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Viertelspezifische Milchmengenmessungen in AMS unter Praxisbedingungen

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Academic year: 2022

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MELKTECHNIK

268

58 LANDTECHNIK 4/2003

Jan Harms und Georg Wendl, Freising

Viertelspezifische Milchmengenmessung in AMS unter Praxisbedingungen

B

eim Einsatz automatischer Melksyste- me können je Melkzeug deutlich mehr Tiere gemolken werden, als dies beim Ein- satz konventioneller Technik der Fall ist. Ein höherer Aufwand bei der technischen Aus- stattung erscheint daher sinnvoll und wird von den Herstellern automatischer Melksys- teme auch vorgenommen.

Eine wichtige Komponente automatischer Melksysteme stellt die Messung der Ge- samtgemelksmenge und der Viertelgemelks- mengen dar. Die Bestimmung des Ge- samtgemelks wird von allen Herstellern serienmäßig angeboten, die Viertelgemelks- messung teilweise nur als Option. Neben der Überwachung des aktuellen Leistungsstan- des der Tiere dient die Milchmengenmes- sung auch zur Berechnung der Melkberech- tigung und zur Kontrolle der Tiergesundheit.

Aufgrund dessen ist ein hoher Anspruch an die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der eingesetzten Technik zu stellen. Inwiefern dieser im täglichen Praxiseinsatz und über längere Zeiträume erfüllt wird, sollte in die- ser Untersuchung geprüft werden.

Untersuchte Systeme

Die Untersuchungen wurden an zwei auto- matischen Melksystemen auf Versuchsbe- trieben durchgeführt, so dass die Dokumen- tation von Störungen und sonstigen Ereig- nissen sichergestellt werden konnte.

Im System “Merlin” der Firma Lemmer- Fullwood auf dem Versuchsgut Grub der Bayerischen Landesanstalt für Landwirt- schaft wurden im Untersuchungszeitraum (5/2001 bis 8/2002) ein Milchmengenmess- gerät zur Bestimmung des Gesamtgemelks (Typ “MM95CE”, volumetrisches Mess- prinzip) und vier unabhängig davon arbei- tende Milchmengenmessgeräte (Typ “Da- taflow”, volumetrisches Messprinzip) zur Bestimmung der Viertelgemelke eingesetzt (Beim aktuellen Serienstand werden die Viertelgemelksmengen über den Milchfluss anteilig aus dem Gesamtgemelk errechnet).

Zusätzlich zum Vergleich der Gesamtge- melksmengen mit der Summe der Viertel- mengen wurden die aufsummierten Milch-

mengen (verkehrsfähige Milch) täglich der Tankmenge gegenübergestellt.

Für das System “VMS” der Firma DeLa- val auf dem Versuchsgut Hirschau der TU München erstreckte sich der Untersuchungs- zeitraum von 9/2001 bis 12/2002. Bei die- sem System werden serienmäflig ein Milchmengenmessgerät (Typ “MM15 - Flowmaster-Pro”, gravimetrisches Mess- prinzip) zur Bestimmung des Gesamtge- melks und vier unabhängig davon arbeiten- de Milchmengenmessgeräte (Typ “MM25 - Freeflow”, Nahinfrarot-Messprinzip) zur Bestimmung der Viertelgemelke verwendet.

Alle untersuchten Geräte verfügen für die Messung des Gesamtgemelks über die inter- nationale ICAR Anerkennung. Die Wartung erfolgte entsprechend den Vorgaben der Her- steller.

Ergebnisse

In Bild 1 ist die relative Abweichung der Ge- samtgemelksmenge von der Summe der Viertelgemelksmengen jeweils als Median und Interquartilsabstand (50 % der Werte) dargestellt. Bei der Betrachtung der Abwei- chungen fällt auf, dass die verschiedenen Systeme der Milchmengenmessung zu un- terschiedlichen Abweichungen je nach Ge- melksmenge führten.

So war die Summe der Viertelgemelke beim System “VMS” bei niedrigen Ge- melksmengen höher als das Gesamtgemelk, mit zunehmender Milchmenge kehrte sich das Verhältnis um. Bei sehr hohen Gemelks- mengen, die im praktischen Einsatz nur sel- ten auftraten, kam es zu höheren absoluten Abweichungen, der Median lag bei diesen Gemelksmengen bei ~ 3 %.

Beim System “Merlin” war ein umgekehr- ter Effekt zu beobachten. Hier war bei nied- rigen Gemelksmengen das Gesamtgemelk höher als die Summe der Viertelgemelke, mit zunehmender Gemelksmenge näherten sich die beiden Werte jedoch immer weiter an. Die höchsten absoluten Abweichungen ergaben sich hier bei geringen Gemelksmen- gen, was zu sehr hohen relativen Abwei- chungen in diesem Bereich führte.

Beim automatischen Melken ist ein hoher Anspruch an Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Milchmen- genmessung zu stellen. Es wurde untersucht, inwiefern die Anforde- rungen im täglichen Praxiseinsatz und über längere Zeiträume erfüllt werden. Es zeigte sich, dass im Be- reich zwischen 7 und 13 kg, in dem die meisten Gemelksmengen lagen, nur geringe Abweichungen zwi- schen dem Gesamtgemelk und der Summe der Viertelgemelksmengen auftraten. Ein Vergleich der Summe der Gesamtgemelke mit der Tank- menge ist notwendig, um schlei- chende Defekte der Milchmengen- messung zu erkennen.

