Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 12⏐⏐23. März 2007 A811
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eine Fangemeinde wächst mit jeder Ausstellung. Armin Mueller-Stahl, berühmter Schauspie- ler und studierter Konzertgeiger, gehört ohne Zweifel zu den klassi- schen Mehrfachbegabungen der deut- schen Kulturgeschichte. Als Multi- Kulturschaffender findet seine über- durchschnittliche kreative Begabung ein weites Feld. Im Film „Utz“ (1991) lebt er als Hauptdarsteller Baron Kaspar von Utz seine Leidenschaft für das Sammeln von Porzellan aus.Im gleichen Jahr setzte die Porzellan- manufaktur Meißen dem großen deut- schen Schauspieler mit „Der Samm- ler“ ein Denkmal. Die Porzellanfigur, die der Meißener Designer Peter Strang geschaffen hat, trägt erkennbar die Züge Mueller-Stahls.
„Utz is my friend“, schrieb Armin Mueller-Stahl an den Rand eines Selbstporträts im Drehbuch und kommentierte: „Ich habe selten so viel gemalt und gezeichnet wie bei den Dreharbeiten zu diesem Film, und vor allem bunt. Die Farbenwelt der Meißener Porzellanfiguren hat mich sehr inspiriert.“ 1991 verfilmte
Georg Sluizer den Roman „Utz“ von Bruce Chatwin mit Mueller-Stahl als Hauptdarsteller des Porzellansamm- lers Kaspar von Utz in Prag. Der Film zeigt einen passionierten Sammler, der seine Schätze mit schweijkschem Hintersinn verteidig- te, aber ganz am Ende seines Daseins den Glauben an seine Lebensleiden- schaft verloren hat und sich von der Last befreit, indem er sie zerstört.
Bruce Chatwin, zu der Zeit Mitarbei- ter bei Sotheby's, wurde zu diesem Roman im Jahr 1967 durch die Be- gegnung mit dem Wissenschaftler und Sammler Rudolf Just in Prag in- spiriert. Mueller-Stahl: „In Utz spiel- te ich einen Tragikomiker – Men- schen, die mich in meinem langen Schauspielerleben am meisten inter- essierten.“ Das Original-Filmskript übermalte er während der Dreharbei- ten beinahe vollständig.
Daraus ist eine Ausstellung und ein Bildband entstanden, zu wel- chem limitierte Grafiken als Vor- zugsausgabe mit Buch erschienen sind. Die farbigen Blätter sind von Filmszenen angeregt und als Charak-
terstudien konzipiert. Dass der Schauspieler zeichnet, wo er geht und steht, hat sich herumgesprochen.
Malen und Zeichnen ist für ihn eine Art Therapie, „mit der ich mir die Knoten aus der Seele male“. So ist ein Seelentagebuch entstanden, das ohne Worte auskommt. Den Zeich- ner Mueller-Stahl kann die große Fangemeinde des Künstlers gegen- wärtig in einer Ausstellung im Ham- burger Museum für Kunst und Ge-
werbe bewundern. I
Dagmar Gold
ARMIN MUELLER-STAHL
Malen und Zeichnen als Therapie
Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe sind 65 übermalte Drehbuchseiten zum Film „Utz“ zu sehen.
Armin Mueller-Stahl:„Wir drei“
Leserangebot:Armin Mueller-Stahl, drei Motive: „Mein Gegenüber“, „Utz is my friend“, „Wir drei“. Lithografien in Farbe, 2007, auf Büttenpapier circa 30 × 21 cm. Gelegt unter Passepartout, circa 40 × 30 cm. Limitierte Auflage 120 Exemplare, nummeriert und handsigniert. Inklusive des Bildbands „Armin Mueller-Stahl. Das Drehbuch zu Utz“
aus der Edition Braus. Ungerahmt mit Passepartout jeweils 165 Euro. Gerahmt in Silberleiste, Passepartout jeweils 285 Euro.Ausstellungs-Information:Die Ausstellung
„Armin Mueller-Stahl – Szene und Zeichnung“ ist bis 15. April im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, zu sehen.Informationen:www.mkg-hamburg.de/
mkg.phpmet
Armin Mueller-Stahl:„Mein Gegenüber“ Armin Mueller-Stahl:„Utz is my friend“
Fotos:VG Bild-Kunst Bonn,2007
Foto:ddp