Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Aluminium-Toxizität
methoden sind unter anderem Neu- tronenaktivierungsanalyse sowie
Atomabsorptionsspektralphotome- trie. Der „Normalwert" Aluminium im Plasma wird mit 0,28 bis 0,41 mg/I veranschlagt (13), dabei ist je- doch zu beachten, daß — abhängig von der Zusammensetzung der Nah- rung — erhebliche Schwankungen zu erwarten sind. Eine Übersicht über
„Normalgehalte" von Aluminium in verschiedenen Körperflüssigkeiten und Geweben gibt Tabelle 3.
Die Aluminiumquelle ist nicht immer nur in den oral zugeführten alumi- niu mhaltigen Stoffen zur Phosphat- bindung zu suchen. Es ist auch be- schrieben, daß die Dialysierflüssig- keit hohe Aluminiumspiegel im Se- rum verursachen kann (5, 24). In die- sem Zusammenhang ist besonders daran zu denken, daß mancherorts das Leitungswasser, besonders wenn es stark sauer ist, einer Alumi- niumsulfatbehandlung unterzogen wird (6).
Schließlich ist noch an einen selte- neren Zwischenfall bei Dialysepa- tienten zu erinnern, der ebenfalls ei- ne schlechte Prognose hat (Mortali- tät etwa 70 Prozent). Hämodialyse- Patienten leiden oft unter Obstipa- tionen, die auf die permanente Aluminiumhydroxidbehandlung zu- rückgeführt werden. Die dabei ent- stehenden Kotsteine können eine Peritonitis mit Perforation des Ko- lons verursachen (22).
4. Schlußfolgerungen
Die Gabe von aluminiumhaltigen Antazida bei Patienten mit gestörter renaler Elimination und insbesonde- re die Therapie mit aluminiumhalti- gen Verbindungen zur Phosphatbin- dung bei Hämodialyse-Patienten be- darf einer strengen Überwachung.
Die Anwendung dieser Substanzen muß als mögliches Risiko für den urämischen Patienten betrachtet werden (1, 2, 23).
Dialysierflüssigkeit und Plasma der Patienten sind regelmäßig auf den Aluminiumgehalt zu überprüfen.
Dies hat jedoch allenfalls prophylak-
tische beziehungsweise diagnosti- sche Bedeutung, da es vorerst nicht möglich ist, „ungefährliche" Kon- zentrationen für Aluminium im Plas- ma oder in gut zugänglichen Gewe- ben anzugeben. Versuche mit BAL (Dimercaprol) zur Entfernung von Aluminium aus dem Organismus waren wenig erfolgreich. Es muß aber angemerkt werden, daß Alumi- nium bisher noch keine große Auf- merksamkeit auf sich gezogen hat, weder als Biometall noch als mögli:"
ches toxisches Metall. So gesehen, bedarf es dringend der systemati- schen Untersuchung der Möglich- keiten zur Ausschleusung von Alu- minium aus dem Organismus.
Ausdrücklich sei darauf hingewie- sen, daß gegenwärtig keine Veran- lassung zu Befürchtungen beim Ge- brauch von aluminiumhaltigen Ant- azida beim nierengesunden Patien- ten besteht. Erhöhte Aufmerksam- keit hinsichtlich der Dosierungsge- wohnheiten ist allerdings bei Pa- tienten mit eingeschränkter Nieren- funktion am Platze. Bislang gibt es keinen systematischen Vergleich der Aluminiumgehalte im Plasma und in den Organen von nierenge- sunden Patienten und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, die Antazida zur Behandlung der Über- säuerung des Magens, einer Gastri- tis oder bei Ulkusleiden über längere Zeit eingenommen haben. Derartige
„Kontrollwerte" sind außerordent- lich wichtig. Übrigens ist die Alumi- niumzufuhr mit der Nahrung im An- steigen begriffen wie Untersuchun- gen über die Aluminiumaufnahme in Nahrungsmittel, die in Aluminiumfo- lie gegart werden beziehungsweise von Fertiggerichten in Aluminium- behältnissen zeigen (20). Die Auf- nahme von Aluminium in den Orga- nismus auf diesem Wege ist jedoch vergleichsweise gering.
Anschrift der Verfasser:
Dr. rer. nat. Günter Becker Dr. med. Hermann Overhoff Professor Dr. med. Wolfgang Forth Institut für Pharmakologie und Toxikologie
der Ruhr-Universität Im Lottental
4630 Bochum
FÜR SIE GELESEN
Ergebnisse der Rektoskopie
bei asymptomatischen Patienten
Die Arbeitsgruppe um Gilbertsen führt in Minnesota seit 1948 Routi- neuntersuchungen bei asymptoma- tischen Patienten durch. In den Jah- ren 1948 bis 1976 haben insgesamt 21 150 Männer und Frauen sich wie- derholt rektoskopischen Untersu- chungen (113 803) unterzogen, im Durchschnitt 5,4 Rektoskopien pro Teilnehmer. Alle während dieser Un- tersuchungen gefundenen Polypen wurden konsequent abgetragen.
Bei der Erstuntersuchung wurden in den distalen 25 Zentimeter des Dick- darms 27 Adenokarzinome entdeckt mit einer 5-Jahres-Überlebensquote von 64 Prozent.
Während der nachfolgenden 92 650 Untersuchungen konnten weitere 13 Karzinome in einem frühen Stadium gefunden werden, die 5-Jahres-Hei- lung lag in dieser Gruppe bei 90 Pro- zent. Statistisch zu erwarten gewe- sen wären 90 Karzinome in diesem Zeitraum.
Durch die konsequente Polypekto- mie konnte somit die Rate der zu erwartenden Krebse auf 15 Prozent gesenkt werden. Auch die berichtete 5-Jahres-Überlebensquote liegt si- gnifikant über der des symptomati- schen Rektumkarzinoms (40 bis 50 Prozent). Die starre Rektosigmoido- skopie in fünfjährigem Intervall kann somit heute als eine effektive Unter- suchungsmethode zur Früherken- nung des Dickdarmkrebses angese- hen werden.
Als Vorsorgeuntersuchung für hö- her gelegene pathologische Befun- de kommt als Ergänzung die Unter- suchung auf okkultes. Blut in Fra- ge.
Gilbertsen, V. A.; Nelms, J. M.: The prevention of invasive cancer of the rectum. Cancer 41 (1978) 1137-1139, Department of Surgery, The Medical School, University of Minnesota, Min- neapolis, Minnesota
1642 Heft 24 vom 14. Juni 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT