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Archiv "100. Geburtstag von Erna Eckstein-Schloßmann „Eigentlich bin ich nirgendwo zu Hause...“" (18.08.1995)

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VARIA

AUS UNTERNEHMEN/FEUILLETON

Makroalouminurie- Screeninc-Studie

Erste

Ergebnisse ernüchternd

30 bis 50 Prozent aller Diabetiker entwickeln fünf bis 15 Jahre nach Beginn der Zuckerkrankheit eine Pro- teinurie, die ein früher Indi- kator für eine beginnende diabetische Nephropathie ist. Die Mikroalbuminurie ist außerdem Prädiktor für wei- tere Organmanifestationen wie Retinopathie, Neuropa- thie und Makroangiopathie.

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verfahrens feststel- len. Dieses Verfah- ren wird nach Anga- ben von Prof. Rüdi- ger Landgraf (Diabe- teszentrum Univer- sität München) in der Praxis aber noch viel zu selten ange- wandt.

Um die Qualität einer Selbsttestung auf Mikroalbuminu- nie mit Hilfe des neu ent- wickelten immunologischen Teststreifens Micral-Test ® S zu untersuchen, wurden von April bis Dezember 1994 in 58 Münchner Praxen insge- samt 647 diabetische Patien- ten in das interdisziplinäre Proteinurie Screening und Interventionsprojekt (PRO- SIT) eingeschlossen.

Mit der Untersuchung, an der neben den 58 Arztpra- xen auch fünf Kliniken, die AOK München und das Pharmaunternehmen Boeh- ringer Mannheim beteiligt sind, sollte außerdem festge- stellt werden, wie häufig dia- betische Nierenschädigun- gen bei ambulant betreuten Diabetikern sind. Die ersten Ergebnisse, die Landgraf und sein Kollege Dr. Rolf Renner vom Städtischen Krankenhaus München-B o- genhausen vorstellten, sind ernüchternd: Sowohl bei Typ-I- als auch bei Typ-II- Diabetikern wurde bei etwa jedem dritten Patienten eine pathologische Eiweißaus- scheidung im Urin diagnosti- ziert. Bei mehr als 15jähri- ger Diabetesdauer ist sogar jeder zweite Patient er- krankt.

Im Vergleich dazu geben die Ergebnisse über die Qua- lität einer Selbstuntersu- chung mit Teststreifen an drei Tagen einer Woche zur Hoffnung Anlaß Bei 63 Pro- zent der Patienten ergab sich eine exakte und bei 16 Pro- zent eine grenzwertige Übereinstimmung zwischen Selbsttest zu Hause und Nachtest in der Praxis. Bei elf Prozent lag ein falsch po- sitiver, bei zehn Prozent ein falsch negativer Selbsttest vor. Jürgen Stoschek

E

rna Eckstein wurde 1895 in Dresden geboren und ist die Tochter von Ar- thur und Clara Schloßmann.

Ihr Vater, der Geheime Me- dizinalrat Prof. Dr. med. Ar- thur Schloßmann, Jahrgang 1867, gilt als der Mann, der in Deutschland das Sozialwesen begründete

und die Päd- iatrie auf- baute.

Dresden war für Erna Eckstein elf Jahre lang Heimat. 1906 zog die Fa- milie nach Düsseldorf, ihr Vater sollte dort an der neuge- gründeten Akademie für prakti-

sche Medizin als Ordinarius arbeiten und zugleich die dortige Kinderklinik leiten.

Erna Eckstein selbst behaup- tet, man könne meinen, sie habe ihr Leben im Schatten berühmter Männer gelebt. So sagt sie von sich: „Ich bin die Tochter eines berühmten Va- ters, die Frau eines berühm- ten Mannes, Mutter eines be- kannten Sohnes und ich selbst . . .?"

Als Kind hat sie am lieb- sten in der Kinderklinik ihres Vaters geholfen, Betten be- zogen, Säuglinge betreut. Sie gehörte in ihrer Jugend zum ersten Studentenjahrgang der Medizinischen Akademie Düsseldorf. Mit 27 weiteren angehenden Medizinern hat-

te sie 1919 den Antrag gestellt, die Düsseldor- fer Akade- mie auch für Studenten zuzulassen.

Die Düssel- dorfer Uni- versität ist Jahre nach dem Krieg aus der ein- stigen Medi- zinischen Akademie hervorge- gangen. 1988 erhielt Erna Eckstein die seltene Würde einer Ehrensenatorin.

Erna Eckstein wurde Kin- derärztin und befaßte sich mit dem Problem des Stillens, mit der Epidemiologie der Tuberkulose und mit der Or- ganisation von Säuglingsan- stalten. Auf der Ausstellung für „Gesundheit, Soziales und Leibesübungen" 1926 in Düsseldorf entwarf und leite-

100. Geburtstag

von Erna Eckstein-Schlo3mann

„Eigentlich

bin ich nirgendwo zu Hause..."

