(25)

Abb. 14: Anzahl der Schadereignisse und Summe der durch Kiefernbuschhornblattwespen verursachten Schadfläche von 1992 bis 2013

(26)

3.3.1 Forstamt Letzlingen

Im Westen des Betreuungsforstamtes Letzlingen traten im Untersuchungszeitraum großflächige Massenvermehrungen der Kiefernbuschhornblattwespen auf (Abb. 15). Betroffen waren Kiefernbestände in den Revieren Jerchel und Wannefeld, in denen bereits eine Konzentration der Fraßschäden durch Kiefernspinner und Nonne nachgewiesen wurde (siehe Kap. 3.1 und 3.2). Auch für die Kiefernbuschhornblattwespen kann in diesem Bereich ein Kerngebiet festgestellt werden. Fraßschäden wurden hier 1994, 1995, 2002, 2009 und 2010 beobachtet.

Darüber hinaus wurden kleinflächige Massenvermehrungen auch in den Revieren Solpke (2009, 2011), Berge (2003, 2004, 2005, 2006), Gardelegen (2002), Lüderitz (1995, 2009, 2011) und Cröchern (2009) dokumentiert.

Abb. 15: Massenvermehrungen der Kiefernbuschhornblattwespe im Forstamt Letzlingen auf

(27)

3.4 Kiefernspanner

Das Verbreitungsgebiet des Kiefernspanners erstreckt sich über ganz Europa (EBERT 1967). Er gilt als bedeutender Schädling in mittelalten Kiefernreinbeständen auf mittleren bis ärmeren Standorten Nordost- deutschlands (HABERMANN et al.

2011).

Im Untersuchungszeitraum ließen sich in Sachsen-Anhalt für den Kiefernspanner keine ausgedehnten Kerngebiete des Schadgeschehens feststellen (Abb. 16). Einzelne kleinflächige Massenvermehrungen wurden in der Altmark, der Colbitz- Letzlinger Heide, im Nordosten des Forstamtes Flechtingen und im Forstamt Annaburg festgestellt. Die Fraßschäden in der Altmark traten von 1992 bis 1996 und 2004 auf. In der Colbitz-Letzlinger Heide wurde 1997 aufgrund der hohen Populationsdichten des Kiefern-

spanners eine Bekämpfung per Luftfahrzeug durchgeführt. Auch im Nordosten des Forstamtes Flechtingen musste der Kiefernspanner 1997 bekämpft werden. Eine weitere Massenvermehrung in diesem Gebiet wurde 2008 dokumentiert. An der nördlichen Grenze des Forstamtes Annaburg sind kleinflächige Massenvermehrungen des Kiefernspanners in den Jahren 1993, 1996, 1997 und 1998 bekannt. Aufgrund der geringen Fraßschäden durch den Kiefernspanner im Untersuchungszeitraum wird auf eine detaillierte Darstellung des Schadgeschehens verzichtet.

Abb. 16: Massenvermehrungen des Kiefernspanners in Sachsen-Anhalt auf Revierebene

(28)

3.5 Forleule

Die Forleule gilt als gefährliches Schadinsekt an der Kiefer, da Fraßschäden bereits sehr früh im Jahr vor der Knospenbildung

erfolgen und eine Regeneration der Bäume somit erschweren (SCHWERDT-

FEGER 1981). Sie neigt zu weit- räumigen Massenvermehrungen in Kiefernbeständen trockener und nährstoffarmer Standorte (EBERT

1967).

In Sachsen-Anhalt durchlief die Forleule im Untersuchungszeitraum eine weiträumige Massenvermehrung im Forstamt Letzlingen (Abb. 17). Hier wurden im Jahr 2011 starke Fraßschäden der Forleule in den Kiefernbeständen der Reviere Jerchel und Wannefeld festgestellt. In diesem Gebiet wurde bereits eine Konzentration der Fraßschäden durch Nonne, Kiefernspinner und Kiefern- buschhornblattwespen registriert. Eine weitere Massenvermehrung wurde 1993 auf kleiner Fläche im Norden des Forstamtes Annaburg gemeldet.

Abb. 17: Massenvermehrungen der Forleule in Sachsen- Anhalt auf Revierebene

(29)

3.6 Ursachenanalyse der biotischen Risiken in Kiefernbeständen

Die retrospektive Arealanalyse der untersuchten biotischen Schäden in Kiefernbeständen Sachsen-Anhalts zeigt für einige Schädlinge eine Konzentration der Fraßschäden in bestimmten Gebieten. Um die Ursachen und Wirkungsgefüge der räumlichen Verteilung des Gradationsgeschehens zu analysieren, wurden die Zusammenhänge zwischen den Massenvermehrungen der Schadinsekten und verschiedenen Bestandes- und Standortspara- metern untersucht.

