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Kompostställe in der heimischen Milchviehhaltung

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nter natürlichen Bedin- gungen liegen Rinder etwa zehn bis zwölf Stunden pro Tag. Neben Liegepositionen mit unter den Körper geschlage- nen Vorderbeinen und eng ange- zogenen Hinterbeinen nehmen Rinder auch raumgreifende Liege- positionen ein. Bequemes Ruhen ist die Grundlage für gesunde und leistungsstarke Kühe. Neben den bereits bekannten Tiefstreu- und Tretmistsystemen hat sich in letz- ter Zeit auch in Österreich ein al- ternatives System mit freier Lie- gefläche etabliert – der Kompost- stall.

In Israel und den USA werden Kompostställe bereits seit länge- rer Zeit erfolgreich eingesetzt. Aus Amerika – insbesondere Minneso- ta – stammt auch ein Großteil der derzeit vorliegenden wissen- schaftlichen Erkenntnisse zu die- sem Stallsystem. Praktische Erfah- rungen in Österreich liegen insbe- sondere durch die Tätigkeit der Landwirtschaftskammer Oberös- terreich vor, die wesentlich zur Etablierung des Kompoststalles in unseren Breiten beigetragen hat.

Das LFZ Raumberg-Gumpenstein hat nun gemeinsam mit der

Schweizer Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) ein Forschungsprojekt durchgeführt, das die Rahmenbe- dingungen zum Bau und Betrieb von Kompostställen für die Milch- viehhaltung analysieren soll. Auf sieben österreichischen Milch- viehbetrieben wurden Untersu- chungen zum Tierverhalten und zu tiergesundheitlichen Aspekten sowie zum Management von Kompostställen durchgeführt.

Auch die vielfältigen Erfahrungen der Betriebsleiter, beispielsweise zu Einstreumaterial, Einstreumen- ge, Einstreuintervall, Umsetzen und Entmisten der Liegefläche wurden erhoben. Der vorliegende Beitrag beschreibt die wesent- lichen Eckpfeiler eines funktionie- renden Kompoststalles und gibt einen Einblick in die ersten Pro- jektergebnisse.

Ein Kompoststall ist, wie bereits eingangs erwähnt, ein Stallsystem mit freier Liegefläche, bei dem das Liegeverhalten der Tiere nicht durch Stalleinrichtungsgegenstän- de gesteuert oder eingeschränkt wird. Liegepositionen mit nach vorne oder seitlich gestreckten Beinen oder volle Seitenlage sind in diesem System möglich und können auch nicht selten beob- achtet werden. Zumeist wird ein Kompoststall als Zweiflächen- bucht mit eingestreuter Liegeflä-

che und befestigtem Fressgang ge- führt. Der Fressgang kann entwe- der planbefestigt oder mit Spal- tenboden ausgestattet sein. Hin- sichtlich des Einstreumaterials für die Liegefläche gibt es verschiede- ne Ansätze. Entweder wird bereits fertiger Kompost (z. B. Hecken- oder Gartenkompost) in den Stall eingebracht oder die vorerst sau- bere Einstreu durchläuft erst im Stall einen Kompostierungspro- zess. Bei letzterer Variante, die in Österreich am häufigsten einge- setzt wird, liegen derzeit insbe- sondere mit Säge- und Hobelspä- nen gute Erfahrungen vor. Auch auf den im Projekt besuchten Pra- xisbetrieben wurden Sägespäne, Hobelspäne und Hackschnitzel, vor allem aus der Holzart Fichte (zum Teil auch Pappel) und auf zwei Betrieben auch Gemische mit Miscanthus, eingesetzt. Ho- bel- und Sägespäne sind saugfä- hig, lassen sich gut bearbeiten und bilden eine lockere Kompostma- tratze. Das Ergebnis sind durch- wegs saubere Tiere.

Angefangen wird mit einer ca.

25 bis 30 cm hohen Einstreu-Ma- tratze, auf die alle zwei bis sieben Wochen eine Einstreumenge von zirka 0,4 bis 1,3 m³/Tier nachge- streut wird. Das Liegeflächenma- terial wird ein- bis zweimal täg- lich mit einem Grubber oder Kul-

tivator bis zu einer Tiefe von 20 bis 25 cm gelockert und der anfal- lende Kot und Harn eingearbeitet.

So gelangt Luft in die Matratze, sodass das Gemisch mithilfe aero- ber Mikroorganismen verrotten kann. Es ergibt sich ein locker- krümeliges Liegeflächenmaterial.

Durch den Kompostierungsvor- gang steigt die Temperatur in der Matratze an. Sie soll im Idealfall zwischen 40 und 70 °C liegen, um organische Substanz rasch umzu- setzen, hygienisierend zu wirken, aber nützliche Bakterien nicht ab- zutöten. Der Aufbau einer neuen Matratze sollte möglichst nicht in der kalten Jahreszeit erfolgen, da bei Kälte der Rotte-Prozess nur schwer in Gang kommt. Der Lie- gebereich kann durch Mauern vom Fressgang getrennt oder zirka 30 bis 50 cm tiefer liegend ange- ordnet werden. Zweimal im Jahr (Frühjahr und Herbst), wenn die Kompost-Matratze etwa eine Di- cke von 50 bis 60 cm erreicht hat, wird ausgemistet.

