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Archiv "Kunstmarkt" (06.06.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

FEUILLETON

Kunstmarkt

Alte Literatur gefragt

Gerda Bassenges Winterauktion bewies einmal mehr, daß das Inter- esse am alten Buch keinesfalls ge- sunken ist. Nur wird vorsichtiger, überlegter gesteigert; man spürt, daß die meisten Interessenten nicht blindlings irgend etwas Hübsches preiswert zu ergattern trachten, sondern nach ganz genauem Plan handeln, in dem die obere Grenze dessen, was sie auszugeben bereit sind, sehr genau festliegt und, so- weit sich das feststellen läßt, auch eingehalten wird. Zu den bisher noch immer die Szene beherr- schenden Käuferschichten der mitt- leren Jahrgänge gesellten sich in Berlin diesmal auch einige recht junge Leute, deren Aufmerksamkeit in erster Linie der Literatur des 20.

Jahrhunderts sowie alten Kinder- büchern galt.

Einige Zahlenbeispiele der natur- wissenschaftlichen und medizini- schen Schriften: Bartisch von Kö- nigsbrücks „Augendienst" (Erst- ausgabe) ging von 6000 auf 8000 DM, das erste offizielle Arzneibuch, das in Deutschland erschien, Cor- dus „Novum dispensatorium" von 500 auf 900 DM, Loders „Anatomi- sche Tafeln" auf 1700 DM (1800).

Lilienthals berühmtes Werk über das Fliegen, „Vogelflug . ." konnte von 900 auf 1900 DM gesteigert werden.

Mit sehr guten Preisen bedacht wurden Werke der Barockliteratur, für die sich viele Sammler inter- essierten — im Gegensatz zu klas- sischen lateinischen und griechi- schen Schriften, die so gut wie nicht gefragt waren. 4000 DM (3600) gab es für Tentzels „Monatliche Unterredungen", 2700 DM (1600) für Herzog Anton Ulrichs „Christ-

Fürstliches-David-Harpfen-Spier.

2200 DM waren einem Liebhaber Abraham a Santa Claras gesam- melte Predigten wert, 2900 DM ei- nem anderen Quirsfelds „Geistli- cher Harffenklang".

Jost Ammanns berühmtes „Stände- buch" kam auf 5600 DM (4500) Luthers Auslegung des 110. Psalms auf 12 000 DM, Rosenroths Kabba- la-Buch auf 3000 DM (3600). — Rei- sebeschreibungen und alte Ge- schichtswerke gingen zu normalen, nicht überhöhten Preisen ab. Ein Melanchthonbrief, das Spitzenstück der Autographenauktion, erreichte die Taxe von 14 000 nicht ganz, sondern wurde einem Sammler bei 13 800 DM zugeschlagen. 4400 DM (1500) gab ein anderer für einen Brief Fontanes.

Delfter Fayencen hochgesteigert

Mit einigen Altmeistergemälden und Werken des 19. Jahrhunderts sowie Delfter Fayencen und Silber wartete Neumeister, München, auf seiner ersten diesjährigen Auktion auf. Die alten Meister stießen, so- fern neuere Expertisen vorlagen, auf reges Interesse und wurden zu respektablen Preisen verkauft:

17 000 DM (15 000) brachte eine vermutlich aus Brügge stammende

„Heilige Sippe", 48 000 DM (50 000) das Cranachbild „Christus und die Ehebrecherin", 15 000 DM Dirck Hals' „Fröhliche Gesellschaft". Alle drei gingen an bekannte Privat- sammler. Doch auch die öffentli- chen Kunstinstitute interessierten und engagierten sich: Ein Purr- mann-Porträt wanderte für 8500 DM (3000) an das Mainzer Landes- museum, ein früher Mar6es,

„Transport Verwundeter nach der Schlacht bei Solferino für 25 000 DM (15 000) an ein österreichisches Museum. Das Interesse für Delfter Fayencen war, trotz Beschädigun- gen mancherlei Art, sehr groß: Pri- vatsammler ließen sich eine mit 500 DM angesetzte Platte mit Blu- mendekor 2300 DM kosten, einen Walzenkrug mit Silberdeckel gar 12 000 DM (1500), eine Suppen- schüssel 5500 DM (600). Für Teller- paare, die mit 400 bis 500 DM be- ziffert waren, wurden glatt zwi- schen 3800 und 5500 DM ausgege- ben. Silber ging ungefähr zu den Schätzpreisen ab. B. St.-R.

mir nichts verbieten, von dir nicht!"

Von der anderen Seite nähert sich ein Herr mit einem Tablett, darauf ein Totenkopf mit einer dicken Zi- garre zwischen den Zähnen. Es ist der Maler Willem Paerels. Die Rückwand des Raumes, in dem sie sich befinden, ist mit Bildern und Zeichnungen behängt.

Ganz unten sehen wir einen Toten- kopf mit einer Pfeife. Darüber eine Kinderzeichnung „Mann mit rau- chender Pfeife und Hund". Oben sind alte Bekannte. „Le pisseur", ein älteres Blatt von Ensor, eine Radierung, Tradition seit Jacques Callot, darauf geschrieben: „Ensor ist verrückt", „Ensor est un fou".

Noch weiter oben ist ein Porträt, das bestellt und nicht abgeholt wurde. Der Künstler ließ sich ein- mal drängen, nach einer Fotografie das Porträt einer geliebten Verstor- benen zu malen. Als Wahrheitsfa- natiker nahm er alle Eigentümlich- keiten auf, darunter auch Warzen, um es möglichst naturgetreu und charakteristisch zu gestalten. Aber der Besteller lehnte das Porträt ab.

Ensor stellte es damals in den Win- kel, und später machte er einen echten Ensor daraus, indem er es übermalte und den Kopf mit Mas- ken umgab. Jetzt hängt es ganz oben an der Wand. Daneben eine Kinderzeichnung „Mann mit Pfeife".

Die Gesichter der Hauptfiguren sind äußerst eindrucksvoll, linear, ausgeprägt, neue Sachlichkeit. Von der alten Pracht sind noch die Dra- perie des Vorhangs vorhanden, der geblümte Teppich und im Vorder- grund das Pflanzenstativ.

Ensor ist ein Janus; er überblickt Vergangenheit und Zukunft. An sein Bild werden wir erinnert, wenn wir die Werbung der aktiven Nicht- raucher sehen, die heute in Zeit- schriften und auf Plakaten er- scheint, seit wir Genaueres vom Bronchialkarzinom wissen.

Dr. med. Theodor Kiefer 675 Kaiserslautern Am Altenhof 2

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 23 vom 6.Juni 1974 1733

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