3.6.1 Nonne

Kerngebiete des Schadauftretens der Nonne liegen in den Forstämtern Annaburg und Letzlingen (siehe Kap. 3.1). Darüber hinaus traten Fraßschäden in der Altmark, dem Elb- Havel-Winkel und dem Forstamt Nedlitz auf. In der Analyse wurden insgesamt 52.592 Teilflächen berücksichtigt (Abb. 18).

Abb. 18: Kiefernanteil, Ertragsklasse und Alter gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen der Nonne pro Teilfläche in den Forstämtern Nordöstliche Altmark, Westliche Altmark, Annaburg, Elb-Havel-Winkel, Letzlingen und Nedlitz

Die Ergebnisse zeigen, dass die Kiefer in den untersuchten Gebieten fast ausschließlich in Reinbeständen stockt. Massenvermehrungen der Nonne wurden dementsprechend ebenfalls vorwiegend in Kiefernreinbeständen registriert. Weiterhin ist zu erkennen, dass die Prädisposition der Bestände gegenüber Fraßschäden durch diesen Schädling in geringem Maß durch die Bestandesbonität beeinflusst wird. Massenvermehrungen der Nonne wurden insbesondere in ertragsschwächeren Kiefernbeständen dokumentiert (0 Massenvermeh- rungen: EKL 1,7; 1 Massenvermehrung: EKL 2,0; ≥2 Massenvermehrungen: EKL 2,0).

(30)

Darüber hinaus ist aus der Literatur eine Bindung der Nonne an bestimmte Altersklassen bekannt (HABERMANN et al. 2011, ALTENKIRCH et al. 2002). Massenvermehrungen dieses Schädlings entstehen demnach häufig in jüngeren Beständen in der Stangenholzphase.

MAJUNKE et al. (2002) stellten fest, dass beim weiteren Voranschreiten der Massen- vermehrung zunehmend alle Altersklassen befallen werden. Anhand der vorliegenden Daten kann diese Aussage bestätigt werden. Ein Trend zu einem höheren Befallsrisiko in jüngeren Beständen ist ersichtlich (0 Massenvermehrungen: 63 J.; 1 Massenvermehrung: 57 J.;

≥2 Massenvermehrungen: 55 J.), insgesamt konzentrieren sich die Fraßschäden aber auf einen großen Bereich von 40 bis über 80 Jahren.

Neben den Bestandesparametern wird die Prädisposition der Kiefernbestände gegenüber Massenvermehrungen der Nonne auch von verschiedenen Standortfaktoren beeinflusst (Abb.

19). In den untersuchten Forstämtern wurden Massenvermehrungen der Nonne überwiegend auf grundwasserfernen Standorten registriert. Da die Kiefer aufgrund ihrer Standortansprüche hauptsächlich auf grundwasserfernen Standorten stockt, ist keine große Differenzierung des mittleren Grundwasserflurabstandes zwischen den einzelnen Schadstufen vorhanden (0 Massenvermehrungen: 26,4 dm; 1 Massenvermehrung: 29,5 dm; ≥2 Massenvermehrungen:

29,5 dm). Dies zeigt aber auch, dass für einen großen Teil der Standorte eine potentielle Gefährdung durch die Nonne besteht.

Abb. 19: MHGW (mittlerer Hochgrundwasserstand), Nährkraftstufe (1=arm, 5=reich) und nFK (nutzbare Feldkapazität bis 1m Bodentiefe) gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen der Nonne pro Teilfläche in den Forstämtern Nordöstliche Altmark, Westliche Altmark, Annaburg, Elb-Havel-Winkel, Letzlingen und Nedlitz

Für die Zusammenhänge zwischen der Nährstoff- und Wasserversorgung und dem Befallsrisiko lassen sich aus den vorliegenden Daten ebenfalls Rückschlüsse ziehen. In den

(31)

nährstoffversorgten Standorten festgestellt (0 Massenvermehrungen: NKZ 2,7;

1 Massenvermehrung: NKZ 2,3; ≥2 Massenvermehrungen: NKZ 2,3). Darüber hinaus wiesen die befallenen Standorte eine geringere nutzbare Feldkapazität auf als die Standorte ohne Fraßschäden (0 Massenvermehrungen: 91,4 mm; 1 Massenvermehrung: 77,8 mm; ≥2 Mas- senvermehrungen: 77,3 mm).

3.6.2 Kiefernspinner

Kerngebiete des Kiefernspinners liegen in der Colbitz-Letzlinger Heide und im Elb-Havel- Winkel. Des Weiteren wurden Fraßschäden in den Forstämtern Annaburg und Nedlitz registriert. Insgesamt wurden in diesen Gebieten 37.265 Teilflächen analysiert.