Dipl.-Ing. agr. Jan Harms ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landtechnik, Bauwesen und Umwelttechnik (Leitung: Dr. Georg Wendl) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), 85354 Freising; e-mail: Jan.Harms@LfL.bayern.de.

Die Autoren danken der Deutschen Forschungsge- meinschaft für die finanzielle Unterstützung sowie den Firmen Lemmer-Fullwood und DeLaval für die kooperative Zusammenarbeit.

Schlüsselwörter

Automatische Melksysteme, Milchmenge, Euter- viertel

Keywords

Automatic milking systems, milk yield, udder quarter

Literatur

Literaturhinweise sind unter LT 03412 über Internet http://www.landwirtschaftsverlag.com/ landtech/lo- cal/fliteratur.htm abrufbar.

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Auf beiden Betrieben wurden Gemelks- mengen im Bereich zwischen 6 und 13 kg angestrebt. Beide Systeme wiesen in diesem Bereich nur geringe Abweichungen zwi- schen der Gesamt- und der Viertelgemelks- messung auf. Die Differenzen beim System

„VMS” waren dabei geringer als beim Sys- tem „Merlin”, dafür wies letzteres die gerin- gere Streuung der Werte auf.

Die oben aufgeführten Abweichungen können sowohl von der Messung des Ge- samtgemelks als auch von der Bestimmung der Viertelgemelke verursacht werden. Da- her wurde beim System „Merlin” über den gesamten Untersuchungszeitraum ein Ver- gleich mit der durch den Tankwagen festge- stellten Milchmenge durchgeführt, bei der nach der Eichung Abweichungen von 0,5 % auftreten dürfen. Diese Menge wurde als Re- ferenzwert herangezogen und mit den Er- gebnissen der Milchmengenmessgeräte ver- glichen. Der Verlauf der ermittelten Abwei- chungen ist in Bild 2 für einen Zeitraum von drei Monaten exemplarisch darge-

stellt.

Deutlich erkennbar waren in die- sem Zeitraum die Abweichungen des Gesamtgemelks und der Sum- me der Viertelgemelke von der Tankmenge. Hierbei ist zu beach- ten, dass kurzzeitige Abweichun- gen nicht nur durch Messungenau- igkeiten bei den Milchmengenmes- sgeräten verursacht werden können, sondern beispielsweise auch durch Ungenauigkeiten bei der Milchentnahme durch den Tankwagen. Eine andere mögliche

Ursache ist, dass einzelne Melkungen der Tankmenge zugeordnet wurden, obwohl die Milch verworfen wurde.

Die erheblichen Abweichungen an einzel- nen Tagen waren durch Totalausfälle des Milchmengenmessgeräts bedingt, die häufig auf Verunreinigungen, etwa durch Einstreu, zurückzuführen waren. Aufgrund der feh- lenden Alarmierung wurden diese zum Teil erst bei der nächsten Routinekontrolle be- merkt (mindestens drei Kontrollen/Tag). Be- traf ein solcher Ausfall nur wenige Melkun- gen, war der Defekt jedoch nur bei einer Kontrolle der einzelnen Melkungen festzu- stellen.

Nur durch Vergleich mit der Tankmenge erkennbar war dagegen die regelmäßige Zu- nahme der Abweichungen im Zeitverlauf.

Ursache war meist eine Verkalkung der Elektroden, die durch eine manuelle Reini- gung des Milchmengenmessgeräts behoben werden konnte. Der ebenfalls nur durch den Vergleich mit der Tankmenge feststellbare

Abstand zwischen Gesamtgemelks-, Viertel- gemelks- und Tankmilchmessung konnte durch eine Neukalibrierung der Milchmen- genmessgeräte auf ein sehr geringes Niveau gebracht werden, trat jedoch immer wieder auf.

Fazit

Die Untersuchung zeigt, dass die unabhän- gige Messung der Viertelgemelke und des Gesamtgemelks unter Praxisbedingungen insbesondere bei geringen Gemelksmengen zu hohen relativen Abweichungen zwischen dem Gesamtgemelk und der Summe der Viertelgemelke führte. Diese Abweichungen dürften jedoch im praktischen Einsatz eine untergeordnete Rolle spielen, da sowohl die Anzahl der betroffenen Melkungen, als auch die absoluten Abweichungen gering waren.

Der Vergleich der Gemelksmengen mit der im Tank gemessenen Menge ist für den Landwirt häufig der einzige Hinweis auf ei- ne eventuell vorhandene generelle Abwei- chung oder auf mittelfristige Trends, die auf schleichende Veränderungen bei der Technik oder auf Verschmutzungen zurückzuführen sind. Nicht erkennbar sind bei einem solchen Vergleich kurze Ausfälle des Milchmengen- messgeräts, da diese nur zu geringen Abwei- chungen bezogen auf die gesamte Tankmen- ge führen. Kurzfristige Ausfälle müssen da- her über andere Kontrollmechanismen abgefangen werden. Zu nennen sind der Ver- gleich der Milchmengenmessgeräte unter- einander, die Kontrolle des Milchflusses oder der Vergleich aktueller Parameter mit tierindividuellen Werten. So könnten Abwei- chungen früher erkannt und somit die für das System entscheidende Genauigkeit und Zu- verlässigkeit verbessert werden.

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Bild 2: Entwicklung der relativen Abweichungen der aufsummierten Milchmengen von der Tankmenge Fig. 2: Development of relative devilati- on of the milk meters results to milk in the bulk tank

Bild 1: Relative Abweichung der Gesamtgemelksmenge von der Summe der Viertelgemelksmengen Fig. 1: Relative deviation of the total milk yield and the sum of quarter yields

Referenzen

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