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Archiv "Die Probleme aus der Sicht der Studenten" (06.06.1974)

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Die Information:

Bericht und Meinung

Erstmals einheitliche und schriftliche Prüfungen

Seit dem Wintersemester 1972/73 studieren Studienanfänger des Fa- ches Allgemeinmedizin nach den Richtlinien der Approbationsord- nung für Ärzte vom 28. Oktober 1970. Vom 26. bis 30. August 1974 finden die ersten schriftlichen Prü- fungen im Physikum und im ersten Teil des Staatsexamens für Stu- dierende der Übergangsregelung statt. Die für die Studenten der Vorklinik wichtigsten Änderungen sind:

1. Aufhebung des zweigeteilten vorklinischen Studiums (kein Vor- physikum mehr);

2. ausschließlich Pflichtscheine an Stelle von Pflichtvorlesungen;

3. schriftliche zentrale Prüfungen nach dem Multiple-choice-System;

4. Verkürzung des vorklinischen Studiums auf vier Semester;

5. Erweiterung der Stoffgebiete in der Vorklinik um Medizinische So- ziologie und Medizinische Psycho- logie.

Wichtige Änderungen für das klini- sche Studium:

6. dreigeteiltes Staatsexamen (da- durch Reglementierung und „Ver- schulung" des Studienganges);

7. Einführung eines Jahres mit praktischer Ausbildung (Internats- jahr).

Zu diesen sieben Punkten ist im einzelnen anzumerken:

Kein Vorphysikum mehr

Die Aufhebung der seit 1953 wieder eingeführten naturwissenschaftli- chen Vorprüfung verfolgt den theo- retisch guten Zweck, eine Homo- genität des vorklinischen Studiums zu gewährleisten. Auch die Zuord- nung der naturwissenschaftlichen zu den anderen vorklinischen Fä- chern beispielsweise im Examen deutet dies an.

In der Praxis jedoch ist dieses Ziel keineswegs erreicht worden; auch der Gegenstandskatalog teilt auf in einzelne Fächer. Die naturwissen- schaftlichen Fächer werden weiter- hin von Dozenten der mathema- tisch-naturwissenschaftlichen Fa- kultät gelesen. Der Bruch ist also geblieben, da die beiden Fakultä- ten keinen Koordinations-Modus finden konnten. Die Konsequenz:

Der Prüfungskandidat muß einen noch größeren Wissensstoff be- herrschen als seine Vorgänger.

Neun vorklinische Praktika

— aber wie?

Die neue Approbationsordnung schreibt zur Anmeldung für die ärztliche Vorprüfung neun Prakti- kumszeugnisse vor. Als minimale Gesamtstundenzahl gibt die Appro- bationsordnung für alle Kurse 492 Stunden an. Obwohl der Ausbil-

dungserfolg durch bundeseinheitli- che Prüfung gemessen werden soll, bleiben Gewichtung und Be- wertung der Praktika in der Hand der einzelnen Fakultäten und Fach- vertreter. Außer den Praktika sol- len die Fakultäten Vorlesungen an- bieten, deren Besuch zum Errei- chen des Ausbildungszieles bei- trägt. Der Vergleich des Gebotenen mit dem kürzlich erschienenen Ge- genstandskatalog zeigt, daß Vorle- sungen und Kurse den Zielvorstel- lungen nicht gerecht werden.

Die größte Schwierigkeit bei der Ausbildung nach der neuen Appro- bationsordnung liegt nach wie vor darin, daß die vorgeschriebenen Kurse mangelhaft ausgestattet sind. Die zuständigen Ministerien sind nicht bereit, die Etats für die- se Pflichtkurse angemessen zu ver- bessern. Speziell für die Kölner Si- tuation gilt anzumerken:

Die Vorlesungen Medizinische So- ziologie, Medizinische Psychologie und das Medizinisch-psychologi- sche Praktikum werden von einer Vielzahl von Dozenten betreut, weil zur Zeit keinerlei Planstellen für diese vorgeschriebenen Lehrveran- staltungen existieren. Diese Situa- tion wird sich in weiter Zukunft nur insofern ändern, als die medizini- sche Soziologie in der Form einer Abteilung an einen nun zu bean- tragenden Lehrstuhl angehängt wird. Dies entspricht nicht der Be- deutung dieser Fächer, so wie sie in der neuen Approbationsordnung dargestellt ist.