Sonja Kropp, Hans Gerd Lenard, Hans Schadewaldt

Am 28. Juni wurde Dr. Erna Eckstein-Schloßmann, die einzige Eh- rensenatorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 100 Jahre alt. Der Lebensweg Erna Ecksteins begann in Dresden und führte sie durch zwei Weltkriege, ruhige und unruhige Zeiten, durch zahllose Länder und Städte; Dresden, Düsseldorf, Ankara und Hamburg gehörten zu den Stationen ihres Lebens, bevor sie dann mit 60 Jah- ren endgültig nach Cambridge ging, wo sie heute noch lebt.

„,Exil' wird mit ‚Verban- nung' übersetzt. Im antiken Hellas bedeutete es Landes- verweisung, im alten Rom Flucht vor Verurteilung.

Neuzeitliche Literaten nen- nen es einen heillosen Gemütszustand, trefflichere Feuilletonisten einen Lei- densweg, in dem die Fremde keine Heimat und die Hei- mat Fremde geworden ist."

(Fritz Naschitz)

A-2202 (64) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 33, 18. August 1995

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Dr. Erna Eckstein-Schloßmann Foto: Bernard Knowles VARIA FEUILLETON

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te sie den Säuglingspavillon.

Außerdem unterstützte sie ihren Vater und auch ihren Mann, den Oberarzt Albert Eckstein, bei der Herausgabe zahlreicher Publikationen.

Anfang der 30er Jahre ent- schloß sich Erna Eckstein, ih- re Medizinerlaufbahn für Va- ter, Mann und Kinder aufzu- geben.

Ihr Vater, Arthur Schloß- mann, starb 1932. Er prophe- zeite kurz vor seinem Tode:

„Ihr werdet furchtbare Zei- ten erleben." Albert Eckstein folgte seinem Schwiegervater in das Direktorenamt der Düsseldorfer Kinderklinik Der „Nichtarier" durfte als hochdekorierter Frontsoldat des Ersten Weltkrieges im Staatsdienst verbleiben; je- doch war sein Lehrauftrag zunehmend belastet von den Auswüchsen der nationalso- zialistischen Diktatur, so daß er 1935 um Entlassung aus dem preußischen Staats- dienst bat.

Ausreise

Erna Eckstein schreibt darüber in ihren Türkei-Erin- nerungen: „Nach der so de- primierenden und entwürdi- genden Entlassung, nach Jah- ren unerfreulicher Kämpfe

und enttäuscht von unzuver- lässigen Freun- den, schaute sich Schumi (von allen Freunden be- nutzter Spitz- name Prof.

Ecksteins) im Juni 1935 im Ausland um."

Jedoch herrsch- te auch dort eine gewisse antisemitische Einstellung. So galt zum Bei- spiel in Ame- rika für Emi- granten, daß zur Erlan- gung der staat- lichen Appro- bation das State Board Examen abgelegt werden mußte. In Großbritannien versuchte die British Medical Association, die Zahl der ausländischen Praktika mög- lichst gering zu halten; der deutsche Abschluß wurde nicht anerkannt. Ein Ange- bot aus der Kinderklinik Glasgow wurde von Albert Eckstein abgelehnt. Angebo- te aus Paris und den USA folgten. Bald erreichte Al- bert Eckstein jedoch aus dem Auswärtigen Amt in Berlin die Nachricht, daß der türki- sche Hygieneminister deut- sche Professoren für das Krankenhaus in Ankara su- che, um es in eine Univer- sitätsklinik umzuwandeln.

Der Pädiater sollte die ge- samte Säuglings- und Kinder- fürsorge in der Türkei auf- bauen. Die gleiche Aufgabe übernahm Arthur Schloß- mann um die Jahrhundert- wende in Deutschland.

Im November 1935 durfte Erna Eckstein schließlich mit ihren drei Söhnen aus Deutschland ausreisen und ihrem Mann folgen. Das Ver- mögen der Familie war kon- fisziert worden; das einzige, was sie rettete, waren Silber- besteck und Meißner Porzel- lan.

Die Jahre in der Türkei waren hochinteressant für

Deutsches Ärzteblatt

92,

Heft 33, 18. August 1995 (65)

A-2203

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Herausgeber: Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärzte- kammes) und Kassenärztliche Bundesvereinigung.

Offizielle Veröffentlichungen der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als Herausgeber des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES — Ärztliche Mitteilungen sind ausdrücklich als solche gekennzeichnet. Die mit DÄ gezeichneten Berichte und Kommentare sind redaktionseigene Beiträge; darin zum Ausdruck gebrachte Meinungen entsprechen der Auffassung der Schriftlei- tung. Mit anderen Buchstaben oder mit Verfassernamen gezeichnete Veröffentli- chungen geben in erster Linie die Auffassung der Autoren und nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Die angegebenen Dosierungen, Indikationen und Applikationsformen, vor allem von Neuzulassungen, sollten in jedem Fall mit den Beipackzetteln der verwendeten Medikamente verglichen werden.