In allen untersuchten Forstämtern waren hauptsächlich Kiefernreinbestände geringer Bonität von Fraßschäden des Kiefernspinners betroffen (Abb. 20). Der Zusammenhang zwischen der Bestandesbonität und der Prädisposition der Bestände gegenüber Fraßschäden durch den Kiefernspinner ist deutlicher ausgeprägt als bei der Nonne. Das Befallsrisiko erhöht sich mit abnehmender Bonität der Kiefernbestände (0 Massenvermehrungen: EKL 1,5; 1 Massen- vermehrung: EKL 1,9; ≥2 Massenvermehrungen: EKL 2,3). Eine Bindung des Kiefernspinners an bestimmte Altersklassen kann aus den vorhandenen Daten nicht abgeleitet werden. Das mittlere Alter der einzelnen Schadstufen unterscheidet sich nur geringfügig (0 Massen- vermehrungen: 62 J.; 1 Massenvermehrung: 57 J.; ≥2 Massenvermehrungen: 63 J.)

Abb. 20: Kiefernanteil, Ertragsklasse und Alter gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen des Kiefernspinners pro Teilfläche in den Forstämtern Annaburg, Elb-Havel-Winkel, Letzlingen und Nedlitz

Die Auswertung der Standortparameter zeigt, dass Fraßschäden durch den Kiefernspinner in den untersuchten Forstämtern überwiegend auf grundwasserfernen Standorten festgestellt

(32)

wurden (0 Massenvermehrungen: 26,0 dm; 1 Massenvermehrung: 29,5 dm; ≥2 Massen- vermehrungen: 30 dm). Dieser Zusammenhang war schon für die Nonne festzustellen und kann erwartungsgemäß auch beim Kiefernspinner beobachtet werden, da sich die Schadgebiete in vielen Fällen überlagern. Gleiches gilt für die Nährstoffversorgung und die nutzbare Feldkapazität. Analog zu den Beobachtungen bei der Nonne, wurden durch den Kiefernspinner bevorzugt die trockeneren (0 Massenvermehrungen: nFK 87,9 mm; 1 Massen- vermehrung: nFK 79 mm; ≥2 Massenvermehrungen: nFK 77 mm) und schwächer nährstoffversorgten Standorte (0 Massenvermehrungen: NKZ 2,7; 1 Massenvermehrung: NKZ 2,5; ≥2 Massenvermehrungen: NKZ 2,3) befallen.

Abb. 21: MHGW (mittlerer Hochgrundwasserstand), Nährkraftstufe (1=arm, 5=reich) und nFK (nutzbare Feldkapazität bis 1m Bodentiefe) gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen des Kiefernspinners pro Teilfläche in den Forstämtern Annaburg, Elb-Havel-Winkel, Letzlingen und Nedlitz

(33)

3.6.3 Kiefernbuschhornblattwespen

Die Kiefernbuschhornblattwespen zeigten ein gehäuftes Vorkommen in der Colbitz-Letzlinger Heide. Ein Kerngebiet liegt im Westen dieser Region. In die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Massenvermehrungen dieser Art und den verschiedenen Bestandesfaktoren flossen insgesamt 11.084 Teilflächen aus dem Forstamt Letzlingen ein.

Die Ergebnisse zeigen, dass das Befallsrisiko durch die Kiefernbuschhornblattwespen mit abnehmender Bonität der Kiefernbestände steigt (0 Massenvermehrungen: EKL 1,9;

1 Massenvermehrung: EKL 2,2; ≥2 Massenvermehrungen: EKL 2,4) (Abb. 22). Fraßschäden traten überwiegend in 40- bis 100jährigen Beständen auf. Eine Bindung an bestimmte Altersphasen konnte aufgrund der großen Streuung nicht festgestellt werden.

Abb. 22: Kiefernanteil, Ertragsklasse und Alter gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen der Kiefernbuschhornblattwespen pro Teilfläche im Forstamt Letzlingen

Für die Zusammenhänge zwischen der Nährstoff- und Wasserversorgung und den registrierten Fraßschäden durch die Kiefernbuschhornblattwespen zeigt die Analyse, dass auch dieses Schadinsekt die grundwasserfernen Standorte bevorzugt. Da die Kiefer im Forstamt Letzlingen fast ausschließlich auf grundwasserfernen Standorten stockt, ist keine große Differenzierung des mittleren Grundwasserflurabstandes zwischen den einzelnen Schadstufen vorhanden (0 Massenvermehrungen: 28 dm; 1 Massenvermehrung:

