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Archiv "Museum in Berlin: „Kein Tag ohne Präparat“" (01.06.2001)

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erlin Alexan- derufer, Nähe Bahnhof Fried- richstraße. Vorbei an den roten Ziegelbau- ten der Charité führt der Weg durch Bau- stellenschlamm zum Sei- teneingang des historischen Museumsgebäudes. Dem graf- fitibemalten Treppenhaus sieht man an, dass es lange Zeit nicht genutzt wurde. Baustelle im ersten Stockwerk. In der zweiten Etage schließlich das dezente Plexiglas-Schild, das die Ausstellung hinter der Tür ankündigt. Jugendliche unter zwölf Jahren sind nur in Be- gleitung Erwachsener zugelas- sen.

Seit 1998 ist das Berliner Medizinhistorische Museum wieder eröffnet. Prof. Dr med.

Thomas Schnalke, der im No- vember 2000 zum Direktor des Museums berufen wurde, erklärt: „Wir haben etwa 50 000 Besucher im Jahr. Das ist für ein Fachmuseum durch- aus stattlich.“ Im Eingangs- raum begrüßt eine „Eiserne Lunge“ aus der Nachkriegs- zeit die Besucher. Zahnmedi- zinische Exponate, naturge- treue Wachsmoulagen von Patientengesichtern und hi- storische medizinische Instru- mente sind dort zu sehen.

Der alte Virchow-Hörsaal wird für Veranstaltungen und Wechselausstellungen genutzt.

Das Herzstück der Dauer- ausstellung bildet die anato- misch-pathologische Samm- lung. Auf rund 400 Quadrat- metern drängen sich in acht originalen, raumho- hen Vitrinen etwa 1 000 Präparate, knapp die Häl- fe davon sind durch die Hände des Gründervaters Rudolf Virchow gegangen.

In der ersten Vitrine zur Linken: Skelette, Knochen und Schädel, ein Hydro- zephalus, eine stark skolio- tisch verformte Wirbelsäule.

Rechts ziehen seltene Miss- bildungen die Öffentlichkeit an.

„Vonseiten unseres Mu- seums wurde diese Schiene in der Vergangenheit immer stark bedient und wohl auch ein bisschen zu sehr betont“,

stellt Schnalke selbstkritisch fest. Dabei handelt es sich um die größte Sammlung ihrer Art in Deutschland. Feucht- und Trockenpräparate aller menschlichen Organe führen in den hinteren Vitrinen an- schaulich den gesunden und den kranken Körper vor Au- gen. Gut- und bösartige Tu- moren zeigen die kanzerösen Gewebeveränderungen. Die Besucher verharren oft er- staunt vor einem 60 Zenti- meter dicken menschlichen Darm in Formalin.

„Kein Tag ohne Präparat“

war das Motto Rudolf Virchows, dem zu Ehren die preußische Regierung das Museum bauen ließ. Neben seinen eigenen Präparaten

brachte der populäre Arzt und Gesundheitspolitiker viele Stücke aus dem alten „Muse- um anatomicum“ in die Sammlung ein. 1899 öffnete Virchow die pathologische Sammlung mit mehr als 20 000 Präparaten für eine breite Öf- fentlichkeit. Ein besonderes Anliegen war ihm die medizi- nische Aufklärung der Bevöl- kerung, vor allem in Bezug auf die Monstren. „Virchow woll- te, dass die Medizin diese Phä- nomene erklärt und ihnen auf den Grund geht, sodass letzt- endlich für den Betrachter herauskommt: Solche Fehlbil- dungen sind Krankheit oder Schicksal und haben nichts Dämonisches, Magisches oder Abergläubisches an sich“, er- läutert Schnalke.

Im Zweiten Weltkrieg wur- de ein großer Teil der Samm- lung zerstört, der Hörsaal zur Ruine ausgebombt. Als Ruine wurde er nun auch rekonstru- iert. In den Jahren der DDR

verschwanden die Prä- parate im Keller. Auf Initiative des Kurators Peter Krietsch wurden in den 80er-Jahren die Vitrinen behelfsmäßig auf den Gängen aufge- stellt. Nach Voranmeldung war eine Besichtigung mög- lich. Krietsch war auch maß- geblich beteiligt an der Grün- dung des Berliner Medizinhi- storischen Museums. Da die Finanzierung durch die Cha- rité nicht gesichert war, wur- den Spenden gesammelt, bis schließlich 1998 der heutige Stand erreicht war.

„Mit der Art und Weise, wie sich die Präparate-Sammlung präsentiert, sind wir noch nicht zufrieden“, räumt Schnalke ein. Grundlegende Änderun- gen seien für die nächsten Jah- re vorgesehen. „Das Wesentli- che ist, die medizinischen Wis- sensinhalte, die in den Objek- ten verborgen sind, wieder auf- zuschließen und zugänglich zu machen für ein breites interes- siertes Publikum“, so Schnal- ke.

Der Museumsdirektor er- läutert: „Was man hier zu se- hen bekommt, geht doch sehr nahe an die eigene Körper- lichkeit, Leidensfähigkeit und Endlichkeit.“ Dem Besucher soll deshalb mit Textelemen- ten die Möglichkeit gegeben werden, sich von manchen Eindrücken wieder zu di- stanzieren. Ansonsten setzt Schnalke auf eine zurückhal- tende Gestaltung.

Wenn im Jahr 2002 die Bauarbeiten im ersten Stock- werk abgeschlossen sind, werden dem Museum weitere 400 Quadratmeter Ausstel- lungsfläche zur Verfügung stehen. Angela Mißlbeck V A R I A

A

A1494 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 22½½1. Juni 2001

Informationen: Berliner Medizinhistorisches Museum der Cha- rité, Institut für Pathologie, Schumannstraße 20/21, Telefon: 0 30/4 50 53 61 56, Internet:

www.bmm.charite.de. Öffnungszeiten des Museums: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 19 Uhr, montags geschlossen. Eintrittspreise: Erwachsene 5 DM, ermäßigt 2,50 DM, Gruppen ab 10 Personen 4 DM. Gruppenführungen: Nach telefonischer Voranmeldung bei Dr. Petra

Lennig, Telefon: 0 30/4 50 53 60 49. Nutzung der Hörsaalruine: Telefon: 0 30/4 50 53 61 29.

Am 26. April hat eine Diskussionsrunde zur Ausstellung „Körperwelten“ begonnen. Bis zum 5. Juli erläutern Experten aus verschie- denen Fachrichtungen immer donnerstags um 19.30 Uhr im Friedrich-Kopsch-Hörsaal am Institut für Anatomie der Charité medizi- nische, ethische, philosophische und museo- logische Fragestellungen der umstrittenen

Ausstellung. ✮

Das Berliner Medizinhistorische Museum zeigt medizinische Instrumente, menschliche

Organe und mythologische Gestalten.

Museum in Berlin

„Kein Tag ohne Präparat“

Geschichte

Fotos: Medizinhistorisches Museum

Referenzen

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