Chefredakteur: Norbert Jachertz, Köln

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Die Zeitschrift erscheint wöchentlich (Doppelausgaben im Januar, Juni, Juli, Au- gust und Dezember). Jahresbezugspreis Inland DM 561,20, ermäßigter Preis für Studenten DM 134,50. Einzelheftpreis DM 12,20, Jahresbezugspreis Ausland DM 665,20. Preise inkl. Porto. Luftpostgebühren auf Anfrage. Bestellungen werden vom Verlag und vom Buch- und Zeitschriftenhandel entgegengenommen. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt 6 Wochen zum Ende des Kalenderjah- res. Für die Mitglieder einer Ärztekammer ist der Bezugspreis durch den Kam- merbeitrag abgegolten.

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Die Zeitschrift DEUTSCHES ÄRZTEBLATT — Ärztliche Mit- teilungen ist der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststel- lung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.) angeschlossen.

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L A-A013)

ISSN 0012-1207

Impressum

Deutsches Arzteblatt

Ärztliche Mitteilungen

FEUILLETON

Erna Eckstein. „15 Jahre leb- ten wir dort, und sie waren die glücklichsten Jahre in meinem Leben. Das Leben dort war ein Roman, ein Abenteuer." Erna Eckstein teilte die Arbeit und den All- tag mit ihrem Mann. So ist es ihrer gemeinsamen Arbeit zu verdanken, daß die Säug- lingssterblichkeit in der Tür- kei von 40 Prozent auf etwa 12 Prozent sank, daß Klini- ken entstanden und Müttern geholfen wurde.

Auftrag von Atatürk

Sie erhielten den Auftrag von Mustafa Kemal Pascha, dem 1934 von der National- versammlung der Ehrenna- me Atatürk verliehen wor- den war, die Kinder- und Säuglingsfürsorge im Land aufzubauen. Beide reisten jährlich über mehrere Mona- te von 1937 an durch die Pro- vinzen des Landes, unter- suchten die Kinder, erarbei- teten Statistiken über die Kindersterblichkeit, führten Schutzimpfungen ein und ga- ben Empfehlungen für ein Mindestmaß an Hygiene und die Sauberhaltung beispiels- weise des Trinkwassers. Ihre eigenen Kinder schickten die Ecksteins nach Beratung mit guten Freunden für eine Aus- bildung nach England. „Eine schwere, aber richtige Ent- scheidung", so Erna Eck- stein. Familie Eckstein lebte in der Türkei in der soge- nannten Deutschen Emi- granten-Kolonie; viele Exi- lanten gingen in dem stets of- fenen Haus ein und aus.

Im Zuge der Reformen von Kemal Atatürk kamen 50 medizinische Emigranten aus Deutschland in die Tür- kei, wo sie an der Moderni- sierung der Universität Istan- bul und am Aufbau der Uni- versität Ankara für verhält- nismäßig wenig Geld einen entscheidenden Anteil hat- ten.

1950 kehrten die Eck- steins zurück nach Deutsch- land. Albert Eckstein sollte, nachdem er mehrere Ange-

bote unter anderem aus Frei- burg, Gießen, Würzburg und Düsseldorf ablehnte, an der Hamburger Universität leh- ren. Ein halbes Jahr später, nach der Ankunft in Ham- burg, starb Albert Eckstein an einem Herzinfarkt. Erna Eckstein ging zurück nach Düsseldorf, wo sie Freunde hatte und für die „Internatio- nal Union for Child Welfare"

arbeitete. Damals war sie 55 Jahre alt.

1952 kehrte sie zurück in die Türkei und baute gemein- sam mit einem ehemaligen Oberarzt ihres Mannes eine neue Kinderklinik auf. Ihr äl- tester Sohn ging ebenfalls in die Türkei zurück, um Ende der 50er Jahre beim Aufbau einer chirurgischen Klinik in Ankara mitzuwirken.

Erna Eckstein lebt jetzt seit 40 Jahren in Cambridge.

Sie hat einen deutschen Paß, bezieht eine deutsche Pensi- on und spricht mit ihren Söh- nen deutsch. Cambridge ist für Erna Eckstein eine Oase der Ruhe, dies jedoch wider- spricht ihrem Naturell zu- tiefst. Sie ist eine aktive, vitale, unternehmungslustige Frau, die bis vor einiger Zeit durch die Welt reiste; sie nimmt energischen Anteil am Leben ihrer Familie, korre- spondiert mit Freunden und Bekannten auf dem ganzen Globus. Sie ist eine Frau der Tat und ist es immer gewesen und wird es mit Sicherheit noch bleiben. Erna Eckstein hat in ihren 100 Jahren an vielen Orten gelebt. Wo aber fühlt sie sich zu Hause? „Ei- gentlich bin ich nirgendwo zu Hause. Dresden, die Stadt meiner frühen Kindheit, ist zerstört, in Düsseldorf habe ich die Nazizeit erlebt; am glücklichsten war ich in der Türkei, und dennoch ist sie mir fremd. In Cambridge bin ich nun viel allein."

Anschrift für die Verfassen Dr. med. Sonja Kropp Medizinische Einrichtungen der Heinrich-Heine-Univer- sität, Zentrum für Kinder- heilkunde

Moorenstraße 5 40225 Düsseldorf

A-2204 (66) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 33, 18. August 1995

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