28 dm; ≥2 Massenvermehrungen: 30 dm) (Abb. 23). Besonders ausgeprägt ist der Zusammenhang zwischen der Nährstoffversorgung und dem Befallsrisiko. Fraßschäden wurden hauptsächlich auf den schwach nährstoffversorgten Standorten festgestellt (0 Massenvermehrungen: NKZ 2,8; 1 Massenvermehrung: NKZ 1,9; ≥2 Massen- vermehrungen: NKZ 1,9). Weiterhin ist auch bei den Kiefernbuschhornblattwespen ein

(34)

erhöhtes Risiko auf trockeneren Standorten zu beobachten (0 Massenvermehrungen: nFK 85 mm; 1 Massenvermehrung: nFK 81 mm; ≥2 Massenvermehrungen: nFK 69 mm).

Abb. 23: MHGW (mittlerer Hochgrundwasserstand), Nährkraftstufe (1=arm, 5=reich) und nFK (nutzbare Feldkapazität bis 1m Bodentiefe) gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen der Kiefernbuschhornblattwespen pro Teilfläche im Forstamt Letzlingen.

(35)

3.6.4 Forleule

Im Zeitraum von 1992 bis 2013 wurde eine Massenvermehrung der Forleule im Westen der Colbitz-Letzlinger Heide dokumentiert. Ähnlich der Kiefernbuschhornblattwespe bevorzugt auch die Forleule als monophages Schadinsekt die ertragsschwächeren Kiefernreinbestände der Colbitz-Letzlinger Heide (0 Massenvermehrungen: EKL 1,9; 1 Massenvermehrung: EKL 2,5). Die befallenen Kiefernbestände haben ein mittleres Alter von 63 Jahren (Abb. 24).

Altersunterschiede zur unbefallenen Fläche sind nicht festzustellen (61 Jahre).

Abb. 24: Kiefernanteil, Ertragsklasse und Alter gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen der Forleule pro Teilfläche im Forstamt Letzlingen.

Weiterhin zeigt Abb. 25, dass Bestände auf grundwasserfernen Standorten eine hohe Prädisposition gegenüber Fraßschäden durch die Forleule aufweisen. Darüber hinaus ist eine Bindung an trockene, schwach nährstoffversorgte Standorte zu erkennen. So wurden Fraßschäden in der Colbitz-Letzlinger Heide auf den trockenen, schwächer nährstoff- versorgten Standorten festgestellt (nFK: 79 mm; NKZ: 2,0), während die unbefallenen Bestände im Mittel eine bessere Nährstoff- und Wasserversorgung aufwiesen (nFK: 86 mm;

NKZ: 2,9).

(36)

Abb. 25: MHGW (mittlerer Hochgrundwasserstand), Nährkraftstufe (1=arm, 5=reich) und nFK (nutzbare Feldkapazität bis 1m Bodentiefe) gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen der Forleule pro Teilfläche im Forstamt Letzlingen.

(37)

3.7 Zusammenfassende Bewertung der biotischen Risiken in Kiefernbeständen

Bestände mit Kieferanteilen in der ersten Bestandesschicht stocken in Sachsen-Anhalt auf rund 200.000 ha (DSW). Ein- oder mehrmalige Schäden durch die Kieferngroßschädlinge und Nonne traten im Untersuchungszeitraum auf 25.900 ha und damit auf etwa einem Achtel der Gesamtfläche auf. Die größten Fraßschäden wurden durch die Nonne registriert. Innerhalb der Modellregionen waren 1.057 Abteilungen auf einer Fläche von rund 21.800 ha von Gradationen dieses Schädlings betroffen.

Umfangreiche Fraßschäden in Kiefernbeständen wurden darüber hinaus durch den Kiefernspinner dokumentiert. Im Untersuchungszeitraum traten Fraßschäden durch den Kiefernspinner in 829 Abteilungen auf einer Schadfläche von etwa 16.600 ha auf. Die Schadgebiete der Nonne und des Kiefernspinners überlagern sich teilweise. Mithilfe der Ergebnisse der statistischen Auswertung (Kap. 3.6) kann eine potentielle Risikofläche für einzelne Schädlinge ausgewiesen werden. Als Kriterien zur Abgrenzung dieser Fläche wurde jeweils das untere und/oder das obere Quartil der untersuchten Parameter mittlerer Hochgrundwasserstand, Kiefernanteil, nFK und Nährkraftstufe berücksichtigt (Tab. 3), da allgemeine Zusammenhänge zwischen diesen Parametern und dem Befallsrisiko der Kiefernbestände in allen untersuchten Modellregionen abgeleitet werden konnten. Die Ergebnisse zeigen, dass für Nonne und Kiefernspinner aufgrund ihrer ökologischen Ansprüche die gleiche potentielle Schadfläche besteht. Bestände mit einem erhöhten Risiko stocken auf rund 59.800 ha. Somit sind etwa 30% der aktuellen Kiefernfläche einer erhöhten Gefährdung durch Kiefernspinner und Nonne ausgesetzt.