An anderen Universitäten ist die Si- tuation fast gleich. Zwar existieren an sechs Universitäten der Bun- desrepublik Lehrstühle für Medizi- nische Soziologie und Medizini- sche Psychologie. Aber auch das

„Psychosoziale Zentrum" Frankfurt, das aus finanziellen Gründen zwei Fachbereichen zugeordnet ist, stellt nur einen Kompromiß dar, der zu- sätzlich an personeller Unterbeset- zung krankt. Oder anders ausge- drückt: Das Beispiel Medizinische Soziologie zeigt, mit welch gerin- ger Koordination das Bundesmini- sterium für Jugend, Familie und

Die Probleme aus der Sicht der Studenten

Die Probleme, die sich aus der neuen ärztlichen Approbationsord- nung für die Studenten ergeben, werden nachfolgend von der Stu- dentenschaft der Medizinischen Fakultät der Universität Köln dar- gestellt. Die Autoren dieser Darstellung, cand. med. Karl Heinz Si- mons und stud. med. Reinhard Bauske, gehören einer Gruppe poli- tisch Unabhängiger an, die seit über einem Jahr die gewählten Fachschaftsvertreter der Kölner Medizinstudenten stellt. Hier ihre Stellungnahme.

1674 Heft 23 vom 6.Juni 1974 DEUTSCHES ÄRZTE BLATT

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Die Information:

Bericht und Meinung

Gesundheit die Approbationsord- nung auf den Tisch geworfen hat.

Ein anderes Beispiel für solche Fehlplanungen: Erst auf Betreiben der Anfang des Sommersemesters 1973 gewählten unabhängigen Fachschaft der Medizinischen Fa- kultät Köln konnten die Mittel für ein Biologiepraktikum ertrotzt wer- den, das jetzt, im Sommersemester 1974 endgültig eingerichtet wird.

Zu einer Zeit also, zu der die er- sten schriftlichen Prüfungen schon stattfinden!

Vier Semester lang sind also Medi- zinstudenten inkonsequent in Form von Notlösungen ausgebildet wor- den. Selbst das neue Praktikum bleibt eine Notlösung, da die ge- setzten Ziele, wie Unterricht in klei- nen Gruppen, auch auf Jahre hin- aus nicht durchgesetzt werden können: Die guten Absichten der Approbationsordnung scheitern an fehlenden Geldmitteln, am Mangel an qualifiziertem Personal und an nicht vorhandenen geeigneten Räumen.

Wie lange die medizinischen Fakul- täten — ohne Rücksicht auf den Bedarf der übrigen nichtmedizini- schen Fakultäten — ihre Forderun- gen nach den für die Durchführung der Approbationsordnung notwen- digen hohen Mitteln aufrechterhal- ten können, bleibt abzuwarten. Bei- spielsweise fließen in Köln bereits mehr als fünfzig Prozent des Ge- samtetats der Universität in die medizinische Fakultät.

Schriftliche zentrale Prüfungen Die Einführung bundeseinheitlicher schriftlicher Prüfungen ist deswe- gen sehr problematisch, weil das geforderte Wissen nicht ebenfalls bundeseinheitlich vermittelt wird, sondern in das Ermessen der Leh- rer gestellt bleibt. Selbst wenn die Dozenten besten Willens sind: Die Gegenstandskataloge für das Phy- sikum und den ersten Teil des Staatsexamens sind so spät er- schienen, daß es vor den jetzt an- stehenden Prüfungen unmöglich war, die Vorlesungen und Kurse darauf auszurichten.

