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5. Komplexe Systeme, Nichtlinearität und chaotisches Verhalten

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Academic year: 2022

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(1)

Klaus Richter

Institut für Theoretische Physik

FAKULTÄT FÜR PHYSIK

Komplexe Systeme, Nichtlinearität

und chaotisches Verhalten

(2)

Komplex oder kompliziert ?

kompliziert: verwickelt komplex: vielschichtig

Komplexität eines Systems steigt mit Anzahl der Elementen, der Anzahl der Verknüpfungen zwischen diesen Elementen sowie der Funktionalität der Verknüpfungen.

P. Milling, 1981

Vernetzung vermeintlicher Einzelteile prägt Eigenschaften des

Gesamtsystems, die mit Hilfe der getrennten Teile nicht erfasst

werden → Emergenz

(3)

Komplex oder chaotisch ?

Lineares Verhalten Nichtlineares (chaotisches) Verhalten

kleine Änderung (Fehler) in Anfangs- bedingung kann große Folgen haben

chaotisches Verhalten ist deterministisch, aber über längere Zeiten nicht vorhersagbar

mit zufälligem Verhalten verwandt

Was heißt chaotisch ?

quantifiziere die Instabilität über Lyapunov-Exponent λ: ∆ × 𝑡 = ∆ × 0 𝑒𝜆𝜆

∆ × 𝑡 = ∆ × 0 𝑎 ∙ 𝑡

(4)

Komplex oder chaotisch?

• ein komplexes System trägt chaotische Züge

• chaotisch impliziert nicht notwendigerweise komplex (zufälliges Muster besitzt niedrigen Komplexitätsgrad)

lineare Systeme nichtlineare Systeme komplexe Systeme reguläres Verhalten Chaos komplexes Verhalten

• in der realen Welt: weder ganz reguläre noch rein irreguläre Phänomene

• Kombination beider Elemente macht Systeme facettenreich

und vielschichtig

(5)

Komplexes Verhalten

Arbeitsdefinition: Komplexes Verhalten ist ein solches mit Brüchen, zwischen Chaos und Regularität.

Komplexes Verhalten ist solches „am Rande des Chaos“

Ziemelis, 2001 Wir betrachten im Folgenden:

Komplexes Verhalten anhand des „Weges ins Chaos“

− logistische Abbildung

− Lorenz-Modell

Komplexes Verhalten als emergentes Verhalten

− aus interagierenden einfachen Untereinheiten (zelluläre Automaten)

− in granularen Systemen

(6)

Komplexe Phänomene auf dem Weg ins Chaos

Populationsdynamik

• Wachstumsprozesse sind geprägt durch Rahmenbedingungen begrenzter Ressourcen, die zu Rückkopplungsmechanismen führen, die Nichtlinearität erzeugen und die Möglichkeit für komplexes Verhalten eröffnen

• Wähle Minimalmodell für Populationsdynamik

𝒙

𝒏+𝟏

= r (1 −𝒙

𝒏

) 𝒙

𝒏

„logistische Abbildung“

Verhulst 1806-1849

(n+1)te Generation Reproduktionsrate mit Element negativer

Rückkopplung

(7)

Iterative Abbildung

(8)

Entwicklung von Populationsgrößen nach der logistischen Abbildung

aus Dittes 2012

(9)

stabil zyklisch chaotisch

„Phasenübergang“: regulär → chaotisch bei „kritischem“ Parameterwert von 𝑟 Komplexität an der Grenze zwischen Regularität und Chaos

→ Selbstähnlichkeit

Kritikalität

𝑟𝑖 − 𝑟𝑖−1 / 𝑟𝑖+1 − 𝑟𝑖 = 𝛿 𝛿: Feigenbaum-Konstante (𝛿 = 4.67)

(10)

Selbstähnlichkeit

ähnliche Strukturen auf allen Skalen !