NKZ MHGW [dm] Kiefernanteil [%] nFK [mm] pot. Schadfläche [ha] [%]

Nonne < 3 > 20 > 90 < 90 59.800 30

Kiefernspinner < 3 > 20 > 90 < 90 59.800 30 Kiefernbusch-

hornblattwespen < 2,5 > 21 > 90 < 90 34.000 17

Forleule < 2,5 > 26 > 90 < 90 29.300 15

Tab. 3: Kriterien für die Auswahl der potentiellen Schadfläche der Kiefernschädlinge

Schäden durch Kiefernbuschhornblattwespen wurden in 280 Abteilungen auf einer Fläche von rund 6.300 ha registriert. Die potentielle Schadfläche der Kiefernbuschhornblattwespen in Sachsen-Anhalt beträgt rund 34.000 ha.

Mit 143 betroffenen Abteilungen und einer Schadfläche von 3.600 ha wurden im Untersuchungszeitraum vergleichsweise geringe Schäden durch die Forleule festgestellt. Die

(38)

Analyse zeigte eine besonders starke Bindung an grundwasserferne Standorte. Die potentielle Schadfläche der Forleule beträgt rund 29.300 ha.

Die geringsten Schäden wurden im Untersuchungszeitraum durch den Kiefernspanner registriert. Schadereignisse fanden in 82 Abteilungen auf einer Schadfläche von rund 1.700 ha statt. Aufgrund der geringen Datengrundlage wurde auf eine statistische Auswertung der Zusammenhänge zwischen Schadauftreten und Standort- bzw. Bestandeseigenschaften verzichtet. Eine potentielle Schadfläche für den Kiefernspanner kann somit nicht ausgewiesen werden.

3.7.1 Kerngebiete für die Schädlingsüberwachung in Kiefernbeständen

Die bisher vorgestellten Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für das zukünftige Schädlings- monitoring in Sachsen-Anhalt. Anhand der festgestellten Häufigkeit der Schadereignisse kann eine Klassifizierung der Kiefernbestände zur Einschätzung ihrer potentiellen Gefährdung getroffen werden. Die Einteilung erfolgt in drei Gefährdungszonen, in denen ein abgestuftes Überwachungsverfahren empfohlen wird. Da in vielen Gebieten Überlagerungen des Schadauftretens der einzelnen Schädlinge festzustellen sind, wurde die Zonierung für die weitere Schädlingsüberwachung nicht für einzelne Schädlinge durchgeführt, sondern jeweils Gefährdungszonen für alle Kieferngroßschädlinge sowie die Nonne festgelegt (Abb. 26). Die konkrete Gefährdung der Kiefernbestände innerhalb der Gefährdungszonen ist dabei abhängig von den ökologischen Ansprüchen der einzelnen Schadinsekten. Das Befallsrisiko eines Bestandes ist nicht als statische Größe zu betrachten, sondern ändert sich im Laufe einer Umtriebszeit in Abhängigkeit von Alter, Bestockungsgrad, Pflegezustand etc.

In die Zone 1 fallen alle Bestände, in denen im Untersuchungszeitraum mindestens zwei Massenvermehrungen der Kieferngroßschädlinge und Nonne registriert wurden (Kerngebiete). Da in diesen Beständen eine hohe potentielle Gefährdung besteht, sind hier permanente Überwachungsmaßnahmen (Winterbodensuche, Pheromonfallen) durch- zuführen. Es wird angenommen, dass ein Dichteanstieg der Schadinsekten in dieser Zone frühzeitig erkannt wird und weitere Schritte (Intensivierung des Monitorings, Bekämpfungsmaßnahmen) eingeleitet werden können.

Gebiete mit zwei- und mehrmaligem Schadauftreten von mindestens einem der untersuchten Schadinsekten (Zone 1) wurden in fünf Forstämtern und sechzehn Revieren festgestellt (Tab. 4). Betroffen sind die Forstämter Letzlingen (6 Reviere), Annaburg (3 Reviere), Elb- Havel-Winkel (2 Reviere), Nordöstliche Altmark (3 Reviere) und Westliche Altmark (2 Reviere).

In allen Schadgebieten wurden Mehrfachgefährdungen festgestellt. Ein besonders hohes Risiko besteht im Forstamt Letzlingen in den Revieren Jerchel und Wannefeld. Hier wurden die häufigsten Massenvermehrungen der untersuchten Kiefernschädlinge dokumentiert.

