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Otto Greis *1913

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Otto Greis

0tto Greis- 1913 in Frankfurt am Main geboren, gilt zu Recht als einer der Begründer

*1913 informeller Malerei in Deutschland und reicht mitseinem Lebenswerk doch weit über diese Strömung der 50er Jahre hinaus.

1951/52 entstehen Greis' erste informelle Bilder, und 1952 bestreitet er, zusammen mit K. 0. Götz, Heinz Kreutz und Bernard Schultze, die legendäre >Quadriga<-Aus- stellung der Frankfurter Zimmergalerie Franck.

Agonie, Blauer Aufbruch, Jardin volcanique heißen bedeutende Werke, so schon im

Titel die Umbruchsituation jener Jahre anzeigend. In Blauer Aufbruch brechen durch finstere, krustige Schwarzbahnen dunkelglühendes Blau und kaltleuchtendes Weiß, versprühen Flecken in Braun und Rot. >Aufbruch< meint Lösung von geometrischer Flächenbindung und Befreiung der Farb- und Lichtkräfte, und zwar im Kampf gegen die Gewalt des Finsteren, die das dunkle Blau aus seiner Tiefe heraus erst zum Glühen bringt und die hellen Farben mit einem Dunkelgrund hinterlegt.

Informelle Malerei ist bei Otto Greis: Aufsplitterung der Form um der Farbe willen und um eines Lichtes, das der Farbe selbst eigen ist, in Opposition zu der farbimma- nenten Finsternis.

Doch dabei bleibt es nicht. Greis will sich auf Dauer nicht begnügen mit den Reizen des Zufalls und der wilden Spontaneität, die dem Informel meist zukommen. »Revo- lutionen sind notwendig; sie machen, wie überall in der Natur, einen Keim frei. Darin liegen ihre Bedeutungen und ihre Begrenzungen. [...] Auch das Inforrmel kann diese Begrenzung nicht verlassen«, urteilt der Künstler 1958.

1957 siedelt er nach La Frette sur Seine bei Paris über, nachdem er schon seit Beginn der 50er Jahre jeweils längere Aufenthalte in Paris verbracht hat. Nun setzt ein in- tensives Studium der Phänomene der Farben und des Lichts ein, vom Boot aus auf der Seine und später, ab 1969, auf dem Mittelmeer, an Eindringlichkeit wohl nur ver- gleichbar der Cezanneschen Arbeit >vor dem Motiv<, und wird begleitet vom Studium romanischer Plastik und italienischer Malerei des Trecento und Quattrocento.

Greis widmet sich nunmehr der »Konfliktkonstellation >Farbe-Form-Licht<«, es geht ihm darum, »einen Raumkörper in einer Fläche zu bilden, in dem immer eines von den dreien die beiden anderen anruft und bedingt zu seiner Realisation«, wie der Künst- ler 1967 formuliert. Nicht ein form- und körperauflösendes Licht, sondern ein Licht aus der Farbe, das Form, Körper und Raum entstehen läßt, ist sein künstlerisches Ziel.

So werden die Farben hell, der Bildaufbau wird gleichzeitig dicht und fest und ver- fugt sich in seinen Elementen zunehmend strenger: Die um 1960 gemalten Bilder leben noch aus einer fließend bewegten, bisweilen in vielfältig modulierte Farb- punkte sich lösenden Rhythmik (Semiramis, Vestiges, Souviens-toi). Dann bilden sich Bahnen aus reich abgestuftem Weiß und Oliv, die kraftvoll das Bild durchziehen:

Licht, das zugleich Raumkörper ist, Inbild organischen Wachstums (Lumieres affleu- rantes, 1967).

Schließlich entstehen stereometrische, kristallartige Strukturen, die Weiß - als Reprä- sentanten des Lichts - in Gelb- und Violett-Töne brechen, wobei das Kristallene je- doch all seine Starrheit verliert und Teil wird einer strömenden Bildbewegung (Revela- tion d'un midi, 1972; Eloge, 1977).

Immer herber, kontrastreicher werden die Formstrukturen, zugleich immer lichthaf- ter, strahlender die Farben. Zunehmend erweist sich Greis' Kunst als >Spannungs-

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Originalveröffentlichung in: Belgin, Tayfun (Hrsg.): Kunst des Informel : Malerei und Skulptur nach 1952, Köln 1997, S. 112-113

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harmonie<, als Einheit des Gegensätzlichen (Rosee flamboyante, 1981; Ikarisch, 1986).

1984 kehrt der Künstler nach Deutschland zurück, verlegt seinen Wohnsitz nach Ockenheim am Rhein. Jedes Jahr arbeitet er für mehrere Monate in der wüstenähn- lichen Gebirgswelt Südspaniens. Sie wird ihm zur neuen Inspirationsquelle seiner Kunst. Faltungen, Schichtungen bestimmen nun den Bildaufbau, der das Studium dieser strengen, fernen Bergwelt ahnen läßt.

Bald aber gewinnen die Werke eine neue Einfachheit. Ihre Formkomposition be- stimmt sich nunmehr meist aus dem Kontrast von Ovalen zu schräggeführten Gera- den, gebildet aus Säumen lichter Farben, aus Gelb, Rosa, Violett, Grün in einem reich modulierten Weiß als Grund (Windkamm, 1990; Äolischer Aufbruch, 1991; Jubilo, 1993): Zeichen einer Welt, die sich trägt in ihrem eigenen Gesetz, in ihrem Licht und Rhythmus.

Lorenz Dittmann

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