(11)

Benard-Experiment

Rayleigh-Zahl R ∼ ∆T

(a) 𝑅 < 𝑅𝑎: uniforme Wärmeleitung (b) 𝑅𝑎 < 𝑅 < 𝑅𝑐: Konvektionsrollen 𝑅𝑐 < 𝑅: chaotische Bewegung

(12)

Lorenz-Modell

𝑋̇ = −𝜎𝑋 + 𝜎𝜎 𝜎̇ = −𝑋𝑍 + 𝑟𝑋 − 𝜎 𝑍̇ = 𝑋𝜎 − 𝑏𝑍

X: zirkulare Strömungsgeschwindigkeit

Y: Temperatur-Differenz zwischen auf- und absteigenden Elementen der Flüssigkeit Z: Abweichung des vertikalen Temperatur-Profils vom Gleichgewicht

r = 𝑅/𝑅𝑐 ~ ∆𝑇: Kontrollparameter

(13)

Der Lorenz-Attraktor

the Lorenz attractor, after a computer calculation by Lanford (1977)

(14)
(15)

Fraktale Dimension

n 65

27

11

𝑠𝑛 s/4

s/2

s

𝐷𝐻~ − ln𝑛/ ln 𝑠𝑛 𝐷𝐻 = 1.26 𝑛 ~ 𝑠𝑛−𝐷𝐻

(16)

Selbstähnlichkeit in der Natur

die fraktale Küstenlinie Norwegens

(17)

Fraktale Dimensionen

die fraktalen Dimensionen der Küsten verschiedener Länder

(18)

Komplexe Phänomene durch Interaktion

top down: Reduktion auf einfache Prinzipien und Grundeinheiten

bisher: Nichtlinearität als Ursache komplexen Verhaltens

im Folgenden:

bottom up: Zusammenwirken von Komponenten;

Wechselwirkung zwischen Teilen

(19)

Regensburg, 29.11.2012

Vielfalt: Zwischen Ordnung und Unordnung

geordnet komplex zufällig

periodisches Gitter Muster eines Gas aus Atomen Zellularautomaten

Vielfalt auf emergente Eigenschaften verschiedenen Skalen (Druck, Temperatur),

aber nicht komplex

(20)

Life: Das Spiel des Lebens

Die unterschiedliche Entwicklung kleinster Keimzellen.

Interaktion benachbarter Zellen (Agenten), durch einfachste Regeln.

(21)

Die Entwicklung einer ausgedehnten räumlichen Anfangsstruktur in Life nach 10, 100 und 1000 Zeitschritten.

(22)

Entwicklung von Zellpopulationen bei Life

(23)

Komplexes Verhalten am kritischen Punkt

Leben am Rande des Chaos:

komplexes Muster eines Automaten nahe des kritischen Punktes.

statisch

geordnet

chaotisch

komplex

(24)

Selbstorganisation

in der Natur …

Muster auf den Schalen tropischer Muscheln

… und im Computer

Struktur generiert durch zellulären Automaten

(25)

Granulare Materie und selbstorganisierte Kritikalität

Foto: Wikimedia Commons/Anton aus de.wikipedia.org

(26)

Skalengesetze: Häufigkeit von Lawinen

P(L) = L

α

ln P(L) = α ln L

(27)

Lawinen durch Kettenreaktion

Kettenreaktion nach 2 Schritten

Kettenreaktion nach 3 Schritten

Wahrscheinlichkeitsverteilung von Lawinengrößen:

P(L) = L

α

(F. Dittes, 2012)

Interaktionen/Korrelationen zwischen Elementen

(28)

Skalengesetz für Erdbeben

(29)

Selbstorganisierte Kritikalität

selbstähnliche Strukturen und Skalengesetzen folgende plötzliche Ereignisse (Katastrophen) sind Charakteristika komplexen Verhaltens

Skalengesetze sind universell

sie gelten für Sandhügel, Erdbeben, Aktienmärkte, …

die Skalengesetzen folgenden Systeme sind im kritischen Zustand

• kritische Balance zwischen Ordnung und Unordnung

• im kritischen Zustand wirkt der Sandhaufen als Einheit, in dem emergente globale Regeln gelten, z. B. die Skalengesetze

• wie erreicht ein System den kritischen Zustand ?

⇒ selbstorganisierte Kritikalität (Bak, Tang, Wiesenfeld)

• ⇒ katastrophale Ereignisse wären systemimmanent

(30)

Zwei Gefahren bedrohen die Welt, die Ordnung und die Unordnung

(Paul Valéry)

(31)
(32)

Gesetzeskegel

nach Ebeling, 1994

Prozesse in komplexen Systemen werden je nach Hierarchieebene durch entsprechend enger werdende Kegel zunehmend stärker eingeschränkt.

(33)

Netzwerke

zentralistisches, komplexes und zufälliges Netz

(F. Dittes, 2012)

(34)

Reale Netzwerke

Veranschaulichung realer Netze:

a Internet, b Nervensystem

(35)

Skalengesetze: Worthäufigkeiten

Verteilung von Worthäufigkeiten

(36)

Reale Netzwerke

Komplexität realer Netze

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