Die Zone 2 setzt sich aus Beständen zusammen, in denen zwischen 1992 und 2013 eine Massenvermehrung der untersuchten Schadinsekten festgestellt wurde.

Überwachungsmaßnahmen sind in diesen Gebieten einzuleiten, sofern das Schädlings-

(39)

In der Zone 3 wurden alle übrigen Kiefernbestände zusammengefasst, in denen im Untersuchungszeitraum keine Fraßschäden festgestellt wurden. Überwachungsmaßnahmen innerhalb dieser Waldgebiete sind einzuleiten, wenn sowohl in Zone 1 als auch in Zone 2 Massenvermehrungen der Kieferngroßschädlinge oder der Nonne erkennbar werden. Die Maßnahmen sind ggf. zeitgleich mit der Überwachung in Zone 2 durchzuführen.

Nr. Schadgebiet ≥ 2 Massenvermehrungen 1 Massenvermehrung Zone 1

FA Letzlingen Nonne, Kiefern-

buschhornblattwespen, Kiefernspinner

Forleule 1+2

Rev. Jerchel, Wannefeld

2 FA Letzlingen

Nonne Kiefernbuschhornblattwespen, Kiefernspinner 1+2 Rev. Solpke, Berge

3 FA Letzlingen

Nonne, Kiefernspinner Kiefernbuschhornblattwespen, Kiefernspanner 1+2 Rev. Lüderitz, Cröchern

4

FA Annaburg

Nonne

Forleule, Kiefernbuschhorn- blattwespen, Kiefernspanner,

Kiefernspinner Rev. Cobbelsdorf, 1+2

Annaburg, Jessen

5 FA Elb-Havel-Winkel

Kiefernspinner Nonne,

Kiefernbuschhornblattwespen 1+2 Rev. Kamern, Klietz

6

FA Nordöstliche Altmark

Kiefernspanner Nonne,

Kiefernbuschhornblattwespen 1+2 Rev. Arendsee, Priemern,

Bretsch

7

FA Westliche Altmark

Kiefernspanner Kiefernbuschhornblattwespen, Kiefernspinner 1+2 Rev. Beetzendorf,

Apenburg

8

FA Nedlitz

-

Nonne,

Kiefernbuschhornblattwespen, Kiefernspinner

Rev. Möckern, Theeßen 1+2

Tab. 4: Schadgebiete der Kieferngroßschädlinge und Nonne in Sachsen-Anhalt

(40)

Abb. 26: Schadgebiete der Kieferngroßschädlinge und Nonne in Sachsen-Anhalt (1992-2013) und Einteilung in Gefährdungszonen für die weitere Schädlingsüberwachung. Nummerierung der Schadgebiete nach Tab.4

(41)

4 Schadgebiete der Eichenschädlinge

Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse der retrospektiven Arealanalyse der wichtigsten biotischen Schadorganismen an Eiche in den Modellregionen dargestellt. Unter der Frühjahrsfraßgesellschaft der Eiche werden verschiedene frühfressende Lepidopteren-Arten zusammengefasst. In der vorliegenden Studie sind unter dem Begriff Eichenfraßgesellschaft mit dem Großen und Kleinen Frostspanner (Erannis defoliaria C., Operophtera brumata L.) sowie dem Grünen Eichenwickler (Tortrix viridana L.) drei Leitarten der Frühjahrs- fraßgesellschaft zusammengefasst. Des Weiteren wurde der Massenwechsel des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea L.) analysiert.

Mit einem Anteil von 12,6% an der gesamten Waldfläche ist die Eiche die wichtigste Laubbaumart in Sachsen-Anhalt (BWI³). Größere Eichenkomplexe stocken entlang der Elbe, an den Osträndern des Harzes, den mittleren Standorten des Tieflandes und den trockenen Standorten des Hügellandes (Abb. 3).

4.1 Eichenfraßgesellschaft

Der Grüne Eichenwickler, der Kleine Frostspanner und der Große Frostspanner treten häufig vergesellschaftet auf. Eine retrospektive Analyse der einzelnen Arten ist nicht möglich, da die Schädlinge in den Waldschutzmeldungen häufig nicht differenziert wurden. Schwerpunkt- gebiete der Eichenfraßgesellschaft befinden sich an der östlichen Landesgrenze im Forstamt Nedlitz, im Osten des Forstamtes Letzlingen und im Forstamt Westliche Altmark (Abb. 27).

Darüber hinaus wurden Massenvermehrungen im Süden und im Westen Sachsen-Anhalts in den Forstämtern Naumburg und Flechtingen dokumentiert. In den Forstämtern Annaburg und Nordöstliche Altmark wurden ebenfalls Gradationen der Eichen- fraßgesellschaft registriert.