Die Größe der Liegefläche ist von entscheidender Bedeutung für die Sauberkeit und das Wohl- befinden der Tiere, aber auch für die Wirtschaftlichkeit des Stallsys- tems. Während in Israel den Tieren eine Fläche zwischen 13 und 20 m² pro Tier zur Verfügung steht, arbeitet man in den USA mit 7,5

T I E R Z U C H T

BLICK INS LAND 10/2012 Von Elfriede Ofner-Schröck,

Michael Zähner

Artgerechte Stallsysteme mit freier Liegefläche kommen den Bedürfnissen von Rindern in Hinblick auf das Liege- und Sozialverhalten sehr entgegen. Sie ermöglichen es den Tieren, ihre artgemäßen Liegepositionen einzunehmen und in so- zialem Kontakt mit Artgenossen zu ruhen.

Eine Bearbeitung ein- bis zweimal täglich ergibt ein locker- krümeliges Liegeflächenmaterial.

Kompostställeermöglichen den Tieren bequemes Ruhen auf einer freien Liegefläche.

Fotos: Ofner-Schröck

16_17_tierzucht 27.09.12 08:49 Seite 16

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10/2012 BLICK INS LAND 17 bis 9 m² großen Liegeflächen pro

Kuh. Hinsichtlich räumlicher Auf- teilung und Bewirtschaftung (Ein- streu, Entmistung) sind die in Ös- terreich gebräuchlichen Systeme eher mit den amerikanischen zu vergleichen. Die Liegeflächengrö- ßen auf den besuchten Projektbe- trieben lagen zwischen 6 und 9,1 m² pro Tier. Positive Auswir- kungen auf die Wirtschaftlichkeit haben einfache Baukonstruktio- nen mit geringeren Baukosten so- wie ein geringer Arbeitszeitbedarf für die Pflege der Liegeflächen.

Der Knackpunkt in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit des Kompost- stall-Systems ist aber die Verfüg- barkeit von günstigen Einstreuma- terialien. Bei einem Einstreube- darf von zirka 10 bis 15 m³ Säge- spänen pro Kuh und Jahr macht es einen großen Unterschied, ob der Kubikmeter Sägespäne sechs oder 23 Euro kostet. Diese Spannweite war im zeitlichen Verlauf und in unterschiedlichen Regionen in letzter Zeit zu finden. Hier muss betriebsindividuell nach günstigen Bezugsquellen gesucht werden bzw. sind auch weitere For- schungsarbeiten zu alternativen Einstreumaterialien anzustreben.

Jedenfalls kann der Kompoststall

als interessantes System für Betriebe im Grünland mit gerin- ger Strohverfügbarkeit gesehen werden.

Als Vorteil des Kompoststalls wird häufig auch eine Verbesse- rung der Tiergesundheit genannt.

Erste, zum Teil aus Amerika stam- mende wissenschaftliche Studien zeigen in Kompostställen weniger Lahmheiten, weniger Sprungge- lenksveränderungen, weniger Mastitisinfektionen, weniger Um- weltkeime in der Einstreu, niedri- gere Tank-Zellengehalte und bes- sere Brunsterkennung. Die Erfah- rungen der befragten österreichi- schen Kompoststallbetreiber weisen ebenfalls in diese Rich- tung. Es wurde berichtet, dass Klauenerkrankungen, Gelenks- entzündungen, Mastitiden und Euterverletzungen seit der Um- stellung auf das Kompoststallsys- tem deutlich zurückgegangen sind. Den Betriebsleitern fiel auch auf, dass sich das Liegeverhalten der Tiere verändert hat: „Die Kü- he liegen länger und entspann- ter.“ Teilweise wurde von „Liege- verhalten wie auf der Weide“ ge- sprochen. In dem gemeinsam mit der Schweizer Forschungsanstalt

Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) durchgeführten For- schungsprojekt des LFZ Raum- berg-Gumpenstein zum Thema

„Kompostställe in der österreichi- schen Milchviehhaltung“ wurden Fragebogenerhebungen mit Kom- poststall-Betreibern über ihre Er- fahrungen und Zufriedenheit mit dem System vorgenommen und Stallgrundrisse dokumentiert. Des Weiteren wurde die Liegeflä - chentemperatur in verschiedenen Tiefen der Kompostmatratze ge- messen, das Liege- und Stehver- halten der Tiere beobachtet, die Sauberkeit der Tiere, die Unver- sehrtheit der Sprung- und Karpal- gelenke sowie das Vorliegen von Lahmheiten beurteilt. Die ersten Ergebnisse zur Lahmheitssituation in österreichischen Kompoststall- betrieben lesen Sie im rinderprofi Ausgabe 3/2012. Eine umfassende Darstellung aller Ergebnisse fin- den Sie in Kürze auf der Homepa- ge des LFZ Raumberg-Gumpen- stein (www.raumberg-gumpen-

stein.at). u

Dr. Elfriede Ofner-Schröck, (LFZ Raum- berg-Gumpenstein, Abteilung für Tierhal- tung und Aufstallungstechnik), Dr. Michael Zähner (Forschungsanstalt Agroscope Re- ckenholz-Tänikon, ART, Gruppe Bau, Tier und Arbeit)

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