Vorklinik: zeitlich verkürzt, stofflich erweitert

Die Verkürzung der Vorklinik auf vier Semester, der Wegfall des Vor- physikums und die gleichzeitige Erweiterung der Stoffülle bedeu- ten eine erhebliche Verschärfung des Studiums. Dies ist besonders spürbar, da die in der Approba- tionsordnung vorgesehene Ein- schränkung einiger Stoffgebiete, zum Beispiel der Anatomie, in der Praxis der Lehre überhaupt nicht durchgeführt wird.

Das späte Erscheinen des Gegen- standskataloges wirkt sich beson- ders verwirrend auf die Fächer Me- dizinische Soziologie und Medizini- sche Psychologie aus. Vor dem Er- scheinen bestand keinerlei Klarheit über den verlangten Lehrstoff, da die AO den Prüfungsstoff nur grob umreißt (z. B.: Eigenschaften, Funktionen und Stoffwechsel der biochemisch wichtigen Stoffe).

Nach dem Erscheinen trat eine Stoffülle zutage, die es den Stu- denten schwer machen dürfte, in diesen beiden Fächern ausreichen- de Leistungen zu erbringen. Ein Psychologe, nachdem er sich den Gegenstandskatalog für medizini- sche Psychologie angesehen hatte, war der Meinung, für die Kenntnis des dort angegebenen Stoffes sei ein fast vollständiges Psychologie- studium erforderlich.

Verschulung

des klinischen Studiums

Die Probleme der klinischen Kurse entsprechen denen der vorklini- schen: zu wenig Koordination, ge- ringe finanzielle Ausstattung, ver- spätetes Erscheinen des Gegen- standskataloges und so weiter. Da die Kapazitäten schon von jeher in der Klinik ganz erheblich geringer sind als in der Vorklinik, wird das, was in den letzten vier Semestern in der Vorklinik nicht realisierbar war, noch weniger in der Klinik möglich sein: Die Ausbildung in kleinen Gruppen wird auf länge- re Zeit nicht durchführbar sein.

Der künftig verstärkte Schulbetrieb

in den klinischen Semestern, näm- lich die jährlichen Vorbereitungen auf drei verschiedene Teile des Staatsexamens, wird künftig nur noch sehr wenigen Studenten Zeit genug lassen, während der Stu- dienzeit ihre Promotion zu bearbei- ten.

Das Internatsjahr

Ein praktisches Jahr ist sicher nur dann sinnvoll, wenn es nicht als Ersatz für die Medizinalassisten- tenzeit durchgeführt wird, sondern als sinnvolle Ausbildungszeit ge- nutzt werden kann. Dies hängt da- von ab, wie das Zahlenverhältnis Studenten zu dozierendem Arzt und wie die Relation Patien- ten/Student aussieht. Nach unse- ren Informationen sind die Vorbe- reitungen für das praktische Jahr noch keineswegs so weit, um die Durchführung ab 1. 8. 1975 zu rechtfertigen. Eine Aussetzung für die Studienanfänger vom Sommer- semester 1970 bis Sommerseme- ster 1971, die ihr gesamtes Stu- dium nach der alten Bestallungs- ordnung absolviert haben und für die als Übergangsregelung nur das praktische Jahr eingefügt wurde, brächte einen Aufschub von andert- halb Jahren, der zur intensiven Vorbereitung genützt werden könn- te.

• Ein besonderes Problem ergibt sich noch für die soziale Situation der Studierenden während des praktischen Jahres: Da es keine Möglichkeiten gibt für Nebenver- dienste, müssen die Studenten in dieser Zeit sozial sichergestellt sein. Deshalb muß der Student im Internatsjahr dem Anwärter der Laufbahngruppen des höheren Dienstes gleichgestellt werden.

Anschrift der Verfasser:

Karl Heinz Simons (stellv. Fakultätssprecher) Reinhard Bauske

(Vorklinikreferent) Studentenschaft der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln

5 Köln 41

Universitätsstraße 16

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Hefl 23 vom 6. Juni 1974 1675

Referenzen

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