Im Untersuchungszeitraum durch- lief die Eichenfraßgesellschaft in Sachsen-Anhalt zwei ausgedehnte Abb. 27: Massenvermehrungen der Eichenfraßgesellschaft in

Sachsen-Anhalt auf Revierebene

(42)

Massenvermehrungen. Großflächige Fraßschäden wurden in den Jahren 1992 bis 1997 und 2010 bis 2013 beobachtet. In einzelnen Beständen traten auch in den Zwischenjahren Fraßschäden durch Eichenwickler und Frostspanner auf (Abb. 28).

Abb. 28: Anzahl der Schadereignisse und Summe der durch die Eichenfraßgesellschaft verursachten Schadfläche von 1992 bis 2013

Im Gegensatz zu den Schäden in Kiefernbeständen ist in der Eiche keine ausgeprägte Konzentration des Schadgeschehens auf bestimmte Regionen zu erkennen. Aus diesem Grund wurde auf eine Darstellung der Schadgebiete in einzelnen Modellregionen verzichtet und eine Detailkarte für ganz Sachsen-Anhalt erstellt (Abb. 29).

In der Altmark befinden sich lokale Kerngebiete des Schadgeschehens im Südwesten der Region. In den Revieren Jübar (1992-1997, 2003, 2012, 2013), Beetzendorf (1993-1997, 2004, 2012, 2013) und Apenburg (1994, 1997, 2011-2013) wurden jeweils zwei Massenvermehrungen der Eichenschädlinge festgestellt.

Weiterhin ist eine Konzentration der Fraßschäden im Osten des Forstamtes Letzlingen erkennbar. Stark gefährdet ist vor allem die Revierförsterei Tanger. Hier befindet sich ein Kerngebiet mit Massenvermehrungen in den Jahren 1997, 1999 und 2010 bis 2013. Auch in den Revieren Colbitz (1995, 1996, 2010-2013) und Cröchern (1996, 1997, 2012) wurden in diesen Jahren hohe Populationsdichten von Eichenwickler und Frostspanner beobachtet. Im Nordwesten des Forstamtes in der Revierförsterei Berge wurde ein kleinflächiges Kerngebiet mit drei Massenvermehrungen der Eichenfraßgesellschaft festgestellt (1997, 2004-2005, 2013).

Ein weiteres Kerngebiet der Eichenfraßgesellschaft liegt in einem größeren Eichenkomplex im Forstamt Nedlitz in der Revierförsterei Leitzkau. Hier waren in den Jahren 1993, 1994, 2010,

(43)

Größere Schäden durch die Eichenfraßgesellschaft wurden in diesem Forstamt auch im Revier Nordfläming dokumentiert. Massenvermehrungen der Eichenfraßgesellschaft wurden in diesem Bereich 1993, 1995 und von 2011 bis 2013 dokumentiert.

Lokale Konzentrationen auf kleinerer Fläche sind auch im Osten des Forstamtes Annaburg festzustellen. In den Revieren Jessen und Annaburg durchlief die Eichenfraßgesellschaft in einzelnen Abteilungen zwei Massenvermehrungen im Untersuchungszeitraum.

Darüber hinaus traten in nahezu allen Forstämtern vereinzelt Schäden durch die Eichenfraß- gesellschaft auf.

(44)

Abb. 29: Massenvermehrungen der Eichenfraßgesellschaft in Sachsen-Anhalt auf Abteilungsebene

(45)

4.2 Eichenprozessionsspinner

Das Verbreitungsgebiet des Eichenprozessionsspinners liegt überwiegend im Osten und im Nordosten Sachsen-Anhalts

(Abb. 30). Auch im Nord- westen des Landes im Forstamt Westliche Altmark sind einzelne Reviere be- troffen. Schadschwerpunkte befinden sich an der östlichen Landesgrenze im Forstamt Nedlitz, im Osten des Forstamtes Letzlingen und im Forstamt Westliche Altmark. Im Süden und im Westen Sachsen-Anhalts wurden keine Schäden registriert.

Die Detailkarte (Abb. 31) zeigt, dass sich die Schadgebiete des Eichen- prozessionsspinners und der Eichenfraßgesellschaft in vielen Bereichen überlagern. Der Eichen- prozessionsspinner durch- lief dabei in weiten Teilen seines Schadgebietes eine Gradation in den Jahren 2009 bis 2013 (Abb. 32). In diesem Zeitraum wurden in

Sachsen-Anhalt umfangreiche Bekämpfungsmaßnahmen in Eichenbeständen durchgeführt.

