A 328 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 8|
22. Februar 2013 Wenn Fehler im Klinik- oder Pra-xisalltag passieren, ist das für die Betreffenden oftmals ein Schock.
Meist stellen sich unmittelbar da- nach die Fragen: Wie konnte es da- zu kommen? Und wie sollen die Betreffenden mit der Situation um- gehen?
Eine Problemanalyse „Zum Um- gang mit Behandlungsfehlern“ in der Medizin bietet der gleichnami- ge Tagungsband, der organisations- ethische, rechtliche und psychoso- ziale Aspekte aufgreift. Die Heraus- geber, Kurt W. Schmidt vom Zen- trum für Ethik in der Medizin am Agaplesion-Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main und Torsten Verrel vom Fachbereich Rechtswis- senschaft des Kriminologischen Se- minars der Rheinischen Friedrich- Wilhelms-Universität Bonn, haben dafür vor allem Nachwuchswissen- schaftlerinnen und -wissenschaftler gewinnen können, die sich in 15 Beiträgen dem Thema aus dem Blickwinkel ihres jeweiligen Fach- gebiets nähern.
Neben dem Versuch, den Begriff
„Fehler“ in der Medizin überhaupt zu definieren, widmet sich ein gro- ßer Teil des Bandes der Kommuni- BEHANDLUNGSFEHLER
Aus allen Blickwinkeln wissenschaftlich fundiert
kation von Behandlungsfehlern. In sechs Artikeln werden sowohl der individuelle Umgang mit einem un- erwünschten Vorfall behandelt als auch ein Blick in die Organisations- form Krankenhaus geworfen. Dar - über hinaus werden die Bedeutung einer sicheren Kommunikation und die individuelle und soziale Wahr- nehmung von Fehlern thematisiert.
Auf die unbeachteten „inneren Hür- den“ eines effizienten Fehlerma - nagements weist beispielsweise Ca-
rola Seifert in ihrem Beitrag hin.
Sie macht mehrere Faktoren für ei- ne falschverstandene Fehlerkultur im Arbeitsalltag verantwortlich.
Drei Beiträge zu den strafrecht - lichen und haftungsrechtlichen Aspekten von Behandlungsfehlern schließen den Tagungsband ab. Mi- chael Lindemann fragt im letzten Beitrag nach der Berechtigung ei- ner Privilegierung ärztlicher Be- handlungsentscheidungen. Er prüft beispielsweise den Sinn einer Haf- tungsfreistellung, also einer Art
„Medical Judgment Rule“, in An- lehnung an das „Business Judgment Rule“, auf das sich Geschäftsleiter bei unternehmerischen Entschei- dungen rechtlich berufen können.
Insgesamt eignet sich dieser Band gut für einen Einstieg in das sehr umfangreiche Themengebiet Behandlungsfehler. Durch das brei- te Spektrum an Herangehensweisen und Fragestellungen kann der Leser einen großen Mehrwert aus der Lektüre ziehen. Abgesehen davon hat er die Sicherheit, wissenschaft- lich fundierte Beiträge zu lesen. Als ein konkreter Handlungsleitfaden ist der Tagungsband jedoch nicht zu verstehen. Johanna Protschka Kurt W. Schmidt, Markus Sold, Torsten Verrel
(Hrsg.): Zum Umgang mit Behandlungsfehlern.
(Organisations)Ethische, rechtliche und psycho- soziale Aspekte. LIT Verlag, Berlin, Münster 2012, 320 Seiten, broschiert, 29,90 Euro
Medizin/Naturwissenschaft
John E. Chaplin, Francis P. Crawley, Liuska Sanna et al.: RESPECT patient needs. Pabst Science Publishers, Lengerich 2012, 292 Seiten, kartoniert, 25 Euro
Christoph Aspöck (Hrsg.): MRSA und ESBL. UNI-MED, Bremen 2012, 56 Seiten, gebunden, 29,80 Euro
Wolfgang Wöller: Trauma und Persönlichkeitsstörun- gen. 2. Auflage, Schattauer, Stuttgart 2013, 654 Seiten, gebunden, 69 Euro
Frank Flake, Frank Scheinichen: Kindernotfälle im Rettungsdienst. 4. Auflage, Springer, Berlin 2013, 298 Seiten, kartoniert, 24,95 Euro
Peter Diem (Hrsg.): Kontinuierliches Glukosemonito- ring. Klinischer Einsatz und Perspektiven. UNI-MED, Bre- men 2012, 64 Seiten, gebunden, 44,80 Euro
Gerd Neumann, Axel Schäfer: Mikroskopische Dia - gnostik in der Frauenarztpraxis. Springer, Berlin 2012, 204 Seiten, gebunden, 59,95 Euro
Francis A. Burgener, Christopher Herzog, Steven Meyers, Wolfgang Zaunbauer: Differenzialdiagnosen in der Computertomografie. 2. Auflage, Thieme, Stutt- gart 2012, 940 Seiten, gebunden, 199,99 Euro
Angelika Vollmar, Ilse Zündorf, Theodor Dingermann:
Immunologie. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlags - gesellschaft, Stuttgart 2013, 451 Seiten, gebunden, 49 Euro
Michael Herschel: Das KliFo-Buch. 2. Auflage, Schat- tauer, Stuttgart 2013, 403 Seiten, gebunden, 69 Euro
Gerd Plewig, Michael Landthaler, Walter H. C. Burg- dorf, Michael Hertl, Thomas Ruzicka (Hrsg.): Braun- Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie.
6. Auflage, Springer, Berlin 2012, 2061 Seiten, gebun- den, 229 Euro
Rolf Bauerfeind, Peter Kimmig, Hans Gerd Schiefer, Tino Schwarz, Werner Slenczka, Horst Zahner: Zoo- nosen. Zwischen Tier und Mensch übertragbare Infekti- onskrankheiten. 4. Auflage, Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2013, 584 Seiten, 79,95 Euro
Versorgungsstrukturen
Reinhard Busse, Jonas Schreyögg, Tom Stargardt (Hrsg.): Management im Gesundheitswesen. 3. Auf- lage, Springer, Berlin 2013, 479 Seiten, gebunden, 59,95 Euro
Bernd Dimmek: Legalbewährung forensisch-psych - iatrischer Patienten. Pabst Science Publishers, Lenge- rich 2012, 340 Seiten, kartoniert, 35 Euro
Andreas Frodl: Taschenbuch Klinik- und Praxis - management. Medizinisch Wissenschaftliche Verlags- gesellschaft, Berlin 2013, 2009 Seiten, kartoniert, 14,95 Euro
Barbara Zimmer: Prophylaktische Mastektomie bei familiär bedingtem Mammakarzinom – medizinische, ethische und sozialrechtliche Überlegungen. Medi - zinethische Materialen, Heft 193. Zentrum für Medizini- sche Ethik, 2012, 57 Seiten, kartoniert, 6 Euro, Bestell- adresse: Zentrum für Medizinische Ethik, Ruhr-Universität Bochum, Gebäude NABF 04/297, 44780 Bochum