Zielorganismen waren sowohl die Schadinsekten der Eichenfraßgesellschaft als auch der Eichenprozessionsspinner. Darüber hinaus wurden vereinzelt Massenvermehrungen in den 1990er Jahren gemeldet. Großflächige Schäden in diesem Zeitraum - wie von der Eichenfraßgesellschaft bekannt - wurden nicht dokumentiert.

Eichenbestände mit zwei Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners im Untersuchungszeitraum befinden sich im Norden des Forstamtes Nordöstliche Altmark im Revier Bömenzien, im Norden und im Süden des Forstamtes Elb-Havel-Winkel in den Revieren Havelberg und Fiener sowie im Norden des Forstamtes Nedlitz im Revier Nordfläming.

Abb. 30: Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners in Sachsen-Anhalt auf Revierebene

(46)

Abb. 31: Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners in Sachsen-Anhalt auf Abteilungsebene

(47)

Abb. 32: Anzahl der Schadereignisse und Summe der durch den Eichenprozessionsspinner verursachten Schadfläche von 1992 bis 2013

(48)

4.3 Ursachenanalyse der biotischen Risiken in Eichenbeständen

Wie die retrospektive Arealanalyse der Schäden durch die Eichenfraßgesellschaft und den Eichenprozessionsspinner in Sachsen-Anhalt zeigte, lassen sich in einigen Gebieten Schadschwerpunkte feststellen. Um die Ursachen und Wirkungsgefüge der räumlichen Verteilung des Gradationsgeschehens zu analysieren, wurden auch für die Eichenbestände die Zusammenhänge zwischen den Massenvermehrungen der Schadinsekten und ausgewählten Bestandes- und Standortsparametern untersucht. Da die identifizierten Schadgebiete der Eichenfraßgesellschaft und des Eichenprozessionsspinners in den meisten Fällen deckungsgleich sind (siehe Kap. 4.2), lieferte auch die statistische Analyse ähnliche Ergebnisse. Die Ergebnisse werden daher für alle untersuchten Eichenschädlinge gemeinsam vorgestellt.

Fraßschäden durch die Eichenfraßgesellschaft und den Eichenprozessionsspinner wurden in der Altmark, in den Forstämtern Nedlitz, Letzlingen und Flechtingen sowie in den Forstämtern Elb-Havel-Winkel, Annaburg und Naumburg festgestellt (siehe Kap. 4.1 und 4.2). Insgesamt wurden in diesen Gebieten 18.081 Teilflächen analysiert.

Abb. 33: Eichenanteil, Ertragsklasse und Alter gruppiert nach der Anzahl der Massenvermehrungen der Eichenfraßgesellschaft und des Eichenprozessionsspinners pro Teilfläche

Die Ergebnisse aus den Modellregionen zeigen, dass der Eichenanteil der Bestände einen vergleichsweise großen Einfluss auf das Befallsrisiko durch die Eichenschädlinge hat (Abb.

33). Der mittlere Eichenanteil der nicht befallenen Teilflächen liegt bei 60%. Die befallenen Teilflächen weisen demgegenüber deutlich höhere Eichenanteile auf (1 Massenvermehrung:

76%, ≥2 Massenvermehrungen: 94%). Der Zusammenhang ist in allen Modellregionen zu

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

 Labov: Junge Frauen führend Lautwandel an, die nicht stigmatisiert sind, aber sind konservativ.. bezüglich

Grundlage der vorliegenden Studie waren die Daten von 142 Sterilitätspatientinnen einer fer- tilitätsmedizinischen Großpraxis, bei denen im Zeitraum 1991–94 eine Endometriose

Warum in diesen Fällen die Tankmilch und die Poolmilch positiv reagierten, war anhand der Stichproben von jeweils 60 Proben aus dem Bestand nicht erklärbar. Möglicherweise ist der

der Stauraum Staßfurt (vgl. Dies weist auf eine.. deutliche Konsolidierung des Bodenmaterials hin. Das Resuspensionsrisiko für diese Berei- che ist insofern gegenüber dem

Da die Ziele des EPLR stringent aus der im EPLR-Kapitel 4.1 dargestellten SWOT-Analyse und den im EPLR-Kapitel 4.2 begründeten Bedarfen abgeleitet worden sind, soll hier

Insgesamt wurden rund 150 Anfahrten verteilt über die Flüsse: Saale, Bode, Havel, Wipper, Unstrut, Laucha, Luppe, Schlenze, Mulde sowie Weiße und Schwarze Elster vorgenommen

Die Werte für Insektizide, Polychlorierte Biphenyle, Chlorbenzole und Tributylzinn (Tabellen 5.4.3, 5.4.4 und 5.4.5) liegen alle unterhalb der Bestimmungsgrenze und